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LAG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 22.03.2012, 15 Sa 1285/11

   
Schlagworte: Versetzung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Düsseldorf
Aktenzeichen: 15 Sa 1285/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 22.03.2012
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Düsseldorf - 9 Ca 2123/11
   


15 Sa 1285/11
9 Ca 2123/11
Ar­beits­ge­richt Düssel­dorf  

Verkündet am 22. März 2012

Wil­den

Re­gie­rungs­beschäftig­te

als Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT DÜSSEL­DORF

IM NA­MEN DES VOL­KES

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

N. M., G. weg 7, I.,

- Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Rechts­anwälte Stick­ler, Pos­ner, Lim­pin­sel, Am Haupt­bahn­hof 10, 60329 Frank­furt,

g e g e n

F. GmbH, vertr. d. d. Geschäftsführer U. M. und Dr. K. X., H. Weg 6, E.,

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Rechts­anwälte Schul­ze Hen­ne u. a., Park­s­traße 16, 44532 Lünen,

hat die 15. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 22.03.2012 durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dr. Stol­ten­berg als Vor­sit­zen­de so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Hoff­mann und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter No­wa­cki

für R e c h t er­kannt:

Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 26.08.2011 – 9 Ca 2123/11 – wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.


Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.
 


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T a t b e s t a n d

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob die Be­klag­te wirk­sam den dienst­li­chen Ein­satz­ort der Kläge­rin geändert hat.

Die Be­klag­te ist ein Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men mit Sitz in E., das ne­ben Flug­ka­pitänen und Co-Pi­lo­ten ca. 100 Flug­be­glei­ter beschäftigt.

Die Kläge­rin ist seit dem 22.03.1995 bei der Be­klag­ten ge­gen ein mo­nat­li­ches Brut­to­ent­gelt in Höhe von 1.445,34 € im Be­reich Flug­be­trieb als Flug­be­glei­te­rin beschäftigt.

In ih­rem Ar­beits­ver­trag vom 12.07.1996, Bl. 16 f. d. A., heißt es un­ter Zif­fer 1:

„Der Mit­ar­bei­ter wird ab 22.09.1996 im Be­reich Flug­be­trieb, Beschäfti­gungs­ort Müns­ter, als Flug­be­glei­te­rin ein­ge­stellt.“
Un­ter Zif­fer 2 heißt es wei­ter:

„Die Rech­te und Pflich­ten der Mit­ar­bei­te­rin er­ge­ben sich aus den ein­schlägi­gen Ge­set­zen, den je­weils gülti­gen Vergütungs­ver­ein­ba­run­gen, den Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen, den Dienst­be­klei­dungs­vor­schrif­ten so­wie den Dienst­vor­schrif­ten der F. Luft­ver­kehrs AG. Durch ih­re Un­ter­schrift bestätigt die Mit­ar­bei­te­rin gleich­zei­tig den Er­halt der Be­triebs- und Vergütungs­ver­ein­ba­rung Nr. 1 für das Bord­per­so­nal und er­kennt an, dass die Re­ge­lun­gen zum maßgeb­li­chen In­halt ih­res Ar­beits­ver­tra­ges wer­den.“


Zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Ar­beits­ver­tra­ges wa­ren meh­re­re Flug­zeu­ge der Be­klag­ten auf dem Flug­ha­fen Müns­ter-Os­nabrück sta­tio­niert. Über die Jah­re re­du­zier­te die Be­klag­te die An­zahl der dort sta­tio­nier­ten Flug­zeu­ge. Seit dem Jahr 2009 ist dort kein Flug­zeug mehr sta­tio­niert. Der Ein­satz der Kläge­rin folg­te seit­dem u. a. von Düssel­dorf aus.
 


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Un­ter dem 24.01.2011 schlos­sen die Be­klag­te und die bei ihr auf der Ba­sis des Ta­rif­ver­tra­ges Per­so­nal­ver­tre­tung Nr. 1 vom 19.03./07.04.2008 ge­bil­de­te Per­so­nal­ver­tre­tung Ka­bi­ne (im Fol­gen­den „PV Ka­bi­ne“) ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich so­wie ei­nen So­zi­al­plan. Aus Ziff. 2 des In­ter­es­sen­aus­gleichs er­gibt sich, dass von den dienst­li­chen Ein­satz­or­ten Köln, Dort­mund, Müns­ter/Os­nabrück, Han­no­ver, München, Nürn­berg, Pa­der­born, Stutt­gart und Ber­lin aus kei­ne Einsätze von Mit­ar­bei­tern mehr er­fol­gen und da­her die die­sen Ein­satz­or­ten zu­ge­ord­ne­ten Ar­beitsplätze ge­stri­chen wer­den. In Ziff. 1 war be­stimmt wor­den, dass der Ein­satz der Mit­ar­bei­ter aus­sch­ließlich ab Düssel­dorf oder Ham­burg er­fol­gen wer­de.
Un­ter Zif­fer 3 g) heißt es:

„Die PV Ka­bi­ne wird ih­re Zu­stim­mung gemäß § 99 Be­trVG zu den be­tref­fen­den Ein­zel­maßnah­men (Ver­set­zun­gen) nach dem 20.3.2011 im Rah­men des Anhörungs­ver­fah­rens bis spätes­tens zum 28.3.2011 er­tei­len“.

Die Be­klag­te überg­ab der PV Ka­bi­ne am 24.03.2011 das Un­ter­rich­tungs­schrei­ben vom 23.03.2011 und bat hier­in um Zu­stim­mung zur be­ab­sich­tig­ten Ver­set­zung der Kläge­rin von Müns­ter nach Düssel­dorf.

Mit Schrei­ben vom 01.04.2011 teil­te die Be­klag­te der Kläge­rin mit, dass sie zum 01.06.2011 von ih­rem bis­he­ri­gen dienst­li­chen Ein­satz­ort Müns­ter an den neu­en dienst­li­chen Ein­satz­ort Düssel­dorf ver­setzt wer­de. Ge­gen die­se ar­beit­ge­ber­sei­ti­ge Maßnah­me wehrt sich die Kläge­rin mit ih­rer Kla­ge.

Die Kläge­rin hat die An­sicht ver­tre­ten, die ar­beit­ge­ber­sei­ti­ge Maßnah­me vom 01.04.2011 sei un­wirk­sam. Es han­de­le sich nicht um ei­ne Ver­set­zung, da sich der Auf­ga­ben­be­reich nach Art, Ort, Zeit und/oder Um­fang ge­ra­de nicht ände­re. Le­dig­lich die Kos­ten der An- und Ab­rei­se würden durch die Ände­rung des Ein­satz­or­tes ein­ge­spart. Es feh­le für die Maßnah­me an ei­ner wirk­sa­men Rechts­grund­la­ge. Der im Ar­beits­ver­trag fest­ge­leg­te Beschäfti­gungs­ort könne nicht durch die Re­ge­lun­gen in MTV Nr. 2 geändert wer­den, da schon we­gen des Güns­tig­keits­prin­zips die ver­trag­li­che Zu­si­che­rung maßgeb­lich sei. Im Übri­gen

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sei – bei un­ter­stell­ter An­wend­bar­keit – die Ein­schränkung aus § 4 Abs. 6 b MTV Nr. 2 zu berück­sich­ti­gen.

Die Kläge­rin hat gerügt, dass die PV Ka­bi­ne nicht ord­nungs­gemäß be­tei­ligt wor­den sei. Denn die­se ha­be im In­ter­es­sen­aus­gleich be­reits ei­ne „Vor­rats­zu­stim­mung“ er­teilt. Es sei da­her da­von aus­zu­ge­hen, dass ei­ne in­di­vi­du­el­le Prüfung nicht mehr statt­ge­fun­den ha­be.

Die Kläge­rin hat die An­sicht ver­tre­ten, die von der Be­klag­ten so be­zeich­ne­te Ver­set­zung entspräche je­den­falls nicht bil­li­gem Er­mes­sen. Es gäbe auch kei­ne be­trieb­li­chen Er­for­der­nis­se zur Ver­set­zung. Das Ar­gu­ment der Be­klag­ten, die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten könn­ten we­gen der weit ent­fern­ten Ein­satz­or­te nicht pro­duk­tiv ein­ge­setzt wer­den, sei falsch. Darüber hin­aus feh­le es an der Nach­hal­tig­keit der Ver­set­zungs­ent­schei­dung. Die Beschäfti­gungs­ga­ran­tie bis 2015 aus dem Beschäfti­gungs- und So­zi­al­plan­tarif­ver­trag sei von der Be­klag­ten gar nicht ein­zu­hal­ten.

Die Kläge­rin hat die An­sicht ver­tre­ten, dass in ih­rem Fal­le ei­ne Be­son­der­heit zu berück­sich­ti­gen sei. Sie be­treue stark früh ge­bo­re­ne Dril­lin­ge, wel­che an ver­schie­de­nen Er­kran­kun­gen bzw. Ent­wick­lungsstörun­gen lei­den würden. Sie sei auf die Hil­fe der vor Ort le­ben­den Großel­tern an­ge­wie­sen und in das be­ste­hen­de Ärz­te- und The­ra­peu­ten­netz ein­ge­bun­den. Bei ei­nem Stand­ort­wech­sel sei die Be­treu­ung der Dril­lin­ge nicht mehr gewähr­leis­tet.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

fest­zu­stel­len, dass die mit Schrei­ben vom 01.04.2011 verfügte Ver­set­zung zum 01.06.2011 nach Düssel­dorf un­wirk­sam ist.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.
 


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Die Be­klag­te hat die An­sicht ver­tre­ten, die streit­ge­genständ­li­che Ver­set­zung sei durch ihr Di­rek­ti­ons­recht ge­deckt. Die Nen­nung des Beschäfti­gungs­or­tes im Ar­beits­ver­trag sei nicht als Be­schränkung des Di­rek­ti­ons­rechts und da­mit als ände­rungs­fes­te Ver­trags­ver­ein­ba­rung zu le­sen. Die ta­rif­li­chen Ver­set­zungs­klau­seln sei­en kraft ar­beits­ver­trag­li­cher In­be­zug­nah­me bzw. auch über das In­sti­tut der be­trieb­li­chen Übung zum In­halt des Ar­beits­verhält­nis­ses ge­wor­den. Mit der Ver­le­gung der Ein­satz­or­te nach Düssel­dorf und Ham­burg ver­fol­ge sie ein schlüssi­ges Kon­zept, das sich nicht nur in der Sch­ließung von Sta­tio­nen erschöpfe, son­dern sämt­li­che Einsätze auf Düssel­dorf und Ham­burg kon­zen­trie­re. Die­se Maßnah­me entspräche auch dem „Nach­hal­tig­keits­ge­bot“. Es spre­che für die Nach­hal­tig­keit ih­res Kon­zep­tes, dass sie die Wei­ter­ent­wick­lung der ein­zel­nen Flughäfen oh­ne bzw. mit rückläufi­gen Flügen zunächst an­ge­schaut und erst jetzt im Rah­men ih­res neu­en un­ter­neh­me­ri­schen Ge­samt­kon­zep­tes Ver­set­zun­gen auf ei­ner so­li­den Fak­ten- und Pla­nungs­ba­sis aus­ge­spro­chen ha­be.
Die Be­klag­te hat die An­sicht ver­tre­ten, die Ver­set­zung entspräche auch bil­li­gem Er­mes­sen. Hier­bei sei zu berück­sich­ti­gen, dass sie mit der Ver­set­zung ge­ra­de nicht in den Kern des ar­beits­ver­trag­li­chen Sy­nal­lag­mas be­zahl­re­le­vant ein­ge­grif­fen hätte. Über­dies könne die Kläge­rin als Flug­be­glei­te­rin oh­ne­dies nicht da­mit rech­nen, je­den Tag abends zu Hau­se zu sein. Ein Um­zug mit dem Erst­wohn­sitz sei kei­nes­wegs zwin­gend not­wen­dig. Viel­mehr könne die Kläge­rin sich auch ein „Stand­by-Zim­mer“ am Ein­satz­ort neh­men oder sich ei­ner Wohn­ge­mein­schaft an­sch­ließen.

Dass die Kläge­rin auf­grund ih­rer be­son­de­ren Be­treu­ungs­si­tua­ti­on ei­nen Stand­ort­wech­sel nicht für zu­mut­bar hal­te, könne sie nicht nach­voll­zie­hen. Sie ha­be die­se Umstände noch nie, auch nicht im Zu­sam­men­hang mit der zeit­wei­li­gen Ver­set­zung in den Jah­ren 2004 - 2006, erwähnt.

Auf den Tat­be­stand des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils wird im Übri­gen Be­zug ge­nom­men.


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Das Ar­beits­ge­richt hat mit Ur­teil vom 26.08.2011 die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es im We­sent­li­chen aus­geführt:
Die Ver­set­zung vom 01.04.2011 sei nicht nach § 117 Be­trVG i.V.m. § 99 Be­trVG un­wirk­sam. Ei­ne rechts­wid­ri­ge „Vor­rats­zu­stim­mung“ lie­ge nicht vor. Die Ver­set­zung sei auch in­di­vi­du­al­recht­lich wirk­sam, da sie vom Wei­sungs-recht der Be­klag­ten gemäß § 106 Ge­wO i.V.m. § 4 Abs. 6 a MTV Nr. 2 ge­deckt sei. Mit der Auf­nah­me des Beschäfti­gungs­or­tes im Ar­beits­ver­trag sei kein aus­drück­li­cher Aus­schluss des ar­beit­ge­ber­sei­ti­gen Rechts, den Ar­beit­neh­mer an un­ter­schied­li­chen Or­ten ein­zu­set­zen, vor­ge­nom­men wor­den. Auch kon­klu­dent hätten die Par­tei­en das Wei­sungs­recht nicht ein­ge­schränkt, was sich aus Wort­laut, Sys­te­ma­tik so­wie Sinn und Zweck der Re­ge­lung im Ar­beits­ver­trag er­ge­be. Die hier streit­ge­genständ­li­che Ver­set­zung ent­spre­che auch bil­li­gem Er­mes­sen. Auch lägen für die­se Maßnah­me be­trieb­li­che Er­for­der­nis­se vor. Sie ergäben sich aus der un­ter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dung der Be­klag­ten, ih­re Stand­ort-und Sta­tio­nie­rungs­struk­tur in Düssel­dorf und Ham­burg zu kon­zen­trie­ren. Die­se un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung der Be­klag­ten sei nach­voll­zieh­bar und las­se kei­ne willkürli­che Hand­lung er­ken­nen. Auch der Ein­wand der feh­len­den Nach­hal­tig­keit grei­fe nicht.

We­gen der Ein­zel­hei­ten der Ur­teils­be­gründung wird auf die Ausführun­gen in den Ent­schei­dungs­gründen des an­ge­foch­te­nen Ur­teils Be­zug ge­nom­men.

Mit ih­rer form- und frist­ge­recht ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts ein­ge­leg­ten und be­gründe­ten Be­ru­fung rügt die Kläge­rin wei­ter­hin die Ord­nungsmäßig­keit der Per­so­nal­ver­tre­tungs­anhörung. Ab­ge­se­hen von dem Ge­sichts­punkt ei­ner un­zulässi­gen Vor­ver­le­gung der be­trieb­li­chen Mit­be­stim­mung in Ziff. 3 g) des In­ter­es­sen­aus­glei­ches sei­en die der PV ge­ge­be­nen In­for­ma­tio­nen auch ekla­tant von den Fest­le­gun­gen im In­ter­es­sen­aus­gleich ab­ge­wi­chen, da bis heu­te, im Ge­gen­satz zur Fest­le­gung im In­ter­es­sen­aus­gleich, Einsätze aus Ber­lin, Nürn­berg und München stattfänden. Im Übri­gen sei die Ver­set­zungs­an­ord­nung nicht durch ei­ne ar­beits­ver­trag­li­che Ver­set­zungs­klau­sel ge­recht­fer­tigt bzw. ei­ne sol­che nicht wirk­sam in Be­zug ge­nom­men wor­den.


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Die Be­klag­te ha­be auch die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung zur Sch­ließung der Sta­tio­nen nicht ge­trof­fen und bis­her nicht dar­ge­legt, wer, wann wel­che Ent­schei­dung zur Ver­le­gung wel­cher Sta­tio­nen ge­trof­fen ha­ben soll. Die Vor­ga­ben im In­ter­es­sen­aus­gleich ha­be die Be­klag­te nicht ein­ge­hal­ten. Auch der Ausübungs­kon­trol­le hal­te die Ver­set­zung nicht stand. Die Be­klag­te stel­le nicht dar, wel­che bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen sie berück­sich­ti­gen will. Sie le­ge noch nicht ein­mal ih­re ei­ge­nen In­ter­es­sen nach­voll­zieh­bar dar. Sie le­ge über­haupt kei­ne Ver­gleichs­be­rech­nun­gen vor, wel­che der von ihr be­haup­te­ten Ein­spa­run­gen in wel­cher Höhe bei wel­cher Ar­beits­be­las­tung über­haupt ent­ste­hen könn­ten. Auch ei­nen Ver­gleich zwi­schen den Mit­ar­bei­tern ver­schie­de­ner Sta­tio­nen ha­be die Be­klag­te nicht dar­ge­legt. Auch die Kos­ten vor ih­rer an­geb­li­chen Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung ha­be die Be­klag­te nicht dar­ge­legt. Sie ha­be auch nicht dar­ge­legt, dass die kläger­seits be­strit­te­nen Ein­bußen von sol­cher Dau­er bestünden, dass ei­ne Ver­set­zung bil­li­gem Er­mes­sen ent­spre­che. Die Be­klag­te ha­be auch nicht kon­kret und nach­voll­zieh­bar auf­ge­zeigt, dass ei­ne nach­hal­ti­ge, dau­er­haf­te Um­set­zung der be­strit­te­nen Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung, die hier in Re­de ste­hen­de Sta­ti­on zu schließen, er­folgt sei bzw. er­fol­gen könne.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 26.08.2011, Az.: 9 Ca 2123/11, fest­zu­stel­len:

1. Die mit Schrei­ben vom 01.04.2011 verfügte Ver­set­zung zum 01.06.2011 nach Düssel­dorf ist un­wirk­sam;

Kla­ge­er­wei­ternd wird be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die Kläge­rin zu un­veränder­ten Ar­beits­ver­trags­be­din­gun­gen als Flug­be­glei­te­rin mit dem Sta­tio­nie­rungs­ort Müns­ter/Os­nabrück ein­zu­set­zen.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

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Die Be­klag­te ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil un­ter Ver­tie­fung, Erläute­rung und Ergänzung ih­rer be­reits erst­in­stanz­lich vor­ge­brach­ten Ar­gu­men­te.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf die zwi­schen den Par­tei­en ge­wech­sel­ten Schriftsätze Be­zug ge­nom­men.

E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e

Die Be­ru­fung der Kläge­rin ist statt­haft und zulässig, in der Sa­che hat sie je­doch kei­nen Er­folg.
Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Die zu­tref­fen­den Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts in den Ent­schei­dungs­gründen des an­ge­foch­te­nen Ur­teils macht sich die Kam­mer gemäß § 69 Abs. 2 ArbGG zu ei­gen und sieht von ei­ner wie­der­ho­len­den Dar­stel­lung ab.
Ergänzend und ein­ge­hend auf das Vor­brin­gen in der Be­ru­fungs­be­gründung ist Fol­gen­des noch aus­zuführen:

I. 1. Zu Recht hat das Ar­beits­ge­richt in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil an­ge­nom­men, dass die Ver­set­zung nach Düssel­dorf in­di­vi­du­al­recht­lich wirk­sam ist.

a) Der Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 21.07.2009 (9 AZR 404/08) fol­gend ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die ein­sei­ti­ge Verände­rung des Sta­tio­nie­rungs­or­tes (der Hei­mat­ba­sis), wie sie hier in Re­de steht, wel­che den Be­ginn der für die Ar­beits­zeit maßgeb­li­chen Ar­beitstätig­keit be­stimmt, ei­ne Ver­set­zung dar­stellt. So­weit dies­bezüglich auch von „Ein­satz­ort“ die Re­de ist, so z. B. auch im o. g. Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts, han­delt es sich im­mer nur um ein Syn­onym für die an­sons­ten ge­brauch­ten Be­grif­fe „dienst­li­cher Wohn­sitz“, „Beschäfti­gungs­ort“, „home­ba­se“, „Hei­mat­ba­sis“, „Sta­tio­nie­rungs­ort“ oder „Stand­ort“, so­weit da­mit ein ver­set­zungs­re­le­van­ter Tat­be­stand er­fasst ist bzw. ge­meint sein soll und nicht et­wa nur der Fall des § 95 Abs. 3 S. 2 Be­trVG.
 


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b) Mit die­ser Ver­set­zung, al­so mit der Verände­rung des Ein­satz- bzw. Sta­tio­nie­rungs­or­tes im oben ge­nann­ten Sin­ne, geht ein Ein­griff in das vergütungs­re­le­van­te Sy­nal­lag­ma nicht ein­her, da sich durch die Ver­set­zungs­maßnah­me we­der die ta­rif­ver­trag­li­che be­zahl­re­le­van­te Block­stun­den­zeit noch die Vergütung der Kläge­rin hierfür verändert und Auf­wands­entschädi­gung wie die Vergütung von Rei­se­zeit oder Er­stat­tung von Rei­se­kos­ten nicht in ei­nem ar­beits­recht­li­chen Aus­tausch­verhält­nis ste­hen (vgl. in­so­weit auch Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt vom 28.03.2011 – 17 Sa 1034/10 – S. 20). Ziel der Be­klag­ten ist es, die (gleich ge­blie­be­ne) Ar­beits­zeit der Kläge­rin, d. h. ih­re Block­stun­den­zeit ef­fek­ti­ver nut­zen zu können, wo­bei sich die hier in Re­de ste­hen­de Maßnah­me auf Fahrt­kos­ten und -zei­ten zwi­schen Wohn­ort und neu­em Sta­tio­nie­rungs­ort auch nur dann aus­wirkt, wenn der bis­he­ri­ge Wohn­sitz bei­be­hal­ten wird. Wird aber, wie vor­lie­gend, in recht­li­cher Hin­sicht in das bis­he­ri­ge Aus­tausch­verhält­nis von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung, d. h. in die dies­bezügli­chen Ar­beits­be­din­gun­gen, nicht ein­ge­grif­fen, be­darf es in­so­weit auch kei­ner Ände­rungskündi­gung, um die hier in Re­de ste­hen­de Ände­rung durch­zu­set­zen. Ei­ne an­de­re Fra­ge ist die, ob ein Tätig­keits­ort im Ar­beits­ver­trag ver­bind­lich, al­so mit ei­ner dies­bezügli­chen Be­schränkung des ar­beit­ge­ber­sei­ti­gen Wei­sungs­rechts, fest­ge­legt wur­de, so-dass ei­ne dies­bezügli­che Verände­rung dann nur noch ein­ver­nehm­lich oder im We­ge ei­ner Ände­rungskündi­gung her­bei­geführt wer­den kann, (vgl. da­zu nach­ste­hend un­ter c).

c) Die hier in Re­de ste­hen­de Ver­set­zung ist durch das ar­beits­ver­trag­li­che Di­rek­ti­ons­recht der Be­klag­ten gemäß § 106 Ge­wO ge­deckt.

aa) Nach § 106 S. 1 Ge­wO kann der Ar­beit­ge­ber In­halt, Ort und Zeit der Ar­beits­leis­tung nach bil­li­gem Er­mes­sen be­stim­men, so­weit die­se Ar­beits­be­din­gun­gen nicht durch Ar­beits­ver­trag, Be­stim­mun­gen ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung, ei­nes an­wend­ba­ren Ta­rif­ver­tra­ges oder ge­setz­li­che Vor­schrif­ten fest­ge­legt sind. Grundsätz­lich ist zu be­ach­ten, dass es für die Gel­tung des § 106 S.1 Ge­wO kei­nen Un­ter­schied macht, ob im Ar­beits­ver­trag auf ei­ne Fest­le­gung des Or­tes der Ar­beits­leis­tung ver­zich­tet und die­se dem Ar­beit­ge­ber im Rah­men des § 106 Ge­wO vor­be­hal­ten bleibt oder ob der Ort der Ar­beits­leis­tung be­stimmt,

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aber die Möglich­keit der Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Or­tes ver­ein­bart wird. In die­sem Fall wird le­dig­lich klar­ge­stellt, dass § 106 Ge­wO gel­ten und ei­ne Ver­set­zungs­be­fug­nis an an­de­re Ar­beits­or­te be­ste­hen soll. Auf die Zulässig­keit ei­nes – ne­ben dem oh­ne­dies gel­ten­den § 106 Ge­wO – darüber hin­aus ver­ein­bar­ten Ver­set­zungs­vor­be­hal­tes kommt es dann nicht an. Die­ser un­ter­liegt nicht der An­ge­mes­sen­heits­kon­trol­le nach § 307 Abs. 1 S. 1 BGB. Er stellt kei­ne von Rechts­vor­schrif­ten ab­wei­chen­de oder ergänzen­de Re­ge­lung i.S.d. § 307 Abs. 1 S. 1 und Abs. 2, §§ 308 und 309 BGB dar (BAG vom 19.01.2011 – 10 AZR 738/09; BAG vom 13.04.2010 – 9 AZR 36/09 – BAG vom 25.08.2010 – 10 AZR 257/09 –). Er hat dann le­dig­lich klar­stel­len­de Funk­ti­on.

bb) Vor­lie­gend ist mit­hin zu fra­gen, ob die Par­tei­en durch die Nen­nung ei­nes be­stimm­ten Beschäfti­gungs­or­tes/dienst­li­chen Wohn­sit­zes die­sen - un­ter ent­spre­chen­der Be­schränkung des Di­rek­ti­ons­rech­tes der Be­klag­ten - ver­bind­lich hat­ten fest­le­gen wol­len.
Letz­te­res hat das Ar­beits­ge­richt in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil zu Recht ver­neint und an­ge­nom­men, dass das ar­beit­ge­ber­sei­ti­ge Ver­set­zungs­recht nicht da­durch ab­be­dun­gen wor­den sei, dass die Par­tei­en in ih­rem Ar­beits­ver­trag als Beschäfti­gungs­ort/dienst­li­chen Wohn­sitz Müns­ter auf­ge­nom­men ha­ben, und auch nicht da­durch, dass für die Kläge­rin auf­grund der in § 4 Abs. 6 b MTV Nr. 2 ge­trof­fe­nen Re­ge­lung ein Rück­kehr­recht von Düssel­dorf nach Müns­ter be­stand.

Die zu­tref­fen­den Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts zur Aus­le­gung die­ser Ver­trags­klau­sel und zur Ver­nei­nung der - kläger­seits dies­bezüglich an­ge­nom­me­nen - Ein­schränkung des Di­rek­ti­ons­rechts macht sich die Kam­mer zur Ver­mei­dung überflüssi­ger Wie­der­ho­lun­gen gemäß § 69 Abs. 2 ArbGG zu ei­gen und sieht von ei­ner wie­der­ho­len­den Dar­stel­lung ab. Die Be­ru­fungs­be­gründung gibt zu ei­ner ab­wei­chen­den Be­ur­tei­lung kei­nen An­lass.
Zu ergänzen ist an­ge­sichts der Ausführun­gen der Kläge­rin in der Be­ru­fungs­be­gründung in­so­weit al­len­falls noch, dass der Hin­weis dar­auf, dass die Be­klag­te als Luft­fahrt­un­ter­neh­men zur Fest­le­gung des Sta­tio­nie­rungs­or­tes für Ar­beit­neh­mer des flie­gen­den Per­so­nals auf­grund ge­setz­li­cher Vor­schrif­ten ver­pflich­tet ist, kei­nen Aus­le­gungs­ge­sichts­punkt zu Guns­ten der Kläge­rin, son­dern eher

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ei­nen sol­chen zu Guns­ten der Be­klag­ten dar­stellt. Die­se kläger­seits an­ge­spro­che­ne Ver­pflich­tung be­steht „nur“ vor dem Hin­ter­grund, dass es ei­nes ver­bind­li­chen An­knüpfungs­punk­tes be­darf für die dar­aus dann ge­setz­lich re­sul­tie­ren­den Aus­wir­kun­gen, sie be­deu­tet in­des nicht, dass dem Ar­beit­ge­ber da­mit ein Ver­zicht auf sein Di­rek­ti­ons­recht auf­er­legt wäre bzw. er an ei­ner ein­mal er­folg­ten Fest­le­gung auf Dau­er fest­hal­ten müsse. Aus der ge­setz­li­chen Ver­pflich­tung zur Fest­le­gung ei­nes Sta­tio­nie­rungs­or­tes lässt sich im Hin­blick auf ei­ne dies­bezügli­che Ein­schränkung des Di­rek­ti­ons­rechts mit­hin nichts her­lei­ten. Er­folg­te ei­ne Fest­le­gung des „Beschäfti­gungs­or­tes“ bzw. des „dienst­li­chen Wohn­sit­zes“ im Ar­beits­ver­trag zu ei­nem Zeit­punkt, als die vor­ge­nann­te ge­setz­li­che Ver­pflich­tung (be­reits) be­stand, ist ei­ne Wil­lens­rich­tung des Ar­beit­ge­bers, sich da­mit sei­nes Di­rek­ti­ons­rech­tes zu be­ge­ben, erst recht zwei­fel­haft und je­den­falls nicht schon des­halb an­zu­neh­men, weil ein Ein­satz­ort (im Sin­ne ei­ner Hei­mat­ba­sis) im Ar­beits­ver­trag ge­nannt bzw. fest­ge­legt ist, ist sol­ches doch vor dem Hin­ter­grund der ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen und der da­mit u. U. al­lein ver­bun­de­nen Ab­sicht zu de­ren Um­set­zung zu se­hen und des­halb nicht oh­ne wei­te­res auch als Aus­druck ei­ner ar­beit­ge­ber­sei­tig er­folg­ten Wil­lens­bil­dung im Hin­blick auf ei­ne Di­rek­ti­ons­rechts­be­schränkung zu be­wer­ten.

cc) Auch ei­ne nachträgli­che Kon­kre­ti­sie­rung auf den bis­he­ri­gen Ein­satz­ort der Kläge­rin bzw. ih­rer bis­he­ri­gen Hei­mat­ba­sis ist vor­lie­gend nicht an­zu­neh­men.
Es ist zwar nicht grundsätz­lich aus­ge­schlos­sen, dass Ar­beits­pflich­ten sich nach länge­rer Zeit auf be­stimm­te Ar­beits­be­din­gun­gen kon­kre­ti­sie­ren. Die Nicht­ausübung des Di­rek­ti­ons­rechts über ei­nen länge­ren Zeit­raum schafft je­doch re­gelmäßig kei­nen Ver­trau­en­stat­be­stand da­hin­ge­hend, dass der Ar­beit­ge­ber von die­sem ver­trag­lich und/oder ge­setz­lich ein­geräum­ten Recht kei­nen Ge­brauch mehr ma­chen will. Die Nicht­ausübung des Di­rek­ti­ons­rechts hat kei­nen Erklärungs­wert. Nur beim Hin­zu­tre­ten be­son­de­rer Umstände, auf­grund de­rer der Ar­beit­neh­mer dar­auf ver­trau­en kann, dass er nicht in an­de­rer Wei­se ein­ge­setzt wer­den soll, kann es durch kon­klu­den­tes Ver­hal­ten zu ei­ner ver­trag­li­chen Be­schränkung der Ausübung des Di­rek­ti­ons­rechts kom­men (vgl. so z. B. BAG vom 17.08.2011 – 10 AZR 202/10 – Rn. 19 m. w. N.).

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Der­ar­ti­ge Umstände hat die Kläge­rin nicht vor­ge­tra­gen. Da­bei sind das 4-Ba­se-Kon­zept aus dem Jah­re 2004 und die da­nach er­folg­ten Ver­set­zun­gen ein Um­stand, der nicht für, son­dern ge­gen ei­ne Kon­kre­ti­sie­rung spricht. Zu Guns­ten der Kläge­rin könn­te al­len­falls an­ge­nom­men wer­den, dass – so­weit dies der Be­klag­ten nicht nach an­de­ren Vor­schrif­ten ver­wehrt ist – ei­ne Di­rek­ti­ons­recht­s­ein­schränkung da­hin­ge­hend statt­ge­fun­den hat, dass das grundsätz­lich be­ste­hen­de Ver­set­zungs­recht der Be­klag­ten sich nicht (mehr) auf ei­ne Art „Ein­satz­wech­seltätig­keit“ be­zie­hen kann, d. h. dar­auf, dass in re­gelmäßigen Abständen ei­ne An­pas­sung des Sta­tio­nie­rungs­stand­or­tes bzw. Ein­satz­or­tes der Kläge­rin an die ak­tu­el­len flug­planmäßigen Ge­ge­ben­hei­ten im We­ge ent­spre­chen­der Ver­set­zun­gen er­fol­gen könn­te.

dd) Ei­ne nachträgli­che Kon­kre­ti­sie­rung auf ei­nen be­stimm­ten Ein­satz­ort lässt sich auch der Be­stim­mung des § 4 Abs. 6 b) MTV Nr. 2 nicht ent­neh­men. In die­ser Be­stim­mung geht es le­dig­lich dar­um, dass ei­ne vor­aus­ge­gan­ge­ne Ver­set­zungs­maßnah­me auf Wunsch der be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter „rückgängig“ ge­macht wer­den kann, nicht aber dar­um, dass die wech­sel­sei­ti­gen Rech­te und Pflich­ten ab­geändert und ein vor­mals be­ste­hen­des Di­rek­ti­ons­recht nun­mehr ein­ge­schränkt bzw. auf­ge­ho­ben wer­den soll­te. Für ei­ne sol­che Aus­le­gung des § 4 Abs. 6 b) MTV Nr. 2 be­ste­hen kei­ner­lei An­halts­punk­te. Es wären hier je­doch be­son­ders deut­li­che An­halts­punk­te für ei­ne dies­bezügli­che Aus­le­gung als Ver­tragsände­rung von Nöten ge­we­sen, ist mit dem zu­vor in § 4 Abs. 6 a MTV Nr. 2 auf­ge­nom­me­nen Ver­set­zungs­recht des Ar­beit­ge­bers doch Ge­gen­tei­li­ges im Ta­rif­ver­trag ge­ra­de aus­drück­lich fest­ge­legt wor­den. Ent­spre­chend können die auf der Grund­la­ge des § 4 Abs. 6 b MTV Nr. 2 vor­ge­nom­me­nen Rück­ver­set­zun­gen nicht als Ver­tragsände­rung im Sin­ne ei­nes in­so­weit nicht mehr be­ste­hen­den Di­rek­ti­ons­rech­tes bzw. Ver­set­zungs­rechts der Be­klag­ten ver­stan­den wer­den.

ee) Als Zwi­schen­er­geb­nis bleibt da­mit fest­zu­hal­ten, dass die Be­klag­te be­reits auf­grund ih­res ar­beits­ver­trag­li­chen Di­rek­ti­ons­rechts gemäß § 106 Ge­wO grundsätz­lich zur Vor­nah­me der hier streit­ge­genständ­li­chen Ver­set­zung be­rech­tigt war - und ge­blie­ben ist - und es auf das Be­ste­hen sons­ti­ger Ermächti-


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gungs­grund­la­gen – sei es im Ar­beits­ver­trag selbst, sei es in der „Be­triebs­ver­ein­ba­rung aus 1993“ oder im MTV Nr. 1 oder Nr. 2 – da­mit gar nicht an­kommt, eben­so we­nig, wie auch die Fra­ge ei­ner rechts­wirk­sa­men In­be­zug­nah­me der vor­ge­nann­ten Re­ge­lun­gen im Ar­beits­ver­trag oder die Fra­ge nach ei­nem sons­ti­gen Gel­tungs­grund zur An­wen­dung die­ser Be­stim­mun­gen ei­ne Rol­le spie­len. Die dies­bezügli­chen Ausführun­gen von Sei­ten der Kläge­rin oder des Ar­beits­ge­richts stel­len sich als bloße Hilfs­erwägun­gen für den Fall dar, dass man die Be­rech­ti­gung der Be­klag­ten zur Ver­set­zung der Kläge­rin nach Düssel­dorf nicht be­reits aus § 106 Ge­wO soll­te her­lei­ten können. Nur in die­sem Fal­le, d. h. nur dann, wenn man in der ar­beits­ver­trag­li­chen Fest­le­gung des Ein­satz­or­tes ei­ne ver­bind­li­che (dau­er­haf­te) dies­bezügli­che Fest­le­gung un­ter ent­spre­chen­dem Ver­zicht der Be­klag­ten auf das ihr dies­bezüglich an sich ge­ge­be­ne Di­rek­ti­ons­recht zu se­hen hätte, wie es hier in­des nicht an­zu­neh­men ist, wäre die ta­rif­li­che Re­ge­lung in § 4 Abs. 6 a MTV Nr. 2 (bzw. die sons­ti­gen hier in Be­tracht kom­men­den „Ermäch­ti­gungs­grund­la­gen“) dann u. U. auch un­ter dem Ge­sichts­punkt der Rechtmäßig­keit der ta­rif­lich ein­geräum­ten Be­rech­ti­gung zu ei­nem ein­sei­ti­gen Ein­griff des Ar­beit­ge­bers in das Ar­beits­verhält­nis und ei­ner Er­wei­te­rung sei­nes Di­rek­ti­ons­rechts zu prüfen. Bei der hier ver­tre­te­nen Auf­fas­sung tritt die in § 4 Abs. 6 a MTV Nr. 2 ge­trof­fe­ne Re­ge­lung (bzw. die Vorgänger­re­ge­lun­gen), so­weit sie auf das Ar­beits­verhält­nis An­wen­dung fin­det, le­dig­lich ne­ben das nach § 106 Ge­wO be­ste­hen­de Di­rek­ti­ons­recht – mit in­so­weit dann al­len­falls kon­kre­ti­sie­ren­der bzw. ein­schränken­der Wir­kung da­hin­ge­hend, dass be­trieb­li­che Er­for­der­nis­se bei der Vor­nah­me ei­ner Ver­set­zung vor­lie­gen müssen. Sämt­li­che Ausführun­gen der Kläge­rin zu den vor­ge­nann­ten ta­rif­li­chen oder be­trieb­li­chen Re­ge­lun­gen – von ihr ver­stan­den als die hier ein­zig denk­ba­re(n) Ermäch­ti­gungs­grund­la­ge(en) für ein Ver­set­zungs­recht der Be­klag­ten – sind des­halb letzt­lich oh­ne Be­lang.

d) Die Ver­set­zung der Kläge­rin von Müns­ter nach Düssel­dorf ent­spricht bil­li­gem Er­mes­sen und hält ei­ner Ausübungs­kon­trol­le stand. Auch die vor­ge­nann­te Vor­aus­set­zung des Vor­lie­gens be­trieb­li­cher Er­for­der­nis­se ist als erfüllt an­zu­se­hen.


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Ent­schei­dungs­re­le­vant sind hier in­so­weit ins­be­son­de­re die Fra­ge nach dem In­halt der streit­ge­genständ­li­chen Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung ei­ner­seits so­wie die Fra­ge ih­rer recht­li­chen Be­deu­tung im Rah­men der Ver­set­zungs­maßnah­me an­de­rer­seits.

aa) Vor­lie­gend ist zu­grun­de zu le­gen, dass die Be­klag­te die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung ge­trof­fen hat, die Ab­lauf­or­ga­ni­sa­ti­on des Per­so­nal­ein­sat­zes bei den Flug­be­glei­tern struk­tu­rell neu aus­zu­rich­ten und ih­re Stand­ort- und Sta­tio­nie­rungs­struk­tur in Düssel­dorf und Ham­burg als Start- und End­punkt zu kon­zen­trie­ren. Ent­spre­chend heißt es in Ziff. 1 S. 2 des In­ter­es­sen­aus­glei­ches: „Der Ein­satz der Mit­ar­bei­ter wird aus­sch­ließlich ab Düssel­dorf oder Ham­burg er­fol­gen, und zwar nach nähe­rer zeit­li­cher Maßga­be wie in Ziff. 3 fest­ge­legt.“
In Ziff. 3 ist vor­ge­se­hen, dass die Mit­ar­bei­ter, so­weit sie nicht oh­ne­hin be­reits in Düssel­dorf sta­tio­niert sind, von ih­rem dienst­li­chen Ein­satz­ort nach Düssel­dorf oder Ham­burg ver­setzt wer­den.
Ob die Kläge­rin über­haupt und ggf. was ge­nau sie im Hin­blick auf die­se Ent­schei­dung – trotz ih­rer Fest­le­gung im In­ter­es­sen­aus­gleich – hat be­strei­ten wol­len, ist aus ih­rer Wen­dung „Die Be­klag­te hat auch die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung zur Sch­ließung der Sta­tio­nen nicht ge­trof­fen“ nicht er­sicht­lich (vgl. zur Fra­ge der Re­le­vanz ei­ner ord­nungs­gemäßen Be­schluss­fas­sung BAG vom 05.04.2001 – 2 AZR 696/99 –).
We­sent­lich bei der hier in Re­de ste­hen­den – man­gels aus­rei­chen­den Be­strei­tens als ge­ge­ben vor­aus­zu­set­zen­den – Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung ist es, zu un­ter­schei­den zwi­schen der Ein­satz­pla­nung des Ka­bi­nen­per­so­nals und der sich dar­aus für die­se Mit­ar­bei­ter er­ge­ben­den Umläufe bzw. „Um­lauf­ket­ten“ ei­ner­seits und der Umläufe der Flug­zeu­ge bzw. „Um­lauf-Ket­ten­or­ga­ni­sa­ti­on“ in den je­wei­li­gen Flugplänen an­de­rer­seits. Zu kon­kre­ten Plänen, den Ein­satz der Flug­zeu­ge und des­sen (künf­ti­ge) Or­ga­ni­sa­ti­on be­tref­fend fin­det sich in dem Beschäfti­gungs- und So­zi­al­plan­tarif­ver­trag oder in dem In­ter­es­sen­aus­gleich nichts. In der Präam­bel des In­ter­es­sen­aus­gleichs ist nur ganz all­ge­mein von Verände­run­gen in der Flot­ten- und Sta­tio­nie­rungs­struk­tur die Re­de. Auch in den sons­ti­gen Zif­fern des In­ter­es­sen­aus­gleichs ist kei­ne Aus­sa­ge über den künf­ti­gen Ein­satz der Flug­zeu­ge und de­ren Or­ga­ni­sa­ti­on ent­hal­ten, ins­be­son­de­re
 


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auch nicht der­ge­stalt, dass der dort als ent­fal­lend ge­nann­te Beschäfti­gungs­be­darf an den ein­zel­nen Stand­or­ten als Grund für die Strei­chung der dor­ti­gen Ar­beitsplätze ge­nannt wäre. Wäre sol­ches ge­meint ge­we­sen, hätte es heißen müssen: „Da in Köln, Dort­mund ... usw. jeg­li­cher Beschäfti­gungs­be­darf ent­fal­len ist, er­fol­gen ab dort kei­ne Einsätze von Mit­ar­bei­tern mehr und die die­sen Ein­satz­or­ten/Sta­tio­nen zu­ge­ord­ne­ten Ar­beitsplätze wer­den ge­stri­chen.“ Statt­des­sen ist dort auf­ge­nom­men wor­den, dass „ab“ (nicht „von“) den „dienst­li­chen Ein­satz­or­ten“ (nicht „Flughäfen“) Köln, Dort­mund ... usw. kein Ein­satz von Mit­ar­bei­tern mehr er­fol­gen wird, wes­halb je­der Beschäfti­gungs­be­darf für Einsätze ab dort entfällt, was – auch in Zu­sam­men­hang mit den sons­ti­gen Zif­fern des In­ter­es­sen­aus­gleichs – mit hin­rei­chen­der Deut­lich­keit zum Aus­druck bringt, dass le­dig­lich ei­ne Neu­re­ge­lung der künf­ti­gen dienst­li­chen Ein­satz­or­te der Flug­be­glei­ter ge­meint ist, wel­che die bis­he­ri­ge Not­wen­dig­keit der Be­klag­ten, die da­von be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter ab ih­rem bis­he­ri­gen dienst­li­chen Ein­satz­ort zu beschäfti­gen und ein­zu­set­zen, ent­fal­len lässt. Al­lein die­se Ab­sicht ist im In­ter­es­sen­aus­gleich nie­der­ge­legt und stellt hier auch die ein­zig zu über­prüfen­de Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung dar – nicht aber auch Pla­nun­gen der Be­klag­ten zur Zen­tra­li­sie­rung ih­rer Flug­zeug­flot­te bzw. der Flug­zeu­g­umläufe. In­so­weit ist noch nicht ein­mal ei­ne Abhängig­keit der per­so­nel­len Maßnah­men ei­ner­seits von der flug­planmäßigen Or­ga­ni­sa­ti­on bzw. der künf­ti­gen Flot­ten­struk­tur an­de­rer­seits her­ge­stellt wor­den und schon gar kei­ne sol­che, nach der sich die Kon­zen­tra­ti­on der Flug­zeu­g­umläufe und -um­lauf­ket­ten auf Düssel­dorf und Ham­burg als der maßgeb­li­che Teil der Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung der Be­klag­ten und die Kon­zen­tra­ti­on der per­so­nel­len Ein­satz­pla­nung auf Düssel­dorf und Ham­burg nur als ei­ne Fol­ge(maßnah­me) der zu­erst ge­nann­ten Kon­zen­tra­ti­on dar­stel­len würde. Sol­ches er­gibt sich - wie be­reits dar­ge­stellt - we­der aus dem In­ter­es­sen­aus­gleich noch aus dem Beschäfti­gungs­si­che­rungs- und So­zi­al­plan­tarif­ver­trag. Die­se be­le­gen viel­mehr die Be­haup­tung der Be­klag­ten, dass es bei der hier streit­ge­genständ­li­chen Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung (nur) um die Kon­zen­tra­ti­on des Per­so­nal­ein­sat­zes auf zwei Hei­mat­ba­sen geht. Da­bei mag es ein (aus wirt­schaft­li­chen Gründen) er­stre­bens­wer­tes Ziel der Be­klag­ten sein, dass die Um­lauf­ket­ten gemäß der Ein­satz­pla­nung des Ka­bi­nen­per­so­nals ei­ner­seits und die der Flüge nach den je­wei­li­gen Flugplänen an­de­rer­seits möglichst kon­gru­ent

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ge­stal­tet wer­den bzw. ein möglichst weit­ge­hen­der und pro­duk­ti­ver Gleich­lauf des Ein­sat­zes von Per­so­nal und Ar­beits­gerät er­reicht wird, dem hier u. a. mit der Sta­tio­nie­rung der Flug­zeu­ge in Düssel­dorf oder Ham­burg als der ver­blei­ben­den Zen­tra­le/Dreh­kreuz der Be­klag­ten Rech­nung ge­tra­gen wer­den soll­te. Un­er­heb­lich ist da­bei, dass die­ses Ziel aus ver­schie­de­nen Gründen, u. a. even­tu­ell auch we­gen der Rol­le der Deut­schen Luft­han­sa AG, die die­se im Rah­men der die Be­klag­ten be­tref­fen­den Flug- bzw. Netz­pla­nung ein­nimmt, nicht (im­mer) so, wie an­ge­strebt, zu er­rei­chen sein mag.
Ein zwin­gen­des Junk­tim zwi­schen der Ein­satz­pla­nung des Ka­bi­nen­per­so­nals mit Kon­zen­tra­ti­on auf nun­mehr nur noch zwei Sta­tio­nie­rungs­or­te und ei­ner (zeit­lich und ab­wick­lungs­tech­nisch) ent­spre­chend ver­lau­fen­den Kon­zen­tra­ti­on der Flug­zeu­g­umläufe auf eben die­se zwei Stand­or­te hat die Be­klag­te mit­hin nicht her­ge­stellt. Ei­ne der­ar­ti­ge Abhängig­keit will in­des die Kläger­sei­te - und ihr fol­gend auch ei­ni­ge Kam­mern des Ar­beits­ge­richts Düssel­dorf - her­stel­len, in­dem sie die hier in Re­de ste­hen­de Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung auf ein­zel­ne Flughäfen bzw. frühe­re Stand­or­te „auf­spal­ten“, wo­bei sie dann an­hand dort noch statt­fin­den­der Flug­ak­ti­vitäten so­dann zur Fest­stel­lung ge­lan­gen, für (zu­min­dest ei­nen Teil der) dort ehe­mals sta­tio­nier­te(n) Flug­be­glei­ter gäbe es noch ei­nen Beschäfti­gungs­be­darf, d. h. zu­min­dest für die­se könne man des­halb doch (zunächst) „al­les beim Al­ten“ be­las­sen, oder gar zur Fest­stel­lung ge­lan­gen, dass ei­ne Bei­be­hal­tung des „Sta­tus quo“ je­den­falls noch zwei Mo­na­te länger möglich ge­we­sen wäre. Da­nach soll es der Be­klag­ten al­so nicht er­laubt sein, ei­ne ein­heit­li­che Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung mit ent­spre­chen­den Ände­run­gen für ins­ge­samt neun ehe­ma­li­ge Stand­or­te bzw. für das dort bis­lang sta­tio­nier­te Ka­bi­nen­per­so­nal zu tref­fen, viel­mehr ha­be die Be­klag­te die je­wei­li­gen Verhält­nis­se bezüglich et­wa noch be­ste­hen­der bzw. auch wei­ter­hin zu er­war­ten­der Flug­zeu­g­umläufe und -ak­ti­vitäten an den je­wei­li­gen Stand­or­ten zu prüfen und dürfe ih­re Ent­schei­dung zu ei­ner Neu­aus­rich­tung der per­so­nel­len Ein­satz­pla­nung nicht bzw. so­lan­ge nicht um­set­zen, wie An- und Ab­flüge an den je­wei­li­gen Flughäfen noch zu ver­zeich­nen sind. Die­ses Pos­tu­lat be­ruht ent­we­der dar­auf, dass die hier streit­ge­genständ­li­che Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung miss­ver­stan­den wur­de in dem Sin­ne, dass die Neu­aus­rich­tung der per­so­nel­len Ein­satz­pla­nung nur in Abhängig­keit von der be­ste­hen­den oder in na­her Zu­kunft zu er­war­ten­den


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Or­ga­ni­sa­ti­on der Flüge und Flug­zeu­g­umläufe ge­wollt war, wo­mit sich dann auch erklärt, dass trotz der Um­set­zung der im In­ter­es­sen­aus­gleich vor­ge­se­he­nen Ver­set­zun­gen mit Blick auf wei­ter­hin an ein­zel­nen Flughäfen zu ver­zeich­nen­de Flug­ak­ti­vitäten gleich­wohl be­haup­tet wird, die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung sei - zu­min­dest teil­wei­se - noch gar nicht um­ge­setzt wor­den. Oder die­ses Pos­tu­lat be­ruht dar­auf, dass der In­halt der hier streit­ge­genständ­li­chen Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung zwar rich­tig er­fasst, in­des im Fal­le noch be­ste­hen­der Flug­ak­ti­vitäten für die dies­bezügli­chen Stand­or­te nicht ak­zep­tiert wird. Letz­te­res be­trifft die Fra­ge der Über­prüfbar­keit ei­ner un­ter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dung. Grundsätz­lich gilt, dass ei­ne sol­che Über­prüfung durch das Ge­richt nicht dar­auf ab­zie­len kann, dem Ar­beit­ge­ber or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­ga­ben zu ma­chen, noch darf sie da­zu die­nen, die Stich­hal­tig­keit der Erwägun­gen zu prüfen, die den Ar­beit­ge­ber ge­ra­de zu dem von ihm gewähl­ten Kon­zept geführt ha­ben. Es geht in die­sem Zu­sam­men­hang al­lein um die Ver­hin­de­rung von Miss­brauch (BAG vom 27.01.2011 – 2 AZR 9/10 – Rz. 18 m.w.N.).

bb) Da­von, dass die hier streit­ge­genständ­li­che Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung auf ei­nem sol­chen Rechts­miss­brauch be­ruht, d. h. of­fen­sicht­lich un­sach­lich, un­vernünf­tig oder willkürlich wäre, kann nicht die Re­de sein.

Das mit ei­ner Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung und ih­rer Um­set­zung un­ter Umständen er­hoff­te Op­ti­ma­l­er­geb­nis bzw. des­sen nicht so­for­ti­ge oder vollständi­ge Er­reich­bar­keit ist nicht Vor­aus­set­zung für die ar­beits­recht­li­che Re­spek­tie­rung ei­ner sol­chen Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung. Da­mit ist al­len­falls das un­ter­neh­me­ri­sche Ri­si­ko im Be­reich ei­nes möglichst kostengüns­ti­gen Wirt­schaf­tens tan­giert. Mit der hier in Re­de ste­hen­den Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung wird die Ein­satz­pla­nung für das Ka­bi­nen­per­so­nal ver­ein­heit­licht und in­so­fern auch ver­ein­facht, als es nun­mehr nur noch zwei Ört­lich­kei­ten (dienst­li­che Ein­satz­or­te bzw. Hei­mat­ba­sen) gibt, an de­nen bei der Er­stel­lung der Dienst­pläne die Pla­nung der je­wei­li­gen Einsätze des Ka­bi­nen­per­so­nals (mit ei­nem Dienst­an­tritt nur noch von Düssel­dorf oder Ham­burg aus) an­setzt – an­stel­le der vor­mals ins­ge­samt zehn Ein­satz­or­te. Mit der hier in Re­de ste­hen­den Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung wer­den zu­min­dest bei sechs Ein­satz­or­ten, an de­nen un­strei­tig seit Jah­ren kei­ne Flugak-

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ti­vitäten der Be­klag­ten mehr statt­fan­den, die dort zwangsläufig er­for­der­li­chen Pro­cee­dings ver­mie­den (wel­che von den sons­ti­gen im­mer wie­der ein­mal aus kon­kre­tem An­lass er­for­der­lich wer­den­den Pro­cee­dings zu un­ter­schei­den sind). Die­ser Nut­zen mag bei den strei­ti­gen Ein­satz­or­ten Nürn­berg, Ber­lin und München, so­fern von dort aus noch Um­lauf­ak­ti­vitäten oder Zwi­schen­stopps (mit ggf. „zu­stei­gen­dem“ Ka­bi­nen­per­so­nal) statt­fin­den, zunächst ge­rin­ger oder auch gar nicht vor­han­den ge­we­sen sein oder gar blei­ben, so­fern es nun­mehr ver­mehrt zu Pro­cee­dings von Düssel­dorf oder Ham­burg aus zu die­sen Ein­satz­or­ten kommt. Die Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung der Be­klag­ten, nach der es nun­mehr nur noch zwei Ein­satz­or­te als Aus­gangs­punkt ih­rer per­so­nel­len Ein­satz­pla­nung ge­ben soll und nach der Um­set­zung die­ser Maßnah­me nun­mehr – bis auf die Härtefälle – auch nur noch gibt, und ih­re grundsätz­li­che Eig­nung zur Recht­fer­ti­gung die hier in Re­de ste­hen­den Maßnah­me, wird da­durch nicht berührt.
Ein Miss­brauchs­fall, wie er vom Bun­des­ar­beits­ge­richt (Ur­teil vom 27.01.2011 - 2 AZR 9/10 - Rz. 18) an­ge­spro­chen wird, bei dem abs­trak­te Ände­run­gen von Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren, de­nen kei­ne tatsächli­che Ände­rung der rea­len Abläufe zu­grun­de liegt, be­nutzt wer­den, um den In­halt der Ar­beits­verhält­nis­se zum Nach­teil von Ar­beit­neh­mern zu ändern, liegt nicht vor. Die hier streit­ge­genständ­li­che Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung wur­de vor dem Hin­ter­grund ge­trof­fen, dass un­strei­tig sechs von ehe­mals zehn Flughäfen schon seit länge­rem kei­ne Flug­ak­ti­vitäten der Be­klag­ten mehr zu ver­zeich­nen ha­ben und die­sel­ben bei drei wei­te­ren Flughäfen ge­ring bzw. rückläufig bzw. ab­seh­bar teil­wei­se auch ganz aus­lau­fend wa­ren. Die Fest­le­gung des Beschäfti­gungs­or­tes bzw. dienst­li­chen Wohn­sit­zes für die ein­zel­nen Flug­be­glei­ter war zu ei­nem Zeit­punkt er­folgt, als die je­wei­li­gen Flughäfen von der Be­klag­ten noch an­ge­flo­gen wur­den und ein de­zen­tra­ler Ein­satz des Ka­bi­nen­per­so­nals von den je­wei­li­gen Sta­tio­nie­rungs­or­ten aus noch Sinn mach­te. Ein An­pas­sungs­be­darf an die geänder­ten Verhält­nis­se war in­so­weit schon seit länge­rem ge­ge­ben, wur­de im Jah­re 2004 mit dem 4-Ba­se-Kon­zept letzt­lich in­des nur „halb­her­zig“ um­ge­setzt, d. h. nur in­so­weit, als die Mit­ar­bei­ter, de­nen im Jahr 2006 ein Rück­kehr­recht ein­geräumt wor­den war, von die­sem kei­nen Ge­brauch ge­macht ha­ben. Es kann der Be­klag­ten hier mit­hin nicht zum Vor­wurf des Rechts­miss­brauchs ge­rei­chen, wenn sie die bis­lang noch nicht be­frie­di­gend gelöste Si­tua­ti­on der für sie als nicht mehr Sinn

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ma­chend emp­fun­de­nen de­zen­tra­len Struk­tur des Per­so­nal­ein­sat­zes zum An­lass nimmt, nun­mehr ei­ne grundsätz­li­che Ände­rung mit Kon­zen­tra­ti­on des Ka­bi­nen­per­so­nal­ein­sat­zes auf nur noch zwei Stand­or­te mit den dort schwer­punktmäßig statt­fin­den­den Flug­ak­ti­vitäten vor­zu­neh­men.


cc) Die In­ter­es­sen der Be­klag­ten, die sie die hier in Re­de ste­hen­de Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung ha­ben tref­fen las­sen – die Ver­ein­heit­li­chung, Ver­ein­fa­chung, Har­mo­ni­sie­rung der Abläufe und Pla­nun­gen, ein ef­fek­ti­ve­rer, wirt­schaft­li­cher Per­so­nal­ein­satz und die Ein­spa­rung von Kos­ten – sind nach dem Vor­her­ge­sag­ten aus­rei­chend dar­ge­tan und er­kenn­bar ge­wor­den. So­weit die Kläge­rin dies­bezüglich nähe­re Dar­le­gun­gen - so et­wa in Form ei­ner Auf­schlüsse­lung der bis­he­ri­gen Kos­ten oder im We­ge von Ver­gleichs­be­rech­nun­gen - ver­langt hat, geht es ihr letzt­lich um An­ga­ben, die ei­ne Zweckmäßig­keitsprüfung er­lau­ben könn­ten. Die Ausführun­gen der Kläge­rin bzw. die von ihr entäußer­ten Zwei­fel zie­len letzt­lich al­le­samt nur dar­auf ab, dass die Be­klag­te ih­re Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung in wirt­schaft­li­cher und ab­lauf­tech­ni­scher Hin­sicht recht­fer­ti­gen möge, in der von ihr wohl – zu Un­recht – zu­grun­de ge­leg­ten An­nah­me, dass nur bei Vor­lie­gen ge­wich­ti­ger wirt­schaft­li­cher und/oder ab­lauf­tech­ni­scher Gründe ihr In­ter­es­se an der Bei­be­hal­tung des „Sta­tus quo“ hin­ter den In­ter­es­sen der Be­klag­ten an ei­ner Ände­rung des­sel­ben zurück­tre­ten müss­te.
Ei­ne sol­che Über­prüfung fin­det je­doch bei ei­ner Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung, die - wie vor­lie­gend - An­lass für be­stimm­te Per­so­nal­maßnah­men war, nicht statt.


Mit dem Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richt (Ur­teil vom 23.05.2011 – 17 Sa 1954/10 –) geht auch die er­ken­nen­de Kam­mer da­von aus, dass im Rah­men der Ausübungs­kon­trol­le nach § 106 Ge­wO den In­ter­es­sen des be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers die ver­fas­sungs­recht­lich nach Art. 2 Abs. 1, 12 Abs. 1, 14 GG geschütz­te Po­si­ti­on des Ar­beit­ge­bers, wo­zu auch die Berück­sich­ti­gung bin­den­der Un­ter­neh­mer­ent­schei­dun­gen gehört, ge­genüber­zu­stel­len ist. Dem­ent­spre­chend un­ter­lie­gen or­ga­ni­sa­to­ri­sche Un­ter­neh­mer­ent­schei­dun­gen, die sich nach­hal­tig auf die Ein­satzmöglich­keit des Ar­beit­neh­mers aus­wir­ken, kei­ner Zweckmäßig­keitsprüfung, son­dern nur ei­ner Miss­brauchs­kon­trol­le da­hin­ge­hend, ob sie of­fen­sicht­lich un­sach­lich, un­vernünf­tig oder willkürlich sind, wo­bei die­se Grund-
 


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sätze glei­cher­maßen un­abhängig da­von gel­ten, ob der Ar­beit­ge­ber für die Um­set­zung sei­ner or­ga­ni­sa­to­ri­schen Maßnah­men Be­en­di­gungs- und/oder Ände­rungskündi­gun­gen aus­spricht oder er sie durch An­ord­nung von Ver­set­zun­gen durchführen kann.

Der Um­stand, dass es ei­ne freie Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung gibt, die zu be­stimm­ten Per­so­nal­maßnah­men geführt hat, und die hin­zu­neh­men und zu re­spek­tie­ren ist, be­deu­tet im Rah­men der gemäß § 106 Ge­wO vor­zu­neh­men­den In­ter­es­sen­abwägung, dass sel­bi­ge nicht zu dem Er­geb­nis führen kann, dass der Ar­beit­ge­ber ge­zwun­gen wer­den könn­te, sei­ne Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dung auf­zu­ge­ben oder zurück­zu­neh­men. Dies gilt nach Auf­fas­sung der Kam­mer je­den­falls dann, wenn von der Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung ei­ne Viel­zahl von Ar­beit­neh­mern be­trof­fen ist. Bei ei­nem sol­chen „kol­lek­ti­ven Tat­be­stand“ ist es be­reits aus tatsächli­chen Gründen kaum vor­stell­bar, wie der Ar­beit­ge­ber ei­ne Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung mit kol­lek­ti­ver Be­trof­fen­heit ei­ner Viel­zahl von Ar­beit­neh­mern in nähe­rer Zu­kunft soll um­set­zen können, wenn er vor­ab von je­dem Ein­zel­nen die ei­ner Um­set­zung ent­ge­gen­ste­hen­den persönli­chen In­ter­es­sen in Er­fah­rung brin­gen und auf ih­re Be­rech­ti­gung hin über­prüfen und die­se u. U. dann auch noch ins Verhält­nis zu den Nach­tei­len an­de­rer Ar­beit­neh­mer set­zen muss. Im Ver­gleich zu (Mas­sen-)Ände­rungskündi­gun­gen wird in ei­nem sol­chen Fall das zur Steue­rung be­trieb­li­cher Abläufe an sich doch sehr viel fle­xi­ble­re In­stru­ment der Di­rek­ti­ons­rechts­ausübung nach § 106 Ge­wO zu ei­nem schwerfälli­gen, prak­tisch kaum brauch­ba­ren In­stru­ment, würde man in je­dem Ein­zel­fall zunächst ein­mal in ei­ne in­di­vi­du­el­le Abwägung al­ler be­trof­fe­nen In­ter­es­sen ein­tre­ten müssen. Hin­zu kommt, dass ei­ne un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung, die, wie vor­lie­gend, auf ei­ne Ver­ein­heit­li­chung zielt, von die­sem Ziel Ab­stand neh­men müss­te bei ei­ner er­geb­nis­of­fe­nen in­di­vi­du­el­len In­ter­es­sen­abwägung nach § 106 Ge­wO, § 315 BGB und der sich dann u. U. er­ge­ben­den Viel­zahl an Aus­nah­men im Hin­blick auf die ursprüng­lich in Um­set­zung der Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung vor­ge­se­he­nen Per­so­nal­maßnah­men.
Dem­ent­spre­chend sind die In­ter­es­sen der Kläge­rin nicht ge­genüber dem In­ter­es­se der Be­klag­ten an ei­ner Auf­ga­be sämt­li­cher bis­he­ri­ger Stand­or­te bis auf Düssel­dorf und Ham­burg und die Kon­zen­tra­ti­on der­sel­ben auf letz­te­re ab­zuwä-
 


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gen. Die­ses ist hin­zu­neh­men und steht fest. Die­se Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dung kann nicht durch die In­ter­es­sen­abwägung selbst in Fra­ge ge­stellt wer­den. Dies al­lein ent­spricht der ver­fas­sungs­recht­li­chen Wer­tent­schei­dung, wo­nach die Be­klag­te auf­grund ih­rer un­ter­neh­me­ri­schen Frei­heit fest­legt, an wel­chem Stand­ort wel­che ar­beits­tech­ni­schen Zwe­cke ver­folgt wer­den. Dies ent­spricht auch der ver­trag­li­chen Ri­si­ko­ver­tei­lung zwi­schen den Par­tei­en, denn nicht die Kläge­rin, son­dern die Be­klag­te trägt das un­ter­neh­me­ri­sche Ri­si­ko ei­ner sich im Nach­hin­ein als falsch er­wei­sen­den Stand­ort­ent­schei­dung (Hes­si­sches LAG, a.a.O.).

Ent­spre­chend kann der Be­klag­ten hier z. B. nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, dass sie al­les beim Al­ten hätte be­las­sen können oder dass sie ih­re Struk­tur so hätte or­ga­ni­sie­ren können, dass der bis­he­ri­ge Ein­satz­ort der Kläge­rin doch ir­gend­wie noch zu er­hal­ten ge­we­sen wäre (vgl. in­so­weit auch BAG vom 12.08.2010 – 2 AZR 945/08 – Rn. 35). All dies lie­fe auf ei­ne Ne­gie­rung bzw. „Un­ter­wan­de­rung“ der ge­trof­fe­nen Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dung hin­aus, mit der hier doch ge­ra­de für ei­ne Viel­zahl von Ar­beit­neh­mern ei­ne Ver­ein­heit­li­chung und Kon­zen­tra­ti­on der Sta­tio­nie­rungs­or­te her­bei­geführt wer­den soll­te.
Auch die „be­trieb­li­chen Er­for­der­nis­se“, die als Vor­aus­set­zung in den Ver­set­zungs­klau­seln der „Be­triebs­ver­ein­ba­rung“, der Man­tel­ta­rif­verträge oder ver­ein­zelt auch in Ar­beits­verträgen ge­nannt wer­den, führen zu kei­nem an­de­ren Prüfungs­maßstab. Die­se Vor­aus­set­zung er­laubt es nicht, bei der auch in­so­weit – wie bei den drin­gen­den be­trieb­li­chen Er­for­der­nis­sen nach § 1 Abs. 2 KSchG – grundsätz­lich zu re­spek­tie­ren­den Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung – wie hier die Ände­rung der Ab­lauf­or­ga­ni­sa­ti­on beim Ka­bi­nen­per­so­nal und de­ren Kon­zen­tra­ti­on auf die Stand­or­te Düssel­dorf und Ham­burg – die für die Um­set­zung die­ser Ent­schei­dung er­for­der­li­che Per­so­nal­maßnah­me, wie hier die Ver­set­zung, dann gleich­wohl dar­auf­hin zu über­prüfen, ob es denn tatsächlich an­ge­sichts der kon­kre­ten Verhält­nis­se an dem in Re­de ste­hen­den Flug­ha­fen be­trieb­lich er­for­der­lich ist, die Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung in die­sem Ein­zel­fall auch um­zu­set­zen – wie es von ein­zel­nen Kam­mern des Ar­beits­ge­richts Düssel­dorf ver­tre­ten und im Er­geb­nis ver­neint wur­de.
 


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Raum für ei­ne In­ter­es­sen­abwägung ist von da­her in ei­nem Fall, wie dem vor­lie­gen­den, nur noch dort, wo in dem von der Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dung ge­zo­ge­nen Rah­men Wahlmöglich­kei­ten bzw. Ent­schei­dungs­spielräume ver­blie­ben sind, wo­bei bei ei­ner Be­triebsände­rung und ei­ner kol­lek­ti­ven Be­trof­fen­heit ei­ner Viel­zahl von Ar­beit­neh­mern zu be­ach­ten ist, dass ein Aus­gleich der wi­der­strei­ten­den In­ter­es­sen, wie vor­lie­gend, auf kol­lek­tiv­recht­li­cher Ebe­ne be­reits Ge­gen­stand ei­nes In­ter­es­sen­aus­gleichs und So­zi­al­pla­nes ge­we­sen ist.

Da­bei kann hier da­hin­ste­hen, wie zu ent­schei­den ist, wenn ein In­ter­es­sen­aus­gleich – wie vor­lie­gend – zwar Aus­nah­me­re­ge­lun­gen in Härtefällen vor­sieht, nach de­ren Vor­aus­set­zun­gen dafür je­doch nur ein klei­ner, eng um­grenz­ter Per­so­nen­kreis in Be­tracht kommt – wie hier et­wa nur für den Fall der Be­treu­ung pfle­ge­bedürf­ti­ger Kin­der oder Part­ner im Haus­halt und dies auch nur bei sol­chen Per­so­nen, die – weil al­lein­er­zie­hend oder al­lein­ver­die­nend ( wie durch die Pfle­ge­bedürf­tig­keit des (Ehe-)Part­ners in­di­ziert ist) auf ih­ren Ar­beits­platz und das bis­he­ri­ge Ge­halt an­ge­wie­sen sind.
Ob ge­richt­li­cher­seits über die Fest­le­gun­gen der Be­triebs­part­ner in ei­nem In­ter­es­sen­aus­gleich hin­aus­ge­hend we­gen ei­ner in­di­vi­du­el­len Berück­sich­ti­gung ver­gleich­ba­rer be­son­de­rer In­ter­es­sen­la­gen beim Ar­beit­neh­mer wei­te­re Aus­nah­men ge­macht, al­so zusätz­li­che Härtefälle an­er­kannt wer­den können, braucht hier nicht ent­schie­den zu wer­den. Aus den Dar­le­gun­gen der Kläge­rin zu dem be­son­de­ren Pfle­ge- und Be­treu­ungs­be­darf für ih­re Dril­lin­ge er­gibt sich nämlich schon nicht, in­wie­fern die­ser – trotz nun­mehr evtl. länge­rer Ab­we­sen­heits­zei­ten vom Wohn­ort – nicht gleich­wohl – wie bis­her auch – mit Hil­fe Drit­ter or­ga­ni­sier-bar wäre und schließlich auch in der Zeit, in der sie be­reits ein­mal für länge­re Zeit in Düssel­dorf ein­ge­setzt war, or­ga­ni­sier­bar ge­we­sen ist.

dd) So­weit es um die kläger­seits gerügte Nich­t­er­kenn­bar­keit der Nach­hal­tig­keit und Dau­er­haf­tig­keit der hier streit­ge­genständ­li­chen Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung geht, ist zu be­ach­ten, dass ent­spre­chen­der Vor­trag des Ar­beit­ge­bers kein Selbst­zweck ist, son­dern dem Er­for­der­nis der Miss­brauchs­kon­trol­le dient, d. h. der Prüfung, ob die be­haup­te­te or­ga­ni­sa­to­ri­sche Maßnah­me, wel­che An­lass für die per­so­nel­le Maßnah­me war, of­fen­bar un­sach­lich, un­vernünf­tig oder willkür-
 


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lich er­folg­te. Ver­mie­den wer­den soll, dass die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung le­dig­lich als Vor­wand be­nutzt wird, ob­wohl bei un­veränder­tem Beschäfti­gungs­be­darf und un­veränder­ter Beschäfti­gungsmöglich­keit le­dig­lich die Ver­trags­in­hal­te als zu be­las­tend an­ge­se­hen wer­den (Hes­si­sches LAG vom 28.03.2011 – 17 Sa 1034/10 – S. 24 m.w.N.).

Da schwan­ken­der Be­darf an ei­nem Flug­ein­satz ab ei­nem be­stimm­ten Ein­satz­ort auf­grund Markt­ge­sche­hens oder Ein­satz­pla­nung nach der ver­trag­li­chen Ri­si­ko­ver­tei­lung zur Ri­si­ko­sphäre der den Flug­be­trieb un­ter­hal­te­nen, pla­nen­den und or­ga­ni­sie­ren­den Be­klag­ten gehört, ist hier im Rah­men ei­ner Miss­brauchs­kon­trol­le ins­be­son­de­re zu fra­gen, ob es vor­lie­gend um ei­nen sol­chen Fall der Ri­si­ko­abwälzung geht, d. h. dar­um, dass die Be­klag­te ei­nen dem je­wei­li­gen Be­darf an­ge­pass­te kon­gru­en­te Stand­ort­fest­le­gung hat vor­neh­men wol­len, oder ob es um ei­ne Ent­schei­dung geht, die hin­sicht­lich ih­rer Nach­hal­tig­keit und Dau­er­haf­tig­keit über ei­ne bloße Re­ak­ti­on auf Markt­schwan­kun­gen oder Ab­wei­chun­gen auf­grund Verände­run­gen des Flug­pla­nes als sol­chem hin­aus­geht.
Zu un­ter­schei­den ist hier mit­hin, ob es um ei­ne grundsätz­li­che Ent­schei­dung struk­tu­rel­ler und or­ga­ni­sa­to­ri­scher Art geht, die der bis­he­ri­gen Wahr­neh­mung der Auf­ga­ben im Flug­be­trieb ein „neu­es Ge­sicht“ ge­ben, d. h. ih­re Ab­lauf­or­ga­ni­sa­ti­on um­ge­stal­ten, oder ob die Ent­schei­dung auf ei­ne bloße „De­gra­die­rung“ des Flug­per­so­nals zu Mit­ar­bei­tern mit ei­ner Art „Ein­satz­wech­seltätig­keit“ hin­ausläuft, bei de­nen sich ei­ne Ver­set­zung als bloße Re­ak­ti­on auf Markt­schwan­kun­gen oder Ab­wei­chun­gen auf­grund Ände­run­gen des Flug­pla­nes dar­stellt.
Letz­te­res ist hier zu ver­nei­nen – und zwar auch oh­ne dass die Be­klag­te ge­hal­ten ge­we­sen wäre, den kos­tenmäßigen Nut­zen ih­rer „Um­struk­tu­rie­rungs­ent­schei­dung“ kon­kret dar­zu­le­gen und nach­zu­wei­sen bzw. sonst mit den von ihr an­ge­stell­ten Zweckmäßig­keitsüber­le­gun­gen zu recht­fer­ti­gen. An­ge­sichts der Tat­sa­che, dass die Be­klag­te in der Ver­gan­gen­heit selbst bei länge­ren Zeiträum­en ei­ner an sich wirt­schaft­lich – we­gen der dort gar nicht mehr sta­tio­nier­ten Flug­zeu­ge und nicht mehr statt­fin­den­den Flug­umläufe – un­sin­ni­gen Bei­be­hal­tung ein­zel­ner Sta­tio­nie­rungs­or­te nicht als­bald re­agiert und auch nicht in­so­weit fall­wei­se Um­sta­tio­nie­rungs­maßnah­men vor­ge­nom­men hat, son­dern sich erst
 


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jetzt – in ei­ner ein­heit­li­chen „gebündel­ten“ Maßnah­me zu ei­ner Kon­zen­tra­ti­on auf zwei ver­blei­ben­de Sta­tio­nie­rungs­or­te ent­schie­den hat, ist be­reits in­di­ziert, dass es ihr wohl kaum um ei­nen oder meh­re­re ein­zel­ne Flughäfen als Sta­tio­nie­rungs­ort ge­hen kann, bei de­nen der Ein­satz der dort sta­tio­nier­ten Flug­be­glei­ter – fall­wei­se ver­an­lasst – den je­wei­li­gen Ge­ge­ben­hei­ten zu ih­ren Guns­ten zeit­nah „an­ge­passt“ wer­den soll. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass es im Jahr 2004 schon ein­mal ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dung – das 4-Ba­se-Kon­zept – ge­ge­ben hat. Ge­ra­de der Um­stand, dass die­se nun schon mehr als sechs Jah­re zurück­liegt, zeugt von ei­ner ge­wis­sen Kon­stanz in den Pla­nun­gen der Be­klag­ten, wel­che – auf­grund des Rück­kehr­rechts der da­von Be­trof­fe­nen im Jah­re 2006 – letzt­lich noch nicht ein­mal „auf de­ren Rücken“ aus­ge­tra­gen wur­den. Von ei­ner Ri­si­ko­abwälzung auf die Ar­beit­neh­mer auf­grund fall­wei­se be­ding­ter ständi­ger Um­pla­nun­gen kann in­so­fern kei­nes­falls die Re­de sein.
Hin­zu kommt, dass die hier in Re­de ste­hen­de Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung von an­der­wei­ti­gen flan­kie­ren­den Maßnah­men be­glei­tet wird – wie ei­ner Ver­le­gung des Sit­zes, der Tech­nik, der Ver­wal­tung, der Stand­ort­or­ga­ni­sa­ti­on für die Flug­zeu­ge, der Ent­las­sung von Bo­den­per­so­nal bzw. der Kündi­gung von Räum­lich­kei­ten – und zu­dem auch in­ter­es­sen­aus­gleichs- und so­zi­al­plan­pflich­tig ist, was bei fle­xi­blen Ein­zel­maßnah­men im Rah­men ei­ner Be­darfs­an­pas­sung so wohl kaum der Fall wäre. Aus­weis­lich der Präam­bel des In­ter­es­sen­aus­glei­ches geht es vor­lie­gend um die Verände­run­gen in der Flot­ten- und Sta­tio­nie­rungs­struk­tur. Ei­ne Zen­tra­li­sie­rung, wie hier auf nur noch zwei Sta­tio­nie­rungs­or­te im Ver­gleich zu den früher (de­zen­tral) be­ste­hen­den zehn Sta­tio­nie­rungs­or­ten, be­inhal­tet in der Tat ei­ne struk­tu­rel­le Ent­schei­dung und geht da­mit über ei­ne bloße Re­ak­ti­on auf Markt­schwan­kun­gen oder Ab­wei­chun­gen auf­grund Verände­run­gen des Flug­pla­nes als sol­chem hin­aus.
Wie­so es an­ge­sichts der hier ge­ge­be­nen Umstände wei­te­rer Dar­le­gun­gen zur Nach­hal­tig­keit der vor­lie­gend in Re­de ste­hen­den Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung zum Zweck der Miss­brauchs­kon­trol­le bedürfen soll­te und in­wie­fern die Be­klag­te in­so­weit ins­be­son­de­re ih­re Be­haup­tung der Ein­spa­run­gen und Be­triebs­wirt­schaft­lich­keit die­ser Maßnah­me zu be­le­gen hätte, wie die Kläge­rin ge­for­dert hat, er­sch­ließt sich nicht. Der­ar­ti­ge An­ga­ben, wie sie die Kläge­rin ge­for­dert hat, ha­ben al­len­falls et­was mit ei­ner Zweckmäßig­keits­kon­trol­le im Hin­blick auf die
 


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hier in Re­de ste­hen­de Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung zu tun, nämlich in dem Sin­ne, dass die Be­klag­te die wirt­schaft­li­chen Vor­tei­le die­ser Maßnah­me vor der Kläge­rin und dem Ge­richt recht­fer­ti­gen soll - was so in­des nicht ver­langt wer­den kann. Ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se der Be­klag­ten, ei­ne von ihr ge­trof­fe­ne Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung tatsächlich auch um­set­zen zu können, ist im Fal­le der Be­klag­ten wie bei je­dem an­de­ren Un­ter­neh­men – jen­seits der Fälle of­fen­sicht­li­cher Willkür und Un­sach­lich­keit – un­ge­ach­tet da­mit ver­bun­de­ner wirt­schaft­li­cher Vor­tei­le nämlich „per se“ an­zu­er­ken­nen. Auch für die Dau­er­haf­tig­keit der hier in Re­de ste­hen­den Um­struk­tu­rie­rungs­maßnah­me ha­ben der­ar­ti­ge An­ga­ben kei­nen Aus­sa­ge­wert: Ge­ra­de dann, wenn sich die von der Be­klag­ten be­haup­te­ten bzw. von ihr er­war­te­ten Ein­spa­run­gen und die Wirt­schaft­lich­keit der Um­struk­tu­rie­rungs­maßnah­me nicht be­le­gen bzw. nicht bestäti­gen ließen, könn­te man im Rah­men ei­ner Miss­brauchs­kon­trol­le nicht schluss­fol­gern, dass die­se Maßnah­me – die Zen­tra­li­sie­rungs­ent­schei­dung – nur vor­ge­scho­ben sei, um da­mit ei­ne bloße An­pas­sungs­maßnah­me an das der­zei­ti­ge Markt­ge­sche­hen zu ka­schie­ren und Kos­ten­las­ten und Ri­si­ken zum ei­ge­nen Vor­teil auf die da­von be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer ab­zuwälzen. Auch die Bei­be­hal­tung (Nach­hal­tig­keit) der hier in Re­de ste­hen­den Zen­tra­li­sie­rungs­ent­schei­dung wäre bei Nicht­ein­tritt der be­haup­te­ten bzw. er­war­te­ten Ein­spa­run­gen und Nut­zen nicht in Fra­ge ge­stellt, bie­tet sie we­gen ih­rer or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ver­ein­heit­li­chung und Har­mo­ni­sie­rung der Pla­nungs­abläufe doch auch sons­ti­ge Vor­tei­le – je­den­falls ist hier kein vernünf­ti­ger Grund er­sicht­lich, war­um die Be­klag­te selbst bei feh­len­den Ein­spa­run­gen zu ih­rem frühe­ren Kon­zept zurück­keh­ren müss­te bzw. woll­te. Dies gilt natürlich erst recht, wenn sich der be­klag­ten­seits an­ge­nom­me­ne wirt­schaft­li­che Nut­zen als rich­tig er­weist, wie es nach den Be­haup­tun­gen der Be­klag­ten hier auch tatsächlich der Fall ist.

Die theo­re­ti­sche Möglich­keit, dass auf­grund ei­ner neu­en Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung in der Fol­ge­zeit Verände­run­gen im Hin­blick auf den der­zei­ti­gen „Sta­tus quo“, wie er in Um­set­zung der hier in Re­de ste­hen­den Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung ge­schaf­fen wur­de, ein­tre­ten könn­ten, lässt die Ernst­haf­tig­keit der mit ihr ver­folg­ten Ab­sicht zu nach­hal­ti­ger, nicht nur vorüber­ge­hen­den Um­struk­tu­rie­rung nicht ent­fal­len. Der Um­stand, dass (ein­mal) ei­ne Um­struk­tu­rie­rung statt­ge-

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fun­den hat, hin­dert den Ar­beit­ge­ber grundsätz­lich nicht, sich zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt zu neu­er­li­chen Um­struk­tu­rie­rungs­maßnah­men zu ent­schließen. Auch schützt die­ser Um­stand nicht da­vor, dass der Be­trieb in der Fol­ge­zeit ganz oder teil­wei­se ein­ge­schränkt bzw. still­ge­legt wird. Um­ge­kehrt muss ei­ne Um­struk­tu­rie­rungs­maßnah­me auf­grund ent­spre­chen­der Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung auch bzw. selbst dann vom Ver­dacht rechts­miss­bräuch­li­cher Aus­nut­zung der un­ter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dungs­frei­heit be­freit sein, wenn der Ar­beit­ge­ber bei ih­rer Vor­nah­me die theo­re­ti­sche Möglich­keit künf­ti­ger Ände­run­gen im vor­her ge­nann­ten Sin­ne nicht aus­sch­ließen kann.
Im Übri­gen müssen die von der Ver­set­zung be­trof­fe­nen Flug­be­glei­ter bis zum 31.03.2015 ei­nen Weg­fall der Sta­tio­nie­rungs­or­te Düssel­dorf und Ham­burg hier oh­ne­dies an­ge­sichts der in I. 3. des Beschäfti­gungs­si­che­rungs- und So­zi­al­plan­tarif­ver­tra­ges ge­ge­be­nen Zu­sa­ge zum Er­halt der Sta­tio­nen Düssel­dorf und Ham­burg nicht befürch­ten. Be­reits die­se Zu­sa­ge steht auch ei­ner mögli­chen Befürch­tung ent­ge­gen, die Be­klag­te könn­te be­ab­sich­ti­gen, „auf dem Rücken“ des Ka­bi­nen­per­so­nals in der Fol­ge­zeit un­ter­neh­me­risch bezüglich der Ein­satz­or­te „her­um zu ex­pe­ri­men­tie­ren“. Im Übri­gen müss­te sich je­de neu­er­li­che Ver­set­zung der jetzt be­trof­fe­nen Flug­be­glei­ter nicht nur an die­ser Zu­sa­ge und ih­rem Selbst­bin­dungs­wert mes­sen las­sen, son­dern wäre ih­rer­seits wie­der ei­ner Prüfung am Maßstab des § 106 Ge­wO zu un­ter­zie­hen, in der die jetzt er­folg­te Ver­set­zung zu­guns­ten der da­von Be­trof­fe­nen ei­ne maßgeb­li­che Rol­le spie­len könn­te – was die hier in Re­de ste­hen­de Per­so­nal­maßnah­me ganz er­heb­lich von ei­ner Kündi­gung un­ter­schei­det, die, hätte sie erst ein­mal ge­grif­fen, selbst in dem Fall, dass der Kündi­gungs­grund tatsächlich nur vor­ge­scho­ben ge­we­sen war, nie wie­der ei­ne Rol­le spie­len würde.

2. Nicht durch­zu­drin­gen ver­moch­te die Kläge­rin schließlich mit ih­rer Rüge, dass die Zu­stim­mungs­fik­ti­on gemäß § 99 Abs. 3 S. 2 Be­trVG nicht ein­ge­tre­ten sei, weil die PV-Ka­bi­ne nicht ord­nungs­gemäß nach § 117 Be­trVG i.V.m. § 99 Be­trVG an­gehört wor­den sei.

a) So­weit es um das erst­in­stanz­lich be­reits vor­ge­brach­te Ar­gu­ment geht, bei der „Ver­pflich­tung“ der PV-Ka­bi­ne in Ziff. 3 g des In­ter­es­sen­aus­gleichs han-



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de­le es sich um ei­ne un­zulässi­ge Vor­ver­le­gung der be­trieb­li­chen Mit­be­stim­mung bzw. um ei­ne „Vor­rats­zu­stim­mung“, wird zur Ver­mei­dung überflüssi­ger Wie­der­ho­lun­gen gemäß § 69 Abs. 2 ArbGG auf die zu­tref­fen­den Ausführun­gen in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil Be­zug ge­nom­men. Dass nun­mehr über die Auf­recht­er­hal­tung der ursprüng­li­chen Ar­gu­men­ta­ti­on hin­aus­ge­hend das Zu­stim­mungs­er­su­chen der Be­klag­ten an die PV mit Schrei­ben vom 23.03.2011 hat be­strit­ten wer­den sol­len – ab­wei­chend vom un­strei­ti­gen Teil des erst­in­stanz­li­chen Tat­be­stan­des und ent­ge­gen den Re­ge­lun­gen in §§ 314, 320 ZPO – er­gibt sich aus dem Vor­brin­gen in der Be­ru­fungs­be­gründung nicht und lässt sich auch aus der For­mu­lie­rung „Die Be­klag­te will sich of­fen­sicht­lich nicht die Mühe ma­chen, die zu­stim­mungs­pflich­ti­ge PV zu je­der ein­zel­nen Ver­set­zung um Zu­stim­mung zu bit­ten“ nicht ent­neh­men. Von da­her kann der ei­ne „Vor­rats­zu­stim­mung“ ver­nei­nen­den Ar­gu­men­ta­ti­on des Ar­beits­ge­richts in vol­lem Um­fang bei­ge­pflich­tet wer­den.


b) So­weit die Kläge­rin im Rah­men ih­rer Be­schwer­de­be­gründung ei­ne un­zu­tref­fen­de bzw. feh­len­de In­for­ma­ti­on ge­genüber der PV be­haup­tet hat, sind ih­re dies­bezügli­chen Be­haup­tun­gen in wei­ten Tei­len nicht nach­voll­zieh­bar bzw. von ei­ner un­zu­tref­fen­den Auf­fas­sung bezüglich des­sen, was Ge­gen­stand der Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung und des In­ter­es­sen­aus­gleichs war, ge­prägt. Wie be­reits dar­ge­legt, ging es bei der Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung, wie sie in dem In­ter­es­sen­aus­gleich ih­ren Nie­der­schlag ge­fun­den hat, um die Um­sta­tio­nie­rung der bis­lang in Köln, Dort­mund, Müns­ter-Os­nabrück, Han­no­ver, München, Nürn­berg, Pa­der­born, Stutt­gart und Ber­lin sta­tio­nier­ten Mit­ar­bei­ter nach Düssel­dorf oder Ham­burg. Dass die­se Um­sta­tio­nie­rungs­ent­schei­dung und die da­mit ver­bun­de­nen Ände­run­gen der Ein­satz- und Um­lauf­or­ga­ni­sa­ti­on bezüglich der be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter auf­ge­ge­ben wor­den sei, hat die Kläge­rin selbst nicht be­haup­tet.

So­weit es um die (Um-)Or­ga­ni­sa­ti­on des Flug­be­trie­bes bezüglich der Um­lauf­ket­ten geht und dies­bezüglich ein­zel­ne nach wie vor von und nach Ber­lin bzw. von und nach Nürn­berg und München statt­fin­den­de Umläufe ge­nannt wer­den, ist nicht er­sicht­lich, wie­so hier ei­ne ekla­tan­te Ab­wei­chung zu den Fest­le­gun­gen im In­ter­es­sen­aus­gleich vor­lie­gen soll. In die­sem fin­det sich zu ei­ner Um­or­ga­ni-

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sa­ti­on des Flug­be­trie­bes bezüglich der Umläufe bzw. der Um­lauf­ket­ten nichts. Im Übri­gen tan­giert die vorüber­ge­hen­de Bei­be­hal­tung ei­ni­ger we­ni­ger Umläufe außer­halb von Düssel­dorf und Ham­burg nicht die hier in Re­de ste­hen­de Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung, wie sie im In­ter­es­sen­aus­gleich nie­der­ge­legt ist, ist die­se da­mit doch we­der auf­ge­ge­ben, noch auf­ge­ho­ben, noch mo­di­fi­ziert wor­den. Die dort nie­der­ge­leg­te Um­sta­tio­nie­rung der Mit­ar­bei­ter ist un­ge­ach­tet der Bei­be­hal­tung ei­nes Bruch­teils der bis­he­ri­gen Umläufe außer­halb von Düssel­dorf und Ham­burg wie be­ab­sich­tigt voll­zo­gen wor­den, wes­halb nicht er­sicht­lich ist, wel­che Re­le­vanz – zu­mal für Mit­ar­bei­ter, die vor­mals von ganz an­de­ren Ein­satz­or­ten aus beschäftigt wur­den – die feh­len­de hun­dert­pro­zen­ti­ge Kon­gru­enz von Sta­tio­nie­rungs­or­ten der Flug­be­glei­ter und die der flug­planmäßigen Umläufe der Flug­zeu­ge für ei­ne Un­ter­rich­tung der PV und de­ren Ent­schei­dung im Rah­men der je­wei­li­gen Un­ter­rich­tung bei den je­wei­li­gen Ein­zel­maßnah­men ha­ben soll­te, ganz ab­ge­se­hen da­von, dass nach den Be­haup­tun­gen der Be­klag­ten der PV die­se Restum­lauf­ak­ti­vitäten be­kannt wa­ren.

Nach al­le­dem konn­te den Kla­ge­anträgen und der Be­ru­fung der Kläge­rin kein Er­folg be­schie­den sein.

II. Die Kos­tent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.

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RECH­TSMIT­TEL­BE­LEH­RUNG


Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der kla­gen­den Par­tei

R E V I S I O N

ein­ge­legt wer­den.

Für die be­klag­te Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt
Hu­go-Preuß-Platz 1
99084 Er­furt
Fax: 0361-2636 2000

ein­ge­legt wer­den.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte,
2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Num­mer 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Ei­ne Par­tei, die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten.

* ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

Dr. Stol­ten­berg 

Hoff­mann 

No­wa­cki

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