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LAG Hamm, Ur­teil vom 16.01.2012, 7 Sa 976/11

   
Schlagworte: Sachprämie, Verwirkung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 7 Sa 976/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 16.01.2012
   
Leitsätze: Einzelfallentscheidung zum Erhalt einer Uhr als Sachprämie.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Paderborn, Urteil vom 13.05.2011, 3 Ca 2289/10
   

7 Sa 976/11

3 Ca 2289/10
ArbG Pa­der­born 

 

Verkündet am 16.01.2011:

Net­te­b­rock
als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

In Sa­chen

hat die 7. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Hamm
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 18.11.2011
durch den Vi­ze­präsi­den­ten des Lan­des­ar­beits­ge­richts Dr. Schra­de
so­wie die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Hun­ke und den eh­ren­amt­li­che Rich­ter Göers­mei­er

für Recht er­kannt:

Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Pa­der­born vom 13.05.2011 teil­wei­se ab­geändert. Die Be­klag­te wird des Wei­te­ren ver­ur­teilt, an den Kläger ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex, Mo­dell Sub­ma­ri­ner, her­aus­zu­ge­ben und zu übe­reig­nen.

Von den Kos­ten des Rechts­streits ers­ter In­stanz trägt der Kläger 12 %, die Be­klag­te trägt 88%. Die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens trägt die Be­klag­te.

Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

 

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten, so­weit zweit­in­stanz­lich noch von Be­deu­tung, um die Her­aus­ga­be und Übe­reig­nung ei­ner Uhr.

Die Be­klag­te stellt Dienst­leis­tun­gen im Be­reich des Ge­tränke­ver­triebs zur Verfügung, so auch im Hin­blick auf ein Ge­tränk der Mar­ke „Ef­fect En­er­gie". Sie beschäftig­te den Kläger vom 02.01.2007 bis zum 31.07.2010 als Ge­biets­ver­kaufs­lei­ter für den Be­reich Tank­stel­len auf der Ba­sis ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges vom 03.01.2007, we­gen des­sen wei­te­ren In­halt auf Bl. 49 ff. der Ge­richts­ak­te Be­zug ge­nom­men wird. Zu den Auf­ga­ben des Klägers gehörte es u.a., Kun­den zu be­treu­en, Ak­qui­si­ti­on zu be­trei­ben, die Dis­tri­bu­ti­on auf­zu­bau­en, zu pfle­gen und aus­zu­wei­ten und die Präsenz der Pro­duk­te aus dem Sor­ti­ment der Be­klag­ten in Tank­stel­len zu erhöhen.

2007 führ­te die Be­klag­te ei­nen so ge­nann­ten Ro­lex Con­test durch. Die­ser Wett­be­werb en­de­te zunächst am 01.07.2007. Aus­weis­lich ei­nes Me­mo­ran­dums des Ver­kaufs­di­rek­tors K1 der Be­klag­ten er­reich­ten die Mit­ar­bei­ter des so ge­nann­ten Tank­stel­len­teams, zu dem ne­ben dem Kläger auch der Mit­ar­bei­ter P1 gehörte, das Wett­be­werbs­ziel nicht, son­dern nur zu 76,24 %. Gleich­wohl übe­reig­ne­te die Be­klag­te an den Mit­ar­bei­ter P1 ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex, Mo­dell Sub­ma­ri­ner, mit der Erklärung, die­ser Mit­ar­bei­ter sei mit 448 neu ge­won­ne­nen Dis­tri­bu­ti­ons­punk­ten der Ein­zel­sie­ger. Zu­gleich be­schloss die Geschäfts­lei­tung der Be­klag­ten, den Wett­be­werb zu verlängern, um - wie es ihr Ver­kaufs­di­rek­tor im Me­mo­ran­dum aus­drück­te - „der ge­sam­ten Trup­pe doch noch die Chan­ce auf den Ge­winn von je ei­ner Ro­lex zu ge­ben". Die Be­klag­te verlänger­te zu die­sem Zweck das En­de des Wett­be­werbs auf den 15.08.2007, set­ze als neu­es Ziel fest, dass 3.100 Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te in der Zeit vom 01.05.2007 bis zum 15.08.2007 er­reicht sein müss­ten und führ­te ergänzend aus, dies be­deu­te, nach dem ers­ten of­fi­zi­el­len En­de des Wett­be­werbs am 01.07.2007 mit 1.904 Dis­tri­bu­ti­ons­punk­ten müss­ten nun noch wei­te­re 1.196 Punk­te er­reicht wer­den. Er­ziel­te Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te hiel­ten der Kläger und die sons­ti­gen, dem „Tank­stel­len­team" zu­gehöri­gen Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten mit­tels ei­ner Be­richts­soft­ware fest. Da­zu wa­ren das Ge­bin­de des Ge­tränks, die An­zahl der Stellfläche und der Ver­kaufs­preis ein­zu­tra­gen.

 

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Am En­de des Wett­be­werbs wa­ren 3.100 Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te no­tiert. Im Nach­gang ent­stand zwi­schen den Team­mit­glie­dern und der Be­klag­ten Streit darüber, ob die Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te zu Recht er­langt wor­den wa­ren. Mit elek­tro­ni­scher Nach­richt vom 13.10.2010 wand­te sich der Kläger an den Geschäftsführer der Be­klag­ten und führ­te aus, während des letz­ten „Mee­tings" sei­en zu die­sem The­ma noch wei­te­re An­ga­ben ge­macht wor­den, des­sen Prüfung der Geschäftsführer zu­ge­sagt ha­be. So sei­en 400 Ki­osk-Kun­den per Lis­te ab­ge­ge­ben wor­den, die nicht in die Be­rech­nung der Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te ge­fal­len sei­en, weil es zum da­ma­li­gen Zeit­punkt noch kei­ne ent­spre­chen­de Da­ten­bank ge­ge­ben ha­be. Die Kun­den, die ab­ge­zo­gen wor­den sei­en, könn­ten da­durch auf­ge­fan­gen wer­den.

Der Kläger hat be­haup­tet, aus­ge­lobt wor­den sei nicht nur ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex, son­dern ganz kon­kret ei­ne Uhr die­ser Mar­ke des Mo­dells Sub­ma­ri­ner. So ha­be der Ver­kaufs­di­rek­tor K1 der Be­klag­ten den Team­mit­glie­dern un­mit­tel­bar nach Ab­schluss des Wett­be­werbs da­zu gra­tu­liert, das Ziel und da­mit auch die aus­ge­schrie­be­ne Prämie der Ro­lex Sub­ma­ri­ner er­reicht zu ha­ben. Er hat die Auf­fas­sung geäußert, die Be­klag­te müsse im Rah­men ei­ner se­kundären Dar­le­gungs- und Be­weis­last vor­tra­gen, dass 3.100 Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te nicht er­reicht wor­den sei­en. Er selbst ha­be le­dig­lich Ein­blick in sei­ne ei­ge­nen Ver­trags­un­ter­la­gen, nicht aber in die­je­ni­gen der sons­ti­gen Mit­ar­bei­ter, die sich am Wett­be­werb be­tei­ligt hätten. Soll­te die Be­klag­te nicht in der La­ge sein, ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex, Mo­dell Sub­ma­ri­ner, zu übe­reig­nen, schul­de sie den marktübli­chen Preis in Höhe von 5.840 €.

Der Kläger hat be­an­tragt,

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger 2.420,00 € nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 1. Au­gust 2010 zu zah­len;

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex, Mo­dell Sub­ma­ri­ner, her­aus­zu­ge­ben und zu übe­reig­nen;

3. hilfs­wei­se die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger den Be­trag von 5.840,00 € nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 1. Fe­bru­ar 2008 zu zah­len;

 

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4. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die ge­sam­ten Ver­trags­ab­schlüsse des Teams „Tank­stel­le" in der Zeit vom 1. Ju­li bis zum 15. Au­gust vor­zu­le­gen und die Vollständig­keit ei­des­statt­lich zu ver­si­chern.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hat be­haup­tet, der Kläger und das „Tank­stel­len­team" hätten das vor­ge­ge­be­ne Ziel nicht er­reicht. So ha­be ih­re Mar­ke­ting­ab­tei­lung durch stich­pro­ben­ar­ti­ge Über­prüfun­gen im Herbst 2007 fest­ge­stellt, dass die Mit­glie­der des „Tank­stel­len­teams" Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te no­tiert hätten, ob­wohl die Vor­aus­set­zun­gen da­zu nicht vor­ge­le­gen hätten. Dies er­ge­be sich aus ei­nem Ab­gleich der er­reich­ten Umsätze mit den an­geb­lich er­ziel­ten Dis­tri­bu­ti­ons­punk­ten. An­ge­sichts der ge­rin­gen Um­sat­z­er­fol­ge in den Ge­bie­ten, die das „Tank­stel­len­team" zu be­treu­en ge­habt ha­be, müsse da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die­se Auf­ga­be nicht ord­nungs­gemäß erfüllt wor­den sei. Der Um­satz hätte um ein Viel­fa­ches höher lie­gen müssen. Die Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te sei­en da­her nicht in zulässi­ger Wei­se ge­setzt wor­den. Der elek­tro­ni­schen Nach­richt des Klägers an ih­ren Geschäftsführer vom 13.10.2010 las­se sich ent­neh­men, dass auch der Kläger da­von aus­ge­gan­gen sei, die nöti­ge An­zahl an Dis­tri­bu­ti­ons­punk­ten nicht er­reicht zu ha­ben. An­dern­falls hätte für den Kläger kei­ne Ver­an­las­sung be­stan­den, ei­ne Kom­pen­sa­ti­on feh­len­der Punk­te durch Ki­osk-Kun­den an­zu­re­gen. Ein be­stimm­tes Mo­dell der Mar­ke Ro­lex sei nicht zu­ge­sagt wor­den. Außer­dem sei zu be­strei­ten, dass ein sol­ches Mo­dell den vom Kläger be­haup­te­ten Wert ha­be und über­haupt noch am Markt zu er­hal­ten sei.

Die Be­klag­te hat die Auf­fas­sung geäußert, ein mögli­cher An­spruch des Klägers auf Übe­reig­nung ei­ner Uhr der Mar­ke Ro­lex sei ver­wirkt, weil - so ih­re Be­haup­tung - der Kläger die­sen An­spruch erst kurz vor Ab­lauf der Verjährungs­frist nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses gel­tend ge­macht ha­be. Letzt­lich sei der Kläger dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig dafür, dass die nöti­ge An­zahl an Dis­tri­bu­ti­ons­punk­ten er­reicht wor­den sei. Sie könne auch, so ih­re Be­haup­tung in die­sem Zu­sam­men­hang, kei­ne Ver­trags­ab­schlüsse vor­le­gen, weil schrift­li­che Verträge nicht ab­ge­schlos­sen würden.

 

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Mit Ur­teil vom 13.05.2011, der Be­klag­ten am 18.05.2011 zu­ge­stellt, ver­ur­teil­te das Ar­beits­ge­richt die Be­klag­te zur Zah­lung ei­nes Be­tra­ges in Höhe von 2.420 €, den der Kläger als Prämi­en­zah­lung ein­ge­for­dert hat, und wies die Kla­ge im Übri­gen ab, so­weit es die Her­aus­ga­be und Übe­reig­nung ei­ner Uhr der Mar­ke Ro­lex an­be­langt so­wie die Er­tei­lung von Auskünf­ten über die Ver­kaufs­ab­schlüsse des „Tank­stel­len­teams". Das Vor­brin­gen des Klägers hin­sicht­lich des gel­tend ge­mach­ten An­spruchs auf Übe­reig­nung und Her­aus­ga­be ei­ner Uhr sei nicht schlüssig. Zu ei­nem schlüssi­gen Vor­trag hätte die Dar­le­gung gehört, für wel­che Tätig­kei­ten kon­kret in wel­chem Um­fang Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te zu er­lan­gen ge­we­sen und wel­che neu­en Kun­den ge­won­nen wor­den sei­en.

Da­ge­gen rich­tet sich die am 20.06.2011 ein­ge­gan­ge­ne Be­ru­fung des Klägers, die die­ser un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Sach­vor­trags wie folgt be­gründet: Das Tank­stel­len­team ha­be das Ziel des Wett­be­werbs er­reicht. Es kom­me nicht dar­auf an, ob die Bemühun­gen der Team­mit­glie­der, die zu ei­nem Dis­tri­bu­ti­ons­punkt geführt hätten, auch nach­hal­tig ge­we­sen sei­en. Der ein­zel­ne Außen­dienst­mit­ar­bei­ter ha­be kei­nen Zu­griff auf die Men­gen der Nach­be­stel­lung. Es könne da­her nur dar­auf ab­ge­stellt wer­den, dass es zu ei­ner Auf­nah­me in das Wa­ren­sor­ti­ment kom­me. So­fern die Be­klag­te darüber hin­aus Ein­wen­dun­gen er­he­be, sei sie dafür be­weis­pflich­tig. Die Team­mit­glie­der hätten das Er­rei­chen der Punkt­zahl auf ih­ren „Mee­tings" nach dem Ver­kaufs­wett­be­werb im­mer wie­der an­ge­spro­chen.

Der Kläger be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Pa­der­born vom 25.03.2011 – Az.: 3 Ca 2289/10 – teil­wei­se ab­zuändern und die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex, Mo­dell Sub­ma­ri­ner, her­aus­zu­ge­ben und zu übe­reig­nen, hilfs­wei­se

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger ei­nen Be­trag von 5.840,00 € nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 01.02.2008 zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

 

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Sie ver­tei­digt das ar­beits­ge­richt­li­che Ur­teil. Hat­te sie zunächst noch be­haup­tet, die Ver­ga­be ei­nes Dis­tri­bu­ti­ons­punk­tes set­ze vor­aus, dass der Kun­de den En­er­gy-Drink in das Wa­ren­sor­ti­ment auf­neh­me bzw. das Wa­ren­sor­ti­ment ent­spre­chend er­wei­te­re, al­so min­des­tens ein­mal nach­be­stel­le, hat sie aus­weis­li­che der im Kam­mer­ter­min vom 18.11.2011 ab­ge­ge­be­nen Erklärun­gen klar­ge­stellt, der Kläger und die sons­ti­gen Mit­ar­bei­ter des „Tank­stel­len­teams" hätten zum Er­werb ei­nes Dis­tri­bu­ti­ons­punk­tes dafür sor­gen müssen, dass ein Tank­stel­len­be­trei­ber das Pro­dukt „Ef­fect En­er­gie" in sein Wa­ren­sor­ti­ment auf­nimmt, es mit ei­nem Preis aus­zeich­net und ei­ner ver­kaufsfähi­gen Plat­zie­rung im Ver­kaufs­re­gal zuführt. Im Sep­tem­ber bzw. Ok­to­ber 2007, so ih­re wei­te­re Be­haup­tung, hätte sie ei­ne Kon­trol­le durch­geführt, weil die Ver­kaufs­er­fol­ge ei­gent­lich viel höher hätten aus­fal­len müssen, wenn die zum Er­werb ei­nes Dis­tri­bu­ti­ons­punk­tes not­wen­di­gen Tätig­kei­ten vom Kläger und den sons­ti­gen Mit­ar­bei­tern ord­nungs­gemäß erfüllt wor­den wären.

We­gen des wei­te­ren Sach- und Rechts­vor­trags wird auf die ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen so­wie auf die von den Par­tei­en zu Pro­to­koll der öffent­li­chen Sit­zung vom 18.11.2011 ab­ge­ge­be­nen Erklärun­gen Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

I. Die ge­gen das am 18.05.2011 zu­ge­stell­te Ur­teil am Mon­tag, den 20.06.2011 beim Be­ru­fungs­ge­richt ein­ge­gan­ge­ne und da­mit in­ner­halb der Mo­nats­frist der §§ 519 ZPO, 64 Abs. 6 S. 1 ArbGG, 66 Abs. 1 S. 1 ArbGG er­ho­be­ne so­wie frist­ge­recht be­gründe­te Be­ru­fung des Klägers ist ins­ge­samt zulässig.

II. Die Be­ru­fung ist im Um­fang ih­rer Ein­le­gung auch be­gründet. Dem Kläger steht ge­gen die Be­klag­te ein An­spruch auf Übe­reig­nung und Her­aus­ga­be ei­ner Uhr der Mar­ke Ro­lex, Mo­dell Sub­ma­ri­ner, aus § 611 Abs. 1 BGB in Ver­bin­dung mit dem Ar­beits­ver­trag und der zwi­schen dem Kläger und der Be­klag­ten ge­trof­fe­nen Prämi­en­ver­ein­ba­rung zu.

 

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1. Zwi­schen den Par­tei­en ist ei­ne Ver­ein­ba­rung darüber zu­stan­de ge­kom­men, dass die Be­klag­te sich auf der Ba­sis des be­ste­hen­den Ar­beits­ver­tra­ges ver­pflich­tet, an den Kläger – eben­so wie an die an­de­ren Mit­glie­der des so ge­nann­ten Tank­stel­len­teams – un­ter be­stimm­ten, an den Ar­beits­er­folg der Mit­ar­bei­ter an­knüpfen­den Vor­aus­set­zun­gen ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex, Mo­dell Sub­ma­ri­ner, zu übe­reig­nen. Dies stellt ei­ne ein­zel­ver­trag­li­che Prämi­en­ver­ein­ba­rung dar, die die Be­klag­te für ei­ne aus ih­rer Sicht be­son­ders be­frie­di­gen­de Erfüllung der Ar­beits­ver­pflich­tung ein­ge­gan­gen ist (vgl. Schaub-Vor­gel­sang, Ar­beits­rechts­hand­buch, 14. Aufl. 2011, § 67 Rn 26).

a) Die Be­klag­te hat dem Kläger – eben­so wie den sons­ti­gen Mit­ar­bei­tern des Tank­stel­len­teams – im Sin­ne des § 145 BGB an­ge­tra­gen, als Team in­ner­halb des Zeit­raums vom 01.05.2007 bis zum 31.08.2007 bei Er­rei­chen von 3.100 Dis­tri­bu­ti­ons­punk­ten je ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex zu übe­reig­nen. Dies ist zwi­schen den Par­tei­en nicht zu­letzt vor dem Hin­ter­grund des von der Be­klag­ten vor­ge­leg­ten Me­mo­ran­dums des Ver­triebs­lei­ters König nicht im Streit. Das An­ge­bot der Be­klag­ten be­zieht sich nicht nur auf die Übe­reig­nung ei­ner Uhr der Mar­ke Ro­lex, son­dern kon­kret auf die Übe­reig­nung ei­ner Uhr die­ser Mar­ke des Mo­dells Sub­ma­ri­ner. Der Be­klag­ten ist nicht zu fol­gen, ist sie der Auf­fas­sung, die Übe­reig­nung ei­nes be­stimm­ten Mo­dells der Mar­ke Ro­lex sei nicht zu­ge­sagt wor­den. Der ob­jek­ti­ve Ge­halt der von der Be­klag­ten ab­ge­ge­be­nen und als An­ge­bot zu wer­ten­den Wil­lens­erklärung ist dar­auf ge­rich­tet, dem Kläger so­wie den sons­ti­gen Team­mit­glie­dern das Mo­dell Sub­ma­ri­ner der Mar­ke Ro­lex bei Er­rei­chen des Wett­be­werbs­ziels übe­reig­nen zu wol­len.

Da­bei ist es nicht nötig, die von der Be­klag­ten ab­ge­ge­be­ne Wil­lens­erklärung aus­zu­le­gen. Der Wil­le der Be­klag­ten ist hin­rei­chend klar zu Ta­ge ge­tre­ten. Wil­lens­erklärun­gen und die auf ih­nen be­ru­hen­den Verträge sind nach den §§ 133, 157 BGB so aus­zu­le­gen, wie Treu und Glau­ben dies mit Rück­sicht auf die Ver­kehrs­sit­te er­for­dern. Da­bei ist vor der ei­gent­li­chen Aus­le­gung fest­zu­stel­len, wel­che Erklärun­gen die Par­tei­en ab­ge­ge­ben und wor­auf sie sich verständigt ha­ben. Der Erklärungs­tat­be­stand ist un­ter Berück­sich­ti­gung der Be­gleit­umstände fest­zu­stel­len. Erst dann ist in ei­ne Prüfung ein­zu­tre­ten, ob die ab­ge­ge­be­nen Erklärun­gen der Aus­le­gung bedürfen, weil sie un­vollständig oder lücken­haft sind

 

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(Pa­landt-El­len­ber­ger, BGB, 71. Aufl. 2011, § 133 Rn. 5f). Der hier ge­ge­be­ne Erklärungs­tat­be­stand ist nicht nur vom wört­li­chen In­halt des Me­mo­ran­dums ge­prägt, son­dern auch von wei­te­ren ob­jek­ti­ven Umständen. Da­zu gehört auch, dass dem Mit­ar­bei­ter P1 als Ein­zel­sie­ger nach Ab­schluss des zunächst bis zum 01.07.2007 be­fris­te­ten und in­ner­halb der Frist des dann bis zum 31.08.2007 verlänger­ten Wett­be­werbs ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex Mo­dell Sub­ma­ri­ner übe­reig­net wur­de. Spricht der Ver­kaufs­di­rek­tor König in sei­nem Me­mo­ran­dum, in dem die Re­geln des verlänger­ten Wett­be­werbs fest­ge­legt wor­den sind, da­von, je­des Mit­glied des Tank­stel­len­teams ha­be nun die „Chan­ce auf den Ge­winn von je ei­ner Ro­lex" und be­tont er an an­de­rer Stel­le, der Mit­ar­bei­ter P1 ha­be „sei­ne Ro­lex ja schon si­cher", ist der ob­jek­ti­ve Erklärungs­tat­be­stand des von der Be­klag­ten ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­erklärung der Be­klag­ten der­je­ni­ge, den wei­te­ren Mit­glie­dern des Tank­stel­len­teams eben ei­ne sol­che Ro­lex, wie sie der Mit­ar­bei­ter P1 be­reits er­hal­ten hat, in Aus­sicht stel­len zu wol­len. Dies ist das Mo­dell Sub­ma­ri­ner der Mar­ke Ro­lex und nicht ei­nes der sons­ti­gen Mo­del­le die­ser Mar­ke.

b) Das An­ge­bot der Be­klag­ten hat der Kläger nach § 147 BGB an­ge­nom­men. Wenn die An­nah­me auch nicht aus­drück­lich er­folgt ist, ist dies zu­min­dest still­schwei­gend ge­sche­hen, in­dem sich der Kläger dar­auf ei­ge­las­sen hat, am Wett­be­werb teil­zu­neh­men. Der Zu­gang ei­ner An­nah­me­erklärung des Klägers war nach § 151 BGB ent­behr­lich, weil dies nach der Ver­kehrs­sit­te an­ge­sichts des für den Kläger vor­teil­haf­ten Cha­rak­ters des Geschäfts nicht zu er­war­ten war.

2. Die Vor­aus­set­zun­gen für die Gewährung der Prämie lie­gen vor. Der Kläger hat ge­mein­sam mit sei­nen Team­mit­glie­dern das Wett­be­werbs­ziel er­reicht, in­dem er 3.100 Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te in­ner­halb der bis zum 31.08.2007 verlänger­ten Frist er­reicht hat. Nach­dem sich die Par­tei­en bis zur Haupt­ver­hand­lung vor der Be­ru­fungs­kam­mer darüber un­eins wa­ren, wel­che Vor­aus­set­zun­gen für den Er­werb ei­nes Dis­tri­bu­ti­ons­punk­tes nötig wa­ren, wur­den die­se Vor­aus­set­zun­gen in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung von den nach § 141 ZPO persönlich an­gehörten Par­tei­en an­ge­sichts der wech­sel­sei­tig ab­ge­ge­be­nen Erklärun­gen nicht mehr be­strit­ten. Für die Kam­mer war da­mit nach § 138 Abs. 3 ZPO zu­ge­stan­den und dem­gemäß nicht mehr strei­tig, dass ein Dis­tri­bu­ti­ons­punkt dann no­tiert wer­den konn­te, wenn ein vom Kläger oder sei­nen Kol­le­gen auf­ge­such­ter Tank­stel­len­be­trei­ber das Pro­dukt „Ef­fect

 

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En­er­gie" in das Wa­ren­sor­ti­ment auf­ge­nom­men und es mit ei­nem Preis ver­se­hen hat­te so­wie dafür ge­sorgt wor­den war, dass das Pro­dukt ei­ne ver­kaufsfähi­ge Plat­zie­rung hat­te. Es kam da­mit nicht dar­auf an, ob zu­min­dest noch ei­ne Fol­ge­be­stel­lung durch den Tank­stel­len­be­trei­ber auf­ge­be­ben wur­de oder die Dis­tri­bu­ti­ons­ak­ti­vitäten des Klägers und sei­ner Kol­le­gen zu ei­ner nach­hal­ti­gen Um­satz­stei­ge­rung führen müss­ten.

An­de­res lässt sich auch nicht dem Me­mo­ran­dum des Ver­kaufs­di­rek­tors ent­neh­men. Auch die tatsächlich prak­ti­zier­te Hand­ha­bung des Wett­be­werbs ent­spricht die­ser Ver­ein­ba­rung. So ist zwi­schen den Par­tei­en – von Be­ginn des Kla­ge­ver­fah­rens an – un­strei­tig ge­we­sen, dass der Mit­ar­bei­ter P1 aus dem zunächst bis zum 01.07.2007 lau­fen­den Wett­be­werb als Ein­zel­sie­ger her­vor­ge­gan­gen ist und ei­ne Uhr der Mar­ke Ro­lex Mo­dell Sub­ma­ri­ner übe­reig­net er­hielt. Wäre der Er­halt der Prämie tatsächlich von ei­ner Um­satz­stei­ge­rung oder Nach­hal­tig­keit der Dis­tri­bu­ti­ons­ak­ti­vitäten abhängig ge­we­sen, hätte auch dem Mit­ar­bei­ter P1, der un­ter den­sel­ben Vor­aus­set­zun­gen wie die sons­ti­gen Mit­ar­bei­ter des Tank­stel­len­teams am Wett­be­werb teil­ge­nom­men hat, die Uhr nicht übe­reig­net wer­den müssen. Da an­ge­nom­men wer­den kann, dass sich die Be­klag­te im Verhält­nis zum Mit­ar­bei­ter P1 ver­trags­kon­form ver­hal­ten woll­te, spie­geln sich dar­in die zu­letzt von den Par­tei­en un­strei­tig ge­stell­ten Vor­aus­set­zun­gen für den Er­werb ei­nes Dis­tri­bu­ti­ons­punk­tes wi­der.

Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Kläger in sei­ner elek­tro­ni­schen Nach­richt vom 13.10.2010 an den Geschäftsführer der Be­klag­ten vor­ge­schla­gen hat, die ge­stri­che­nen Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te durch 400 so ge­nann­te Ki­osk-Kun­den zu kom­pen­sie­ren. Für die Kam­mer ge­steht der Kläger da­mit we­der ein, dass die Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te zu Un­recht no­tiert wor­den sei­en, noch macht dies deut­lich, dass doch noch mehr zu er­war­ten war, als für den Er­werb ei­nes Dis­tri­bu­ti­ons­punk­tes be­reits oben aus­geführt wur­de. Der In­halt der Nach­richt ist für die Kam­mer nichts an­de­res als der Ver­such des Klägers, den auf­ge­tre­te­nen Kon­flikt außer­ge­richt­lich ab­zu­wen­den. Dies gilt ähn­lich für den erst­in­stanz­lich gel­tend ge­mach­ten An­spruch des Klägers auf Er­tei­lung ei­ner Aus­kunft im Hin­blick auf sei­ne Ver­kaufs­ab­schlüsse. Zu Recht weist die Be­klag­te dar­auf hin, dass der Kläger un­ter Berück­sich­ti­gung des von ihm vor­ge­tra­ge­nen Verständ­nis­ses zu den Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen die Prämie zu gewähren war, ei­ne sol­che Aus­kunft nicht benötigt hätte. Doch ist die

 

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Kam­mer da­von aus­ge­gan­gen, dass der Kläger an­ge­sichts der von der Be­klag­ten vor­ge­brach­ten Ver­tei­di­gungs­mit­tel die­sen An­spruch aus an­walt­li­cher Vor­sor­ge ver­folgt hat, oh­ne dies aus­rei­chend kennt­lich zu ma­chen.

3. Die Be­klag­te kann nicht mit Er­folg ein­wen­den, der Kläger und die sons­ti­gen Mit­ar­bei­ter des Tank­stel­len­teams hätten Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te zu Un­recht no­tiert. Das Vor­brin­gen der für die­sen güns­ti­gen Ein­wand nach all­ge­mei­nen Grundsätzen dar­le­gungs- und be­weis­pflich­ti­gen Be­klag­ten (vgl. LAG Rhein­land-Pfalz 12.07.2007 – 4 Sa 926/06, ju­ris) ist so­wohl un­er­heb­lich als auch un­sub­stan­ti­iert. Zwi­schen den Par­tei­en war un­strei­tig, dass der Kläger und die sons­ti­gen Mit­ar­bei­ter, die dem Tank­stel­len­team zu­gehörig wa­ren, die Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te über ei­ne Be­richts­soft­ware zu no­tie­ren hat­ten, so­bald die Vor­aus­set­zun­gen für die Ver­ga­be ei­nes sol­chen Punk­tes vor­la­gen. Die Be­klag­te wen­det in die­sem Zu­sam­men­hang ein, die Um­sat­zerlöse hätten um ein Viel­fa­ches höher sein müssen, wenn die ein­ge­tra­ge­nen Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te zu Recht er­zielt wor­den wären. Dies ist kein für den Kläger ein­las­sungsfähi­ger Sach­vor­trag. Be­reits oben wur­de aus­geführt, dass ei­ne Um­satz­stei­ge­rung oder ei­ne – wie auch im­mer ge­la­ger­te – Nach­hal­tig­keit der Dis­tri­bu­ti­ons­ak­ti­vitäten nicht zu den ver­ein­bar­ten Vor­aus­set­zun­gen für den Er­halt der Prämie gehörte. Wenn die Be­klag­te nun aus nicht ein­ge­tre­te­nen Um­satz­er­war­tun­gen dar­auf schließen will, dass sich ih­re Mit­ar­bei­ter zu Un­recht Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te no­tiert ha­ben, ist dies oh­ne kon­kre­ti­sie­ren­de An­ga­ben nicht aus­sa­ge­kräftig. Das Vor­brin­gen ist aber auch un­er­heb­lich. Al­lei­ne feh­len­de Umsätze be­sa­gen nichts im Hin­blick auf die Ord­nungs­gemäßheit des Dis­tri­bu­ti­ons­ver­hal­tens der Mit­glie­der des Tank­stel­len­teams. Sie können eben­so auf ei­ner Fehl­einschätzung des Mark­tes oder auf sons­ti­ge Umstände zurück­zuführen sein. Wei­te­re Gründe, die auf ein feh­ler­haf­tes No­tie­ren der Dis­tri­bu­ti­ons­punk­te schließen las­sen könn­ten, hat die Be­klag­te nicht vor­ge­tra­gen, ins­be­son­de­re nicht ei­ne stich­pro­ben­ar­ti­ge Über­prüfung der Ord­nungs­gemäßheit durch Nach­fra­ge bei ih­ren Tank­stel­len­kun­den.

4. Der An­spruch des Klägers auf Übe­reig­nung und Her­aus­ga­be ei­ner Uhr der Mar­ke Ro­lex, Mo­dell Sub­ma­ri­ner, ist nicht ver­wirkt. Die Ver­wir­kung als Son­der­fall un­zulässi­ger Rechts­ausübung dient dem Ver­trau­ens­schutz. Sie ver­folgt nicht den Zweck, den Schuld­ner im­mer dann von sei­ner Ver­pflich­tung zu be­frei­en, wenn der Gläubi­ger sei­ne Rech­te über länge­re Zeit nicht gel­tend ge­macht hat. Vor­aus­set­zung

 

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ist viel­mehr, dass der Be­rech­tig­te durch sei­ne Untätig­keit den Ein­druck her­vor­ge­ru­fen hat, sein Recht nicht mehr wer­de gel­tend ma­chen zu wol­len, so dass der Ver­pflich­te­te sich dar­auf ein­stel­len konn­te, nicht mehr in An­spruch ge­nom­men zu wer­den (BAG 09.12.2010 – 8 AZR 592/08 - AP Nr 393 zu § 613a BGB; 28.05.2002 - 9 AZR 145/01 - EzA § 242 BGB Ver­wir­kung Nr 2, 25.04.2001- 5 AZR 497/99 - AP BGB § 242 Ver­wir­kung Nr. 46; Er­fur­ter Kom­men­tar-Preis, 12. Aufl. 2012, § 611 Rn 471). Die Kam­mer ver­moch­te be­reits un­ter Berück­sich­ti­gung des un­strei­ti­gen Sach­ver­halts nichts zu er­ken­nen, was die nöti­gen Um­stands- und Zeit­mo­men­te hätte be­gründen können, die ei­ne Ver­wir­kung hätten tra­gen können. So er­gibt sich be­reits aus dem In­halt der elek­tro­ni­schen Nach­richt des Klägers an den Geschäftsführer der Be­klag­ten, dass über den Er­halt der Uhr zwi­schen ihm und dem Geschäftsführer noch während des be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses ge­spro­chen wor­den ist. Außer­dem setzt sich die Be­klag­te auch mit zu­min­dest noch ei­nem wei­te­ren Ar­beit­neh­mer ar­beits­ge­richt­lich aus­ein­an­der. War­um un­ter die­sen Umständen bei der Be­klag­ten, die für den für sie güns­ti­gen Ein­wand der Ver­wir­kung die Dar­le­gungs- und Be­weis­last trägt, ein Ver­trau­en ein­tre­ten konn­te, vom Kläger nicht mehr in An­spruch ge­nom­men zu wer­den, er­sch­ließt sich für die Kam­mer nicht. Of­fen blei­ben konn­te vor die­sem Hin­ter­grund die strei­ti­ge Be­haup­tung des Klägers, über das Er­rei­chen der Prämie sei­en während ei­nes je­den Mee­tings Gespräche geführt wor­den.

5. Der An­spruch des Klägers auf Übe­reig­nung ei­ner Uhr der Mar­ke Ro­lex, Mo­dell Sub­ma­ri­ner, ist auch nicht et­wa nach § 275 Abs. 1 BGB aus­ge­schlos­sen, weil sei­ne Erfüllung für die Be­klag­te als Schuld­ne­rin unmöglich ist. Die Be­klag­te hat sich le­dig­lich dar­auf be­schränkt zu be­strei­ten, dass ein sol­ches Mo­dell noch am Markt zu er­hal­ten sei. Sie ist je­doch für den Ein­wand der Unmöglich­keit dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig (vgl. LAG Schles­wig-Hol­stein 13.03.2009 – 6 Ta 39/09; LAG Düssel­dorf 08.10.1998 - 7 Ta 313/98 -; LAG Schles­wig-Hol­stein 11.12.2003 - 2 Ta 257/03, sämt­lich ju­ris). Das bloße Be­strei­ten er­setzt den nöti­gen Sach­vor­trag zur Unmöglich­keit der An­spruch­serfüllung nicht.

III. Der Be­klag­ten wa­ren die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens nach § 91 ZPO auf­zu­er­le­gen. Die Kos­ten des ar­beits­ge­richt­li­chen Ver­fah­rens tra­gen die

 

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Par­tei­en ent­spre­chend ih­rem Verhält­nis von Ob­sie­gen und Ver­lie­ren an­tei­lig, § 92 Abs. 1 ZPO.

Gründe für die Zu­las­sung der Re­vi­si­on im Sin­ne des § 72 Abs. 2 ArbGG sind nicht ge­ge­ben. Kei­ne der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Rechts­fra­gen hat grundsätz­li­che Be­deu­tung. Die Rechts­fra­gen berühren auch nicht we­gen ih­rer tatsächli­chen Aus­wir­kun­gen die In­ter­es­sen der All­ge­mein­heit oder ei­nes größeren Teils der All­ge­mein­heit. Fer­ner la­gen kei­ne Gründe vor, die die Zu­las­sung we­gen ei­ner Ab­wei­chung von der Recht­spre­chung ei­nes der in § 72 Abs. 2 Nr. 2 ArbGG an­ge­spro­che­nen Ge­rich­te recht­fer­ti­gen würde.

RECH­TSMIT­TEL­BE­LEH­RUNG

Ge­gen die­ses Ur­teil ist ein Rechts­mit­tel nicht ge­ge­ben.
We­gen der Möglich­keit der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de wird auf § 72a ArbGG ver­wie­sen.

 

Dr. Schra­de 

Hun­ke 

Göers­mei­er
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