HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Mün­chen, Be­schluss vom 07.07.2010, 5 TaBV 18/09

   
Schlagworte: Betriebsrat
   
Gericht: Landesarbeitsgericht München
Aktenzeichen: 5 TaBV 18/09
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 07.07.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht München, Beschluss vom 28.01.2009, 36 BV 252/07
   

5 TaBV 18/09
36 BV 252/07
(ArbG München)

 

Verkündet am: 07.07.2010
Gapp
Ur­kunds­be­am­ter
der Geschäfts­stel­le

 

Lan­des­ar­beits­ge­richt München

Im Na­men des Vol­kes

BESCHLUSS

In dem Be­schluss­ver­fah­ren

mit den Be­tei­lig­ten

 

1. Be­triebs­rat A-Stadt und Aus­land des G.- I. ver­tre­ten durch den Be­triebs­rats­vor­sit­zen­den A-Straße, A-Stadt

- An­trag­stel­ler und Be­tei­lig­ter zu 1 und Be­schwer­de­geg­ner -

Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­ter:

Rechts­an­walt D. D-Straße, D-Stadt

2. G. I.
A-Straße, A-Stadt

- Be­tei­lig­ter zu 2 und Be­schwer­deführer -

Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­te:

Rechts­anwältin B. B-Straße, A-Stadt

 

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hat die 5. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts München auf Grund der münd­li­chen Anhörung vom 16. Ju­ni 2010 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dr. Wanhöfer und die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Gei­er und Hu­ber

für Recht er­kannt:

1. Auf die Be­schwer­de des Be­tei­lig­ten zu 2) wird der Be­schluss des Ar­beits­ge­richts München vom 28.01.2009, Az.: 36 BV 252/07, ab­geändert:

Der An­trag wird ab­ge­wie­sen.

2. Die Rechts­be­schwer­de zum Bun­des­ar­beits­ge­richt wird zu­ge­las­sen.

 

Gründe:

I.

Die Be­tei­lig­ten strei­ten darüber, ob der An­trag­stel­ler (Be­triebs­rat) be­rech­tigt ist, Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen im Aus­land durch­zuführen.

Der Be­tei­lig­te zu 2) (Ar­beit­ge­ber) ist ein ein­ge­tra­ge­ner Ver­ein, des­sen sat­zungsmäßiger Zweck un­ter an­de­rem die Pfle­ge der deut­schen Spra­che im Aus­land und die Förde­rung der in­ter­na­tio­na­len kul­tu­rel­len Zu­sam­men­ar­beit so­wie die Ver­mitt­lung ei­nes um­fas­sen­den Deutsch­land­bil­des durch In­for­ma­tio­nen über das kul­tu­rel­le, ge­sell­schaft­li­che und po­li­ti­sche Le­ben ist. Zur Durchführung sei­ner Auf­ga­ben un­terhält der Ar­beit­ge­ber der­zeit welt­weit 147 Kul­tur­in­sti­tu­te im Aus­land und ne­ben der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in A-Stadt 13 In­sti­tu­te im In­land. Die In­sti­tu­te sind ein­zel­nen Re­gio­nen zu­ge­teilt, nämlich den Re­gio­nen Deutsch­land, Nord­west­eu­ro­pa, Südwest­eu­ro­pa, Südo­st­eu­ro­pa, Mit­tel­ost­eu­ro­pa, Ost­eu­ro­pa/Zen­tral­asi­en, Süda­si­en, Ost­asi­en, Südost­asi­en/Aus­tra­li­en/Neu­see­land, Nord­afri­ka/Nah­ost, Sub­sa­ha­ra/Afri­ka, Nord­ame­ri­ka, Südame­ri­ka und Chi­na. Für je­de der Re­gio-

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nen gibt es ei­ne Re­gio­nal­lei­tung. Den In­sti­tu­ten ste­hen In­sti­tuts­lei­ter vor (zur Ver­wal­tungs­struk­tur, Auf­ga­ben­ver­tei­lung und Ver­ant­wort­lich­kei­ten vgl. auch „Geschäfts­ord­nung des Ver­eins G.-I. für die Kul­tur­in­sti­tu­te im Aus­land“, Bl. 35 ff. d. A.). Die Aus­lands­in­sti­tu­te wer­den durch Zuschüsse der öffent­li­chen Hand fi­nan­ziert. Die In­sti­tu­te in Deutsch­land müssen sich selbst tra­gen, in der Re­gel durch kos­ten­pflich­ti­ge Se­mi­na­re und Deutsch­kur­se. Die in der Ver­wal­tungs­zen­tra­le ein­ge­stell­ten Mit­ar­bei­ter gehören über­wie­gend zum öffent­lich fi­nan­zier­ten Be­reich.

In den inländi­schen In­sti­tu­ten sind ört­li­che Be­triebsräte gewählt. Bei den Aus­lands­in­sti­tu­ten gibt es teil­wei­se Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tun­gen nach Orts­recht, so­wie nach ei­nem be­son­de­ren Re­gel­werk gewähl­te Ver­trau­ens­per­so­nen. Der an­trag­stel­len­de Be­triebs­rat ist bei der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in A-Stadt ge­bil­det. Es be­steht auch ein Ge­samt­be­triebs­rat.

Die Mit­ar­bei­ter des Ar­beit­ge­bers ha­ben, be­zo­gen auf ih­re ört­li­che Ein­satzmöglich­keit, ver­schie­de­ne Ver­trags­ge­stal­tun­gen. Ei­ne große Grup­pe (rund 325 Mit­ar­bei­ter) bil­den die so­ge­nann­ten „Ent­sand­ten“. Ihr Ar­beits­ver­trag enthält ei­ne welt­wei­te Ver­set­zungs­klau­sel. Un­ter die Ent­sand­ten fal­len ins­be­son­de­re die so­ge­nann­ten Do­zen­ten. Die­se müssen ein aka­de­mi­sches Stu­di­um ab­sol­viert ha­ben und durch­lau­fen vor ih­rer Über­nah­me in ein fes­tes Ar­beits­verhält­nis in der Re­gel ei­ne 14-mo­na­ti­ge in­ter­ne Aus­bil­dung („Do­zen­ten­aus­bil­dung“). Ne­ben den – dem höhe­ren Dienst zu­zu­rech­nen­den – Do­zen­ten gibt es auch ent­sand­te Mit­ar­bei­ter im ge­ho­be­nen Dienst, vor al­lem in den Be­rei­chen der Ver­wal­tung und der Bi­blio­theks­ar­beit. Da­ne­ben wer­den an den Aus­lands­in­sti­tu­ten et­wa 2000 Orts­kräfte beschäftigt, die für das je­wei­li­ge In­sti­tut an­ge­stellt sind. An den In­lands­in­sti­tu­ten gibt es auch Lehr­kräfte und sons­ti­ges Per­so­nal, die oh­ne ih­re Zu­stim­mung nicht ins Aus­land ver­setzt wer­den können.

Die Ent­sand­ten – das ent­spricht dem per­so­nel­len Kon­zept des Ar­beit­ge­bers – wer­den re­gelmäßig ver­setzt. Die In­lands­ver­wen­dung vor der Ver­set­zung ins Aus­land er­folgt nicht zwin­gend in der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in A-Stadt, son­dern kann auch an ei­nem In­lands­in­sti­tut statt­fin­den. Die Ver­weil­dau­er an ei­nem Aus­lands­in­sti­tut beträgt übli­cher­wei­se 4 bis 6 Jah­re. Häufig er­folgt die wei­te­re Ver­wen­dung an ei­nem an­de­ren Aus­lands­in­sti­tut. Bei ei­ner Rück­kehr ins In­land nach ei­ner Beschäfti­gung bei ei­nem oder meh­re­ren Aus­lands­in­sti­tu­ten er­folgt ei­ne In­lands­ver­wen­dung ent­we­der in der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in A-Stadt

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oder an ei­nem In­lands­in­sti­tut (vgl. zur Ver­tei­lung der Ver­set­zungs­va­ri­an­ten auch den nicht­be­strit­te­nen Vor­trag des Ar­beit­ge­bers mit Schrift­satz vom 28.04.2008, dort S. 7 un­ten f., Bl. 84 f. d. A.).

Ört­li­che Ver­set­zun­gen der Ent­sand­ten er­fol­gen al­so
- von der Zen­tra­le an ein Aus­lands- oder ein In­lands­in­sti­tut
- von ei­nem Aus­lands­in­sti­tut an ein an­de­res Aus­lands­in­sti­tut, ein In­lands­in­sti­tut oder
an die Zen­tra­le

oder

- von ei­nem In­lands­in­sti­tut an ein an­de­res In­lands­in­sti­tut, die Zen­tra­le oder ein Aus­lands­in­sti­tut.

Die Pla­nung die­ser Ver­set­zun­gen er­folgt in der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in A-Stadt. Ein­mal jähr­lich wer­den Ver­set­zun­gen ent­sand­ter Mit­ar­bei­ter vor­ge­nom­men (sog. Per­so­nal­run­de). Hier­zu er­folgt ei­ne sog. Jah­res­stel­len­be­kannt­ma­chung (vgl. Bl. 67 d. A.). Da­bei wer­den die Stel­len der Zen­tra­le so­wie der In­lands- und Aus­lands­in­sti­tu­te, die der Ro­ta­ti­on un­ter­lie­gen und zur Neu­be­set­zung an­ste­hen, aus­ge­schrie­ben. In der Ver­wal­tungs­zen­tra­le wird auch über Ein­stel­lung und et­wai­ge Kündi­gun­gen der Ent­sand­ten ent­schie­den. Hier wer­den die Per­so­nal­ak­ten geführt und ist die Ge­halts­buch­hal­tung an­ge­sie­delt. Die Vergütung – nach den Re­ge­lun­gen des TvöD und der ihn ergänzen­den Ta­rif­verträge – wird von Deutsch­land aus be­zahlt. Die Fort­bil­dung der Ent­sand­ten wird – in Ab­stim­mung mit ih­ren Vor­ge­setz­ten – in Deutsch­land or­ga­ni­siert und durch­geführt. Das Bud­get für Fort­bil­dun­gen ist zum Teil den Re­gio­nen zu­ge­wie­sen; im Übri­gen wird es von der Zen­tra­le ver­wal­tet. Die Mit­ar­bei­ter des Ar­beit­ge­bers ha­ben die „Geschäfts­ord­nung des Ver­eins G.-I. für die Kul­tur­in­sti­tu­te im Aus­land“ und die Ver­wal­tungs­handbücher zu be­fol­gen, die in der Zen­tra­le er­stellt wer­den. Glei­ches gilt für die so­ge­nann­ten AIZ-Rund­schrei­ben, die von der Zen­tra­le er­las­sen wer­den. Für die Pla­nung und Durchführung von Pro­jek­ten fin­det beim Ar­beit­ge­ber ei­ne Pro­jekt­pla­nungs­soft­ware An­wen­dung. Sie ermöglicht ei­ne Kon­trol­le des Pro­jekts durch die Zen­tra­le, in der sich auch der ent­spre­chen­de Ser­ver be­fin­det. Sie dient (auch) dem Zweck, ge­genüber dem Zu­schuss­ge­ber Re­chen­schaft über die Mit­tel­ver­wen­dung ab­zu­le­gen.

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Beim Ar­beit­ge­ber fin­den Jah­res­gespräche statt, die Vor­ge­setz­te mit der je­weils nach­fol­gen­den Hier­ar­chie­ebe­ne führen. De­tail­lier­te Zie­le wer­den da­bei von der Zen­tra­le nicht de­fi­niert. Die Re­gio­nal­lei­ter sind in der Um­set­zung der Vor­ga­ben in ih­ren In­sti­tu­ten weit­ge­hend frei. Die Jah­res­gespräche mit den ent­sand­ten Mit­ar­bei­tern wer­den vor Ort geführt, wo­bei Mit­ar­bei­ter der Zen­tra­le nicht an­we­send sind. Die Re­gio­nal- und In­sti­tuts­lei­ter sind ge­genüber den ih­nen un­ter­stell­ten Mit­ar­bei­tern, auch den Ent­sand­ten, wei­sungs­be­fugt. Die Ge­stal­tung des Dienst­pla­nes für die Ent­sand­ten, die An­ord­nung et­wai­ger Über­stun­den und die Er­tei­lung des Ur­laubs er­folgt durch ih­re Vor­ge­setz­ten vor Ort.

In der Ver­gan­gen­heit wur­de, be­zo­gen auf die Grup­pe der Ent­sand­ten, bei Per­so­nal­pla­nung und per­so­nel­len Ein­zel­maßnah­men der Be­triebs­rat der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in A-Stadt be­tei­ligt (ins­be­son­de­re auch nach §§ 99 ff. Be­trVG; - zu Ein­zel­hei­ten vgl. die – zwi­schen­zeit­lich gekündig­te – „Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung (GBV) zum Ver­fah­ren und zur be­triebsrätli­chen Be­tei­li­gung bei Per­so­nal­pla­nun­gen und Per­so­nal­maßnah­men“ vom 16.03.1998, Bl. 113 ff. d. A.). Die Ent­sand­ten wähl­ten auch den bei der Ver­wal­tungs­zen­tra­le ge­bil­de­ten Be­triebs­rat mit. Der Be­triebs­rat mach­te zu­neh­mend um­fas­sen­de Be­tei­li­gungs­rech­te für al­le Ent­sand­ten, so im Rah­men des Mit­be­stim­mungs­ka­ta­logs nach § 87 Be­trVG oder nach § 111 ff. Be­trVG bei ei­ner an­ge­nom­me­nen Be­triebsände­rung in ei­nem Aus­lands­in­sti­tut gel­tend. Der Ar­beit­ge­ber sieht ein al­le be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Kom­pe­ten­zen um­fas­sen­des Be­tei­li­gungs­recht des Be­triebs­ra­tes für die Ent­sand­ten als nicht ge­ge­ben an. Mit dem vor­lie­gen­den Ver­fah­ren möch­te der Be­triebs­rat fest­ge­stellt wis­sen, dass er be­rech­tigt ist, für Ent­sand­te im Aus­land Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen durch­zuführen.

Der Be­triebs­rat hat aus­geführt, die Ent­sand­ten würden von der Zen­tra­le ein­ge­stellt, sei­en in den Aus­lands­in­sti­tu­ten gemäß der ide­el­len Ziel­set­zung und da­mit nach den Vor­ga­ben des Ar­beit­ge­bers tätig, würden nicht für ei­nen dau­er­haf­ten Aus­lands­ein­satz beschäftigt und un­terlägen ei­nem je­der­zei­ti­gen Rück­ruf­recht, wo­nach sie nicht nur an an­de­re Stand­or­te im Aus­land, son­dern auch wie­der zurück nach Deutsch­land be­ru­fen wer­den könn­ten. Der Ar­beit­ge­ber, ins­be­son­de­re die Aus­lands­in­sti­tu­te, die dem öffent­li­chen Mit­tel­be­reich zu­zu­rech­nen sei­en, sei durch die Zen­tra­le ge­steu­ert. Die Zen­tra­le selbst be­ste­he zur über­wie­gen­den An­zahl aus Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern des öffent­li­chen Mit­tel­be­reichs, wel­che eben zur Or­ga­ni­sa­ti­on des­sel­ben beschäftigt würden. Je­der Ein­satz wer­de

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hier or­ga­ni­siert, in der Re­gel im Rah­men so­ge­nann­ter Ver­set­zungs­ket­ten, bei de­nen sämt­li­che Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des öffent­li­chen Mit­tel­be­reichs mit­be­trach­tet würden, wo­bei sich da­bei ein Han­deln ei­nes ein­zel­nen In­sti­tuts be­reits den­klo­gisch aus­sch­ließe. Nach wie vor gel­te der Grund­satz, dass je­der Ent­sand­te nach ei­nem Aus­lands­ein­satz ins In­land zurück­keh­re. Auch die alltägli­chen or­ga­ni­sa­to­ri­schen Vor­ga­ben würden zen­tral durch A-Stadt er­stellt und durch so­ge­nann­te AIZ zur welt­wei­ten Gel­tung ver­hol­fen. Auch die Geschäfts­ord­nung des Ver­eins G.-I. für die Kul­tur­in­sti­tu­te im Aus­land zei­ge, dass die Zen­tra­le den maßgeb­li­chen Be­zugs­punkt für das Dienst-, Beschäfti­gungs- und Un­ter­stel­lungs­verhält­nis der Ent­sand­ten dar­stel­le, wenn bei­spiels­wei­se auf das Be­schwer­de­recht der ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter gemäß §§ 84, 85 ver­wie­sen wer­de. Die Aus­strah­lungs­wir­kung sei da­mit ge­ge­ben. Be­triebs­ver­fas­sungs­recht­lich be­ste­he ein ein­heit­li­cher Be­trieb der Zen­tra­le und des Aus­lands, der von ei­ner ein­heit­li­chen Lei­tung in A-Stadt in den der Mit­be­stim­mung un­ter­lie­gen­den per­so­nel­len und so­zia­len An­ge­le­gen­hei­ten geführt wer­de. Die­ser Be­fund sei bis­her un­strei­tig ge­we­sen, eben­so, dass ei­ne Zuständig­keit für al­le Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des Aus­lands und der Zen­tra­le ge­ge­ben sei. Die an ein Aus­lands­in­sti­tut ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter und die Mit­ar­bei­ter in der Zen­tra­le hätten ein­heit­lich ihr pas­si­ves und ak­ti­ves Wahl­recht aus­geübt. Im Er­geb­nis lie­ge ein welt­weit ein­heit­li­cher Be­trieb, be­ste­hend aus der Zen­tra­le und den Aus­lands­in­sti­tu­ten vor. Des­sen Be­triebs­rat sei des­halb auch zu or­gan­schaft­li­chem Han­deln, wie ei­ner Teil­be­triebs­ver­samm­lung, im Aus­land be­rech­tigt. Das ent­spre­che dem Recht der Ent­sand­ten, die un­ter der Gel­tung des deut­schen Ar­beits­sta­tuts ih­re Be­triebs­ver­fas­sung in das Aus­land ge­nau­so mit­bräch­ten, wie sie auch dem öffent­lich-recht­li­chen Ar­beit­neh­mer­schutz Deutsch­lands während ih­rer Tätig­keit im Aus­land un­terlägen. Der Ter­ri­to­ri­al­grund­satz, für den in ei­ner pri­vat­recht­lich or­ga­ni­sier­ten Be­triebs­ver­fas­sung oh­ne­hin kein Raum sei, ste­he dem nicht ent­ge­gen (zum erst­in­stanz­li­chen Vor­trag des Be­triebs­ra­tes im Ein­zel­nen wird auf sei­ne Schriftsätze vom 21.05.2007, Bl. 1 ff. d. A., 3.12.2007, Bl. 30 ff. d. A., 25.03.2008, Bl. 62 ff. d. A. und 28.10.2008, Bl. 108 ff. d. A., nebst An­la­gen, Be­zug ge­nom­men).

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Der Be­triebs­rat hat be­an­tragt

1. Es wird fest­ge­stellt, dass der An­trag­stel­ler be­rech­tigt ist, Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen für ins Aus­land ent­sand­tes Per­so­nal, wel­ches der Zen­tra­le zu­zu­rech­nen ist, im Aus­land durch­zuführen.

2. Es wird fest­ge­stellt, dass der Be­tei­lig­te zu 2) dem An­trag­stel­ler Räume zur Durchführung von Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen im Aus­land zur Verfügung zu stel­len hat.

3. Es wird fest­ge­stellt, dass der Be­tei­lig­te zu 2) ver­pflich­tet ist, die er­for­der­li­chen Rei­se­kos­ten von Be­triebs­rats­mit­glie­dern zur Ab­hal­tung von Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen gemäß An­trag Nr. 1 zu tra­gen.

Der Ar­beit­ge­ber hat be­an­tragt,

die Anträge zurück­zu­wei­sen

und aus­geführt, der Be­triebs­rat könne nicht als Or­gan im Aus­land tätig wer­den. Nach dem Ter­ri­to­ria­litätsprin­zip be­schränke sich der räum­li­che Gel­tungs­be­reich des Be­trVG auf die Bun­des­re­pu­blik. Ei­ne persönli­che Aus­strah­lungs­wir­kung des Be­trVG berühre nicht ei­ne Or­gantätig­keit des Be­triebs­rats im Aus­land. So­weit ei­ne Aus­strah­lung vor­lie­ge, könne dies nur ei­ne Zuständig­keit aus­sch­ließlich für per­so­nel­le Ein­zel­maßnah­men nach sich zie­hen, da an­sons­ten im Er­geb­nis für die Führung der Be­trie­be im Aus­land bei mit­be­stim­mungs­pflich­ti­gen Tat­sa­chen das deut­sche Be­triebs­ver­fas­sungs­recht an­ge­wen­det wer­den müss­te. Im Übri­gen lie­ge hier außer­dem kei­ne Aus­strah­lung vor. Die Ent­sand­ten würden min­des­tens 4 – 6 Jah­re im Aus­land in ei­nen dor­ti­gen Be­trieb in­te­griert und ei­ner Aus­lands­ver­wen­dung an ei­nem Ort fol­ge meist ei­ne neue Ver­wen­dung an ei­nem an­de­ren ausländi­schen Dienst­ort. Ei­ne Ver­weil­dau­er von mehr als 10 Jah­ren im Aus­land sei da­mit re­gelmäßig der Fall. Ein je­der­zei­ti­ges willkürli­ches Rück­ruf­recht be­ste­he nicht. Auch sei­en die Ent­sand­ten vollständig in den ausländi­schen Be­trieb in­te­griert. Es ge­be dort ei­ne ei­ge­ne Lei­tung, ei­ge­ne Hier­ar­chi­en und ei­ge­ne Geschäfts­ver­tei­lungs­pläne. Bei den Re­gio­nal­lei­tern han­de­le es sich um lei­ten­de An­ge­stell­te, de­nen die Wei­sungs­be­fug­nis ge­gen-

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über den Ent­sand­ten der Re­gi­on ob­lie­ge. Sie müss­ten für die Ein­hal­tung der Zie­le sor­gen und die ent­spre­chen­den Maßnah­men ge­genüber den Mit­ar­bei­tern im Aus­land – Ent­sand­ten und Orts­kräften – durch­set­zen. Sie sei­en auch Vor­ge­setz­te der In­sti­tuts­lei­ter ih­rer Re­gi­on. Der In­sti­tuts­lei­ter wie­der­um lei­te sein In­sti­tut ei­gen­ver­ant­wort­lich. Die Ent­sand­ten würden in die Be­trie­be im In- und Aus­land mit dem ent­spre­chen­den Hier­ar­chie­sys­tem voll ein­ge­glie­dert. Der In­sti­tuts­lei­ter sei Vor­ge­setz­ter al­ler sei­ner Mit­ar­bei­ter und sein Vor­ge­setz­ter wie­der­um sei der Re­gio­nal­lei­ter, der – bis auf den Re­gio­nal­lei­ter Deutsch­land – eben­falls im Aus­land tätig sei. Er bzw. der In­sti­tuts­lei­ter übten al­le Wei­sun­gen hin­sicht­lich Ob, Wann und Wie der Tätig­kei­ten für sei­ne un­ter­ge­ord­ne­ten Mit­ar­bei­ter aus. Es sei un­rich­tig, dass die Ent­schei­dung über die Ver­set­zung al­lein die Zen­tra­le tref­fe. Sie neh­me die­se vor, je­doch nicht oh­ne Ab­stim­mung mit den Lei­ten­den der je­wei­li­gen Re­gi­on. Die Ent­sand­ten sei­en vor Ort in ein ei­genständi­ges be­trieb­li­ches Gefüge ein­ge­ord­net. Un­er­heb­lich sei, dass die Ent­sand­ten in der Ver­gan­gen­heit mit der Zen­tra­le zu­sam­men be­han­delt wor­den sei­en. Der Be­triebs­rat wol­le sei­ne Mit­be­stim­mungs- und Be­tei­li­gungs­rech­te im­mer wei­ter ins Aus­land aus­deh­nen, weg von den rei­nen Per­so­nal­maßnah­men hin zu Ver­ein­ba­run­gen zur men­schen­ge­rech­ten Ge­stal­tung von Ar­beitsplätzen im Aus­land, Ar­beits­zeit­re­ge­lun­gen für Aus­lands­in­sti­tu­te, die Durchführung von Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen im Aus­land, Mit­be­stim­mung bei Be­triebsände­run­gen im Aus­land, Be­tei­li­gung bei der Um­set­zung des deut­schen Bau­rechts im Aus­land, Mit­spra­che bei im Aus­land durch­geführ­ten Schu­lungs­maßnah­men und bei der Um­wand­lung von Ent­sand­ten- in Orts­kraft­stel­len. Dem Be­triebs­rat ste­he zu, sei­ne Rech­te aus­zuschöpfen, eben die­ses Recht neh­me da­her nun­mehr auch er (der Ar­beit­ge­ber) für sich in An­spruch (zum erst­in­stanz­li­chen Vor­trag des Ar­beit­ge­bers im Ein­zel­nen wird auf sei­ne Schriftsätze vom 7.11.2007, Bl. 25 ff. d. A., 18.12.2007, Bl. 45 ff. d. A. und 28.4.2008, Bl. 78 ff. d. A., nebst An­la­gen, Be­zug ge­nom­men).

Das Ar­beits­ge­richt hat mit Be­schluss vom 28.01.2009 den Anträgen des Be­triebs­rats statt­ge­ge­ben und aus­geführt, bei den Ent­sand­ten han­de­le es sich um Ar­beit­neh­mer der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in A-Stadt im Sin­ne von § 42 Abs. 1 S. 1 Be­trVG. Nach den Re­geln der so­ge­nann­ten Aus­strah­lung sei­en sie hier be­triebs­ver­fas­sungs­recht­lich zu­zu­ord­nen. Die für die Ar­beits­verhält­nis­se grund­le­gen­den Ent­schei­dun­gen in Ge­stalt der Ein­stel­lung und der Ver­set­zung in die kon­kre­ten Ar­beits­be­rei­che würden in A-Stadt ge­trof­fen, ver­bun­den mit der Tat­sa­che, dass von A-Stadt aus auch die tägli­che Ar­beit vor Ort stark un­mit-

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tel­bar be­ein­flusst wer­de. Die Ent­schei­dung über den Aus­lands­ein­satz und die Mit­ar­bei­ter­ro­ta­ti­on wer­de in A-Stadt or­ga­ni­siert. Die Zen­tra­le in A-Stadt sei auch für wei­te­re, ar­beits­recht­lich re­le­van­te As­pek­te zuständig, na­ment­lich in er­heb­li­chem Maße für die Fort­bil­dung der Mit­ar­bei­ter. Auch durch die für das Aus­land gel­ten­de Geschäfts­ord­nung und die Rund­schrei­ben so­wie durch den welt­weit zen­tral er­fol­gen­den Ein­satz der Pro­jekt­pla­nungs­soft­ware würden As­pek­te des All­tags­geschäfts un­mit­tel­bar von A-Stadt aus ge­steu­ert. Die durch die ge­nann­ten Umstände ge­schaf­fe­ne ma­te­ri­el­le Be­zie­hung zum In­lands­be­trieb wer­de we­der durch die Dau­er der Ent­sen­dung noch durch ei­ne Ein­glie­de­rung in den Be­trieb des je­wei­li­gen In­sti­tuts zerstört. Für je­den der ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter sei die grundsätz­li­che recht­li­che Ver­pflich­tung ge­ge­ben, im In­land tätig zu wer­den. Auch dass – zu­min­dest teil­wei­se – von ei­ner ausländi­schen Ar­beits­stel­le auf ei­ne an­de­re ge­wech­selt wer­de, ha­be kei­ne er­heb­li­che Be­deu­tung, weil grund­le­gen­de Ent­schei­dun­gen wie alltägli­che Vor­ga­ben für al­le ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter von A-Stadt aus er­folg­ten. Ei­ne Voll­ver­samm­lung al­ler Ar­beit­neh­mer könne auf­grund der Ei­gen­art des Be­trie­bes nicht statt­fin­den. Das Ter­ri­to­ria­litätsprin­zip be­sa­ge nur, dass die An­wen­dung des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes ei­nen im In­land ge­le­ge­nen Be­trieb vor­aus­set­ze. Eben­so­we­nig wie es ei­ner Aus­strah­lung des In­lands­be­triebs auf ins Aus­land ent­sand­te Mit­ar­bei­ter ent­ge­gen­ste­he, ver­bie­te es ein or­gan­schaft­li­ches Tätig­wer­den im Aus­land. Es er­schei­ne kon­se­quent, al­le Hand­lun­gen zu­zu­las­sen, die den vom persönli­chen Gel­tungs­be­reich des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes er­fass­ten Ar­beit­neh­mern zu die­nen be­stimmt sei (zur Be­gründung des Ar­beits­ge­richts im Ein­zel­nen wird auf den Be­schluss vom 28.01.2009, Bl. 132 ff. d. A., Be­zug ge­nom­men).

In sei­ner Be­schwer­de be­tont der Ar­beit­ge­ber noch ein­mal, dass die Aus­landstätig­keit der ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter nicht als Aus­strah­lung des In­lands­be­triebs zu wer­ten sei. Es sei schon nicht nach­voll­zieh­bar, dass während der Zeit der Ent­sen­dung ins Aus­land ein an­de­rer Be­triebs­rat, nämlich der An­trag­stel­ler zuständig sein sol­le als vor dem Aus­lands­ein­satz, wenn nämlich der Ent­sand­te zu­vor an ei­nem In­lands­in­sti­tut und nicht in der Zen­tra­le tätig ge­we­sen sei. Oh­ne­hin sei die Tätig­keit der Ent­sand­ten ge­ra­de nicht zeit­lich be­schränk­ter Na­tur, son­dern be­tra­ge an ei­nem Aus­lands­stand­ort übli­cher­wei­se 4 – 6 Jah­re. Das Be­rufs­bild der Ent­sand­ten sei da­durch ge­kenn­zeich­net, dass, ab­ge­se­hen von ein­zel­nen Pha­sen im In­land, die meis­te Zeit im Aus­land ver­bracht wer­de. Sehr häufig wer­de von ei­ner Aus­lands­stel­le auf die nächs­te Aus­lands­stel­le ver­setzt. Es be­ste­he kein je­der-

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zei­ti­ges be­son­de­res Rück­ruf­recht, son­dern die für An­ge­stell­te des öffent­li­chen Diens­tes übli­che Ver­set­zungs­klau­sel nach § 4 Abs. 1 TvöD, nur um die Möglich­keit der welt­wei­ten Ver­set­zung mo­di­fi­ziert. Die Ent­sand­ten sei­en in den ausländi­schen Be­trieb ein­ge­glie­dert. Kon­kre­te Ein­zel­wei­sun­gen er­folg­ten aus der Zen­tra­le nicht. Das tägli­che Geschäft wer­de völlig selbständig vor Ort ab­ge­wi­ckelt. Selbst­verständ­lich müss­ten sich die ein­zel­nen In­sti­tu­te an all­ge­mei­ne Vor­ga­be der Zen­tra­le hal­ten. Es sei ge­ra­de das We­sen ei­nes welt­weit täti­gen Un­ter­neh­mens, dass ei­ne Cor­po­ra­te Iden­ti­ty be­ste­he und nicht je­de Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­heit nach ih­ren ei­ge­nen Vor­ga­ben han­de­le. Rund­schrei­ben aus der Zen­tra­le ent­hiel­ten übli­cher­wei­se all­ge­mei­ne Hin­wei­se, z. B. auf Ge­set­zesände­run­gen oder An­wei­sun­gen des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums. Sie ent­hiel­ten, an­ders als vom Ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men, kei­ne An­wei­sun­gen, die das tägli­che Geschäft der Aus­lands­in­sti­tu­te di­rekt steu­er­ten, son­dern hätten viel­mehr ei­nen über­ge­ord­ne­ten Cha­rak­ter. Es sei selbst­verständ­lich, dass die Ent­sand­ten von der Zen­tra­le ein­ge­stellt würden, da sich hier die Per­so­nal­ab­tei­lung be­fin­de. Auch müss­ten, al­lein schon auf­grund der welt­wei­ten Ver­set­zungs­ket­ten, die Ver­set­zun­gen von der Zen­tra­le aus ko­or­di­niert wer­den. Al­ler­dings hätten die Re­gio­nal­in­sti­tu­te ein großes Mit­spra­che­recht bei der Be­set­zung von Ent­sand­ten­stel­len. Dass der Be­triebs­rat sämt­li­che Ver­set­zungs­ket­ten im In- und Aus­land mit­be­stimmt ha­be, lie­ge an ei­ner Ei­ni­gung mit dem Ge­samt­be­triebs­rat aus dem Jah­re 1998. Die Kündi­gung die­ser Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung sei er­folgt, da der An­trag­stel­ler im­mer mehr Mit­be­stim­mungs­rech­te im Aus­land wie Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen, Mit­be­stim­mung bei Be­triebsände­run­gen an den Aus­lands­in­sti­tu­ten nach §§ 111 ff. Be­trVG oder men­schen­ge­rech­te Ge­stal­tung der Ar­beitsplätze an den In­sti­tu­ten im Aus­land für sich re­kla­mie­re. Da­mit wer­de ei­ne grundsätz­li­che Klärung not­wen­dig. Sch­ließlich lie­ge oh­ne­hin ei­ne Teil­ver­samm­lung im Sin­ne von § 42 Abs. 1 S. 3 Be­trVG nicht vor, wenn nur be­stimm­te Grup­pen von Ar­beit­neh­mern zu ei­ner Ver­samm­lung ein­be­ru­fen würden. Ei­ne Ver­samm­lung der Ent­sand­ten am je­wei­li­gen Aus­lands­in­sti­tut stel­le si­cher­lich kei­ne Teil­ver­samm­lung im Sin­ne des Ge­set­zes dar, da an den Aus­lands­in­sti­tu­ten teil­wei­se nur ein bis zwei Ent­sand­te beschäftigt sei­en, so dass von ei­nem Fo­rum der Aus­spra­che im Sin­ne ei­nes Aus­tauschs der Mit­ar­bei­ter un­ter­ein­an­der kei­ne Re­de sein könne. Die Be­triebs­größe der Zen­tra­le spre­che nicht ge­gen ei­ne ein­heit­li­che Ver­samm­lung. Auch der Um­stand, dass Be­triebsstätten räum­lich weit aus­ein­an­der lägen, sei ge­ne­rell noch kein Grund für ei­ne Teil­ver­samm­lung. Ei­ne Durchführung von re­gio­na­len Teil­ver­samm­lun­gen wäre eben­falls mit er­heb­li­chen An­rei­se­we­gen für die Ent­sand­ten ver­bun­den. Sch­ließlich sei noch ein­mal dar-

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auf hin­zu­wei­sen, dass ein or­gan­schaft­li­ches Han­deln des Be­triebs­rats im Aus­land un­zulässig sei (zur Be­schwer­de­be­gründung des Ar­beit­ge­bers im Ein­zel­nen wird auf sei­nen Schrift­satz vom 19.05.2009, Bl. 215 ff. d. A., Be­zug ge­nom­men).

Der Ar­beit­ge­ber be­an­tragt:

1. Der Be­schluss des Ar­beits­ge­richts München vom 28.01.2009 – Az. 36 BV 252/07 – wird ab­geändert.

2. Die Anträge des Be­triebs­rats wer­den zurück­ge­wie­sen.

 

Der Be­triebs­rat be­an­tragt,

die Be­schwer­de des Ar­beit­ge­bers zurück­zu­wei­sen

und ver­tei­digt den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts. Das Ar­beits­ge­richt ha­be in Übe­rein­stim­mung mit dem Bun­des­ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men, dass die Aus­strah­lungs­prin­zi­pi­en er­for­der­ten, dass für in das Aus­land ent­sand­te Mit­ar­bei­ter wei­ter­hin kon­kre­te ma­te­ri­el­le Be­zie­hun­gen zum In­lands­be­trieb bestünden. Nicht nur die Dau­er der Ent­sen­dung und die Fra­ge der In­te­gra­ti­on in ei­nen ausländi­schen Be­trieb spie­le da­bei ei­ne we­sent­li­che Rol­le, son­dern auch an­de­re In­di­zi­en sei­en zu würdi­gen. Die­se bestünden dar­in, dass zunächst die Zen­tra­le in A-Stadt die für die Ar­beits­verhält­nis­se grund­le­gen­den Ent­schei­dun­gen in Ge­stalt von Ein­stel­lun­gen, Ver­set­zun­gen und Kündi­gun­gen tref­fe und wei­ter­hin die Tat­sa­che hin­zu­kom­me, dass von A-Stadt aus auch die tägli­che Ar­beit vor Ort an den Aus­lands­in­sti­tu­ten stark un­mit­tel­bar be­ein­flusst wer­de. In­di­zi­en sei­en hier Ent­schei­dun­gen der Zen­tra­le über die Fort­bil­dung der ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter, die Pflicht, Geschäfts­ord­nun­gen, Rund­schrei­ben mit Wei­sung­s­cha­rak­ter, den Geschäfts­ver­tei­lungs­plan und das Ver­wal­tungs­hand­buch zu be­fol­gen, die welt­wei­te An­wen­dung der Pro­jekt­pla­nungs­soft­ware, das be­ste­hen­de Ver­set­zungs­recht und die ein­zel­ver­trag­li­che Ro­ta­ti­ons­ver­pflich­tung der ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter. Dass Ent­sand­te vor ih­rer Ent­sen­dung ins Aus­land nicht zwin­gend in

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der Zen­tra­le beschäftigt sei­en, möge im Ein­zel­fall rich­tig sein, ob­wohl über 95 % der Mit­ar­bei­ter von dem Be­trieb „Zen­tra­le und das Aus­land“ ent­sandt würden. Selbst wenn aber ei­ne di­rek­te Ent­sen­dung von ei­nem In­lands­in­sti­tut in ein Aus­lands­in­sti­tut er­fol­ge, han­de­le es sich be­triebs­ver­fas­sungs­recht­lich um ei­nen Ein­stel­lungs­vor­gang in den Be­trieb „Zen­tra­le und des Aus­lands“. Bei den Aus­lands­in­sti­tu­ten han­de­le es sich auch nicht um ei­nen Be­trieb im Sin­ne der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts. Der Lei­tungs­ap­pa­rat in der Zen­tra­le in A-Stadt ent­schei­de über die we­sent­li­chen der so­zia­len und per­so­nel­len Mit­be­stim­mung un­ter­lie­gen­den Maßnah­men. Dar­an ände­re auch der Um­stand nichts, dass der Re­gio­nal­lei­ter und der In­sti­tuts­lei­ter Vor­ge­setz­ten­funk­tio­nen ausübten. Ent­schei­dend sei viel­mehr, dass die we­sent­li­chen Sat­zungs­zwe­cke im All­tags­geschäft vom Lei­tungs­ap­pa­rat in A-Stadt ent­schie­den würden. Mit Hil­fe der an­ge­wand­ten Pro­jekt­pla­nungs­soft­ware würden al­le Ar­beits­schrit­te welt­weit mit al­len Be­tei­lig­ten und al­len Ein­flussmöglich­kei­ten der Zen­tra­le von der Ab­wick­lung und Ab­rech­nung bis hin zur Fi­nan­zie­rung un­ter Ein­fluss und letzt­end­li­cher Be­stim­mung der Zen­tra­le ab­lau­fen. Un­zu­tref­fend be­strei­te der Ar­beit­ge­ber, dass die Ent­sand­ten im Aus­land den Geschäfts­ord­nun­gen mit wei­te­ren Wei­sun­gen (AIZ) un­terlägen. Das Ar­gu­ment, die Be­triebs­ver­fas­sung las­se sich mit Blick auf die Orts­kräfte nur ein­heit­lich durchführen, wer­de schon durch die Recht­spre­chung zum Ein­satz von Leih­ar­beit­neh­mern nach dem Ar­beit­neh­merüber­las­sungs­ge­setz ent­kräftet. Der Ter­ri­to­ri­al­grund­satz ste­he ei­nem Tätig­wer­den des Be­triebs­rats im Aus­land nicht ent­ge­gen. Es ha­be sei­nen Grund dar­in, dass die Gren­zen von Wei­sungs­macht und Ge­stal­tungs­frei­heit des Ar­beit­ge­bers durch die Be­triebs­ver­fas­sung zu Recht als zu­gehörig zur rich­ti­gen An­wen­dung des Ar­beits­sta­tuts be­trach­tet würden. Un­be­scha­det hier­von be­sa­ge das Ter­ri­to­ri­al­prin­zip, wie vom Ar­beits­ge­richt über­zeu­gend aus­geführt, dass die An­wen­dung des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes ei­nen im In­land ge­le­ge­nen Be­trieb vor­aus­set­ze. Zweck von Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen sei es, ein Fo­rum zu bie­ten, in dem der Be­triebs­rat Re­chen­schaft über sei­ne Tätig­keit ab­le­ge und ei­nen Mei­nungs­aus­tausch zwi­schen der Be­leg­schaft und dem Be­triebs­rat statt­fin­den könne. Die­ser Zweck könne we­gen der Ei­gen­art des Be­trie­bes „Zen­tra­le und des Aus­lands“ nur im Aus­land er­reicht wer­den. Trotz der vom Bun­des­ar­beits­ge­richt in sei­nem Be­schluss vom 27.05.1982 er­ho­be­nen Be­den­ken sei nicht er­sicht­lich, wel­che Gründe ei­ne Gleich­set­zung des räum­li­chen Gel­tungs­be­reichs des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes mit dem Hand­lungs­spiel­raum des Be­triebs­ra­tes recht­fer­ti­gen könne. Die Vor­aus­set­zun­gen der Durchführung von Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen gemäß § 42 Abs. 1 S. 2 Be­trVG sei­en ge­ge­ben (zur Be­schwer­de­er­wi­de­rung des

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Be­triebs­rats im Ein­zel­nen wird auf den Schrift­satz vom 27.07.2009, Bl. 252 ff. d. A., Be­zug ge­nom­men).

II.

Die Be­schwer­de des Ar­beit­ge­bers ist zulässig und auch in der Sa­che be­gründet.

1.

Frag­lich ist be­reits, ob der An­trag zu 1) des Be­triebs­ra­tes den Be­stimmt­heits­er­for­der­nis­sen des § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO genügt.

a)
Ein An­trag im Be­schluss­ver­fah­ren muss eben­so be­stimmt sein wie ein sol­cher im Ur­teils­ver­fah­ren. § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO ist nach ständi­ger Recht­spre­chung auf das Be­schluss­ver­fah­ren ent­spre­chend an­zu­wen­den. Der Streit­ge­gen­stand muss so ge­nau be­zeich­net wer­den, dass die ei­gent­li­che Streit­fra­ge selbst mit Rechts­kraft­wir­kung zwi­schen den Be­tei­lig­ten ent­schie­den wer­den kann (BAG vom 03.06.2003 – 1 ABR 19/02, APNr. 1 zu § 89 Be­trVG 1972; vom 17.06.1997 – 1 ABR 10/97).

Zwi­schen den Be­tei­lig­ten ist nicht nur strei­tig, ob der Be­triebs­rat über­haupt be­rech­tigt sein kann, im Aus­land Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen durch­zuführen. Um­strit­ten ist ins­be­son­de­re auch, ob und wenn ja wel­che der ins Aus­land ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter dem vom An­trag­stel­ler ver­tre­te­nen Be­trieb zu­zu­ord­nen sind. In die­sem Zu­sam­men­hang wird zwi­schen den Be­tei­lig­ten dis­ku­tiert, für wel­che ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter ei­ne so­ge­nann­te Aus­strah­lung an­ge­nom­men wer­den kann.

Mit dem An­trag, fest­zu­stel­len, dass der Be­triebs­rat be­rech­tigt ist, „Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen für ins Aus­land ent­sand­tes Per­so­nal, wel­ches der Zen­tra­le zu­zu­rech­nen ist“, im Aus­land durch­zuführen, bleibt ei­ne mit der The­ma­tik Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen im Aus­land un­mit­tel­bar im Zu­sam­men­hang ste­hen­de und zwi­schen den Be­tei­lig­ten strei­ti­ge Fra-

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ge of­fen, denn ei­ner ent­spre­chen­den Te­n­o­rie­rung ließe sich nicht ent­neh­men, wel­ches ins Aus­land ent­sand­te Per­so­nal der Zen­tra­le zu­zu­rech­nen ist. Der Streit­ge­gen­stand ist nicht so kon­kret um­schrie­ben, dass die Streit­fra­ge zwi­schen den Be­triebs­par­tei­en mit Rechts­kraft­wir­kung ent­schie­den würde (vgl. BAG vom 18.08.2009 – 1 ABR 43/08, NZA 2009, S. 1434).

Un­klar bleibt womöglich auch, ob der Be­triebs­rat ne­ben den ty­pi­schen Ent­sen­dungsfällen der un­be­fris­tet Beschäftig­ten, die auch in In­lands­in­sti­tu­ten ein­ge­setzt wer­den, auch die Per­so­nen­grup­pe von Un­ter­richts- und Kul­tur­ex­per­ten meint, die vom Ar­beit­ge­ber auf drei Jah­re be­fris­tet für ei­ne aus­sch­ließli­che Beschäfti­gung in Aus­lands­in­sti­tu­ten ein­ge­stellt wer­den. In ei­nem Ver­fah­ren vor dem Ar­beits­ge­richt München (22 BV 120/08) und im Be­schwer­de­ver­fah­ren vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt München (11 TaBV 114/08) mach­te der Be­triebs­rat für Mit­ar­bei­ter im Zu­sam­men­hang mit ih­rer Ein­stel­lung Mit­be­stim­mungs­rech­te nach § 99 Be­trVG gel­tend. Ar­gu­ment des Be­triebs­ra­tes war eben­falls, die Lei­tungs­macht wer­de von der Zen­tra­le in A-Stadt aus­geübt und letzt­lich würden die­se Mit­ar­bei­ter nicht für das Aus­land ein­ge­stellt, son­dern vor der Zen­tra­le ins Aus­land ent­sandt. In ei­nem wei­te­ren Ver­fah­ren mach­te der Be­triebs­rat – oh­ne Er­folg – die Auf­he­bung der Ein­stel­lung sol­cher be­fris­tet beschäftig­ten Un­ter­richts- und Kul­tur­ex­per­ten gel­tend (An­trag ab­ge­wie­sen mit Be­schluss des Ar­beits­ge­richts München vom 28.10.2008, 21 BV 584/07; Be­schwer­de zurück­ge­wie­sen mit Be­schluss des LAG München vom 30.12.2009, 8 TaBV 112/08; Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de zurück­ge­wie­sen mit Be­schluss des BAG vom 23.06.2010, 7 ABN 23/10).

b)
Woll­te der Be­triebs­rat nur die Fra­ge geklärt ha­ben, ob Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen im Aus­land über­haupt zulässig sind, würde das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se nach § 256 Abs. 1 ZPO feh­len. Ein sol­ches fehlt nämlich, wenn durch die Ent­schei­dung kein Rechts­frie­den ge­schaf­fen wird, weil nur ein­zel­ne Ele­men­te ei­nes Rechts­verhält­nis­ses zur Ent­schei­dung des Ge­richts ge­stellt wer­den. Die Rechts­kraft der Ent­schei­dung muss wei­te­re ge­richt­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen über die zwi­schen den Par­tei­en strit­ti­gen Fra­gen um den­sel­ben Fra­gen­kom­plex aus­sch­ließen (BAG vom 21.04.2010 – 4 AZR 755/08).

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Das wäre nicht der Fall, wenn mit dem An­trag des Be­triebs­ra­tes letzt­lich nur geklärt würde, dass Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen im Aus­land grundsätz­lich zulässig sind. Die Ent­schei­dung des Ge­richts wäre nur ei­ne Art gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me zu ei­nem Teil­kom­plex der zwi­schen den Be­tei­lig­ten strei­ti­gen Fra­gen, denn min­des­tens eben­so we­sent­lich in die­sem Zu­sam­men­hang ist die Fra­ge, für wel­che Mit­ar­bei­ter sol­che Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen ab­ge­hal­ten wer­den dürfen. Ei­ne Ent­schei­dung hierüber bleibt nach dem vom Be­triebs­rat ge­stell­ten Fest­stel­lungs­an­trag aus­ge­klam­mert.

2.

Der An­trag des Be­triebs­ra­tes ist aber je­den­falls un­be­gründet.

a)
Zwei­fel­haft ist be­reits, ob im Aus­land über­haupt Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen im Sin­ne des § 42 Abs. 1 S. 3 Be­trVG ab­ge­hal­ten wer­den können.

Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat mit Be­schluss vom 27.05.1982 (6 ABR 28/80, AP Nr. 3 zu § 42 Be­trVG 1972) ent­schie­den, dass, weil auch die Teil­be­triebs­ver­samm­lung ein Or­gan der Be­triebs­ver­fas­sung sei, sol­che Ver­samm­lun­gen nicht für das Aus­land ein­be­ru­fen und dort ab­ge­hal­ten wer­den könn­ten. Es be­ste­he nach dem Be­trVG kei­ne Zuständig­keit des Be­triebs­ra­tes, im Aus­land Be­triebs­ver­samm­lun­gen oder Teil- bzw. Ab­tei­lungs­ver­samm­lun­gen ein­zu­be­ru­fen und durch Be­triebs­rats­mit­glie­der lei­ten zu las­sen.

Der Be­schluss hat im Schrift­tum al­ler­dings Kri­tik er­fah­ren. Ge­wich­ti­ge Stim­men in der Li­te­ra­tur ge­hen da­von aus, dass für im Aus­land täti­ge Ar­beit­neh­mer, die zu ei­nem inländi­schen Be­trieb gehören, Teil­ver­samm­lun­gen im Aus­land durch­geführt wer­den können (vgl. et­wa Fit­ting, Be­trVG § 42 Rn. 55; Ri­char­di-An­nuß, Be­trVG vor § 42 Rn. 9; GK-Be­trVG-We­ber § 42 Rn. 24 und GK-Be­trVG-Fran­zen § 1 Rn. 12; Beitz­ke, Anm. zu BAG vom 27.05.1982, AP Nr. 3 zu § 42 Be­trVG 1972). Die­ser Auf­fas­sung hat sich auch das Erst­ge­richt an­ge­schlos­sen.

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b)
Die Streit­fra­ge kann hier letzt­lich of­fen blei­ben. Ab­wei­chend vom Ar­beits­ge­richt geht die Be­schwer­de­kam­mer nicht da­von aus, dass die Ent­sand­ten – je­den­falls nicht al­le – Be­triebs­an­gehöri­ge des Be­trie­bes der A’er Ver­wal­tungs­zen­tra­le der Ar­beit­ge­be­rin sind. Da­bei ist auch zu berück­sich­ti­gen, dass ein An­trag im ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren, mit dem der Be­triebs­rat ein Recht glo­bal für ei­ne un­ein­ge­schränk­te Viel­zahl von Fall­ge­stal­tun­gen in An­spruch nimmt, ins­ge­samt un­be­gründet ist, wenn es Fall­ge­stal­tun­gen gibt, in de­nen dem Be­triebs­rat das be­tref­fen­de Recht nicht zu­steht (BAG vom 10.03.2009 – 1 ABR 87/07, NZA 2010, S. 180).

Teil­be­triebs­ver­samm­lun­gen durch den an­trag­stel­len­den Be­triebs­rat können nach § 42 Abs. 1 Be­trVG nur mit Ar­beit­neh­mern ab­ge­hal­ten wer­den, die be­triebs­ver­fas­sungs­recht­lich dem von ihm ver­tre­te­nen Be­trieb zu­zu­rech­nen sind. Zu den kon­sti­tu­ti­ven Merk­ma­len der Be­triebs­zu­gehörig­keit gehört nicht nur, dass der Ar­beit­neh­mer in ei­nem Ar­beits­verhält­nis zum In­ha­ber des Be­trie­bes steht, son­dern auch des­sen tatsächli­che Ein­glie­de­rung in die Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on des Ar­beit­ge­bers. Die tatsächli­che Ein­glie­de­rung in die Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on ist An­knüpfungs­punkt für die be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Be­triebs­zu­gehörig­keit (vgl. BAG vom 20.04.2005 – 7 ABR 20/04, NZA 2005, S. 1006).

Dass die be­fris­tet für ei­ne Tätig­keit an ei­nem Aus­lands­in­sti­tut ein­ge­stell­ten Un­ter­richts- und Kul­tur­ex­per­ten we­gen feh­len­dem In­lands­be­zug be­triebs­ver­fas­sungs­recht­lich nicht der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in A-Stadt zu­zu­rech­nen sind, hat die 11. Kam­mer des LAG München mit rechts­kräfti­gem Be­schluss vom 08.07.2009 (11 TaBV 114/08) be­reits ent­schie­den, eben­so die 8. Kam­mer mit Be­schluss vom 30.12.2009 (8 TaBV 112/08; Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de zurück­ge­wie­sen, BAG vom 23.06.2010 – 7 ABN 23/10).

Auch wenn man den An­trag des Be­triebs­ra­tes aber da­hin aus­legt, ge­meint sei­en nur un­be­fris­tet Beschäftig­te, die auf­grund ei­ner welt­wei­ten Ver­set­zungs­klau­sel so­wohl im In­land, als auch im Aus­land ein­ge­setzt wer­den und die ins Aus­land ent­sandt sind, hat er kei­nen Er­folg.

aa)

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Ein ein­heit­li­cher Be­trieb „Zen­tra­le und Aus­lands­in­sti­tu­te“, wie er dem Be­triebs­rat vor­schwebt, liegt nicht vor. Bei den ein­zel­nen In­sti­tu­ten han­delt es sich um ei­genständi­ge be­trieb­li­che Or­ga­ni­sa­tio­nen. Die­se In­sti­tu­te sind auf Dau­er ge­schaf­fe­ne ei­genständi­ge Ein­rich­tun­gen, de­ren Be­stand nicht von den Ent­sand­ten abhängt, son­dern die auch mit rund sie­ben Mal so vie­len Orts­kräften ar­bei­ten. Die Ei­genständig­keit spie­gelt sich auch in den Lei­tungs­struk­tu­ren wie­der, denn die In­sti­tu­te ha­ben je­weils ei­genständi­ge Lei­tun­gen mit ei­ge­nen Kom­pe­ten­zen in so­zia­len und per­so­nel­len An­ge­le­gen­hei­ten. Al­len­falls für die Ent­sand­ten (welt­weit rund 325 Per­so­nen ge­genüber rund 2.000 Orts­kräften) sind die Kom­pe­ten­zen in per­so­nel­len An­ge­le­gen­hei­ten et­was zurück­ge­drängt. Dass die In­lands­in­sti­tu­te ei­ge­ne Be­trie­be dar­stel­len ist zwi­schen den Be­tei­lig­ten un­strei­tig – was sich auch in der Wahl ei­ge­ner ört­li­cher Be­triebsräte aus­drückt – ob­wohl auch die­se Ent­sand­te beschäfti­gen und Re­gle­men­tie­run­gen durch die Ver­wal­tungs­zen­tra­le un­ter­lie­gen, die Pro­jekt­soft­ware ver­wen­den etc.. Es wäre lo­gisch nicht nach­voll­zieh­bar, den Aus­lands­in­sti­tu­ten hier­von ab­wei­chend ih­re ei­ge­ne be­triebs­or­ga­ni­sa­to­ri­sche Iden­tität ab­zu­spre­chen. Der Hin­weis des Be­triebs­ra­tes, dass die­se im Un­ter­schied zu den In­lands­in­sti­tu­ten öffent­lich fi­nan­ziert wer­den, ist für ei­ne sol­che Schluss­fol­ge­rung kei­ne aus­rei­chen­de Be­gründung.

Selbst wenn man aber an­neh­men woll­te, bei den Aus­lands­in­sti­tu­ten han­de­le es sich we-en der staf­fen Führung durch Geschäfts­ord­nung, Ver­wal­tungs­handbücher und AIZ-Rund­schrei­ben le­dig­lich um Be­triebs­tei­le, käme § 4 Abs. 1 S. 1 Be­trVG zur An­wen­dung. Da­nach gel­ten Be­triebs­tei­le als selbständi­ge Be­trie­be, wenn sie die Vor­aus­set­zun­gen des § 1 Abs. 1 S. 1 Be­trVG erfüllen und räum­lich weit vom Haupt­be­trieb ent­fernt oder durch Auf­ga­ben­be­reich und Or­ga­ni­sa­ti­on ei­genständig sind. Dass so­wohl ei­ne wei­te Ent­fer­nung, als auch ei­ne re­la­ti­ve or­ga­ni­sa­to­ri­sche Ver­selbständi­gung vor­liegt, kann kei­nem Zwei­fel un­ter­lie­gen. Das auch hin­sicht­lich im Aus­land be­le­ge­ner Be­triebs­tei­le an­wend­ba­re Ter­ri­to­ria­litätsprin­zip lässt sich hier nicht mit dem Ar­gu­ment aus­he­beln, denk­bar wahl­be­rech­tigt (vgl. § 1 Abs. 1 S. 1 Be­trVG) sei­en nur die Ent­sand­ten, des­we­gen käme § 4 Abs. 1 S. 1 Be­trVG gar nicht zur An­wen­dung.

bb)
Ei­ne Zu­gehörig­keit der in die Aus­lands­in­sti­tu­te ent­sand­ten Mit­ar­bei­ter zum Be­trieb der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in A-Stadt ließe sich des­halb nur mit der im Ver­fah­ren ausführ­lich dis­ku­tier­ten Aus­strah­lungs­wir­kung erklären.

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Grundsätz­lich können auch im Aus­land täti­ge Ar­beit­neh­mer An­gehöri­ge ei­nes inländi­schen Be­trie­bes sein. Zwar rich­tet sich der räum­li­che An­wen­dungs­be­reich des Be­trVG nach ständi­ger Recht­spre­chung nach dem so­ge­nann­ten Ter­ri­to­ria­litätsprin­zip. An­knüpfungs­punkt ist hier­nach der Sitz des Be­trie­bes (vgl. et­wa BAG vom 16.01.1990 – 1 ABR 47/88). Dies be­deu­tet al­ler­dings nicht, dass deut­sches Be­triebs­ver­fas­sungs­recht auf im Aus­land beschäftig­te Ar­beit­neh­mer stets un­an­wend­bar wäre. Viel­mehr fin­det es auf die­se dann An­wen­dung, wenn sich die Aus­landstätig­keit als „Aus­strah­lung“ des In­lands­be­trie­bes dar­stellt. Da­bei geht es nicht um ei­ne Fra­ge des räum­li­chen, son­dern der persönli­chen Gel­tungs­be­reichs des Be­trVG. Es wird nicht der räum­li­che Gel­tungs­be­reich des Be­trVG auf das Aus­land er­streckt. Viel­mehr wer­den im Aus­land täti­ge Ar­beit­neh­mer vom persönli­chen An­wen­dungs­be­reich des Be­trVG er­fasst, weil sie trotz ih­rer Aus­landstätig­keit ei­nem inländi­schen und da­mit im räum­li­chen An­wen­dungs­be­reich des Be­trVG lie­gen­den Be­trieb zu­gehören. Die Fra­ge, ob ein Ar­beit­neh­mer trotz sei­ner Aus­landstätig­keit dem In­lands­be­trieb zu­gehört, ist da­bei grundsätz­lich nach den all­ge­mei­nen Kri­te­ri­en der Be­triebs­zu­gehörig­keit zu ent­schei­den (BAG vom 22.03.2000 – 7 ABR 34/98, NZA 2000, S. 1119).

cc)
Mit dem Be­griff der „Aus­strah­lung“ ist da­bei häufig nicht viel ge­won­nen; ihm kann kein Maßstab ent­nom­men wer­den, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen Ar­beit­neh­mer im Aus­land dem deut­schen Be­triebs­ver­fas­sungs­recht un­ter­lie­gen. Mit dem Be­griff wird le­dig­lich um­schrie­ben, dass die Be­triebs­zu­gehörig­keit nicht des­halb en­det, weil ein Ar­beit­neh­mer vorüber­ge­hend im Aus­land tätig wird (Ri­char­di-Ri­char­di, Be­trVG, Einl. zu § 1 Rn. 74).

In der Rechts­an­wen­dung wer­den im Zu­sam­men­hang mit dem Be­griff der Aus­strah­lung In­di­zi­en her­an­ge­zo­gen, die in ei­ner Art Ge­samt­schau dar­auf­hin be­wer­tet wer­den, ob ei­ne Be­zie­hung zum In­lands­be­trieb vor­liegt, die es recht­fer­tigt, die Aus­landstätig­keit der im In­land ent­fal­te­ten Be­triebstätig­keit zu­zu­rech­nen. Nach dem Bun­des­ar­beits­ge­richt sind maßgeb­lich ins­be­son­de­re die Dau­er der Aus­landstätig­keit und die Fra­ge, ob und wie­weit der Ar­beit­neh­mer im Aus­land in ei­ne be­trieb­li­che Struk­tur ein­ge­glie­dert ist. Ein hin­rei­chen­der Be­zug zum In­lands­be­trieb feh­le in der Re­gel bei dau­ernd im Aus­land täti­gen Ar­beit­neh­mern, wo­bei je­doch ein vom Ar­beit­ge­ber vor­be­hal­te­nes Rück­ruf­recht ein star­kes

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In­diz für ei­nen fort­be­ste­hen­den In­lands­be­zug sein könne, so­fern es prak­ti­sche Be­deu­tung ha­be. Ein In­lands­be­zug könne sich auch dar­aus er­ge­ben, dass das Di­rek­ti­ons­recht ge­genüber dem Ar­beit­neh­mer vom inländi­schen Be­trieb aus­geübt wer­de, wenn ei­ne Ein­glie­de­rung in ei­ne ausländi­sche Be­triebs­struk­tur nicht fest­stell­bar sei (BAG vom 20.02.2001 – 1 ABR 30/00, NZA 2001, S. 1033 – ; vgl. auch BAG vom 22.03.2000 – 7 ABR 34/98, NZA 2000, S. 1119; vom 16.01.1990 – 1 ABR 47/88; vom 07.12.1989 – 2 AZR 228/89, NZA 1990, S. 658; vom 21.10.1980 – 6 AZR 640/79, AP Nr. 17 In­ter­nat. Pri­vat­recht; vom 25.04.1978 – 6 ABR 2/77, AP Nr. 16 In­ter­nat. Pri­vat­recht).

dd)
Je­den­falls für Ar­beit­neh­mer, die nicht nur für ei­ne zeit­lich be­fris­te­te Auf­ga­be ins Aus­land ent­sandt wer­den, son­dern de­ren Aus­lands­auf­ent­halt auf länge­re Zeit und nicht nur auf die Er­le­di­gung ei­nes be­stimm­ten Pro­jek­tes an­ge­legt ist, darf die Be­triebs­zu­gehörig­keit als maßgeb­li­ches Kri­te­ri­um bei al­len Be­son­der­hei­ten ei­nes Aus­lands­ein­sat­zes nicht aus dem Au­ge ver­lo­ren wer­den. Die Zu­gehörig­keit zur Be­leg­schaft ei­nes Be­trie­bes lässt sich nicht al­lein mit ei­ner Ver­set­zungs­klau­sel be­gründen, die es dem Ar­beit­ge­ber ermöglicht, den Ar­beit­neh­mer in ei­nen In­lands­be­trieb zurück­zu­ver­set­zen, schon gar nicht, wenn der „Rück­ruf“ mögli­cher­wei­se in ei­nen an­de­ren In­lands­be­trieb er­folgt.

Die für das Be­ste­hen ei­ner Be­triebs­zu­gehörig­keit not­wen­di­ge tatsächli­che Ein­glie­de­rung in die Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on setzt zwar nicht vor­aus, dass der Ar­beit­neh­mer sei­ne Ar­bei­ten auf dem Be­triebs­gelände ver­rich­tet. Der Be­triebs­be­griff ist nicht in dem Sin­ne räum­lich zu ver­ste­hen, dass mit der Gren­ze des Be­triebs­grundstücks oder der Be­triebsräume der Be­triebs­be­reich en­det. Be­triebs­zu­gehörig können auch Ar­beit­neh­mer sein, die ih­re Tätig­keit außer­halb der Be­triebsräume ver­rich­ten, wie dies für Außen­dienst­mit­ar­bei­ter, wie et­wa Bau­ar­bei­ter, Kraft­fah­rer, Mon­teu­re, Rei­se­lei­ter, Zei­tungs­aus­träger etc. an­er­kannt ist (vgl. auch § 5 Abs. 1 S. 1 Be­trVG). Ent­schei­dend ist, ob der Ar­beit­ge­ber mit Hil­fe der Ar­beit­neh­mer den ar­beits­tech­ni­schen Zweck sei­nes Be­trie­bes ver­folgt (BAG vom 22.03.2000 – 7 ABR 34/98, NZA 2000, S. 1119).

Über­tra­gen auf Aus­lands­sach­ver­hal­te ist für ei­ne fort­be­ste­hen­de Be­triebs­zu­gehörig­keit ent­schei­dend, ob der Ar­beit­neh­mer auch im Aus­land im Rah­men der Zweck­set­zung ei­nes kon­kre­ten inländi­schen Be­triebs tätig wird und in­so­weit auch im Aus­land wie zu­vor schon

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den von dort aus­ge­hen­den Wei­sun­gen un­ter­liegt (Fit­ting, Be­trVG § 1 Rn. 26; GK-Be­trVG/Fran­zen § 1 Rn. 12) Bei ei­ner Rei­se­lei­te­rin mit dau­ern­der Aus­landstätig­keit konn­te das Bun­des­ar­beits­ge­richt den In­lands­be­zug be­ja­hen, weil die­se Tätig­keit oh­ne In­te­gra­ti­on in ei­nen Aus­lands­be­trieb statt­fand und weil die Ar­beit­neh­me­rin, ab­ge­se­hen von der Rück­rufmöglich­keit, un­mit­tel­bar dem Di­rek­ti­ons­recht der im In­lands­be­trieb täti­gen Vor­ge­setz­ten un­ter­wor­fen war (vgl. BAG vom 07.12.1989 – 2 AZR 228/89, NZA 1990, S. 658). Das ent­spricht der be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Ein­ord­nung sons­ti­ger Außen­dienst­mit­ar­bei­ter.

c)
Vor­lie­gend sind die Ent­sand­ten in ei­ne im Aus­land ge­le­ge­ne be­trieb­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on ein­ge­glie­dert und un­ter­lie­gen in ih­rer tägli­chen Ar­beit un­mit­tel­bar den Wei­sun­gen der ört­li­chen In­sti­tuts­lei­ter, z. T. auch der Re­gio­nal­lei­ter. Ver­wie­sen wer­den kann bei ih­nen auch nicht dar­auf, dass sie nur für kur­ze Zeit (z. B. im Rah­men ei­nes Pro­jek­tes) ent­sandt wer­den, al­so so­zu­sa­gen nur „Gast“ in der be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on im Aus­land blei­ben. Ty­pisch und prägend für ihr Tätig­wer­den ist viel­mehr ei­ne vol­le In­te­gra­ti­on in das Aus­lands­in­sti­tut für er­heb­li­che Zeiträume.

aa)
Ein lo­gi­scher Bruch in der Ar­gu­men­ta­ti­on des Be­triebs­ra­tes liegt schon bezüglich der­je­ni­gen Ent­sand­ten vor, die vor ih­rem Aus­lands­ein­satz nicht in der Ver­wal­tungs­zen­tra­le, son­dern in ei­nem In­lands­in­sti­tut tätig wa­ren. Die Be­gründung, ei­ne Be­triebs­zu­gehörig­keit sei bei der Ver­wal­tungs­zen­tra­le ge­ge­ben, weil hier ei­ne zen­tra­le Steue­rung des Per­so­nen­krei­ses der Ent­sand­ten ver­an­kert sei, und zwar durch Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se bei per­so­nel­len Ein­zel­maßnah­men, Vor­ga­ben durch Geschäfts­ord­nung, Ver­wal­tungs­handbücher und ver­bind­li­chen Rund­schrei­ben (AIZ) so­wie zen­tra­le Pro­jekt­pla­nungs­soft­ware, so­wie zen­tra­le Steue­rung der Fort­bil­dung, trifft wei­test­ge­hend auch auf die­je­ni­gen Beschäftig­ten mit ei­ner ent­spre­chen­den welt­wei­ten Ver­set­zungs­klau­sel zu, die ge­ra­de in ei­nem In­lands­in­sti­tut tätig sind. Es ist nicht zu er­ken­nen, dass die­se Mit­ar­bei­ter den Ein­flüssen der Ver­wal­tungs­zen­tra­le we­ni­ger aus­ge­setzt sein sol­len, als die Ent­sand­ten in ei­nem Aus­lands­in­sti­tut.

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Nicht ein­mal der Be­triebs­rat be­haup­tet aber, so­weit er­sicht­lich, dass die ent­spre­chen­den Mit­ar­bei­ter in den In­lands­in­sti­tu­ten Be­triebs­an­gehöri­ge der A’er Ver­wal­tungs­zen­tra­le sei­en. Ei­ne be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Ver­tre­tung durch ei­nen weit ent­fern­ten Be­triebs­rat ei­ner Ver­wal­tungs­zen­tra­le, ob­wohl vor Ort ein ei­ge­ner Be­triebs­rat ge­bil­det ist, würde auch kaum ak­zep­tiert wer­den. Der Be­triebs­rat be­hilft sich mit ei­nem „Kunst­kniff“, der ar­gu­men­ta­tiv aber nicht trägt. Er be­haup­tet, bei ei­ner Ent­sen­dung ei­nes Mit­ar­bei­ters aus ei­nem In­lands­in­sti­tut in ein Aus­lands­in­sti­tut lie­ge ei­ne Ver­set­zung die­ses Mit­ar­bei­ters in den Be­trieb „Ver­wal­tungs­zen­tra­le und des Aus­lands“ vor. Dass es die­sen Be­trieb we­gen der or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ei­genständig­keit der Aus­lands­in­sti­tu­te (die ja ge­genüber der Ver­wal­tungs­zen­tra­le nicht we­ni­ger ei­genständig sind als die In­lands­in­sti­tu­te) nicht gibt, wur­de schon dar­ge­legt. Ei­ne Ver­set­zung in die Ver­wal­tungs­zen­tra­le fin­det nicht statt, denn der Mit­ar­bei­ter fängt dort we­der zu ar­bei­ten an, noch verändert sich qua­li­ta­tiv bei ei­nem Wech­sel von ei­nem In­lands­in­sti­tut an ein Aus­lands­in­sti­tut an der Ein­fluss­nah­me der Ver­wal­tungs­zen­tra­le auf sei­ne Tätig­keit et­was. Bei­spiels­wei­se sind die be­haup­te­ten Steue­rungsmöglich­kei­ten durch Ein­satz ei­ner Pro­jekt­pla­nungs­soft­ware ge­genüber ei­nem Mit­ar­bei­ter an ei­nem In­lands­in­sti­tut kei­ne an­de­ren, als die ge­genüber ei­nem Mit­ar­bei­ter an ei­nem Aus­lands­in­sti­tut.

Ei­ne Aus­strah­lungs­wir­kung wäre in die­sen Fällen al­so al­len­falls sei­tens des In­lands­in­sti­tuts denk­bar, in dem der Ent­sand­te zu­letzt tätig war (im Er­geb­nis eben­falls nicht, denn es fin­det im Aus­lands­in­sti­tut ei­ne ver­gleich­ba­re Ein­glie­de­rung statt, wie zu­letzt im In­lands­in­sti­tut).

Schon von da­her ist der An­trag des Be­triebs­ra­tes al­so un­be­gründet.

bb)
Darüber hin­aus hat die Kam­mer auch er­heb­li­che Zwei­fel dar­an, ob für die zu­vor in der Ver­wal­tungs­zen­tra­le Beschäftig­ten und aus­sch­ließlich an ein Aus­lands­in­sti­tut Ent­sand­ten über­haupt noch ei­ne fort­be­ste­hen­de Be­triebs­zu­gehörig­keit in der A’er Ver­wal­tungs­zen­tra­le an­ge­nom­men wer­den kann.

Die Ent­sand­ten wer­den nach Auf­fas­sung der Be­schwer­de­kam­mer vollständig im Aus­lands­in­sti­tut ein­ge­glie­dert. Das Di­rek­ti­ons­recht bezüglich ih­rer tägli­chen Ar­beit übt der In-

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sti­tuts­lei­ter, zum Teil auch der Re­gio­nal­lei­ter, aus. Das Schwer­ge­wicht der Wei­sun­gen in der Um­set­zung des­sen, was die Ent­sand­ten im Aus­lands­in­sti­tut er­brin­gen sol­len, liegt vor Ort. Bei 147 Aus­lands­in­sti­tu­ten ist dies auch nicht an­ders vor­stell­bar. Dass die be­ruf­li­che Tätig­keit der Ent­sand­ten im We­ge von Ein­zel­wei­sun­gen um­fas­send vom In­land aus ge­stal­tet wer­den soll, ist vom Be­triebs­rat zwar be­haup­tet wor­den, für die Be­schwer­de­kam­mer aber nicht nach­voll­zieh­bar. Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se der Ver­wal­tungs­zen­tra­le sind nur hin­sicht­lich grund­le­gen­der und nicht die tägli­che Ar­beit be­tref­fen­der per­so­nel­ler Ein­zel­maßnah­men wie Ein­stel­lung, Ver­set­zung und Ent­las­sung vor­be­hal­ten und in ei­ner zen­tra­len Per­so­nal­ab­tei­lung an­ge­sie­delt. Das geht nicht über das hin­aus, was in vie­len Un­ter­neh­men oder Un­ter­neh­mens­zu­sam­men­schlüssen für be­stimm­te zen­tral ver­wal­te­te Mit­ar­bei­ter­grup­pen (z. B. In­ge­nieu­re mit un­ter­neh­mens- oder kon­zern­wei­ten Ver­set­zungs­klau­seln) üblich ist, oh­ne dass an ei­ner Ein­glie­de­rung im je­wei­li­gen Beschäfti­gungs­be­trieb Zwei­fel bestünden.

Die Führung der In­sti­tu­te durch Geschäfts­ord­nung, Ver­wal­tungs­handbücher und AIZ-Rund­schrei­ben ist beim Ar­beit­ge­ber si­cher­lich straff und er­sicht­lich vom Bemühen ge­kenn­zeich­net, welt­weit nach ei­ner be­stimm­ten Auf­bau­or­ga­ni­sa­ti­on und in­halt­li­chen Stan­dards zu ar­bei­ten. Eben­so­we­nig wie der Ein­satz sol­cher Steue­rungs­in­stru­men­te der Ver­wal­tungs­zen­tra­le ei­nes Un­ter­neh­mens aber zur An­nah­me führen kann, es lie­ge un­ter­neh­mens­weit nur noch ein Be­trieb vor, kann die Tat­sa­che, dass ein Mit­ar­bei­ter-Rund­schrei­ben der Ver­wal­tungs­zen­tra­le zu be­fol­gen hat und mit ei­ner zen­tra­len Pro­jekt­pla­nungs­soft­ware ar­bei­tet, zur Fol­ge ha­ben, dass er dem Be­trieb der Ver­wal­tungs­zen­tra­le als be­leg­schafts­an­gehörig zu­zu­rech­nen ist.

Be­trof­fen von ver­bind­li­chen Rund­schrei­ben und der Pro­jekt­pla­nungs­soft­ware sind im Übri­gen nicht nur die Ent­sand­ten, son­dern auch die Orts­kräfte und die Mit­ar­bei­ter an den In­lands­in­sti­tu­ten. Be­trof­fen sind auch die be­fris­tet ein­ge­stell­ten Un­ter­richts- und Kul­tur­ex­per­ten, für die die 8. und die 11. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts über­zeu­gend fest­ge­stellt hat, dass ei­ne Zu­gehörig­keit zum Be­trieb der Ver­wal­tungs­zen­tra­le nicht fest­ge­stellt wer­den kann. Den Ausführun­gen der 8. Kam­mer, die kon­kre­te Durchführung und Um­set­zung der Auf­ga­ben samt des da­zu ein­geräum­ten Spiel­rau­mes ob­lie­ge al­lei­ne den ein­zel­nen In­sti­tu­ten vor Ort und ent­schei­dend sei, dass die un­mit­tel­ba­re Vor­ge­setz­ten­stel­lung von dem Lei­ter des Aus­lands­in­sti­tuts wahr­ge­nom­men wer­de, der für die Um­set­zung und

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Rea­li­sie­rung der Vor­ga­ben der Zen­tra­le durch sei­ne Mit­ar­bei­ter ver­ant­wort­lich sei, schließt sich die Be­schwer­de­kam­mer an.

cc)
Ergänzend ist aus­zuführen, dass die Be­schwer­de­kam­mer auch das Ar­gu­ment des Be­triebs­ra­tes, die Ent­sand­ten würden im Rah­men der Zweck­set­zung der Ver­wal­tungs­zen­tra­le tätig, nicht über­zeu­gend fin­det. Da­hin­ter steckt mögli­cher­wei­se ei­ne Ver­wechs­lung der un­ter­neh­me­ri­schen bzw. ide­el­len Zweck­set­zung des Ar­beit­ge­bers als Un­ter­neh­men und der ar­beits­tech­ni­schen Zweck­set­zung der Ver­wal­tungs­zen­tra­le in Ab­gren­zung zur ar­beits­tech­ni­schen Zweck­set­zung ei­nes Aus­lands­in­sti­tuts (vgl. all­ge­mein die Un­ter­schei­dung der Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­grif­fe „Un­ter­neh­men“ und „Be­trieb“ an­hand ih­rer un­ter­schied­li­chen Zweck­set­zung).

Dass die Ent­sand­ten in Erfüllung der ide­el­len Zweck­set­zung des Ar­beit­ge­bers ins Aus­land an die dor­ti­gen Lan­des­in­sti­tu­te ent­sandt wer­den, ist selbst­verständ­lich. Auf der ar­beits­tech­ni­schen Ebe­ne wer­den die aus der Ver­wal­tungs­zen­tra­le Ent­sand­ten aber nicht mehr als An­gehöri­ge ei­ner Zen­tral­ver­wal­tung, al­so mit der Ziel­rich­tung Ver­wal­tung und Steue­rung des Ge­samt­ap­pa­ra­tes des Ar­beit­ge­bers, tätig, son­dern in Erfüllung des Ver­mitt­lungs­auf­tra­ges im je­wei­li­gen Land. Die Zweck­set­zung der Tätig­keit im be­trieb­li­chen Sin­ne un­ter­schei­det sich fun­da­men­tal (wie z. B. die ei­nes Mit­ar­bei­ters in ei­nem Kul­tus­mi­nis­te­ri­um von der ei­nes Leh­rers an ei­ner Schu­le nach sei­ner Ver­set­zung dort­hin).

III.

Die Rechts­be­schwer­de wird für den Be­triebs­rat zu­ge­las­sen, §§ 92 Abs. 1, 72 Abs. 1, Abs. 2 Ziff. 1 ArbGG.

 

Rechts­mit­tel­be­leh­rung:

Ge­gen die­sen Be­schluss kann der An­trag­stel­ler Rechts­be­schwer­de ein­le­gen.

Für den An­trags­geg­ner ist ge­gen die­sen Be­schluss kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

- 24 -

Die Rechts­be­schwer­de muss in­ner­halb ei­ner Frist von ei­nem Mo­nat ein­ge­legt und in­ner­halb ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten be­gründet wer­den.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Be­schlus­ses, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung des Be-chlus­ses.

Die Rechts­be­schwer­de muss beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt

Hu­go-Preuß-Platz 1

99084 Er­furt

Post­an­schrift:

Bun­des­ar­beits­ge­richt

99113 Er­furt

Te­le­fax-Num­mer:

0361 2636-2000

ein­ge­legt und be­gründet wer­den.

Die Rechts­be­schwer­de­schrift und die Rechts­be­schwer­de­be­gründung müssen von ei­nem Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

Es genügt auch die Un­ter­zeich­nung durch ei­nen Be­vollmäch­tig­ten der Ge­werk­schaf­ten und von Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie von Zu­sam­men­schlüssen sol­cher Verbände
- für ih­re Mit­glie­der
- oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der

oder

von ju­ris­ti­schen Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich in wirt­schaft­li­chem Ei­gen­tum ei­ner der im vor­ge­nann­ten Ab­satz be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen,

- 25 -

- wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt
- und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.
In je­dem Fall muss der Be­vollmäch­tig­te die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Zur Möglich­keit der Rechts­be­schwer­de­ein­le­gung mit­tels elek­tro­ni­schen Do­ku­ments wird auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 09.03.2006 (BGBl. I, 519 ff.) hin­ge­wie­sen. Ein­zel­hei­ten hier­zu un­ter http://www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de

 

Dr. Wanhöfer 

Gei­er 

Hu­ber

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