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LAG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 12.04.2016, 14 Sa 1344/15

   
Schlagworte: Abfindung, Windhundprinzip, Verspätung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Düsseldorf
Aktenzeichen: 14 Sa 1344/15
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 12.04.2016
   
Leitsätze:

1.Der Arbeitgeber kann im Rahmen einer Personalabbaumaßnahme diejenigen Arbeitnehmer, denen er die Aufhebung des Arbeitsverhältnisses anbieten will, nach der Priorität der Meldung auswählen ("Windhundprinzip").

2.Weder das Abstellen auf die Priorität der Meldung als solches noch Probleme in dem zur Entgegennahme der Meldung vorgesehenen technischen System begründen ohne Hinzutreten weiterer Umstände eine treuwidrige Vereitelung des Zugangs der Meldung oder des Eintritts der Bedingung.

3.Aus technischen Fehlern im Rahmen der Entgegennahme der Meldung lässt sich kein Anspruch auf Abschluss eines Aufhebungsvertrages und Zahlung der vorgesehenen Abfindung im Wege des Schadensersatzes ableiten.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Düsseldorf - 4 Ca 3698/15
   

Te­nor:

1.Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 05. Ok­to­ber 2015 - 4 Ca 3698/15 - wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

2.Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

TAT­BESTAND: 

Die Par­tei­en strei­ten über den An­spruch des Klägers auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges und Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung so­wie über ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz.

Die Be­klag­te ist Teil der E-Q.-Grup­pe, die wie­der­um Teil des Mo­bil­funk­kon­zerns U. ist. Sie bie­tet Dienst­leis­tun­gen aus den Be­rei­chen Mo­bil­funk und In­ter­net an. Bei der Be­klag­ten sind ört­li­che Be­triebsräte so­wie ein Ge­samt­be­triebs­rat vor­han­den. Im U. Kon­zern ist ein Kon­zern­be­triebs­rat ein­ge­rich­tet.

Der Kläger ist bei der Be­klag­ten seit dem 16.08.1999, zu­letzt auf der Grund­la­ge des An­stel­lungs­ver­trags vom 13.12.2011 (Bl. 21 ff. d. A.), als Grup­pen­lei­ter (Team Ma­na­ger) im Be­reich IT beschäftigt.

Im Rah­men der In­te­gra­ti­on der E-Q. Ge­sell­schaf­ten in den U. Kon­zern schlos­sen die U. Deutsch­land Hol­ding AG so­wie die U. Ger­ma­ny GmbH & Co OHG mit dem Kon­zern­be­triebs­rat un­ter dem 06.02.2015 ei­ne Rah­men­ver­ein­ba­rung für die In­ter­es­sen­aus­glei­che "Mon­tre­al" (im Fol­gen­den Rah­men­in­ter­es­sen­aus­gleich).

In dem drit­ten Ab­satz der Präam­bel ver­ein­bar­ten sie: 

"Zum Aus­gleich und zur Mil­de­rung der mögli­chen so­zia­len und wirt­schaft­li­chen Nach­tei­le, die Ar­beit­neh­mern aus künf­ti­gen Maßnah­men ent­ste­hen können, ha­ben die Be­triebs­par­tei­en ei­nen Rah­men­so­zi­al­plan "Mon­tre­al" (nach­fol­gend "Rah­men­so­zi­al­plan" ge­nannt) ab­ge­schlos­sen."

In § 2 Abs. 2 des Rah­men­in­ter­es­sen­aus­gleichs ist ge­re­gelt: 

"Im Zu­ge des Ab­baus von Dop­pel­funk­tio­nen und der Ver­schlan­kung der Or­ga­ni­sa­ti­on sol­len bis En­de 2018 1.600 FTE der ak­tu­ell rund 9.100 FTE ab­ge­baut wer­den. Die­ser Ab­bau soll im Rah­men ei­nes Ab­fin­dungs­pro­gramms er­fol­gen. Das Ab­fin­dungs­pro­gramm setzt sich gemäß § 3, An­la­ge 2 des Rah­men­so­zi­al­plans aus ei­nem Ge­steu­er­ten und ei­nem Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramm zu­sam­men. An­fang 2015 sol­len im Rah­men des Ab­fin­dungs­pro­gramms rund 800 FTE ent­fal­len, da­von 100 FTE im We­ge des Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramms."

We­gen der wei­te­ren Re­ge­lun­gen des In­ter­es­sen­aus­gleichs wird auf die zur Ak­te ge­reich­te Ko­pie ver­wie­sen (Bl. 170 ff. d. A.).

Eben­falls un­ter dem 06.02.2015 schlos­sen die U. Deutsch­land Hol­ding AG so­wie die U. Ger­ma­ny GmbH & Co OHG mit dem Kon­zern­be­triebs­rat ei­nen Rah­men­so­zi­al­plan "Mon­tre­al" ab (im Fol­gen­den Rah­men­so­zi­al­plan).

In dem fünf­ten Ab­satz der Präam­bel des Rah­men­so­zi­al­plans ver­ein­bar­ten sie: 

"Zum Aus­gleich bzw. zur Mil­de­rung der mögli­chen so­zia­len und wirt­schaft­li­chen Nach­tei­le, wel­che aus künf­ti­gen Maßnah­men im Zu­sam­men­hang mit der Trans­for­ma­ti­on ent­ste­hen können, schlies­sen die Ver­trags­par­tei­en die­sen Rah­men­so­zi­al­plan."

Un­ter § 3 des Rah­men­so­zi­al­plans re­gel­ten sie: 

"Abläufe und Re­ge­lun­gen zum Ab­fin­dungs­pro­gramm sind in der An­la­ge 2 ge­re­gelt, wel­che in­te­gra­ler Be­stand­teil die­ser Ver­ein­ba­rung ist. Die­ser Pro­zess ist für die je­wei­li­ge Ab­bau­wel­le er­neut an­zu­wen­den."

We­gen des wei­te­ren In­halts des Rah­men­so­zi­al­plans wird auf die zur Ak­te ge­reich­te Ko­pie ver­wie­sen (Bl. 36 ff. d. A.).

Die An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan "Mon­tre­al" enthält un­ter Ziff. 2 die Re­ge­lun­gen zum "Pro­zess Of­fe­nes Ab­fin­dungs­pro­gramm". Dort heißt es un­ter an­de­rem:

"a.Das ma­xi­ma­le Kon­tin­gent für die Möglich­keit der Be­en­di­gung auf­grund frei­wil­li­ger Mel­dung des Mit­ar­bei­ters wird im je­wei­li­gen In­ter­es­sen­aus­gleich fest­ge­legt.

Die Möglich­keit zur Teil­nah­me am Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramm be­steht nur für Mit­ar­bei­ter aus Be­rei­chen, wel­che ins­ge­samt in der je­wei­li­gen Re­struk­tu­rie­rungs­maßnah­me vom Ab­bau be­trof­fen sind. Die­ses wird zu­dem recht­zei­tig per E-Mail an al­le Mit­ar­bei­ter kom­mu­ni­ziert. Hu­man Re­sour­ces stellt si­cher, dass auch Mit­ar­bei­ter in ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­sen und in Frei­stel­lung so­wie ar­beits­unfähi­ge Mit­ar­bei­ter recht­zei­tig über das Of­fe­ne Ab­fin­dungs­pro­gramm in­for­miert wer­den.

b.Al­le De­tails bzgl. Verfügbar­keit der Kon­tin­gen­te inkl. Kon­di­tio­nen, in­di­vi­du­el­ler Ab­fin­dungs­be­rech­nung und Auf­he­bungs­ver­trags­mus­ter so­wie Mus­ter für Teil­nah­me durch rechts­ver­bin­di­che Erklärung wer­den recht­zei­tig im In­tra­net zur Verfügung ge­stellt, so dass sich al­le Mit­ar­bei­ter um­fas­send in­for­mie­ren können. Die Kon­di­tio­nen für ei­nen Auf­he­bungs­ver­trag im Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramm um­fas­sen kei­ne Speed­prämie. Im Fal­le ei­ner Be­en­di­gung durch Auf­he­bungs­ver­trag gilt als Aus­tritts­da­tum der Zeit­punkt, der sich un­ter Be­ach­tung der ver­trag­li­chen, ta­rif­ver­trag­li­chen oder be­trieb­li­chen Re­ge­lung oder der ge­setz­lich je­weils gülti­gen Kündi­gungs­frist ab dem letz­ten Tag der An­nah­me­frist für das Auf­he­bungs­an­ge­bot er­rech­net.

c.Es wird ei­ne Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le ein­ver­nehm­lich zwi­schen dem Kon­zern­be­triebs­rat und U. außer­halb des Kon­zerns ein­ge­rich­tet. Der Mit­ar­bei­ter sen­det sei­ne ver­bind­li­che Erklärung zur Teil­nah­me am Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramm in der be­kannt ge­ge­be­nen Form (per E-Mail mit an­gehäng­ter un­ter­schrie­be­ner Erklärung, Form­blatt) an die be­kannt ge­ge­be­ne Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le. Hierfür wird ei­ne ge­son­der­te Kon­takt­adres­se (E-Mail) ge­nannt.

Die Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le stellt ei­ne ver­trau­li­che Be­hand­lung der In­ter­es­sen­ten si­cher, und wird die In­for­ma­ti­on nicht an Hu­man Re­sour­ces und/oder Führungs­kräfte wei­ter­ge­ben.

Die Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le hat ins­be­son­de­re fol­gen­de Auf­ga­ben: 

1.Ein­gangs­er­fas­sung nach Da­tum und Uhr­zeit 

2.An­le­gen ei­ner Ein­gangs­lis­te q. Be­reich 

3.Ab­gleich mit der Mit­ar­bei­ter­lis­te des je­wei­li­gen Be­rei­ches 

4.Strei­chung der Kan­di­da­ten auf der Ein­gangs­lis­te so­wie Rück­mel­dung per E-Mail (Ab­leh­nung) an die­se, so­fern sie auf der Mit­ar­bei­ter­lis­te als "nicht an­zu­spre­chen" auf­geführt sind gemäß Punkt 1a Abs. 6 des ge­steu­er­ten Ab­bau­pro­gramms.

d.Für den Fall, dass es mehr In­ter­es­sen­ten als Plätze im Kon­tin­gent gibt, wer­den die zeit­lich frühe­ren Eingänge berück­sich­tigt. Die ein­ge­hen­den ver­bind­li­chen Erklärun­gen wer­den ent­spre­chend des Zeit­punkts ih­res Ein­gangs bei der Ex­ter­nen Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le in ei­ne Ein­gangs­lis­te auf­ge­nom­men. Bei zeit­glei­chem Ein­gang meh­re­rer An­ge­bo­te wer­den die­se al­le berück­sich­tigt.

e.Im Fal­le, dass der Mit­ar­bei­ter auf der An­spra­che­lis­te steht, wird er nicht im Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramm wei­ter­be­han­delt, son­dern im Pro­zess für das Ge­steu­er­te Ab­fin­dungs­pro­gramm und hat nach den Ver­ein­ba­run­gen für das Ge­steu­er­te Ab­fin­dungs­pro­gramm An­spruch auf die Speed­prämie und wird im Kon­tin­gent des Ge­steu­er­ten Ab­fin­dungs­pro­gramms gezählt.

f.Er­gibt die Prüfung durch die Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le, dass der Mit­ar­bei­ter ei­nen Auf­he­bungs­ver­trag erhält, in­for­miert die Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le Hu­man Re­sour­ces. Hu­man Re­sour­ces in­for­miert den Mit­ar­bei­ter per E-Mail über das An­ge­bot. Der Mit­ar­bei­ter erhält die Ge­le­gen­heit, sei­nen Vor­ge­setz­ten zu in­for­mie­ren. Der Mit­ar­bei­ter be­kommt un­verzüglich den Auf­he­bungs­ver­trag aus­gehändigt und hat ab Überg­a­be 5 Werk­ta­ge Zeit, die­sen un­ter­schrie­ben zurück zu ge­ben, an­dern­falls er­lischt das An­ge­bot. Im Fal­le ei­ner Post­zu­stel­lung be­ginnt die­se Frist ab Zu­stel­lung. Der Auf­he­bungs­ver­trag muss im Ori­gi­nal bei der dafür im In­tra­net be­kannt­ge­ge­be­nen Adres­se ab­ge­ge­ben oder auf dem Post­weg zu­ge­stellt wer­den.

g.Im Fal­le, dass der Auf­he­bungs­ver­trag nicht frist­gemäß zu Stan­de kommt, in­for­miert Hu­man Re­sour­ces die Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le, wel­che wie­der­um den nächs­ten An­spruchs­be­rech­tig­ten gemäß Lis­te ge­genüber Hu­man Re­sour­ces be­nennt. Da­mit be­ginnt der Pro­zess für die­sen Mit­ar­bei­ter ab der vor­ge­nann­ten In­for­ma­ti­on.

h.So­bald das Kon­tin­gent für ei­nen im je­wei­li­gen In­ter­es­sen­aus­gleich de­fi­nier­ten Be­reich erfüllt ist, wird die­ses Be­reichs­kon­tin­gent ge­schlos­sen. Maßgeb­lich sind die rechts­wirk­sam ab­ge­schlos­se­nen Auf­he­bungs­ver­ein­ba­run­gen."

We­gen des wei­te­ren In­halts der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan wird auf die zur Ak­te ge­reich­te Ko­pie ver­wie­sen (Bl. 70 ff. d. A.).

Im Rah­men der Ab­bau­wel­le in 2015 stan­den im Be­reichs­kon­tin­gent IT des Klägers sie­ben Plätze für das Of­fe­ne Ab­fin­dungs­pro­gramm zur Verfügung.

Im Rah­men der Um­set­zung des ver­ein­bar­ten Vor­ge­hens wur­den Be­den­ken ge­gen die vor­ge­se­he­ne Mel­dung per Email er­ho­ben. Die­se ent­sprach nicht den gewünsch­ten An­for­de­run­gen und konn­te den gewünsch­ten Grund­satz der Zu­tei­lung der Kon­tin­gent­plätze nach dem zeit­li­chen Ein­gang der Mel­dung nicht um­set­zen. Um die ge­naue zeit­li­che Rei­hen­fol­ge fest­zu­stel­len, war ein Zeits­tem­pel für je­de An­mel­dung er­for­der­lich, mit des­sen Hil­fe der Zeit­punkt des Ein­gangs ge­nau fest­zu­stel­len ist. Die­ses war durch ei­ne An­mel­dung per Email nicht zu rea­li­sie­ren,da Emails un­ter­schied­li­che, nicht plan­ba­re Lauf­zei­ten auf­wei­sen und kei­ne ga­ran­tier­te Zu­stel­lung ha­ben. Der Zeits­tem­pel beim Ein­gang ei­ner Email ist oft nur se­kun­den­ge­nau und nicht fälschungs­si­cher.

Vor dem Hin­ter­grund die­ser Be­den­ken ist ei­ne al­ter­na­ti­ve tech­ni­sche Um­set­zung des An­mel­de­pro­zes­ses ent­wi­ckelt wor­den. Nach die­ser soll­ten die Mel­dun­gen über ei­ne Web­site ent­ge­gen­ge­nom­men wer­den, wel­che von der Ex­ter­nen Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le, der N. + Part­ner Ma­nage­ment Be­ra­tung GmbH, be­trie­ben wur­de. Un­ter der hierfür ein­ge­rich­te­ten In­ter­net­adres­se http://www.reg-q..de er­schien vor dem Start­zeit­punkt des of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramms ei­ne nicht zu­gangs­be­schränk­te Sei­te, auf der die Funk­ti­ons­wei­se der An­mel­dung erklärt wur­de. Zum Start­zeit­punkt soll­te der In­for­ma­ti­ons­text au­to­ma­tisch durch ein An­mel­de­for­mu­lar er­setzt wer­den, wel­ches auch oh­ne neu­es La­den der Sei­te auch bei den Nut­zern er­schei­nen soll­te, die die Sei­te be­reits zu­vor auf­ge­ru­fen hat­ten. In dem An­mel­de­for­mu­lar soll­ten Vor­na­me und Na­me, die Email­adres­se, die Per­so­nal­num­mer so­wie das Ge­burts­da­tum des je­wei­li­gen Ar­beit­neh­mers ein­ge­ge­ben wer­den. So­dann soll­te die An­mel­dung durch Betäti­gen des Teil­nah­me­but­tons durch­geführt wer­den. Die Ein­gangs­zeit der über die Sei­te er­folg­ten An­mel­dun­gen soll­te auf die Mil­li­se­kun­de ge­nau fest­ge­hal­ten wer­den. Darüber hin­aus soll­te auf der Sei­te ei­ne Uhr ent­hal­ten sein, die al­len Nut­zern, die die Sei­te geöff­net hat­ten, die iden­ti­sche Uhr­zeit an­zei­gen soll­te.

Der Kon­zern­be­triebs­rat for­mu­lier­te ei­ne Rei­he von Fra­gen zur Um­stel­lung des Mel­de­pro­zes­ses. Un­ter an­de­rem frag­te er, ob der An­mel­de­pro­zess nicht die al­ters-, ge­schick­lich­keits-, be­hin­de­rungs-, oder tech­nik­all­er­gie­be­dingt Lang­sa­me­ren be­nach­tei­li­gen würde, wel­che beim Mail­pro­zess zeit­ver­setzt au­to­ma­tisch ge­sen­det hätten. Hier­zu teil­te die Be­klag­te mit, sie würde im Vor­feld be­kannt ge­ben, wel­che In­for­ma­tio­nen zur An­mel­dung nötig sei­en, so­dass sich die Mit­ar­bei­ter ent­spre­chend vor­be­rei­ten könn­ten. We­gen der wei­ter ge­stell­ten Fra­gen und der hier­auf er­teil­ten Ant­wor­ten wird auf die zur Ak­te ge­reich­te Zu­sam­men­stel­lung ver­wie­sen (Bl. 197 f. d. A.).

Un­ter dem 20.03.2015 er­hielt die Be­klag­te ei­ne Email der Vor­sit­zen­den des Kon­zern­be­triebs­ra­tes, Frau J. C.. In die­ser heißt es:

"Lie­be Kol­le­gen, 

ich möch­te Euch darüber in­for­mie­ren, dass der KBR in sei­ner gest­ri­gen Sit­zung der sei­tens der J.-AG Grup­pe und Euch ver­ein­bar­ten Kor­rek­tur der Kon­tin­gen­te so­wie der ge­plan­ten IT Lösung für die An­spra­che bzw. Mel­dung der Mit­ar­bei­ter für das of­fe­ne LP Pro­gramm zu­ge­stimmt hat.

Wir wünschen viel Er­folg in der Um­set­zung und bit­ten um die vor­he­ri­ge Ab­stim­mung bzgl. der weiter­fol­gen­den Mit­ar­bei­ter­kom­mu­ni­ka­ti­on- und In­for­ma­ti­on so­wie um die recht­zei­ti­ge In­for­ma­ti­on des Go Li­ve der ex­ter­nen Sei­te.

Bes­te Grüße 

J." 

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten der Email wird auf den zur Ak­te ge­reich­ten Aus­druck ver­wie­sen (Bl. 200 d. A.).

Zur tech­ni­schen Um­set­zung des Mel­de­vor­gangs buch­te die Be­klag­te, bzw. der für sie täti­ge Dienst­leis­ter B. bei der Fir­ma N. die führen­de Cloud Com­pu­ting Lösung na­mens B.. Hier­bei wur­de das größte verfügba­re Pa­ket von sie­ben von­ein­an­der un­abhängi­gen Web­ser­vern In­stan­ce S3 ge­bucht. Hier­bei wur­den sei­tens der Fir­ma N. 735 Trans­ak­tio­nen q. Se­kun­de ga­ran­tiert.

Be­reits mit Email vom 18.03.2015 un­ter­rich­te­te die Be­klag­te die Mit­ar­bei­ter darüber, dass der An­mel­de­zeit­raum um 23.03.2015, 13:00 Uhr mit­tags be­gin­ne so­wie wel­che Da­ten für die An­mel­dung er­for­der­lich sei­en. We­gen der Ein­zel­hei­ten der Mit­tei­lung wird auf den zur Ak­te ge­reich­ten Aus­druck ver­wie­sen (Bl. 77 d. A.).

Nach der planmäßigen Frei­schal­tung der Web­site am 23.03.2015 um 13:00 Uhr kam es zu si­gni­fi­kan­ten Zu­griffs­pro­ble­men ein­zel­ner Mit­ar­bei­ter. Hier­bei war ein Pro­gram­mier­feh­ler zu­min­dest mit ursächlich für die ent­stan­de­nen Verzöge­run­gen. Trotz der teil­wei­se be­ste­hen­den Ein­wahl­pro­ble­me mel­de­ten sich in­ner­halb der ers­ten Mi­nu­te 21 Nut­zer, in­ner­halb der zwei­ten Mi­nu­te 96 Nut­zer und in­ner­halb der drit­ten Mi­nu­te nach 13:00 Uhr 115 Nut­zer an.

Die Mel­dung des Klägers wur­de mit dem Zeits­tem­pel 13:07:38:767 re­gis­triert. Bei ins­ge­samt 80 Mit­ar­bei­tern des Be­rei­ches IT, die sich eben­falls ge­mel­det hat­ten, wies die Mel­dung ei­nen frühe­ren Zeits­tem­pel aus.

Die Be­klag­te schloss mit sie­ben Mit­ar­bei­tern des Be­reichs IT Auf­he­bungs­verträge im Rah­men des Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramms. Die Mel­dung des letz­ten noch berück­sich­tig­ten Mit­ar­bei­ters aus die­sem Be­reich wies ei­nen Zeits­tem­pel vom 13:01:09:70 aus.

Mit E-Mail vom 25.03.2015 (Bl. 79 d. A.) teil­te die Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le dem Kläger mit, dass sei­ne An­mel­dung für das of­fe­ne Ab­fin­dungs­pro­gramm nicht berück­sich­tigt wer­den könne, weil sie erst zu ei­ner Zeit ein­ge­trof­fen sei, als es kei­ne frei­en Plätze mehr im zur Verfügung ste­hen­den Kon­tin­gent gab.

Nach der in­di­vi­du­el­len Ab­fin­dungs­be­rech­nung gemäß Rah­men­so­zi­al­plan "Mon­tre­al" er­gibt sich für den Kläger bei Aus­tritt zum 30.09.2015 ein Ab­fin­dungs­be­trag in Höhe von 298.777,00 €.

In­zwi­schen ist das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en auf­gelöst, wo­bei der Kläger nicht vor­ge­tra­gen hat, zu wel­chem Zeit­punkt dies er­folgt ist, ins­be­son­de­re ob das Ar­beits­verhält­nis zum 30.09.2015 be­reits außer Voll­zug ge­setzt war.

Mit der am 24.06.2015 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen und der Be­klag­ten am 30.06.2015 zu­ge­stell­ten Kla­ge hat der Kläger ei­nen An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges und Zah­lung der Ab­fin­dung gel­tend ge­macht. Hilfs­wei­se hat er Scha­dens­er­satz ver­langt.

Er hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Be­klag­te ha­be den recht­zei­ti­gen Ein­gang sei­ner Mel­dung treu­wid­rig ver­ei­telt, wes­halb sie sich auf die zu späte Mel­dung nicht be­ru­fen dürfe. In dem von der Be­klag­ten gewähl­ten Sys­tem sei der Zu­fall ent­schei­dungs­er­heb­lich, weil ei­ne auf ei­ne Mil­li­se­kun­de ge­naue An­mel­dung nicht mehr im men­sch­li­chen Ein­fluss­be­reich lie­ge. Es wäre fai­rer ge­we­sen, die Ver­tei­lung der Kon­tin­gent­plätze als Lot­te­rie zu de­kla­rie­ren. Mit­ar­bei­ter mit älte­ren oder lang­sa­me­ren Tas­ta­tu­ren oder Rech­nern so­wie älte­re und be­hin­der­te Mit­ar­bei­ter sei­en be­nach­tei­ligt ge­we­sen.

Er hat be­haup­tet, er ha­be am 23.03.2015 ge­nau um 13:00 Uhr ver­sucht, sich auf der Web­site ein­zuwählen, was je­doch tech­nisch nicht möglich ge­we­sen sei. Um 13:04 Uhr ha­be er die Mit­tei­lung er­hal­ten: "The ser­vice is un­a­vail­able." Trotz wei­te­rer Ver­su­che ha­be er sich erst um 13:07 Uhr er­folg­reich einwählen können.

Er hat be­strit­ten, dass zum Zeit­punkt sei­ner Mel­dung um 13:07 Uhr das Kon­tin­gent be­reits erschöpft ge­we­sen sei. Er hat wei­ter be­strit­ten, dass der Ände­rung der tech­ni­schen Lösung ge­genüber dem in An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan ver­ein­bar­ten Email­sys­tem ein wirk­sa­mer Be­schluss des Kon­zern­be­triebs­ra­tes zu­grun­de ge­le­gen ha­be. Zwar sei­en die Einwände ge­gen das Email­sys­tem wohl fach­lich zu­tref­fend, er hat je­doch be­strit­ten, dass dies den tech­ni­schen Ex­per­ten nachträglich klar ge­wor­den sei.

Die Be­klag­te ha­be darüber zu­min­dest fahrlässig ge­han­delt, weil sie kei­nen hin­rei­chen­den Be­las­tungs­test durch­geführt ha­be. Die Versäum­nis­se der Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le müsse sie sich zu­rech­nen las­sen.

Der Kläger hat be­an­tragt, 

1.die Be­klag­te zu ver­pflich­ten, ihm gemäß den Vor­ga­ben un­ter Ziff. 2 der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan "Mon­tre­al" vom 06.02.2015 ein An­ge­bot auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges zu un­ter­brei­ten, wo­nach das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en zum 30.09.2015 sein En­de fin­den wird;

2.die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn gemäß Zif­fer 2. b) der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan "Mon­tre­al" vom 06.02.2015 ei­ne Ab­fin­dung in Höhe von 298.777,00 € brut­to zum 30.09.2015 zu zah­len.

Hilfs­wei­se, die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn zum 30.09.2015 Scha­dens­er­satz in Höhe von 298.777,00 €zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, 

die Kla­ge ab­zu­wei­sen. 

Sie hat be­haup­tet, die Ein­hal­tung des Grund­sat­zes der Aus­wahl nach dem Zeit­punkt der Mel­dung sei auch dem Kon­zern­be­triebs­rat wich­tig ge­we­sen. Die­ser sei am 13.03.2015 darüber in­for­miert wor­den, dass die­ses Ziel mit­hil­fe der Emai­lan­mel­dung nicht zu er­rei­chen sei.

Mit Be­schluss vom 19.03.2015 ha­be der Kon­zern­be­triebs­rat nach Un­ter­rich­tung über die tech­ni­schen De­tails der ge­plan­ten Lösung den Be­schluss ge­fasst, die­ser zu­zu­stim­men. Die In­te­gra­ti­on ei­ner Uhr in die Web­site ha­be auf dem Wunsch des Kon­zern­be­triebs­ra­tes be­ruht.

Sie hat wei­ter die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ein An­spruch aus dem ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz schei­te­re be­reits dar­an, dass es kei­ne Ver­tei­lungs­ent­schei­dung des Ar­beit­ge­bers ge­ge­ben ha­be. Ei­ne Los­ent­schei­dung über die Ar­beit­neh­mer, de­nen ein Auf­he­bungs­ver­trags­an­ge­bot un­ter­brei­tet wer­den soll, sei zwar al­ter­na­tiv möglich ge­we­sen, es feh­le aber an ei­ner Pflicht, ei­nen Los­ent­scheid durch­zuführen.

Für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch feh­le es an ei­ner Pflicht­ver­let­zung, auf je­den Fall aber an ei­nem Ver­schul­den ih­rer­seits. Die Funk­tio­na­lität der Sei­te sei auf al­len mögli­chen Zu­griffs­we­gen, in­ter­ne und ex­ter­ne Com­pu­ter, Ta­blets und Smart­pho­nes durch Mit­ar­bei­ter der U. ge­tes­tet wor­den. Am 20.03.2015, dem letz­ten Werk­tag vor Be­ginn des An­mel­de­zeit­raums, sei ein fi­na­ler Test­durch­gang durch­geführt wor­den, bei wel­chem sich die Sei­te als voll funk­ti­onsfähig er­wie­sen ha­be. Ein ab­so­lu­ter Be­las­tungs­test des Sys­tems un­ter Berück­sich­ti­gung sämt­li­cher denk­ba­rer Si­tua­tio­nen im tatsächli­chen Be­trieb der Ser­ver sei nicht möglich ge­we­sen. Hier­zu ha­be aber auch kei­ne Ver­an­las­sung be­stan­den. Ein übli­cher Be­las­tungs­test hätte das im Nach­hin­ein fest­ge­stell­te Pro­blem zu­dem nicht zu­ta­ge gefördert.

Zu Pro­ble­men bei dem Be­trieb der Web­site am 23.03.2015 sei es mut­maßlich ge­kom­men, weil vie­le der Nut­zer den "neu la­den" But­ton betätigt hätten, was er­neut ei­ne ho­he Zahl von An­fra­gen an Ser­ver zur Fol­ge ge­habt ha­be. Zusätz­lich sei an je­den Nut­zer al­le zehn Se­kun­den die ak­tu­el­le Uhr­zeit über­mit­telt wor­den, was ei­ne zusätz­li­che Aus­las­tung des Ser­vers mit sich ge­bracht ha­be. So sei ei­ne "Bug­wel­le" von An­fra­gen ent­stan­den, die der Ser­ver nicht un­verzüglich ha­be ab­ar­bei­ten können. Gleich­wohl sei sehr vie­len Nut­zern der Zu­griff auf die Sei­te und die An­mel­dung ge­lun­gen, so­dass das Ge­samt­kon­tin­gent von 100 Stel­len sehr schnell erschöpft ge­we­sen sei.

Im Nach­hin­ein sei fest­ge­stellt wor­den, dass bezüglich der Sys­tem­uhr ein mi­ni­ma­ler Pro­gram­mier­feh­ler vor­ge­le­gen ha­be, der zu ei­ner zusätz­li­chen Last für den Ser­ver geführt ha­be. Dies sei im Vor­feld trotz "Bug­fi­xing" nicht auf­ge­fal­len und ha­be sich auch im Funk­ti­ons­test vom 20.03.2015 nicht ge­zeigt.

Die Be­klag­te hat be­strit­ten, dass der Kläger zum Zeit­punkt der An­mel­de­ver­su­che über ei­nen störungs­frei­en In­ter­net­zu­gang verfügt ha­be.

Je­den­falls müss­te sich der Kläger den­je­ni­gen Vor­teil an­rech­nen las­sen, der dar­in be­steht, dass er ein un­gekündig­tes Ar­beits­verhält­nis ha­be. Dies sei­en die bis zum Ren­ten­ein­tritt, je­den­falls aber bis zum Ab­lauf der or­dent­li­chen Kündi­gungs­frist von drei Mo­na­ten ge­zahl­ten Gehälter.

Mit Ur­teil vom 05.10.2015 hat das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Ein An­spruch des Klägers auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges ergäbe sich nicht aus der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan "Mon­tre­al" vom 06.02.2015. Bei Ein­gang der Mel­dung des Klägers sei das Kon­tin­gent der in sei­nem Be­reich an­zu­bie­ten­den Auf­he­bungs­ver­ein­ba­run­gen be­reits erschöpft ge­we­sen.

Der Kläger sei auch nicht ent­spre­chend § 162 BGB oder nach den Grundsätzen der Zu­gangs­ver­ei­te­lung so zu stel­len, als sei sei­ne Mel­dung recht­zei­tig ein­ge­gan­gen. Es könne da­hin­ste­hen, ob die Be­klag­te treu­wid­rig ge­han­delt ha­be, in­dem sie ein tech­nisch feh­ler­haf­tes Ein­wahl­sys­tem zur Verfügung ge­stellt ha­be. Je­den­falls sei nicht fest­stell­bar, dass bei ei­nem an­de­ren Ver­hal­ten der Be­klag­ten die Mel­dung des Klägers als ei­ne der ers­ten sie­ben ein­ge­gan­gen wäre. Selbst wenn die­ser nach sei­ner Wahr­neh­mung um "Punkt 13:00 Uhr" sei­ne Mel­dung ab­ge­ge­ben hätte, hätte dies auf­grund der gewähl­ten tech­ni­schen Aus­wahl­mo­da­litäten, die ei­ne zeit­lich ge­naue Ab­gren­zung in je­dem Ein­zel­fall ermöglich­ten, nicht zwangsläufig ver­hin­dert, dass an­de­re Be­wer­ber schnel­ler ge­we­sen wären.

Auch aus dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz ergäbe sich kein An­spruch des Klägers. Es feh­le be­reits an ei­ner von der Be­klag­ten ge­steu­er­ten Vor­teils­gewährung an ein­zel­ne Mit­ar­bei­ter.

Da nicht fest­ste­he, dass der Kläger bei feh­ler­frei funk­tio­nie­ren­der Ein­wahl ein An­ge­bot zum Ab­schluss ei­ner Auf­he­bungs­ver­ein­ba­rung er­hal­ten hätte, be­ste­he auch kein Scha­dens­er­satz­an­spruch, we­der ge­rich­tet auf den Ab­schluss ei­ner Auf­he­bungs­ver­ein­ba­rung noch ge­rich­tet auf Zah­lung der ent­gan­ge­nen Ab­fin­dung.

Ge­gen das ihm am 28.10.2015 zu­ge­stell­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts hat der Kläger am 25.11.2015 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se, nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 11.01.2016, am 06.01.2016 be­gründet.

Nach­dem die Be­klag­te die Ein­wahl­zei­ten der ers­ten 80 Mit­ar­bei­ter aus dem Be­reich IT mit­ge­teilt hat, be­haup­tet der Kläger, er hätte bei funk­tio­nie­ren­der Web­site sei­ne An­mel­dung vor dem lang­sams­ten noch berück­sich­tig­ten Mit­ar­bei­ter, al­so vor 13:01:09:70 Uhr ma­chen können. Sein ei­ge­ner Ein­wahl­pro­zess hätte al­len­falls 30 Se­kun­den ge­dau­ert. Die schnells­ten Be­wer­ber hätten eben­falls nur 43,82 bzw. 43,83 Se­kun­den ge­braucht.

Er be­haup­tet, die­je­ni­gen sie­ben Ar­beit­neh­mer, de­ren An­mel­dun­gen als ers­te re­gis­triert wur­den, sei­en von den Zu­griffs­pro­ble­men nicht be­trof­fen ge­we­sen. Oh­ne die tech­ni­schen Pro­ble­me wären an­de­re Ar­beit­neh­mer al­len­falls ge­nau­so schnell ge­we­sen wie er selbst.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts müsse er nicht dar­le­gen, dass er sich als ei­ner der ers­ten sie­ben Mit­ar­bei­ter sei­nes Be­reichs hätte re­gis­trie­ren können.

Der Kläger be­an­tragt, 

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 05.10.2015, Ak­ten­zei­chen 4 Ca 3698/15, ab­zuändern und

1.die Be­klag­te zu ver­pflich­ten, ihm gemäß den Vor­ga­ben un­ter Ziff. 2 der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan "Mon­tre­al" vom 06.02.2015 ein An­ge­bot auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges zu un­ter­brei­ten, wo­nach das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en zum 30.09.2015 sein En­de fin­den wird;

2.die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn gemäß Zif­fer 2. b) der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan "Mon­tre­al" in Ver­bin­dung mit den Re­ge­lun­gen un­ter § 4 des Rah­men­so­zi­al­plans "Mon­tre­al" vom 06.02.2015 ei­ne Ab­fin­dung in Höhe von 298.777,00 € brut­to zum 30.09.2015 zu zah­len.

Hilfs­wei­se, die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn zum 30.09.2015 Scha­dens­er­satz in Höhe von 298.777,00 € zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt, 

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen. 

Sie ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil und be­haup­tet, auch nach dem Zeit­punkt der letz­ten Mel­dung in­ner­halb des Kon­tin­gents um 13:01:09:603 Uhr sei­en 63 Mel­dun­gen vor der­je­ni­gen des Klägers zu berück­sich­ti­gen ge­we­sen. Es sei of­fen, ob sich der Kläger bei ord­nungs­gemäß funk­tio­nie­ren­dem Sys­tem als ei­ner der ers­ten sie­ben Ar­beit­neh­mer sei­nes Be­rei­ches hätte an­mel­den können. Auch die Kol­le­gen des Klägers wären oh­ne die tech­ni­sche Störung deut­lich schnel­ler ge­we­sen.

Sie ist der Auf­fas­sung, al­le Mit­ar­bei­ter hätten die glei­che Chan­ce ge­habt, da die even­tu­el­len Störun­gen rein zufällig ge­wirkt hätten.

E N T S C H E I D U N G S G R Ü N D E : 

I. 

Die zulässi­ge Be­ru­fung des Klägers ist nicht be­gründet. 

Die Be­ru­fung ist statt­haft. Der Kläger hat sie frist- und form­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet.

II. 

Die Be­ru­fung ist un­be­gründet. Die Kla­ge ist zwar zulässig, je­doch nicht be­gründet. 

A. Die Kla­ge ist zulässig. 

1. Mit dem An­trag zu 1. be­gehrt der Kläger die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­erklärung im Sin­ne des § 894 ZPO. Gemäß § 894 Satz 1 ZPO gilt die Wil­lens­erklärung mit Rechts­kraft des Ur­teils als ab­ge­ge­ben.

2. Der An­trag zu 1. ist auch hin­rei­chend be­stimmt. 

Nach § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO muss die Kla­ge­schrift die be­stimm­te An­ga­be des Ge­gen­stands und des Grun­des des er­ho­be­nen An­spruchs so­wie ei­nen be­stimm­ten An­trag ent­hal­ten. Die Kla­ge­par­tei muss ein­deu­tig fest­le­gen, wel­che Ent­schei­dung sie be­gehrt. Da­zu hat sie den Streit­ge­gen­stand so ge­nau zu be­zeich­nen, dass der Rah­men der ge­richt­li­chen Ent­schei­dungs­be­fug­nis (§ 308 ZPO) kei­nem Zwei­fel un­ter­liegt und die ei­gent­li­che Streit­fra­ge mit Rechts­kraft­wir­kung zwi­schen den Par­tei­en ent­schie­den wer­den kann (§ 322 ZPO). So­wohl bei ei­ner der Kla­ge statt­ge­ben­den als auch bei ei­ner sie ab­wei­sen­den Sach­ent­schei­dung muss zu­verlässig fest­stell­bar sein, worüber das Ge­richt ent­schie­den hat (BAG, Ur­teil vom 07.07.2015 - 10 AZR 416/14 -, Rn. 12, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 18.09.2014 - 8 AZR 757/13 -, Rn. 17, ju­ris; BAG Ur­teil vom 12.12.2012 - 4 AZR 328/11 -, Rn. 13, ju­ris; BAG Ur­teil vom 26.07.2012 - 6 AZR 221/11 -, Rn. 24; ju­ris).

Der Kläger hat im Kla­ge­an­trag das von ihm gewünsch­te Be­en­di­gungs­da­tum des Ar­beits­verhält­nis­ses, den 30.09.2015 an­ge­ge­ben. Die übri­gen Kon­di­tio­nen der Auf­he­bungs­ver­ein­ba­rung sind zwi­schen den Par­tei­en nicht strei­tig.

3. Der Zulässig­keit steht auch nicht ent­ge­gen, dass die Ver­ur­tei­lung zur Ab­ga­be ei­nes auf ei­ne rück­wir­ken­de Auf­he­bung des Ar­beits­verhält­nis­ses er­fol­gen soll. Die Fra­ge, ob ei­ne rück­wir­ken­de Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ver­langt wer­den kann, stellt ei­ne Fra­ge der Be­gründet­heit dar (BAG, Ur­teil vom 17.12.2009 - 6 AZR 242/09 -, Rn. 19, ju­ris).

B.Die Kla­ge ist je­doch un­be­gründet. Der Kläger hat kei­nen An­spruch dar­auf, dass ihm die Be­klag­te ein An­ge­bot zum Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges un­ter­brei­tet.

1.) Hier­bei kann da­hin­ste­hen, ob der Kläger die Auf­he­bung des Ar­beits­verhält­nis­ses zu dem von ihm gewünsch­ten Zeit­punkt, dem 30.09.2015, ver­lan­gen kann, oder ob die­sem Ver­lan­gen die Tat­sa­che ent­ge­gen­steht, dass sich das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en zu die­sem Zeit­punkt noch im Voll­zug be­fand.

Ein auf die An­nah­me ei­nes Ver­trags­an­ge­bots ge­rich­te­ter Kla­ge­an­trag ist nicht schon dann un­be­gründet, wenn die rück­wir­ken­de Ände­rung des
Ar­beits­verhält­nis­ses ver­langt wird. Seit In­kraft­tre­ten des § 311a BGB i. d. F. des Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts vom 26.11.2001 (BGBl. I S. 3138) kommt auch ei­ne Ver­ur­tei­lung zur Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­erklärung in Be­tracht, mit der ein Ver­trags­an­ge­bot an­ge­nom­men wer­den soll, das auf ei­ne Ände­rung ei­nes Ver­trags zu ei­nem in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den Zeit­punkt ge­rich­tet ist (BAG, Ur­teil vom 17.12.2009 - 6 AZR 242/09 -, Rn. 19, ju­ris; BAG Ur­teil vom 15.09.2009 - 9 AZR 608/08 -, Rn. 15, ju­ris; BAG Ur­teil vom 16.12 2008 - 9 AZR 893/07 -, Rn. 21 f., ju­ris).

Der Kläger be­gehrt mit sei­ner Kla­ge nicht die Ände­rung des Ar­beits­ver­trags, son­dern die Auf­he­bung des Ar­beits­verhält­nis­ses. Die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en können ihr Ar­beits­verhält­nis zwar auch zu ei­nem in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den Zeit­punkt auflösen. Dies ist je­doch nur dann zulässig, wenn das Ar­beits­verhält­nis zu die­sem Zeit­punkt be­reits außer Voll­zug ge­setzt war (BAG, Ur­teil vom 17.12.2009 - 6 AZR 242/09 -, Rn. 19, ju­ris; BAG Ur­teil vom 10.12.1998 - 8 AZR 324/97 -, Rn. 70, ju­ris ; ErfK/Müller-Glöge 16. Aufl. § 620 BGB Rn. 10).

Zum Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung war das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en be­reits auf­gelöst, der Kläger aus den Diens­ten der Be­klag­ten aus­ge­schie­den. Ob dies be­reits zum 30.09.2015 der Fall war, kann da­hin­ste­hen.

2.) Dem Kläger steht ein An­spruch auf Ab­ga­be der be­gehr­ten Wil­lens­erklärung auch dann nicht zu, wenn das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en zum 30.09.2015 be­reits außer Voll­zug ge­setzt war.

a.) Ein An­spruch des Klägers ge­gen die Be­klag­te auf Ab­ga­be ei­nes An­ge­bots zum Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges er­gibt sich nicht aus dem Rah­men­so­zi­al­plan in Ver­bin­dung mit der An­la­ge 2.

Nach der Re­ge­lung un­ter Ziff. 2 d.) der An­la­ge 2 wer­den für den Fall, dass es mehr In­ter­es­sen­ten als Plätze im Kon­tin­gent gibt, die zeit­lich frühe­ren Eingänge berück­sich­tigt. Nach Ziff. 2 h.) wird das Be­reichs­kon­tin­gent ge­schlos­sen, so­bald das Kon­tin­gent im je­wei­li­gen Be­reich erfüllt ist.

In dem Be­reich IT, dem der Kläger an­gehörte, um­fass­te das Kon­tin­gent sie­ben Plätze.

aa) Der Kläger hat sich nicht als ei­ner der ers­ten sie­ben be­rech­tig­ten Mit­ar­bei­ter aus dem Be­reich IT ge­mel­det.

Es hätte ihm ob­le­gen, die Erfüllung der An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen gemäß der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan vor­zu­tra­gen.

In­so­weit gilt die all­ge­mei­ne pro­zes­sua­le Re­gel, wo­nach grundsätz­lich der An­spruch­stel­ler die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die rechts­be­gründen­den Tat­be­stands­merk­ma­le trägt, während der An­spruchs­geg­ner die rechts­ver­nich­ten­den, rechts­hin­dern­den und rechts­hem­men­den Tat­be­stands­merk­ma­le dar­le­gen und ggf. be­wei­sen muss (BAG, Ur­teil vom 19.08.2010 - 8 AZR 530/09 -, Rn. 38, ju­ris; BGH, Ur­teil vom 14.01.1991 - II ZR 190/89 -, BGHZ 113, 222 - 227, Rn. 16; BAG, Ur­teil vom 20.04.2010 - 3 AZR 553/08 -, Rn. 37, ju­ris).

Bei der Mel­dung als ei­ner der ers­ten sie­ben Mit­ar­bei­ter sei­nes Be­reichs han­delt es sich um ei­ne rechts­be­gründen­de Tat­sa­che. Aus den Re­ge­lun­gen des Rah­men­in­ter­es­sen­aus­gleichs und des Rah­men­so­zi­al­plans geht her­vor, dass die Zahl der von der Be­klag­ten an­zu­bie­ten­den Auf­he­bungs­ver­ein­ba­run­gen für die im Jahr 2015 durch­zuführen­de Ab­bau­wel­le so­wohl ins­ge­samt auf 100 FTE als auch für den Be­reich IT auf 7 FTE be­grenzt ist. Nur wenn der Ar­beit­neh­mer sich in­ner­halb die­ses Kon­tin­gents be­wegt, kann er ei­nen An­spruch gel­tend ma­chen. Ein darüber hin­aus­ge­hen­der An­spruch er­gibt sich aus den Re­ge­lun­gen nicht.

Der Kläger hat nicht dar­ge­legt und be­wie­sen, dass er sich als ei­ner der ers­ten sie­ben Mit­ar­bei­ter aus dem Be­reich IT re­gis­triert hat. Er hat le­dig­lich erst­in­stanz­lich be­strit­ten, dass das für die­sen Be­reich fest­ge­leg­te Kon­tin­gent von sie­ben An­ge­bo­ten zu dem Zeit­punkt, zu dem sei­ne Mel­dung auf dem Ser­ver ein­ge­gan­gen ist, be­reits erschöpft war. Da­mit hat er die Vor­aus­set­zun­gen sei­nes An­spruchs nicht po­si­tiv dar­ge­legt.

Die Be­klag­te hat es in­so­weit auch nicht versäumt, ih­rer se­kundären Dar­le­gungs­last nach­zu­kom­men.

Hat die dar­le­gungs­pflich­ti­ge Par­tei al­le ihr zur Verfügung ste­hen­den Möglich­kei­ten aus­geschöpft und kann sie ih­rer primären Dar­le­gungs­last den­noch nicht nach­kom­men, weil sie außer­halb des für ih­ren An­spruch er­heb­li­chen Ge­sche­hens­ab­laufs stand, während der Geg­ner al­le we­sent­li­chen Tat­sa­chen kennt und ihm nähe­re An­ga­ben zu­zu­mu­ten sind, kann vom Pro­zess­geg­ner nach den Grundsätzen der se­kundären Dar­le­gungs- bzw. Be­haup­tungs­last das sub­stan­ti­ier­te Be­strei­ten ei­ner durch die dar­le­gungs­pflich­ti­ge Par­tei be­haup­te­ten Tat­sa­che un­ter Dar­le­gung der für das Ge­gen­teil spre­chen­den Tat­sa­chen und Umstände und da­mit der Vor­trag po­si­ti­ver Ge­gen­an­ga­ben ver­langt wer­den (BAG, Ur­teil vom 18.09.2014 - 6 AZR 145/13 -, Rn. 29, ju­ris; vgl. BAG, Ur­teil vom 06.10.2011 - 6 AZR 172/10 -, Rn. 35, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 25.02.2010 - 6 AZR 911/08 -, Rn. 53, ju­ris; BGH, Ur­teil vom 17.02.2004 - X ZR 108/02 -, Rn. 16, ju­ris). Erklärt sie sich, rich­tet sich der Um­fang der Dar­le­gungs­last nach der Ein­las­sung des Geg­ners (BAG, Ur­teil vom 18.09.2014 - 6 AZR 145/13 -, Rn. 29, ju­ris; BAG Ur­teil vom 14.02 2007 - 10 AZR 63/06 -, Rn. 23, ju­ris).

Selbst wenn zu Guns­ten des Klägers un­ter­stellt wird, dass die Be­klag­te in­so­weit ei­ne se­kundäre Dar­le­gungs­last trifft, ist sie die­ser nach­ge­kom­men. Die Be­klag­te hat die Zeits­tem­pel al­ler vor der Mel­dung des Klägers ein­ge­gan­ge­nen Mel­dun­gen aus dem Be­reich IT vor­ge­tra­gen.

Je­den­falls im Hin­blick auf den sub­stan­ti­ier­ten Vor­trag der Be­klag­ten zu den ein­zel­nen Mel­dun­gen ein­sch­ließlich der Zeit­punk­te ih­res Ein­gangs auf dem Ser­ver, hätte sich der Kläger wei­ter da­zu ein­las­sen müssen, wie vie­le und wel­che der von der Be­klag­ten vor­ge­tra­ge­nen Mel­dun­gen sei­ner Auf­fas­sung nach nicht, oder nicht zu den an­ge­ge­be­nen Zeit­punk­ten er­folgt sein sol­len.

Nach­dem die Be­klag­te die Auf­stel­lung der ein­zel­nen An­mel­dun­gen nebst zu­gehöri­gen Zeit­punk­ten der Ein­wahl dar­ge­stellt hat­te, ist der Kläger die­ser Dar­stel­lung je­doch über­haupt nicht mehr ent­ge­gen­ge­tre­ten. Er hat sich viel­mehr selbst auf die von der Be­klag­ten vor­ge­tra­ge­nen Ein­wahl­zei­ten be­ru­fen. Er be­haup­tet, die fest­ge­stell­ten Ein­wahl­zei­ten der schnells­ten Mit­ar­bei­ter von 43,82 bzw. 43,83 Se­kun­den würden sei­nen Vor­trag, ihm sei ei­ne Re­gis­trie­rung in­ner­halb von 30 Se­kun­den möglich, stützen. Die­se Re­gis­trie­rungs­zeit hätte nach sei­ner Dar­stel­lung aus­ge­reicht, um sich vor dem als letz­ten er­folg­rei­chen Mit­ar­bei­ter D.E. er­folg­reich für das Of­fe­ne Ab­fin­dungs­pro­gramm an­mel­den zu können.

bb) Die Mel­dung des Klägers ist auch nicht als recht­zei­tig ein­ge­gan­gen, bzw. die recht­zei­ti­ge Mel­dung nicht als er­folgt an­zu­se­hen.

(1) Hier­bei kann da­hin­ste­hen, ob auf die Mel­dung gemäß Ziff. 2 c.) der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan die Re­ge­lun­gen über den Zu­gang von Wil­lens­erklärun­gen An­wen­dung fin­den.

Zwei­fel hier­an er­ge­ben sich dar­aus, dass die Mel­dung zum Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramm im Rah­men­so­zi­al­plan zwar als ver­bind­li­che Erklärung be­zeich­net ist, sie selbst aber noch kein An­ge­bot zum Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges dar­stellt. Gemäß Ziff. 2 f.) der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan wird auf die Mel­dung hin zunächst ein schrift­li­ches An­ge­bot des Ar­beit­ge­bers ab­ge­ge­ben, wel­ches der Ar­beit­neh­mer dann, auch in der ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen Form, an­neh­men kann. Tut er dies nicht, er­lischt das An­ge­bot, oh­ne dass sich aus sei­ner ver­bind­li­chen Mel­dung gemäß Ziff. 2 c.) der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan Rechts­fol­gen ergäben.

(a) So­weit die Mel­dung ei­ne Wil­lens­erklärung dar­stellt, wäre der Zu­gang die­ser bei der Be­klag­ten nur dann als recht­zei­tig zu­ge­gan­gen zu un­ter­stel­len, wenn die Be­klag­te die recht­zei­ti­ge Mel­dung des Klägers treu­wid­rig ver­ei­telt hätte.

Ver­hin­dert der Empfänger durch ei­ge­nes Ver­hal­ten den Zu­gang ei­ner Wil­lens­erklärung, muss er sich so be­han­deln las­sen, als sei ihm die Erklärung be­reits zum Zeit­punkt des Über­mitt­lungs­ver­suchs zu­ge­gan­gen. Nach Treu und Glau­ben ist es ihm dann ver­wehrt, sich auf den späte­ren tatsächli­chen Zu­gang zu be­ru­fen, wenn er selbst für die Ver­spätung die al­lei­ni­ge Ur­sa­che ge­setzt hat (BAG, Versäum­nis­ur­teil vom 26.03.2015 - 2 AZR 483/14 -, Rn. 21, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 07.11.2002 - 2 AZR 475/01 -, Rn. 38, ju­ris; BAG Ur­teil vom 18.02.1977 - 2 AZR 770/75 -, Rn. 24, ju­ris). Sein Ver­hal­ten muss sich hier­bei als Ver­s­toß ge­gen be­ste­hen­de Pflich­ten zu Sorg­falt oder Rück­sicht­nah­me dar­stel­len (BAG, Versäum­nis­ur­teil vom 26.03.2015 - 2 AZR 483/14 -, Rn. 21, ju­ris; BAG Ur­teil vom 22.09.2005 - 2 AZR 366/04 -, Rn. 15, ju­ris).

Wer auf­grund be­ste­hen­der oder an­ge­bahn­ter ver­trag­li­cher Be­zie­hun­gen mit dem Zu­gang rechts­er­heb­li­cher Erklärun­gen zu rech­nen hat, muss ge­eig­ne­te Vor­keh­run­gen tref­fen, dass ihn der­ar­ti­ge Erklärun­gen auch er­rei­chen (BAG, Ur­teil vom 22.09.2005 - 2 AZR 366/04 -, Rn. 15, ju­ris; BGH Ur­teil vom 26.11.1997 - VIII ZR 22/97 -, Rn. 16, ju­ris). Hier­bei kommt es dar­auf an, wel­ches Ver­hal­ten vom Empfänger der Erklärung nach den Umständen des Fal­les ver­langt wer­den kann (vgl. BAG, Ur­teil vom 07.11.2002 - 2 AZR 475/01 -, Rn. 41, ju­ris). Vor­aus­set­zung dafür, dass der Adres­sat ei­ne Erklärung als früher zu­ge­gan­gen ge­gen sich gel­ten las­sen muss, ist es darüber hin­aus, dass der Erklären­de sei­ner­seits al­les
Zu­mut­ba­re dafür ge­tan hat, dass sei­ne Erklärung den Adres­sa­ten er­reicht (BAG, Versäum­nis­ur­teil vom 26.03.2015 - 2 AZR 483/14 -, Rn. 21, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 22.09.2005 - 2 AZR 366/04 -, Rn. 15, ju­ris).

Die Rechts­grund­la­ge der Zu­gangs­fik­ti­on wird hier­bei in den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben gemäß § 242 BGB ge­se­hen (BGH, Ur­teil vom 26.11.1997 - VIII ZR 22/97 -, Rn. 15 f, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 07.11.2002 - 2 AZR 475/01 -, Rn. 38, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 22.09.2005 - 2 AZR 366/04 -, Rn. 14, ju­ris; vgl. zum Mei­nungs­stand Stau­din­ger/Rein­hard Sin­ger (2012) BGB § 130, Rn. 84).

(b) Auch so­weit die Re­geln zur Ver­ei­te­lung des Zu­gangs ei­ner Wil­lens­erklärung kei­ne An­wen­dung fänden, würde treu­wid­ri­ges Ver­hal­ten der Be­klag­ten ge­ge­be­nen­falls da­zu führen, dass sich die­se so be­han­deln las­sen müss­te, als ha­be sich der Kläger recht­zei­tig ge­mel­det.

Gemäß § 162 Abs. 1 BGB gilt ei­ne Be­din­gung als ein­ge­tre­ten, wenn ihr Ein­tritt von der Par­tei, zu de­ren Nach­teil er ge­rei­chen würde, wi­der Treu und Glau­ben ver­hin­dert wird.

Wann die Ver­ei­te­lung des Be­din­gungs­ein­tritts treu­wid­rig ist, lässt sich nicht abs­trakt be­stim­men, son­dern nur im Ein­zel­fall be­ur­tei­len. Maßgeb­lich ist auch in­so­weit, wel­ches Ver­hal­ten von ei­nem loya­len Ver­trags­part­ner er­war­tet wer­den konn­te (BGH, Ur­teil vom 28.10.2009 - IV ZR 140/08 -, Rn. 21, ju­ris; BGH, Ur­teil vom 21.03.1984 - VIII ZR 286/82 -, Rn. 15, ju­ris). Hier­zu ist das Ver­hal­ten der den Be­din­gungs­ein­tritt be­ein­flus­sen­den Ver­trags­par­tei um­fas­send nach An­lass, Zweck und Be­weg­grund un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände des Ein­zel­falls, ins­be­son­de­re des In­halts des Rechts­geschäfts zu würdi­gen (BAG, Ur­teil vom 23.09.2014 - 9 AZR 827/12 -, Rn. 32, ju­ris; BGH, Ur­teil vom 28.10.2009 - IV ZR 140/08 -, Rn. 21, ju­ris; Stau­din­ger/Rein­hard Bork (2015) BGB § 162, Rn. 7; MüKoBGB/Wes­ter­mann BGB § 162, Rn. 9).

Nicht je­des rechts- oder pflicht­wid­ri­ge Ver­hal­ten führt stets oder auch nur re­gelmäßig zur Un­zulässig­keit der Ausübung der hier­durch er­lang­ten
Rechts­stel­lung. Ei­ne treu­wid­ri­ge Ver­ei­te­lung des Be­din­gungs­ein­tritts kann vor­lie­gen, wenn das treu­wid­ri­ge Ver­hal­ten dar­auf ge­rich­tet war, die tatsächli­chen Vor­aus­set­zun­gen der Rechts­ausübung zu schaf­fen (BGH, Ur­teil vom 28.10.2009 - IV ZR 140/08 -, Rn. 21, ju­ris). Sub­jek­ti­ve Be­weg­gründe sind im Rah­men der Ge­samtwürdi­gung al­ler Umstände zu berück­sich­ti­gen, können aber al­lein nicht den Aus­schlag ge­ben (Stau­din­ger/Rein­hard Bork (2015) BGB § 162, Rn. 7). Lässt sich ein ziel­ge­rich­tet treu­wid­ri­ges Ver­hal­ten nicht fest­stel­len, so muss durch ei­ne
um­fas­sen­de Abwägung der maßgeb­li­chen Umstände des Ein­zel­falls ent­schie­den wer­den, ob und in­wie­weit ei­nem Be­tei­lig­ten die Ausübung ei­ner Rechts­po­si­ti­on nach Treu und Glau­ben ver­wehrt sein soll (BGH, Ur­teil vom 28.10.2009 - IV ZR 140/08 -, Rn. 21, ju­ris; Stau­din­ger/Dirk Ol­zen/Dirk Loo­schel­ders (2015) BGB § 242, Rn. 222). Ein Ver­schul­den im tech­ni­schen Sinn ist zwar kei­ne Vor­aus­set­zung für ei­ne Treu­wid­rig­keit, je­doch bei der Ge­samt­abwägung zu be­wer­ten (BAG, Ur­teil vom 23.09.2014 - 9 AZR 827/12 -, Rn. 32, ju­ris; Stau­din­ger/Rein­hard Bork (2015) BGB § 162, Rn. 9). Maßge­bend zu berück­sich­ti­gen sind wei­ter die ver­trag­li­che Ri­si­ko­zu­ord­nung so­wie die Grund­rech­te als Aus­druck der ob­jek­ti­ven Wer­te­ord­nung (BAG, Ur­teil vom 23.09.2014 - 9 AZR 827/12 -, Rn. 32, ju­ris).

(c) Die Vor­aus­set­zun­gen der Ver­ei­te­lung des Zu­gangs ei­ner Wil­lens­erklärung muss der Erklären­de dar­le­gen und be­wei­sen, der die Rechts­fol­ge der Fik­ti­on ei­nes recht­zei­ti­gen Zu­gangs für sich in An­spruch neh­men will (LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 17.02.2014 - 3 Sa 426/13 -, Rn. 29, ju­ris; LAG N., Ur­teil vom 15.12.2004 - 10 Sa 246/04 -, Rn. 47, ju­ris).

(d) Eben­so muss der­je­ni­ge, der aus der Fik­ti­on des § 162 BGB Rech­te her­lei­ten will, das treu­wid­ri­ge Ver­hal­ten dar­le­gen und be­wei­sen (BGH, Ur­teil vom 16.09.2005 - V ZR 244/04 -, Rn. 22, ju­ris; OLG Düssel­dorf, Ur­teil vom 11.10.1996 - 22 U 49/96 -, Rn. 27, ju­ris; OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 06.07.1995 - 4 U 269/94 -, Rn. 5, ju­ris; Stau­din­ger/Rein­hard Bork (2015) BGB § 162, Rn. 20).

(2) Der Kläger hat die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner treu­wid­ri­gen Ver­ei­te­lung des recht­zei­ti­gen Ein­gangs sei­ner Mel­dung für das Of­fe­ne Ab­fin­dungs­pro­gramm der Be­klag­ten nicht dar­ge­legt. Nach Auf­fas­sung der Kam­mer sind Umstände, aus de­nen sich ei­ne Ver­let­zung ei­ner Sorg­falts- oder Rück­sicht­nah­me­pflicht durch die Be­klag­te er­ge­ben würde, nicht vor­ge­tra­gen.

(a) Ei­ne sol­che Pflicht­ver­let­zung folgt nicht be­reits aus dem Um­stand, dass die Be­klag­te für die Aus­wahl der­je­ni­gen Ar­beit­neh­mer, de­nen ein Auf­he­bungs­ver­trags­an­ge­bot un­ter­brei­tet wird, auf die zeit­li­che Prio­rität des Ein­gangs der Mel­dung ab­ge­stellt hat. Der Kläger konn­te von der Be­klag­ten nicht ein an­de­res Vor­ge­hen ver­lan­gen.

(aa) Die Be­klag­te war nicht gemäß § 242 BGB ver­pflich­tet, ein be­stimm­tes Ver­tei­lungs­sys­tem im Hin­blick auf die Un­ter­brei­tung von Auf­he­bungs­an­ge­bo­ten ein­zu­rich­ten. Nach die­ser Vor­schrift ist der Schuld­ner ver­pflich­tet, die Leis­tung so zu be­wir­ken, wie Treu und Glau­ben mit Rück­sicht auf die Ver­kehrs­sit­te es er­for­dern.

Das An­ge­bot ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges an den Kläger stellt kei­ne Leis­tung der Be­klag­ten in die­sem Sin­ne dar. Sie war we­der ar­beits­ver­trag­lich noch ge­setz­lich oder auf­grund des Rah­men­so­zi­al­plans ver­pflich­tet, dem Kläger den Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges an­zu­bie­ten.

Der in­di­vi­du­al­recht­lich aus­ge­stal­te­te Kündi­gungs­schutz er­laubt es den Ar­beit­ge­bern und Ar­beit­neh­mern, ein­zel­ver­trag­li­che Ab­ma­chun­gen über die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zu schließen. Die­se Ver­ein­ba­run­gen sind nicht mit So­zi­al­plan­leis­tun­gen zu ver­glei­chen. Die Ab­fin­dungs­zah­lung des Ar­beit­ge­bers ist viel­mehr ei­ne frei­wil­li­ge Leis­tung, zu der er oh­ne sein Ein­verständ­nis nicht ge­zwun­gen wird und die der Ar­beit­neh­mer auch des­halb nicht ver­lan­gen könn­te. Hierüber ent­schei­den die Par­tei­en des Ar­beits­ver­tra­ges völlig frei (BAG, Ur­teil vom 01.06.1988 - 5 AZR 371/87 -, Rn. 22, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 20.12.1983 - 1 AZR 442/82 -, BA­GE 44, 364 - 370, Rn. 14).

Auch der Rah­men­so­zi­al­plan enthält kei­ne Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, be­stimm­ten Ar­beit­neh­mern den Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges an­zu­bie­ten. Ein An­spruch ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer auf Ab­schluss ei­ner Auf­he­bungs­ver­ein­ba­rung lässt sich dem Rah­men­so­zi­al­plan nicht ent­neh­men. Die Re­ge­lun­gen erschöpfen sich viel­mehr dar­in, ein be­stimm­tes Ver­fah­ren fest­zu­le­gen, nach dem die­je­ni­gen Ar­beit­neh­mer er­mit­telt wer­den, de­nen ein sol­ches An­ge­bot ge­macht wer­den soll. Der Rah­men­so­zi­al­plan gewähr­leis­tet le­dig­lich das Recht, an dem Aus­wahl­ver­fah­ren teil­zu­neh­men.

(bb) Die Treu­wid­rig­keit des Ver­hal­tens der Be­klag­ten er­gibt sich auch nicht aus dem von der Be­klag­ten gewähl­ten Ver­fah­ren für die Aus­wahl der­je­ni­gen Ar­beit­neh­mer, mit de­nen ein Auf­he­bungs­ver­trag ge­schlos­sen wer­den soll. Die Fest­le­gung des Prio­ritätsprin­zips ist nicht an sich be­reits treu­wid­rig.

Die Fest­le­gung des Prio­ritätsprin­zips im Fal­le der Gewährung ei­ner Leis­tung, auf die ein Rechts­an­spruch nicht be­steht, be­darf kei­ner be­son­de­ren Recht­fer­ti­gung. Viel­mehr stellt die­ses Prin­zip das­je­ni­ge Sys­tem dar, wel­ches oh­ne wei­te­res zur An­wen­dung kommt, wenn im Fal­le ei­ner das An­ge­bot über­stei­gen­den Nach­fra­ge ein be­son­de­res Zu­tei­lungs­sys­tem nicht fest­ge­legt wird. Be­steht aus Sicht der Be­klag­ten nur die Möglich­keit oder das In­ter­es­se, ei­ne fest­ste­hen­de An­zahl von Auf­he­bungs­ver­ein­ba­run­gen zu schließen, so führt dies man­gels ei­nes an­de­ren Sys­tems da­zu, dass die­je­ni­gen, die als ers­te das An­ge­bot in An­spruch neh­men, zum Zu­ge kom­men, während für die­je­ni­gen, die sich erst nach Ausschöpfung des Kon­tin­gents mel­den, kei­ne Möglich­keit des Ab­schlus­ses ei­ner sol­chen Ver­ein­ba­rung mehr be­steht.

Das Prio­ritätsprin­zip ist auch im vor­lie­gen­den Fall nicht willkürlich. 

Die Be­den­ken, de­nen das so­ge­nann­te "Wind­hund­prin­zip" in der Recht­spre­chung be­geg­net, sind in dem hier zu ent­schei­den­den Fall nicht ein­schlägig.

Ins­be­son­de­re in dem Verhält­nis von Grund­recht­strägern und Grund­rechts­ver­pflich­te­ten be­geg­net die An­wen­dung die­ses Prin­zips teil­wei­se Be­den­ken, teil­wei­se wird sie hin­ge­gen für zulässig ge­hal­ten.

So genügt die Aus­wahl nach die­sem Prin­zip zum Bei­spiel nicht den An­for­de­run­gen an die Aus­wahl von Be­wer­bern um ei­ne kas­senärzt­li­che Zu­las­sung (BSG, Ur­teil vom 19.10.2011 - B 6 KA 20/11 R -,Rn. 20, ju­ris; BSG, Ur­teil vom 23.02.2005 - B 6 KA 81/03 R -,Rn. 32, ju­ris).

Im Be­reich des Sub­ven­ti­ons­rechts (Ver­wal­tungs­ge­richt des Saar­lan­des, Ur­teil vom 21.12.2011 - 1 K 200/10 -, Rn. 45, ju­ris; VG Frank­furt, Ur­teil vom 25.05.2000 - 1 E 1398/97 -, Rn. 30, ju­ris) oder im Bau­recht (OVG Lüne­burg, Ur­teil vom 26.09.1991 - 1 L 74/91, 1 L 75/91 -, Rn. 82 ff, ju­ris mwN) ist die An­wen­dung des Prin­zips hin­ge­gen zulässig.

So­weit in der Recht­spre­chung Be­den­ken er­ho­ben wer­den, gründen die­se dar­in, dass durch die An­wen­dung des "Wind­hund­prin­zips" ge­ge­be­nen­falls un­ter Miss­ach­tung des aus dem Rechts­staats­prin­zip des Art. 20 Abs. 3 GG und dem Gleich­heits­grund­satz des Art. 3 Abs. 1 GG re­sul­tie­ren­den Willkürver­bots in grund­recht­li­che geschütz­te Po­si­tio­nen der nicht begüns­tig­ten Be­wer­ber ein­ge­grif­fen wird (vgl. OVG Lüne­burg, Ur­teil vom 26.09.1991 - 1 L 74/91, 1 L 75/91 -, Rn. 82, ju­ris mwN).

Im vor­lie­gen­den Fall er­ge­ben sich kei­ne Be­den­ken ge­gen die An­wen­dung des Prio­ritätsprin­zips. Auf Sei­ten des Klägers ste­hen we­der grund­recht­lich noch sons­ti­ge, recht­lich geschütz­te Po­si­tio­nen im Raum. Der Kläger ist nicht in sei­ner gemäß Art. 12 Abs. 1 Satz 1 GG geschütz­ten Be­rufs­frei­heit be­trof­fen.

Die ver­wei­ger­te Teil­nah­me an dem Ab­fin­dungs­pro­gramm be­deu­tet kei­ne länge­re oder wei­ter­ge­hen­de Bin­dung des Klägers an die Be­klag­te.

Un­ter Umständen können sich ar­beits­ver­trag­li­che Re­ge­lun­gen als ei­ne übermäßige Be­ein­träch­ti­gung des Grund­rechts des Ar­beit­neh­mers, sei­nen Ar­beits­platz frei zu wählen (Art. 12 Abs. 1 Satz 1 GG), er­wei­sen (BAG, Ur­teil vom 25.04.2001 - 5 AZR 509/99 -, Rn. 49, ju­ris). Ei­ne un­zulässi­ge Kündi­gungs­er­schwe­rung kann auch dar­in lie­gen, dass dem Ar­beit­neh­mer im Fal­le ei­ner frühe­ren Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses Ver­dienstein­bußen dro­hen (vgl. BAG, Ur­teil vom 20.08.1996 - 9 AZR 471/95 -, Rn. 19, ju­ris).

Sol­che Er­schwe­run­gen des Aus­schei­dens sind hier nicht ge­ge­ben. Es bleibt dem Kläger frei­ge­stellt, das Ar­beits­verhält­nis ein­sei­tig durch Kündi­gung zu be­en­den. Auch bezüglich des Zeit­punk­tes des Aus­schei­dens er­gibt sich für ihn durch die Nicht­teil­nah­me an dem Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramm kein Nach­teil. Gemäß Ziff. 2 b.) der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan ist auch im Fal­le des Aus­schei­dens im Rah­men des Pro­gramms der Zeit­punkt maßge­bend, der sich un­ter Be­ach­tung der ver­trag­li­chen, ta­rif­ver­trag­li­chen oder be­trieb­li­chen Re­ge­lung oder der ge­setz­lich je­weils gülti­gen Kündi­gungs­frist ab dem letz­ten Tag der An­nah­me­frist für das Auf­he­bungs­an­ge­bot er­rech­net.

Le­dig­lich das In­ter­es­se des Klägers, den Ab­fin­dungs­be­trag zu er­lan­gen, ist in die­sem Fall nicht ver­wirk­licht. Hier­bei geht es je­doch nicht um den Ver­lust ei­nes be­reits er­dien­ten An­spruchs, son­dern le­dig­lich um die Nicht­ver­wirk­li­chung ei­ner güns­ti­gen Geschäfts­aus­sicht. Die­ses In­ter­es­se des Klägers un­terfällt nicht dem Schutz des Art. 12 Abs. 1 Satz 1 GG.

Das In­ter­es­se des Klägers, aus dem Ar­beits­verhält­nis mit der Be­klag­ten ge­gen Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung aus­zu­schei­den, ist auch sonst nicht ge­setz­lich geschützt. Viel­mehr rich­tet sich der Schutz der Rech­te des Ar­beit­neh­mers in al­ler Re­gel auf den Schutz des Be­stan­des des Ar­beits­verhält­nis­ses.

(b) Die Treu­wid­rig­keit des Ver­hal­tens der Be­klag­ten er­gibt sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klägers auch nicht dar­aus, dass die Be­klag­te über die Aus­wahl der Ar­beit­neh­mer nicht in ei­nem Los­ver­fah­ren ent­schie­den hat. Der Ar­beit­ge­ber ist nicht ver­pflich­tet, un­ter meh­re­ren am Aus­schei­den in­ter­es­sier­ten Ar­beit­neh­mern das­je­ni­ge Aus­wahl­sys­tem zu wählen, wel­ches die größtmögli­che Chan­cen­gleich­heit im Sin­ne ei­ner Los­ent­schei­dung ga­ran­tiert.

Wie be­reits dar­ge­stellt, sind die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en grundsätz­lich frei dar­in, ei­nen Auf­he­bungs­ver­trag ab­zu­sch­ließen. Es ob­liegt da­her der frei­en Ent­schei­dung des Ar­beit­ge­bers, ob und wem er ein An­ge­bot zum Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges un­ter­brei­tet, so­weit er bei der Aus­wahl des an­zu­spre­chen­den Ar­beit­neh­mers nicht un­zulässi­ge Dif­fe­ren­zie­rungs­kri­te­ri­en, wie zum Bei­spiel die nach § 1 AGG verpönten Merk­ma­le zum Maßstab nimmt oder er aus an­de­ren Gründen ei­ne un­zulässi­ge und da­mit treu­wid­ri­ge Aus­wah­l­ent­schei­dung trifft (vgl. Mey­er/Röger, NZA-RR 2011, 393, 395).

Ei­ne wei­ter­ge­hen­de Bin­dung des Ar­beit­ge­bers er­gibt sich auch nicht dann, wenn er die Aus­wahl der Ar­beit­neh­mer, de­nen ein Auf­he­bungs­ver­trag an­zu­bie­ten ist, nicht selbst trifft, son­dern in­so­weit ein Vor­ge­hen mit dem Be­triebs­rat ver­ein­bart.

Die Be­klag­te hat sich bezüglich des Ver­fah­rens der Aus­wahl der Ar­beit­neh­mer, mit de­nen sie Auf­he­bungs­verträge ab­sch­ließt, le­dig­lich durch die Re­ge­lun­gen des Rah­men­so­zi­al­plans ein­sch­ließlich der An­la­ge 2 hier­zu ge­bun­den. Hier­bei sind zufälli­ge Ele­men­te auch im Rah­men der Aus­wahl nach der Prio­rität der Mel­dung ent­hal­ten. Dies kann je nach der gewähl­ten Ver­fah­rens­art der Mel­dung mehr oder we­ni­ger der Fall sein. Geht es um ei­ne persönli­che Mel­dung, können Ver­kehrs­hin­der­nis­se oder ei­ne Er­kran­kung des Ar­beit­neh­mers Ein­fluss dar­auf ha­ben, zu wel­chem Zeit­punkt er sich mel­den kann. Ist wie hier ei­ne tech­ni­sche Möglich­keit der Mel­dung über das In­ter­net vor­ge­se­hen, können un­abhängig von der Funk­ti­ons­wei­se des vom Ar­beit­ge­ber zur Verfügung ge­stell­ten Sys­tems zahl­rei­che, von dem mel­de­wil­li­gen Ar­beit­neh­mer nicht zu be­ein­flus­sen­de Fak­to­ren den Zeit­punkt sei­ner Mel­dung be­ein­flus­sen. So kann das Gerät, mit des­sen Hil­fe er sich einwählen will, ei­ne Störung auf­wei­sen. Eben­so kann die In­ter­net­ver­bin­dung an dem Ort, von dem aus er sich einwählen will, gestört sein. Die­se Umstände, da sie bei al­len mel­de­wil­li­gen Ar­beit­neh­mern vor­han­den sein können, führen da­zu, dass die Rei­hen­fol­ge des Ein­gangs der Mel­dun­gen auch vom Zu­fall abhängig ist. Dies gilt um­so mehr, als ei­ne mil­li­se­kun­den­ge­naue An­mel­dung nach men­sch­li­chen Maßstäben kaum be­ein­fluss­bar ist. So­weit ei­ne An­zahl von Mit­ar­bei­tern mit annähernd glei­chen Vor­aus­set­zun­gen ver­sucht, die An­mel­dung zu ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt zu täti­gen, ist das Er­geb­nis kaum vor­her­seh­bar und nähert sich da­her ei­ner zufälli­gen Aus­wahl an. Es ist in­des nicht er­sicht­lich, dass ei­ne Ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers bestünde, so­weit zufälli­ge Ele­men­te für das Er­geb­nis des Aus­wahl­ver­fah­rens mit ursächlich sein können, die­sen ab­so­lu­ten Vor­rang vor an­de­ren, vom Ar­beit­neh­mer be­ein­fluss­ba­ren Umständen ein­zuräum­en. Es ist nicht er­sicht­lich, aus wel­chen Gründen das vom Kläger an­geführ­te Ver­fah­ren ei­ner "Lot­te­rie" fai­rer wäre, so­weit die Aus­gangs­be­din­gun­gen in dem vom Ar­beit­ge­ber gewähl­ten tech­ni­schen Ver­fah­ren für al­le mel­de­wil­li­gen Ar­beit­neh­mer dem Grun­de nach gleich sind.

(c) Die Treu­wid­rig­keit des von der Be­klag­ten gewähl­ten Aus­wahl­ver­fah­rens er­gibt sich nicht aus ei­ner mögli­chen Be­nach­tei­li­gung älte­rer oder be­hin­der­ter Ar­beit­neh­mer. Je­den­falls kann sich der Kläger nicht auf ei­ne sol­che Be­nach­tei­li­gung be­ru­fen. Auch wenn die Re­ge­lun­gen der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan ei­ne mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung be­hin­der­ter oder älte­rer Ar­beit­neh­mer im Sin­ne des § 3 Abs. 2 AGG dar­stel­len würde, würde das nicht zu ei­nem An­spruch des Klägers auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges führen.

Gemäß § 7 Abs. 1 AGG dürfen Beschäftig­te nicht we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des be­nach­tei­ligt wer­den; dies gilt auch, wenn die Per­son, die die Be­nach­tei­li­gung be­geht, das Vor­lie­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des bei der Be­nach­tei­li­gung nur an­nimmt.

Die Tat­sa­che, dass die Be­klag­te dem Kläger den Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges nicht an­ge­bo­ten hat, be­ruh­te nicht auf ei­nem der in § 1 AGG ge­nann­ten Gründe. Ein sol­cher Grund liegt beim Kläger nicht vor. Er selbst zählt we­der zu den älte­ren Ar­beit­neh­mern noch ist er be­hin­dert im Sin­ne des § 1 AGG. Es sind auch kei­ne An­halts­punk­te dafür er­sicht­lich, dass die Be­klag­te das Vor­lie­gen ei­nes sol­chen Grun­des beim Kläger an­ge­nom­men hätte.

Hin­zu kommt, dass durch die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses die­je­ni­gen Ar­beit­neh­mer, de­nen ein Auf­he­bungs­an­ge­bot nicht un­ter­brei­tet wird, im Re­gel­fall nicht we­ni­ger güns­tig be­han­delt wer­den als die aus­schei­den­den Ar­beit­neh­mer (BAG, Ur­teil vom 25.02.2010 - 6 AZR 911/08 -, Rn. 33, ju­ris).

(d) Die Treu­wid­rig­keit wird auch nicht da­durch be­gründet, dass die Be­klag­te von dem mit dem Kon­zern­be­triebs­rat im Rah­men­so­zi­al­plan und der An­la­ge 2 hier­zu ge­re­gel­ten Ver­fah­ren ab­ge­wi­chen ist.

Die Be­klag­te hat die Um­stel­lung des Sys­tems von der ursprüng­lich ver­ein­bar­ten Mel­dung per Email hin zu der An­mel­dung über ei­ne Web­site nicht oh­ne Zu­stim­mung des Kon­zern­be­triebs­ra­tes vor­ge­nom­men.

Hier­bei kann zum ei­nen da­hin­ste­hen, ob der Kon­zern­be­triebs­rat der Ände­rung der tech­ni­schen Um­set­zung durch ei­nen wirk­sa­men Be­schluss zu­ge­stimmt hat. Die Be­klag­te durf­te auf die Mit­tei­lung der Vor­sit­zen­den des Kon­zern­be­triebs­ra­tes in der Email vom 20.03.2015 ver­trau­en.

Der Ar­beit­ge­ber ge­nießt im Hin­blick auf ihm von der zuständi­gen Per­son mit­ge­teil­ten Ent­schei­dun­gen der Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tung Ver­trau­ens­schutz, so­weit ihm die Tat­sa­chen, die mögli­cher­wei­se für ei­nen for­mell man­gel­haf­ten Be­schluss des Gre­mi­ums spre­chen, nicht be­kannt wa­ren und er sie auch nicht ken­nen muss­te (vgl. für den Fall der Zu­stim­mung gemäß § 103 Be­trVG BAG, Ur­teil vom 17.03.2005 - 2 AZR 275/04 -, Rn. 54, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 23.08.1984 - 2 AZR 391/83 -, BA­GE 46, 258 - 270, Rn. 53 ff.).

Dass die Be­klag­te Umstände, die auf ei­nen man­gel­haf­ten Be­schluss des Kon­zern­be­triebs­ra­tes hin­deu­ten würden, kann­te oder hätte ken­nen müssen, trägt der Kläger nicht vor.

Die Be­klag­te durf­te auf­grund der Email der Kon­zern­be­triebs­rats­vor­sit­zen­den viel­mehr da­von aus­ge­hen, dass die Ände­rung der tech­ni­schen Um­set­zung im Ein­ver­neh­men mit dem Kon­zern­be­triebs­rat er­folg­te. Ei­ne Ver­let­zung von Pflich­ten zu Sorg­falt oder Rück­sicht­nah­me ge­genüber dem Kläger lässt sich dem Ver­hal­ten der Be­klag­ten nicht ent­neh­men.

Es ist auch nicht er­sicht­lich, dass sich die Zu­stim­mung auf ei­ne an­de­re Maßnah­me be­zie­hen könn­te als die hier ge­genständ­li­che Um­stel­lung von dem Email­sys­tem auf das Web­sei­ten­sys­tem. Die Vor­sit­zen­de des Kon­zern­be­triebs­ra­tes erklärt in ih­rer Email vom 20.03.2015 aus­drück­lich, der Kon­zern­be­triebs­rat ha­be der IT Lösung für die An­spra­che bzw. Mel­dung der Mit­ar­bei­ter für das of­fe­ne LP Pro­gramm zu­ge­stimmt.

Eben­so kann da­hin­ste­hen, ob die Ände­rung des in der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan auf­geführ­ten Sys­tems der Schrift­form be­durft hätte.

Gemäß § 77 Abs. 2 Be­trVG sind Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen von Be­triebs­rat und Ar­beit­ge­ber ge­mein­sam zu be­sch­ließen und schrift­lich nie­der­zu­le­gen. Sie sind von bei­den Sei­ten zu un­ter­zeich­nen. Ein So­zi­al­plan ist gemäß § 112 Abs. 1 Satz 2 Be­trVG vom Un­ter­neh­mer und dem Be­triebs­rat zu un­ter­zeich­nen.

Ob auch die hier ge­genständ­li­che Ände­rung des tech­ni­schen Ver­fah­rens hin­sicht­lich der Ent­ge­gen­nah­me der Mel­dung der aus­schei­dens­wil­li­gen Ar­beit­neh­mer im Rah­men des Of­fe­nen Ab­fin­dungs­pro­gramms der Schrift­form be­durft hätte, ist je­doch nicht maßgeb­lich.

Je­den­falls würde ein et­wai­ger Form­m­an­gel der Ver­ein­ba­rung der Ände­rung der tech­ni­schen Um­set­zung nicht den Ein­wand der Treu­wid­rig­keit be­gründen.

Wie dar­ge­stellt, er­folg­te die Um­stel­lung des Sys­tems im Ein­ver­neh­men mit dem Kon­zern­be­triebs­rat. Ein et­wai­ger Form­m­an­gel wur­de nicht von der Be­klag­ten her­bei­geführt. Sie selbst hat sich nicht auf ei­nen even­tu­el­len Form­m­an­gel be­ru­fen oder hier­aus Vor­tei­le ge­zo­gen.

(e) Die Treu­wid­rig­keit des Ver­hal­tens der Be­klag­ten er­gibt sich auch nicht aus mögli­chen Mängeln der gewähl­ten tech­ni­schen Lösung.

Der An­nah­me ei­nes re­le­van­ten Pflicht­ver­s­toßes steht hier­bei nicht schon grundsätz­lich ent­ge­gen, dass die Be­klag­te die Ent­ge­gen­nah­me der Mel­dung nicht selbst vor­nahm, son­dern dies durch die hierfür ein­ge­rich­te­te Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le, die N. + Part­ner Ma­nage­ment Be­ra­tung GmbH durch­geführt wur­de.

So­weit es sich bei die­ser um ei­nen Emp­fangs­ver­tre­ter der Be­klag­ten ge­han­delt hat, wäre des­sen Ver­hal­ten der Be­klag­ten ge­ge­be­nen­falls zu­zu­rech­nen. Aus­rei­chend ist auch ei­ne Zu­gangs­ver­ei­te­lung durch ei­nen Ver­tre­ter des Empfängers (Be­ckOK BGB/Wendt­land BGB § 130, Rn. 24).

Ver­hin­dert hin­ge­gen ein nur als Emp­fangs­bo­te in Be­tracht kom­men­der Drit­ter den Zu­gang der Wil­lens­erklärung, so kann dies dem Adres­sa­ten nicht zu­ge­rech­net wer­den, wenn er hier­auf kei­nen Ein­fluss hat (BAG, Ur­teil vom 11.11.1992 - 2 AZR 328/92 -, Rn. 44, ju­ris).

Ob es sich bei der N. + Part­ner Ma­nage­ment Be­ra­tung GmbH um ei­nen Ver­tre­ter der Be­klag­ten oder le­dig­lich um ei­nen Bo­ten han­del­te, kann je­doch of­fen blei­ben.

Eben­so un­er­heb­lich ist es, ob ein et­wai­ger Sorg­falts­pflicht­ver­s­toß der von der Be­klag­ten zur Her­stel­lung der An­meld­e­sei­te in An­spruch ge­nom­me­nen Dienst­leis­ter die­ser zu­ge­rech­net wer­den muss, oder ob le­dig­lich mögli­che Versäum­nis­se der Be­klag­ten bei der Aus­wahl der Dienst­leis­ter in der La­ge wären, ei­ne Treu­wid­rig­keit zu be­gründen.

Auch so­weit der Be­klag­ten die Umstände der Er­stel­lung der An­meld­e­sei­te zu­ge­rech­net wer­den, ist ei­ne Treu­wid­rig­keit nicht ge­ge­ben.

Der Kläger hat kei­ne Umstände vor­ge­tra­gen, die ei­nen für ei­ne Treu­wid­rig­keit er­for­der­li­chen Ver­s­toß ge­gen Sorg­falts- oder Rück­sicht­nah­me­pflich­ten durch die mit der Ein­rich­tung und dem Be­trieb der Web­site be­auf­trag­ten ex­ter­nen Dienst­leis­ter be­gründen würde.

Das von der Be­klag­ten bzw. dem von ihr be­auf­trag­ten Dienst­leis­ter gewähl­te tech­ni­sche Sys­tem war an sich für die Ent­ge­gen­nah­me der Mel­dun­gen aus­rei­chend gerüstet und di­men­sio­niert. Der Kläger hat ge­gen die dies­bezügli­chen Dar­le­gun­gen der Be­klag­ten kei­ne sub­stan­ti­ier­ten Einwände er­ho­ben.

Auch der Feh­ler in der Pro­gram­mie­rung be­gründet kei­ne Treu­wid­rig­keit. 

Der Kläger hat nicht dar­ge­legt, dass der Feh­ler auf ei­nem Sorg­falts­pflicht­ver­s­toß be­ruh­te.

Die bloße Exis­tenz des Soft­ware­feh­lers als sol­che ist noch nicht ge­eig­net, ein schuld­haf­tes, ge­schwei­ge denn ein treu­wid­ri­ges Ver­hal­ten der sie ent­wi­ckeln­den Per­so­nen zu be­gründen. Soft­ware­feh­ler sind viel­mehr in al­len Sys­te­men ent­hal­ten und führen dort ge­le­gent­lich zu Verzöge­run­gen der Ver­ar­bei­tung, ge­le­gent­lich auch zum Ab­sturz gan­zer Sys­te­me.

Dass die Pro­gram­mie­rer bei der Her­stel­lung der für die An­mel­dung benötig­ten Soft­ware die im Ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt ver­nachlässigt hätten und dass der hier ent­stan­de­ne Soft­ware­feh­ler da­her ver­meid­bar ge­we­sen wäre, hat der Kläger nicht vor­ge­tra­gen.

Die Be­klag­te und die von ihr be­auf­trag­ten Dienst­leis­ter ha­ben auch nicht da­durch ge­gen ih­re Sorg­falts­pflich­ten ver­s­toßen, dass sie be­stimm­te Tests der Soft­ware un­ter­las­sen ha­ben. Zwar ist dem Kläger zu­zu­stim­men, dass der vor­han­de­ne Feh­ler bei Durchführung ge­nau dar­auf ab­zie­len­der Tests vor­aus­sicht­lich hätte ent­deckt und be­sei­tigt wer­den können.

Der Kläger hat je­doch nicht vor­ge­tra­gen, dass für die Ent­wick­ler bzw. Be­trei­ber der Soft­ware An­lass be­stan­den hätte, ei­nen sol­chen Test durch­zuführen.

Ei­ne all­ge­mei­ne Sorg­falts­pflicht von An­bie­tern von Soft­ware­sys­te­men, je­de in Be­tracht kom­men­de Si­tua­ti­on vor In­be­trieb­nah­me der Soft­ware zu si­mu­lie­ren, kann zu­min­dest für Sys­te­me, die sich an ei­ne Viel­zahl von Nut­zern gleich­zei­tig rich­ten, nicht an­ge­nom­men wer­den. Dies würde letzt­lich auf ei­ne Pflicht zu un­be­grenz­ten Tes­tun­gen hin­aus­lau­fen, da die kon­kre­te In­an­spruch­nah­me des Sys­tems im Hin­blick auf die Zahl der Nut­zer, die Häufig­keit der Auf­ru­fe des Sys­tems so­wie die gewähl­ten Zu­gangs­we­ge zu­meist nicht si­cher vor­her­seh­bar sein dürf­te.

Der Kläger hat nicht vor­ge­tra­gen, auf­grund wel­cher kon­kre­ten Umstände die Be­klag­te bzw. die von ihr ein­ge­setz­ten Dienst­leis­ter hier An­lass ge­habt hätten, ge­ra­de ei­nen sol­chen Test durch­zuführen, bei wel­chem der vor­han­de­ne Pro­gram­mier­feh­ler ent­deckt wor­den wäre.

Auch dann, wenn es ei­nen An­lass zur Durchführung ei­nes wei­te­ren Tests ge­ge­ben hätte und wenn bei die­sem Test der vor­han­de­ne Feh­ler ent­deckt wor­den wäre, ist nicht dar­ge­legt, dass das Un­ter­las­sen die­ses Tests nach den kon­kre­ten Umständen so schwer wöge, dass es den Ein­wand der Treu­wid­rig­keit be­gründen könn­te. Es ist nicht dar­ge­legt, auf­grund wel­cher Pro­gno­sen zum Ab­lauf des An­mel­de­ver­fah­rens so­wie auf­grund wel­cher tech­ni­schen Pa­ra­me­ter des gewähl­ten Sys­tems die letzt­lich auf­ge­tre­te­nen Zu­griffs­pro­ble­me hätten vor­aus­ge­se­hen wer­den können.

(f) Un­ter Berück­sich­ti­gung der Ge­samt­umstände ist ein treu­wid­ri­ges Ver­ei­teln des Ein­tritts der Be­din­gung bzw. des recht­zei­ti­gen Zu­gangs der Mel­dung des Klägers nicht ge­ge­ben.

Für ei­ne ziel­ge­rich­te­te Ver­hin­de­rung des recht­zei­ti­gen Ein­gangs durch die Be­klag­te gibt es kei­ne An­halts­punk­te. Der Kläger hat ei­ne sol­che auch nicht be­haup­tet. Die auf­ge­tre­te­nen Zu­griffs­pro­ble­me ha­ben auch nicht ein­zel­ne, von vorn­her­ein be­stimm­te oder be­stimm­ba­re Ar­beit­neh­mer oder Grup­pen von Ar­beit­neh­mern ge­trof­fen. Es han­delt sich hier­bei viel­mehr um Umstände, die das oh­ne­hin im Sys­tem ent­hal­te­ne Zu­falls­mo­ment ge­ge­be­nen­falls verstärkt ha­ben. Die auf­grund der mil­li­se­kun­den­ge­nau­en Er­fas­sung oh­ne­hin sehr ein­ge­schränk­te Be­ein­fluss­bar­keit
durch men­sch­li­ches Ver­hal­ten ist da­mit al­len­falls noch wei­ter re­du­ziert wor­den. Auf­grund der so­wohl für die Ar­beit­neh­mer als auch für die Be­klag­te nicht plan­ba­ren Zu­griffs­hemm­nis­se hat sich das An­mel­de­sys­tem mehr in Rich­tung des vom Kläger als "fai­rer" be­zeich­ne­ten Los­ent­schei­des be­wegt. Ei­ne Treu­wid­rig­keit ver­mag dies nicht zu be­gründen.

Hier­bei ist auch zu berück­sich­ti­gen, dass vor­lie­gend nicht al­lein das Verhält­nis der Be­klag­ten zum Kläger be­trof­fen ist. Von der Fra­ge des Zeit­punk­tes des Ein­gangs der Mel­dung des Klägers sind nicht al­lein sei­ne Rechts­po­si­ti­on so­wie die Rechts­po­si­ti­on der Be­klag­ten abhängig. Die Fik­ti­on des recht­zei­ti­gen Ein­gangs der Mel­dung des Klägers würde viel­mehr da­zu führen, dass eben er und nicht der nach der vor­lie­gen­den Lis­te siebt­schnells­te Mit­ar­bei­ter ein An­ge­bot zum Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges er­hiel­te. Da­mit würde aber ge­ge­be­nen­falls in die Rech­te ei­nes Drit­ten ein­ge­grif­fen, der auf ei­ne even­tu­el­le Ver­hin­de­rung des recht­zei­ti­gen Zu­gangs der Erklärung des Klägers kei­nen Ein­fluss hat­te. Al­ter­na­tiv wäre der Be­klag­ten ei­ne Ver­pflich­tung zum Ab­schluss ei­ner Auf­he­bungs­ver­ein­ba­rung mit ei­nem Ar­beit­neh­mer auf­zu­er­le­gen, des­sen Ar­beits­leis­tung sie nach den im Rah­men­in­ter­es­sen­aus­gleich fest­ge­leg­ten Pla­nung noch benötigt und die sie sich dann durch ei­ne Neu­ein­stel­lung, ge­ge­be­nen­falls auch des Klägers selbst, ver­schaf­fen müss­te.

cc) Letzt­lich schei­tert ein An­spruch des Klägers, wie das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend er­kannt hat dar­an, dass auch so­weit ein treu­wid­ri­ges Ver­hal­ten der Be­klag­ten un­ter­stellt wird, nicht fest­ge­stellt wer­den kann, dass der Kläger oh­ne die­ses Ver­hal­ten ein An­ge­bot zum Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges er­hal­ten hätte.

Der Ur­sa­chen­zu­sam­men­hang zwi­schen dem treu­wid­ri­gen Par­tei­ver­hal­ten und der ein­ge­tre­te­nen Sach­la­ge muss nach den all­ge­mei­nen Re­geln be­wie­sen wer­den (BGH, Ur­teil vom 08.01.1958 - VII ZR 126/57 - LM Nr. 2 zu § 162 BGB; RG Ur­teil vom 17.06.1907 - I 495/06 - RGZ 66, 222, 224, ju­ris; Stau­din­ger/Rein­hard Bork (2015) BGB § 162, Rn. 20).

Zwar trägt der Kläger vor, er ha­be be­reits um 13:00 Uhr ver­sucht, sich auf der zur Verfügung ge­stell­ten Sei­te an­zu­mel­den. Es ist je­doch nicht aus­zu­sch­ließen, dass die un­strei­tig nicht nur beim Kläger auf­ge­tre­ten Zu­griffs­pro­ble­me da­zu geführt ha­ben, dass sich auch an­de­re Mit­ar­bei­ter nur verzögert ha­ben an­mel­den können. Hier­bei kann da­hin­ste­hen, ob bei den ers­ten sie­ben an­ge­mel­de­ten Mit­ar­bei­tern Zu­griffs­pro­ble­me be­stan­den ha­ben, was der Kläger be­strei­tet. Auch an­de­re Mit­ar­bei­ter, die in der Lis­te nicht un­ter den ers­ten sie­ben sind, hätten sich oh­ne die Zu­griffs­pro­ble­me ge­ge­be­nen­falls schnel­ler an­mel­den können. Hier­bei hätten sie sich auch schnel­ler re­gis­trie­ren können als der Kläger. In­so­weit würde der Um­stand Wir­kung ent­fal­ten, dass die Rei­hen­fol­ge des Ein­gangs der Mel­dun­gen im Mil­li­se­kun­den­be­reich nach men­sch­li­chen Maßstäben nicht zu be­ein­flus­sen ist. Dass der Kläger ge­genüber sei­nen Kol­le­gen über be­son­de­re Fähig­kei­ten verfüge oder ein be­son­ders schnel­les tech­ni­sches Sys­tem be­nutzt ha­be, trägt er nicht vor.

Die Dar­le­gungs­last im Hin­blick auf den Ur­sa­chen­zu­sam­men­hang zwi­schen ei­nem even­tu­el­len Pflicht­ver­s­toß der Be­klag­ten und der ver­späte­ten Mel­dung des Klägers war nicht der Be­klag­ten auf­zu­er­le­gen.

Grundsätz­lich muss je­de Par­tei, wie dar­ge­stellt, die ihr güns­ti­gen Tat­sa­chen dar­le­gen und be­wei­sen. Wie eben­falls be­reits dar­ge­stellt, kann den Geg­ner der be­weis­be­las­te­ten Par­tei die se­kundäre Dar­le­gungs­last tref­fen, wenn die dar­le­gungs­pflich­ti­ge Par­tei al­le ihr zur Verfügung ste­hen­den Möglich­kei­ten aus­geschöpft hat und sie ih­rer primären Dar­le­gungs­last den­noch nicht nach­kom­men kann, weil sie außer­halb des für ih­ren An­spruch er­heb­li­chen Ge­sche­hens­ab­laufs stand. Ei­ne sol­che se­kundäre Dar­le­gungs­last setzt je­doch vor­aus, dass die nicht dar­le­gungs­be­las­te­te Par­tei al­le we­sent­li­chen Tat­sa­chen kennt und ihr nähe­re An­ga­ben zu­zu­mu­ten sind.

Die­se Vor­aus­set­zung ist vor­lie­gend nicht erfüllt. Zwar kann un­ter­stellt wer­den, dass der Kläger kei­ne Kennt­nis über den Ab­lauf der An­mel­de­ver­fah­ren der übri­gen in­ter­es­sier­ten Mit­ar­bei­ter aus dem Be­reich IT hat. Dies gilt je­doch für die Be­klag­te eben­so. Auch sie kann nicht be­ur­tei­len, wel­cher der Ar­beit­neh­mer sich oh­ne das Hin­zu­tre­ten ei­nes even­tu­el­len Pflicht­ver­s­toßes zu wel­chem Zeit­punkt für das Of­fe­ne Ab­fin­dungs­pro­gramm an­ge­mel­det hätte. Dass ihr über die ihr von der Ex­ter­nen Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le über­reich­te Lis­te hin­aus wei­te­re Umstände des Ein­wahl­pro­zes­ses be­kannt sei­en, hat der Kläger nicht vor­ge­tra­gen. Gemäß Ziff. 2 c der An­la­ge 2 zum Rah­men­so­zi­al­plan stellt die Ex­ter­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le ei­ne ver­trau­li­che Be­hand­lung der In­ter­es­sen­ten si­cher, und darf die In­for­ma­ti­on nicht an Hu­man Re­sour­ces und/oder Führungs­kräfte wei­ter­ge­ben.

b.) Der Kläger kann sich zur Be­gründung sei­nes An­spruchs nicht auf den ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz stützen.

Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ge­bie­tet der ar­beits­recht­li­che Gleich­be­hand­lungs­grund­satz dem Ar­beit­ge­ber, der Tei­len sei­ner Ar­beit­neh­mer frei­wil­lig nach ei­nem be­stimm­ten er­kenn­ba­ren ge­ne­ra­li­sie­ren­den Prin­zip Leis­tun­gen gewährt, Grup­pen von Ar­beit­neh­mern, die sich in glei­cher oder ver­gleich­ba­rer La­ge be­fin­den, gleich zu be­han­deln. Un­ter­sagt ist ihm da­nach so­wohl ei­ne willkürli­che Schlech­ter­stel­lung ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer in­ner­halb ei­ner Grup­pe als auch ei­ne sach­frem­de Grup­pen­bil­dung (BAG, Ur­teil vom 21.05.2014 - 4 AZR 50/13 -, Rn. 19, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 06.07.2011 - 4 AZR 596/09 -, Rn. 23, ju­ris).

Der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz gilt auch, so­weit die Be­triebs­par­tei­en die Ver­tei­lung der Leis­tun­gen re­geln. So­wohl bei der Aus­ge­stal­tung von So­zi­alplänen als auch bei frei­wil­li­gen Zu­satz­leis­tun­gen be­steht ein von den Ge­rich­ten zu re­spek­tie­ren­der Re­ge­lungs­spiel­raum. Die Leis­tungs­vor­aus­set­zun­gen müssen je­doch dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz Rech­nung tra­gen (BAG, Ur­teil vom 18.09.2001 - 3 AZR 656/00 -, Rn. 27, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 11.02.1998 - 10 AZR 22/97 -, Rn. 26, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 08.03.1995 - 5 AZR 869/93 -, Rn. 18 f., ju­ris). Er ver­bie­tet so­wohl die sach­frem­de Schlech­ter­stel­lung ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer in ver­gleich­ba­rer La­ge als auch ei­ne sach­frem­de Grup­pen­bil­dung (BAG, Ur­teil vom 18.09.2001 - 3 AZR 656/00 -, Rn. 27, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 10.03.1998 - 1 AZR 509/97 -, Rn. 20, ju­ris; BAG, Ur­teil vom 09.12.1997 - 3 AZR 661/96 -, Rn. 31, ju­ris). Ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung ist dann sach­fremd, wenn es für sie kei­ne bil­li­gens­wer­ten Gründe, al­so sol­che, die auf vernünf­ti­gen, ein­leuch­ten­den Erwägun­gen be­ru­hen und ge­gen kei­ne ver­fas­sungs­recht­li­chen oder sons­ti­gen über­ge­ord­ne­ten Wer­tent­schei­dun­gen ver­s­toßen. Ob der Ar­beit­ge­ber die zweckmäßigs­te und ge­rech­tes­te Lösung wähl­te, ist nicht zu über­prüfen (BAG, Ur­teil vom 18.09.2001 - 3 AZR 656/00 -, BA­GE 99, 53 - 59, Rn. 27).

Hier­bei kann da­hin­ste­hen, ob es sich bei dem Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges um ei­ne Leis­tung des Ar­beit­ge­bers in die­sem Sin­ne han­delt (so­wohl BAG, Ur­teil vom 01.06.1988 - 5 AZR 371/87 -, Rn. 18, ju­ris).

Die Ver­tei­lung nach dem im Rah­men­so­zi­al­plan und der An­la­ge 2 fest­ge­leg­ten Prio­ritätsprin­zip ist, wie dar­ge­stellt, je­den­falls nicht willkürlich. Sie be­ruht nicht auf ei­ner sach­frem­den Grup­pen­bil­dung. Die Dif­fe­ren­zie­rung nach dem Ein­gangs­zeit­punkt der Mel­dung stellt sich viel­mehr als die lo­gi­sche Kon­se­quenz der Tat­sa­che dar, dass die Be­klag­te nur ei­ne be­stimm­te An­zahl von Ar­beitsplätzen ab­bau­en will und die Zahl der an ei­nem Aus­schei­den in­ter­es­sier­ten Ar­beit­neh­mer die­se An­zahl über­steigt. In die­ser Si­tua­ti­on der das An­ge­bot über­stei­gen­den Nach­fra­ge er­gibt sich das Prio­ritäts­sys­tem oh­ne wei­te­res, so­weit ein ab­wei­chen­des Aus­wahl­ver­fah­ren nicht ein­geführt wird. Ei­ne Pflicht des Ar­beit­ge­bers, die
Ar­beit­neh­mer nach be­stimm­ten Kri­te­ri­en aus­zuwählen, ist je­doch, wie dar­ge­stellt, nicht ge­ge­ben.

C.Da ein An­spruch des Klägers auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges nicht be­steht, ist auch der mit dem Kla­ge­an­trag zu 2. gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Zah­lung der sich aus dem So­zi­al­plan er­ge­ben­den Ab­fin­dung nicht be­gründet. Ob der An­trag schon des­halb un­be­gründet ist, weil er auf ei­ne Zah­lung am 30.09.2015, al­so in der Ver­gan­gen­heit lie­gend, ge­rich­tet ist, oder ob der An­trag so aus­zu­le­gen ist, dass es dem Kläger auf die­ses Da­tum nicht an­kommt, kann da­hin­ste­hen.

D.Dem Kläger steht auch der mit dem Hilfs­an­trag gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Scha­dens­er­satz nicht zu.

1.) Der Kläger hat be­reits kei­nen er­satzfähi­gen Scha­den dar­ge­legt. 

Hier­bei ist ins­be­son­de­re zu berück­sich­ti­gen, dass die Ab­fin­dungs­zah­lun­gen nach den Re­ge­lun­gen des Rah­men­so­zi­al­plans da­zu die­nen sol­len, die Nach­tei­le aus­zu­glei­chen bzw. zu mil­dern, die den Mit­ar­bei­tern auf­grund des Aus­schei­dens aus dem Ar­beits­verhält­nis mit der Be­klag­ten ent­ste­hen. Ent­ste­hen sol­che Nach­tei­le nicht, weil das Ar­beits­verhält­nis fort­geführt wird, ist frag­lich, ob dem Ar­beit­neh­mer über­haupt ein Scha­den da­durch ent­steht, dass er den Ab­fin­dungs­be­trag nicht erhält. Es ist nämlich zu berück­sich­ti­gen, dass da­durch, dass ihm kein An­ge­bot zum Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges un­ter­brei­tet wird, ihm die Chan­ce er­hal­ten bleibt, bis zum Ein­tritt in den Ru­he­stand bzw. bis zum Er­rei­chen der für das Ar­beits­verhält­nis maßgeb­li­chen Al­ters­gren­ze er­werbstätig zu blei­ben (vgl. für den Fall der Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne des § 7 AGG BAG, Ur­teil vom 25.02.2010 - 6 AZR 911/08 -, BA­GE 133, 265 - 284, Rn. 33; kri­tisch MüKoBGB/Thüsing AGG § 7 Rn. 2).

Der Kläger hat ei­nen kon­kre­ten Vermögens­scha­den nicht dar­ge­legt. Auch so­weit die aus­ge­blie­be­ne Ver­ein­ba­rung ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges mit ei­nem Ab­fin­dungs­an­spruch grundsätz­lich als scha­dens­ver­ur­sa­chen­de Hand­lung in Be­tracht käme, wäre der da­durch ent­ste­hen­de Vermögens­scha­den kon­kret zu be­zif­fern.

Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs ist bei der Er­mitt­lung und Be­mes­sung ei­nes nach §§ 249 ff. BGB zu er­set­zen­den Vermögens­scha­dens grundsätz­lich von der Dif­fe­renz­hy­po­the­se aus­zu­ge­hen, al­so die nach dem haf­tungs­be­gründen­den Er­eig­nis ein­ge­tre­te­ne Vermögens­la­ge mit der­je­ni­gen zu ver­glei­chen, die oh­ne je­nes Er­eig­nis ein­ge­tre­ten wäre (BGH, Ur­teil vom 21.03.2013 - III ZR 260/11 -,Rn. 24, ju­ris; BGH, Ur­teil vom 11.05.2006 - III ZR 228/05 -,Rn. 9, ju­ris; BGH, Ur­teil vom 06.05.2004 - III ZR 247/03 -, Rn. 44, ju­ris).

Im Hin­blick auf die Fest­stel­lung des Scha­dens muss der Geschädig­te nicht nur sei­nen der­zei­ti­gen Vermögens­stand, son­dern auch den hy­po­the­ti­schen Vermögens­stand, der oh­ne das schädi­gen­de Er­eig­nis ge­ge­ben wäre, dar­le­gen (BGH, Ur­teil vom 26.02.1988 - V ZR 234/86 -, Rn. 27, ju­ris; MüKoBGB/ Oet­ker BGB § 249 Rn. 484).

Zwar ist dem Kläger in­so­weit zu­zu­stim­men, dass er im Fal­le des Ab­schlus­ses ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges ei­nen An­spruch auf Zah­lung der Ab­fin­dung er­langt hätte. Der Be­rech­nung der Ab­fin­dungshöhe ist die Be­klag­te auch nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten.

Der Kläger hat in­des nicht dar­ge­legt, wie sich der mit dem Auf­he­bungs­ver­trag ver­bun­de­ne Ver­lust des Ar­beits­verhält­nis­ses auf sei­ne Vermögens­la­ge aus­ge­wirkt hätte. Er hat nicht vor­ge­tra­gen, ob und ge­ge­be­nen­falls in wel­cher Höhe er nach Auf­he­bung des Ar­beits­verhält­nis­ses mit der Be­klag­ten an­de­re Einkünf­te er­zielt hätte.

2.) Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klägers schei­tert darüber hin­aus dar­an, dass ei­ne un­ter­stell­te Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten oder ei­ne sol­che Drit­ter, die ihr zu­zu­rech­nen wäre, nicht kau­sal für den un­ter­blie­be­nen Ab­schluss der Auf­he­bungs­ver­ein­ba­rung war.

Als Pflicht­ver­let­zung kommt al­len­falls die feh­ler­haf­te Pro­gram­mie­rung der Re­gis­trie­rungs­soft­ware in Be­tracht. An­de­re Pflicht­ver­let­zun­gen der Be­klag­ten hat der Kläger nicht be­haup­tet.

Wie be­reits dar­ge­stellt, hat der Kläger nicht dar­ge­legt, dass er sich oh­ne den Pro­gram­mie­rungs­feh­ler als ei­ner der ers­ten sie­ben Mit­ar­bei­ter re­gis­triert hätte. Viel­mehr ist nicht aus­zu­sch­ließen, dass sich sie­ben oder mehr an­de­re Mit­ar­bei­ter oh­ne die Zu­griffs­pro­ble­me schnel­ler als er an­ge­mel­det hätten.

III. 

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf §§ 64 Abs. 6 ArbGG, 525, 91, 97 Abs. 1 ZPO. Da­nach fal­len die Kos­ten ei­nes oh­ne Er­folg ein­ge­leg­ten Rechts­mit­tels der Per­son zur Last, die es ein­ge­legt hat.

IV.

Die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Zu­las­sung der Re­vi­si­on an das Bun­des­ar­beits­ge­richt lie­gen vor. Die Kam­mer ist der Auf­fas­sung, dass dem Rechts­streit grundsätz­li­che Be­deu­tung zu­kommt. Da­mit be­steht der Re­vi­si­ons­grund des § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG.

RECH­TSMIT­TEL­BE­LEH­RUNG: 

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der kla­gen­den Par­tei 

RE­VISION 

ein­ge­legt wer­den. 

Für die be­klag­te Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben. 

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich oder in elek­tro­ni­scher Form beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt 

Hu­go-Preuß-Platz 1 

99084 Er­furt 

Fax: 0361-2636 2000 

ein­ge­legt wer­den. 

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1.Rechts­anwälte, 

2.Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,

3.Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Num­mer 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt, und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Ei­ne Par­tei, die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten. 

Bezüglich der Möglich­keit elek­tro­ni­scher Ein­le­gung der Re­vi­si­on wird auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 09.03.2006 (BGBl. I Sei­te 519) ver­wie­sen.

* ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den. 

Ja­ku­bow­ski

Fran­zen

Dan­ne­mann

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