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ARBEITSRECHT AKTUELL // 08/129

Nach ta­ge­lan­gem War­ten auf dem Flug­ha­fen in Bang­kok Är­ger mit dem Ar­beit­ge­ber?

Ur­lau­bern dro­hen nach ver­spä­te­ter Rück­kehr aus Thai­land ar­beits­recht­li­che Nach­tei­le: An­tei­li­ge Ge­halts­kür­zun­gen oder so­gar Ab­mah­nun­gen sind mög­lich
Lan­ges War­ten auf den Rück­flug kann den Ur­laub ver­mie­sen

05.12.2008. Ar­beit­neh­mer, die we­gen der Flug­ha­fen­blo­cka­de in Bang­kok ver­spä­tet aus dem Ur­laub von Thai­land nach Deutsch­land zu­rück­keh­ren, müs­sen sich auf ar­beits­recht­li­che Nach­tei­le ein­stel­len, falls es auf­grund der ver­spä­te­ten Heim­kehr zu Ar­beits­aus­fäl­len ge­kom­men ist.

Das be­trifft zu­nächst die Ver­gü­tung für aus­ge­fal­le­ne Ar­beits­ta­ge: Wer zum Bei­spiel erst am 05.12.2008 (Frei­tag) statt wie ge­plant zu Wo­chen­be­ginn am 01.12.2008 (Mon­tag) bei der Ar­beit in Deutsch­land er­scheint, kann für die aus­ge­fal­le­nen vier Ar­beits­ta­ge kei­ne Ver­gü­tung ver­lan­gen, d.h. der Ar­beit­ge­ber ist we­gen die­ser Aus­fall­ta­ge zu ei­ner an­tei­li­gen Lohn­kür­zung be­rech­tigt. Dies folgt aus dem Prin­zip „Oh­ne Ar­beit kein Lohn“ (nä­he­re In­for­ma­tio­nen hier­zu fin­den Sie in Hand­buch Ar­beits­recht: Ver­gü­tung bei Ar­beits­aus­fall).

Nach die­sem Grund­satz ist im All­ge­mei­nen kein Lohn für Zei­ten zu zah­len, an de­nen ent­ge­gen den ar­beits­ver­trag­lich ver­ein­bar­ten oder vom Ar­beit­ge­ber zu­läs­sig fest­ge­setz­ten Ar­beits­zei­ten nicht ge­ar­bei­tet wur­de - es sei denn, es liegt ein an­er­kann­ter Aus­nah­me­fall wie bei­spiels­wei­se ei­ne krank­heits­be­ding­te Ar­beits­un­fä­hig­keit oder ein ge­neh­mig­ter Ur­laub vor. An­ders als im Fall von Krank­heit oder Ur­laub wird der Ar­beits­aus­fall in den Fäl­len des sog. „We­ge­ri­si­kos“ da­durch ver­ur­sacht, dass der Ar­beits­neh­mer nicht oder nicht recht­zei­tig zur Ar­beit kommt, weil er auf dem Weg zur Ar­beit - auch oh­ne sein Ver­schul­den - be­hin­dert wur­de, et­wa durch Schnee, star­ken Re­gen oder aus an­de­ren Grün­den.

Da der Ar­beit­neh­mer das We­ge­ri­si­ko trägt, muss er für die fi­nan­zi­el­len Fol­gen ei­nes we­ge­be­ding­ten Ar­beits­aus­falls ein­ste­hen, d.h. der Ar­beit­ge­ber braucht für aus­ge­fal­le­ne Ar­beits­ta­ge kei­nen Lohn zu zah­len.

Dies führt zu der Fra­ge, ob Flug­ge­sell­schaf­ten oder Rei­se­un­ter­neh­men, die die Ur­lau­ber recht­zei­tig nach Hau­se hät­ten brin­gen müs­sen, auf­grund ih­rer ge­gen­über den Ur­lau­bern be­ste­hen­den Ver­trags­pflich­ten zum Er­satz des Lohn­aus­falls ver­pflich­tet sind. Ein sol­cher Re­gress­an­spruch dürf­te al­ler­dings aus­ge­schlos­sen sein, da die blo­cka­de­be­ding­ten Ver­spä­tun­gen au­ßer­halb des Ver­ant­wor­tungs­be­reichs von Flug­ge­sell­schaf­ten und Rei­se­un­ter­neh­men lie­gen, d.h. es lie­gen po­li­ti­sche Un­ru­hen bzw. hö­he­re Ge­walt vor.

Ei­ne an­de­re Fra­ge ist, ob der Ar­beit­ge­ber den ver­spä­tet er­schei­nen­den Ar­beit­neh­mer ab­mah­nen oder gar kün­di­gen kann. Die­se Fra­ge ist in der Re­gel zu ver­nei­nen. Da die Thai­land­ur­lau­ber bei Be­ginn ih­rer Rei­se näm­lich zu­meist nicht da­mit rech­nen muss­ten, dass der ge­plan­te Rück­rei­se­ter­min auf­grund po­li­ti­scher Un­ru­hen in Bang­kok aus­fal­len wird, sind sie von die­sem Pro­blem eben­so über­rascht wie al­le an­de­ren. Für Ab­mah­nun­gen oder gar Kün­di­gun­gen ist dann kein Raum. Zwar setzt ei­ne Ab­mah­nung nach der Recht­spre­chung an­ders als ei­ne ver­hal­tens­be­ding­te Kün­di­gung kein Ver­schul­den des Ab­ge­mahn­ten vor­aus, doch wä­re es ei­ne un­ver­hält­nis­mä­ßi­ge und da­her recht­lich nicht zu­läs­si­ge Re­ak­ti­on, wenn der Ar­beit­ge­ber ei­ne Ver­spä­tung auf­grund der Flug­ha­fen­blo­cka­de zum An­lass für ei­ne Ab­mah­nung neh­men wür­de.

Da den Ar­beit­neh­mer an der ver­spä­te­ten Heim­kehr und dem da­durch be­ding­ten Ar­beits­aus­fall kein Ver­schul­den trifft (er hat all dies we­der vor­sätz­lich noch fahr­läs­sig her­bei­ge­führt), kommt auch ei­ne Haf­tung des Ar­beit­neh­mers auf Scha­dens­er­satz nicht in Be­tracht, wenn es bei­spiels­wei­se auf­grund des Ar­beits­aus­falls zu Um­satz­ein­bu­ßen oder an­de­ren fi­nan­zi­el­len Nach­tei­len für den Ar­beit­ge­ber ge­kom­men sein soll­te.

An­ders ist die Rechts­la­ge, wenn ein Ar­beit­neh­mer ei­nen Kurz­trip nach Bang­kok an­ge­tre­ten hat, nach­dem die Flug­ha­fen­blo­cka­de be­reits be­gon­nen hat­te. Un­ter sol­chen Um­stän­den kann man nicht dar­auf ver­trau­en, dass man wie ge­plant pünkt­lich wie­der nach Deutsch­land zu­rück­flie­gen kann. Hier sind Ab­mah­nun­gen denk­bar. Auch ei­ne Haf­tung auf ar­beits­aus­fall­be­ding­ten Scha­dens­er­satz ist dann nicht von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen zu die­sem Vor­gang fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 24. August 2016

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