HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/138

Ein­stel­lungs­höchst­al­ter von 37 Jah­ren für Pi­lo­ten ist dis­kri­mi­nie­rend

Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung bei der Luft­han­sa: Kei­ne Ein­stel­lungs­gren­ze für Pi­lo­ten von 37 Jah­ren: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 08.12.2010, 7 ABR 98/09
Fluggast und Pilot auf dem Rollfeld "Äl­te­re" Pi­lo­ten dür­fen nicht ab­ge­wie­sen wer­den
19.07.2011. Ar­beit­neh­mer wer­den durch das All­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) bei Be­wer­bun­gen und im Be­ruf vor un­ge­recht­fer­tig­ten Be­nach­tei­li­gun­gen (Dis­kri­mi­nie­run­gen) we­gen ih­res Al­ters ge­schützt (§§ 1, 7, 6 AGG). Ei­ne schlech­te­re Be­hand­lung we­gen des (zu ge­rin­gen oder zu ho­hen) Al­ters ist aber aus­nahms­wei­se ge­recht­fer­tigt bzw. er­laubt, wenn sie „an­ge­mes­sen und er­for­der­lich“ ist, um ein le­gi­ti­mes Ziel zu ver­fol­gen, vgl. § 10 AGG. Ein sol­ches Ziel kann auch ei­ne „an­ge­mes­se­ne Be­schäf­ti­gungs­zeit vor dem Ein­tritt in den Ru­he­stand“ sein.

Vor die­sem Hin­ter­grund sind fes­te Al­ters­gren­zen bei der Ein­stel­lung oft nicht zu­läs­sig. Die mit ih­nen ver­folg­ten Zie­le sind nur schüt­zens­wert, wenn sie ei­ne ob­jek­ti­ve Grund­la­ge ha­ben und nicht nur auf blo­ßen Be­haup­tun­gen be­ru­hen. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) muss­te vor die­sem Hin­ter­grund die Fra­ge klä­ren, ob ei­ne ta­rif­ver­trag­li­che Al­ters­gren­ze für die Ein­stel­lung von Pi­lo­ten dis­kri­mi­nie­rend ist (Be­schluss vom 08.12.2010, 7 ABR 98/09).

Ein Luft­han­sa-Un­ter­neh­men stritt mit sei­ner Per­so­nal­ver­tre­tung über ei­ne ta­rif­ver­trag­li­che Al­ters­gren­ze von „37 Jah­ren und 364 Ta­gen“ für die Ein­stel­lung von Pi­lo­ten. Nach An­sicht der Per­so­nal­ver­tre­tung war sie rech­tens, u.a. weil lang­jäh­ri­ge Be­rufs­er­fah­run­gen bei ver­schie­de­nen Un­ter­neh­men zu Ab­stim­mungs­pro­ble­men im Cock­pit füh­ren könn­ten. Das über­zeug­te aber we­der das Hes­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt (Be­schluss vom 17.03.2009, 4 TaBV 168/08) noch das BAG. Die Al­ters­gren­ze ist da­mit ge­fal­len.

Fa­zit: Ein Ein­stel­lungs­höchst­al­ter bei Pi­lo­ten ist dis­kri­mi­nie­rend, wenn es be­reits schon zehn Jah­re nach der Aus­bil­dung an­setzt und mit nicht nach­prüf­ba­ren Ver­mu­tun­gen be­grün­det wird. Es ver­folgt dann kei­ne sach­li­chen Zie­le und ist nicht er­for­der­lich. Ob­wohl sich hier im Streit­fall der Ar­beit­ge­ber für sei­nen künf­ti­gen Pi­lo­ten stark ge­macht hat­te, sind v.a. ab­ge­wie­se­ne Be­wer­ber da­zu auf­ge­ru­fen, sich ge­gen Al­ters­gren­zen bei der Ein­stel­lung zu weh­ren, wenn die­se nicht hieb- und stich­fest be­grün­det sind.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 29. Juni 2016

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Bewertung:

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de