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Säch­si­sches LAG, Ur­teil vom 19.08.2010, 6 Sa 31/09

   
Schlagworte: Aufhebungsvertrag, Diskriminierung: Geschlecht
   
Gericht: Sächsisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 6 Sa 31/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 19.08.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Chemnitz, Urteil vom 16.12.2008, 5 Ca 851/08
   

Säch­si­sches
Lan­des­ar­beits­ge­richt


Zwi­ckau­er Straße 54, 09112 Chem­nitz

Post­fach 7 04, 09007 Chem­nitz
 

Bit­te bei al­len Schrei­ben an­ge­ben:
Az.: 6 Sa 31/09
5 Ca 851/08 ArbG Chem­nitz

verkündet am 19.08.2010

Im Na­men des Vol­kes

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

...

hat das Säch­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt - Kam­mer 6 - durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt ... als Vor­sit­zen­den und die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter ... und ... auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 19. Au­gust 2010

für R e c h t er­kannt:

Auf die Be­ru­fung der Kläge­rin wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz vom 16.12.2008 - 5 Ca 851/08 - un­ter Zurück­wei­sung der Be­ru­fung im Übri­gen -

a b g e ä n d e r t:

Es wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner ver­pflich­tet sind, der Kläge­rin die in dem Auflösungs­ver­trag vom 19.10.2007/21.10.2007 vor­ge­se­he­nen Leis­tun­gen bis zu de­ren Voll­endung des 63. Le­bens­jah­res, al­so bis zum 31.12.2013, zu zah­len.

Im Übri­gen wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Die Kos­ten des Rechts­streits wer­den ge­gen­ein­an­der auf­ge­ho­ben.

Der Wert des Streit­ge­gen­stan­des des Be­ru­fungs­rechts­zugs wird auf 134.665,84 € fest­ge­setzt.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.
 

– Sei­te 2 –

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten im Be­ru­fungs­rechts­zug zu­letzt über die Ver­pflich­tung der Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner, der Kläge­rin die in dem Auf­he­bungs­ver­trag vom 09.10.2007/21.10.2007 vor­ge­se­he­nen Leis­tun­gen bis zu de­ren Voll­endung des 63. Le­bens­jah­res wei­ter zu gewähren so­wie die Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, bei Zu­wi­der­hand­lung Scha­dens­er­satz zu zah­len.


Die am ...1950 ge­bo­re­ne Kläge­rin ist seit 09.09.1991 bei der ... GmbH bzw. de­ren Rechts­vorgängern an­ge­stellt ge­we­sen. De­ren Teil­be­trieb „Großkun­den“ wur­de ab-ge­spal­ten und auf die ... GmbH - zwi­schen­zeit­lich fir­mie­rend als ... GmbH - über­tra­gen. Im Übri­gen wur­de de­ren Geschäfts­be­trieb mit der Be­klag­ten zu 1. ver­schmol­zen. Seit dem 01.01.2007 war die Kläge­rin Ac­count Ma­na­ge­rin am Stand­ort ... ge­gen ei­ne mo­nat­li­che Brut­to­vergütung von 4.050,00 € tätig. Un­ter dem 19./21.10.2007 schlos­sen die Par­tei­en ei­nen Auflösungs­ver­trag, auf­grund des­sen das Ar­beits­verhält­nis mit Ab­lauf des 28.10.2007 aus be­triebs­be­ding­ten Gründen ein­ver­nehm­lich en­de­te. Die­ser Auflösungs­ver­trag, dem das sei­tens der Be­klag­ten ein­sei­tig in Kraft ge­setz­te Pro­gramm „55er Mo­dell“ zu­grun­de liegt, lau­tet aus­zugs-wei­se wie folgt:

„§ 1 Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, „55er Mo­dell“

1. Die Par­tei­en sind sich darüber ei­nig, dass das Ar­beits­verhält­nis mit Ab­lauf des 28.10.2007 auf Ver­an­las­sung des Ar­beit­ge­bers aus be­triebs­be­ding­ten Gründen ein­ver­nehm­lich be­en­det wird.

2. Bis zur Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses wird der Ar­beits­ver­trag bei­der­seits erfüllt.

§ 2 Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung, An­rech­nung

1. Als so­zia­len Aus­gleich für den Ver­lust sei­nes Ar­beits­plat­zes und der da­mit ver­bun­de­nen Nach­tei­le erhält der Ar­beit­neh­mer nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses für ei­ne be­fris­te­te Dau­er (§ 7 die­ses Auflösungs­ver­tra­ges) ent­spre­chend dem sog. „55er Mo­dell“ ei­ne Ab­fin­dung in Höhe von mo­nat­lich 3.165,56 EUR brut­to (mo­nat­lich) ga­ran­tier­te Brut­to­ab­fin­dung).


2. Die mo­nat­lich ga­ran­tier­te Brut­to­ab­fin­dung wird in Höhe von 61% der mo­nat­li­chen Brut­to­be­mes­sungs­größe ge­zahlt. Für die Be­rech­nung der mo­nat­li­chen Brut­to­be­mes­sungs­größe wird 1/12 der Jah­res­brut­to­be­mes­sungs­größe zu­grun­de ge­legt.


– Sei­te 3 –

Die Jah­res­brut­to­be­mes­sungs­größe ent­spricht dem je­weils in­di­vi­du­el­len Jah­res­ziel­ent­gelt, d. h. der Sum­me des fi­xen An­teils und des va­ria­blen An­teils bei 100% Ziel­er­rei­chung. Bei Teil­zeit­beschäftig­ten er­fol­gen die Be­rech­nung und die Zah­lun­gen ent­spre­chend an­tei­lig.

Während der Lauf­zeit der WAZ-Ab­sen­kung wird das gemäß TV­WAZ-Ab­sen­kung re­du­zier­te, in­di­vi­du­el­le Jah­res­ziel­ent­gelt für die Be­rech­nung der Jah­res­brut­to­be­mes­sungs­größe zu­grun­de ge­legt. Ände­run­gen bzw. ein Aus­lau­fen der WAZ-Ab­sen­kung ha­ben kei­nen Ein­fluss auf die Höhe der Jah­res­brut­to­be­mes­sungs­größe.

Maßge­bend für die Be­re­chung der Jah­res­brut­to­be­mes­sungs­größe sind die Verhält­nis­se im letz­ten Mo­nat vor Un­ter­zeich­nung die­ses Auflösungs­ver­tra­ges.

3. Die Zah­lung der mo­nat­lich ga­ran­tier­ten Brut­to­ab­fin­dung er­folgt un­ter An­rech­nung von:
a. Ar­beits­lo­sen­geld;
b. Ar­beits­lo­sen­geld II;
c. Ent­gel­ter­satz­leis­tun­gen (Kran­ken­geld, Ver­letz­ten­geld oder ver­gleich­ba­re Leis­tun­gen im Sin­ne des § 20 SGB VI);
d. Er­werbs­min­de­rungs­ren­te bei teil­wei­ser Er­werbs­min­de­rung;
e. Leis­tun­gen aus der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung;
f. Ne­bentätig­kei­ten so­wie Einkünf­te aus selbständi­ger Tätig­keit, die über die Gren­ze der Ge­ringfügig­keit im Rah­men des § 8 SGB IV hin­aus­ge­hen.

4. Die im vor­ste­hen­den Ab­satz ge­nann­ten Leis­tun­gen (mit Aus­nah­me von Buch­sta­be f) können fik­tiv an­ge­rech­net wer­den, wenn sie aus Gründen, die der Ar­beit­neh­mer im „55er Mo­dell“ zu ver­tre­ten hat, nicht ent­ste­hen, sich ver­min­dern oder ent­fal­len.

5. Die Leis­tun­gen nach § 2 Ab­satz 3, Buch­sta­ben a. bis f. re­du­zie­ren die mo­nat­lich ga­ran­tier­te Brut­to­ab­fin­dung aus § 2 Ab­satz 1.

Die mo­nat­li­che Höhe des tatsächli­chen Ar­beits­lo­sen­gel­des hängt von der An­zahl der Ka­len­der­ta­ge im Mo­nat ab. Bei der An­rech­nung auf die mo­nat­lich ga­ran­tier­te Brut­to­ab­fin­dung wird je­doch ein mo­nat­lich gleich blei­ben­der Be­trag be­rech­net. Da­bei wird ein Mo­nat mit 30 Ka­len­der­ta­gen zu­grun­de ge­legt. Bei ei­nem un­ter­mo­na­ti­gen Be­ginn und En­de des Ar­beits­lo­sen­geld­be­zu­ges er­folgt ei­ne an­tei­li­ge Be­rech­nung.

6. Im Fal­le des § 2 Ab­satz 3, Buch­sta­be f. un­ter­lie­gen die ins­ge­samt er­ziel­ten Einkünf­te der An­rech­nung und nicht nur der Be­trag ober­halb der Ge­ringfügig­keits­gren­ze.

7. Die mo­nat­lich ga­ran­tier­te Brut­to­ab­fin­dung wird nach Ab­zug der hier­auf ent­fal­len­den ge­setz­li­chen Ab­ga­ben und vor­ge­nom­me­nen An­rech­nun­gen hin­sicht­lich der Fällig­keit und Zah­lungs­wei­se wie das Mo­nats­ent­gelt ei­nes ak­ti­ven ta­rif­li­chen Ar­beit­neh­mers be­han­delt.

8. So­weit steu­er­li­che Vergüns­ti­gun­gen gel­ten, wer­den die­se vom Ar­beit­ge­ber berück­sich­tigt. Ei­ne evtl. höhe­re Steu­er­be­las­tung we­gen des für das Ar­beits­lo­sen­geld/des Ar­beits­lo­sen­geld II gel­ten­den Pro­gres­si­ons­vor­be­halts (§ 32 b EStG) und/oder durch wei­te­re Einkünf­te geht zu Las­ten des Ar­beit­neh­mers.


– Sei­te 4 –

9. Die mo­nat­lich ga­ran­tier­te Brut­to­ab­fin­dung gemäß Ab­satz 1 die­ser Re­ge­lung wird nach je­weils 12 Mo­na­ten um 1 Pro­zent erhöht. Ei­ne wei­te­re An­pas­sung bei Ent­gel­terhöhun­gen er­folgt nicht.

10. Zu Be­ginn ei­nes je­den Ka­len­der­jah­res wird für das ab­ge­lau­fe­ne Ka­len­der­jahr ei­ne ...in­ter­ne Jah­res­ab­rech­nung durch­geführt. Eben­so wird ver­fah­ren, wenn das „55er Mo­dell“ im Lau­fe ei­nes Jah­res en­det. An­hand der vor­zu­le­gen­den Jah­res- oder Sum­men­nach­wei­se (sie­he § 8 Ab­satz 1, Buch­sta­ben g. und h.) wird da­bei die mo­nat­lich ga­ran­tier­te Brut­to­ab­fin­dung den tatsächlich er­hal­te­nen Dritt­leis­tun­gen (un­ter Berück­sich­ti­gung ggf. er­folg­ter fik­ti­ver Ansätze) ge­genüber­ge­stellt. Er­gibt sich da­bei ei­ne Un­ter­zah­lung, wird der feh­len­de Be­trag spätes­tens mit der übernächs­ten mo­nat­lich ga­ran­tier­ten Brut­to­ab­fin­dung nach­ge­zahlt. Ist ei­ne Über­zah­lung ein­ge­tre­ten, gilt dies als Vor­schuss auf die noch aus­ste­hen­den Zah­lun­gen und wird mit die­sen ver­rech­net.


§ 3 Kran­ken­kas­sen­zu­schuss

1. Für Zei­ten der Ar­beits­lo­sig­keit, in de­nen trotz Vor­lie­gens von Ar­beits­lo­sig­keit im Sin­ne des § 118 SGB III kei­ne ge­setz­li­che Ver­si­che­rung 1) in der Kran­ken- so­wie Pfle­ge­ver­si­che­rung be­steht, er­stat­tet der Ar­beit­ge­ber im Rah­men der Ab­fin­dungs­zah­lung - ge­gen Nach­weis - mo­nat­lich pau­schal 300,00 € brut­to als Kran­ken­kas­sen­zu­schuss für die frei­wil­li­ge Kran­ken-und Pfle­ge­ver­si­che­rung.

2. Die Er­stat­tungs­beträge wer­den hin­sicht­lich der Fällig­keit und Zah­lungs-wei­se wie das Mo­nats­ent­gelt ei­nes ak­ti­ven ta­rif­li­chen Ar­beit­neh­mers be­han­delt und sind voll steu­er­pflich­tig.

3. Soll­te während der Zah­lung des Kran­ken­kas­sen­zu­schus­ses der Bei­trag zur Kran­ken­ver­si­che­rung und Pfle­ge­ver­si­che­rung an­tei­lig an­der­wei­tig (z. B. durch die Agen­tur für Ar­beit oder durch Fa­mi­li­en­ver­si­che­rung etc.) über­nom­men wer­den, wird der Kran­ken­kas­sen­zu­schuss nur an­tei­lig aus­ge­zahlt.

§ 4 Ren­ten­ni­veau­aus­gleich

1. In den nach­fol­gen­den Absätzen wird auf die Ver­sor­gungs­ord­nung (An­la­ge des Ta­rif­ver­tra­ges über ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung bei der ... AG (TV Ka­pi­tal­kon­ten­plan), im nach­fol­gen­den TV ...)) ver­wie­sen. Die­se fin­det für die ... für die von § 1 des Ta­rif­ver­tra­ges über ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung nach dem Ka­pi­tal­kon­ten­plan bei der ... (TV ...) er­fass­ten Ar­beit­neh­mer gemäß § 2 des TV ... An­wen­dung.

2. Bei dem Ar­beit­neh­mer, der dem TV ... in der je­weils gel­ten­den Fas­sung un­terfällt und des­sen Ar­beits­verhält­nis durch die­sen Auf­he­bungs­ver­trag ein­ver­nehm­lich be­en­det wird, wird die be­ste­hen­de An­wart­schaft auf Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung zum Zeit­punkt des Aus­schei­dens des Ar­beit­neh­mers un­ver­fall­bar ge­stellt und im Rah­men der Teil­nah­me am „55er Mo­dell“ wie folgt an­ge­ho­ben:
Der Ar­beit­neh­mer wird für die Be­rech­nung der Höhe der un­ver­fall­ba­ren An­wart­schaft so ge­stellt, als ob das Ar­beits­verhält­nis während der Teil-


1) Pri­vat ver­si­cher­te Ar­beit­neh­mer er­hal­ten für Zei­ten der Ar­beits­lo­sig­keit, in de­nen kei­ne pau­scha­len Beiträge der Agen­tur für Ar­beit ge­zahlt wer­den, eben­falls mo­nat­lich 300,00 € brut­to Kran­ken­kas­sen­zu­schuss für die frei­wil­li­ge Kran­ken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung.


– Sei­te 5 –

nah­me am „55er Mo­dell“ fort­be­ste­hen würde, je­doch mit fol­gen­den Maßga­ben:

• Der Ar­beit­ge­ber stellt gem. Zif­fer 1.1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... auf dem nach dem TV ... für den Ar­beit­neh­mer ein­ge­rich­te­ten Ver­sor­gungs­kon­to für die Dau­er der Teil­nah­me am „55er Mo­dell“ an je­dem 30. Sep­tem­ber in der Bei­trags­zeit ei­nen Bei­trag be­reit, so­fern kein Be­zug von Ar­beits­lo­sen­geld er­folgt;
• Der Bei­trag beträgt ab­wei­chend von Zif­fer 1.1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... 9,75% der an­zu­rech­nen­den Bezüge (§ 4 Zif­fer 3 die­ses Auflösungs­ver­tra­ges).

3. An­zu­rech­nen ist ab­wei­chend von Zif­fer 1.2 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... für je­den vol­len Mo­nat, für den der Ar­beit­neh­mer am „55er Mo­dell“ teil­ge­nom­men hat, die je­wei­li­ge mo­nat­li­che Brut­to­be­mes­sungs­größe (vgl. § 2 die­ses Auflösungs­ver­tra­ges), ma­xi­mal je­doch in Höhe der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung (West).

Die an­zu­rech­nen­den Bezüge erhöhen sich ent­spre­chend § 2 Zif­fer 9 je­weils zum 01.10. ei­nes Jah­res ab der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses um je­weils 1%. Es er­folgt kei­ne wei­te­re An­pas­sung der an­zu­rech­nen­den Bezüge bei Ent­gel­terhöhun­gen.

4. En­det die Teil­nah­me am „55er Mo­dell“ in der Bei­trags­zeit, so stellt der Ar­beit­ge­ber für je­den vol­len Mo­nat zwi­schen dem vor­an­ge­gan­ge­nen 30. Sep­tem­ber und dem En­de der Teil­nah­me 1/12 des am vor­an­ge­gan­ge­nen 30. Sep­tem­ber nach Zif­fer 1.1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... be­reit-ge­stell­ten Bei­trag, kaufmännisch ge­run­det auf vol­le Eu­ro, als zusätz­li­chen Bei­trag be­reit. Der zusätz­li­che Bei­trag entfällt, wenn das Ar­beits­verhält­nis am 30. Sep­tem­ber en­det.

5. Fällt der Ar­beit­neh­mer un­ter den Gel­tungs­be­reich von Zif­fer 10.1 der Ver­sor­gungs­ord­nung TV ... ist für den Leis­tungs­ver­gleich nach Zif­fer 10.5 Satz 1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... der Stand des Ver­sor­gungs­kon­tos oh­ne die nach § 4 die­ses Auf­he­bungs­ver­tra­ges be­reit­ge­stell­ten Beiträge zum Zeit­punkt des Ein­tritts des Ver­sor­gungs­falls maßge­bend. Ist auf Grund des gem. Zif­fer 10.5 Satz 1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... vor­ge­nom­me­nen Leis­tungs­ver­gleichs nach Zif­fer 10.5 Satz 1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... die Ga­ran­tie­ren­te zu zah­len, wer­den die nach § 4 die­ses Auf­he­bungs­ver­tra­ges be­reit­ge­stell­ten Beiträge zusätz­lich zu der Ga­ran­tie­ren­te aus­ge­zahlt. Für die Aus­zah­lung der der nach § 4 die­ses Auf­he­bungs­ver­tra­ges be­reit­ge­stell­ten Beiträge gilt Zif­fer 4 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ....

§ 5 Aus­gleich von Ren­ten­ab­schlägen

1. In den nach­fol­gen­den Absätzen wird auf die Ver­sor­gungs­ord­nung (An­la­ge des Ta­rif­ver­tra­ges über ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung bei der ... AG (TV Ka­pi­tal­kon­ten­plan), im nach­fol­gen­den TV ...)) ver­wie­sen. Die­se fin­det für die ... für die von § 1 des Ta­rif­ver­tra­ges über ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung nach dem Ka­pi­tal­kon­ten­plan bei der ... (TV ...) er­fass­ten Ar­beit­neh­mer gemäß § 2 des TV ... An­wen­dung.

2. Am En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses erhält der Ar­beit­neh­mer - so­fern ei­ne An­wart­schaft auf Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung nach TV ... be­steht - auf dem nach dem TV ... ein­ge­rich­te­ten Ver­sor­gungs­kon­to ei-
 

– Sei­te 6 –

nen ein­ma­li­gen Son­der­be­trag gut­ge­schrie­ben (Son­der­gut­schrift). Be­mes­sungs­grund­la­ge für die Son­der­gut­schrift sind die nach Zif­fer 1.2 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... zum vor­aus­ge­gan­ge­nen 30. Sep­tem­ber er­mit­tel­ten an­zu­rech­nen­den Bezüge. Für die Be­rech­nung der Bo­nus­sum­men nach Zif­fer 2.4 der Ver­sor­gungs­ord­nung zum TV ... ist der je­wei­li­ge Stand des Ver­sor­gungs­kon­tos oh­ne Son­der­gut­schrift maßge­bend.

3. Die Son­der­gut­schrift beträgt 0,8 v. H. der Be­mes­sungs­grund­la­ge nach Ab­satz 1 für je ei­nen Mo­nat, um den vor der Al­ters­gren­ze für ei­ne un­ge­min­der­te Al­ters­ren­te im Sin­ne des SGB VI und nach Ab­lauf der Teil­nah­men am „55er Mo­dell“ die vor­zei­ti­ge In­an­spruch­nah­me der Al­ters­ren­te aus der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung möglich ist. Die Son­der­gut­schrift entfällt, wenn die Teil­nah­me am „55er Mo­dell“ durch Tod, vol­le Er­werbs­min­de­rung im Sin­ne der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung, Ar­beits­un­fall oder Be­rufs­krank­heit nach den Zif­fern 10.6, 10.8, 11.4 und 11.5 der Ver­sor­gungs­ord­nung zum TV ... oder nach § 7 d die­ses Auflösungs­ver­tra­ges en­det.

4. Fällt der Ar­beit­neh­mer un­ter den Gel­tungs­be­reich von Zif­fer 10.1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... ist für den Leis­tungs­ver­gleich nach Zif­fer 10.5 Satz 1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV KKP DT AG der Stand des Ver­sor­gungs­kon­tos oh­ne Son­der­gut­schrift zum Zeit­punkt des Ein­tritts des Ver­sor­gungs­falls maßge­bend. Ist auf Grund des gem. Zif­fer 10.5 Satz 1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ... vor­ge­nom­me­nen Leis­tungs­ver­gleichs nach Ziff. 10.5 Satz 1 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV KKP DT AG die Ga­ran­tie­ren­te zu zah­len, wird die Son­der­gut­schrift zusätz­lich zu der Ga­ran­tie­ren­te aus­ge­zahlt. Für die Aus­zah­lung der Son­der­gut­schrift gilt Zif­fer 4 der Ver­sor­gungs­ord­nung des TV ....

§ 6 An­wart­schaft in der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung für ren­ten­na­he Jahrgänge

Bei Ar­beit­neh­mern, die dem Ta­rif­ver­trag Ren­ten­na­he Jahrgänge der ... un­ter­fal­len und de­ren Ar­beits­verhält­nis durch die­sen Auf­he­bungs­ver­trag ein-ver­nehm­lich be­en­det wird, fin­det un­abhängig von dem im Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses er­reich­ten Le­bens­al­ter § 34 Abs. 3 Buch-sta­be a) VAP-Sat­zung An­wen­dung. Hier­bei wird die zum Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum Zwe­cke der Si­che­rung ei­nes be­ste­hen­den An­spru­ches auf Ver­sor­gungs­ren­te für Ver­si­cher­te er­for­der­li­che Min­dest­an­zahl an Um­la­ge­mo­na­ten als erfüllt un­ter­stellt, so­weit am Tag vor Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ei­ne An­wart­schaft auf Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung nach den Re­ge­lun­gen des Ta­rif­ver­tra­ges Ren­ten­na­he Jahrgänge i. V. m. der VAP-Sat­zung be­stand. Die Höhe der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung wird durch die Re­ge­lung in Satz 1 und 2 nicht be­ein­flusst.

§ 7 Be­en­di­gung des „55er Mo­dells“

Der An­spruch auf Leis­tun­gen aus dem „55er Mo­dell“ en­det:

a. mit Be­ginn des Mo­nats, für den der (aus­ge­schie­de­ne) Ar­beit­neh­mer erst­mals An­spruch auf ei­ne vor­zei­ti­ge In­an­spruch­nah­me ei­ner Al­ters­ren­te hat, al­so spätes­tens am 31.12.2010;

b. mit Be­ginn des Mo­nats für den der (aus­ge­schie­de­ne) Ar­beit­neh­mer An­spruch auf ei­ne Ren­te we­gen vol­ler Er­werbs­min­de­rung hat. Soll­te die Ren­te we­gen vol­ler Er­werbs­min­de­rung be­fris­tet zu­er­kannt wer­den, erhält
 

– Sei­te 7 –

der Ar­beit­neh­mer für die Zeit der Gewährung ei­ner vol­len Er­werbs­min­de­rungs­ren­te kei­ne Leis­tun­gen aus dem „55er Mo­dell“;

c. wenn der Ar­beit­neh­mer nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses von der ... AG oder ei­nem Toch­ter- oder Be­tei­li­gungs­un­ter­neh­men der ... AG (wie­der-)ein­ge­stellt wird;

d. im Fal­le des To­des des Ar­beit­neh­mers mit Ab­lauf des Ster­be­mo­nats.

§ 8 Pflich­ten des Ar­beit­neh­mers

1. Der Ar­beit­neh­mer ist ver­pflich­tet,

a. sich im Rah­men der ge­setz­li­chen Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung, der sons­ti­gen So­zi­al­ver­si­che­rung und der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung durch die zuständi­gen Stel­len (Agen­tur für Ar­beit, Kran­ken­kas­se, Be­ra­tungs­stel­len der Ren­ten­ver­si­che­rungs­träger, falls VAP-ver­si­chert dem Be­triebs­ren­ten­be­ra­ter der VAP, be­ra­ten zu las­sen;

b. sich bei der Agen­tur für Ar­beit ar­beits­los zu mel­den un­abhängig da­von, ob er Ar­beits­lo­sen­geld/Ar­beits­lo­sen­geld II be­zieht oder nicht;

c. die fi­nan­zi­el­len Leis­tun­gen der Agen­tur für Ar­beit (Ar­beits­lo­sen­geld und an­sch­ließend ggf. auch Ar­beits­lo­sen­geld II) zu be­an­tra­gen und in An­spruch zu neh­men. Er ist ver­pflich­tet, die Ver­hal­tens­maßre­geln für Ar­beits­lo­se ein­zu­hal­ten und al­les zu tun, um nach­tei­li­ge Fol­gen für den Leis­tungs­be­zug (z. B. ei­ne Sperr­zeit nach § 144 SGB III) zu ver­mei­den;

d. der Ar­beits­ver­mitt­lung zur Verfügung zu ste­hen;

e. die ge­setz­li­che Ren­te we­gen Al­ters oder Er­werbs­min­de­rung so­wie ei­ne ggf. zu­ste­hen­de Ren­ten­leis­tung nach VAP-Be­stim­mun­gen zum frühestmögli­chen Zeit­punkt zu be­an­tra­gen und in An­spruch zu neh­men. Der Ar­beit­neh­mer ist ver­pflich­tet, den Per­so­nal­ser­vice ... un­verzüglich über den ge­stell­ten Ren­ten­an­trag zu in­for­mie­ren;

f. den zuständi­gen Per­so­nal­ser­vice ... un­verzüglich über den Be­zug (Be­ginn, Höhe, Verände­run­gen und Weg­fall) der nach­ste­hend ge­nann­ten Leis­tun­gen durch Vor­la­ge ent­spre­chen­der Un­ter­la­gen zu un­ter­rich­ten:

• Leis­tun­gen der Agen­tur für Ar­beit, die der aus­ge­schie­de­ne Ar­beit­neh­mer auf der Grund­la­ge der Be­stim­mun­gen des SGB III be­zieht;
• Kran­ken­geld, Ver­letz­ten­geld oder ver­gleich­ba­re Leis­tun­gen im Sin­ne des § 20 SGB VI;
• Ren­te we­gen Er­werbs­min­de­rung;
• Leis­tun­gen aus ei­ner Beschäfti­gung so­wie
• Leis­tun­gen aus der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung z. B. VAP-Ver­si­che-rungs­ren­te (§§ 41, 41 a VAP-Sat­zung);

g. die ent­spre­chen­den Un­ter­la­gen (z. B. Be­wil­li­gungs­be­schei­de, Ände­rungs-be­schei­de, Auf­he­bungs­be­schei­de, Zah­lungs­nach­wei­se) un­verzüglich dem Ar­beit­ge­ber vor­zu­le­gen. Kommt der aus­ge­schie­de­ne Ar­beit­neh­mer der vor­be­zeich­ne­ten Mit­wir­kungs­pflicht nicht ord­nungs­gemäß nach, kann die Leis­tung aus die­sem Ver­trag ganz oder teil­wei­se ver­sagt oder ent­zo­gen wer­den;


– Sei­te 8 –

h. zur Durchführung der Jah­res­ab­rech­nung bis zum 15. Fe­bru­ar ei­nes je­den Jah­res und im Jahr des Aus­lau­fens des „55er Mo­dells“ spätes­tens bis zum En­de des 2. Mo­nats den Jah­res- bzw. die Sum­men­nach­wei­se über die im ab­ge­lau­fe­nen Ka­len­der­jahr be­zo­ge­nen Leis­tun­gen dem Per­so­nal­ser­vice ... vor­le­gen;

i. den Per­so­nal­ser­vice ... un­verzüglich über die Auf­nah­me ei­ner Beschäfti­gung oder von Beschäfti­gungsmöglich­kei­ten un­ter An­ga­be des Ar­beit­ge­bers zu in­for­mie­ren so­wie vor­han­de­ne Un­ter­la­gen vor­zu­le­gen und

j. den Per­so­nal­ser­vice ... über al­le Verände­run­gen in den persönli­chen Verhält­nis­sen (z. B. Woh­nungs­wech­sel, An­er­ken­nung als Schwer­be­hin­der­ter, An­er­ken­nung ei­ner Er­werbs­min­de­rung) zu in­for­mie­ren.

2. Wer­den Ar­beits­lo­sen­geld bzw. Ar­beits­lo­sen­geld II oder an­de­re Lohn­er­satz­leis­tun­gen nach vor­ste­hen­dem Ab­satz 1, Buch­sta­be f nicht oder nicht in vol­ler Höhe ge­zahlt und lie­gen die Gründe für die Ver­sa­gung oder Min­de­rung in der Per­son des Ar­beit­neh­mers, so wer­den sie gleich­wohl in vol­ler Höhe auf die mo­nat­li­che Ab­fin­dung an­ge­rech­net.

§ 9 Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung/An­zei­ge­pflicht

1. Der Ar­beit­neh­mer ist ver­pflich­tet, Sach­ver­hal­te, die zum Weg­fall bzw. zur nachträgli­chen Neu­be­rech­nung der Ab­fin­dung führen, un­verzüglich schrift­lich mit­zu­tei­len.

2. Zu Un­recht er­hal­te­ne oder über­zahl­te Ab­fin­dungs­beträge sind voll­umfäng­lich an den Ar­beit­ge­ber zurück zu zah­len.

§ 10 Ver­schwie­gen­heits­pflicht/Veröffent­li­chun­gen

1. Der Ar­beit­neh­mer ver­pflich­tet sich, über al­le ver­trau­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten und Vorgänge, ins­be­son­de­re Be­triebs- und Geschäfts­ge­heim­nis­se, die ihm im Rah­men sei­ner bis­he­ri­gen Tätig­keit zur Kennt­nis ge­langt sind, auch nach der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses Drit­ten ge­genüber Still­schwei­gen zu be­wah­ren.

2. Die Schwei­ge­pflicht er­streckt sich auch auf An­ge­le­gen­hei­ten an­de­rer Un­ter­neh­men, mit de­nen der Ar­beit­ge­ber bzw. die ... AG wirt­schaft­lich oder or­ga­ni­sa­to­risch ver­bun­den ist.

3. Veröffent­li­chun­gen/In­ter­views über das Geschäft des Ar­beit­ge­bers oder über die Tätig­keit sei­ner Mit­ar­bei­ter bedürfen der vor­he­ri­gen schrift­li­chen Zu­stim­mung des Ar­beit­ge­bers; dies gilt auch für die Zeit nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses.

§ 11 Her­aus­ga­be von Ar­beit­ge­ber­ei­gen­tum/Zurück­be­hal­tungs­recht

1. Der Ar­beit­neh­mer ist ver­pflich­tet, sämt­li­che im Ei­gen­tum des Ar­beit­ge­bers ste­hen­de Ge­genstände (ins­be­son­de­re Haus­aus­weis, Zu­gangs­kar­ten, Schlüssel, Mo­bil­te­le­fon, Lap­top etc.) un­verzüglich, spätes­tens je­doch bis zum ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Be­en­di­gungs­zeit­punkt an die­sen zurück­zu­ge­ben.

2. Die Rück­ga­be­ver­pflich­tung nach vor­ste­hen­dem Ab­satz um­fasst auch sämt­li­che Schriftstücke, Auf­zeich­nun­gen, Entwürfe, Da­tei­en, Com­pu­ter-
 

– Sei­te 9 –

pro­gram­me und an­de­re In­for­ma­ti­ons­träger (ein­sch­ließlich et­wai­ger Ab­schrif­ten und Ko­pi­en), die die An­ge­le­gen­hei­ten des Ar­beit­ge­bers be­tref­fen und die sich noch im Be­sitz des Ar­beit­neh­mers be­fin­den.

3. An die­sen Ge­genständen be­steht kein Zurück­be­hal­tungs­recht.

4. Der Ar­beit­neh­mer teilt dem Ar­beit­ge­ber al­le Codes, Passwörter, Zu­gangs­sper­ren im Hin­blick auf EDV-Nut­zung mit und ver­si­chert, von die­sen kei­nen Ge­brauch mehr zu ma­chen.

§ 12 Zeug­nis

Der Ar­beit­ge­ber wird dem Ar­beit­neh­mer nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses auf Wunsch ein qua­li­fi­zier­tes Zeug­nis er­tei­len.

§ 13 Be­leh­rung/Bestäti­gung

Der Ar­beit­neh­mer bestätigt, dass er recht­zei­tig vor Ab­schluss die­ses Ver­tra­ges auf Nach­ste­hen­des hin­ge­wie­sen wur­de:

1. sei­ner Ver­pflich­tung, sich spätes­tens drei Mo­na­te vor Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses persönlich bei der Agen­tur für Ar­beit Ar­beit su­chend zu mel­den so­wie ak­tiv nach ei­ner Beschäfti­gung zu su­chen.

Der Ver­s­toß ge­gen die Mel­de­pflicht, ins­be­son­de­re ei­ne ver­späte­te Mel­dung, führt im Fal­le des Be­zugs von Ar­beits­lo­sen­geld zu ei­ner Leis­tungskürzung/Sperr­zeit.

Lie­gen zwi­schen der Kennt­nis des Be­en­di­gungs­zeit­punk­tes und der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses we­ni­ger als drei Mo­na­te, hat die Mel­dung in­ner­halb von drei Ta­gen nach Kennt­nis des Be­en­di­gungs­zeit­punk­tes zu er­fol­gen.

Die Pflicht zur Mel­dung be­steht un­abhängig da­von, ob der Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses ge­richt­lich gel­tend ge­macht wird. Auch wenn ei­ne Wei­ter­beschäfti­gung vor­ge­se­hen ist, ist der Ar­beit­neh­mer zur Mel­dung ver­pflich­tet, so­lan­ge der Ver­trag über den Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses noch nicht ge­schlos­sen wur­de so­wie

2. dem auf 7 Ka­len­der­ta­gen be­fris­te­ten Wi­der­rufs­recht.

§ 14 Aus­gleich von Ansprüchen

1. Die Par­tei­en sind sich darüber ei­nig, dass Ansprüche aus und in Ver­bin­dung mit dem Ar­beits­verhält­nis, gleich aus wel­chem Rechts­grund, nicht mehr ge­gen­ein­an­der be­ste­hen. Un­berührt blei­ben die Ansprüche aus die­sem Ver­trag.

2. Von Ab­satz 1, Satz 1 aus­ge­nom­men sind: a. Ansprüche des Ar­beit­neh­mers;

- aus den für ihn gel­ten­den Ta­rif­verträge und Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen, so­weit sie zum Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses be­reits ent­stan­den sind, auch wenn sie erst nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses fällig wer­den;
 

– Sei­te 10 –

- aus un­ab­ding­ba­ren ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen;

- auf Er­stat­tung von Rei­se­kos­ten gem. der Kon­zern-Rei­se­richt­li­nie der ... in ih­rer je­weils gülti­gen Fas­sung.

b. Ansprüche des Ar­beit­ge­bers

- auf Rück­zah­lung zu­viel ge­zahl­ten Ent­gelts, so­weit dies zum Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses dem Grun­de nach be­kannt ist;

- auf Rück­zah­lung noch un­ge­tilg­ter Beträge bei un­ver­zins­li­chen Vorschüssen (in ei­ner Sum­me);

- aus Scha­dens­er­satz­ansprüchen aus vorsätz­li­cher und grob fahrlässi­ger Hand­lung des Ar­beit­neh­mers;

- auf Rück­zah­lung der an den Ar­beit­neh­mer aus­ge­zahl­ten Dar­le­hen. Nähe­res ist im ab­ge­schlos­se­nen Dar­le­hens­ver­trag ge­re­gelt. Zur Si­che­rung des Dar­le­hens­res­tes tritt der Ar­beit­neh­mer an den Ar­beit­ge­ber zukünf­ti­ge Ent­gelt­for­de­run­gen ge­gen je­den neu­en Ar­beit­ge­ber im Rah­men der je­weils gel­ten­den Pfändungs­gren­zen ab.

§ 15 Schluss­be­stim­mung

1. Die­ser Ver­trag stellt das ge­mein­sa­me Verständ­nis der Ver­trags­par­tei­en über den Ver­trags­ge­gen­stand dar. Münd­li­che Ver­ein­ba­run­gen außer­halb die­ses Ver­tra­ges wur­den nicht ge­trof­fen.

2. Ände­run­gen und Ergänzun­gen die­ses Ver­tra­ges bedürfen zu ih­rer Wirk­sam­keit der Schrift­form; das gilt auch für die Ände­rung die­ser Klau­sel.

3. Soll­ten ein­zel­ne Be­stim­mun­gen die­ses Ver­tra­ges un­wirk­sam sein oder wer­den, so berührt dies nicht die Wirk­sam­keit der übri­gen Be­stim­mun­gen.“

Zusätz­lich wur­de gleich­zei­tig fol­gen­de Ne­ben­ab­re­de ge­trof­fen:

„Zu § 7 Be­en­di­gung des „55er Mo­dells“

a) Die Par­tei­en sind sich darüber ei­nig, dass ei­ne ggf. im Kon­zern ver­ein­bar­te und ver­ab­schie­de­te Son­der­re­ge­lung für Frau­en (Ge­burts­jahr­gang vor 1952) im Hin­blick auf den frühestmögli­chen Ren­ten­be­ginn, auch auf den mit Frau ... ge­schlos­se­nen Auflösungs­ver­trag An­wen­dung fin­den wird.“

Im Zu­sam­men­hang mit dem Ab­schluss des Auf­he­bungs­ver­tra­ges er­stell­te die Be­klag­te zu 1. Pro­gno­sen zur Höhe des Ver­sor­gungs­kon­tos der Kläge­rin, we­gen de­ren Ein­zel­hei­ten auf Bl. 23 bis 26 d. A. zur Ergänzung des Tat­be­stan­des Be­zug ge­nom­men wird.
 

– Sei­te 11 –

Nach­dem die Kläge­rin mit Schrei­ben vom 18.12.2007, wel­ches der Be­klag­ten am sel­ben Tag per Fax zu­ging, ei­ne Entschädi­gungs­zah­lung von 122.275,00 € gel­tend ge­macht hat, ver­folg­te sie mit ih­rer am 19.03.2008 bei dem Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge zunächst ei­ne Entschädi­gungs­for­de­rung in Höhe von 177.099,00 € wei­ter. Fer­ner be­gehr­te sie hilfs­wei­se, die Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin bis zur Voll­endung ih­res 63. Le­bens­jah­res Leis­tun­gen aus dem be­trieb­li­chen Per­so­nal­ab­bau­pro­gramm „Mo­dell 55 +“ zu zah­len.

Die Kläge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die An­knüpfung des Per­so­nal­ab­bau­pro­gramms „55er Mo­dell“ an das frühestmögli­che Ren­ten­ein­tritts­al­ter der Kläge­rin stel­le ei­ne un­ge­recht­fer­tig­te Dis­kri­mi­nie­rung dar. Im Ge­gen­satz zu Frau­en, die ab dem Jahr 1952 ge­bo­ren wor­den sei­en und im Ge­gen­satz zu ih­ren männ­li­chen Ar­beits­kol­le­gen er­hal­te sie die in dem Pro­gramm vor­ge­se­he­nen Zah­lun­gen nur bis zum Er­rei­chen des 60. Le­bens­jah­res, da sie zu die­sem Zeit­punkt Al­ters­ren­te un­ter In­k­auf­nah­me er­heb­li­cher Abzüge be­zie­hen könne. Dar­aus fol­ge ei­ne Be­nach­tei­li­gung we­gen Ge­schlechts ge­genüber ih­ren männ­li­chen Ar­beits­kol­le­gen so­wie auf­grund ih­res Al­ters ge­genüber ih­ren jünge­ren weib­li­chen Ar­beits­kol­le­gen. Die­se Un­gleich­be­hand­lung sei be­reits in der Aus­ge­stal­tung des Per­so­nal­ab­bau­pro­gramms der Be­klag­ten an­ge­legt. Die­se Be­nach­tei­li­gung stel­le ei­nen Ver­s­toß ge­gen § 2 Abs. 1, 2 AGG dar; den da­durch ent­stan­de­nen Scha­den hätten die Be­klag­ten aus­zu­glei­chen.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin ei­ne Entschädi­gung von 177.099,00 € zuzüglich Ver­zugs­zin­sen zu zah­len,

2. hilfs­wei­se die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin bis zur Voll­endung ih­res 63. Le­bens­jah­res Leis­tun­gen aus dem be­trieb­li­chen Per­so­nal­ab­bau­pro­gramm „Mo­dell 55 +“ zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,
 

– Sei­te 12 –

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hat die Kla­ge gemäß § 61 b Abs. 1 ArbGG für ver­fris­tet ge­hal­ten. Im Übri­gen lie­ge ei­ne Un­gleich­be­hand­lung nicht vor, da das „Mo­dell 55 +“ nicht an das Ge­schlecht an­knüpfe und vor­ge­zo­ge­ne Ver­ren­tun­gen ih­re Grund­la­gen in der ge­setz­li­chen Re­ge­lung hätten. Die An­knüpfung an die un­ter­schied­li­chen Zeit­punk­te des Ren­ten­zu­gangs sei zulässig. Sch­ließlich ha­be die Kläge­rin den Auflösungs­ver­trag frei­wil­lig ge­schlos­sen.

Mit Ur­teil vom 16.12.2008 hat das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. We­gen der Ein­zel­hei­ten wird auf das Ur­teil (Bl. 118 bis 129 d. A.) zur Ergänzung des Tat­be­stan­des Be­zug ge­nom­men. Die ge­gen das ihr am 19.12.2008 zu­ge­stell­te Ur­teil ge­rich­te­te Be­ru­fung der Kläge­rin ist am 15.01.2009 bei dem Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­gen und nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 19.03.2009 mit ei­nem am 18.03.2009 bei dem Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet wor­den.

Die Kläge­rin ist wei­ter­hin der Auf­fas­sung, die An­knüpfung an den Zeit­punkt des ihr mögli­chen Ren­ten­ein­tritts nach Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res stel­le ei­ne Un­gleich­be­hand­lung ge­genüber Mit­ar­bei­tern der Be­klag­ten dar, die ab dem Jahr 1952 ge­bo­ren sei­en; die­se er­hiel­ten un­strei­tig die Leis­tun­gen nach dem „55er Mo­dell“ bis zum Er­rei­chen des 63. Le­bens­jah­res und so­mit drei Jah­re länger als die Kläge­rin. Da­mit er­hal­te sie im Er­geb­nis 134.665,84 € brut­to we­ni­ger Ab­fin­dungs­zah­lun­gen als ver­gleich­ba­re männ­li­che Ar­beits­kol­le­gen und jünge­re Ar­beits­kol­le­gin­nen, die ab 1952 ge­bo­ren sei­en. Darüber hin­aus müsse sie beim Ren­ten­ein­tritt mit Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res ei­ne le­bens­lan­ge Kürzung ih­rer Ren­te mit ei­nem Ab­schlag von 18 %, mit­hin mo­nat­lich 183,00 € hin­neh­men. Beim Ren­ten­ein­tritt mit Voll­endung des 63. Le­bens­jah­res betrüge der Ab­schlag le­dig­lich 7,2 %, mit­hin 73,24 € mo­nat­lich. Dar­aus re­sul­tie­re ein Fehl­be­trag in Höhe von mo­nat­lich 109,76 €. Auch der ver­trag­lich vor­ge­se­he­ne Ren­ten­ni­veau­aus­gleich fie­le - wie sich aus den Pro­gno­sen der Be­klag­ten zu 1. zum 31.12.2010 bzw. zum 31.12.2013 er­ge­be - um
 

– Sei­te 13 –

31.459,00 € nied­ri­ger aus. Die­sen Be­rech­nun­gen sind die Be­klag­ten nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten.

Die Kläge­rin ha­be mit Schrei­ben vom 18.12.2007 und ih­rer Kla­ge vom 19.03.2008 die Un­gleich­be­hand­lung recht­zei­tig gerügt.

Nach Er­wei­te­rung der Kla­ge mit Schrift­satz vom 27.01.2010 - beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­gen am 29.01.2010 - auf die jet­zi­gen Be­klag­ten be­an­tragt die Kläge­rin nun­mehr,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Chem­nitz vom 16.12.2008 - 5 Ca 851/08 - ab­zuändern und

1. fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner ver­pflich­tet sind, der Kläge­rin die in dem Auf­he­bungs­ver­trag vom 19.10.2007/21.10.2007 vor­ge­se­he­nen Leis­tun­gen bis zu de­ren Voll­endung des 63. Le­bens­jah­res - al­so bis zum 31.12.2013 - zu zah­len,

2. fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­ten für den Fall, dass sie die im Auflösungs­ver­trag vom 19.10.2007/21.010.2007 nie­der­ge­leg­ten Leis­tun­gen mit dem 31.12.2010 ein­stel­len, ge­samt­schuld­ne­risch ver­pflich­tet sind, der Kläge­rin al­le fi­nan­zi­el­len Nach­tei­le aus­zu­glei­chen, die sie durch die vor­zei­ti­ge In­an­spruch­nah­me der Al­ters­ren­te ab Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res ge­genüber dem Wei­ter­be­zug der Leis­tun­gen aus dem „55er Mo­dell“ bis zum 31.12.2013 und dem Ren­ten­be­zug ab dem 01.01.2014 er­lei­det,

höchst hilfs­wei­se:

die Be­klag­ten ge­samt­schuld­ne­risch zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin in der Zeit vom

01.01.2011 bis 31.10.2011 mo­nat­lich ei­ne Ab­fin­dung in Höhe von je 3.261,48 € brut­to,
01.11.2011 bis 31.10.2012 mo­nat­lich ei­ne Ab­fin­dung in Höhe von je 3.294,09 € brut­to,
01.11.2012 bis 31.10.2013 mo­nat­lich ei­ne Ab­fin­dung in Höhe von je 3.327,03 € brut­to,
01.11.2013 bis 31.12.2013 mo­nat­lich ei­ne Ab­fin­dung in Höhe von je 3.360,30 € brut­to,

– Sei­te 14 –

01.01.2011 bis zum 31.12.2013 mo­nat­lich ei­nen Kran­ken­kos­ten­zu­schuss in Höhe von je 300,00 € brut­to so­wie
zum 31.12.2013 ei­ne Son­der­gut­schrift in Höhe von 13.533,00 € brut­to und ei­nen Ren­ten­ni­veau­aus­gleich in Höhe von 34.925,00 € brut­to zu zah­len.

Die Be­klag­ten be­an­tra­gen,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie sind der Auf­fas­sung, die sei­tens der Kläge­rin ge­stell­ten Anträge sei­en un­zulässig. Der Fest­stel­lungs­an­trag sei un­be­stimmt, da die fi­nan­zi­el­len Nach­tei­le nicht in aus­rei­chen­der Form be­stimmt sei­en. Zu­dem bestünden der­zeit kei­ne fi­nan­zi­el­len Nach­tei­le der Kläge­rin. Der Kla­ge­an­trag zu 2. lau­fe auf die Er­stel­lung ei­nes abs­trak­ten Rechts­gut­ach­tens hin­aus. Darüber hin­aus feh­le es ihm an ei­nem qua­li­fi­zier­ten Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Der Zah­lungs­an­trag könne be­reits auf­grund der An-rech­nungs­tat­bestände des „55er Mo­dells“ in der von der Kläge­rin be­an­trag­ten Form nicht aus­ge­ur­teilt wer­den. Im Ge­gen­satz zur Auf­fas­sung der Kläge­rin han­de­le es sich beim „55er Mo­dell“ der Be­klag­ten um ein Mo­dell, das auf Über­brückung und Ein­glie­de­rung der Kläge­rin in den Ar­beits­markt ge­rich­tet sei. Dies er­ge­be sich aus dem Ge­samt­zu­sam­men­hang des Mo­dells. Im Übri­gen sei der Ren­ten­ein­tritt der Kläge­rin kei­ne zwangsläufi­ge Fol­ge des „55er Mo­dells“ der Be­klag­ten; viel­mehr stel­le die Kläge­rin den Ren­ten­an­trag au­to­nom. Das „Mo­dell 55 +“ der Be­klag­ten be­inhal­te kei­ne ver­sor­gungs­recht­li­chen Zu­sa­gen im Be­reich der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung. Auf der Grund­la­ge ei­ner bei­der­sei­ti­gen frei­wil­li­gen Wil­lens­ent­schei­dung sei die Kläge­rin aus den Diens­ten der Be­klag­ten ge­gen Zah­lung ei­ner ra­tier­lich fälli­gen Ab­fin­dung aus­ge­schie­den. Die­se Zah­lung ver­folg­ten das Ziel, die der Kläge­rin ent­ste­hen­den Nach­tei­le aus dem Ver­lust des Ar­beits­plat­zes ab­zu­mil­dern und sie fi­nan­zi­ell ab­zu­si­chern, bis ihr al­ter­na­ti­ve Ein­kom­mens­quel­len aus ei­ner neu­en Beschäfti­gung bzw. der ggf. (frühestmögli­chen) In­an­spruch­nah­me der ge­setz­li­chen Ren­te und In­an­spruch­nah­me aus den Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sor­gung der Be­klag­ten zustünden. Mit Blick auf die­sen Zweck fi­nan­zie­re


– Sei­te 15 –

das „55er Mo­dell“ im Hin­blick auf die un­ter­schied­li­che fi­nan­zi­el­le Ab­si­che­rung sach­lich ge­recht­fer­tigt zwi­schen den un­ter­schied­li­chen Per­so­nen­grup­pen, die mit voll­ende­tem 60. Le­bens­jahr vor­ge­zo­ge­ne Al­ters­ren­te bzw. mit dem voll­ende­ten 63. Le­bens­jahr Al­ters­ren­te in An­spruch neh­men können. Die Be­klag­te ist der Auf­fas­sung, die Kläge­rin ha­be ei­ne feh­ler­haf­te Ver­gleichs­grup­pen­bil­dung vor­ge­nom­men. Die Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 16.12.2008 - 9 AZR 985/07 - könne nicht auf den vor­lie­gen­den Fall über­tra­gen wer­den. Viel­mehr sei­en die für den vor­lie­gen­den Rechts­streit maßge­ben­den Rechtssätze den Ent­schei­dun­gen des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 11.11.2008 - 1 AZR 475/07 - und vom 30.09.2008 - 1 AZR 684/07 - zu ent­neh­men. Letzt­lich ver­ken­ne die Kläge­rin den Ab­fin­dungs­cha­rak­ter der ihr in­di­vi­du­ell zu­ge­sag­ten Leis­tung.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Par­tei­vor­brin­gens wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der zu den Ak­ten ge­lang­ten Schriftsätze nebst de­ren An­la­gen zur Ergänzung des Tat­be­stan­des Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die be­reits nach dem Be­schwer­de­wert statt­haf­te (§ 64 Abs. 1 und 2 ArbGG) und form- so­wie frist­ge­recht ein­ge­leg­te und be­gründe­te Be­ru­fung (§§ 66 Abs. 1 Satz 1, 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG, 519 Abs. 1 und 2, 520 Abs. 3 ZPO) ist zulässig.

Ihr ist in dem er­kann­ten Um­fang auch in der Sa­che Er­folg be­schie­den.

1. Dem un­ter Ziff. 1 ge­stell­ten Fest­stel­lungs­an­trag der Kläge­rin man­gelt es - wie das Bun­des­ar­beits­ge­richt be­reits in sei­nem Ur­teil vom 16.12.2008 zu ei­ner gleich-lau­ten­den For­mu­lie­rung zu­tref­fend er­kannt hat - nicht an dem not­wen­di­gen Fest­stel­lungs­in­ter­es­se nach § 256 Abs. 1 ZPO. Da­nach kann ei­ne Kla­ge auf Fest­stel­lung des Be­ste­hens oder Nicht­be­ste­hens ei­nes Rechts­verhält­nis­ses er­ho­ben wer-den, wenn die Kläge­rin ein recht­li­ches In­ter­es­se dar­an hat, dass das Rechts­ver-

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hält­nis durch rich­ter­li­che Ent­schei­dung als­bald fest­ge­stellt wird. Grundsätz­lich hat ei­ne Leis­tungs­kla­ge Vor­rang vor ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge, wenn die Kläge­rin den An­spruch be­zif­fern kann. Für ei­ne Fest­stel­lungs­kla­ge kann al­ler­dings trotz der Möglich­keit ei­ner Leis­tungs­kla­ge ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se be­ste­hen, wenn durch sie der Streit ins­ge­samt be­sei­tigt und das Rechts­verhält­nis der Par­tei­en ab­sch­ließend geklärt wer­den kann. Dies gilt ins­be­son­de­re bei ei­ner Kla­ge auf zukünf­ti­ge Leis­tung. Im vor­lie­gen­den Fall ent­spricht der Fest­stel­lungs­an­trag der Pro­zessöko­no­mie, weil die von der Kläge­rin be­gehr­ten Leis­tun­gen noch nicht fällig sind und die Par­tei­en - zu­min­dest der­zeit - nicht über die Höhe, son­dern über den Grund des Zah­lungs­an­spruchs strei­ten. Es ist da­her da­mit zu rech­nen, dass der Streit der Par­tei­en mit­tels ei­nes Fest­stel­lungs­ur­teils bei­ge­legt wer­den kann.

Die Be­schränkung des ursprüng­lich be­zif­fert ge­stell­ten Zah­lungs­an­trags auf ei­nen Fest­stel­lungs­an­trag ist gemäß § 264 Abs. 1 ZPO zulässig. Der Wech­sel von ei­ner Leis­tungs- zur Fest­stel­lungs­kla­ge ist bei un­veränder­tem Sach­ver­halt kei­ne Klagände­rung im Sin­ne von § 263 ZPO (BAG, Ur­teil vom 16.12.2008 - 9 AZR 985/07 -, zi­tiert nach Ju­ris).

1.1. Dem un­ter Ziff. 2. vor­ran­gig ge­stell­ten Fest­stel­lungs­an­trag man­gelt es je­doch an dem not­wen­di­gen Fest­stel­lungs­in­ter­es­se, da der­zeit gar nicht ab­seh­bar ist, ob und un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die in dem An­trag zu­grun­de ge­leg­te Rechts­pro­ble­ma­tik über­haupt ent­steht. Vor die­sem Hin­ter­grund würde das Be­geh­ren auf die Er­stel­lung ei­nes Rechts­gut­ach­tens für den der­zeit hy­po­the­ti­schen Fall hin­aus-lau­fen, dass die Be­klag­te ih­re Leis­tun­gen tatsächlich mit Ab­lauf des 31.12.2010 ein­stellt.

2. Die Kla­ge ist in dem er­kann­ten Um­fang be­gründet. Die Kläge­rin ist nicht we­gen Versäum­ung der Frist des § 61 b ArbGG an der Gel­tend­ma­chung ih­res (Erfüllungs-)an­spruchs ge­hin­dert, da es sich bei die­sem nicht um ei­ne Entschädi­gungs­for­de­rung i. S. d. § 15 AGG han­delt. Die Be­klag­ten sind als Ge­samt­schuld­ner (§ 133 Um­wG) ver­pflich­tet, der Kläge­rin die in dem Auf­he­bungs­ver­trag vom 19.10.2007/21.10.2007 vor­ge­se­he­nen Leis­tun­gen bis zu de­ren Voll­endung des 63.
 

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Le­bens­jah­res - al­so bis zum 31.12.2013 - zu gewähren. In­so­weit ist die in § 7 a des Auf­he­bungs­ver­tra­ges vom 19.10.2007/21.10.2007 vor­ge­se­he­ne Be­schränkung auf den Zeit­raum bis zum Be­ginn des Mo­nats, in dem die aus­ge­schie­de­ne Ar­beit­neh­me­rin erst­mals An­spruch auf ei­ne vor­zei­ti­ge In­an­spruch­nah­me ei­ner Al­ters­ren­te hat - im vor­lie­gen­den Fall al­so dem 31.12.2010 - un­wirk­sam. Gemäß § 7 Abs. 1 AGG dürfen Beschäftig­te nicht we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des, al­so we­der we­gen Ge­schlechts noch we­gen Al­ters, be­nach­tei­ligt wer­den. Be­stim­mun­gen in Ver­ein­ba­run­gen, die ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot des Abs. 1 ver­s­toßen, sind nach § 7 Abs. 2 AGG un­wirk­sam. Nach § 8 Abs. 1 AGG ist ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des je­doch zulässig, wenn die­ser Grund we­gen der Art der aus­zuüben­den Tätig­keit oder der Be­din­gun­gen ih­rer Ausübung ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stellt, so­fern der Zweck rechtmäßig und die An­for­de­rung an­ge­mes­sen ist. Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind nicht erfüllt. Aus der Un­wirk­sam­keit der Be­stim­mun­gen ei­ner Ver­ein­ba­rung, die ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot des § 7 Abs. 1 AGG verstößt, folgt - wie be­reits nach frühe­rem Recht -, dass der dis­kri­mi­nier­te Ar­beit­neh­mer ei­nen An­spruch auf die vor­ent­hal­te­ne Leis­tung hat (eben­so LAG Düssel­dorf, Ur­teil vom 15.02.2008 - 9 Sa 955/07 -, zi­tiert nach Ju­ris).

Gemäß § 237 a Abs. 1 SGB VI ha­ben ver­si­cher­te Frau­en An­spruch auf Al­ters­ren­te, wenn sie vor dem 01.01.1952 ge­bo­ren sind, das 60. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben und nach Voll­endung des 40. Le­bens­jah­res mehr als 10 Jah­re Pflicht­beiträge für ei­ne ver­si­cher­te Beschäfti­gung ei­ner Tätig­keit auf­wei­sen. Bei vor­zei­ti­ger In­an­spruch­nah­me ver­min­dert sich der Zu­gangs­fak­tor gemäß § 77 Abs. 2 Nr. 2 a SGB VI um ei­nen ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­schen Ab­schlag von 0,3 % für je­den Mo­nat, den die Al­ters­ren­te vor Voll­endung des 65. Le­bens­jah­res in An­spruch ge­nom­men wird.

Die Kläge­rin erfüllt un­strei­tig die Vor­aus­set­zun­gen für den Be­zug vor­zei­ti­ger Al­ters­ren­te, da sie nach dem 31.12.1939, je­doch vor dem 01.01.1952 ge­bo­ren ist und mehr als 10 Jah­re Pflicht­beiträge ge­zahlt hat. Gemäß § 7 a des Auf­he­bungs­ver­tra­ges vom 19.10.2007/21.10.2007 wäre da­her der An­spruch auf Leis­tun­gen aus dem

– Sei­te 18 –

„55er Mo­dell“ bis zum Ab­lauf des 31.12.2010 be­fris­tet. Die­se Ver­ein­ba­rung ist je-doch un­wirk­sam, da sie Frau­en, die vor­zei­tig Al­ters­ren­te in An­spruch neh­men können – im Ge­gen­satz zu Männern und Frau­en, die nach dem 31.12.1951 ge­bo­ren wor­den sind –, im 61. bis 63. Le­bens­jahr von den Leis­tun­gen des „55er Mo­dells“ aus­sch­ließt. § 1 AGG ver­bie­tet Dis­kri­mi­nie­rung we­gen Ge­schlechts bzw. we­gen Al­ters. Ei­ne (mit­tel­ba­re) Dis­kri­mi­nie­rung liegt auch dann vor, wenn ei­ne Re­ge­lung oder Maßnah­me zwar un­ter­schieds­los auf Männer oder Frau­en an­zu­wen­den ist, die­se aber für Per­so­nen ei­nes Ge­schlechts we­sent­lich nach­tei­li­ge­re Wir­kun­gen ent­fal­tet als bei Per­so­nen des an­de­ren Ge­schlechts und die nach­tei­li­gen Wir­kun­gen auf dem Ge­schlecht oder der Ge­schlech­ter­rol­le be­ru­hen (EuGH, Be­schluss vom 13.05.1986 - 170/84 - zi­tiert nach Ju­ris). Ar­ti­kel 2 Abs. 2, 2. Spie­gel­strich der Richt­li­nie 76/2007 EWG be­zeich­net als mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung, wenn dem An­schein nach neu­tra­le Vor­schrif­ten, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren, Per­so­nen, die ei­nem Ge­schlecht an­gehören, in be­son­de­rer Wei­se ge­genüber Per­so­nen des an­de­ren Ge­schlechts be­nach­tei­li­gen können, es sei denn, die be­tref­fen­den Vor­schrif­ten, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren sind durch ein rechtmäßiges Ziel sach­lich ge­recht­fer­tigt. Die Mit­tel sind zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich. Da­her müssen die dem An­schein nach neu­tra­len Vor­schrif­ten, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren ei­nen we­sent­lich höhe­ren An­teil des an­de­ren Ge­schlecht be­tref­fen, was durch sta­tis­ti­schen Ver­gleich fest­zu­stel­len ist (EuGH, Be­schluss vom 13.05.1986 - 170/84 -, BAG, Ur­teil vom 13.02.2007 - 9 AZR 729/05 -, LAG Düssel­dorf, Ur­teil vom 15.02.2008 - 9 Sa 955/07 - sämt­lich zi­tiert nach Ju­ris).

Bei § 7 a des Ver­tra­ges der Par­tei­en vom 19.10.2007/21.10.2007 han­delt es sich um ei­ne schein­bar neu­tra­le Vor­schrift, denn sie stellt aus­sch­ließlich dar­auf ab, ob der aus­ge­schie­de­ne Mit­ar­bei­ter vor­zei­tig Al­ters­ren­te be­an­spru­chen kann. Tatsächlich be­trifft sie je­doch Frau­en und Männer un­ter­schied­lich, weil die vor­zei­ti­ge Al­ters­ren­te für Frau­en nur von Frau­en in An­spruch ge­nom­men wer­den kann. Darüber hin­aus dis­kri­mi­niert sie auch we­gen Al­ters, da aus­sch­ließlich vor dem 01.01.1952 ge­bo­re­ne Frau­en sie be­an­spru­chen können. Dies führt im Er­geb­nis zu ei­ner Be­nach­tei­li­gung der Kläge­rin. Könn­te sie nämlich Al­ters­ren­te für Frau­en nicht vor­zei­tig nach Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res in An­spruch neh­men, hätte sie nach den

 

– Sei­te 19 –

von den Be­klag­ten auf­ge­stell­ten Pro­gramm­re­geln An­spruch auf die Leis­tun­gen des „55er Mo­dells“ bis zur Voll­endung des 63. Le­bens­jah­res (vgl. zum Vor­ste­hen­den auch: LAG Düssel­dorf, Ur­teil vom 15.02.2008 - 9 Sa 955/07 - zi­tiert nach Ju­ris).

Die­se Be­nach­tei­li­gung ist nicht durch ein rechtmäßiges Ziel sach­lich ge­recht­fer­tigt. Zwar können ar­beits­recht­li­che Re­ge­lun­gen, die an das ge­setz­li­che Ren­ten­recht und das dort be­ste­hen­de un­ter­schied­li­che Ren­ten­zu­gangs­al­ter an­knüpfen, ge­recht­fer­tigt sein. Dies ist je­doch nur dann der Fall, wenn zwi­schen der vom Ar­beit­ge­ber ge­schul­de­ten Leis­tung und der in Be­zug ge­nom­me­nen Ren­ten­be­rech­ti­gung des Ar­beit­neh­mers ein sach­li­cher Zu­sam­men­hang be­steht. Dies be­ur­teilt sich nach dem mit der Ar­beit­ge­ber­leis­tung er­folg­ten Ziel (BAG, Ur­teil vom 16.12.2008 - 9 AZR 985/07 - zi­tiert nach Ju­ris).

Das Ge­samt­pa­ket der Leis­tun­gen nach dem „55er Mo­dell“ dient da­zu, Ver­sor­gungslücken zu über­brücken, die da­durch ent­ste­hen, dass der An­spruchs­be­rech­tig­te sei­ne Er­werbstätig­keit bei den Be­klag­ten be­en­det. Es wird ei­ne als „Ab­fin­dung“ ti­tu­lier­te mo­nat­li­che Zah­lung in Höhe von 61 % der mo­nat­li­chen Brut­to­be­mes­sungs­größe ge­zahlt, der der bis­he­ri­ge Ver­dienst des Mit­ar­bei­ters zu­grun­de liegt. Darüber hin­aus wird ein Kran­ken­kas­sen­zu­schuss u. a. im Fal­le ei­ner pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung von mo­nat­lich pau­schal 300,00 € brut­to ge­zahlt. Sch­ließlich er­folgt ein Ren­ten­ni­veau­aus­gleich und ein Aus­gleich von Ren­ten­ab­schlägen, die durch das vor­zei­ti­ge Aus­schei­den aus dem Ar­beits­verhält­nis ver­ur­sacht sind. Die Leis­tun­gen ha­ben da­mit den Cha­rak­ter ei­ner so­zia­len Ab­si­che­rung bis zum Er­rei­chen des Al­ters, in dem Al­ters­ver­sor­gungs­leis­tun­gen er­bracht wer­den. Die be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter sol­len wirt­schaft­lich so­lan­ge ab­ge­si­chert wer­den, bis sie das Al­ter er­rei­chen, in dem sie Leis­tun­gen der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung be­an­spru­chen können.

Die­ser Be­wer­tung steht nicht ent­ge­gen, dass die Leis­tun­gen un­ter An­rech­nung von Ar­beits­lo­sen­geld, Ar­beits­lo­sen­geld II, Ent­gel­ter­satz­leis­tun­gen, Er­werbs­min­de­rungs­ren­te bei teil­wei­ser Er­werbs­min­de­rung, Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sor­ge oder der Einkünf­ten aus Ne­bentätig­keit er­fol­gen. Die An­rech­nung der ge­nann­ten
 

– Sei­te 20 –

Leis­tun­gen, die ggf. auch fik­tiv vor­ge­nom­men wer­den kann, dient der Min­de­rung der fort­lau­fen­den Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen der Be­klag­ten in dem Ge­samt­zeit­raum bis zum Er­rei­chen des Ren­ten­ein­tritts­al­ters. Dass die Ver­trags­par­tei­en nämlich nicht da­von aus­ge­gan­gen sind, dass die Kläge­rin er­neut in ein Voll­zeit­ar­beits­verhält­nis zu ei­nem Drit­ten ein­tritt, wird schon dar­aus deut­lich, dass aus­sch­ließlich Einkünf­te aus selbständi­ger Tätig­keit und aus Ne­bentätig­kei­ten (so­weit sie die Gren­ze der Ge­ringfügig­keit im Rah­men des § 8 SGB IV über­schrei­ten) an­ge­rech­net wer­den, nicht je­doch Einkünf­te aus nicht­selbständi­ger Tätig­keit aus ei­nem re­gulären Ar­beits­verhält­nis. Ei­ne Be­en­di­gung der Leis­tun­gen nach dem „55er Mo­dell“ ist nicht für den Fall vor­ge­se­hen, dass die Kläge­rin ein Ar­beits­verhält­nis zu ei­nem an­de­ren Ar­beit­ge­ber als der Be­klag­ten zu 1. oder ei­nem ih­rer Toch­ter- oder Be­tei­li­gungs­un­ter­neh­men auf­nimmt. Auch der Ren­ten­ni­veau­aus­gleich und der Aus­gleich von Ren­ten­ab­schlägen sind so ge­stal­tet, dass er von ei­ner Nicht­teil­nah­me der Kläge­rin am Er­werbs­le­ben in den ver­blei­ben­den Jah­ren bis zum Ren­ten­ein­tritt aus­geht. In der Ge­samt­schau geht das „55er Mo­dell“ so­mit da­von aus, dass die Kläge­rin in den bis zur Ver­ren­tung fol­gen­den Jah­ren aus dem Er­werbs­le­ben aus­schei­det; folg­lich dient es da­zu, ent­ste­hen­de Ver­sor­gungslücken aus­zu­glei­chen. Mit die­sem Re­ge­lungs­zweck ist nicht zu ver­ein­ba­ren, wenn die An­knüpfung an das ge­setz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rungs­recht da­zu führt, dass Männer und Frau­en, aber auch Ar­beit­neh­mer ver­schie­de­nen Al­ters nicht in glei­cher Wei­se wirt­schaft­lich ab­ge­si­chert wer­den. Im Ge­gen­satz zu ei­ner So­zi­al­plan­ab­fin­dung (vgl. da­zu: BAG, Ur­teil vom 11.11.2008 - 1 AZR 475/07 - und BAG, Ur­teil vom 30.09.2008 - 1 AZR 684/07 -, zi­tiert nach Ju­ris) die­nen die Leis­tun­gen nach dem „55er Mo­dell“ nicht da­zu, die Wie­der­ein­glie­de­rung ei­nes aus be­trieb­li­chen Gründen ent­las­se­nen Ar­beit­neh­mers zu un­terstützen. Viel­mehr sol­len sie für ei­ne Grup­pe älte­rer Ar­beit­neh­mer die Ver­sor­gungslücke bis zum Ren­ten­be­zug schließen.

§ 7 a des zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Auflösungs­ver­tra­ges vom 19.10.2007/21.10.2007 verstößt so­mit ge­gen § 7 Abs. 1 AGG und ist nach § 7 Abs. 2 AGG un­wirk­sam. Die Ansprüche der Kläge­rin auf Leis­tun­gen nach dem „55er Mo­dell“ be­ste­hen des­halb zu­min­dest bis zum En­de des Mo­nats, in dem sie das 63. Le­bens­jahr voll­endet (De­zem­ber 2013) fort. Die übri­gen Be­stim­mun­gen des
 

– Sei­te 21 –

Auflösungs­ver­tra­ges vom 19.10.2007/21.10.2007 blei­ben gemäß § 15 Abs. 3 des Ver­tra­ges wirk­sam.

3. Der zu Ziff. 2. ge­stell­te An­trag der Kläge­rin ist - so­weit er zulässig ist - un­be­gründet. Der gel­tend ge­mach­ten For­de­rung steht be­reits ent­ge­gen, dass § 2 Abs. 3 des Auflösungs­ver­tra­ges ei­ne Rei­he von Tat­beständen enthält, nach de­nen ei­ne An­rech­nung und da­mit Min­de­rung der gel­tend ge­mach­ten mo­nat­li­chen Zah­lung er­folgt. Darüber hin­aus führt auch ein Ein­tritt der un­ter § 7 b bis d ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen zum Erlöschen des An­spruchs. Vor die­sem Hin­ter­grund sieht sich die Kam­mer der­zeit nicht in der La­ge, dem Be­geh­ren der Kläge­rin zu ent­spre­chen.

4. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 92 ZPO und ent­spricht dem Verhält­nis des je­wei­li­gen Un­ter­lie­gens bzw. Ob­sie­gens.

Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on er­gibt sich aus § 72 Abs. 2 Ziff. 1 ArbGG.


– Sei­te 22 –

R e c h t s m i t t e l b e l e h r u n g


Ge­gen die­ses Ur­teil kann von den Be­ru­fungs­be­klag­ten zu 1. und 2.

Re­vi­si­on

ein­ge­legt wer­den.


Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.


Die An­schrift des Bun­des­ar­beits­ge­richts lau­tet:

Post­fach, 99112 Er­furt
oder
Hu­go-Preuß-Platz 1, 99084 Er­furt

Te­le­fon: (03 61) 26 36 - 0
Te­le­fax: (03 61) 26 36 - 20 00.

Sie ist gleich­zei­tig in­ner­halb


ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen.


Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.


Die Re­vi­si­ons­schrift und die Be­gründung der Re­vi­si­on müssen von ei­nem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Pro­zess­be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:


1. Rechts­anwälte,


2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­ber­verbänden so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände und Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,

3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, die die Vor­aus­set­zun­gen des § 11 Abs. 2 Satz 2 Nr. 5 ArbGG erfüllen.
 

– Sei­te 23 –

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift und die Be­gründung un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.


Bezüglich der Möglich­kei­ten elek­tro­ni­scher Ein­le­gung und Be­gründung der Re­vi­si­on - ei­ne Ein­le­gung per E-Mail ist aus­ge­schlos­sen! - wird ver­wie­sen auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 9. März 2006 (BGBl. I S. 519).

Die Re­vi­si­on kann nur dar­auf gestützt wer­den, dass das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts auf der Ver­let­zung ei­ner Rechts­norm be­ruht.

Für die wei­te­ren Be­tei­lig­ten ist ge­gen die Ent­schei­dung kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
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Nina Wesemann
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Fachanwältin für Arbeitsrecht

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