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BAG, Ur­teil vom 19.01.2016, 9 AZR 507/14

   
Schlagworte: Krankheit, Mehrurlaub, Arbeitsunfähigkeit
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 9 AZR 507/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 19.01.2016
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Bamberg - Kammer Coburg -, Endurteil vom 12.12.2013 - 4 Ca 722/13
Landesarbeitsgericht Nürnberg, Urteil vom 27.05.2014 - 7 Sa 32/14
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

9 AZR 507/14
7 Sa 32/14
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Nürn­berg 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
19. Ja­nu­ar 2016

UR­TEIL

Brüne, Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Neun­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 19. Ja­nu­ar 2016 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Brühler, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Suckow und Klo­se so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Kran­zusch und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Pie­lenz für Recht er­kannt:

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1. Auf die Re­vi­si­on der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Nürn­berg vom 27. Mai 2014 - 7 Sa 32/14 - auf­ge­ho­ben.

2. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts Bam­berg - Kam­mer Co­burg - vom 12. De­zem­ber 2013 - 4 Ca 722/13 - wird zurück­ge­wie­sen.

3. Der Kläger hat die Kos­ten der Be­ru­fung und der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über Ur­laubs­ansprüche des Klägers aus dem Jahr 2012.

Die Be­klag­te beschäftigt den Kläger seit 1968 als Tech­ni­kums­mit­ar­bei­ter in ei­ner Fünf­ta­ge­wo­che. Die Par­tei­en wen­den auf ihr Ar­beits­verhält­nis den zwi­schen der Be­klag­ten und der IG Me­tall ge­schlos­se­nen Haus­ta­rif­ver­trag vom 26. März 2012 an. Die­ser ver­weist in § 2 Ziff. 1 Buchst. a auf den Man­tel­ta­rif­ver­trag für die Ar­beit­neh­mer der baye­ri­schen Me­tall- und Elek­tro­in­dus­trie vom 23. Ju­ni 2008 (MTV), in dem ua. Fol­gen­des ge­re­gelt ist:

„§ 18 Ur­laubs­re­ge­lung

A. All­ge­mei­ne Be­stim­mun­gen

1. Je­der Ar­beit­neh­mer hat in je­dem Ka­len­der­jahr (Ur­laubs­jahr) An­spruch auf be­zahl­ten Er­ho­lungs­ur­laub. ...
...
7. Der An­spruch auf Ur­laub er­lischt drei Mo­na­te nach Ab-lauf des Ur­laubs­jah­res, es sei denn, dass er er­folg­los gel-tend ge­macht wur­de. ...
...

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B. Ur­laubs­dau­er

1. Die Ur­laubs­dau­er beträgt 30 Ar­beits­ta­ge, wenn die in­di­vi­du­el­le re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit des Ar­beit­neh­mers auf 5 Ta­ge je Ka­len­der­wo­che ver­teilt ist.
...“

Im Jahr 2012 gewähr­te die Be­klag­te dem Kläger an zwölf Ar­beits­ta­gen Ur­laub. Die Be­klag­te ge­neh­mig­te darüber hin­aus den vom Kläger be­an­trag­ten Ur­laub vom 20. De­zem­ber 2012 bis zum 18. Ja­nu­ar 2013. Vom 14. De­zem­ber 2012 bis zum 7. Ju­ni 2013 war der Kläger krank­heits­be­dingt ar­beits­unfähig. Nach sei­ner Ge­ne­sung be­an­trag­te der Kläger, ihm vom 10. Ju­ni bis zum 3. Ju­li 2013 Ur­laub zu gewähren. Die Be­klag­te gewähr­te dem Kläger Ur­laub vom 10. bis zum 21. Ju­ni 2013 ver­bun­den mit dem Hin­weis, zehn Ta­ge des aus dem Jahr 2012 stam­men­den Ur­laubs sei­en be­reits ver­fal­len.

Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ihm stünden noch zehn Ur­laubs­ta­ge aus dem Jahr 2012 zu. Das Fris­ten­re­gime des MTV un­ter­schei­de sich nicht vom Fris­ten­re­gime des BUrlG.

Der Kläger hat zu­letzt be­an­tragt 

fest­zu­stel­len, dass ihm aus dem Jahr 2012 zehn Ur­laubs-ta­ge bzw. zehn Ta­ge be­zahl­te Frei­stel­lung zu­ste­hen.

Die Be­klag­te hat die Ab­wei­sung der Kla­ge mit der Be­gründung be­an­tragt, der vom Kläger be­an­spruch­te Ur­laub sei mit Ab­lauf des 31. März 2013 ver­fal­len.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung des Klägers hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts ab­geändert und der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on be­gehrt die Be­klag­te die Wie­der­her­stel­lung der erst­in­stanz­li­chen Ent­schei­dung.

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Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Re­vi­si­on der Be­klag­ten ist be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat das kla­ge­ab­wei­sen­de Ur­teil des Ar­beits­ge­richts zu Un­recht ab­geändert und der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Der Kläger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf wei­te­re zehn Ar­beits­ta­ge Ur­laub aus dem Jahr 2012. Die Be­klag­te hat den aus dem Jahr 2012 stam­men­den An­spruch des Klägers auf ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub durch die Gewährung von 20 Ar­beits­ta­gen Ur­laub erfüllt (§ 362 Abs. 1 BGB). Der darüber hin­aus­ge­hen­de An­spruch auf ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub ging un­ge­ach­tet der krank­heits­be­ding­ten Ar­beits­unfähig­keit des Klägers mit Ab­lauf des 31. März 2013 un­ter. Ein An­spruch des Klägers auf Er­satz­ur­laub be­steht nicht, da sich die Be­klag­te vor die­sem Zeit­punkt nicht in Ver­zug mit der Ur­laubs­gewährung be­fand.

I. Der Kläger er­warb zu Be­ginn des Jah­res 2012 gemäß § 18 Ab­schn. B Ziff. 1 MTV, der gemäß § 2 Ziff. 1 Buchst. a des Haus­ta­rif­ver­trags auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en An­wen­dung fin­det, ei­nen An­spruch auf 30 Ar­beits­ta­ge Ur­laub. Im Lau­fe des Jah­res nahm der Kläger an zwölf Ar­beits­ta­gen Ur­laub mit der Fol­ge, dass der Ur­laubs­an­spruch des Klägers in­so­weit durch Erfüllung un­ter­ging (§ 362 Abs. 1 BGB).

1. Ent­ge­gen der An­sicht des Lan­des­ar­beits­ge­richts erfüll­te die Be­klag­te nicht nur den An­spruch auf den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub, son­dern auch den An­spruch auf den ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub. Un­ter­schei­det ei­ne ta­rif­ver­trag­li­che Re­ge­lung hin­sicht­lich des Um­fangs des Ur­laubs­an­spruchs nicht zwi­schen ge­setz­li­chen und ar­beits- oder ta­rif­ver­trag­li­chen Ur­laubs­ansprüchen und räumt sie den Ar­beit­neh­mern ei­nen über den ge­setz­li­chen An­spruch hin­aus­ge­hen­den An­spruch auf Er­ho­lungs­ur­laub ein, kommt ein Rück­griff auf die Aus­le­gungs­re­gel in § 366 Abs. 2 BGB eben­so we­nig in Be­tracht wie ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung die­ser Vor­schrift. Denn es han­delt sich in­so­weit um ei­nen ein­heit­li­chen An­spruch auf Er­ho­lungs­ur­laub, der auf ver­schie­de­nen An­spruchs­grund­la­gen be­ruht (BAG 17. No­vem­ber 2015 - 9 AZR 275/14 - Rn. 18).

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2. So­weit das Lan­des­ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men hat, die Fra­ge, ob § 366 Abs. 2 BGB auf Ur­laubs­ansprüche an­zu­wen­den ist, wer­de vom Se­nat nicht ein­heit­lich be­ant­wor­tet, geht sein Hin­weis auf die Ent­schei­dun­gen vom 16. Ju­li 2013 (- 9 AZR 914/11 -) und 15. Ok­to­ber 2013 (- 9 AZR 302/12 -) fehl. In die­sen Ent­schei­dun­gen ging es nicht um die Erfüllung von ge­setz­li­chen und ta­rif­li­chen Ur­laubs­ansprüchen, son­dern um ei­ne (et­wai­ge) Til­gungs­be­stim­mung des Ar­beit­ge­bers iSv. § 366 Abs. 1 BGB bei der Zah­lung von Ur­laubs­ab­gel­tung.

II. Der ta­rif­li­che Mehr­ur­laub im Um­fang von zehn Ta­gen ver­fiel gemäß § 18 Ab­schn. A Ziff. 7 Satz 1 MTV am 31. März 2013.

1. Gemäß § 18 Ab­schn. A Ziff. 7 Satz 1 MTV er­lischt der An­spruch ei­nes Ar­beit­neh­mers auf Ur­laub drei Mo­na­te nach Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res, es sei denn, dass er er­folg­los gel­tend ge­macht wur­de.

2. Die tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Ver­falls la­gen im Streit­fall mit Ab­lauf des 31. März 2013 vor. Der Kläger mach­te den rest­li­chen ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub aus dem Jahr 2012 im Um­fang von zehn Ar­beits­ta­gen nicht vor sei­nem Ver­fall ge­genüber der Be­klag­ten er­folg­los gel­tend. Gewährt der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer den von ihm be­an­trag­ten Ur­laub, liegt ei­ne er­folg­lo­se Gel­tend­ma­chung im Ta­rif­sin­ne un­abhängig da­von nicht vor, ob der Ar­beit­neh­mer den Ur­laub später tatsächlich an­tritt. Dies er­gibt die Aus­le­gung der maßgeb­li­chen Ta­rif­vor­schrift (zu den auf Ta­rif­verträge an­zu­wen­den­den Aus­le­gungs­grundsätzen vgl. BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 17 mwN, BA­GE 134, 184).

a) Be­reits der Wort­laut des § 18 Ab­schn. A Ziff. 7 Satz 1 MTV spricht ge­gen die sei­tens des Klägers präfe­rier­te Aus­le­gung, der zu­fol­ge der Ar­beit­neh­mer den Ur­laub auch dann er­folg­los gel­tend macht, wenn der Ar­beit­ge­ber ihn an­trags­gemäß ge­neh­migt, der Ar­beit­neh­mer ihn aber in­fol­ge ei­ner krank­heits­be­ding­ten Ar­beits­unfähig­keit nicht neh­men kann. Die Ta­rif­vor­schrift spricht von ei­ner Gel­tend­ma­chung des Ur­laubs, nicht aber von Ur­laubs­nah­me. Der Ar­beit­neh­mer macht sei­nen Ur­laub ge­genüber dem Ar­beit­ge­ber gel­tend, wenn er die­sen auf­for­dert, ihm Ur­laub zu gewähren. Er­teilt der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit- 

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neh­mer den be­an­trag­ten Ur­laub - un­ter Zu­sa­ge der Zah­lung von Ur­laubs­ent­gelt (vgl. BAG 10. Fe­bru­ar 2015 - 9 AZR 455/13 - Rn. 21) -, hat die Gel­tend­ma­chung Er­folg, da der Ar­beit­ge­ber die von ihm ge­schul­de­te Erfüllungs­hand­lung vor­ge­nom­men hat (vgl. BAG 10. Fe­bru­ar 2015 - 9 AZR 455/13 - Rn. 19). Die späte­re krank­heits­be­ding­te Ar­beits­unfähig­keit des Ar­beit­neh­mers (vgl. § 9 BUrlG) ist ein nachträgli­ches Erfüllungs­hin­der­nis, das aus der Sphäre des Ar­beit­neh­mers stammt.

b) Mit der Ta­ri­fie­rung der Ein­schränkung „es sei denn, dass er er­folg­los gel­tend ge­macht wur­de“ ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en im In­ter­es­se ei­ner Ko­di­fi­zie­rung ei­ne um­fas­sen­de Re­ge­lung der ta­rif­li­chen Ur­laubs­ansprüche tref­fen wol­len. Da­bei ha­ben sie in An­leh­nung an die ständi­ge Recht­spre­chung des Se­nats, der zu­fol­ge dem Ar­beit­neh­mer ge­gen den Ar­beit­ge­ber un­ter dem Ge­sichts­punkt des Schuld­ner­ver­zugs ein An­spruch auf (Er­satz-)Ur­laub zu­steht, wenn der Ar­beit­ge­ber ei­nen frist­ge­recht ge­stell­ten Ur­laubs­an­trag ab­lehnt (vgl. im Ein­zel­nen BAG 3. Ju­ni 2014 - 9 AZR 944/12 - Rn. 10), be­stimmt, dass dem Ar­beit­neh­mer der An­spruch ver­bleibt, wenn er den Ar­beit­ge­ber vor dem Ver­fall des Ur­laubs in Ver­zug ge­setzt hat.

3. Die über den 31. März 2013 fort­dau­ern­de Ar­beits­unfähig­keit des Klägers gibt kein an­de­res Er­geb­nis vor. Während der An­spruch des Klägers auf ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub über das ers­te Quar­tal des Jah­res 2013 hin­aus fort­be­stand (vgl. BAG 7. Au­gust 2012 - 9 AZR 353/10 - Rn. 32 ff., BA­GE 142, 371), ging der An­spruch des Klägers auf ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub mit Ab­lauf des 31. März 2013 un­ter. Die Ta­rif­be­stim­mung des § 18 Ab­schn. A Ziff. 7 Satz 1 MTV ist in­so­weit wirk­sam, als sie ei­nen Ver­fall des ta­rif­li­chen Mehr­ur­laubs re­gelt.

a) Die Par­tei­en des MTV ha­ben den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub ei­nem ei­genständi­gen Fris­ten­re­gime un­ter­stellt. Das hat der Se­nat in sei­nem Ur­teil vom 15. De­zem­ber 2015 (- 9 AZR 747/14 - Rn. 15 ff.) zur wort­glei­chen Vorgänger­re­ge­lung in § 25 Ab­schn. A Ziff. 7 Satz 1 des MTV vom 1. De­zem­ber 1973 idF vom 24. Mai 2002 ent­schie­den (vgl. fer­ner zur struk­tu­rell ähn­li­chen Vor­schrift des § 12 Ab­schn. I Ziff. 11 des Man­tel­ta­rif­ver­trags für die che­mi­sche In­dus­trie

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vom 24. Ju­ni 1992 idF vom 16. März 2009 BAG 17. No­vem­ber 2015 - 9 AZR 275/14 - Rn. 27 f.). Die Ab­wei­chung vom ge­setz­li­chen Fris­ten­re­gime hat zur Fol­ge, dass der Ar­beit­neh­mer das Ri­si­ko trägt, dass der An­spruch auf ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub in­fol­ge Ar­beits­unfähig­keit nicht erfüll­bar ist.

b) Un­er­heb­lich ist in die­sem Zu­sam­men­hang, dass die ei­genständi­ge Ta­rif­re­ge­lung im Hin­blick auf den ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub krank­heits­be­dingt ar­beits­unfähi­ger Ar­beit­neh­mer un­wirk­sam ist (§ 13 Abs. 1 Satz 1, § 1 BUrlG iVm. § 134 BGB). Für den vom Min­des­t­ur­laub ab­trenn­ba­ren Teil der ein­heit­lich ge­re­gel­ten Ge­samt­ur­laubs­dau­er, den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub, bleibt sie wirk­sam (vgl. BAG 12. No­vem­ber 2013 - 9 AZR 551/12 - Rn. 13).

III. Den nach dem 31. März 2013 ver­blei­ben­den An­spruch des Klägers auf acht Ar­beits­ta­ge ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub erfüll­te die Be­klag­te mit der Gewährung von Ur­laub im Zeit­raum vom 10. bis zum 21. Ju­ni 2013 (§ 362 Abs. 1 BGB).

IV. Der Kla­ge­an­trag hat auch un­ter dem recht­li­chen Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes kei­nen Er­folg. Die Vor­aus­set­zun­gen des § 275 Abs. 1 und Abs. 4, § 280 Abs. 1 und Abs. 3, § 283 Satz 1, § 286 Abs. 1 Satz 1, § 287 Satz 2, § 249 Satz 1 BGB lie­gen nicht vor. Hat der Ar­beit­ge­ber den vom Ar­beit­neh­mer recht­zei­tig ver­lang­ten Ur­laub nicht gewährt, wan­delt sich der im Ver­zugs­zeit­raum ver­fal­le­ne Ur­laubs­an­spruch in ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch auf Gewährung von Er­satz­ur­laub um (vgl. BAG 17. Mai 2011 - 9 AZR 197/10 - Rn. 11, BA­GE 138, 58). Als der An­spruch auf ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub mit Ab­lauf des ta­rif­li­chen Über­tra­gungs­zeit­raums am 31. März 2013 ver­fiel, be­fand sich die Be­klag­te mit der Ur­laubs­gewährung nicht in Ver­zug.

1. Dem An­trag des Klägers, mit dem er Ur­laub vom 20. De­zem­ber 2012 bis zum 18. Ja­nu­ar 2013 be­gehr­te, hat die Be­klag­te ent­spro­chen. Die von ihr ge­schul­de­te Erfüllungs­hand­lung, die Frei­stel­lung des Klägers von der Ver­pflich­tung zur Ar­beits­leis­tung mit der kon­klu­den­ten Zu­sa­ge, das Ur­laubs­ent­gelt an den Kläger zu zah­len, hat sie er­bracht. Die Be­klag­te hat es nicht zu ver­tre­ten, dass der Leis­tungs­er­folg aus­ge­blie­ben ist (vgl. § 287 Satz 1 BGB). Grund hier- 

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für war al­lein die krank­heits­be­ding­te Ar­beits­unfähig­keit des Klägers, al­so ein Um­stand aus der Sphäre des Klägers als Gläubi­ger des Ur­laubs­an­spruchs.

2. Als der Kläger nach sei­ner Ge­ne­sung Ur­laub vom 10. Ju­ni bis zum 3. Ju­li 2013 be­an­trag­te, war der An­spruch auf ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub be­reits un­ter­ge­gan­gen.

V. Der Kläger hat die Kos­ten der Be­ru­fung und der Re­vi­si­on zu tra­gen (§ 91 Abs. 1, § 97 Abs. 1 ZPO).

 

Brühler 

Suckow 

Klo­se

Pie­lenz 

Kran­zusch

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