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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/149

Com­pu­ter des Be­triebs­rats: Über Da­ten­schutz ent­schei­det der Be­triebs­rat

Über die Ein­rich­tung sei­nes Com­pu­ters und über die Ver­wen­dung von Be­nut­zer­kon­ten be­stimmt der Be­triebs­rat al­lein.: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Be­schluss vom 04.03.2011, 10 TaBV 1984/10
Steckverbindung an PC-Rückwand Be­triebs­rä­te ans Netz: Aber wie?

03.08.2011. Der Ar­beit­ge­ber muss dem Be­triebs­rat ge­mäß § 40 Abs.2 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (Be­trVG) "im er­for­der­li­chen Um­fang" In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik zur Ver­fü­gung stel­len.

Der Be­triebs­rat ent­schei­det selbst dar­über, was er be­nö­tigt, muss da­bei aber auch die fi­nan­zi­el­len In­ter­es­sen des Ar­beit­ge­bers und das all­ge­mei­ne Aus­stat­tungs­ni­veau des Be­triebs be­rück­sich­ti­gen. Ei­nen Com­pu­ter nebst In­ter­net­zu­gang kann der Be­triebs­rat im Streit­fall heut­zu­ta­ge oh­ne wei­te­res ge­richt­lich durch­set­zen.

Da der Be­triebs­rat mit sei­nem PC aber - auch - per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten von Ar­beit­neh­mern be­ar­bei­tet, fragt sich, ob der Ar­beit­ge­ber un­ter Be­ru­fung auf das Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz (BDSG) den Zu­gang zum Be­triebs­rats-PC so ein­rich­ten darf (oder gar muss), dass nach­ge­prüft wer­den kann, wel­ches Be­triebs­rats­mit­glied den PC wann und wo­für ge­nutzt hat. Ein Be­schluss des Lan­des­ar­beits­ge­richts (LAG) Ber­lin-Bran­den­burg (vom 04.03.2011, 10 TaBV 1984/10) be­fasst sich mit die­sem Pro­blem.

Der Ar­beit­ge­ber hat­te dem Be­triebs­rat ei­nen PC ge­stellt und so ein­ge­rich­tet, dass sich je­des Be­triebs­rats­mit­glied per­sön­lich an­mel­den muss­te. For­de­run­gen nach ei­nem ein­heit­li­chen Be­nut­zer­na­men für den ge­sam­ten Be­triebs­rat lehn­te er ab. An­ders als zu­vor das Ar­beits­ge­richt Ber­lin (Be­schluss vom 27.07.2010, 34 BV 22183/09) gab das LAG dem Be­triebs­rat im ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren recht, weil es ein grund­le­gen­des Prin­zip des Be­trVG ist, dass der Be­triebs­rat sei­ne An­ge­le­gen­hei­ten selbst re­gelt.

Fa­zit: Der Ar­beit­ge­ber hat zwar beim Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) Rechts­be­schwer­de ein­ge­legt (7 ABR 23/11), wird dort aber wohl kei­nen Er­folg ha­ben. Denn die Be­grün­dung des LAG über­zeugt: Die Un­ab­hän­gig­keit des Be­triebs­ra­tes ist ein wich­ti­ges Prin­zip des Be­trVG und ge­gen­über dem BDSG vor­ran­gig. Der Be­triebs­rat darf da­her selbst ent­schei­den, wel­che tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen für sei­ne Ar­beit er­for­der­lich sind, so­lan­ge er si­cher­stellt, dass Un­be­fug­te nicht auf Ar­beit­neh­mer­da­ten zu­grei­fen kön­nen.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit hat das BAG über den Fall ent­schie­den und die Ent­schei­dung des LAG Ber­lin-Bran­den­burg ab­ge­seg­net, d.h. die Rechts­be­schwer­de des Ar­beit­ge­bers zu­rück­ge­wie­sen. In­for­ma­tio­nen zu die­ser BAG-Ent­schei­dung fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 16. November 2020

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