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BSG, Ur­teil vom 27.06.2013, B 10 EG 8/12 R

   
Schlagworte: Elterngeld, Elternzeit
   
Gericht: Bundessozialgericht
Aktenzeichen: B 10 EG 8/12 R
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 27.06.2013
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Sozialgericht Bayreuth - S 10 EG 15/07
Bayerisches Landessozialgericht - L 12 EG 26/08
   

BUN­DESSO­ZIAL­GERICHT

Verkündet am

27. Ju­ni 2013

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

in dem Rechts­streit
 


Az: B 10 EG 8/12 R


L 12 EG 26/08 (Baye­ri­sches LSG)

S 10 EG 15/07 (SG Bay­reuth)

...........,


Kläger, Re­vi­si­ons­be­klag­ter und

Re­vi­si­onskläger,

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: ............,

g e g e n

Frei­staat Bay­ern,
ver­tre­ten durch das Zen­trum Bay­ern Fa­mi­lie und

So­zia­les, He­gel­s­traße 2, 95447 Bay­reuth,

Be­klag­ter, Re­vi­si­onskläger und

Re­vi­si­ons­be­klag­ter.

Der 10. Se­nat des Bun­des­so­zi­al­ge­richts hat auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 27. Ju­ni 2013 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter Prof. Dr. L o y t v e d , die Rich­ter K r u s c h i n s k y und O t h m e r so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter C o s s m a n n und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Theo­bald für Recht er­kannt:
 


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Auf die Re­vi­si­on des Klägers wird der Be­klag­te un­ter ent­spre­chen­der Ände­rung des Ur­teils des Baye­ri­schen Lan­des­so­zi­al­ge­richts vom 23. No­vem­ber 2011 ver­ur­teilt, das El­tern­geld des Klägers - so­weit noch nicht ge­sche­hen - gemäß § 2 Abs 6 Bun­des­el­tern­geld- und El­tern­zeit­ge­setz um mo­nat­lich 300 Eu­ro zu erhöhen.

Im Übri­gen wer­den die Re­vi­sio­nen des Klägers und des Be­klag­ten zurück­ge­wie­sen.

Der Be­klag­te hat dem Kläger auch für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren zwei Drit­tel der außer­ge­richt­li­chen Kos­ten zu er­stat­ten.


G r ü n d e :

I

Die Be­tei­lig­ten strei­ten über Be­zugs­dau­er und Höhe des dem Kläger zu­ste­hen­den El­tern­gel­des nach dem Bun­des­el­tern­geld- und El­tern­zeit­ge­setz (BEEG).


Der Kläger und sei­ne Ehe­frau (Kläge­rin im Rechts­streit B 10 EG 3/12 R) sind El­tern der am 9.2.2007 ge­bo­re­nen Zwil­lin­ge E. und R. . Bei­de wa­ren bis zur Ge­burt der Kin­der als Be­am­te voll er­werbstätig. Die Ehe­frau des Klägers be­fand sich in der Zeit vom 9.2.2007 bis 22.6.2007 in Mut­ter­schutz und er­hielt hier­bei Bezüge nach be­am­ten­recht­li­chen Vor­schrif­ten. Sie nahm vom 25.6.2007 bis 11.4.2008, der Kläger vom 12.3.2007 bis 20.3.2008 El­tern­zeit. Seit dem 21.3.2008 ar­bei­te­te der Kläger wie­der voll­schich­tig.

Mit Schrei­ben vom 12.4.2007 be­an­trag­ten bei­de El­tern­tei­le El­tern­geld. Der Kläger be­gehr­te hier­bei El­tern­geld für den zwei­ten bis zwölf­ten Le­bens­mo­nat sei­nes Soh­nes R. so­wie für die Le­bens­mo­na­te 13 und 14 sei­ner Toch­ter E. . Die Ehe­frau des Klägers be­an­spruch­te El­tern­geld
für den ers­ten bis zwölf­ten Le­bens­mo­nat von E. so­wie für die Le­bens­mo­na­te 13 und 14 von R. . Nach­dem der Be­klag­te dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass bei Mehr­lings­ge­bur­ten El­tern­geld nur ein­mal gewährt wer­de, hiel­ten der Kläger und sei­ne Ehe­frau in ers­ter Li­nie an der be­gehr­ten Auf­tei­lung des El­tern­geld­be­zu­ges fest, erklärten je­doch hilfs­wei­se, dass der Kläger für den zwei­ten bis neun­ten Le­bens­mo­nat und des­sen Ehe­frau für den ers­ten bis sechs­ten Le­bens­mo­nat der Zwil­lin­ge El­tern­geld er­hal­ten sol­le.

Mit Be­scheid vom 21.6.2007 be­wil­lig­te der Be­klag­te dem Kläger vorläufig El­tern­geld für den zwei­ten bis neun­ten Le­bens­mo­nat bei­der Kin­der ein­sch­ließlich ei­nes mo­nat­li­chen Erhöhungs­be­tra­ges von 300 Eu­ro für das Zwil­lings­kind, und zwar für den zwei­ten Le­bens­mo­nat in Höhe von 1714,66 Eu­ro und ab dem drit­ten Le­bens­mo­nat in Höhe von 1812,26 Eu­ro mo­nat­lich. Die vorläufi­ge Be­wil­li­gung be­gründe­te der Be­klag­te da­mit, dass der Kläger während des Be­zu­ges
 


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von El­tern­geld an zwei Ta­gen (9. und 10.3.2007) Ein­kom­men er­zielt ha­be. Mit Be­scheid vom sel­ben Ta­ge gewähr­te er der Ehe­frau des Klägers El­tern­geld für den ers­ten bis sechs­ten Le­bens­mo­nat der Kin­der un­ter An­rech­nung der während des Mut­ter­schut­zes er­hal­te­nen Bezüge. Den Wi­der­spruch des Klägers ge­gen den ihn be­tref­fen­den Be­scheid wies der Be­klag­te mit Wi­der­spruchs­be­scheid vom 4.10.2007 zurück.

Das So­zi­al­ge­richt (SG) Bay­reuth hat die Kla­ge mit Ge­richts­be­scheid vom 14.4.2008 ab­ge­wie­sen. Nach Ein­le­gung der Be­ru­fung des Klägers beim SG (13.5.2008) hat der Be­klag­te dem Kläger mit Be­scheid vom 14.5.2008 das El­tern­geld für den zwei­ten Le­bens­mo­nat in un­veränder­ter Höhe endgültig be­wil­ligt. Das Baye­ri­sche Lan­des­so­zi­al­ge­richt (LSG) hat den Ge­richts­be­scheid so­wie die an­ge­grif­fe­nen Be­schei­de ab­geändert und den Be­klag­ten zur Be­wil­li­gung von ei­nem wei­te­ren Mo­nat El­tern­geld für das Kind R. so­wie von zwei wei­te­ren Mo­na­ten El­tern­geld für das Kind E. (13. und 14. Le­bens­mo­nat) an den Kläger ver­pflich­tet. Im Übri­gen hat es die Be­ru­fung zurück­ge­wie­sen (Ur­teil vom 23.11.2011). Es hat sei­ne Ent­schei­dung im We­sent­li­chen auf fol­gen­de Erwägun­gen gestützt:


So­weit der Kläger El­tern­geld für drei wei­te­re Le­bens­mo­na­te des Kin­des R. be­geh­re, sei die Kla­ge nur teil­wei­se be­gründet. Die Ehe­frau des Klägers ha­be während des Mut­ter­schut­zes vom 9.2. bis 22.6.2007 Dienst­bezüge nach be­am­ten­recht­li­chen Vor­schrif­ten er­hal­ten. Nach § 4 Abs 3 S 2 BEEG gälten da­her die ers­ten fünf Le­bens­mo­na­te bei­der Zwil­lin­ge - und da­mit auch des Kin­des R. - als Mo­na­te, für die sie El­tern­geld be­zie­he. Die­se Fik­ti­on er­fas­se im Hin­blick auf das im El­tern­geld­recht gel­ten­de Le­bens­mo­nats­prin­zip je­weils auch dann den gan­zen Le­bens­mo­nat des Kin­des, wenn wie hier nicht für den gan­zen Mo­nat Mut­ter­schafts­geld bzw die ent­spre­chen­den Dienst­bezüge zustünden. Dem­ent­spre­chend könne der Kläger in­so­weit über die be­reits be­wil­lig­ten acht Be­zugs­mo­na­te hin­aus nur El­tern­geld für ei­nen wei­te­ren Mo­nat be­an­spru­chen.

So­weit der Kläger die Gewährung von El­tern­geld für den 13. und 14. Le­bens­mo­nat der Toch­ter E. be­geh­re, sei die Be­ru­fung be­gründet, da die Ehe­frau des Klägers in­so­weit die Gewährung von El­tern­geld für die Le­bens­mo­na­te eins bis zwölf be­an­tragt ha­be.

Der An­spruch des Klägers auf wei­te­re Mo­nats­beträge sei nicht we­gen der be­reits sei­ner Ehe­frau be­wil­lig­ten El­tern­geld­zah­lun­gen aus­ge­schlos­sen. Denn El­tern­geld ste­he den El­tern für den Fall, dass bei­de Part­ner auf Er­werbstätig­keit ver­zich­te­ten, für je­den der bei­den Zwil­lin­ge zu. Dem ste­he der Wort­laut des § 1 Abs 1 BEEG nicht ent­ge­gen, der von "ei­nem" Kind re­de. Un­abhängig da­von, ob das Wort "ei­nem" als Zahl­wort oder als un­be­stimm­ter Ar­ti­kel ge­braucht wer­de, sei § 1 Abs 1 BEEG so aus­zu­le­gen, dass das El­tern­geld bei Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen für ein be­stimm­tes, na­ment­lich zu be­nen­nen­des Kind zu gewähren sei.


Unschädlich sei, dass im BEEG ei­ne dem § 3 Abs 1 S 2 Ge­setz zum Er­zie­hungs­geld und zur El­tern­zeit (BErzGG) ent­spre­chen­de Re­ge­lung feh­le. Denn dar­aus könne nur der Schluss ge­zo-
 


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gen wer­den, dass ei­ner be­treu­en­den Per­son nicht für bei­de Zwil­lin­ge je­weils El­tern­geld zu­ste­he. Dies sei aber nicht die hier strei­ti­ge Fra­ge.

Die von dem Be­klag­ten ver­tre­te­ne Auf­fas­sung, El­tern­geld ste­he bei ei­nem gleich­zei­ti­gen Ver­zicht bei­der El­tern­tei­le auf Er­werbstätig­keit nicht für je­den ein­zel­nen Zwil­ling, son­dern für den zwei­ten Zwil­ling nur in Höhe des Erhöhungs­be­tra­ges nach § 2 Abs 6 BEEG zu, sei dem Wort­laut des § 1 Abs 1 BEEG iVm § 2 Abs 6 BEEG nicht zu ent­neh­men und ver­s­toße zu­dem ge­gen Art 3 Abs 1 Grund­ge­setz (GG). Denn für den Fall, dass ein wei­te­res Ge­schwis­ter­kind in­ner­halb des Be­zugs­zeit­raums von El­tern­geld für ein Kind ge­bo­ren wer­de, ha­be der an­de­re El­tern­teil für das zwei­te Ge­schwis­ter­kind An­spruch auf El­tern­geld nach den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen. Glei­ches gel­te für den Fall, dass kurz nach der Ge­burt ei­nes Kin­des ein wei­te­res Kind ad­op­tiert wer­de. Mehr­lings­ge­bur­ten un­ter­schie­den sich von die­sen Kon­stel­la­tio­nen nur durch ei­nen kürze­ren Zeit­raum zwi­schen der Ge­burt bzw Auf­nah­me des ers­ten und des wei­te­ren Kin­des. Die­ser Un­ter­schied recht­fer­ti­ge ge­mes­sen am Ziel des BEEG, ei­ne Ein­kom­mens­min­de­rung durch die Be­treu­ung des Kin­des im ers­ten Le­bens­jahr zu ver­hin­dern, ei­ne un­glei­che Be­hand­lung bei­der Grup­pen nicht.

Dem ste­he auch nicht § 2 Abs 6 BEEG ent­ge­gen, der für Mehr­lings­ge­bur­ten ei­nen mo­nat­li­chen Zu­schlag von 300 Eu­ro vor­se­he. Die­se Re­ge­lung sol­le nach der Ge­set­zes­be­gründung (BT-Drucks 16/1889 S 21) ähn­lich dem Ge­schwis­ter­bo­nus nach § 2 Abs 4 S 1 BEEG den zusätz­li­chen Be­treu­ungs­auf­wand ab­gel­ten, der bei ei­ner be­rech­tig­ten Per­son auf­tre­te, die gleich­zei­tig zwei oder mehr Kin­der glei­chen Al­ters be­treue. So­fern wie im vor­lie­gen­den Fall bei­de El­tern­tei­le für je­weils ein Kind El­tern­geld be­an­trag­ten, ent­fal­le die­se Mehr­be­las­tung, so­dass der Mehr­lings­zu­schlag ent­ge­gen dem An­trag des Klägers nicht zu gewähren sei. In­so­fern sei da­her die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.


Die Be­rech­nung des El­tern­gel­des un­ter Berück­sich­ti­gung der Kir­chen­steu­er sei rechtmäßig. Der Ab­zug der Kir­chen­steu­er von dem Ein­kom­men aus nicht­selbstständi­ger Ar­beit er­ge­be sich aus § 2 Abs 7 S 1 und 3 BEEG. Bei der El­tern­geld­be­rech­nung sol­le das Ein­kom­men berück­sich­tigt wer­den, dass der an­spruchs­be­rech­tig­ten Per­son zu­letzt tatsächlich mo­nat­lich zur Verfügung ge­stan­den ha­be und das nun we­gen der Un­ter­bre­chung oder Ein­stel­lung der Er­werbstätig­keit nicht mehr zur Verfügung ste­he. Ei­nen Ver­s­toß ge­gen Art 3 Abs 1 GG se­he der Se­nat nicht.

Ge­gen die­ses Ur­teil ha­ben so­wohl der Kläger als auch der Be­klag­te die vom LSG zu­ge­las­se­ne Re­vi­si­on ein­ge­legt.

Zur Be­gründung sei­ner Re­vi­si­on macht der Kläger im We­sent­li­chen gel­tend: Er ha­be An­spruch auf El­tern­geld für zwei wei­te­re Le­bens­mo­na­te sei­nes Soh­nes R. . In­so­fern ha­be das LSG ge­gen § 3 Abs 1 und § 4 Abs 1 bis 3 BEEG ver­s­toßen. Nach dem Ge­set­zes­wort­laut in § 4 Abs 1 und 2 BEEG könn­ten die El­tern für die ers­ten 14 Le­bens­mo­na­te ei­nes Kin­des El­tern­geld be­an­spru­chen; dies sei hier der Sohn R. . Für die­sen ha­be er, der Kläger, für den zwei­ten bis
 


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zwölf­ten Le­bens­mo­nat El­tern­geld be­an­tragt. Da­her sei auch er für die ers­ten zwölf Le­bens­mo­na­te die­ses Kin­des die be­rech­tig­te Per­son iS des § 4 Abs 3 S 2 BEEG. Sei­ne Ehe­frau ha­be zwar während des Mut­ter­schut­zes Leis­tun­gen nach be­am­ten­recht­li­chen Vor­schrif­ten er­hal­ten, ihr ha­be aber für das Kind R. in die­ser Zeit kein El­tern­geld zu­ge­stan­den. Zu­dem ha­be das LSG in­so­weit ge­gen § 3 Abs 1 S 4 BEEG ver­s­toßen, als es bei der An­wen­dung der Fik­ti­on des § 4 Abs 3 S 2 BEEG das Le­bens­mo­nats­prin­zip an­ge­wen­det ha­be; rich­ti­ger­wei­se hätte es den Zeit­raum, für den sei­ne Ehe­frau während des Mut­ter­schut­zes Leis­tun­gen er­hal­ten ha­be, nur auf den ent­spre­chen­den Teil des El­tern­geld­be­zu­ges "an­rech­nen" dürfen.

Fer­ner ha­be ihm das LSG zu Un­recht die Gewährung des Mehr­lings­zu­schla­ges nach § 2 Abs 6 BEEG ver­sagt. Aus § 2 Abs 6 BEEG las­se sich die vom LSG vor­ge­nom­me­ne ein­schränken­de Aus­le­gung, dass die­ser Zu­schlag ent­fal­le, wenn bei­de El­tern El­tern­geld er­hiel­ten, nicht ent­neh­men. Viel­mehr sei die­ser Zu­schlag bei je­der Mehr­lings­ge­burt zu gewähren. Zu­dem be­ste­he bei El­tern von Zwil­lin­gen häufig selbst dann, wenn bei­de El­tern­geld er­hiel­ten, ei­ne be­son­de­re Be­las­tung, zB bei ei­ner aufwändi­gen und be­son­de­ren Be­hand­lung der Kin­der. So sei es auch bei sei­nen Kin­dern ge­we­sen.


Sch­ließlich wer­de da­durch, dass nach § 2 Abs 7 S 3 BEEG bei der Be­rech­nung des El­tern­gel­des die Kir­chen­steu­er berück­sich­tigt wer­de, ge­gen Art 3 Abs 1 und 3 GG ver­s­toßen. Denn die Kir­chen­steu­er un­ter­schei­de sich von den übri­gen in § 2 Abs 7 BEEG ge­nann­ten Ab­ga­ben in­so­fern, als es sich bei ihr nicht um ei­ne Ab­ga­be han­de­le, die dem Ein­zel­nen als Staatsbürger oder als Ver­si­che­rungs­pflich­ti­ger auf­er­legt wer­de, son­dern um ei­ne Steu­er, die ei­ne Re­li­gi­ons­ge­sell­schaft von ih­ren Mit­glie­dern er­he­be. Die Ent­schei­dung, ei­ner Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft an­zu­gehören, wer­de durch die Re­li­gi­ons­frei­heit geschützt. Zu­dem sei die Kir­chen­steu­er kei­ne Steu­er im ei­gent­li­chen Sin­ne, son­dern wer­de nur aus his­to­ri­schen Gründen als Steu­er be­zeich­net. Viel­mehr han­de­le es sich um ei­ne Son­der­aus­ga­be (§ 10 Abs 1 Nr 4 Ein­kom­men­steu­er­ge­setz <EStG>). Ziel des El­tern­gel­des müsse es sein, den Fa­mi­li­en oh­ne Berück­sich­ti­gung der kon­kre­ten Re­li­gi­ons­zu­gehörig­keit bei glei­chen Ab­ga­ben an den Staat und glei­cher Be­darfs­si­tua­ti­on glei­che Leis­tun­gen zu gewähren. Die An­wen­dung des § 2 Abs 7 S 1 und 3 BEEG ver­s­toße ge­gen Art 3 Abs 1 und 3 GG, weil das El­tern­geld aus­sch­ließlich bei den Mit­glie­dern der kir­chen-steu­er­er­he­ben­den Glau­bens­ge­mein­schaf­ten ge­min­dert wer­de, während bei Per­so­nen, die Mit­glied ei­ner an­de­ren Glau­bens­ge­mein­schaft sei­en oder die kei­nen Glau­ben hätten, ein sol­cher Ab­zug nicht er­fol­ge.


Der Kläger be­an­tragt,
1. das Ur­teil des Baye­ri­schen Lan­des­so­zi­al­ge­richts vom 23. No­vem­ber 2011 so­wie den Ge­richts­be­scheid des So­zi­al­ge­richts Bay­reuth vom 14. April 2008 zu ändern und den Be­klag­ten un­ter Ände­rung des Be­schei­des vom 21. Ju­ni 2007 in der Ge­stalt des Wi­der­spruchs­be­schei­des vom 4. Ok­to­ber 2007 so­wie in der Fas­sung des Be­schei­des vom 14. Mai 2008 zu ver­ur­tei­len, ihm El­tern­geld auch für den elf­ten und zwölf­ten Le­bens­mo­nat sei­nes am 9. Fe­bru­ar 2007 ge­bo­re­nen Soh­nes R. zu gewähren, sein El­tern­geld ins
 


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ge­samt oh­ne Berück­sich­ti­gung des Kir­chen­steu­er­ab­zu­ges zu be­rech­nen und es - so­weit noch nicht ge­sche­hen - durch ei­nen Mehr­lings­zu­schlag zu erhöhen,
2. die Re­vi­si­on des Be­klag­ten zurück­zu­wei­sen.


Der Be­klag­te be­an­tragt,
1. das Ur­teil des Baye­ri­schen Lan­des­so­zi­al­ge­richts vom 23. No­vem­ber 2011 auf­zu­he­ben, so­weit es die Gewährung von wei­te­ren Mo­na­ten El­tern­geld be­trifft, und die Be­ru­fung des Klägers ge­gen den Ge­richts­be­scheid des So­zi­al­ge­richts Bay­reuth vom 14. April 2008 vollständig zurück­zu­wei­sen,
2. die Re­vi­si­on des Klägers zurück­zu­wei­sen.


Er rügt ei­ne Ver­let­zung der §§ 1 bis 4, 10 und 11 BEEG. Da­zu trägt er ua vor:

Die Auf­fas­sung des LSG, dass El­tern­geld den El­tern von Zwil­lin­gen für den Fall, dass bei­de El­tern­tei­le auf Er­werbstätig­keit ver­zich­te­ten, für je­den der bei­den Zwil­lin­ge zu­ste­he, sei nicht zu­tref­fend. Aus dem Ge­set­zes­wort­laut des § 1 Abs 1 BEEG er­ge­be sich kein Hin­weis dar­auf, dass bei mehr­fa­cher Erfüllung der An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen meh­re­re Ansprüche entstünden. Die Ent­schei­dung des LSG ste­he auch mit der Ge­set­zes­sys­te­ma­tik nicht im Ein­klang. Die Be­stim­mung des § 1 BEEG ent­hal­te kei­ne Re­ge­lung über den An­spruchs­um­fang; die­ser sei viel­mehr in den §§ 2 bis 4 BEEG ge­re­gelt. Für Mehr­lings­ge­bur­ten sei ei­ne ein­deu­ti­ge Re­ge­lung in § 2 Abs 6 BEEG vor­ge­se­hen, die kei­ne Grund­la­ge mehr ha­be, wenn bei­de El­tern­tei­le für je­den Zwil­ling ei­nen ei­genständi­gen An­spruch auf El­tern­geld hätten. Aus § 2 Abs 6 BEEG er­ge­be sich ein­deu­tig und zwin­gend ei­ne Erhöhung des El­tern­gel­des bei Mehr­lings­ge­bur­ten für das zwei­te und je­des wei­te­re Kind; ei­ne Aus­le­gung, wo­nach die­se Erhöhung nicht zu gewähren sei, wenn sich bei­de El­tern­tei­le um die Mehr­lin­ge kümmer­ten, sei an­ge­sichts des kla­ren Wort­lauts nicht möglich. Fer­ner hätte das LSG nach sei­ner Ar­gu­men­ta­ti­on die Gewährung des Ge­schwis­ter­bo­nus nach § 2 Abs 4 BEEG be­ja­hen müssen. Zu­dem ver­weh­re das LSG den El­tern mit sei­ner Aus­le­gung die Vergüns­ti­gun­gen nach § 3 Abs 2 S 1 Halbs 2, § 10 Abs 4 und § 11 S 3 BEEG und ver­let­ze auch die­se Vor­schrif­ten.

Das LSG set­ze sich mit § 3 Abs 1 S 2 BErzGG aus­ein­an­der, über­se­he hier­bei je­doch, dass für den Be­reich der El­tern­zeit in § 15 Abs 2 S 3 BEEG - wie be­reits zu­vor in § 15 Abs 2 S 3 BErzGG - ei­ne aus­drück­li­che Re­ge­lung er­folgt sei, wo­nach bei meh­re­ren Kin­dern für je­des Kind An­spruch auf El­tern­zeit be­ste­he. Ei­ner sol­chen Re­ge­lung hätte es nicht be­durft, wenn sich be­reits aus § 15 Abs 1 BErzGG bzw BEEG, der dem § 1 Abs 1 BEEG ent­spre­che, bei Mehr­lin­gen ein An­spruch auf El­tern­zeit für je­den Mehr­ling ergäbe. Zu­dem las­se sich aus dem Um­stand, dass die Be­stim­mung des § 3 Abs 1 S 2 BErzGG nicht in das BEEG über­nom­men wor­den sei, al­lein der Schluss zie­hen, dass ge­ra­de nicht für je­den Mehr­ling je­weils ein An­spruch auf El­tern­geld zu­ste­hen sol­le. Das LSG las­se hier­bei auch un­be­ach­tet, dass Er­zie­hungs­geld nach § 3 Abs 1 S 1 und Abs 2 S 1 BErzGG nur ei­ner be­rech­tig­ten Per­son ge­zahlt wor­den sei.
 


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Fer­ner er­ge­be sich aus der Ge­set­zes­be­gründung zu § 4 BEEG ein­deu­tig ei­ne Be­schränkung des El­tern­geld­be­zugs auf 14 Mo­nats­beträge; ei­ne Ver­viel­fa­chung bei Mehr­facherfüllung ei­ner An­spruchs­vor­aus­set­zung sei da­mit aus­ge­schlos­sen. Dies wer­de durch den Ge­set­zes­zweck bestätigt, wo­nach das BEEG in ers­ter Li­nie die fi­nan­zi­el­le Si­tua­ti­on der El­tern in den ers­ten 14 Mo­na­ten nach der Ge­burt si­chern sol­le. Bei Mehr­lin­gen sei der Ein­kom­mens­ver­lust nicht größer. Für die­se Sicht­wei­se spre­che auch § 4b BEEG idF des Ge­set­zes vom 15.2.2013, wo­nach das Be­treu­ungs­geld für je­des Kind 150 Eu­ro pro Mo­nat be­tra­ge; es wer­de da­zu in der Be­gründung aus­geführt, dass beim El­tern­geld kei­ne mehr­fa­che Gewährung, son­dern nur der Mehr­lings­zu­schlag vor­ge­se­hen sei.


Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des LSG lie­ge kein Ver­s­toß ge­gen Art 3 Abs 1 GG vor, da die vom LSG ge­bil­de­ten Grup­pen be­reits nicht mit­ein­an­der ver­gleich­bar sei­en. Maßstab hierfür sei das Ziel des BEEG, El­tern bei der Si­che­rung der Le­bens­grund­la­ge in den ers­ten 14 Le­bens­mo­na­ten des Kin­des zu un­terstützen. Ab­ge­stellt wer­de da­her auf die Frühpha­se des neu­ge­bo­re­nen Kin­des. Der Zeit­raum der Frühpha­se bei ei­ner Mehr­lings­ge­burt un­ter­schei­de sich vom Zeit­raum der Frühpha­sen bei kur­zen Ge­bur­ten­fol­gen. Denn bei ei­ner Mehr­lings­ge­burt lie­ge ei­ne ge­mein­sa­me Frühpha­se vor, während bei Ge­bur­ten­fol­gen meh­re­re Frühpha­sen bestünden. Da­her bestünden ge­wich­ti­ge Un­ter­schie­de zwi­schen die­sen Grup­pen, die de­ren Un­gleich­be­hand­lung recht­fer­tig-ten. Auch das Ge­setz un­ter­schei­de zwi­schen die­sen Grup­pen, da es in § 2 Abs 4 S 2 BEEG ei­nen Ge­schwis­ter­bo­nus vor­se­he, auf den bei ei­nem Fol­ge­kind ein An­spruch be­ste­he. Ein wei­te­rer Un­ter­schied be­ste­he hin­sicht­lich des Ver­brauchs von Mo­nats­beträgen durch den Be­zug von Mut­ter­schafts­geld nach § 4 Abs 3 S 2 BEEG, da sich die­se Zeiträume bei kur­zen Ge­bur­ten­fol­gen ad­dier­ten, bei Mehr­lings­ge­bur­ten hin­ge­gen ein ein­heit­li­cher Zeit­raum vor­lie­ge. El­tern, die gleich­zei­tig Kin­der mit dem Ziel der An­nah­me als Kind in den Haus­halt auf­ge­nom­men hätten, würden nicht bes­ser ge­stellt, da auf sie § 2 Abs 6 BEEG ent­spre­chend an­zu­wen­den sei.


Sch­ließlich ha­be sich das LSG nicht mit dem Ur­teil des BSG vom 16.2.1989 (4 REg 6/88 - BS­GE 64, 296 = SozR 7833 § 3 Nr 1) zum An­spruch auf Er­zie­hungs­geld nach dem BErzGG (idF vom 6.12.1985) bei Mehr­lin­gen aus­ein­an­der ge­setzt. In die­sem Ur­teil ha­be das BSG fest­ge­stellt, die Ver­fas­sung ge­be we­der ei­nen An­spruch auf ein zwei­tes oder drit­tes usw Er­zie­hungs­geld oder auf Er­zie­hungs­geld für ei­nen verlänger­ten Be­zugs­zeit­raum noch ver­pflich­te sie den Ge­setz­ge­ber, ei­ne sol­che Re­ge­lung zu tref­fen. Die­se Grundsätze könn­ten auf den vor­lie­gen­den Fall über­tra­gen wer­den.


II

Die Re­vi­sio­nen der Be­tei­lig­ten sind zulässig. Die­je­ni­ge des Klägers ist auch teil­wei­se be­gründet. Im Übri­gen sind die Re­vi­sio­nen un­be­gründet.
 


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Der Be­klag­te hat dem Kläger El­tern­geld nebst Mehr­lings­zu­schlag (§ 2 Abs 6 BEEG) für den zwei­ten bis neun­ten Le­bens­mo­nat der Zwil­lin­ge gewährt. Das LSG hat die­se Be­wil­li­gung - ent­spre­chend dem An­trag des Klägers - auf das Kind R. be­zo­gen und dem Kläger El­tern­geld oh­ne Mehr­lings­zu­schlag für den zehn­ten Le­bens­mo­nat von R. so­wie für den 13. und 14. Le­bens­mo­nat von E. zu­ge­spro­chen. Mit sei­ner Re­vi­si­on be­gehrt der Kläger auch El­tern­geld für den elf­ten und zwölf­ten Le­bens­mo­nat von R. , Mehr­lings­zu­schläge für die vor dem LSG er­strit­te­nen und jetzt noch be­an­spruch­ten Mo­nats­beträge so­wie ei­ne Be­rech­nung sei­nes El­tern­gel­des ins­ge­samt oh­ne Ab­zug der Kir­chen­steu­er bei der Be­stim­mung des Be­mes­sungs­ent­gel­tes. Da­mit kann er nicht in vol­lem Um­fang durch­drin­gen. Der An­griff des Be­klag­ten ge­gen das Be­ru­fungs­ur­teil hat kei­nen Er­folg.

1. Die Kla­ge ist als kom­bi­nier­te An­fech­tungs- und Leis­tungs­kla­ge zulässig (§ 54 Abs 1 S 1 und Abs 4 SGG). Zu­tref­fend hat das LSG nicht nur über den Be­wil­li­gungs­be­scheid vom 21.6.2007 in der Ge­stalt des Wi­der­spruchs­be­schei­des vom 4.10.2007 ent­schie­den, son­dern auch über den Be­scheid vom 14.5.2008, der ei­ne endgülti­ge Ent­schei­dung über das El­tern­geld des Klägers für den zwei­ten Le­bens­mo­nat der Kin­der be­trifft. Da der Be­scheid vom 14.5.2008 den zu­vor er­gan­ge­nen - in­so­weit vorläufi­gen - Be­wil­li­gungs­be­scheid teil­wei­se er­setzt hat, ist er nach § 153 Abs 1 iVm § 96 Abs 1 SGG kraft Ge­set­zes Ge­gen­stand des zum da­ma­li­gen Zeit­punkt vor dem LSG be­reits anhängi­gen Ver­fah­rens ge­wor­den. An­ders als es im Aus­spruch des Be­ru­fungs­ur­teils zum Aus­druck kommt, hätte das LSG al­ler­dings über die­sen Be­scheid auf Kla­ge, nicht auf Be­ru­fung ent­schei­den müssen (BSG Ur­teil vom 23.9.2003 - B 4 RA 54/02 R - SozR 4-8855 § 2 Nr 1 Rd­Nr 11; Ur­teil vom 20.7.2005 - B 13 RJ 37/04 R - Ju­ris Rd­Nr 22; Leit­he­rer in Mey­er-La­de-wig/Kel­ler/Leit­he­rer, SGG, 10. Aufl 2012, § 96 Rd­Nr 7).


2. Der An­spruch des Klägers auf El­tern­geld rich­tet sich nach den am 1.1.2007 in Kraft ge­tre­te­nen Vor­schrif­ten des BEEG vom 5.12.2006 (BGBl I 2748). So­weit die späte­ren Ände­run­gen des BEEG (erst­mals durch das Ge­setz vom 19.8.2007 - BGBl I 1970) über­haupt die den strei­ti­gen An­spruch berühren­den Be­stim­mun­gen der §§ 1, 2 und 4 BEEG be­tref­fen, sind sie im vor­lie­gen-den Ver­fah­ren nicht an­wend­bar. Die durch das Ge­setz vom 19.8.2007 er­folg­te Ände­rung be­traf den hier nicht ein­schlägi­gen Abs 7 des § 1 BEEG. Bei der ers­ten Ände­rung der §§ 2 und 4 BEEG durch das Ge­setz vom 17.1.2009 (BGBl I 61) mit Wir­kung zum 24.1.2009 war der El­tern-geld­zah­lungs­zeit­raum be­reits ab­ge­schlos­sen (vgl BSG Ur­teil vom 18.8.2011 - B 10 EG 5/11 R - SozR 4-7837 § 2 Nr 11 Rd­Nr 27 mwN), so­dass die­se Neu­re­ge­lung den vor­lie­gend zu be­ur­tei­len­den An­spruch des Klägers nicht er­fasst.


3. Nach § 1 Abs 1 BEEG hat An­spruch auf El­tern­geld, wer ei­nen Wohn­sitz oder sei­nen gewöhn­li­chen Auf­ent­halt in Deutsch­land hat (Nr 1), mit sei­nem Kind in ei­nem Haus­halt lebt (Nr 2), die­ses Kind selbst be­treut und er­zieht (Nr 3) und kei­ne oder kei­ne vol­le Er­werbstätig­keit ausübt (Nr 4).
 


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Die­se Vor­aus­set­zun­gen erfüllt der Kläger. Dass bei ihm die in­so­weit be­deut­sa­men Tat­sa­chen für den strei­ti­gen Zeit­raum (zwei­ter bis 14. Le­bens­mo­nat der Kin­der) vor­lie­gen, hat das LSG fest­ge­stellt. Auch der Be­klag­te hat dies für un­strei­tig erklärt. Selbst wenn der Kläger nur bis zum 20.3.2008 El­tern­zeit ge­nom­men und an­sch­ließend wie­der voll ge­ar­bei­tet hat, er­gibt sich nach der Be­rech­nung des Be­klag­ten für den 14. Le­bens­mo­nat ei­ne durch­schnitt­li­che Wo­chen­ar­beits­zeit von 25,74 St­un­den, die im Rah­men des nach § 1 Abs 1 Nr 4, Abs 6 BEEG Zulässi­gen liegt.

4. Für die Höhe des El­tern­geld­an­spruchs des Klägers ist § 2 BEEG (idF vom 5.12.2006) maßge­bend.

a) Nach § 2 Abs 1 S 1 BEEG wird El­tern­geld in Höhe von 67 % des in den zwölf Ka­len­der­mo­na­ten vor dem Mo­nat der Ge­burt des Kin­des durch­schnitt­lich er­ziel­ten mo­nat­li­chen Ein­kom­mens aus Er­werbstätig­keit bis zu ei­nem Höchst­be­trag von 1800 Eu­ro mo­nat­lich für vol­le Mo­na­te ge­zahlt, in de­nen die be­rech­tig­te Per­son kein Ein­kom­men aus Er­werbstätig­keit er­zielt. Als Ein-kom­men aus Er­werbstätig­keit ist nach § 2 Abs 1 S 2 BEEG die Sum­me der po­si­ti­ven Einkünf­te aus Land- und Forst­wirt­schaft, Ge­wer­be­be­trieb, selbstständi­ger Ar­beit und nicht­selbstständi­ger Ar­beit iS von § 2 Abs 1 S 1 Nr 1 bis 4 EStG nach Maßga­be der Abs 7 bis 9 zu berück­sich­ti­gen.


Da beim Kläger al­lein Einkünf­te aus nicht­selbstständi­ger Ar­beit in Be­tracht kom­men, rich­tet sich die Er­mitt­lung des Ein­kom­mens wei­ter nach § 2 Abs 7 BEEG. Des­sen Satz 1 be­stimmt, dass als Ein­kom­men aus nicht­selbstständi­ger Ar­beit der um die auf die­ses Ein­kom­men ent­fal­len­den Steu­ern und auf die auf­grund die­ser Er­werbstätig­keit ge­leis­te­ten Pflicht­beiträge zur So­zi­al­ver­si­che­rung in Höhe des ge­setz­li­chen An­teils der beschäftig­ten Per­son ein­sch­ließlich der Beiträge zur Ar­beitsförde­rung ver­min­der­te Über­schuss der Ein­nah­men in Geld oder Gel­des­wert über die mit ei­nem Zwölf­tel des Pausch­be­tra­ges nach § 9a Abs 1 S 1 Nr 1 Buchst a EStG an­zu­set­zen­den Wer­bungs­kos­ten zu berück­sich­ti­gen ist. Satz 3 legt fest, dass als auf die Ein­nah­men ent­fal­len­de Steu­ern die ab­geführ­te Lohn­steu­er ein­sch­ließlich So­li­da­ritäts­zu­schlag und Kir­chen­steu­er gel­ten, im Fal­le ei­ner Steu­er­vor­aus­zah­lung der auf die Ein­nah­men ent­fal­len­de mo­nat­li­che An­teil.


b) Ge­mes­sen an die­ser Re­ge­lung sind die vom Kläger an­ge­foch­te­nen Ver­wal­tungs­ak­te hin­sicht­lich der Höhe des El­tern­gel­des re­vi­si­ons­ge­richt­lich nicht zu be­an­stan­den. § 2 Abs 7 S 1 und 3 BEEG re­gelt ins­be­son­de­re aus­drück­lich, dass bei der Be­rech­nung des vor­ge­burt­li­chen Ein­kom­mens aus nicht­selbstständi­ger Ar­beit ua die Kir­chen­steu­er von den Brut­to­ein­nah­men ab­zu­zie­hen ist. Der ein­deu­ti­ge Wort­laut der Norm steht ei­ner Aus­le­gung im Sin­ne der Auf­fas­sung des Klägers ent­ge­gen.


Der Se­nat ist nicht da­von über­zeugt (vgl Art 100 Abs 1 GG), dass der Ab­zug der Kir­chen­steu­er bei der Er­mitt­lung des für das El­tern­geld maßgeb­li­chen Ein­kom­mens aus Er­werbstätig­keit ge­gen Art 3 Abs 1 oder Abs 3 S 1 GG verstößt.
 


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Ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung des Klägers we­gen sei­nes re­li­giösen Be­kennt­nis­ses oder der Mit­glied­schaft in der evan­ge­li­schen Kir­che und da­mit ein Ver­s­toß ge­gen den spe­zi­el­len Gleich­heits­satz des Art 3 Abs 3 S 1 GG ist nicht ge­ge­ben. Nach Art 3 Abs 3 S 1 GG darf nie­mand we­gen sei­nes Glau­bens be­nach­tei­ligt oder be­vor­zugt wer­den. Die­se Ver­fas­sungs­norm verstärkt den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz des Art 3 Abs 1 GG, in­dem sie der dem Ge­setz­ge­ber dar­in ein­geräum­ten Ge­stal­tungs­frei­heit en­ge­re Gren­zen zieht. Die in Art 3 Abs 3 S 1 GG ge­nann­ten Merk­ma­le dürfen grundsätz­lich nicht als An­knüpfungs­punkt für ei­ne recht­li­che Un­gleich­be­hand­lung her­an­ge­zo­gen wer­den. Das gilt auch dann, wenn ei­ne Re­ge­lung nicht auf ei­ne nach Art 3 Abs 3 S 1 GG ver­bo­te­ne Un­gleich­be­hand­lung an­ge­legt ist, son­dern in ers­ter Li­nie an­de­re Zie­le ver­folgt (vgl BVerfG Ur­teil vom 28.1.1992 - 1 BvR 1025/82 ua - BVerfGE 85, 191, 206; Be­schluss vom 27.11.1997 - 1 BvL 12/91 - BVerfGE 97, 35, 43). Die­ses Grund­recht ist ins­be­son­de­re ein­schlägig, wenn be­stimm­te re­li­giöse Ge­mein­schaf­ten oder de­ren An­gehöri­ge be­vor­zugt wer­den, wes­halb Art 3 Abs 3 S 1 GG die welt­an­schau­lich-re­li­giöse Neu­tra­lität des Staa­tes si­chert. Ei­ne Un­gleich­be­hand­lung iS des Art 3 Abs 3 S 1 GG liegt auch vor, wenn be­stimm­te Grup­pen von Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten, et­wa sol­che mit öffent­lich-recht­li­chem Sta­tus, an­ders als an­de­re Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten be­han­delt wer­den (Ja­rass in Ja­rass/Pie­roth, GG, 12. Aufl 2012, Art 3 Rd­Nr 128).


Der Ab­zug der Kir­chen­steu­er bei der El­tern­geld­be­rech­nung stellt kei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Glau­bens dar. Aus dem Zweck des El­tern­gel­des, das in den zwölf Mo­na­ten vor der Ge­burt des Kin­des er­ziel­te Net­to­ein­kom­men - teil­wei­se - zu er­set­zen, er­gibt sich, dass ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klägers kei­ne sach­wid­ri­ge Be­nach­tei­li­gung von Mit­glie­dern der Kir­chen­steu­er er­he­ben­den Glau­bens­ge­mein­schaf­ten ge­genüber Per­so­nen vor­liegt, die sol­chen Glau­bens­ge­mein­schaf­ten nicht an­gehören. Nach § 2 Abs 7 BEEG wer­den vom Ein­kom­men die­je­ni­gen ge­setz­li­chen Pflicht­ab­ga­ben ab­ge­zo­gen, die mit dem Ein­kom­men selbst au­to­ma­tisch ent­fal­len. Da die­se die be­rech­tig­ten Per­so­nen während der El­tern­geld­be­zugs­zeit nicht be­las­ten, hat der Ge­setz­ge­ber in­so­weit kei­nen Be­darf für ei­nen Ein­kom­mens­er­satz ge­se­hen (vgl da­zu BSG SozR 4-7837 § 2 Nr 15 Rd­Nr 29). Dem­ent­spre­chend berück­sich­tigt § 2 Abs 7 S 3 BEEG mit dem Kir­chen­steu­er­ab­zug le­dig­lich in sach­ge­rech­ter Wei­se die durch die­se ein­kom­mens­abhängi­ge Pflicht­ab­ga­be ge­prägte fi­nan­zi­el­le Si­tua­ti­on der be­rech­tig­ten Per­son. An­ders als Kir­chen­steu­ern ent­fal­len frei­wil­li­ge Spen­den, die Glau­bens­ge­mein­schaf­ten zu­ge­wen­det wer­den, nicht oh­ne Wei­te­res mit dem Weg­fall von Ar­beits­ent­gelt.

Auch ein Ver­s­toß ge­gen den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz des Art 3 Abs 1 GG liegt nicht vor. Der Se­nat hat be­reits mehr­fach ent­schie­den, dass der Ge­setz­ge­ber durch das Gleich­be­hand­lungs­ge­bot nicht ge­hin­dert war, bei der Be­mes­sung des El­tern­gel­des über­haupt an das vor der Ge­burt er­ziel­te Er­werbs­ein­kom­men an­zu­knüpfen. Das El­tern­geld ist über den Ba­sis­be­trag von 300 Eu­ro und den Ba­sis­ge­schwis­ter­bo­nus von 75 Eu­ro hin­aus als Leis­tung aus­ge­stal­tet, die das vor der Ge­burt lie­gen­de Er­werbs­ein­kom­men des Be­rech­tig­ten bis zum Höchst­be­trag von 1800 Eu­ro (§ 2 Abs 1 BEEG) er­setzt (vgl et­wa BSG Ur­teil vom 17.2.2011 - B 10 EG 20/09 R - SozR 4-7837 § 2 Nr 8 Rd­Nr 38 mwN). Je­der be­treu­en­de El­tern­teil, der sei­ne Er­werbstätig­keit un­ter­bricht oder
 


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re­du­ziert, soll durch das El­tern­geld ei­nen an sei­nem in­di­vi­du­el­len Ein­kom­men ori­en­tier­ten Aus-gleich für die fi­nan­zi­el­len Ein­schränkun­gen im ers­ten Le­bens­jahr des Kin­des er­hal­ten (vgl BT-Drucks 16/1889 S 2, 15; BT-Drucks 16/2454 S 2).

Das El­tern­geld soll so­mit das vor der Ge­burt lie­gen­de Er­werbs­ein­kom­men - teil­wei­se - er­set­zen. In dem Zeit­raum vor der Ge­burt, al­so dem Be­mes­sungs­zeit­raum, hat der Kläger ein Net­to­er­werbs­ein­kom­men er­zielt, bei dem der Dienst­herr des Klägers die Brut­to­bezüge um die Lohn­steu­er, den So­li­da­ritäts­zu­schlag so­wie die Kir­chen­steu­er (als die ge­setz­li­chen Abzüge) ver­min­dert hat. Aus­ge­hend von dem dar­ge­stell­ten Zweck des El­tern­gel­des ist ei­ne Gleich­be­hand­lung der Kir­chen­steu­er mit den an­de­ren ge­setz­li­chen Abzügen ge­recht­fer­tigt. Denn maßgeb­lich ist, dass die­se Abzüge im Be­mes­sungs­zeit­raum das Er­werbs­ein­kom­men zwangsläufig ver­min­dert ha­ben, der be­rech­tig­ten Per­son al­so nicht für den all­ge­mei­nen Le­bens­un­ter­halt zur Verfügung ge­stan­den ha­ben.

Zu­dem han­delt es sich bei der Kir­chen­steu­er ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klägers um ei­ne Steu­er im ei­gent­li­chen Sin­ne. Nach Art 140 GG iVm Art 137 Abs 6 Wei­ma­rer Ver­fas­sung sind die­je­ni­gen Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten, die Körper­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts sind, be­rech­tigt, nach Maßga­be der lan­des­recht­li­chen Be­stim­mun­gen Steu­ern zu er­he­ben. Die Steu­er­pflicht des Klägers, der sei­nen Wohn­sitz in Bay­ern hat und Mit­glied der evan­ge­li­schen Kir­che ist, er­gibt sich aus Art 3 Abs 2 Baye­ri­sches Ge­setz über die Er­he­bung von Steu­ern durch Kir­chen, Re­li­gi­ons- und welt­an­schau­li­che Ge­mein­schaf­ten (Kir­chen­steu­er­ge­setz - Kir­chStG) idF des Ge­set­zes vom 10.12.2005 (GVBl BY 584). Der Um­stand, dass die Kir­chen­steu­er nach § 10 Abs 1 Nr 4 EStG ei­ne Son­der­aus­ga­be dar­stellt, be­zieht sich nur dar­auf, dass die - auf­grund der Lohn­steu­er­pflicht be­reits ent­rich­te­te - Kir­chen­lohn­steu­er vom Ge­samt­be­trag der Einkünf­te ab­zieh­bar ist (vgl § 2 Abs 4 EStG). Auf die­se Wei­se wird al­so le­dig­lich das zu ver­steu­ern­de Ein­kom­men und da­mit die zu zah­len­de Ein­kom­men­steu­er ver­min­dert. Dies ändert je­doch nichts dar­an, dass sich die zu ent­rich­ten­de Kir­chen­ein­kom­men­steu­er aus­ge­hend von die­sem Ein­kom­men­steu­er­be­trag er­gibt.


c) Nach § 2 Abs 6 BEEG erhöht sich das nach den Abs 1 bis 5 zu­ste­hen­de El­tern­geld um je 300 Eu­ro für das zwei­te und je­des wei­te­re Kind. Die­ser sog Mehr­lings­zu­schlag steht dem Kläger in Höhe von 300 Eu­ro zu. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des LSG und in Übe­rein­stim­mung mit der An­sicht des Be­klag­ten ist der Zu­schlag ein­deu­tig und zwin­gend an das zu­ste­hen­de El­tern­geld ge­knüpft. Zwar mag es sinn­voll er­schei­nen, die Erhöhung, die zur Berück­sich­ti­gung der bei Mehr­lings­ge­bur­ten be­ste­hen­den be­son­de­ren Be­las­tung der El­tern ge­dacht ist (vgl BT-Drucks 16/1889 S 21), für je­den Le­bens­mo­nat der Kin­der nur ein­mal zu gewähren, ei­ne sol­che Aus­le­gung lässt der ein­deu­ti­ge Ge­set­zes­wort­laut je­doch nicht zu.

5. Der Um­fang des Leis­tungs­an­spruchs des Klägers er­gibt sich aus § 4 BEEG. Dar­in ist ge­re­gelt:

(1) El­tern­geld kann in der Zeit vom Tag der Ge­burt bis zur Voll­endung des

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14. Le­bens­mo­nats des Kin­des be­zo­gen wer­den. Für an­ge­nom­me­ne Kin­der und Kin­der iS des § 1 Abs 3 Nr 1 kann El­tern­geld ab Auf­nah­me bei der be­rech­tig­ten Per­son für die Dau­er von bis zu 14 Mo­na­ten, längs­tens bis zur Voll­endung des ach­ten Le­bens­jah­res des Kin­des be­zo­gen wer­den.
(2) El­tern­geld wird in Mo­nats­beträgen für Le­bens­mo­na­te des Kin­des ge­zahlt. Die El­tern ha­ben ins­ge­samt An­spruch auf zwölf Mo­nats­beträge. Sie ha­ben An­spruch auf zwei wei­te­re Mo­nats­beträge, wenn für zwei Mo­na­te ei­ne Min­de­rung des Ein­kom­mens aus Er­werbstätig­keit er­folgt. Die El­tern können die je­wei­li­gen Mo­nats­beträge ab­wech­selnd oder gleich­zei­tig be­zie­hen.
(3) Ein El­tern­teil kann höchs­tens für zwölf Mo­na­te El­tern­geld be­zie­hen. Le­bens­mo­na­te des Kin­des, in de­nen nach § 3 Abs 1 oder 3 an­zu­rech­nen­de Leis­tun­gen zu­ste­hen, gel­ten als Mo­na­te, für die die be­rech­tig­te Per­son El­tern­geld be­zieht. ...

a) Eben­so wie sich die An­spruchs­be­rech­ti­gung nach § 1 Abs 1 BEEG auf ein be­stimm­tes Kind be­zieht, ist der Be­zugs­zeit­raum auf Le­bens­mo­na­te des Kin­des aus­ge­rich­tet. Dar­aus er­gibt sich für den er­ken­nen­den Se­nat, dass je­der El­tern­teil für je­des Kind die An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen für El­tern­geld erfüllen kann und ihm dann grundsätz­lich - zu­sam­men mit dem an­de­ren El­tern­teil - für die ers­ten 14 Le­bens­mo­na­te des be­tref­fen­den Kin­des - un­ter Berück­sich­ti­gung von zwei Part­ner­mo­na­ten - bis zu 14 Mo­nats­beträge El­tern­geld zu­ste­hen. Da­bei kann er al­lein für die­ses Kind höchs­tens zwölf Mo­nats­beträge er­hal­ten. Für El­tern von Mehr­lin­gen gilt in­so­weit nichts an­de­res. § 2 Abs 6 BEEG sieht bei Mehr­lings­ge­bur­ten le­dig­lich ei­ne Erhöhung des El­tern­gel­des für das zwei­te und je­des wei­te­re Kind vor, ver­drängt je­doch nicht ei­nen auf Ein­kom­mens­er­satz ge­rich­te­ten El­tern­geld­an­spruch für Mehr­lings­kin­der. Ein mehr­fa­cher Ein­kom­mens­aus­gleich für den­sel­ben Be­rech­tig­ten wird durch § 3 Abs 2 BEEG aus­ge­schlos­sen. Für die­ses Ge­set­zes­verständ­nis sind fol­gen­de Erwägun­gen maßge­bend:


aa) We­der in § 1 noch in § 4 BEEG fin­den sich Son­der­re­ge­lun­gen für Mehr­lings­kin­der. Der Ge­set­zes­wort­laut be­zieht sich je­weils auf ein be­stimm­tes Kind (§ 1 Abs 1 Nr 2 BEEG: "mit sei­nem Kind in ei­nem Haus­halt"; § 1 Abs 1 Nr 3 BEEG: "die­ses Kind selbst be­treut"; § 4 Abs 1 S 1 BEEG: "bis zur Voll­endung des 14. Le­bens­mo­nats des Kin­des"; § 4 Abs 2 S 1 BEEG: "für Le­bens­mo­na­te des Kin­des"). § 2 Abs 6 BEEG be­trifft dem Wort­laut nach nur die Höhe des zu-ste­hen­den El­tern­gel­des.


bb) Auch aus der Ge­set­zes­ent­wick­lung ist nicht ab­zu­lei­ten, dass Zwil­lings­el­tern nur ei­nen El­tern­geld­an­spruch für höchs­tens 14 Le­bens­mo­na­te er­hal­ten sol­len.


Ab dem 1.1.2007 ist das Bun­des­el­tern­geld an die Stel­le des Bun­des­er­zie­hungs­gel­des ge­tre­ten, das von im We­sent­li­chen übe­rein­stim­men­den Vor­aus­set­zun­gen abhängig war (§ 1 Abs 1 Bun­des­er­zie­hungs­geld­ge­setz - BErzGG - vom 6.12.1985, BGBl I 2154). In der ursprüng­li­chen Fas­sung des § 3 Abs 1 BErzGG war un­ter der Über­schrift "Zu­sam­men­tref­fen von Ansprüchen" ge­re­gelt, dass Er­zie­hungs­geld - un­abhängig von der Zahl der be­treu­ten Kin­der - nur ein­mal an ei­ne Per­son gewährt wird (vgl da­zu BSG Ur­teil vom 16.2.1989 - 4 REg 6/88 - BS­GE 64, 296, 298 ff = SozR 7833 § 3 Nr 1 S 2 ff). Die­se Be­stim­mung lässt er­ken­nen, dass es der Ge­setz­ge­ber als er­for­der­lich an­ge­se­hen hat, die Leis­tungs­gewährung aus­drück­lich zu be­schränken,


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weil sonst bei Erfüllung der An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen durch meh­re­re Per­so­nen für meh­re­re Kin­der auch ent­spre­chend vie­le Ansprüche be­ste­hen würden (vgl da­zu BT-Drucks 10/3926 S 2; BT-Drucks 10/3792 S 15 f; BT-Drucks 10/4039 S 2).


§ 3 Abs 1 S 2 BErzGG wur­de dann durch Ge­setz vom 30.6.1989 (BGBl I 1297) mit Wir­kung ab 1.7.1989 da­hin geändert, dass für je­des nach dem 30.6.1989 ge­bo­re­ne Kind Er­zie­hungs­geld gewährt wer­de, falls in ei­nem Haus­halt meh­re­re Kin­der be­treut und er­zo­gen würden (vgl da­zu BT-Drucks 11/4708 S 3 und 5; BT-Drucks 11/4776 S 3). Die­se Re­ge­lung war zwar nach der Grund­kon­zep­ti­on des BErzGG an sich ent­behr­lich, dien­te je­doch mit Blick auf die zu­vor be­ste­hen­de Ein­schränkung der Klar­stel­lung. Zu die­ser Vor­schrift hat das BSG ent­schie­den, dass es sich beim Er­zie­hungs­geld für Zwil­lings­kin­der nicht um ei­nen ein­heit­li­chen, son­dern um zwei ge­trenn­te Ansprüche han­delt, die für je­des Kind ein­zeln zu be­rech­nen sind (vgl BSG Ur­teil vom 30.3.2006 - B 10 EG 5/05 R - SozR 4-7833 § 3 Nr 1 Rd­Nr 15).


Den Ge­setz­ge­bungs­ma­te­ria­li­en zum BEEG lässt sich ent­neh­men, dass je­der El­tern­teil ei­nen El­tern­geld­an­spruch für ein Kind er­hal­ten soll­te (vgl BT-Drucks 16/1889 S 15 f, 23). Die Ab­sicht ei­ner An­spruchs­be­gren­zung bei Mehr­lin­gen ist nicht er­kenn­bar. Viel­mehr soll­te bei Mehr­lings­ge­bur­ten die be­son­de­re Be­las­tung der El­tern berück­sich­tigt wer­den (vgl BT-Drucks 16/1889 S 21). Erst in der Be­gründung zur Einführung des Be­treu­ungs­gel­des (§§ 4a ff BEEG idF des Ge­set­zes vom 15.2.2013, BGBl I 254) kommt zum Aus­druck, dass die Ver­fas­ser da­von aus­ge­hen, beim El­tern­geld sei in Fällen von Mehr­lings­ge­bur­ten ein Mehr­lings­zu­schlag, je­doch kei­ne mehr-fa­che Leis­tungs­gewährung vor­ge­se­hen (vgl BT-Drucks 17/9917 S 10). Aus die­ser nicht näher be­gründe­ten Be­mer­kung las­sen sich nach Auf­fas­sung des Se­nats kei­ne zwin­gen­den Schlüsse auf die Aus­le­gung des Ge­set­zes zie­hen.


 

cc) Ei­ne sys­te­ma­ti­sche Be­trach­tung spricht eben­falls für das Aus­le­gungs­er­geb­nis des Se­nats.

Auch der Be­klag­te geht da­von aus, dass bei kur­zer Ge­bur­ten­fol­ge (auf­grund er­neu­ter Schwan­ger­schaft) und bei ei­ner während des El­tern­geld­be­zu­ges er­folg­ten Auf­nah­me ei­nes wei­te­ren Kin­des in den Haus­halt zum Zwe­cke der An­nah­me als Kind (§ 1 Abs 3 Nr 1 BEEG) grundsätz­lich ein neu­er El­tern­geld­an­spruch für zwölf bzw 14 Le­bens­mo­na­te des Kin­des ent­steht. Die Re­ge­lung des § 2 Abs 6 BEEG reicht nicht aus, um bei Mehr­lin­gen - oh­ne ein­deu­ti­ge Be­schränkung des An­spruchs­um­fangs - ei­ne ab­wei­chen­de Hand­ha­bung zu recht­fer­ti­gen. Denn die­se Vor­schrift be­trifft auch im Hin­blick auf ih­re Einfügung in § 2 BEEG al­lein die Höhe des An­spruchs. So­weit der Be­klag­te in Ad­op­ti­onsfällen die zeit­glei­che Erfüllung der An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen für meh­re­re Kin­der ei­ner Mehr­lings­ge­burt gleich­be­han­deln will, fin­det dies im gel­ten-den Recht kei­ne hin­rei­chen­de Stütze.


Der Mehr­lings­zu­schlag eig­net sich schon des­halb nicht für ei­ne tragfähi­ge sys­te­ma­ti­sche Aus­le­gung, weil er als sol­cher eher ei­ne Fehl­kon­struk­ti­on ist. Sei­ne An­bin­dung an den El­tern­geld­an-



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spruch führt da­zu, dass er in ei­nem Le­bens­mo­nat der Mehr­lin­ge dop­pelt gewährt wird, für den bei­de El­tern­tei­le El­tern­geld be­an­spru­chen, ob­wohl die el­ter­li­che Be­las­tung, die der Zu­schlag berück­sich­ti­gen soll, in die­sen Mo­na­ten si­cher nicht dop­pelt so groß ist wie in an­de­ren Le­bens­mo­na­ten. Ei­ne wort­laut­ge­treue An­wen­dung des § 2 Abs 6 BEEG führt auch zu ei­ner sach­wid­ri­gen Bes­ser­stel­lung von Mehr­lings­el­tern ge­genüber El­tern, die na­he­zu zeit­gleich meh­re­re Kin­der zum Zwe­cke der An­nah­me als Kind in den Haus­halt auf­neh­men (§ 1 Abs 3 Nr 1 BEEG) und ent­spre­chend eben­falls er­heb­li­che Be­las­tun­gen zu bewälti­gen ha­ben.


Zwar be­stimmt § 15 Abs 2 S 3 BEEG aus­drück­lich, dass bei meh­re­ren Kin­dern der An­spruch auf El­tern­zeit für je­des Kind be­steht, auch wenn sich die Zeiträume im Sin­ne des Sat­zes 1 (bis zur Voll­endung des drit­ten Le­bens­jah­res des Kin­des) über­schnei­den. Aus dem Feh­len ei­ner ent­spre­chen­den Re­ge­lung für das El­tern­geld kann nach Auf­fas­sung des Se­nats nicht der Schluss ge­zo­gen wer­den, dass bei meh­re­ren Kin­dern nicht gleich­zei­tig meh­re­re El­tern­geld­ansprüche be­ste­hen können. Ab­ge­se­hen da­von, dass der Be­klag­te die­se An­sicht oh­ne­hin nur bei Mehr­lin­gen, nicht aber bei kur­zer Ge­bur­ten­fol­ge ver­tritt, ob­wohl § 15 Abs 2 S 3 BEEG in­so­weit nicht un­ter­schei­det, kann die­se Vor­schrift zwang­los als klar­stel­len­de Re­ge­lung ver­stan­den wer­den. Sie trägt da­bei dem Um­stand Rech­nung, dass man Zeit an sich nicht mehr­fach gleich­zei­tig er­hal­ten kann, während dies bei Geld­leis­tun­gen oh­ne Wei­te­res möglich ist. Da­bei dient § 15 Abs 2 S 3 BEEG in ers­ter Li­nie da­zu, die Über­tra­gung von sich über­schnei­den­den El­tern­zeit­an­tei­len auf an­de­re Zeiträume zu ermögli­chen (vgl § 15 Abs 2 S 4 BEEG).


Mehr­fa­che El­tern­geld­ansprüche bei Mehr­lings­kin­dern wi­der­spre­chen auch sonst nicht der Sys­te­ma­tik des BEEG. Ein mehr­fa­cher Ein­kom­mens­er­satz für den­sel­ben Be­rech­tig­ten wird durch § 3 Abs 2 BEEG aus­ge­schlos­sen. Die­ser lau­tet :


So­weit Be­rech­tig­te an Stel­le des vor der Ge­burt des Kin­des er­ziel­ten Ein­kom­mens aus Er­werbstätig­keit nach der Ge­burt an­de­re Ein­nah­men er­zie­len, die nach ih­rer Zweck­be­stim­mung die­ses Ein­kom­men aus Er­werbstätig­keit ganz oder teil­wei­se er­set­zen, wer­den die­se Ein­nah­men auf das für das er­setz­te Ein­kom­men zu-ste­hen­de El­tern­geld an­ge­rech­net, so­weit letz­te­res den Be­trag von 300 Eu­ro über-steigt; die­ser Be­trag erhöht sich bei Mehr­lings­ge­bur­ten um je 300 Eu­ro für das zwei­te und je­des wei­te­re Kind. ...


Da­nach wird bei der be­rech­tig­ten Per­son auch das dem Ein­kom­mens­er­satz die­nen­de El­tern­geld für das ers­te Kind auf das El­tern­geld für das zwei­te Kind in der Wei­se an­ge­rech­net, dass in­so­weit nur der erhöhte Ba­sis­be­trag ver­bleibt. § 3 Abs 1 Nr 4, Abs 2 BEEG idF vom 10.9.2012 (BGBl I 1878) sieht dies jetzt auch aus­drück­lich vor. Mit­hin er­hal­ten El­tern von Dril­lin­gen, die bei­de zur Be­treu­ung der Kin­der ih­re Er­werbstätig­keit un­ter­bre­chen, ma­xi­mal nur je­weils ein El­tern­geld mit Ein­kom­mens­er­satz, während sie für die ers­ten 14 Le­bens­mo­na­te des drit­ten Kin­des zu­sam­men ma­xi­mal nur 14 Mo­nats­beträge in Höhe des erhöhten Ba­sis­be­tra­ges be­an­spru­chen können.


dd) Sch­ließlich ent­spricht die Auf­fas­sung des er­ken­nen­den Se­nats auch dem Sinn und Zweck des El­tern­gel­des.
 


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Ziel des El­tern­gel­des ist es vor al­lem, Fa­mi­li­en bei der Si­che­rung ih­rer Le­bens­grund­la­ge zu un­terstützen, wenn sich die El­tern vor­ran­gig um die Be­treu­ung ih­rer Kin­der kümmern (vgl BT-Drucks 16/1889 S 2; BT-Drucks 16/2454 S 2). Je­der be­treu­en­de El­tern­teil, der sei­ne Er­werbstätig­keit un­ter­bricht oder re­du­ziert, soll ei­nen an sei­nem in­di­vi­du­el­len Ein­kom­men ori­en­tier­ten Aus­gleich für die fi­nan­zi­el­len Ein­schränkun­gen im ers­ten Le­bens­jahr des Kin­des er­hal­ten (vgl BT-Drucks 16/1889 S 2, 15; BT-Drucks 16/2454 S 2). Durch die Be­treu­ung des Kin­des sol­len die El­tern kei­ne all­zu großen Ein­kom­mens­ein­bußen fürch­ten müssen (vgl BT-Drucks 16/10770 S 5 f). Das El­tern­geld soll in­so­weit die Wahl­frei­heit zwi­schen Fa­mi­lie und Be­ruf stärken und rich­tet sich im Kern an Er­werbstäti­ge, die durch die Be­treu­ung ei­nes Kin­des ei­nem Bruch in der Er­werbs­bio­gra­phie aus­ge­setzt sind bzw Ein­kom­mens­ein­bußen hin­zu­neh­men ha­ben (BSG Ur­teil vom 15.12.2011 - B 10 EG 1/11 R - SozR 4-7837 § 4 Nr 3 Rd­Nr 40).

Der An­spruch auf El­tern­geld setzt ins­be­son­de­re vor­aus, dass der je­wei­li­ge El­tern­teil ei­ne vor der Ge­burt aus­geübte vol­le Er­werbstätig­keit re­du­ziert oder auf­gibt und der Er­zie­hung und Be­treu­ung sei­nes Kin­des in­so­weit Vor­rang ge­genüber der Er­werbstätig­keit einräumt. Das El­tern­geld un­terstützt El­tern, die sich im ers­ten Le­bens­jahr des Neu­ge­bo­re­nen vor­ran­gig der Be­treu­ung ih­res Kin­des wid­men, bei der Si­che­rung ih­rer Le­bens­grund­la­ge. Denn die Ent­schei­dung, das ei­ge­ne Kind in ei­nem Maße zu be­treu­en, das über das hin­aus geht, das bei vol­ler Er­werbstätig­keit möglich ist, bringt El­tern in ei­ne be­son­de­re La­ge. Mütter und Väter, die der Be­treu­ung ih­res Kin­des ge­genüber der Er­werbstätig­keit Vor­rang einräum­en, ha­ben im Hin­blick auf ih­re in­di­vi­du­el­le wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on und späte­re Möglich­kei­ten der Da­seins­vor­sor­ge bei ty­pi­sie­ren­der Be­trach­tung schlech­te­re Chan­cen als wei­ter voll er­werbstäti­ge El­tern. Das El­tern­geld bie­tet des­halb be­treu­en­den El­tern für die Frühpha­se der El­tern­schaft ei­ne Leis­tung, die ih­nen ih­re ei­ge­ne wirt­schaft­li­che Ab­si­che­rung auch auf Dau­er er­leich­tert (BT-Drucks 16/1889 S 18).


Das El­tern­geld ist da­her in ers­ter Li­nie als Ein­kom­mens­er­satz­leis­tung aus­ge­stal­tet. Es ver­folgt das Ziel, das Ein­kom­men, das auf­grund der Be­treu­ung und Er­zie­hung des Kin­des ausfällt, zu er­set­zen. Bei der Be­mes­sung des El­tern­gel­des knüpft das BEEG an das in den zwölf Ka­len­der­mo­na­ten vor dem Mo­nat der Ge­burt des Kin­des durch­schnitt­lich er­ziel­te mo­nat­li­che Er­werbs­ein­kom­men an (hier­zu vgl BSG Ur­teil vom 18.8.2011 - B 10 EG 8/10 R - Ju­ris Rd­Nr 29 ff). Aus­nah­men von die­ser Ein­kom­mens­er­satz­funk­ti­on stel­len der Ba­sis­be­trag von 300 Eu­ro (§ 2 Abs 5 BEEG), der Ba­sis­ge­schwis­ter­bo­nus von 75 Eu­ro (§ 2 Abs 4 S 1 aE BEEG) so­wie der Mehr­lings­zu­schlag (§ 2 Abs 6 BEEG) dar (vgl da­zu BSG Ur­teil vom 15.12.2011 - B 10 EG 1/11 R - SozR 4-7837 § 4 Nr 3 Rd­Nr 39).


Es ist zwar rich­tig, wenn der Be­klag­te dar­auf hin­weist, dass bei meh­re­ren Kin­dern nur der Be­treu­ungs­auf­wand, aber nicht der Ein­kom­mens­ver­lust des ver­sor­gen­den El­tern­teils größer wird. Da­bei wird je­doch un­berück­sich­tigt ge­las­sen, dass das BEEG, an­ders als das BErzGG (vgl § 3 Abs 1 S 1 BErzGG), nicht nur ei­nem El­tern­teil, son­dern bei­den El­tern­tei­len die Möglich­keit bie­tet, ei­nen Aus­gleich für den durch Be­treu­ung der Kin­der ent­ste­hen­den Ein­kom­mens­ver­lust in



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An­spruch zu neh­men. Ha­ben die El­tern zu­sam­men nur höchs­tens 14 Mo­nats­beträge zur Verfügung, ver­brau­chen sie die­se al­ler­dings bei gleich­zei­ti­ger In­an­spruch­nah­me ent­spre­chend schnel­ler. Können sie bei Zwil­lin­gen für je­des Kind grundsätz­lich 14 Mo­nats­beträge be­an­spru­chen, sind sie in der La­ge, den vom BEEG be­ab­sich­tig­ten Ein­kom­mens­aus­gleich ent­spre­chend länger zu nut­zen. Im Hin­blick auf die bei Zwil­lin­gen be­ste­hen­de stärke­re Be­las­tung steht die­se Aus­wir­kung mit dem Sinn und Zweck des El­tern­gel­des im Ein­klang.


Zwar mag man be­zwei­feln, ob bei die­ser Aus­ge­stal­tung die zusätz­li­che Gewährung ei­nes Mehr­lings­zu­schla­ges ge­bo­ten er­scheint. Der Se­nat hält es je­doch nicht für möglich, § 2 Abs 6 BEEG so aus­zu­le­gen, dass der Mehr­lings­zu­schlag le­dig­lich für Le­bens­mo­na­te zu zah­len ist, für die nur ei­nem El­tern­teil El­tern­geld zu­steht. Denn die Möglich­keit ei­ner dop­pel­ten Leis­tungs­er­brin­gung ist durch die aus­drück­lich ge­re­gel­te An­bin­dung an den El­tern­geld­an­spruch zwangsläufig be­dingt (vgl § 4 Abs 2 S 4 BEEG). Ei­ne Kor­rek­tur bleibt in­so­weit dem Ge­setz­ge­ber vor­be­hal­ten.

b) Ge­mes­sen an die­sem Verständ­nis des § 4 BEEG hat das LSG den zeit­li­chen Um­fang des Leis­tungs­an­spruchs des Klägers zu­tref­fend be­stimmt. Die da­ge­gen ge­rich­te­ten Re­vi­sio­nen der Be­tei­lig­ten sind in­so­weit un­be­gründet.


Da die Ehe­frau des Klägers für die ers­ten zwölf Le­bens­mo­na­te von E. El­tern­geld be­an­sprucht hat, steht dem Kläger El­tern­geld für den 13. und 14. Le­bens­mo­nat die­ses Kin­des zu (§ 4 Abs 1 S 1, Abs 2 BEEG). In Be­zug auf R. hat das LSG dem Kläger - über die vom Be­klag­ten be­wil­lig­ten acht Mo­nats­beträge (zwei­ter bis neun­ter Le­bens­mo­nat) hin­aus - zu Recht nur El­tern­geld für ei­nen wei­te­ren Le­bens­mo­nat zu­ge­spro­chen. Für die­ses Kind kann der Kläger höchs­tens neun Mo­nats­beträge er­hal­ten, weil sei­ner Ehe­frau gemäß § 4 Abs 3 S 2 BEEG be­reits fünf Mo­nats­beträge zwin­gend zu­zu­rech­nen sind. Die­ser ha­ben nämlich in den ers­ten fünf Le­bens­mo­na­ten der Kin­der nach be­am­ten­recht­li­chen Vor­schrif­ten für die Zeit des Beschäfti­gungs­ver­bo­tes Dienst­bezüge zu­ge­stan­den (§ 3 Abs 1 BEEG). Wie der Se­nat be­reits ent­schie­den hat, kommt es - ent­ge­gen der An­sicht des Klägers - im Rah­men des § 4 Abs 3 S 2 BEEG nicht dar­auf an, ob die Ehe­frau des Klägers für die be­tref­fen­den Le­bens­mo­na­te von R. tatsächlich El­tern­geld be­an­sprucht hat; viel­mehr reicht die in­so­weit be­ste­hen­de An­spruchs­be­rech­ti­gung aus (vgl BSG Ur­teil vom 26.5.2011 - B 10 EG 12/10 R - SozR 4-7837 § 4 Nr 2 Rd­Nr 22 ff). Zwar er­folgt nach § 3 Abs 1 S 4 BEEG ei­ne tag­ge­naue An­rech­nung der Leis­tun­gen bei Mut­ter­schaft auf das El­tern­geld, die Zu­ord­nung von Mo­na­ten nach § 4 Abs 3 S 2 BEEG rich­tet sich je­doch nach dem Le­bens­mo­nats­prin­zip, be­trifft al­so gan­ze Le­bens­mo­na­te des Kin­des (vgl BSG aaO Rd­Nr 29 ff). Für Mehr­lin­ge hat der Ge­setz­ge­ber in­so­weit kei­ne ab­wei­chen­de Re­ge­lung ge­trof­fen.

6. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 193 SGG. Das LSG hat den Be­klag­ten zur Er­stat­tung von zwei Drit­teln der außer­ge­richt­li­chen Kos­ten des Klägers für das Kla­ge- und Be­ru­fungs­ver­fah­ren ver­pflich­tet. Nach dem Er­geb­nis des Be­ru­fungs­ver­fah­rens war die­se Kos­ten­quo­te nicht ge­recht­fer­tigt, da der Kläger in An­be­tracht der strei­ti­gen Beträge vor dem LSG nur et­wa zur Hälf­te ob­siegt hat. Un­ter Berück­sich­ti­gung der dem Kläger darüber hin­aus vom Se­nat zu­ge­spro-
 


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che­nen Beträge ist ei­ne Kos­ten­er­stat­tung zu zwei Drit­teln al­ler­dings an­ge­mes­sen, zu­mal der Kläger mit sei­nem Haupt­an­lie­gen er­folg­reich ge­we­sen ist.

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