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Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 07.11.2014, 9 Sa­Ga 1496/14

   
Schlagworte: Streik, Tarifeinheit
   
Gericht: Hessisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 9 SaGa 1496/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 07.11.2014
   
Leitsätze: 1. Nach Aufgabe des Grundsatzes der Tarifeinheit ist es möglich, dass Gewerkschaften in einem gewerkschaftspluralen Betrieb Tarifforderungen für die gleiche Berufsgruppe erheben und zu deren Durchsetzung auch zum Arbeitskampf aufrufen.

2. Die Gefahr eines "Überbietungswettbewerbs" sowie "Dauerarbeitskampfs" kann ggf. im Rahmen des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes Berücksichtigung finden. Dies erfordert aber einen hinreichend konkreten Vortrag; bloße abstrakte Befürchtungen reichen nicht aus.

3. Ein Streik ist nicht deshalb unzulässig, weil er sich auf einen Betrieb der Daseinsvorsorge bezieht.

4. Zum Prüfungsmaßstab für den Erlass einer einstweiligen Verfügung.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 06.11.2014, 10 Ga 162/14
   

Te­nor:

Die Be­ru­fung der Verfügungskläger ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 06. No­vem­ber 2014 – 10 Ga 162/14 – wird auf Kos­ten der Verfügungskläger zurück­ge­wie­sen.

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten über ei­nen An­spruch der Verfügungskläge­rin­nen auf Un­ter­las­sung von Ar­beits­kampf­maßnah­men durch die be­klag­te Ge­werk­schaft.

Bei der Verfügungskläge­rin zu 1. han­delt es sich um ein Un­ter­neh­men des DB-Kon­zerns, wel­ches den Per­so­nen­fern­ver­kehr im ge­sam­ten Ge­biet der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land be­treibt. Die Verfügungskläge­rin zu 2. er­bringt Trans­port­leis­tun­gen im Per­so­nen­nah­ver­kehr. Die Verfügungskläge­rin zu 3. trans­por­tiert bun­des­weit Güter auf Schie­nen. Die Verfügungskläge­rin zu 4. be­treibt den S-Bahn-Be­trieb in Ber­lin, die Verfügungskläge­rin zu 5. den S-Bahn-Be­trieb in Ham­burg. Al­le Verfügungskläge­rin­nen gehören dem Ar­beit­ge­ber­ver­band Agv Mo­Ve an, der die im DB-Kon­zern gel­ten­den Ta­rif­verträge ab­sch­ließt. Bei der Verfügungs­be­klag­ten han­delt es sich um die Ge­werk­schaft der Lo­ko­mo­tivführer (GDL).

Die Verfügungskläge­rin­nen beschäfti­gen ca. 19.000 Lokführer, von de­nen ca. 25 % Be­am­te sind, da­ne­ben beschäfti­gen sie ca. 12.000 Zug­be­glei­ter. Nach An­ga­ben der Verfügungskläge­rin­nen er­reicht die Verfügungs­be­klag­te bei den Lo­ko­mo­tivführern ei­nen Or­ga­ni­sa­ti­ons­grad von et­wa 80 %, bei den Zug­be­glei­tern von et­wa 30 %.

In dem Kon­zern der Verfügungskläge­rin­nen ist eben­falls die Ei­sen­bahn- und Ver­kehrs­ge­werk­schaft (EVG) ver­tre­ten. Die EVG ist aus ei­nem Zu­sam­men­schluss der bis da­hin als Ta­rif­ge­mein­schaft in Er­schei­nung ge­tre­te­nen Ge­werk­schaf­ten TRANS­NET und GDBA her­vor­ge­gan­gen. Im Be­reich der Zug­be­glei­ter weist sie ei­nen höhe­ren Or­ga­ni­sa­ti­ons­grad auf als die Verfügungs­be­klag­te.

Gemäß ei­nem Grund­la­gen­ta­rif­ver­trag war die Zuständig­keit zwi­schen der Verfügungs­be­klag­ten so­wie TRANS­NET/GDBA in der Ver­gan­gen­heit im We­sent­li­chen der­ge­stalt ge­re­gelt, dass die Verfügungs­be­klag­te Ta­rif­verträge für die Lokführer und TRANS­NET/GDBA für das übri­ge Zug­per­so­nal ab­sch­ließen soll­te. Die Grund­la­gen­ta­rif­verträge en­de­ten am 30. Ju­ni 2014 oh­ne Nach­wir­kung.

Mit Wir­kung zum 1. Ja­nu­ar 2011 ver­ein­bar­te der Ar­beit­ge­ber­ver­band Agv Mo­Ve so­wie die Verfügungs­be­klag­te ei­nen Bun­des­rah­men-Lo­ko­mo­tivführ­er­ta­rif­ver­trag (kurz: Bu­Ra-LfTV). In der Präam­bel heißt es hier­zu un­ter an­de­rem wie folgt:

„Die Ver­trags­par­tei­en wol­len mit dem fol­gen­den Ta­rif­ver­trags­werk die wich­tigs­ten Qua­li­fi­ka­ti­ons- und Ar­beits­be­din­gun­gen so­wie de­ren Min­dest­stan­dards für die Lo­ko­mo­tivführer im deut­schen Ei­sen­bahn­ver­kehrs­markt si­cher­stel­len.

Sie wol­len er­rei­chen, dass al­le am Wett­be­werb teil­neh­men­den Un­ter­neh­men ver­gleich­ba­re Ar­beits- und Lohn­be­din­gun­gen in Form der in die­sem Ta­rif­ver­trag fest­ge­leg­ten Mi­ni­mal­stan­dards ein­hal­ten müssen und der Wett­be­werb nicht durch Ver­schlech­te­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen, der Ent­loh­nung, der Ar­beits­si­cher­heit oder des Ge­sund­heits­schut­zes be­ein­flusst wird.

...

§ 3 Ar­beits­zeit

...

(5) Gemäß § 7 Abs. 1 Ziff. 3 i.V.m. § 5 Abs. 1 Arb­ZG ist es zulässig, die tägli­che Ru­he­zeit, die der Ar­beit­neh­mer nicht an sei­nem Dienst­ort ver­brin­gen kann, auf neun St­un­den zu verkürzen (auswärti­ge Ru­he­zeit), wenn die Art der Ar­beit dies er­for­dert und die Kürzung der Ru­he­zeit in­ner­halb ei­nes be­trieb­lich fest­zu­le­gen­den Aus­gleichs­zeit­raums aus­ge­gli­chen wird. Für Ru­he­zei­ten am Dienst­ort gel­ten die Be­stim­mun­gen des § 5 Abs. 2 Arb­ZG mit der Maßga­be, dass der dort vor­ge­schrie­be­ne Aus­gleich in­ner­halb von vier Wo­chen er­fol­gen muss.

...“

In § 4 Bu­Ra-LfTV fin­det sich fer­ner ei­ne Re­ge­lung zum Er­ho­lungs­ur­laub und zum Zu­satz­ur­laub. Des Wei­te­ren fin­det sich fol­gen­de Re­ge­lung:

"§ 14 Schluss- und Über­g­angs­be­stim­mun­gen

...

(2) Die­ser Rah­men­ta­rif­ver­trag tritt nur gleich­zei­tig mit ei­nem Haus­ta­rif­ver­trag in Kraft, der die­sen Rah­men­ta­rif­ver­trag aus­drück­lich für an­wend­bar erklärt und die An­pas­sung be­ste­hen­der haus­ta­rif­ver­trag­li­cher Be­stim­mun­gen an die­sen Rah­men­ta­rif­ver­trag re­gelt. Sol­che Haus­ta­rif­verträge können

a) die Be­stim­mun­gen die­ses Rah­men­ta­rif­ver­tra­ges kon­kre­ti­sie­ren, ergänzen und die in die­sem Rah­men­ta­rif­ver­trag fest­ge­leg­ten fes­ten und va­ria­blen Ent­gelt­be­stand­tei­le nach Maßga­be des Buchst. c) an­ders ver­tei­len, wo­bei al­le Ent­gelt­be­stand­tei­le wei­ter­hin aus­ge­zahlt wer­den müssen,

...

c) während ei­ner Einführungs­pha­se das Ge­samt­ni­veau die­ses Rah­men­ta­rif­ver­tra­ges be­fris­tet ab­sen­ken, wenn die wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on des Un­ter­neh­mens dies er­for­dert ...“

We­gen der sons­ti­gen Ein­zel­hei­ten die­ses Ta­rif­ver­tra­ges wird ergänzend Be­zug ge­nom­men auf Bl. 125 bis 140 d.A. Die Be­ru­fungs­be­klag­te kündig­te die An­la­gen 1 und 2 zum Bu­Ra-LfTV mit Wir­kung zum 30. Ju­ni 2014. Den Bu­Ra-LfTV selbst kündig­te sie erst mit Wir­kung zum 31. De­zem­ber 2014.

Da­ne­ben schloss die be­klag­te Ge­werk­schaft mit dem Ar­beit­ge­ber­ver­band Agv Mo­Ve ei­nen Ta­rif­ver­trag für Lo­ko­mo­tivführer von Schie­nen­ver­kehrs­un­ter­neh­men des Agv Mo­Ve (kurz: LtTV), der im We­sent­li­chen eben­falls zum 1. Ja­nu­ar 2011 in Kraft trat und zu­letzt mit Ta­rif­ver­trag vom 24. Ju­li 2012 geändert wur­de. Die­ser Ta­rif­ver­trag gilt vom be­trieb­li­chen Gel­tungs­be­reich für sämt­li­che Un­ter­neh­men der fünf Verfügungskläge­rin­nen. Die­sen Ta­rif­ver­trag kündig­te die Verfügungs­be­klag­te eben­falls mit Wir­kung zum 30. Ju­ni 2014. Ge­genüber dem Bu­Ra-LfTV enthält der LfTV ein sehr viel um­fang­rei­che­res Re­gel­werk. In § 52 LfTV wer­den Re­ge­lun­gen zu der Ar­beits­zeit­ver­tei­lung/ Ar­beits­zeit­be­wer­tung ge­trof­fen, in § 52a fin­den sich Re­ge­lun­gen zu Ru­he­ta­gen.

Mit Schrei­ben vom 23. Ju­ni 2014 mach­te die Verfügungs­be­klag­te ge­genüber dem Agv Mo­Ve ver­schie­de­ne Ta­rif­for­de­run­gen gel­tend. Un­ter der Über­schrift Fa­mi­lie und Be­ruf heißt es un­ter an­de­rem wie folgt:

„12. Künf­tig darf der Ar­beit­neh­mer nur zu ma­xi­mal fünf Schich­ten hin­ter­ein­an­der, al­so oh­ne Gewährung ei­nes ta­rif­ver­trag­li­chen Ru­he­ta­ges von 36 St­un­den (§ 52 Abs. 9 Nr. 1 LfTV) her­an­ge­zo­gen wer­den. Künf­tig muss spätes­tens 120 St­un­den nach En­de des vor­an­ge­gan­ge­nen Ru­he­ta­ges (statt wie bis­her 144 St­un­den, § 52 Abs. 9 Nr. 4 LfTV) ein wei­te­rer ta­rif­li­cher Ru­he­tag gewährt wer­den.

13. Die Kern­zeit der Ru­he­ta­ge am Wo­chen­en­de gemäß § 52 Abs. 9 Nr. 3 LfTV muss auf den spätes­ten Be­ginn am Frei­tag um 22 Uhr und das frühes­te En­de am Mon­tag um 6 Uhr aus­ge­dehnt wer­den (§ 52 Abs. 9 Nr. 3 Satz 2 LfTV).

14. Die Ru­he­ta­ge nach § 52 Abs. 9 Nr. 1 LfTV sol­len künf­tig al­le ei­nen Ka­len­der­tag um­fas­sen.“

Fer­ner wur­de die For­de­rung nach ei­ner Er­wei­te­rung der Ent­gelt­ta­bel­le um ei­ne Stu­fe 7, die nach wei­te­ren fünf Jah­ren Be­rufs­er­fah­rung er­reicht wird - al­so ab 30 Jah­ren - und um ei­ne wei­te­re Stu­fe 8, die nach wei­te­ren fünf Jah­ren Be­rufs­er­fah­rung - in Sum­me al­so nach 35 Jah­ren - er­reicht wird, er­ho­ben. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Schrei­bens vom 23. Ju­ni 2014 wird auf des­sen In­halt gemäß der An­la­ge ASt 1 ver­wie­sen.

Zwi­schen dem Ar­beit­ge­ber­ver­band und der Verfügungs­be­klag­ten wur­de seit Ju­li 2014 über ei­ne Lösung des Ta­rif­kon­flikts ver­han­delt. Es fan­den vier Ver­hand­lungs­ter­mi­ne am 10. Ju­li 2014, am 31. Ju­li 2014, am 20. Au­gust 2014 und am 25. Sep­tem­ber 2014 statt. We­sent­li­cher Streit­punkt zwi­schen den Be­tei­lig­ten war der Um­stand, dass aus Sicht des Ar­beit­ge­ber­ver­ban­des ver­mie­den wer­den soll­te, dass ver­schie­de­ne Ta­rif­verträge für die glei­che Per­so­nen­grup­pe, hier ins­be­son­de­re das Zug­per­so­nal, ab­ge­schlos­sen wer­den. Am 23., 25. und 27. Ok­to­ber 2014 kam es er­neut zu Gesprächen zwi­schen dem Agv Mo­Ve und der Verfügungs­be­klag­ten, oh­ne dass ein Er­geb­nis er­zielt wer­den konn­te.

Im Rah­men der bis­he­ri­gen Ta­rif­aus­ein­an­der­set­zung kam es zu fol­gen­den streik­be­ding­ten Ausfällen:

- 01. Sep­tem­ber 2014 in der Zeit von 18:00 bis 21:00 Uhr,

- 06. Sep­tem­ber 2014 in der Zeit von 06:00 bis 09:00 Uhr,

- 07. Ok­to­ber 2014 in der Zeit von 21:00 Uhr bis 08. Ok­to­ber 2014, 06:00 Uhr,

- 15. Ok­to­ber 2014, 14:00 Uhr bis zum 16. Ok­to­ber 2014, 04:00 Uhr,

- 17. Ok­to­ber 2014, 15:00 Uhr bis zum 20. Ok­to­ber 2014, 04:00 Uhr (Güter­ver­kehr) so­wie am 18. Ok­to­ber 2014, 02:00 Uhr bis zum 20. Ok­to­ber 2014, 04:00 Uhr (Fern-und Re­gio­nal­ver­kehr).

Es kam zu Zu­g­ausfällen und Ver­spätun­gen, an den be­tref­fen­den Ta­gen wa­ren un­gefähr 80 bis 90 % al­ler Züge im Fern-, Re­gio­nal- und Güter­ver­kehr so­wie dem S-Bahn-Ver­kehr be­trof­fen. Auch im Nach­gang des Streiks kam es zu er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen.

Mit Schrei­ben vom 05. No­vem­ber 2014 rief die Verfügungs­be­klag­te zu ei­nem Ar­beits­kampf auf. Der Streik­auf­ruf ging je­weils an die Verfügungskläge­rin­nen zu 1., 2., 4. und 5. Die Verfügungskläge­rin zu 3. er­hielt kei­nen Streik­auf­ruf. Der Streik­auf­ruf er­ging an die A AG, ein Un­ter­neh­men, das in der An­la­ge 1 zum LfTV als Un­ter­neh­men des Gel­tungs­be­reichs be­nannt war. Der Streik soll­te ab Don­ners­tag, den 06. No­vem­ber 2014, 02:00 Uhr bis Mon­tag, den 10. No­vem­ber 2014, 04:00 Uhr lau­fen. Ge­genüber der A AG soll­te be­reits von Mitt­woch, den 05. No­vem­ber 2014, 15:00 Uhr, bis Mon­tag, den 10. No­vem­ber 2014, 04:00 Uhr, ge­streikt wer­den. We­gen der sons­ti­gen Ein­zel­hei­ten des Streik­auf­rufs gemäß Schrei­ben vom 05. No­vem­ber 2014 wird auf die An­la­ge ASt 15 ver­wie­sen.

Der Ar­beit­ge­ber­ver­band schlug der Verfügungs­be­klag­ten vor, ein Sch­lich­tungs­ver­fah­ren ein­zu­lei­ten, was die­se ab­lehn­te. Ei­ne Verständi­gung über ei­nen von der Ar­beit­ge­ber­sei­te an­ge­bo­te­nen Ab­schluss ei­nes Ver­fah­rens­ta­rif­ver­tra­ges kam nicht zu­stan­de.

Die Verfügungskläge­rin­nen zu 1., 2., 4. und 5. rich­te­ten Not­diens­te ein. Nach ih­ren An­ga­ben konn­te ca. 30 % des Per­so­nen­ver­kehrs noch be­dient wer­den. Es gab kei­ne Not­dienst­ver­ein­ba­rung mit der Verfügungs­be­klag­ten.

Mit ih­rem beim Ar­beits­ge­richt Frank­furt am 06. No­vem­ber 2014 ein­ge­gan­ge­nen An­trag ha­ben die fünf Verfügungskläge­rin­nen die Un­ter­sa­gung des ge­plan­ten Streiks be­gehrt.

Sie ha­ben die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass der Streik ge­gen die Frie­dens­pflicht ver­s­toße. Die be­klag­te Ge­werk­schaft sei noch im­mer an den Bu­Ra-LfTV bis zum 31. De­zem­ber 2014 ge­bun­den. § 3 Abs. 5 Bu­Ra-LfTV ent­hal­te ei­ne Re­ge­lung zu Ru­he­zei­ten. Mit ih­rem Streik­auf­ruf ha­be die Verfügungs­be­klag­te ei­ne Neu­re­ge­lung zur Ver­bes­se­rung von Ru­he­zei­ten ge­for­dert. Es han­de­le sich mit­hin um die glei­che ta­rif­ver­trag­li­che Ma­te­rie. Des Wei­te­ren ha­be die Verfügungs­be­klag­te teil­wei­se rechts­wid­ri­ge Ta­rif­for­de­run­gen ver­folgt. Die Streik­for­de­rung nach ei­ner Ge­halts­stei­ge­rung in Abhängig­keit von 30-jähri­ger bzw. 35-jähri­ger Be­rufs­er­fah­rung stel­le ei­ne mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters dar. Sie ha­ben be­haup­tet, dass Lokführer nach ei­ner 25-jähri­gen Be­rufs­er­fah­rung re­gelmäßig kei­ne wei­te­ren Qua­li­fi­ka­ti­ons­fort­schrit­te er­lang­ten. Es sei aus­ge­schlos­sen, dass ein Lo­ko­mo­tivführer nach dem 30. Be­rufs­jahr noch zusätz­li­ches Er­fah­rungs­wis­sen er­wer­be. Der Be­ruf des Lokführers sei ins­be­son­de­re durch Rou­ti­ne ge­prägt. Zur Glaub­haft­ma­chung ha­ben die Verfügungskläge­rin­nen ei­des­statt­li­che Ver­si­che­run­gen des Lei­ters Be­trieb - Re­gel­werk und Qua­li­fi­ka­ti­on, der gleich­zei­tig Ei­sen­bahn­be­triebs­lei­ter der B AG ist, und des Lei­ters Trieb­fahr­zeugführer und Ei­sen­bahn­be­triebs­lei­ter der C AG vor­ge­legt, hin­sicht­lich de­ren Ein­zel­hei­ten auf die An­la­ge ASt 2 und ASt 3 Be­zug ge­nom­men wird.

Die Verfügungskläge­rin­nen ha­ben fer­ner die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass der Streik ge­gen das Verhält­nismäßig­keits­prin­zip ver­s­toße. Nach vorläufi­gen Be­rech­nun­gen hätten die bis­he­ri­gen Streik­maßnah­men ein­sch­ließlich des lau­fen­den Ar­beits­kamp­fes al­lein für die Bahn­un­ter­neh­men zu Schäden in der Größen­ord­nung von 100 Mil­lio­nen Eu­ro geführt. Auch der in­ter­na­tio­na­le Per­so­nen­fern­ver­kehr sei be­trof­fen. Zum Teil könn­ten le­bens­not­wen­di­ge Me­di­ka­men­te nicht mehr mit der Bahn über­mit­telt wer­den. Täglich beförde­re die Verfügungskläge­rin zu 1. 350.000 Rei­sen­de. Es dro­he ei­ne Über­las­tung des Straßen­ver­kehrs. Durch den Streik im Güter­ver­kehr sei ei­ne große Schädi­gung der Wirt­schaft zu ver­zeich­nen. In der Au­to­mo­bil­in­dus­trie et­wa sei man auf ei­ne Just-in-ti­me-Pro­duk­ti­on an­ge­wie­sen, die zum Er­lie­gen käme, wenn die Bahn nicht recht­zei­tig Ma­te­ri­al trans­por­tie­re. Nach den Er­geb­nis­sen des Deut­schen In­sti­tuts für Wirt­schafts­for­schung (DIW) führ­te ein Streik al­lei­ne im Per­so­nen­ver­kehr bei der Bahn zu ei­nem Um­satzrück­gang von ca. 27 Mil­lio­nen Eu­ro pro Tag. Der volks­wirt­schaft­li­che Scha­den be­lau­fe sich auf ca. 500 Mil­lio­nen Eu­ro pro Streik­tag, hier­von ent­fie­len 84 % auf den Per­so­nen- und 16 % auf den Güter­ver­kehr. Der Bahn dro­he zu­dem ein großer Re­pu­ta­ti­ons­scha­den. Im vor­lie­gen­den Fall kom­me hin­zu, dass anläss­lich der ge­plan­ten Fei­er­lich­kei­ten zum 25. Jah­res­tag des Mau­er­falls am kom­men­den Sonn­tag ein Ver­kehrs­cha­os dro­he, wenn der Per­so­nen­ver­kehr sto­cke. Außer­dem müsse be­dacht wer­den, dass Bre­men und Nie­der­sach­sen ge­ra­de Fe­ri­en­zeit hätten.

Des Wei­te­ren ha­ben die Verfügungskläge­rin­nen die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass nach Weg­fall des Grund­sat­zes der Ta­rif­ein­heit an den Verhält­nismäßig­keits­grund­satz ein verschärf­ter Prüfungs­maßstab an­ge­legt wer­den müsse. Nach Auf­ga­be des Grund­sat­zes der Ta­rif­ein­heit durch das BAG stünde die Ar­beit­ge­ber­sei­te vor schwer­wie­gen­den Pro­ble­men. Die Frie­dens­pflicht ver­lie­re durch die Ge­werk­schafts­plu­ra­lität ei­nen Teil ih­rer Schutz- und Frie­dens­funk­ti­on. Des Wei­te­ren bestünde die Ge­fahr des Hoch­schau­kelns der Ta­rif­for­de­run­gen. Auch sei die be­trieb­li­che Ver­tei­lungs­ge­rech­tig­keit gestört. Die Ar­beits­kampf­pa­rität sei eben­falls gestört, da der Ar­beit­ge­ber­sei­te kei­ne an­ge­mes­se­nen Mit­tel zur Verfügung stünden, um auf den Streik zu re­agie­ren. Ins­be­son­de­re ei­ne Aus­sper­rung kom­me nicht in Be­tracht, da die­se da­zu führ­te, dass die Streik­wir­kun­gen noch verschärft würden. Gemäß Ar­ti­kel 87e Abs. 4 GG und nach § 10 All­ge­mei­nes Ei­sen­bahn­ge­setz (AEG) sei­en die Verfügungskläge­rin­nen ver­pflich­tet, den Bahn­be­trieb auf­recht zu er­hal­ten. Die Wie­der­her­stel­lung der Kampf­pa­rität durch den teil­wei­sen Ein­satz von Be­am­ten sei nicht gewähr­leis­tet. Sch­ließlich müsse berück­sich­tigt wer­den, dass an ei­nen Ar­beits­kampf in der Da­seins­vor­sor­ge be­son­ders stren­ge Grundsätze an­zu­le­gen sei­en.

Die Verfügungskläge­rin­nen ha­ben be­an­tragt:

l. Anträge der An­trag­stel­le­rin zu 1.:

1. Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 1. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 1. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge Ast 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

2. Hilfs­wei­se zu 1.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 1. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 1. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

3. Hilfs­wei­se zu 2.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 1. zu Streiks auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 1. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1 auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­weit die Streik­maßnah­men länger als bis zum 9. No­vem­ber 2014, 8.00 Uhr, an­dau­ern und fol­gen­de Stre­cken be­tref­fen:
• Frank­furt – Ber­lin
• Köln – Ber­lin
• Ham­burg – Ber­lin
• München - Ber­lin

(Auf­recht­er­hal­tung des Bahn­ver­kehrs zur zen­tra­len Fei­er des 25. Jah­res­tags des Mau­er­falls).

4. Eben­falls hilfs­wei­se zu 2.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 1., die in den Be­trie­ben in den Bun­desländern Ber­lin, Bran­den­burg, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Sach­sen, Sach­sen-An­halt und Thürin­gen beschäftigt sind, zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den ge­nann­ten Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 1. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

5. Der An­trags­geg­ne­rin wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

II. Anträge der An­trag­stel­le­rin zu 2.:

1. Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 2. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 2. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge ASt 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

2. Hilfs­wei­se zu 1.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 2. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 2. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

3. Hilfs­wei­se zu 2.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 2. zu Streiks auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 2. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1 auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­weit die Streik­maßnah­men länger als bis zum 9. No­vem­ber 2014, 8.00 Uhr, an­dau­ern und fol­gen­de Stre­cken be­tref­fen:

• Frank­furt – Ber­lin
• Köln – Ber­lin
• Ham­burg – Ber­lin
• München - Ber­lin

(Auf­recht­er­hal­tung des Bahn­ver­kehrs zur zen­tra­len Fei­er des 25. Jah­res­tags des Mau­er­falls).

4. Eben­falls hilfs­wei­se zu 2.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 2., die in den Be­trie­ben in den Bun­desländern Ber­lin, Bran­den­burg, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Sach­sen, Sach­sen-An­halt und Thürin­gen beschäftigt sind, zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den ge­nann­ten Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 2. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

5. Der An­trags­geg­ne­rin wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

III. Anträge der An­traq­stel­le­rin zu 3.:

1. Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 3. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 3. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge ASt 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

2. Hilfs­wei­se zu 1.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 3. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 3. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den; (cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

3. Hilfs­wei­se zu 2.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 3., die in den Be­trie­ben in den Bun­desländern Ber­lin, Bran­den­burg, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Sach­sen, Sach­sen-An­halt und Thürin­gen beschäftigt sind, zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den ge­nann­ten Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 3. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

4. Der An­trags­geg­ne­rin wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

IV. Anträge der An­trag­stel­le­rin zu 4.:

1. Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 4. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 4. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge ASt 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

2. Hilfs­wei­se zu 1.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 4. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 4. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

3. Hilfs­wei­se zu 2.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 4. zu Streiks auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 4. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­weit die Streik­maßnah­men länger als bis zum 9. No­vem­ber 2014, 8.00 Uhr, an­dau­ern und die S-Bahn Ver­keh­re Ber­lin be­tref­fen (Auf­recht­er­hal­tung des Bahn­ver­kehrs zur zen­tra­len Fei­er des 25. Jah­res­tags des Mau­er­falls).

4. Der An­trags­geg­ne­rin wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

V. Anträge der An­trag­stel­le­rin zu 5.:

1. Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 5. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 5. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge ASt 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

2. Hilfs­wei­se zu 1.: Der An­trags­geg­ne­rin wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der An­trag­stel­le­rin zu 5. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der An­trag­stel­le­rin zu 5. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

3. Der An­trags­geg­ne­rin wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

Die Verfügungs­be­klag­te hat be­an­tragt,

die Anträge zurück­zu­wei­sen.

Sie hat die An­sicht ver­tre­ten, dass der Ar­beits­kampf nicht rechts­wid­rig sei. Das Ziel „Neu­re­ge­lun­gen zur Ver­bes­se­rung von Ru­he­zei­ten – Wir wol­len und wir brau­chen mehr Zeit für Fa­mi­lie und Er­ho­lung“ zie­le nicht auf § 3 Abs. 2 des Bu­Ra-LfTV ab, son­dern auf wei­te­re Re­ge­lun­gen, die sich auf Zei­ten für die Fa­mi­lie bezögen, nämlich z.B. § 52a LfTV. Es gäbe im gekündig­ten LfTV in § 52 Abs. 3 Nr. 8 ei­ne in­halt­lich de­ckungs­glei­che Re­ge­lung. Die er­ho­be­ne Ta­rif­for­de­rung für ei­ne Er­wei­te­rung der Ent­gelt­grup­pen bei länge­rer Be­rufs­er­fah­rung sei fer­ner rechtmäßig. Es lie­ge im Er­mes­sen der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en zu be­ur­tei­len, ob ei­ne höhe­re Be­rufs­er­fah­rung auch noch nach 30 Jah­ren er­wor­ben wer­den könne. Der Zu­ge­winn an Be­rufs­er­fah­rung kom­me an­ge­sichts des tech­ni­schen Fort­schritts und des Aus­baus der Ver­kehrs­net­ze bei Schie­nen­fahr­zeugführer nicht zum Still­stand. In recht­li­cher Hin­sicht ver­tritt sie die Auf­fas­sung, dass es nach Art. 9 Abs. 3 GG zulässig sei, für ih­re Mit­glie­der Ta­rif­ver­hand­lun­gen zu führen und Ta­rif­for­de­run­gen auch durch Streik durch­zu­set­zen. Es könne von ihr auch nicht ver­langt wer­den, nur in­halts­glei­che For­de­run­gen auf­zu­stel­len, die mit den Ta­rif­re­ge­lun­gen, die mit der EVG ver­ein­bart sind, syn­chron lau­fen. Die Si­che­rung der Min­dest­ver­sor­gung der All­ge­mein­heit mit öffent­li­chen Gütern sei auch während des Streiks gewähr­leis­tet. Sie ha­be sich mit den Pi­lo­ten verständigt, nicht zur glei­chen Zeit zu strei­ken. Et­wa 30 % des Per­so­nen­ver­kehrs würde wei­ter­hin be­dient wer­den. Der Streik sei auch zeit­lich klar be­grenzt.

Das Ar­beits­ge­richt hat mit Ur­teil vom 06. No­vem­ber 2014 die Anträge zurück­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es im We­sent­li­chen aus­geführt, dass ein Ver­s­toß ge­gen die Frie­den­pflicht nicht ge­ge­ben sei. Der Be­griff der Ru­he­zeit fin­de sich auch in der gekündig­ten Re­ge­lung des § 52 LfTV. Es ge­be kei­ne Umstände, aus de­nen er­sicht­lich sei, dass die Verfügungs­be­klag­te mit ih­rer For­de­rung ei­ne Abände­rung des § 3 Abs. 5 Bu­Ra-LfTV be­zwe­cke. Es stel­le auch kei­ne Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung dar, wenn die Verfügungs­be­klag­te wei­te­re Ent­gelt­stu­fen für Be­rufs­jah­re jen­seits der 25 Jah­re ver­lan­ge. Es ge­be kei­nen all­ge­mei­nen Er­fah­rungs­satz, dass nach 25 Be­rufs­jah­ren kei­ne wei­te­ren Qua­li­fi­ka­tio­nen durch die tatsächli­che Ausübung der Tätig­keit mehr er­wor­ben würden. Al­lein die vor­ge­leg­ten ei­des­statt­li­chen Ver­si­che­run­gen sei­en nicht aus­rei­chend. Der Ar­beits­kampf ver­s­toße auch nicht ge­gen den Verhält­nismäßig­keits­grund­satz. Es sei die Min­dest­ver­sor­gung ge­si­chert ge­we­sen, es sei­en Not­fahrpläne ein­ge­rich­tet wor­den und durch Be­am­te könne der Zug­ver­kehr zu­min­dest teil­wei­se auf­recht­er­hal­ten wer­den. Ei­ne Schädi­gung der Verfügungskläge­rin­nen in ei­nem Aus­maße, dass de­ren wirt­schaft­li­che Exis­tenz gefähr­det sei, sei nicht dar­ge­legt. Auch die Ar­beits­kampf­pa­rität der Verfügungskläge­rin­nen sei nicht ernst­haft gefähr­det. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils wird ver­wie­sen auf Bl. 161 – 180 d.A.

Die­ses Ur­teil ist der Sei­te der Verfügungskläge­rin­nen am 07. No­vem­ber 2014 um 01:25 Uhr per Te­le­fax zu­ge­gan­gen. Mit bei dem Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richt am 07. No­vem­ber 2014 um 07:52 Uhr ein­ge­gan­ge­nen An­trag ha­ben die Verfügungskläge­rin­nen Be­ru­fung ein­ge­legt.

Un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­tra­ges tra­gen sie vor, dass ein Ver­s­toß ge­gen die Frie­dens­pflicht an­zu­neh­men sei. Der Streik­auf­ruf be­tref­fend der Ände­rung der Ru­he­zei­ten be­zie­he sich un­mit­tel­bar auf § 3 Abs. 5 Bu­Ra-LfTV. Der Be­griff der „Ru­he­zei­ten“ wer­de iden­tisch in § 3 Abs. 5 Bu­Ra-LfTV und § 5 Arb­ZG ver­wen­det. Es müsse aus­sch­ließlich auf die zur Be­gründung des Streiks über­mit­tel­te Streik­for­de­rung ab­ge­stellt wer­den. Je­den­falls sei auch ein Ver­s­toß ge­gen die Frie­dens­pflicht we­gen Sach­zu­sam­men­hangs an­zu­neh­men. Es sei aus­rei­chend, dass ein in­ne­rer sach­li­cher Zu­sam­men­hang mit ei­ner Re­ge­lung in ei­nem Ta­rif­ver­trag be­steht, an den die Ar­beit­ge­ber­sei­te noch ge­bun­den ist. Die §§ 3 und 4 Bu­Ra-LfTV be­inhal­te­ten ei­ne in­halt­lich aus­ge­wo­ge­ne Re­ge­lung zur jähr­li­chen Re­fe­renz­ar­beits­zeit, tägli­chen Ar­beits­zeit und der Möglich­keit zur Verlänge­rung der tägli­chen Ar­beits­zeit über 10 St­un­den hin­aus. Des Wei­te­ren ver­tre­ten sie die Auf­fas­sung, dass zwar die Be­rufs­er­fah­rung grundsätz­lich als An­knüpfungs­punkt für ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung des Ent­gelts her­an­ge­zo­gen wer­den könne. Nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung sei das aber nicht mehr in je­dem Fall zulässig, wenn bei Tätig­kei­ten mit ho­hem Rou­ti­ne­an­teil ei­ne länge­re Beschäfti­gungs­dau­er kei­nen Zu­wachs an Be­rufs­er­fah­rung mehr ermögli­che. So sei es bei der Tätig­keit ei­nes Lo­ko­mo­tivführers. Es han­de­le sich um ei­ne eher ein­fa­che und rou­ti­nemäßige Tätig­keit, ei­ne be­stimm­te Schul­bil­dung wer­de nicht vor­aus­ge­setzt. Das Ar­beits­ge­richt ha­be schließlich ver­kannt, dass im vor­lie­gen­den Fall bei der Verhält­nismäßig­keitsprüfung ein be­son­ders stren­ger Maßstab an­zu­le­gen sei; die Ar­beits­kampf­pa­rität sei ver­letzt, da die Verfügungskläge­rin­nen prak­tisch kei­ne taug­li­chen Ge­gen­mit­tel hätten. Ih­nen blie­be nichts an­de­res übrig, als den Ta­rif­for­de­run­gen nach­zu­ge­ben oder das Strei­ken­de ab­zu­war­ten.

Die Verfügungskläge­rin­nen stel­len die Anträge:

I. Anträge der Be­ru­fungskläge­rin zu 1.:

1. Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 6. No­vem­ber 2014 (Az. 10 Ga 162/14) wird ab­geändert.

2. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 1. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 1. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge Ast 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

3. Hilfs­wei­se zu 1.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 1. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 1. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb) : die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

4. Hilfs­wei­se zu 2.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 1. zu Streiks auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 1. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1 auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­weit die Streik­maßnah­men länger als bis zum 9. No­vem­ber 2014, 8.00 Uhr, an­dau­ern und fol­gen­de Stre­cken be­tref­fen:

• Frank­furt – Ber­lin
• Köln – Ber­lin
• Ham­burg – Ber­lin
• München - Ber­lin

(Auf­recht­er­hal­tung des Bahn­ver­kehrs zur zen­tra­len Fei­er des 25. Jah­res­tags des Mau­er­falls).

5. Eben­falls hilfs­wei­se zu 2.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 1., die in den Be­trie­ben in den Bun­desländern Ber­lin, Bran­den­burg, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Sach­sen, Sach­sen-An­halt und Thürin­gen beschäftigt sind, zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den ge­nann­ten Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 1. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

6. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

II. Anträge der Be­ru­fungskläge­rin zu 2.:

1. Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 6. No­vem­ber 2014 (Az. 10 Ga 162/14) wird ab­geändert.

2. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 2. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 2. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge ASt 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

3. Hilfs­wei­se zu 1.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 2. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 2. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

4. Hilfs­wei­se zu 2.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 2. zu Streiks auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 2. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1 auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­weit die Streik­maßnah­men länger als bis zum 9. No­vem­ber 2014, 8.00 Uhr, an­dau­ern und fol­gen­de Stre­cken be­tref­fen:

• Frank­furt – Ber­lin
• Köln – Ber­lin
• Ham­burg – Ber­lin
• München - Ber­lin

(Auf­recht­er­hal­tung des Bahn­ver­kehrs zur zen­tra­len Fei­er des 25. Jah­res­tags des Mau­er­falls).

5. Eben­falls hilfs­wei­se zu 2.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 2., die in den Be­trie­ben in den Bun­desländern Ber­lin, Bran­den­burg, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Sach­sen, Sach­sen-An­halt und Thürin­gen beschäftigt sind, zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den ge­nann­ten Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 2. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

6. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

III. Anträge der Be­ru­fungskläge­rin zu 3.:

1. Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 6. No­vem­ber 2014 (Az. 10 Ga 162/14) wird ab­geändert.

2. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 3. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 3. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge ASt 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

3. Hilfs­wei­se zu 1.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 3. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 3. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

4. Hilfs­wei­se zu 2.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 3., die in den Be­trie­ben in den Bun­desländern Ber­lin, Bran­den­burg, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Sach­sen, Sach­sen-An­halt und Thürin­gen beschäftigt sind, zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den ge­nann­ten Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 3. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

5. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

IV. Anträge der Be­ru­fungskläge­rin zu 4.:

1. Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 6. No­vem­ber 2014 (Az. 10 Ga 162/14) wird ab­geändert.

2. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 4. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 4. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge ASt 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

3. Hilfs­wei­se zu 1.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 4. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 4. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

4. Hilfs­wei­se zu 2.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 4. zu Streiks auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 4. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­weit die Streik­maßnah­men länger als bis zum 9. No­vem­ber 2014, 8.00 Uhr, an­dau­ern und die S-Bahn Ver­keh­re Ber­lin be­tref­fen (Auf­recht­er­hal­tung des Bahn­ver­kehrs zur zen­tra­len Fei­er des 25. Jah­res­tags des Mau­er­falls).

5. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

V. Anträge der Be­ru­fungskläge­rin zu 5.:

1. Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 6. No­vem­ber 2014 (Az. 10 Ga 162/14) wird ab­geändert.

2. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 5. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 5. im ge­nann­ten Zeit­raum durch­zuführen, um ih­re in den Streik­auf­ru­fen vom 5. No­vem­ber 2014 (An­la­ge ASt 15) ge­nann­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen.

3. Hilfs­wei­se zu 1.: Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird es un­ter­sagt, ih­re Mit­glie­der und sons­ti­ge Ar­beit­neh­mer der Be­ru­fungskläge­rin zu 5. zu Streiks für den Zeit­raum bis zum 10. No­vem­ber 2014, 4.00 Uhr auf­zu­ru­fen und/oder Streiks in den Be­trie­ben der Be­ru­fungskläge­rin zu 5. durch­zuführen, um ih­re un­ter vor­ste­hen­der Zif­fer 1. auf­geführ­ten Streik­for­de­run­gen durch­zu­set­zen, so­fern die Streik­maßnah­men

a) (aa) die Dau­er von zwei St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): die Dau­er von vier St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): die Dau­er von sechs St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

(dd) wei­ter hilfs­wei­se zu (cc): die Dau­er von acht St­un­den an ei­nem Tag über­schrei­ten;

und/oder

b) (aa) an mehr als ei­nem Tag pro Wo­che statt­fin­den;

(bb) wei­ter hilfs­wei­se zu (aa): an mehr als zwei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den;

(cc) wei­ter hilfs­wei­se zu (bb): an mehr als drei Ta­gen pro Wo­che statt­fin­den; und/oder

c) in­ner­halb ei­ner Wo­che 50 St­un­den über­schrei­ten.

4. Der Be­ru­fungs­be­klag­ten wird für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die vor­ste­hen­den Un­ter­las­sungs­pflich­ten ein Ord­nungs­geld bis zur Höhe von 250.000,00 EUR (in Wor­ten: Zwei­hun­dertfünf­zig­tau­send und 0/100 Eu­ro), er­satz­wei­se Ord­nungs­haft bis zu sechs Mo­na­ten, zu voll­zie­hen an ih­rem Bun­des­vor­sit­zen­den, an­ge­droht.

Die Verfügungs­be­klag­te stellt den An­trag,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil und meint, ein Ver­s­toß ge­gen die Frie­dens­pflicht läge nicht vor. Nach übe­rein­stim­men­der Mei­nung der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en tref­fe der Bu­Ra-LfTV all­ge­mei­ne Re­ge­lun­gen, die für den ge­sam­ten Markt gel­ten sol­len und die durch so­ge­nann­te Haus­ta­rif­verträge zu ergänzen sei­en. Für den Be­reich des Agv Mo­Ve sei dies der LfTV. Des­halb gel­ten ei­ni­ge Re­ge­lun­gen aus dem Bu­Ra-LfTV selbst, während an­de­re im LfTV ab­wei­chen oder zusätz­lich ge­re­gelt sei­en. Die Re­ge­lung des § 3 Abs. 5 Bu­Ra-LfTV sei gleich­be­deu­tend in § 51 Abs. 3 Ziff. 8 LfTV ent­hal­ten, letz­te­re Re­ge­lung sei wirk­sam gekündigt wor­den. Der Bu­Ra-LfTV se­he letzt­lich nur ei­nen Rah­men vor, der durch je­wei­li­ge an­de­re Ta­rif­verträge zu­guns­ten der Ar­beit­neh­mer aus­gefüllt wer­den könne. Der Ar­beits­kampf stel­le sich auch nicht als un­verhält­nismäßig dar. Auch im Bahn­ver­kehr ge­be es pri­va­te Wett­be­wer­ber, die den Ver­kehr auf­recht­er­hiel­ten. Es le­ge im We­sen ei­nes Ar­beits­kamp­fes, dass es mit­un­ter zu er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen käme.

Hin­sicht­lich der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Par­tei­vor­brin­gens ers­ter und zwei­ter In­stanz der Verfügungskläge­rin­nen und der Verfügungs­be­klag­ten wird ergänzend ver­wie­sen auf sämt­li­che ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen so­wie auf die Sit­zungs­nie­der­schrif­ten.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung ist zulässig, aber un­be­gründet.

A. Die Be­ru­fung ist zulässig. Sie ist un­pro­ble­ma­tisch statt­haft ( §§ 8 Abs. 2 , 64 Abs. 2 Buchst. b ArbGG ). Sie ist form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den ( §§ 519 , 520 ZPO , 66 Abs. 1 Satz 1 ArbGG ).

B. Die Be­ru­fung hat kei­nen Er­folg. Das Ar­beits­ge­richt hat es mit Recht ab­ge­lehnt, den Streik der Verfügungs­be­klag­ten zu un­ter­sa­gen oder ein­zu­schränken. Die mit der Be­ru­fung vor­ge­brach­ten Ge­sichts­punk­te recht­fer­ti­gen kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung.

I. Die Anträge sind zunächst zulässig. Ins­be­son­de­re genügen sie dem Be­stimmt­heits­ge­bot aus § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.

II. Die Anträge sind aber un­be­gründet. Es fehlt be­reits an ei­nem Verfügungs­an­spruch der Verfügungskläge­rin­nen.

1. Der Haupt­an­trag der Verfügungskläge­rin­nen ist un­be­gründet.

a) An den Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung, die auf die Un­ter­sa­gung ei­nes Streiks ge­rich­tet ist, sind be­stimm­te An­for­de­run­gen zu stel­len.

aa) Ein An­trag auf Un­ter­las­sung ei­ner Streik­maßnah­me er­for­dert im einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren ei­nen Verfügungs­an­spruch und ei­nen Verfügungs­grund. Der Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung kommt, wie sich mit­tel­bar aus § 62 Abs. 2 ArbGG er­gibt, auch im Be­reich des Ar­beits­kampfs in Be­tracht (allg. An­sicht, vgl. Hess. LAG 9. Au­gust 2011 – 9 Sa­Ga 1147/11 – Rn. 29, Ju­ris; LAG Ber­lin-Bran­den­burg 14. Au­gust 2012 – 22 Sa­Ga 1131/12 – zu 2.2.1 der Gründe, Beck­RS 2012, 72275; LAG Ba­den-Würt­tem­berg 31. März 2009 - 2 Sa­Ga 1/09 – Rn. 49, NZA 2009, 631 [LAG Ba­den-Würt­tem­berg 31.03.2009 - 2 Sa­Ga 1/09] ).

Für den her­an­zu­zie­hen­den Prüfungs­maßstab ist zu be­ach­ten, dass ei­ne Un­ter­las­sungs­verfügung, die auf den Ab­bruch ei­nes lau­fen­den oder un­mit­tel­bar be­vor­ste­hen­den Streiks ge­rich­tet ist, ei­ner Be­frie­di­gungs­verfügung gleich­kommt. Sie nimmt die Haupt­sa­che re­gelmäßig vor­weg. Des­halb ist an den Er­lass ei­ner sol­chen einst­wei­li­gen Verfügung ein stren­ger Maßstab an­zu­le­gen. Die einst­wei­li­ge Verfügung ist um­so eher zu er­las­sen, je of­fen­sicht­li­cher die Rechts­wid­rig­keit der Maßnah­me ist (vgl. Prütting in Schwab/Weth ArbGG 3. Aufl. § 62 Rn. 171).

Mit Blick auf die be­son­de­re Be­deu­tung des Streik­rechts ( Art. 9 Abs. 3 GG ) so­wie die mit ei­nem Ar­beits­kampf­ge­sche­hen oft­mals schwie­ri­gen und kom­ple­xen Fra­ge­stel­lun­gen wird nach zum Teil ver­tre­te­ner Auf­fas­sung ver­langt, die Streik­maßnah­me müsse of­fen­sicht­lich rechts­wid­rig sein (vgl. Hess. LAG 2. Mai 2003 – 9 Sa­Ga 637/03 – Rn. 31, Ju­ris; LAG Sach­sen 2. No­vem­ber 2007 – 7 Sa­Ga 19/07 – Rn. 93, NZA 2008, 59 [LAG Sach­sen 02.11.2007 - 7 Sa­Ga 19/07] ; wohl auch ErfK/Die­te­rich/Lin­sen­mai­er 14. Aufl. Art. 9 GG Rn. 228), während die Ge­gen­mei­nung es aus­rei­chen lässt, dass die Streik­maßnah­me (le­dig­lich) rechts­wid­rig sei (vgl. GMP/Ger­mel­mann ArbGG 8. Aufl. § 62 Rn. 113; GK-ArbGG/Vos­sen Stand: April 2012 § 62 Rn. 81; Ko­rinth Einst­wei­li­ger Rechts­schutz im Ar­beits­ge­richts­ver­fah­ren 2. Aufl. S. 361). Es kann hier of­fen blei­ben, wel­cher Maßstab zu­grun­de zu le­gen ist. Denn auch bei dem An­le­gen des stren­ge­ren Prüfungs­maßstabs für den Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung ist je­den­falls zu berück­sich­ti­gen, dass schwie­ri­ge, höchst­rich­ter­lich nicht ent­schie­de­ne Rechts­fra­gen ggf. in ei­nem Haupt­sa­che­ver­fah­ren geklärt wer­den müssen (vgl. LAG Köln 14. Ju­ni 1996 – 4 Sa 177/96 – AP Nr. 149 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf; ErfK/Die­te­rich/Lin­sen­mai­er 14. Aufl. Art. 9 GG Rn. 228; Bertz­bach in Däubler Ar­beits­kampf­recht 3. Aufl. § 24 Rn. 21; Ot­to Ar­beits­kampf und Sch­lich­tungs­recht S. 420; GK-ArbGG/Vos­sen Stand: April 2012 § 62 Rn. 81a).

bb) Ei­ne Streik­maßnah­me kann im einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren nur dann un­ter­sagt wer­den, wenn sie rechts­wid­rig ist und dies glaub­haft ge­macht ist ( Hess. LAG 9. Au­gust 2011 – 9 Sa­Ga 1147/11 – Rn. 29, Ju­ris; Hess. LAG Ur­teil vom 17. Sept. 2008 – 9 Sa­Ga 1442/08 – BB 2008, 2296; Hess. LAG Ur­teil vom 22. Ju­li 2004 – 9 Sa­Ga 593/04 – AP Nr. 168 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf). Die be­an­trag­te Un­ter­sa­gungs­verfügung muss zum Schutz des Rech­tes am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb ( § 823 Abs. 1 BGB ) und zur Ab­wen­dung dro­hen­der we­sent­li­cher Nach­tei­le ge­bo­ten und er­for­der­lich sein. Be­steht ein Verfügungs­an­spruch, hat zur Prüfung, ob ei­ne auf Un­ter­las­sung ei­nes Ar­beits­kamp­fes ge­rich­te­te einst­wei­li­ge Verfügung im Sin­ne des § 940 ZPO zur Ab­wen­dung we­sent­li­cher Nach­tei­le nötig er­scheint, ei­ne In­ter­es­sen­abwägung statt­zu­fin­den, in die sämt­li­che in Be­tracht kom­men­den ma­te­ri­ell-recht­li­chen und voll­stre­ckungs­recht­li­chen Erwägun­gen so­wie die wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen für bei­de Par­tei­en ein­zu­be­zie­hen sind (vgl. Hess. LAG 9. Au­gust 2011 – 9 Sa­Ga 1147/11 – Rn. 29, Ju­ris; LAG Ba­den-Würt­tem­berg 31. März 2009 – 2 Sa­Ga 1/09 – Rn. 49, NZA 2009, 631 [LAG Ba­den-Würt­tem­berg 31.03.2009 - 2 Sa­Ga 1/09] ; LAG Köln 14. Ju­ni 1996 – 4 Sa 177/96 – AP Nr. 149 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf). Da­bei spielt auch ei­ne Rol­le, wel­chen Um­fang die ge­stell­ten Anträge ha­ben. Anträge, die den Ar­beits­kampf ins­ge­samt un­ter­sa­gen wol­len, grei­fen stark in den Kern­be­reich aus Art. 9 Abs. 3 GG der Ge­werk­schaft ein. We­ni­ger stark wird ein­ge­grif­fen, wenn le­dig­lich die Rechts­wid­rig­keit ein­zel­ner Kampf­hand­lun­gen im Rah­men der einst­wei­li­gen Verfügung gel­tend ge­macht wird ( LAG Ba­den-Würt­tem­berg 31. März 2009 - 2 Sa­Ga 1/09 – Rn. 49, NZA 2009, 631 [LAG Ba­den-Würt­tem­berg 31.03.2009 - 2 Sa­Ga 1/09] ). Die An­for­de­run­gen an Verfügungs­an­spruch und Verfügungs­grund sind ins­ge­samt mit be­son­de­rer Um­sicht zu hand­ha­ben, um ei­ne Gefähr­dung der Ko­ali­ti­ons­betäti­gungs­ga­ran­tie aus Art. 9 Abs. 3 GG so­weit als möglich aus­zu­sch­ließen (vgl. ErfK/Die­te­rich/Lin­sen­mai­er 14. Aufl. Art. 9 GG Rn. 228; Schaub/Tre­ber 15. Aufl. § 195 Rn. 58).

cc) Der An­spruch auf Un­ter­las­sung ei­ner Streik­maßnah­me folgt grundsätz­lich aus den §§ 1004, 823 BGB i.V.m. Art. 14 GG . Das Recht des Be­triebs­in­ha­bers am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb ist nach § 1004 Abs. 1 , § 823 Abs. 1 BGB de­lik­tisch geschützt (vgl. BAG 22. Sep­tem­ber 2009 – 1 AZR 972/08 – Rn. 21, NJW 2010, 631 [BAG 22.09.2009 - 1 AZR 972/08] ). Es ist auf die un­gestörte Betäti­gung und Ent­fal­tung des von dem Be­triebs­in­ha­ber geführ­ten Be­triebs ge­rich­tet und um­fasst al­les, was in sei­ner Ge­samt­heit den wirt­schaft­li­chen Wert des Be­triebs als be­ste­hen­der Ein­heit aus­macht. Es han­delt sich bei dem Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­trieb um ei­nen „of­fe­nen Tat­be­stand“, des­sen In­halt und Gren­zen sich erst aus ei­ner In­ter­es­sen- und Güter­abwägung mit der im Ein­zel­fall kon­kret kol­li­die­ren­den In­ter­es­sens­sphäre er­ge­ben (vgl. BAG 22. Sep­tem­ber 2009 – 1 AZR 972/08 – Rn. 23, NJW 2010, 631 [BAG 22.09.2009 - 1 AZR 972/08] ). Bei ei­nem Streik ist in der Re­gel auch die Ko­ali­ti­ons­betäti­gungs­frei­heit des Streik­geg­ners tan­giert, der sich sei­ner­seits auf Art. 9 Abs. 3 GG be­ru­fen kann (vgl. BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 15, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ).

Nicht rechts­wid­rig sind Ein­grif­fe in den Ge­wer­be­be­trieb, wenn sie als Ar­beits­kampf­maßnah­men zulässig sind (vgl. BAG 22. Sep­tem­ber 2009 – 1 AZR 972/08 – Rn. 23, NJW 2010, 631 [BAG 22.09.2009 - 1 AZR 972/08] ). Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts und des Bun­des­ar­beits­ge­richts schützt das Dop­pel­grund­recht des Art. 9 Abs. 3 GG zum ei­nen den Ein­zel­nen in sei­ner Frei­heit, ei­ne Ver­ei­ni­gung zur Wah­rung der Ar­beits- und Wirt­schafts­be­din­gun­gen zu gründen, ihr bei­zu­tre­ten oder sie zu ver­las­sen. Geschützt ist zum an­de­ren auch die Ko­ali­ti­on selbst in ih­rem Be­stand, ih­rer or­ga­ni­sa­to­ri­schen Aus­ge­stal­tung und ih­ren Betäti­gun­gen, so­fern die­se der Förde­rung der Ar­beits- und Wirt­schafts­be­din­gun­gen die­nen ( BVerfG 6. Fe­bru­ar 2007 - 1 BvR 978/05 - zu II 2 a der Gründe, NZA 2007, 394 [BVerfG 06.02.2007 - 1 BvR 978/05] ; BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 - Rn. 11 NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ). Der Schutz er­streckt sich auf al­le ko­ali­ti­ons­spe­zi­fi­schen Ver­hal­tens­wei­sen und um­fasst ins­be­son­de­re die Ta­rif­au­to­no­mie. Die Wahl der Mit­tel, mit de­nen die Ko­ali­tio­nen die Re­ge­lung der Ar­beits­be­din­gun­gen durch Ta­rif­verträge zu er­rei­chen ver­su­chen und die sie hier­zu für ge­eig­net hal­ten, gibt Art. 9 Abs. 3 GG nicht vor, son­dern überlässt sie grundsätz­lich den Ko­ali­tio­nen selbst. Ar­beits­kampf­maßnah­men, die auf den Ab­schluss von Ta­rif­verträgen ge­rich­tet sind, wer­den je­den­falls in­so­weit von der Ko­ali­ti­ons­frei­heit er­fasst, als sie er­for­der­lich sind, um ei­ne funk­tio­nie­ren­de Ta­rif­au­to­no­mie si­cher­zu­stel­len ( BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 11, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ). Der Schutz­be­reich des Art. 9 Abs. 3 GG ist nicht et­wa von vorn­her­ein auf den Be­reich des Un­erläss­li­chen be­schränkt (vgl. BAG 22. Sep­tem­ber 2009 – 1 AZR 972/08 – Rn. 33, NJW 2010, 631 [BAG 22.09.2009 - 1 AZR 972/08] ). Art. 9 Abs. 3 GG gewähr­leis­tet grundsätz­lich auch das von ei­ner Ge­werk­schaft ge­tra­ge­ne Kampf­mit­tel des Streiks.

Das Recht aus Art. 9 Abs. 3 GG ist eben­falls nicht un­ein­ge­schränkt gewährt. Es kann ins­be­son­de­re durch an­de­re ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te Rechtsgüter ein­ge­schränkt wer­den. Im je­den Fall be­darf es ei­nes verhält­nismäßigen Aus­gleichs (sog. prak­ti­sche Kon­kor­danz) bei­der geschütz­ten In­ter­es­sen (vgl. BVerfG 26. Ju­ni 1991 - 1 BvR 779/85 - zu C I 1 a der Gründe, BVerfGE 84, 212 [BVerfG 26.06.1991 - 1 BvR 779/85] ). Zen­tra­ler Maßstab für die Be­ur­tei­lung der Rechtsmäßig­keit ei­nes Streiks ist mit­hin der Grund­satz der Verhält­nismäßig­keit ( BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 22, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ). Ei­ne wei­te­re Gren­ze ei­nes rechtmäßigen Streiks ist fer­ner die Wah­rung der Frie­dens­pflicht.

b) Nach die­sen Grundsätzen ist der Streik nicht als rechts­wid­rig an­zu­se­hen.

aa) Ein Ver­s­toß ge­gen die Frie­dens­pflicht liegt ent­ge­gen der An­sicht der Verfügungskläge­rin­nen nicht vor.

(1) Ein Ta­rif­ver­trag ist in sei­nem schuld­recht­li­chen Teil zu­gleich ein Ver­trag zu­guns­ten Drit­ter und schützt die Mit­glie­der der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en da­vor, hin­sicht­lich der ta­rif­lich ge­re­gel­ten Ma­te­rie mit Ar­beits­kampf­maßnah­men über­zo­gen zu wer­den. Die Frie­dens­pflicht muss nicht ge­son­dert ver­ein­bart wer­den. Sie ist viel­mehr dem Ta­rif­ver­trag als ei­ner Frie­dens­ord­nung im­ma­nent ( BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 18, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ). Der Be­schränkung des Streik­rechts durch die Frie­dens­pflicht steht die Eu­ropäische So­zi­al­char­ta (ESC BGBl. 1964 II S. 1262) nicht ent­ge­gen ( BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 18, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ). So­fern von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en nicht aus­drück­lich et­was an­de­res ver­ein­bart ist, wirkt die Frie­dens­pflicht al­ler­dings nicht ab­so­lut, son­dern re­la­tiv. Sie be­zieht sich nur auf die ta­rif­ver­trag­lich ge­re­gel­ten Ge­genstände ( BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 18, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ). Sie ver­bie­tet es den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en le­dig­lich, ei­nen be­ste­hen­den Ta­rif­ver­trag in­halt­lich da­durch in Fra­ge zu stel­len, dass sie Ände­run­gen oder Ver­bes­se­run­gen der ver­trag­lich ge­re­gel­ten Ge­genstände mit Mit­teln des Ar­beits­kampf­rechts durch­zu­set­zen ver­su­chen ( BAG Ur­teil vom 27. Ju­ni 1989 - 1 AZR 404/88 – zu II 2 a der Gründe, EzA Nr. 94 zu Art 9 GG Ar­beits­kampf; Hess. LAG 9. Au­gust 2011 – 9 Sa­Ga 1147/11 – Rn. 30, Ju­ris; LAG Ber­lin-Bran­den­burg 14. Au­gust 2012 – 22 Sa­Ga 1131/12 – zu 2.2.2.2 der Gründe, Beck­RS 2012, 72275).

Die sach­li­che Reich­wei­te der Frie­dens­pflicht ist durch Aus­le­gung der ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen zu er­mit­teln (vgl. BAG 10. De­zem­ber 2002 – 1 AZR 96/02 – zu B I 2 a der Gründe, AP Nr. 162 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf). Ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ei­ne be­stimm­te Sach­ma­te­rie er­kenn­bar um­fas­send ge­re­gelt, ist da­von aus­zu­ge­hen, dass sie die­sen Be­reich der Frie­dens­pflicht un­ter­wer­fen und für die Lauf­zeit des Ta­rif­ver­trags die kampf­wei­se Durch­set­zung wei­te­rer Re­ge­lun­gen un­ter­bin­den wol­len, die in ei­nem sach­li­chen in­ne­ren Zu­sam­men­hang mit dem be­frie­de­ten Be­reich ste­hen (vgl. BAG 10. De­zem­ber 2002 – 1 AZR 96/02 – zu B I 2 a der Gründe, AP Nr. 162 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf). Ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en hin­ge­gen le­dig­lich ei­ne Rah­men­re­ge­lung ge­trof­fen, die nach ih­rem Wil­len kei­ne ab­sch­ließen­de Aus­ge­stal­tung der Ma­te­rie sein soll, so blei­ben Ar­beits­kampf­maßnah­men, die über die ge­re­gel­ten Ge­genstände hin­aus ge­hen, zulässig (vgl. BAG 25. Ja­nu­ar 2006 – 4 AZR 552/04 – AP Nr. 6 zu § 1 TVG Durchführungs­pflicht; Rein­fel­der in Däubler Ar­beits­kampf­recht 3. Aufl. § 15 Rn. 16; Löwisch/Rieb­le TVG 3. Aufl. § 1 Rn. 1052; Reim/Ah­rendt in Däubler TVG 3. Aufl. § 1 Rn. 1112).

(2) Die Verfügungskläge­rin­nen ver­tre­ten den Stand­punkt, die be­klag­te Ge­werk­schaft ha­be mit ih­rem Streik­auf­ruf auf ei­ne Ände­rung der Re­ge­lun­gen in den un­strei­tig nicht gekündig­ten §§ 3, 4 Bu­Ra-LfTV ab­ge­zielt. Die §§ 3, 4 Bu­Ra-LfTV ent­hal­ten Reg­lun­gen be­tref­fend die Ar­beits­zeit und den Er­ho­lungs- so­wie Zu­satz­ur­laub. Der be­klag­ten Ge­werk­schaft ging es un­strei­tig auch dar­um, Ver­bes­se­run­gen hin­sicht­lich der Ru­he­zei­ten zu er­rei­chen.

Bei dem Bu­Ra-LfTV han­delt es sich dem Cha­rak­ter nach aber um ei­ne Rah­men­re­ge­lung, die durch spe­zi­el­le­re Ta­rif­verträge mit den ein­zel­nen Un­ter­neh­men des Bahn-Kon­zerns aus­gefüllt und ergänzt wer­den soll­te. Dies er­gibt die Aus­le­gung. Gemäß der Präam­bel des Bu­Ra-LfTV woll­ten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en mit die­sem Ta­rif­werk ei­nen Min­dest­stan­dard im deut­schen Ei­sen­bahn­ver­kehrs­markt si­cher­stel­len. Der Ter­mi­nus „Min­dest­stan­dard“ weist dar­auf hin, dass für die Ar­beit­neh­mer güns­ti­ge­re Re­ge­lun­gen durch­aus in Kauf ge­nom­men und to­le­riert wer­den soll­ten. In § 14 Abs. 2 Satz 1 Bu­Ra-LfTV wird das Ta­rif­werk selbst als „Rah­men­ta­rif­ver­trag“ be­zeich­net. Dies legt es na­he, dass der Rah­men durch wei­te­re Ta­rif­verträge auch aus­gefüllt wer­den kann. Bestätigt wird dies durch § 14 Abs. 2 Satz 3 Bu­Ra-LfTV, wo­nach hin­sicht­lich des Ent­gelts die Be­stim­mun­gen des Rah­men­ta­rif­ver­trags kon­kre­ti­siert, ergänzt oder die Ent­gelt­be­stand­tei­le an­ders ver­teilt wer­den können.

Die­ses Verständ­nis wird durch die ge­leb­te Un­ter­neh­mens­pra­xis bestätigt. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben nämlich in Ergänzung des Bu­Ra-LfTV den LfTV ab­ge­schlos­sen, der weit­aus um­fang­rei­cher ist, in den aber die we­sent­li­chen Grundsätze des Bu­Ra-LfTV wört­lich oder sinn­gemäß über­nom­men wor­den sind.

Ge­ra­de wenn die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en es selbst als sach­ge­recht an­se­hen, be­stimm­te Reg­lun­gen in ver­schie­de­nen Ta­rif­verträgen zu re­geln, er­scheint es fern lie­gend, bei der Fra­ge der Frie­dens­pflicht ei­ne sol­che Nähe der Re­ge­lungs­ma­te­ri­en an­zu­neh­men, dass ein not­wen­di­ger in­halt­li­cher Sach­zu­sam­men­hang bestünde (so auch Rein­fel­der in Däubler Ar­beits­kampf­recht 3. Aufl. § 15 Rn. 20). Hätten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ei­nen sol­chen sach­li­chen Zu­sam­men­hang an­ge­nom­men, hätte es na­he ge­le­gen, dass sie die Re­ge­lun­gen in nur ei­nem Ta­rif­ver­trag zu­sam­men­ge­fasst hätten.

Die Verfügungskläge­rin­nen muss­ten auch da­von aus­ge­hen, dass es der be­klag­ten Ge­werk­schaft nicht dar­um ging, die Re­ge­lun­gen des Bu­Ra-LfTV ab­zuändern. Nach­dem der LfTV zum 30. Ju­ni 2014 gekündigt war und in § 52 und § 52a LfTV be­stimm­te Reg­lun­gen hin­sicht­lich der Ru­he­zei­ten vor­ge­se­hen wa­ren, muss­te aus ei­ner ob­jek­ti­ven Sicht ei­nes verständi­gen Erklärungs­empfängers deut­lich sein, dass es bei dem Ar­beits­kampf um die Neu­re­ge­lung der in dem LfTV ent­hal­te­nen Re­ge­lungs­ge­genstände ge­hen soll­te. Die Verfügungskläge­rin­nen wei­sen in die­sem Zu­sam­men­hang zwar zu­tref­fend dar­auf hin, dass maßgeb­lich für den In­halt der mit dem Streik ver­folg­ten Zie­le die dem Geg­ner in Form des kon­kre­ten ge­werk­schaft­li­chen Streik­auf­rufs über­mit­tel­ten Ta­rif­for­de­run­gen sind (vgl. BAG 24. April 2007 – 1 AZR 252/06 – Rn. 109, NZA 2007, 987 [BAG 24.04.2007 - 1 AZR 252/06] ). Die­se Recht­spre­chung des Ers­ten Se­nats ist aber in dem da­ma­li­gen Zu­sam­men­hang zu se­hen. Es soll­te da­mit ver­deut­licht wer­den, dass sons­ti­ge Ver­laut­ba­run­gen nicht ver­tre­tungs­be­rech­tig­ter Mit­glie­der der Ge­werk­schaft nicht maßgeb­lich her­an­zu­zie­hen sind. Das be­deu­tet im Um­kehr­schluss aber nicht, dass die Ar­beit­ge­ber­sei­te bei der Be­stim­mung des an­ge­streb­ten Ta­rif­ziels nicht wei­te­re Äußerun­gen der kampfführen­den Ge­werk­schaft selbst berück­sich­ti­gen muss. Bei der Aus­le­gung des Streik­ziels „Ver­bes­se­rung der Ru­he­pau­sen“ ist so­mit auch das Schrei­ben der Ge­werk­schaft vom 23. Ju­ni 2014 mit her­an­zu­zie­hen. Dar­in wur­de ein­deu­tig auf die Re­ge­lun­gen des LfTV Be­zug ge­nom­men.

(3) Die Frie­dens­pflicht wirkt nur re­la­tiv in Be­zug auf die den Ta­rif­ver­trag ab­sch­ließen­den Par­tei­en. Sie wirkt aber nicht zu­las­ten Drit­ter. Ei­ne kon­kur­rie­ren­de Ge­werk­schaft ist da­her je­den­falls nicht un­ter dem As­pekt der Frie­dens­pflicht ge­hin­dert, ih­re ab­wei­chen­den Zie­le auch zu er­strei­ken (vgl. ErfK/Die­te­rich/lLin­sen­mai­er 14. Aufl. Art. 9 GG Rn. 124 m.w.N.). Der Um­stand, dass die Verfügungskläge­rin­nen mit der EVG ab­wei­chen­de Ta­rif­verträge für das Zug­per­so­nal ver­ein­bart ha­ben, steht dem Streik da­her grundsätz­lich nicht ent­ge­gen.

bb) Der Streik­auf­ruf be­inhal­tet nicht ei­ne rechts­wid­ri­ge Ta­rif­for­de­rung.

(1) Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts können Ar­beitskämp­fe nur zur Durch­set­zung ta­rif­lich re­gel­ba­rer Zie­le geführt wer­den. Dies folgt aus der Hilfs­funk­ti­on des Ar­beits­kampfs zur Si­che­rung der Ta­rif­au­to­no­mie (vgl. BAG 24. April 2007 – 1 AZR 252/06 – Rn. 109, NZA 2007, 987 [BAG 24.04.2007 - 1 AZR 252/06] ; BVerfG 26. Ju­ni 1991 - 1 BvR 779/85 - zu C I 1 a der Gründe, BVerfGE 84, 212 [BVerfG 26.06.1991 - 1 BvR 779/85] ). Ei­ne Über­maßkon­trol­le von Streik­zie­len ist we­gen der Ko­ali­ti­ons­betäti­gungs­frei­heit der Ge­werk­schaf­ten aus Art. 9 Abs. 3 GG nicht ver­an­lasst (vgl. BAG 24. April 2007 – 1 AZR 252/06 – Rn. 100, NZA 2007, 987 [BAG 24.04.2007 - 1 AZR 252/06) ).

Die For­de­rung nach ei­ner Er­wei­te­rung der Ent­gelt­stu­fen für Be­rufs­er­fah­rung ab 30 und 35 Jah­ren ist als Ent­gelt­for­de­rung un­zwei­fel­haft ta­rif­lich re­gel­bar.

(2) Die Streik­for­de­rung der be­klag­ten Ge­werk­schaft nach Einführung wei­te­rer Er­fah­rungs­stu­fen ist je­den­falls nicht of­fen­sicht­lich rechts­wid­rig. Bei der Fra­ge, ob ei­ne in­so­weit be­ste­hen­de mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters ge­recht­fer­tigt sein kann, han­delt es sich um ei­ne schwie­ri­ge und höchst­rich­ter­lich nicht geklärte Rechts­fra­ge.

(a) Die Ko­ali­tio­nen sind an die Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bo­te aus der Richt­li­nie 2000/78/EG so­wie – auf der na­tio­na­len Ebe­ne – aus dem AGG ge­bun­den. Nach der Recht­spre­chung des EuGH ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en in­so­weit auch kei­nen wei­te­ren Er­mes­sen­spiel­raum, sie sind viel­mehr eben­so wie der Ge­setz­ge­ber an die Dis­kri­mi­nie­rungs­vor­schrif­ten ge­bun­den (vgl. EuGH 13. Sep­tem­ber 2011 – C-447/09 – [Prig­ge) Rn. 48, NZA 2011, 1039 [EuGH 13.09.2011 - C 447/09) ). Bei Ent­gelt­stu­fen, die an Er­fah­rungs­stu­fen an­knüpfen, han­delt es sich um ei­ne mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters. Ei­ne mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung liegt gemäß § 3 Abs. 2 AGG vor, wenn dem An­schein nach neu­tra­le Vor­schrif­ten, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren we­gen ei­nes in § 1 ge­nann­ten Grun­des ge­genüber an­de­ren Per­so­nen in be­son­de­rer Wei­se be­nach­tei­li­gen können, es sei denn, die be­tref­fen­den Vor­schrif­ten, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren sind durch rechtmäßige Zie­le sach­lich ge­recht­fer­tigt und die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich. Das An­knüpfen an das schein­bar neu­tra­le Kri­te­ri­um der Be­rufs­er­fah­rung be­nach­tei­ligt jünge­re Ar­beit­neh­mer, weil älte­re Ar­beit­neh­mer ty­pi­scher­wei­se ei­ne länge­re Be­rufs­er­fah­rung auf­wei­sen.

(b) Maßgeb­lich kommt es mit­hin dar­auf an, ob die Un­gleich­be­hand­lung durch ei­nen sach­li­chen Grund ge­recht­fer­tigt ist und die Mit­tel zur Er­rei­chung des Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind. Der EuGH hat die An­knüpfung an die Be­rufs­er­fah­rung als le­gi­ti­mes Ziel der Ent­gelt­po­li­tik grundsätz­lich an­er­kannt. Das Dienst­al­ter ge­he re­gelmäßig mit der Be­rufs­er­fah­rung ein­her, und die­se befähi­ge den Ar­beit­neh­mer im All­ge­mei­nen, sei­ne Ar­beit bes­ser zu ver­rich­ten (vgl. EuGH 3. Ok­to­ber 2006 – C-17/05 – [Cad­man) Rn. 33 ff., NZA 2006, 1205 [EuGH 03.10.2006 - C 17/05) ). Die­se Grundsätze hat der EuGH mehr­fach bestätigt, zu­letzt in der Rechts­sa­che Specht ua. (vgl. EuGH 19. Ju­ni 2014 – C-501/12 u.a. – NZA 2014, 831 [EuGH 19.06.2014 - Rs. C-501/12; Rs. C-502/12; Rs. C-503/12; Rs. C-504/12-Rs. C-506/12; Rs. C-540/12-Rs. C-541/12) ).

Die Verfügungskläge­rin­nen ha­ben al­ler­dings zu­tref­fend auch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung in­fra­ge kom­men kann, wenn ernst­li­che Zwei­fel be­ste­hen, dass im kon­kre­ten Fall der Rück­griff auf das Kri­te­ri­um Dienst­al­ter zur Er­rei­chung des Ziels un­ge­eig­net sein kann. Dies kann der Fall sein, falls aus­nahms­wei­se nicht mit zu­neh­men­den Dienst­al­ter der Ar­beit­neh­mer befähigt wird, sei­ne Ar­beit bes­ser zu ver­rich­ten (vgl. EuGH 3. Ok­to­ber 2006 – C-17/05 – [Cad­man) Rn. 38, NZA 2006, 1205 [EuGH 03.10.2006 - C 17/05) ).

Ob hier, wie die Verfügungskläge­rin­nen be­haup­ten, ein sol­cher Aus­nah­me­fall an­zu­neh­men sei, weil der Be­ruf des Lo­ko­mo­tivführers durch Rou­ti­ne ge­prägt sei und die Lo­ko­mo­tivführer je­den­falls nach 25 Be­rufs­jah­ren durch ih­re Tätig­keit an­geb­lich kei­ne wei­te­re Befähi­gung zur bes­se­ren Ausübung des Be­rufs er­wer­ben, ver­mag die Kam­mer im Rah­men des einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­rens nicht ab­sch­ließend zu ent­schei­den. Die Fra­ge der Recht­fer­ti­gung ei­ner mit­tel­ba­ren Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters ist ei­ne kom­ple­xe recht­li­che Fra­ge­stel­lung, die so­wohl na­tio­na­le als auch uni­ons­recht­li­che Bezüge auf­weist. Fra­gen der Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters wa­ren in letz­ter Zeit wie­der­holt Ge­gen­stand von Vor­ab­ent­schei­dungs­ver­fah­ren vor dem EuGH. Zu­letzt wa­ren die Be­sol­dungs­be­din­gun­gen der Be­am­ten, die an das Le­bens­al­ter an­knüpften, an­hand des Uni­ons­rechts zu über­prüfen (vgl. EuGH 19. Ju­ni 2014 – C-501/12 u.a. – [Specht ua.), NZA 2014, 831 [EuGH 19.06.2014 - Rs. C-501/12; Rs. C-502/12; Rs. C-503/12; Rs. C-504/12-Rs. C-506/12; Rs. C-540/12-Rs. C-541/12) ). Al­lein dies ver­deut­licht, dass Fra­gen der un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung we­gen des Al­ters in Ent­gelt­sys­te­men schwie­rig zu be­ant­wor­ten sind. Ei­ne höchst­rich­ter­li­che Klärung der hier streit­ge­genständ­li­chen Fra­ge, ob ei­ne wei­te­re Dif­fe­ren­zie­rung jen­seits der Gren­ze von 25 Be­rufs­jah­ren für Lo­ko­mo­tivführer ge­recht­fer­tigt sein kann, gibt es nicht.

Zwar ist es im Aus­gangs­punkt zu­tref­fend, dass im einst­wei­li­gen Rechts­schutz Rechts­fra­gen grundsätz­lich voll zu prüfen und zu be­ant­wor­ten sind. Bei ei­ner Recht­fer­ti­gung ei­nes Be­nach­tei­li­gungs­ver­bots spie­len aber na­tur­gemäß auch tatsächli­che Umstände ei­ne große Rol­le. Die Verfügungskläge­rin­nen be­haup­ten, ein Zu­wachs an Qua­li­fi­ka­ti­on sei bei der Be­rufs­grup­pe der Lo­ko­mo­tivführer ab 25 Jah­ren nicht mehr zu er­war­ten. Sie be­haup­ten da­mit ei­nen Er­fah­rungs­satz, der nicht be­legt ist. Ei­nen all­ge­mei­nen, an­er­kann­ten Er­fah­rungs­satz in die­sem Sin­ne gibt es nicht. So­weit sich die Verfügungskläge­rin­nen auf die vor­ge­leg­ten ei­des­statt­li­chen Ver­si­che­run­gen be­ru­fen, spie­geln die­se die Er­fah­rung von Be­triebs­lei­tern bei den Verfügungskläge­rin­nen wi­der. Da­mit wird aber kein wis­sen­schaft­lich fun­dier­tes Er­geb­nis vor­ge­bracht. Dies hat das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend aus­geführt. Dar­an ändert sich nichts da­durch, dass im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt die Stel­lung­nah­me ei­nes Pro­fes­sor D vor­ge­legt wor­den ist. Es han­delt sich hier nicht um ein ech­tes ge­richt­li­ches Sach­verständi­gen­gut­ach­ten. Die Stel­lung­nah­me setzt sich auch nicht kon­kret mit dem Be­ruf des Lo­ko­mo­tivführers aus­ein­an­der.

Den Verfügungskläge­rin­nen ist si­cher­lich zu­zu­ge­ben, dass der Be­ruf des Lo­ko­mo­tivführers durch­aus auch von Rou­ti­ne ge­prägt wird. An­de­rer­seits hat die Verfügungs­be­klag­te in der münd­li­chen Ver­hand­lung un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­gen, dass sämt­li­che Lo­ko­mo­tivführer sich al­le zwei Jah­re ei­nem Test im Rah­men ei­ner Si­mu­la­ti­ons­fahrt un­ter­zie­hen müssen. Es er­scheint im An­satz durch­aus nach­voll­zieh­bar, dass mit ei­ner zu­neh­men­den An­zahl sol­cher Tests ein be­son­ders reich­hal­ti­ges Er­fah­rungs­wis­sen auf­ge­baut wer­den kann.

Die­se Über­le­gun­gen ver­deut­li­chen je­den­falls, dass es bei der Fra­ge ei­nes sach­li­chen Dif­fe­ren­zie­rungs­grunds auf ei­ne um­fas­sen­de Abwägung sämt­li­cher tatsächli­chen Umstände an­kom­men muss. In ei­nem einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren, das ei­ne Vor­lauf­zeit von we­ni­gen Ta­gen oder auch nur St­un­den hat, be­steht stets die Ge­fahr, dass die Tat­sa­chen­grund­la­ge feh­ler-oder lücken­haft vor­ge­tra­gen wird (vgl. Ko­rinth Einst­wei­li­ger Rechts­schutz im Ar­beits­ge­richts­ver­fah­ren 2. Aufl. S. 362). Das Ge­richt kann des­halb im Hin­blick auf die re­le­van­te Tat­sa­chen­be­ur­tei­lung nur ei­ne kur­so­ri­sche Prüfung vor­neh­men. Bei die­ser Aus­gangs­la­ge er­scheint die Streik­for­de­rung der be­klag­ten Ge­werk­schaft je­den­falls nicht of­fen­sicht­lich rechts­wid­rig.

cc) Der Streik wahrt den Verhält­nismäßig­keits­grund­satz.

(1) Das Abwägungs­pos­tu­lat der Verhält­nismäßig­keit er­for­dert stets ei­ne Würdi­gung, ob ein Kampf­mit­tel zur Er­rei­chung ei­nes rechtmäßigen Kampf­ziels ge­eig­net und er­for­der­lich ist und be­zo­gen auf das Kampf­ziel an­ge­mes­sen (pro­por­tio­nal) ein­ge­setzt wird (vgl. BAG 22. Sep­tem­ber 2009 – 1 AZR 972/08 – Rn. 42, NJW 2010, 631 [BAG 22.09.2009 - 1 AZR 972/08] ). Ge­eig­net ist ein Kampf­mit­tel, wenn durch sei­nen Ein­satz die Durch­set­zung des Kampf­ziels gefördert wer­den kann. Da­bei kommt den ei­nen Ar­beits­kampf führen­den Ko­ali­tio­nen ei­ne Einschätzungs­präro­ga­ti­ve zu. Sie ha­ben ei­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum bei der Fra­ge, ob ei­ne Ar­beits­kampf­maßnah­me ge­eig­net ist, Druck auf den so­zia­len Ge­gen­spie­ler aus­zuüben. Die Einschätzungs­präro­ga­ti­ve ist Teil der durch Art. 9 Abs. 3 GG geschütz­ten Frei­heit in der Wahl der Ar­beits­kampf­mit­tel (vgl. BAG 22. Sep­tem­ber 2009 – 1 AZR 972/08 – Rn. 42, NJW 2010, 631 [BAG 22.09.2009 - 1 AZR 972/08] ).

Er­for­der­lich ist ein Kampf­mit­tel, wenn mil­de­re Mit­tel zur Er­rei­chung des an­ge­streb­ten Ziels nach der Be­ur­tei­lung der den Ar­beits­kampf führen­den Ko­ali­ti­on nicht zur Verfügung ste­hen. Auch in­so­weit um­fasst de­ren Betäti­gungs­frei­heit grundsätz­lich die Einschätzung, ob sie zur Er­rei­chung des ver­folg­ten Ziels das gewähl­te Mit­tel für er­for­der­lich oder an­de­re Mit­tel für aus­rei­chend er­ach­tet. Die Gren­ze bil­det auch hier der Rechts­miss­brauch. Ein sol­cher liegt vor, wenn es des er­grif­fe­nen Kampf­mit­tels zur Er­rei­chung des Ziels of­fen­sicht­lich nicht be­darf ( BAG 22. Sep­tem­ber 2009 – 1 AZR 972/08 – Rn. 43, NJW 2010, 631 [BAG 22.09.2009 - 1 AZR 972/08] ). Verhält­nismäßig im en­ge­ren Sinn (pro­por­tio­nal) ist ein Ar­beits­kampf­mit­tel, das sich un­ter hin­rei­chen­der Würdi­gung der grund­recht­lich gewähr­leis­te­ten Betäti­gungs­frei­heit zur Er­rei­chung des an­ge­streb­ten Kampf­ziels un­ter Berück­sich­ti­gung der Rechts­po­si­tio­nen der von der Kampf­maßnah­me un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar Be­trof­fe­nen als an­ge­mes­sen dar­stellt. In­so­weit steht ei­ner Ar­beits­kampf­par­tei kei­ne Einschätzungs­präro­ga­ti­ve zu, geht es doch hier­bei nicht um ei­ne tatsächli­che Einschätzung, son­dern um ei­ne recht­li­che Abwägung. Al­ler­dings ist bei die­ser stets zu be­ach­ten, dass es ge­ra­de We­sen ei­ner Ar­beits­kampf­maßnah­me ist, durch Zufügung wirt­schaft­li­cher Nach­tei­le Druck zur Er­rei­chung ei­nes le­gi­ti­men Ziels aus­zuüben. Un­verhält­nismäßig ist ein Ar­beits­kampf­mit­tel da­her erst, wenn es sich auch un­ter Berück­sich­ti­gung die­ses Zu­sam­men­hangs als un­an­ge­mes­se­ne Be­ein­träch­ti­gung ge­genläufi­ger, eben­falls ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­ter Rechts­po­si­tio­nen dar­stellt (vgl. BAG 22. Sep­tem­ber 2009 – 1 AZR 972/08 – Rn. 44, NJW 2010, 631 [BAG 22.09.2009 - 1 AZR 972/08] ).

(2) Nach die­sen Grundsätzen stellt sich der Streik auch als verhält­nismäßig dar. Ins­be­son­de­re er­scheint er auch nicht als un­an­ge­mes­se­ner Ein­griff in Rechts­po­si­tio­nen Drit­ter.

Die Kam­mer ver­kennt da­bei zunächst nicht, dass durch den ge­plan­ten fünftägi­gen Streik ho­he fi­nan­zi­el­le Schäden bei den Verfügungskläge­rin­nen ein­tre­ten wer­den bzw. teil­wei­se schon ein­ge­tre­ten sind. Die wirt­schaft­li­che Schädi­gung ist aber Teil je­den Ar­beits­kamp­fes und von Ver­fas­sungs we­gen prin­zi­pi­ell hin­zu­neh­men. Die Schädi­gung der Re­pu­ta­ti­on der Bahn so­wie die Möglich­keit, dass auch zukünf­tig wirt­schaft­li­che Schäden be­ste­hen blei­ben, weil Kun­den auf den Bus­ver­kehr um­stei­gen, sind der­zeit eher spe­ku­la­tiv und be­last­bar nicht nach­zu­wei­sen. An­halts­punk­te dafür, dass ei­ne Exis­tenz­gefähr­dung von Un­ter­neh­men des Bahn­kon­zerns an­zu­neh­men sei, lie­gen nicht vor.

Das Be­son­de­re an die­sem Ar­beits­kampf be­steht dar­in, dass die Streik­fol­gen nicht nur die be­streik­ten Un­ter­neh­men, son­dern auch ei­ne Viel­zahl von Drit­ten, nämlich Bahn­kun­den und die Volks­wirt­schaft, die auf den Güter­ver­kehr an­ge­wie­sen ist, tref­fen. Al­ler­dings ent­spricht es mitt­ler­wei­le ge­fes­tig­ter Recht­spre­chung, dass auch ein Streik in ei­nem Un­ter­neh­men der Da­seins­vor­sor­ge nicht von vorn­her­ein un­zulässig sein kann (vgl. zu­letzt Hess. LAG 20. Ok­to­ber 2014 – 9 Ta 573/14 – n.v. für den Flug­ver­kehr; ausführ­lich hier­zu auch Hess. LAG 5. De­zem­ber 2013 – 9 Sa 592/13 – Rn. 140 m.w.N., Ju­ris [Re­vi­si­on ein­ge­legt un­ter 1 AZR 160/14]; LAG Ba­den-Würt­tem­berg 31. März – 2 Sa­Ga 1/09 – Rn. 55, NZA 2009, 631 [LAG Ba­den-Würt­tem­berg 31.03.2009 - 2 Sa­Ga 1/09] für Flug­lot­sen; Hess. LAG 2. Mai 2003 – 9 Sa­Ga 637/03 – Ju­ris, Ju­ris; LAG Sach­sen 2. No­vem­ber 2007 – 7 Sa­Ga 19/07 – Rn. 171 ff., NZA 2008, 59 [LAG Sach­sen 02.11.2007 - 7 Sa­Ga 19/07] für Lo­ko­mo­tivführer). Ein sol­ches „Streik­ver­bot“ wäre mit der in Art. 9 Abs. 3 GG ga­ran­tier­ten Ko­ali­ti­ons­betäti­gungs­frei­heit nicht zu ver­ein­ba­ren. Den zum Teil geäußer­ten Über­le­gun­gen, das Streik­recht in Be­trie­ben der Da­seins­vor­sor­ge un­ter Be­zug­nah­me auf das Ge­mein­wohl als „Streik­gren­ze“ ein­zu­schränken, ist de le­ge la­ta ei­ne Ab­sa­ge zu er­tei­len (vgl. hier­zu so­wie zu Ge­set­zes­vor­schlägen aus jünge­rer Zeit Schaub/Tre­ber 15. Aufl. § 193 Rn. 46; Däubler in Däubler Ar­beits­kampf­recht 3. Aufl. § 14 Rn. 19; Grei­ner NZA 2012, 529, 534). Teil­wei­se wird im Schrift­tum für Be­trie­be der Da­seins­vor­sor­ge ei­ne „verschärf­te“ Verhält­nismäßig­keitsprüfung ge­for­dert (vgl. von St­ein­au-St­einrück/Glanz NZA 2009, 113, 115; Ja­kobs NZA 2008, 325, 331; Sit­tard, ZTR 2008, 178, 180).

Rich­ti­ger Prüfungs­punkt ist auch für Be­trie­be der Da­seins­vor­sor­ge der (all­ge­mei­ne) Verhält­nismäßig­keits­grund­satz, der Raum lässt für sämt­li­che Umstände des Ein­zel­falls. Da­bei spricht es grundsätz­lich ge­gen ei­ne An­ge­mes­sen­heit ei­nes Streiks im en­ge­ren Sin­ne, wenn ei­ne un­be­stimm­te Zahl von Bahn­kun­den und Un­ter­neh­men nach­hal­tig von dem Ar­beits­kampf be­trof­fen wer­den. Bei ei­nem Streik ei­nes bun­des­weit agie­ren­den Un­ter­neh­mens ist es aber fast zwangsläufig so, dass große Aus­wir­kun­gen mit ei­ner Ar­beits­kampf­maßnah­me ein­her­ge­hen. Es stell­te auch ei­nen un­zulässi­gen Ein­griff in die Ko­ali­ti­ons­betäti­gungs­frei­heit der kampfführen­den Ge­werk­schaft dar, woll­te man ei­nen Streik in ei­nem sol­chen Fall stets räum­lich auf be­stimm­te Re­gio­nen be­gren­zen. Wel­ches Kampf­mit­tel gewählt wird, steht grundsätz­lich in ei­ner Einschätzungs­präro­ga­ti­ve der Ge­werk­schaft.

Mögli­cher­wei­se wäre in an­de­ren Fällen, in de­nen Be­trie­be der Da­seins­vor­sor­ge be­trof­fen sind, an­ders zu ent­schei­den. Bei ei­nem Kran­ken­haus droht Ge­fahr für Leib und Le­ben, wenn die Ver­sor­gung in ei­nem ak­zep­ta­blen Min­dest­maß nicht auf­recht er­hal­ten bleibt. Be­son­ders gra­vie­rend wären auch sol­che Ar­beits­kampf­maßnah­men, die sich et­wa auf den Be­trieb ei­nes Atom­kraft­werks oder die Strom­ver­sor­gung be­zie­hen. Ver­gli­chen mit mögli­chen Aus­wir­kun­gen in ei­nem sol­chen Be­reich schei­nen die Fol­gen bei ei­nem Streik in ei­nem Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men des Per­so­nen-und Güter­ver­kehrs noch eher hin­nehm­bar zu sein (eben­so LAG Sach­sen 2. No­vem­ber 2007 – 7 Sa­Ga 19/07 – Rn. 177, NZA 2008, 59 [LAG Sach­sen 02.11.2007 - 7 Sa­Ga 19/07] ; Grei­ner NZA 2007, 1023, 1028).

Zu­guns­ten der Verfügungs­be­klag­ten ist an­zuführen, dass der Streik nicht et­wa un­be­fris­tet geführt wird, son­dern auf fünf Ta­ge be­grenzt war. Der Streik war vor­her an­gekündigt, so dass es der Bahn möglich war, ei­nen Not­fall­fahr­plan ein­zu­rich­ten. Die­ser hat auch, wie die Er­fah­rung nach dem ers­ten Streik­tag zeig­te, im We­sent­li­chen funk­tio­niert. Der Zug­ver­kehr konn­te zu­min­dest teil­wei­se, nämlich in ei­nem Um­fang von ca. 25 bis 30 %, auf­recht­er­hal­ten wer­den. Die Bahn konn­te auf be­am­te­te so­wie auf sol­che Lo­ko­mo­tivführer zurück­grei­fen, die nicht bei der be­klag­ten Ge­werk­schaft or­ga­ni­siert sind.

dd) Ins­be­son­de­re ist es nicht zu be­an­stan­den, wenn die kampfführen­de Ge­werk­schaft den Ab­schluss von Ta­rif­verträgen an­strebt, ob­wohl die Verfügungskläge­rin­nen be­reits an Ta­rif­verträge mit der EVG ge­bun­den sind. Auch in ei­nem Be­trieb, in dem Ta­rifp­lu­ra­lität herrscht, ist das Streik­recht nicht aus­ge­schlos­sen.

(1) Das Grund­recht der Ko­ali­ti­ons­frei­heit be­darf der Aus­ge­stal­tung durch die Rechts­ord­nung, so­weit es die Be­zie­hun­gen zwi­schen Trägern wi­der­strei­ten­der In­ter­es­sen zum Ge­gen­stand hat. Bei­de Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ge­nießen den Schutz des Art. 9 Abs. 3 GG in glei­cher Wei­se, ste­hen bei sei­ner Ausübung aber in Geg­ner­schaft zu­ein­an­der. Der Schutz er­for­dert ko­or­di­nie­ren­de Re­ge­lun­gen, die gewähr­leis­ten, dass die auf­ein­an­der be­zo­ge­nen Grund­rechts­po­si­tio­nen trotz ih­res Ge­gen­sat­zes ne­ben­ein­an­der be­ste­hen können. Die Möglich­keit des Ein­sat­zes von Kampf­mit­teln setzt recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen vor­aus, die si­chern, dass Sinn und Zweck die­ses Frei­heits­rechts so­wie sei­ne Ein­bet­tung in die ver­fas­sungs­recht­li­che Ord­nung ge­wahrt blei­ben (vgl. BVerfG 4. Ju­li 1995 - 1 BvF 2/86 ua. - MDR 1995, 1039, 1040; BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 15, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ). Die Aus­ge­stal­tung ob­liegt in ers­ter Li­nie dem Ge­setz­ge­ber ( BVerfG 26. Ju­ni 1991 - 1 BvR 779/85 - zu C I 2 a der Gründe, BVerfGE 84, 212 [BVerfG 26.06.1991 - 1 BvR 779/85] ). Gleich­wohl müssen die Ge­rich­te für Ar­beits­sa­chen die vor sie ge­brach­ten Strei­tig­kei­ten über die Rechtmäßig­keit von Ar­beits­kampf­maßnah­men ent­schei­den und können sich dem nicht mit dem Hin­weis auf feh­len­de ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen ent­zie­hen. Sie müssen viel­mehr bei un­zu­rei­chen­den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben das ma­te­ri­el­le Recht mit den an­er­kann­ten Me­tho­den der Rechts­fin­dung aus den all­ge­mei­nen Grundsätzen ab­lei­ten, die für das be­tref­fen­de Rechts­verhält­nis maßgeb­lich sind ( BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 19, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ).

Be­kannt­lich hat das BAG jahr­zehn­te­lang den Grund­satz der Ta­rif­ein­heit an­ge­wandt. Im Fal­le ei­ner Ta­rifp­lu­ra­lität soll­te nur ein Ta­rif­ver­trag im Be­trieb gel­ten. Die­sen Grund­satz hat das BAG mit der Ent­schei­dung vom 7. Ju­li 2010 (4 AZR 549/08, NZA 2010, 1068 [BAG 07.07.2010 - 4 AZR 549/08] ) auf­ge­ge­ben. Nach­dem der Grund­satz „ein Be­trieb – ein Ta­rif­ver­trag“ weg­ge­fal­len war, droh­ten nach dem Vor­trag der Verfügungskläge­rin­nen schwer­wie­gen­de Pro­ble­me. Die Frie­dens­pflicht würde ih­re Schutz- und Frie­dens­funk­ti­on ver­lie­ren, da der Ar­beit­ge­ber trotz Bin­dung an ei­nen an­de­ren Ta­rif­ver­trag mit ei­ner Streik­for­de­rung für die glei­che Be­rufs­grup­pe kon­fron­tiert wer­den könne. Es dro­he die Ge­fahr ständi­ger Ta­rif­ver­hand­lun­gen und sich häufen­der Ar­beitskämp­fe. Des Wei­te­ren bestünde in­fol­ge des Kon­kur­renz­verhält­nis­ses ver­schie­de­ner Ge­werk­schaf­ten die Möglich­keit des Hoch­schau­kelns von Ta­rif­for­de­run­gen. Durch ei­ne klei­ne, aber schlag­kräfti­ge Spar­ten­ge­werk­schaft könn­ten ggf. ho­he Ta­rif­for­de­run­gen durch­ge­setzt wer­den, die das so­zia­le Gleich­ge­wicht im Be­trieb störten (vgl. Sit­tard ZTR 2008, 178, 183 [LAG Sach­sen 02.11.2007 - 7 Sa­Ga 19/07] ; von St­ein­au-St­einrück/Glanz NZA 2009, 113, 114). Als Aus­weg wird von Tei­len der Wis­sen­schaft vor­ge­schla­gen, die Ge­rich­te müss­ten im Fal­le ei­nes Ar­beits­kamp­fes ei­ne be­son­ders stren­ge Verhält­nismäßig­keitsprüfung vor­neh­men oder ein ob­li­ga­to­ri­sches Sch­lich­tungs­ver­fah­ren einführen (vgl. Ja­kobs NZA 2008, 325, 331; Wil­lem­sen/Meh­rens NZA 2010, 1313, 1322; Sit­tard ZTR 2008, 178, 183; vgl. auch Fran­zen RdA 2008, 193, 203, der für ei­ne Ver­pflich­tung zum Ab­schluss zeit­lich par­al­lel lau­fen­der Ta­rif­verträge plädiert und die Lösung da­her im Ta­rif-, nicht Ar­beits­kampf­recht sucht).

(2) Die Kam­mer sieht kei­ne Ver­an­las­sung und Möglich­keit, die­sen Be­den­ken da­durch Rech­nung zu tra­gen, dass ei­ne Ände­rung der Recht­spre­chung im Streik­recht bei Spar­ten­ge­werk­schaf­ten her­bei­geführt wird. Das BAG hat die Auf­ga­be des Grund­sat­zes der Ta­rif­ein­heit da­mit be­gründet, es lägen die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ausfüllung ei­ner Lücke im Ge­setz nicht vor (vgl. BAG 7. Ju­li 2010 – 4 AZR 549/08 – Rn. 28 ff., NZA 2010, 1068 [BAG 07.07.2010 - 4 AZR 549/08] ). Fer­ner lägen auch die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne ge­set­zesüber­stei­gern­de Rechts­fort­bil­dung nicht vor. Ins­be­son­de­re sei ei­ne sol­che Rechts­fort­bil­dung nicht mit dem Hin­weis auf ei­ne ver­meint­lich bes­se­re Prak­ti­ka­bi­lität oder Rechts­si­cher­heit ge­recht­fer­tigt (vgl. BAG 7. Ju­li 2010 – 4 AZR 549/08 – Rn. 39 ff., NZA 2010, 1068 [BAG 07.07.2010 - 4 AZR 549/08] ). Es hat da­ne­ben auf die ge­setz­li­che Aus­gangs­la­ge nach den §§ 3 Abs. 1 , 4 Abs. 1 TVG und auf den wei­ten An­wen­dungs­be­reich von Art. 9 Abs. 3 GG , der auch klei­ne­ren Spe­zia­lis­ten­ge­werk­schaf­ten zu­steht, hin­ge­wie­sen (vgl. BAG 7. Ju­li 2010 – 4 AZR 549/08 – Rn. 54 ff., NZA 2010, 1068 [BAG 07.07.2010 - 4 AZR 549/08] ). Da­mit er­gibt sich als Aus­gangs­la­ge, dass auch klei­ne­re Ge­werk­schaf­ten um ei­nen ei­ge­nen Ta­rif­ver­trag strei­ten und strei­ken dürfen, auch wenn der Ar­beit­ge­ber an Ta­rif­verträge ei­ner an­de­ren Ge­werk­schaft für die glei­che Be­rufs­grup­pe ge­bun­den ist. Ob es dem Ar­beit­ge­ber in ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on un­zu­mut­bar ist, für ei­ne Be­rufs­grup­pe zwei un­ter­schied­li­che Ta­rif­verträge an­zu­wen­den – was im Übri­gen in § 613a Abs. 1 BGB be­reits an­ge­legt ist – be­darf hier kei­ner ab­sch­ließen­den Erörte­rung.

Ei­ne Rechts­fort­bil­dung in dem Sin­ne, dass die Ge­rich­te ein ob­li­ga­to­ri­sches Sch­lich­tungs­ver­fah­ren ver­lan­gen könn­ten, ist nicht möglich. Es ist zu­vor­derst Auf­ga­be des Ge­setz­ge­bers, für ei­nen an­ge­mes­se­nen Aus­gleich der wi­der­strei­ten­den In­ter­es­sen bei ei­nem Ar­beits­kampf zu sor­gen (vgl. BVerfG 26. Ju­ni 1991 - 1 BvR 779/85 - zu C I 2 a der Gründe, BVerfGE 84, 212 [BVerfG 26.06.1991 - 1 BvR 779/85] ; BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 16, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ). Wird der Ge­setz­ge­ber nicht tätig, müssen die Ge­rich­te sich zwar im Rah­men ih­rer Möglich­kei­ten um ei­nen an­ge­mes­se­nen Aus­gleich der In­ter­es­sen bemühen. Im An­satz zu­tref­fend wei­sen die Verfügungskläge­rin­nen auch dar­auf hin, dass das BAG die mögli­chen ne­ga­ti­ven ar­beits­kampf­recht­li­chen Fol­gen der Auf­ga­be des Grund­sat­zes der Ta­rif­ein­heit ge­se­hen und dar­auf ver­wie­sen hat, die­se Rechts­fra­gen im Be­reich des Ar­beits­kamp­fes zu lösen (vgl. BAG 7. Ju­li 2010 – 4 AZR 549/08 – Rn. 49, NZA 2010, 1068 [BAG 07.07.2010 - 4 AZR 549/08] ).

Es er­scheint aber be­reits im Grund­satz frag­lich, ob im We­ge ei­ner Rechts­fort­bil­dung ein er­folg­los durch­geführ­tes Sch­lich­tungs­ver­fah­ren ver­langt wer­den kann. Das BAG hat es erst jüngst ab­ge­lehnt, im We­ge der richter­recht­li­chen Rechts­fort­bil­dung den Grund­satz der Ta­rif­ein­heit aus Gründen der Rechts­si­cher­heit und Prak­ti­ka­bi­lität her­zu­lei­ten. Wes­halb die Ge­rich­te be­rech­tigt sein sol­len, letzt­lich eben­falls gestützt auf Zweckmäßig­keits­erwägun­gen ei­ne ob­li­ga­to­ri­sche Sch­lich­tung zu ver­lan­gen, er­sch­ließt sich nicht oh­ne wei­te­res. Ei­ne richter­recht­li­che Rechts­fort­bil­dung je­den­falls in ei­nem einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren er­scheint nicht ge­bo­ten. Auf­grund der Kürze der Vor­be­rei­tungs­zeit von nur we­ni­gen Ta­gen oder St­un­den be­steht po­ten­ti­ell ei­ne höhe­re Feh­ler­anfällig­keit als in ei­nem Haupt­sa­che­ver­fah­ren. Tat­sa­chen können nur kur­so­risch ge­prüft wer­den. Des­halb wird in der Wis­sen­schaft wohl über­wie­gend und zum Teil auch in der Recht­spre­chung mit Recht ver­tre­ten, dass in ei­nem einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren rechts­fort­bil­den­de Über­le­gun­gen nicht an­ge­stellt wer­den müssen (vgl. LAG Köln 14. Ju­ni 1996 – 4 Sa 177/96 – AP Nr. 149 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf; LAG Nie­der­sach­sen 2. Ju­ni 2004 – 7 Sa 819/04 – Rn. 96, NZA-RR 2005, 200 [LAG Nie­der­sach­sen 02.06.2004 - 7 Sa 819/04] ; ErfK/Die­te­rich/Lin­sen­mai­er 14. Aufl. Art. 9 GG Rn. 228; Ot­to Ar­beits­kampf- und Sch­lich­tungs­recht S. 420; Bertz­bach in Däubler Ar­beits­kampf­recht 3. Aufl. § 24 Rn. 21; Ko­rinth Einst­wei­li­ger Rechts­schutz im Ar­beits­ge­richts­ver­fah­ren 2. Aufl. S. 362). Dafür spricht auch, dass die Re­vi­si­on in Eil­ver­fah­ren nach § 72 Abs. 4 ArbGG nicht statt­haft ist, in­so­weit al­so gar nicht die Möglich­keit be­steht, ei­ne ein­heit­li­che Rechtsände­rung her­bei­zuführen. Die Einführung ei­ner „Zwangs­sch­lich­tung“ stünde auch im Wi­der­spruch zu der der­zei­ti­gen höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung, nach der die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en selbst darüber ent­schei­den, ob sie die Ver­hand­lun­gen als ge­schei­tert an­se­hen oder nicht (vgl. BAG 21. Ju­ni 1988 – 1 AZR 651/86 – zu A 3 c der Gründe, NZA 1988, 846).

Al­ler­dings ist es auch nicht aus­ge­schlos­sen, der be­son­de­re Kon­kur­renz­si­tua­ti­on meh­re­rer Ge­werk­schaf­ten in ei­nem Be­trieb im Rah­men der Verhält­nismäßig­keitsprüfung im Ein­zel­fall Rech­nung zu tra­gen. Da­zu be­darf es aber ei­nes kon­kre­ten Vor­trags, wes­halb die Funk­ti­on der Ta­rif­au­to­no­mie in­fol­ge der Ko­exis­tenz meh­re­rer Ge­werk­schaf­ten ernst­haft gefähr­det sei. Dies könn­te z.B. dann der Fall sein, wenn ein Be­trieb mit un­ter­schied­li­chen Ta­rif­for­de­run­gen kon­fron­tiert wird, zu de­ren Durch­set­zung ver­schie­de­ne Ge­werk­schaf­ten das Ar­beits­kampf­mit­tel des Streiks – ggf. un­mit­tel­bar ab­wech­selnd – ein­set­zen, so dass ei­ne dau­er­haf­te Still­le­gung des Be­triebs ein­tritt oder kon­kret droht. Die bloß theo­re­ti­sche und abs­trak­te Ge­fahr ei­nes „Dau­er­ar­beits­kamp­fes“ reicht aber noch nicht aus.

ee) Sch­ließlich ist auch die Ar­beits­kampf­pa­rität nicht in ei­nem sol­chen Maß gestört, dass der Streik rechts­wid­rig ist.

(1) Das Ta­rif­ver­trags­sys­tem ist dar­auf an­ge­legt, die struk­tu­rel­le Un­ter­le­gen­heit der ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer beim Ab­schluss von Ar­beits­verträgen durch kol­lek­ti­ves Han­deln aus­zu­glei­chen und da­mit ein annähernd gleich­ge­wich­ti­ges Aus­han­deln der Löhne und Ar­beits­be­din­gun­gen zu ermögli­chen. Funk­ti­onsfähig ist die Ta­rif­au­to­no­mie nur, so­lan­ge zwi­schen den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ein un­gefähres Gleich­ge­wicht (Pa­rität) be­steht. Un­ver­ein­bar mit Art. 9 Abs. 3 GG wäre ei­ne Aus­ge­stal­tung da­her je­den­falls dann, wenn sie da­zu führ­te, dass die Ver­hand­lungsfähig­keit ei­ner Ta­rif­ver­trags­par­tei bei Ta­rif­aus­ein­an­der­set­zun­gen ein­sch­ließlich der Fähig­keit, ei­nen wirk­sa­men Ar­beits­kampf zu führen, nicht mehr ge­wahrt blie­be und ih­re ko­ali­ti­onsmäßige Betäti­gung wei­ter­ge­hend be­schränkt würde, als es zum Aus­gleich der bei­der­sei­ti­gen Grund­rechts­po­si­tio­nen er­for­der­lich ist (vgl. BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 20, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06] ). Die Kampfstärke von Ko­ali­tio­nen hängt von ei­ner im Ein­zel­nen kaum über­schau­ba­ren Fülle von Fak­to­ren ab, die in ih­ren Wir­kun­gen schwer abschätz­bar sind (vgl. BAG 19. Ju­ni 2007 - 1 AZR 396/06 – Rn. 20, NZA 2007, 1055 [BAG 19.06.2007 - 1 AZR 396/06]).

(2) Die Verfügungskläge­rin­nen ma­chen gel­tend, dass im vor­lie­gen­den Fall die Ar­beits­kampf­pa­rität gestört sei. Die be­klag­te Ge­werk­schaft könne als re­la­tiv klei­ne „Spar­ten­ge­werk­schaft“ ei­ne be­son­ders große Wir­kung er­zie­len, oh­ne ein ei­ge­nes ho­hes Ri­si­ko ein­zu­ge­hen. Die Re­ak­ti­onsmöglich­kei­ten auf Ar­beit­ge­ber­sei­te sei­en be­grenzt. Aus Art. 87e Abs. 4 GG so­wie § 10 des All­ge­mei­nen Ei­sen­bahn­ge­set­zes (AEG) fol­ge, dass die Verfügungskläge­rin­nen ver­pflich­tet sei­en, den Bahn­be­trieb nach Möglich­keit am Lau­fen zu hal­ten. Sie könn­ten des­halb auch nicht mit dem Ar­beits­kampf­mit­tel der Aus­sper­rung re­agie­ren, weil dies die Streik­fol­gen noch aus­deh­nen würde (vgl. hier­zu auch Wil­lem­sen/Meh­rens NZA 2010, 1313, 1322; von St­ein­au-Streinrück/Glanz NZA 2009, 113, 114 ff.; Grei­ner NZA 2007, 1023 ff.; Sit­tard ZTR 2008, 178, 183).

Die Kam­mer sieht die Schwel­le, ab der die Pa­rität der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ernst­haft in Fra­ge ge­stellt würde, im vor­lie­gen­den Fall noch nicht er­reicht. Der Streik war zeit­lich auf fünf Ta­ge be­fris­tet. Es war ein Not­dienst und ein ein­ge­schränk­ter Bahn­ver­kehr gewähr­leis­tet. Dies spricht dafür, dass es der Bahn zu­mut­bar er­scheint, ggf. die Fol­gen ei­nes Ar­beits­kamp­fes in ei­nem be­grenz­ten Zeit­raum schlicht­weg hin­zu­neh­men, oh­ne selbst zu Ar­beits­kampf­mit­teln zu grei­fen. Je­de Ein­schränkung der Kampffähig­keit ei­ner klei­nen Spe­zia­lis­ten­ge­werk­schaft stellt sich gleich­zei­tig als ein Ein­griff in die Ko­ali­ti­ons­betäti­gungs­frei­heit aus Art. 9 Abs. 3 GG der kampfführen­den Ge­werk­schaft dar, so dass ge­wich­ti­ge und tragfähi­ge Gründe, nicht bloß abs­trak­te Befürch­tun­gen für ei­ne nach­hal­ti­ge Störung der Pa­rität zu for­dern sind. Sol­che schwer­wie­gen­den Gründe sind hier nicht dar­ge­legt. Würde man hier vor­schnell den Streik für recht­wid­rig erklären, weil ein Ar­beits­kampf der re­la­tiv klei­nen be­klag­ten Ge­werk­schaft in ei­nem Un­ter­neh­men der Da­seins­vor­sor­ge stets die Re­ak­ti­onsmöglich­kei­ten der Ar­beit­ge­ber­sei­te un­zu­mut­bar ein­schränken würde, so würde dies in­so­weit gra­vie­rend in das Ta­rif­gefüge ein­grei­fen, als da­mit auch ei­ne Be­vor­zu­gung der größeren im Be­trieb ver­tre­te­nen Ge­werk­schaft ein­her­gin­ge (vgl. auch LAG Sach­sen 2. No­vem­ber 2007 – 7 Sa­Ga 19/07 – Rn. 160 ff., NZA 2008, 59 [LAG Sach­sen 02.11.2007 - 7 Sa­Ga 19/07] ).

Im Übri­gen wird in der Li­te­ra­tur zu­tref­fend dar­auf ver­wie­sen, dass ggf. – als letz­tes Mit­tel – das Kampf­mit­tel ei­ner lösen­den Aus­sper­rung in Be­tracht kom­men könn­te (ein­ge­hend Grei­ner NZA 2007, 1023, 1027; Fran­zen RdA 2008, 193, 202). Hier­ge­gen mag ein­ge­wandt wer­den, dass Lo­ko­mo­tivführer kurz­fris­tig nicht sub­sti­tu­ier­bar sind. Da­mit ist aber ei­ne Fra­ge an­ge­spro­chen, die die Or­ga­ni­sa­ti­on der Verfügungskläge­rin­nen be­trifft und die je­den­falls in ih­rem ei­ge­nen Macht­be­reich liegt (vgl. auch Grei­ner NZA 2012, 529, der von ei­ner er­folg­rei­chen Ge­gen­stra­te­gie in ei­nem Flug­lot­sen­streik spricht, bei dem ein Großteil der Strei­ken­den kurz­fris­tig er­setzt wer­den konn­te). Der Ar­beit­ge­ber dürf­te fer­ner be­rech­tigt sein, das Ar­beits­ent­gelt bei ar­beits­wil­li­gen Ar­beit­neh­mern zu ver­wei­gern, de­ren Ar­beit in­fol­ge des Ar­beits­kamp­fes für ihn kei­nen Wert hat (Fran­zen RdA 2008, 193, 202). Sch­ließlich ist zu be­den­ken, dass ei­ne klei­ne Spe­zia­lis­ten­ge­werk­schaft in Kon­kur­renz zu ei­ner oder meh­re­ren an­de­ren Ge­werk­schaf­ten steht. Die Befürch­tung, es kom­me zu „Dau­er­ar­beitskämp­fen“, wird nur dann rea­lis­tisch sein, wenn dies auch von den Mit­glie­dern der Ge­werk­schaf­ten ge­wollt und dau­er­haft mit­ge­tra­gen wird. Ein an­dau­ern­der „Über­bie­tungs­wett­be­werb“ dürf­te je­den­falls aber nicht im In­ter­es­se der Ge­samt­be­leg­schaft lie­gen.

2. Die Hilfs­anträge der Verfügungskläge­rin­nen ha­ben eben­falls kei­nen Er­folg.

a) Nach­dem der ge­sam­te, auf fünf Ta­ge an­ge­setz­te Streik verhält­nismäßig und rechtmäßig ist, gibt es kei­ne Grund­la­ge für ei­ne Be­schränkung in zeit­li­cher oder ört­li­cher Hin­sicht. Da­bei mag es durch­aus sein, dass der Streik die Verfügungskläge­rin­nen in den neu­en Bun­desländern be­son­ders hart trifft, da dort nach ih­rem Vor­trag ein Er­satz­ver­kehr man­gels be­am­te­ter Lo­ko­mo­tivführer nicht sinn­voll or­ga­ni­siert wer­den kann. Al­ler­dings darf die Bahn auch in die­sen Re­gio­nen die Ein­hal­tung von Not­dien­st­ar­bei­ten ein­for­dern. Es er­sch­ließt sich auch nicht, wes­halb ver­be­am­te­te Kol­le­gen, auch wenn sie dort nicht diens­tansässig sind, nicht aus­nahms­wei­se an ei­nem an­de­ren Ort ein­ge­setzt wer­den können.

b) Mit den Anträgen je­weils zu 4. und ins­be­son­de­re den Anträgen der Verfügungskläge­rin zu 4. be­geh­ren die Verfügungskläge­rin­nen Ein­schränkun­gen des Streiks mit Rück­sicht auf die ge­plan­ten Fei­ern in Ber­lin zum 25. Ju­biläum des Falls der Mau­er. Die­ser As­pekt spricht zwar in der Ge­samt­abwägung der Verhält­nismäßig­keitsprüfung ten­den­zi­ell ge­gen ei­ne An­ge­mes­sen­heit des Streiks. Al­ler­dings muss auch berück­sich­tigt wer­den, dass es ei­nen weit­rei­chen­den Ein­griff in das Streik­ge­sche­hen dar­stel­len würde, woll­ten die staat­li­chen Ge­rich­te vor­schrei­ben, an wel­chen Ta­gen ge­streikt wer­den darf. Hier muss auch Berück­sich­ti­gung fin­den, dass es Teil ei­ner Ar­beits­kampf­stra­te­gie sein kann, an Ta­gen zu strei­ken, an de­nen mit dem Streik ei­ne be­son­de­re große Wir­kung er­zielt wird. Das Er­zie­len von ne­ga­ti­ven Fol­gen der Ar­beits­nie­der­le­gung ist je­dem Streik im­ma­nent. Woll­ten die Ge­rich­te be­gin­nen, bei ei­nem so kom­ple­xen Un­ter­fan­gen wie dem bun­des­wei­ten Streik bei der Bahn, ein­zel­ne Ta­ge her­aus­zu­neh­men, würde sich ei­ne Viel­zahl wei­te­rer Fra­gen er­ge­ben, nämlich die, ob Streiks ge­ne­rell zu Fe­ri­en­zei­ten, während des Be­rufs­ver­kehrs, ggf. am Wo­chen­en­de etc. er­laubt sei­en.

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht aus § 97 Abs. 1 ZPO.

Die Re­vi­si­on ist nach § 72 Abs. 4 ArbGG aus­ge­schlos­sen. Da­mit ist die­ses Ur­teil un­an­fecht­bar.

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