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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/109

Frei­wil­lig­keits­vor­be­halt und Wi­der­rufs­vor­be­halt ver­hin­dert kei­ne Weih­nachts­geld-Be­triebs­übung

Ein Frei­wil­lig­keits­vor­be­halt ver­hin­dert das Ent­ste­hen ei­ner Be­triebs­übung nicht, wenn er mit ei­nem Wi­der­rufs­vor­be­halt kom­bi­niert wird: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 08.12.2010, 10 AZR 671/09
Geschenkkorb in Zellophan Un­zu­läs­sig: Die Kom­bi­na­ti­on von Wi­der­rufs- und Frei­wil­lig­keits­vor­be­halt
07.06.2011. Zahlt ein Ar­beit­ge­ber min­des­tens drei­mal ein Weih­nachts­geld, kön­nen die Ar­beit­neh­mer dar­auf ver­trau­en, dass er das auch künf­tig tut: Es ist näm­lich ei­ne Be­triebs­übung und da­mit ein An­spruch ent­stan­den. Ver­hin­dert wird dies durch ei­nen Frei­wil­lig­keits­vor­be­halt, d.h. die Er­klä­rung, dass auch bei mehr­fa­chen Son­der­leis­tun­gen kein An­spruch ent­steht.

Ar­beit­ge­ber kön­nen sich auch durch Wi­der­rufs­vor­be­hal­te ab­si­chern. Sie be­rech­ti­gen zum Wi­der­ruf bzw. Be­sei­ti­gung ei­nes An­spruchs. Wer­den Frei­wil­lig­keits­vor­be­hal­te mit Wi­der­rufs­vor­be­hal­ten kom­bi­niert, sind die Klau­seln u.U. nicht ver­ständ­lich. Das müs­sen sie aber als All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen (AGB) des Ar­beit­ge­bers sein, § 307 Abs.1 Satz 2 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB). Ge­gen die Klar­heit von Kom­bi­na­ti­ons­klau­seln spricht, dass ein auf­grund der Frei­wil­lig­keits­klau­sel nicht be­ste­hen­der An­spruch nicht wi­der­ru­fen wer­den kann. Ob dies so ist, hat­te das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) zu ent­schei­den (Ur­teil vom 08.12.2010, 10 AZR 671/09).

Ein Ar­beit­ge­ber zahl­te 2005, 2006 und 2007 ein Weih­nachts­geld. Laut Ar­beits­ver­trag „frei­wil­lig und oh­ne je­de recht­li­che Ver­pflich­tung“ - und „je­der­zeit oh­ne Wah­rung ei­ner be­son­de­ren Frist wi­der­ruf­bar“. Vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf (Ur­teil vom 29.07.2009, 2 Sa 470/09) hat­te die Zah­lungs­kla­ge ei­nes Ar­beit­neh­mers für 2008 beim BAG kei­nen Er­folg (wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 09/210 „Frei­wil­li­ge und wi­der­ruf­li­che“ Son­der­zah­lung).

An­ders hat aber nun das BAG ent­schie­den: Denn die Klau­sel ist un­klar und kann auch so ver­stan­den wer­den, dass „aus frei­en Stü­cken“ ei­ne Zah­lungs­pflicht über­nom­men wer­den soll­te.

Fa­zit: Ob die Kom­bi­na­ti­on von Frei­wil­lig­keits- und Wi­der­rufs­vor­be­halt im­mer zur Un­klar­heit und da­mit Un­wirk­sam­keit der gan­zen Klau­sel führt, ließ das BAG of­fen. Je­den­falls ver­hin­dert ei­ne Kom­bi­na­ti­ons­klau­sel nicht, dass durch drei­ma­li­ge Weih­nachts­geld­zah­lung ei­ne Be­triebs­übung bzw. ein An­spruch ent­steht, da die Klau­sel auch als Wi­der­rufs­vor­be­halt ver­stan­den wer­den kann. Si­cher ist nur die Klau­sel, dass „auch wie­der­hol­te Son­der­zah­lun­gen kei­nen Rechts­an­spruch für die Zu­kunft be­grün­den“.

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Letzte Überarbeitung: 19. Juni 2017

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