HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

EuGH, Ur­teil vom 13.11.2014, C-416/13 - Vi­tal Pérez

   
Schlagworte: Diskriminierung: Alter, Altersdiskriminierung, Diskriminierung: Einstellung
   
Gericht: Europäischer Gerichtshof
Aktenzeichen: C-416/13
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 13.11.2014
   
Leitsätze: Art. 2 Abs. 2, Art. 4 Abs. 1 und Art. 6 Abs. 1 Buchst. c der Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27. November 2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf sind dahin auszulegen, dass sie einer nationalen Regelung wie der im Ausgangsverfahren fraglichen entgegenstehen, die das Höchstalter für die Einstellung örtlicher Polizeibeamter auf 30 Jahre festlegt.
Vorinstanzen:
   

UR­TEIL DES GERICH­TSHOFS (Zwei­te Kam­mer)

13. No­vem­ber 2014(*)

„Vor­la­ge zur Vor­ab­ent­schei­dung – So­zi­al­po­li­tik - Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf - Char­ta der Grund­rech­te der Eu­ropäischen Uni­on - Art. 21 - Richt­li­nie 2000/78/EG ‒ Art. 2 Abs. 2, Art. 4 Abs. 1 und Art. 6 Abs. 1 - Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters - Na­tio­na­le Vor­schrift - Vor­aus­set­zung für die Ein­stel­lung ört­li­cher Po­li­zei­be­am­ter - Fest­set­zung ei­nes Höchst­al­ters von 30 Jah­ren - Recht­fer­ti­gungs­gründe“

In der Rechts­sa­che C-416/13

be­tref­fend ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen nach Art. 267 AEUV, ein­ge­reicht vom Juz­ga­do de lo Con­ten­cio­so-Ad­mi­nis­tra­tivo nº 4 de Ovie­do (Spa­ni­en) mit Ent­schei­dung vom 16. Ju­li 2013, beim Ge­richts­hof ein­ge­gan­gen am 23. Ju­li 2013, in dem Ver­fah­ren

Ma­rio Vi­tal Pérez

ge­gen

Ay­un­ta­mi­en­to de Ovie­do

erlässt

DER GERICH­TSHOF (Zwei­te Kam­mer)

un­ter Mit­wir­kung der Kam­mer­präsi­den­tin R. Sil­va de La­pu­er­ta, des Vi­ze­präsi­den­ten des Ge­richts­hofs K. Lena­erts in Wahr­neh­mung der Auf­ga­ben ei­nes Rich­ters der Zwei­ten Kam­mer, so­wie der Rich­ter J.‑C. Bo­ni­chot, A. Ara­b­ad­jiev und J. L. da Cruz Vi­laça (Be­richt­er­stat­ter),

Ge­ne­ral­an­walt: P. Men­goz­zi,

Kanz­ler: A. Ca­lot Es­co­bar,

auf­grund des schrift­li­chen Ver­fah­rens,

un­ter Berück­sich­ti­gung der Erklärun­gen

- von Herrn Vi­tal Pérez, ver­tre­ten durch M. No­val Pa­to und I. Fernández-Jardón Fernández, aboga­dos,

- der spa­ni­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch J. García‑Val­de­ca­sas Dor­re­go und L. Ban­ci­el­la Ro­dríguez-Miñon als Be­vollmäch­tig­te,

- der deut­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch T. Hen­ze und J. Möller als Be­vollmäch­tig­te,

- der französi­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch D. Co­las und R. Coe­s­me als Be­vollmäch­tig­te,

- der ita­lie­ni­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch G. Pal­mie­ri als Be­vollmäch­tig­te im Bei­stand von S. Va­ro­ne, av­vo­ca­to del­lo Sta­to,

- der Eu­ropäischen Kom­mis­si­on, ver­tre­ten durch L. Lo­z­a­no Pa­la­ci­os und D. Mar­tin als Be­vollmäch­tig­te,

nach Anhörung der Schluss­anträge des Ge­ne­ral­an­walts in der Sit­zung vom 17. Ju­li 2014

fol­gen­des

Ur­teil

1 Das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen be­trifft die Aus­le­gung von Art. 2 Abs. 2, Art. 4 Abs. 1 und Art. 6 Abs. 1 Buchst. c der Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf (ABl. L 303, S. 16) so­wie von Art. 21 Abs. 1 der Char­ta der Grund­rech­te der Eu­ropäischen Uni­on (im Fol­gen­den: Char­ta).
2 Die­ses Er­su­chen er­geht im Rah­men ei­nes Rechts­streits zwi­schen Herrn Vi­tal Pérez ge­gen das Ay­un­ta­mi­en­to de Ovie­do (Stadt Ovie­do, im Fol­gen­den: Ay­un­ta­mi­en­to) we­gen des­sen Be­schlus­ses, die Be­kannt­ma­chung ei­nes Aus­wahl­ver­fah­rens zu ge­neh­mi­gen, nach der die Be­wer­ber für Stel­len bei der ört­li­chen Po­li­zei nicht älter als 30 Jah­re sein dürfen.

Recht­li­cher Rah­men

Uni­ons­recht

3 Die Erwägungs­gründe 18, 23 und 25 der Richt­li­nie 2000/78 lau­ten:

„(18) Ins­be­son­de­re darf mit die­ser Richt­li­nie den Streit­kräften so­wie der Po­li­zei, den Haft­an­stal­ten oder den Not­fall­diens­ten un­ter Berück­sich­ti­gung des rechtmäßigen Ziels, die Ein­satz­be­reit­schaft die­ser Diens­te zu wah­ren, nicht zur Auf­la­ge ge­macht wer­den, Per­so­nen ein­zu­stel­len oder wei­ter zu beschäfti­gen, die nicht den je­wei­li­gen An­for­de­run­gen ent­spre­chen, um sämt­li­che Auf­ga­ben zu erfüllen, die ih­nen über­tra­gen wer­den können.

(23) Un­ter sehr be­grenz­ten Be­din­gun­gen kann ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung ge­recht­fer­tigt sein, wenn ein Merk­mal, das mit … dem Al­ter … zu­sam­menhängt, ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stellt, so­fern es sich um ei­nen le­gi­ti­men Zweck und ei­ne an­ge­mes­se­ne An­for­de­rung han­delt …

(25) Das Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters stellt ein we­sent­li­ches Ele­ment zur Er­rei­chung der Zie­le der beschäfti­gungs­po­li­ti­schen Leit­li­ni­en und zur Förde­rung der Viel­falt im Be­reich der Beschäfti­gung dar. Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters können un­ter be­stimm­ten Umständen je­doch ge­recht­fer­tigt sein und er­for­dern da­her be­son­de­re Be­stim­mun­gen, die je nach der Si­tua­ti­on der Mit­glied­staa­ten un­ter­schied­lich sein können. Es ist da­her un­be­dingt zu un­ter­schei­den zwi­schen ei­ner Un­gleich­be­hand­lung, die ins­be­son­de­re durch rechtmäßige Zie­le im Be­reich der Beschäfti­gungs­po­li­tik, des Ar­beits­mark­tes und der be­ruf­li­chen Bil­dung ge­recht­fer­tigt ist, und ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung, die zu ver­bie­ten ist.“

4 Die Richt­li­nie 2000/78 hat gemäß ih­rem Art. 1 zum Zweck, ei­nen all­ge­mei­nen Rah­men zu schaf­fen, um ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen der Re­li­gi­on oder der Welt­an­schau­ung, ei­ner Be­hin­de­rung, des Al­ters oder der se­xu­el­len Aus­rich­tung in Beschäfti­gung und Be­ruf im Hin­blick auf die Ver­wirk­li­chung des Grund­sat­zes der Gleich­be­hand­lung in den Mit­glied­staa­ten zu bekämp­fen.
5 Art. 2 die­ser Richt­li­nie be­stimmt:

„(1) Im Sin­ne die­ser Richt­li­nie be­deu­tet ‚Gleich­be­hand­lungs­grund­satz‘, dass es kei­ne un­mit­tel­ba­re oder mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen ei­nes der in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Gründe ge­ben darf.

(2) Im Sin­ne des Ab­sat­zes 1

a) liegt ei­ne un­mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung vor, wenn ei­ne Per­son we­gen ei­nes der in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Gründe in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung erfährt, als ei­ne an­de­re Per­son erfährt, er­fah­ren hat oder er­fah­ren würde;

…“

6 Art. 3 Abs. 1 Buchst. a der Richt­li­nie 2000/78 lau­tet:

„(1) Im Rah­men der auf die Ge­mein­schaft über­tra­ge­nen Zuständig­kei­ten gilt die­se Richt­li­nie für al­le Per­so­nen in öffent­li­chen und pri­va­ten Be­rei­chen, ein­sch­ließlich öffent­li­cher Stel­len, in Be­zug auf

a) die Be­din­gun­gen - ein­sch­ließlich Aus­wahl­kri­te­ri­en und Ein­stel­lungs­be­din­gun­gen - für den Zu­gang zu un­selbständi­ger und selbständi­ger Er­werbstätig­keit, un­abhängig von Tätig­keits­feld und be­ruf­li­cher Po­si­ti­on, ein­sch­ließlich des be­ruf­li­chen Auf­stiegs“.

7 Art. 4 Abs. 1 die­ser Richt­li­nie be­stimmt:

„Un­ge­ach­tet des Ar­ti­kels 2 Absätze 1 und 2 können die Mit­glied­staa­ten vor­se­hen, dass ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen ei­nes Merk­mals, das im Zu­sam­men­hang mit ei­nem der in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Dis­kri­mi­nie­rungs­gründe steht, kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stellt, wenn das be­tref­fen­de Merk­mal auf­grund der Art ei­ner be­stimm­ten be­ruf­li­chen Tätig­keit oder der Be­din­gun­gen ih­rer Ausübung ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stellt, so­fern es sich um ei­nen rechtmäßigen Zweck und ei­ne an­ge­mes­se­ne An­for­de­rung han­delt.“

8 Art. 6 der Richt­li­nie 2000/78 sieht vor:

„(1) Un­ge­ach­tet des Ar­ti­kels 2 Ab­satz 2 können die Mit­glied­staa­ten vor­se­hen, dass Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stel­len, so­fern sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen sind und im Rah­men des na­tio­na­len Rechts durch ein le­gi­ti­mes Ziel, wor­un­ter ins­be­son­de­re rechtmäßige Zie­le aus den Be­rei­chen Beschäfti­gungs­po­li­tik, Ar­beits­markt und be­ruf­li­che Bil­dung zu ver­ste­hen sind, ge­recht­fer­tigt sind und die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind.

Der­ar­ti­ge Un­gleich­be­hand­lun­gen können ins­be­son­de­re Fol­gen­des ein­sch­ließen:

c) die Fest­set­zung ei­nes Höchst­al­ters für die Ein­stel­lung auf­grund der spe­zi­fi­schen Aus­bil­dungs­an­for­de­run­gen ei­nes be­stimm­ten Ar­beits­plat­zes oder auf­grund der Not­wen­dig­keit ei­ner an­ge­mes­se­nen Beschäfti­gungs­zeit vor dem Ein­tritt in den Ru­he­stand.

…“

Spa­ni­sches Recht

9 In Spa­ni­en hat je­de der 17 Au­to­no­men Ge­mein­schaf­ten Ge­set­ze oder Durchführungs­be­stim­mun­gen zum Sta­tut der ört­li­chen Po­li­zei er­las­sen, die im Hin­blick auf das Höchst­al­ter für den Zu­gang zu die­sem Be­ruf un­ter­schied­lich sind. Während nämlich ei­ni­ge Ge­set­ze ein Al­ter von 30 oder mehr Le­bens­jah­ren vor­se­hen, gibt es in an­de­ren Au­to­no­men Ge­mein­schaf­ten kei­ne Al­ters­gren­ze.
10 In Art. 18 Abs. 6 der Ley del Prin­ci­pa­do de As­tu­ri­as 2/2007 de Co­or­di­n­ación de las Po­licías Lo­ca­les (Ge­setz 2/2007 der Au­to­no­men Ge­mein­schaft As­tu­ri­en zur Ko­or­di­na­ti­on der ört­li­chen Po­li­zei) vom 23. März 2007 (BOE Nr. 169 vom 16. Ju­li 2007) sind die Auf­ga­ben ei­nes ört­li­chen Po­li­zei­be­am­ten fol­gen­der­maßen fest­ge­legt:

„Bei­stand für den Bürger, Schutz von Per­so­nen und Sa­chen, Fest­nah­me und In­ge­wahrs­am­nah­me von Straftätern, präven­ti­ver Strei­fen­dienst, Ver­kehrs­re­ge­lung und sons­ti­ge von sei­nen Vor­ge­setz­ten an­ge­ord­ne­te Maßnah­men.“

11 Art. 32 Buchst. b die­ses Ge­set­zes schreibt ins­be­son­de­re als all­ge­mei­ne Vor­aus­set­zung für die Auf­nah­me in den ört­li­chen Po­li­zei­dienst vor,

„…

b) min­des­tens 18 und nicht älter als 30 Jah­re alt [zu] sein.“

12 Das Ge­setz 2/2007 wur­de im Rah­men der Be­fug­nis­se er­las­sen, die die spa­ni­sche Ver­fas­sung den Au­to­no­men Ge­mein­schaf­ten im Rah­men der Ley Orgáni­ca 2/1986 de Fu­erz­as y Cu­er­pos de Se­gu­ri­dad del Esta­do (Ge­setz zur Or­ga­ni­sa­ti­on der Voll­zugs­diens­te der na­tio­na­len Si­cher­heits­behörden) vom 13. März 1986 (BOE Nr. 63 vom 14. März 1986) einräumt.
13 Die Voll­zugs­diens­te der na­tio­na­len Si­cher­heits­behörden ha­ben gemäß Art. 11 Abs. 1 der Ley Orgáni­ca nº 2/1986 fol­gen­de Auf­ga­ben:

„Die Voll­zugs­diens­te der na­tio­na­len Si­cher­heits­behörden ha­ben zur Auf­ga­be, die freie Ausübung der Rech­te und Frei­hei­ten zu schützen und die Si­cher­heit der Bürger zu gewähr­leis­ten, in­dem sie

a) die Ein­hal­tung der Ge­set­ze und all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten über­wa­chen, wo­bei sie die An­wei­sun­gen ausführen, die ih­nen die Behörden im Rah­men ih­rer je­wei­li­gen Zuständig­keit er­tei­len;

b) Per­so­nen Hil­fe leis­ten und sie schützen und Ge­genstände, die aus ir­gend­ei­nem Grund in Ge­fahr sind, be­wa­chen oder in Ge­wahr­sam neh­men;

c) bei Be­darf öffent­li­che Gebäude und Ein­rich­tun­gen be­wa­chen und schützen;

d) für den Schutz und die Si­cher­heit hoch­ge­stell­ter Persönlich­kei­ten sor­gen;

e) ge­ge­be­nen­falls die öffent­li­che Ord­nung und Si­cher­heit er­hal­ten oder wie­der­her­stel­len;

f) Straf­ta­ten ver­hin­dern;

g) Un­ter­su­chun­gen in Be­zug auf Straf­ta­ten durchführen, um die ver­mut­li­chen Täter zu er­mit­teln und zu ver­haf­ten, die Ta­tin­stru­men­te, Erträge und Be­wei­se für Straf­ta­ten si­chern und dem zuständi­gen Rich­ter oder Ge­richt zur Verfügung stel­len so­wie ein­schlägi­ge tech­ni­sche Be­rich­te und Gut­ach­ten er­stel­len;

h) al­le für die öffent­li­che Ord­nung und Si­cher­heit wich­ti­gen In­for­ma­tio­nen er­fas­sen und ana­ly­sie­ren so­wie die Me­tho­den und Tech­ni­ken zur Verhütung von Straf­ta­ten stu­die­ren, pla­nen und an­wen­den;

i) mit den Ka­ta­stro­phen­schutz­behörden in Fällen großer Ge­fahr, ei­ner Ka­ta­stro­phe oder ei­nes na­tio­na­len Unglücks gemäß den Be­din­gun­gen zu­sam­men­ar­bei­ten, die in den Rechts­vor­schrif­ten für den Zi­vil­schutz fest­ge­legt sind.“

14

In Art. 53 Abs. 1 der Ley Orgáni­ca nº 2/1986 sind die Auf­ga­ben der ört­li­chen Po­li­zei fest­ge­legt. Die­se Vor­schrift lau­tet:

„Die ört­li­che Po­li­zei

a) schützt die Behörden der kom­mu­na­len Ge­bietskörper­schaf­ten und be­wacht de­ren Gebäude und Ein­rich­tun­gen;

b) re­gelt und lei­tet gemäß der Ver­kehrs­ord­nung den Ver­kehr und die Si­gnal­an­la­gen im Stadt­zen­trum;

c) nimmt Ver­kehrs­unfälle auf, die sich im Stadt­zen­trum er­eig­net ha­ben;

d) übt ord­nungs­behörd­li­che Tätig­kei­ten im Zu­sam­men­hang mit Ver­ord­nun­gen, Sat­zun­gen und sons­ti­gen kom­mu­na­len Vor­schrif­ten aus, die in ih­ren Zuständig­keits­be­reich fal­len;

e) ar­bei­tet mit der Kri­mi­nal­po­li­zei zu­sam­men …;

f) leis­tet Hil­fe bei Unfällen, Ka­ta­stro­phen und na­tio­na­len Unglücken und wirkt in der ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Form an der Durchführung der Ka­ta­stro­phen­schutz­pläne mit;

g) er­greift präven­ti­ve und sons­ti­ge Maßnah­men zur Ver­hin­de­rung von Straf­ta­ten …;

h) über­wacht die öffent­li­chen Plätze und Straßen und ar­bei­tet auf An­for­de­rung mit den Si­cher­heits­kräften des Staa­tes so­wie mit der Po­li­zei der Au­to­no­men Ge­mein­schaf­ten zum Schutz von De­mons­tra­tio­nen und zur Auf­recht­er­hal­tung der Ord­nung bei großen Men­schen­an­samm­lun­gen zu­sam­men;

i) wirkt auf An­for­de­rung an der Bei­le­gung pri­va­ter Kon­flik­te mit.“

Aus­gangs­ver­fah­ren und Vor­la­ge­fra­ge

15 Am 8. April 2013 er­hob Herr Vi­tal Pérez beim vor­le­gen­den Ge­richt Kla­ge ge­gen den Be­schluss des Ay­un­ta­mi­en­to vom 7. März 2013, mit dem die in ei­ner Be­kannt­ma­chung ei­nes Aus­wahl­ver­fah­rens ent­hal­te­nen spe­zi­fi­schen Be­din­gun­gen für die Be­set­zung von 15 Stel­len bei der ört­li­chen Po­li­zei ge­neh­migt wor­den wa­ren.
16 Herr Vi­tal Pérez hält Nr. 3.2 der ge­nann­ten Aus­schrei­bung für rechts­wid­rig, wo­nach die Be­wer­ber nicht älter als 30 Jah­re sein dürfen. Dies verstößt sei­ner An­sicht nach ge­gen sein in der spa­ni­schen Ver­fas­sung und in der Richt­li­nie 2000/78 ver­an­ker­tes Grund­recht auf Zu­gang zu öffent­li­chen Ämtern und Auf­ga­ben un­ter glei­chen Be­din­gun­gen.
17 Er be­gehrt die Nich­ti­gerklärung der ge­nann­ten Nr. 3.2, weil sie ei­ne Be­din­gung ent­hal­te, die we­der be­gründet noch be­rech­tigt sei, denn die für die Ausübung der Auf­ga­ben an­ge­mes­se­ne körper­li­che Kon­di­ti­on sei durch die in der Aus­schrei­bung vor­ge­se­he­nen körper­li­chen Eig­nungs­tests gewähr­leis­tet. In Nr. 3.5 der Aus­schrei­bung heißt es, dass der Be­wer­ber „in körper­li­cher und psy­chi­scher Hin­sicht die ent­spre­chen­den Vor­aus­set­zun­gen für die Ausübung der mit dem Amt ver­bun­de­nen Auf­ga­ben und für die Teil­nah­me an den [in der Aus­schrei­bung an­ge­ge­be­nen] körper­li­chen Eig­nungs­tests erfüllen“ müsse.
18 Die Ge­set­ze und De­kre­te der Au­to­no­men Ge­mein­schaf­ten sähen ent­we­der kei­ne Al­ters­gren­ze vor (An­da­lu­si­en, Aragón, Ba­lea­ren, Ka­na­ri­sche In­seln, Cas­til­la-La Man­cha, Ka­ta­lo­ni­en und Ex­trema­du­ra) oder leg­ten sie auf 35 Jah­re (Bas­ken­land) bzw. 36 Jah­re (Va­len­cia und Ga­li­ci­en) fest.
19 Das Ay­un­ta­mi­en­to macht gel­tend, dass es sich mit der Fest­le­gung ei­ner sol­chen Al­ters­gren­ze le­dig­lich an das Ge­setz 2/2007 ge­hal­ten ha­be. Im Übri­gen ha­be es die­se Maßnah­me auf Art. 6 der Richt­li­nie 2000/78 gestützt, und je­den­falls ha­be der Ge­richts­hof be­reits im Ur­teil Wolf (C-229/08, EU:C:2010:3) zu­guns­ten ei­ner sol­chen Al­ters­gren­ze ent­schie­den.
20 Das vor­le­gen­de Ge­richt weist dar­auf hin, dass das Tri­bu­nal Su­pre­mo mit Ur­tei­len vom 21. März 2011 und 17. Ok­to­ber 2011 die Vor­schrift für nich­tig erklärt ha­be, die im Fall ei­nes all­ge­mei­nen Aus­wahl­ver­fah­rens zur Be­set­zung von Stel­len als In­spek­to­ren­anwärter bei der na­tio­na­len Po­li­zei den Aus­schluss von über 30 Jah­re al­ten Be­wer­bern vor­ge­se­hen ha­be, und ver­tritt die An­sicht, dass die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de Al­ters­gren­ze un­verhält­nismäßig sein könn­te. Es ge­be nämlich we­ni­ger ein­schränken­de Maßnah­men als die Fest­le­gung ei­nes Höchst­al­ters, um das Ziel, dass die ört­li­chen Po­li­zis­ten über die be­son­de­re für die Ausübung ih­res Be­rufs not­wen­di­ge körper­li­che Kon­di­ti­on verfügen müss­ten, er­rei­chen zu können. Die Durchführung an­spruchs­vol­ler körper­li­cher Eig­nungs­tests sei ge­ra­de ei­ne spe­zi­fi­sche Vor­aus­set­zung in der Be­kannt­ma­chung des Aus­wahl­ver­fah­rens.
21 Die körper­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die Auf­nah­me in den ört­li­chen Po­li­zei­dienst könn­ten nicht mit der „außer­gewöhn­lich ho­hen körper­li­chen Eig­nung“ ver­gli­chen wer­den, die bei der Feu­er­wehr ver­langt wer­de, da die­se an­de­re Auf­ga­ben ha­be, so dass das Ur­teil Wolf (EU:C:2010:3) im vor­lie­gen­den Fall nicht un­mit­tel­bar her­an­ge­zo­gen wer­den könne.
22 Un­ter die­sen Umständen hat der Juz­ga­do de lo Con­ten­cio­so-Ad­mi­nis­tra­tivo n° 4 de Ovie­do das Ver­fah­ren aus­ge­setzt und dem Ge­richts­hof fol­gen­de Fra­ge zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­ge­legt:

Ste­hen Art. 2 Abs. 2, Art. 4 Abs. 1 und Art. 6 Abs. 1 Buchst. c der Richt­li­nie 2000/78 so­wie Art. 21 Abs. 1 der Char­ta, so­weit sie jeg­li­che Dis­kri­mi­nie­rung aus Gründen des Al­ters ver­bie­ten, der in ei­ner städti­schen Aus­schrei­bung in aus­drück­li­cher An­wen­dung ei­nes Re­gio­nal­ge­set­zes ei­nes Mit­glied­staats vor­ge­se­he­nen Fest­le­gung ei­nes Höchst­al­ters von 30 Jah­ren für den Zu­gang zu ei­ner Stel­le bei der ört­li­chen Po­li­zei ent­ge­gen?

Zur Vor­la­ge­fra­ge

Vor­be­mer­kung

23 Das vor­le­gen­de Ge­richt er­sucht den Ge­richts­hof im Rah­men des vor­lie­gen­den Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens so­wohl um die Aus­le­gung von Art. 21 der Char­ta als auch um die Aus­le­gung der Be­stim­mun­gen der Richt­li­nie 2000/78.
24 Der Ge­richts­hof hat an­er­kannt, dass ein Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters be­steht, das als all­ge­mei­ner Grund­satz des Uni­ons­rechts an­zu­se­hen und durch die Richt­li­nie 2000/78 für den Be­reich von Beschäfti­gung und Be­ruf kon­kre­ti­siert wor­den ist (Ur­tei­le Kücükde­ve­ci, C-555/07, EU:C:2010:21, Rn. 21, so­wie Prig­ge u. a., C-447/09, EU:C:2011:573, Rn. 38).
25

Wenn der Ge­richts­hof da­her mit ei­ner Vor­ab­ent­schei­dungs­fra­ge be­fasst ist, die sich im Rah­men ei­nes Rechts­streits zwi­schen ei­nem Ein­zel­nen und der öffent­li­chen Ver­wal­tung auf die Aus­le­gung des all­ge­mei­nen Grund­sat­zes des Ver­bots ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters, wie es in Art. 21 der Char­ta fest­ge­legt ist, und der Be­stim­mun­gen der Richt­li­nie 2000/78 be­zieht, prüft er die Fra­ge nur im Hin­blick auf die­se Richt­li­nie (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil Ty­ro­le­an Air­ways Ti­ro­ler Luft­fahrt, C-132/11, EU:C:2012:329, Rn. 21 bis 23).

Zur Vor­la­ge­fra­ge

26 Das vor­le­gen­de Ge­richt möch­te mit sei­ner Fra­ge wis­sen, ob Art. 2 Abs. 2, Art. 4 Abs. 1 und Art. 6 Abs. 1 Buchst. c der Richt­li­nie 2000/78 da­hin aus­zu­le­gen sind, dass sie ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung wie der im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­chen ent­ge­gen­ste­hen, die das Höchst­al­ter für die Ein­stel­lung ört­li­cher Po­li­zei­be­am­ter auf 30 Jah­re fest­legt.
27 Um die­se Fra­ge zu be­ant­wor­ten, ist zu prüfen, ob die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de Re­ge­lung in den Gel­tungs­be­reich der Richt­li­nie 2000/78 fällt und, wenn ja, ob sie ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters enthält, die ge­ge­be­nen­falls in An­be­tracht die­ser Richt­li­nie ge­recht­fer­tigt sein könn­te.
28 Zunächst ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sich so­wohl aus dem Ti­tel und den Erwägungs­gründen als auch aus dem In­halt und der Ziel­set­zung der Richt­li­nie 2000/78 er­gibt, dass sie ei­nen all­ge­mei­nen Rah­men schaf­fen soll, der gewähr­leis­tet, dass je­der „in Beschäfti­gung und Be­ruf“ gleich be­han­delt wird, in­dem sie dem Be­trof­fe­nen ei­nen wirk­sa­men Schutz vor Dis­kri­mi­nie­run­gen aus ei­nem der in ih­rem Art. 1 ge­nann­ten Gründe - dar­un­ter auch das Al­ter - bie­tet (Ur­tei­le Hütter, C-88/08, EU:C:2009:381, Rn. 33, so­wie Ge­or­giev, C-250/09 und C-268/09, EU:C:2010:699, Rn. 26).
29 Was im Ein­zel­nen die An­wen­dung die­ser Richt­li­nie im Rah­men des Aus­gangs­ver­fah­rens an­geht, ist fest­zu­stel­len, dass die­se Richt­li­nie gemäß ih­rem Art. 3 Abs. 1 Buchst. a für al­le Per­so­nen in öffent­li­chen und pri­va­ten Be­rei­chen, ein­sch­ließlich öffent­li­cher Stel­len, gilt, ins­be­son­de­re in Be­zug auf die Be­din­gun­gen - ein­sch­ließlich Aus­wahl­kri­te­ri­en und Ein­stel­lungs­be­din­gun­gen - für den Zu­gang zu un­selbständi­ger und selbständi­ger Er­werbstätig­keit, un­abhängig von Tätig­keits­feld und be­ruf­li­cher Po­si­ti­on.
30 Art. 32 Buchst. b des Ge­set­zes 2/2007 berührt da­durch, dass er vor­sieht, dass Per­so­nen die älter als 30 Jah­re alt sind, nicht in den ört­li­chen Po­li­zei­dienst auf­ge­nom­men wer­den können, die Ein­stel­lungs­be­din­gun­gen die­ser Ar­beit­neh­mer. Ei­ne der­ar­ti­ge Re­ge­lung ist dem­nach als ei­ne Re­ge­lung des Zu­gangs zur Beschäfti­gung im öffent­li­chen Be­reich im Sin­ne von Art. 3 Abs. 1 Buchst. a der Richt­li­nie 2000/78 an­zu­se­hen.
31 Die­se Richt­li­nie ist da­her auf ei­ne Si­tua­ti­on, wie sie dem beim vor­le­gen­den Ge­richt anhängi­gen Rechts­streit zu­grun­de liegt, an­wend­bar.
32 Hin­sicht­lich der Fra­ge, ob die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de Re­ge­lung ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters be­inhal­tet, ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass nach Art. 2 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 „‚Gleich­be­hand­lungs­grund­satz‘ [be­deu­tet], dass es kei­ne un­mit­tel­ba­re oder mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen ei­nes der in Ar­ti­kel 1 [die­ser Richt­li­nie] ge­nann­ten Gründe ge­ben darf“. Nach Art. 2 Abs. 2 Buchst. a der Richt­li­nie liegt ei­ne un­mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung im Sin­ne des Abs. 1 vor, wenn ei­ne Per­son we­gen ei­nes der in Art. 1 der Richt­li­nie ge­nann­ten Gründe in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung erfährt als ei­ne an­de­re Per­son.
33 Im vor­lie­gen­den Fall hat Art. 32 Buchst. b des Ge­set­zes 2/2007 zur Fol­ge, dass be­stimm­te Per­so­nen al­lein des­halb, weil sie älter als 30 Jah­re sind, ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung er­fah­ren als an­de­re Per­so­nen in ver­gleich­ba­ren Si­tua­tio­nen. Ei­ne der­ar­ti­ge Re­ge­lung be­gründet ein­deu­tig ei­ne un­mit­tel­bar auf dem Al­ter be­ru­hen­de Un­gleich­be­hand­lung im Sin­ne der Art. 1 und 2 Abs. 2 Buchst. a der Richt­li­nie 2000/78.
34 Es ist zu prüfen, ob die­se Un­gleich­be­hand­lung nach Art. 4 Abs. 1 und Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 ge­recht­fer­tigt sein kann.
35 Was als Ers­tes Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 an­geht, stellt nach sei­nem Wort­laut „ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen ei­nes Merk­mals, das im Zu­sam­men­hang mit ei­nem der in Ar­ti­kel 1 [die­ser Richt­li­nie] ge­nann­ten Dis­kri­mi­nie­rungs­gründe steht, kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung [dar], wenn das be­tref­fen­de Merk­mal auf­grund der Art ei­ner be­stimm­ten be­ruf­li­chen Tätig­keit oder der Be­din­gun­gen ih­rer Ausübung ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stellt, so­fern es sich um ei­nen rechtmäßigen Zweck und ei­ne an­ge­mes­se­ne An­for­de­rung han­delt“. 
36

Der Ge­richts­hof hat in die­sem Zu­sam­men­hang be­reits fest­ge­stellt, dass sich aus Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 er­gibt, dass nicht der Grund, auf den die Un­gleich­be­hand­lung gestützt ist, son­dern ein mit die­sem Grund im Zu­sam­men­hang ste­hen­des Merk­mal ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stel­len muss (vgl. Ur­tei­le Wolf, EU:C:2010:3, Rn. 35, so­wie Prig­ge u. a., EU:C:2011:573, Rn. 66).

37 Nach ständi­ger Recht­spre­chung steht das Vor­han­den­sein be­son­de­rer körper­li­cher Fähig­kei­ten im Zu­sam­men­hang mit dem Al­ter (Ur­tei­le Wolf, EU:C:2010:3, Rn. 41, so­wie Prig­ge u. a., EU:C:2011:573, Rn. 67).
38 Im vor­lie­gen­den Fall folgt aus Art. 18 Abs. 6 des Ge­set­zes 2/2007, dass die Auf­ga­ben der Be­am­ten der ört­li­chen Po­li­zei ins­be­son­de­re Bei­stand für den Bürger, Schutz von Per­so­nen und Sa­chen, Fest­nah­me und In­ge­wahrs­am­nah­me von Straftätern, präven­ti­ven Strei­fen­dienst und Ver­kehrs­re­ge­lung um­fas­sen.
39 Ei­ni­ge die­ser Auf­ga­ben, z. B. Bei­stand für den Bürger und Ver­kehrs­re­ge­lung, er­for­dern zwar of­fen­kun­dig kei­nen ho­hen körper­li­chen Ein­satz, doch können der Schutz von Per­so­nen und Sa­chen, die Fest­nah­me und In­ge­wahrs­am­nah­me von Straftätern so­wie der präven­ti­ve Strei­fen­dienst die An­wen­dung körper­li­cher Ge­walt er­for­dern.
40 Die Na­tur der letzt­ge­nann­ten Auf­ga­ben macht be­son­de­re körper­li­che Fähig­kei­ten er­for­der­lich, da körper­li­che Schwächen bei der Ausübung der ge­nann­ten Tätig­kei­ten beträcht­li­che Kon­se­quen­zen ha­ben können, und zwar nicht nur für die Po­li­zei­be­am­ten selbst und für Drit­te, son­dern auch für die Auf­recht­er­hal­tung der öffent­li­chen Ord­nung (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil Prig­ge u. a., EU:C:2011:573, Rn. 67).
41 Dem­zu­fol­ge kann das Vor­han­den­sein be­son­de­rer körper­li­cher Fähig­kei­ten als ei­ne „we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung“ im Sin­ne von Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 in Be­zug auf die Ausübung des Be­rufs ei­nes ört­li­chen Po­li­zei­be­am­ten an­ge­se­hen wer­den.
42 Hin­sicht­lich des Ziels, das mit der im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­den Re­ge­lung an­ge­strebt wird, hat die spa­ni­sche Re­gie­rung vor­ge­tra­gen, das Ge­setz 2/2007 sol­le durch die Fest­le­gung ei­nes Höchst­al­ters von 30 Jah­ren für den Zu­gang zu ei­ner Stel­le bei der ört­li­chen Po­li­zei die Ein­satz­be­reit­schaft und das ord­nungs­gemäße Funk­tio­nie­ren die­ser Po­li­zei­kräfte gewähr­leis­ten, in­dem si­cher­ge­stellt wer­de, dass die neu an­ge­stell­ten Be­am­ten in der La­ge sei­en, die körper­lich an­stren­gen­de­ren Auf­ga­ben über ei­nen re­la­tiv lan­gen Zeit­raum ih­rer be­ruf­li­chen Lauf­bahn aus­zuüben.
43 Nach ih­rem 18. Erwägungs­grund darf mit der Richt­li­nie 2000/78 der Po­li­zei un­ter Berück­sich­ti­gung des rechtmäßigen Ziels, die Ein­satz­be­reit­schaft die­ses Diens­tes zu wah­ren, nicht zur Auf­la­ge ge­macht wer­den, Per­so­nen ein­zu­stel­len oder wei­ter zu beschäfti­gen, die nicht den je­wei­li­gen An­for­de­run­gen ent­spre­chen, um sämt­li­che Auf­ga­ben zu erfüllen, die ih­nen über­tra­gen wer­den können.
44 Es zeigt sich da­her, dass das Bemühen, die Ein­satz­be­reit­schaft und das ord­nungs­gemäße Funk­tio­nie­ren der Po­li­zei zu gewähr­leis­ten, ei­nen rechtmäßigen Zweck im Sin­ne von Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 dar­stellt (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil Wolf, EU:C:2010:3, Rn. 39).
45 Es ist al­ler­dings zu prüfen, ob die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de na­tio­na­le Re­ge­lung mit der Fest­le­gung ei­nes der­ar­ti­gen Höchst­al­ters ein verhält­nismäßiges Er­for­der­nis auf­ge­stellt hat, d. h. ob die­se Al­ters­gren­ze ge­eig­net ist, das an­ge­streb­te Ziel zu er­rei­chen, und nicht über das hin­aus­geht, was hier­zu er­for­der­lich ist.
46 In die­sem Zu­sam­men­hang ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass es im 23. Erwägungs­grund der Richt­li­nie 2000/78 heißt, dass ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung un­ter „sehr be­grenz­ten Be­din­gun­gen“ ge­recht­fer­tigt sein kann, wenn ein Merk­mal, das ins­be­son­de­re mit dem Al­ter zu­sam­menhängt, ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stellt.
47 Darüber hin­aus ist Art. 4 Abs. 1 der ge­nann­ten Richt­li­nie, so­weit er es ermöglicht, vom Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot ab­zu­wei­chen, eng aus­zu­le­gen (Ur­teil Prig­ge u. a., EU:C:2011:573, Rn. 72). 
48 Da­her ist zu prüfen, ob in An­be­tracht der Ausführun­gen in den Rn. 39 bis 41 des vor­lie­gen­den Ur­teils die für die Ausübung der Tätig­keit ei­nes ört­li­chen Po­li­zei­be­am­ten er­for­der­li­che be­son­de­re körper­li­che Eig­nung zwangsläufig ei­ne be­stimm­te Al­ters­grup­pe be­trifft und bei Per­so­nen, die ein be­stimm­tes Al­ter über­schrit­ten ha­ben, nicht ge­ge­ben ist.
49 Im Rah­men die­ser Prüfung sind fol­gen­de Ge­sichts­punk­te zu berück­sich­ti­gen.
50 Ers­tens er­gibt sich aus der Vor­la­ge­ent­schei­dung, dass die Rechts­vor­schrif­ten der Au­to­no­men Ge­mein­schaf­ten über ört­li­che Po­li­zei­be­am­te im Hin­blick auf die Fest­le­gung ei­ner Al­ters­gren­ze für den Zu­gang zu die­sem Be­ruf of­fen­sicht­lich von­ein­an­der ab­wei­chen. Während das Höchst­al­ter nämlich in ei­ni­gen Au­to­no­men Ge­mein­schaf­ten auf 30 Jah­re oder mehr (35, 36 oder 40 Jah­re) fest­ge­legt ist, ha­ben sich an­de­re Au­to­no­me Ge­mein­schaf­ten dafür ent­schie­den, kei­ne Al­ters­gren­ze zu be­stim­men.
51 Zwei­tens hat die spa­ni­sche Re­gie­rung in ih­rer Ant­wort auf ei­ne schrift­li­che Fra­ge des Ge­richts­hofs bestätigt, dass die das Höchst­al­ter von 30 Jah­ren be­tref­fen­de Vor­aus­set­zung für den Zu­gang zum Be­ruf ei­nes Be­am­ten der spa­ni­schen na­tio­na­len Po­li­zei - de­ren Auf­ga­ben in Art. 11 des Ge­set­zes 2/1986 ähn­lich fest­ge­legt sind wie die der ört­li­chen Po­li­zei - auf­ge­ho­ben wor­den ist.
52 Drit­tens ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass der Ge­richts­hof im Ur­teil Wolf (EU:C:2010:3, Rn. 44) fest­ge­stellt hat, dass ei­ne Maßnah­me, durch die für die Ein­stel­lung in die Lauf­bahn des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes das Höchst­al­ter auf 30 Jah­re fest­ge­legt wird, verhält­nismäßig ist, da die­se Gren­ze er­for­der­lich ist, um die Ein­satz­be­reit­schaft und das ord­nungs­gemäße Funk­tio­nie­ren des Diens­tes zu gewähr­leis­ten.
53 Der Ge­richts­hof ist zu die­sem Er­geb­nis je­doch erst ge­kom­men, nach­dem er an­hand der ihm vor­ge­leg­ten wis­sen­schaft­li­chen Da­ten fest­ge­stellt hat­te, dass ei­ni­ge der den An­gehöri­gen des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes über­tra­ge­nen Auf­ga­ben wie die Brand­bekämp­fung ei­ne „außer­gewöhn­lich ho­he“ körper­li­che Eig­nung er­for­dern und dass nur sehr we­ni­ge der Be­am­ten, die älter als 45 Jah­re sind, über die hin­rei­chen­de körper­li­che Eig­nung verfügen, um ei­ne sol­che Tätig­keit aus­zuüben. Der Ge­richts­hof hat dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ei­ne Ein­stel­lung im fort­ge­schrit­te­nen Al­ter zur Fol­ge hätte, dass ei­ne zu große Zahl von Be­am­ten nicht für die körper­lich an­spruchs­volls­ten Auf­ga­ben ver­wen­det wer­den könn­te. Außer­dem würde ei­ne sol­che Ein­stel­lung nicht ermögli­chen, die so ein­ge­stell­ten Be­am­ten über ei­nen hin­rei­chend lan­gen Zeit­raum für die­se Auf­ga­ben zu ver­wen­den. Sch­ließlich muss für ei­ne an­ge­mes­se­ne Or­ga­ni­sa­ti­on der Be­rufs­feu­er­wehr für den mitt­le­ren tech­ni­schen Dienst ei­ne Wech­sel­be­zie­hung zwi­schen den körper­lich an­spruchs­vol­len und für die ältes­ten Be­am­ten un­ge­eig­ne­ten Stel­len und den körper­lich we­ni­ger an­spruchs­vol­len und für die­se Be­am­ten ge­eig­ne­ten Stel­len be­ste­hen (Ur­teil Wolf, EU:C:2010:3, Rn. 41 und 43).
54 Nach den Fest­stel­lun­gen des vor­le­gen­den Ge­richts ist in An­be­tracht der den Be­am­ten der ört­li­chen Po­li­zei zu­ge­wie­se­nen, in Rn. 38 des vor­lie­gen­den Ur­teils be­schrie­be­nen, Auf­ga­ben die Eig­nung, über die die Be­am­ten für die Erfüllung be­stimm­ter die­ser Auf­ga­ben verfügen müssen, nicht im­mer mit der „außer­gewöhn­lich ho­hen“ körper­li­chen Eig­nung ver­gleich­bar, die der Feu­er­wehr ins­be­son­de­re bei der Brand­bekämp­fung re­gelmäßig ab­ver­langt wird.
55 In die­sem Zu­sam­men­hang ist her­vor­zu­he­ben, dass, wie in Rn. 17 des vor­lie­gen­den Ur­teils aus­geführt, gemäß Nr. 3.5 der Aus­schrei­bung zur Be­set­zung von Stel­len für Be­am­te der ört­li­chen Po­li­zei des Ay­un­ta­mi­en­tos der Be­wer­ber „in körper­li­cher und psy­chi­scher Hin­sicht die ent­spre­chen­den Vor­aus­set­zun­gen für die Ausübung der mit dem Amt ver­bun­de­nen Auf­ga­ben und für die Teil­nah­me an den [in der Aus­schrei­bung an­ge­ge­be­nen] körper­li­chen Eig­nungs­tests erfüllen muss“. Es han­delt sich um an­spruchs­vol­le körper­li­che Eig­nungs­tests, de­ren Nicht­be­ste­hen zum Aus­schluss führt und durch die dem vor­le­gen­den Ge­richt zu­fol­ge auf ei­ne we­ni­ger ein­schränken­de Art und Wei­se als durch die Fest­le­gung ei­nes Höchst­al­ters er­reicht wer­den kann, dass die ört­li­chen Po­li­zis­ten über die be­son­de­re für die Ausübung ih­res Be­rufs not­wen­di­ge körper­li­che Kon­di­ti­on verfügen.
56 We­der den beim Ge­richts­hof ein­ge­reich­ten Ak­ten noch den ihm un­ter­brei­te­ten schrift­li­chen Erklärun­gen ist zu ent­neh­men, dass das Ziel, die Ein­satz­be­reit­schaft und das ord­nungs­gemäße Funk­tio­nie­ren der ört­li­chen Po­li­zei zu gewähr­leis­ten, es er­for­dert, ei­ne be­stimm­te Al­ters­struk­tur in ihr zu er­hal­ten, die es ge­bie­ten würde, aus­sch­ließlich Be­am­te un­ter 30 Jah­ren ein­zu­stel­len.
57 Aus die­sen Erwägun­gen folgt, dass das Ge­setz 2/2007 mit der Fest­le­gung ei­nes der­ar­ti­gen Höchst­al­ters ein un­verhält­nismäßiges Er­for­der­nis auf­ge­stellt hat.
58 Da­her ist Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 da­hin aus­zu­le­gen, dass er ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung wie der im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­chen ent­ge­gen­steht, die das Höchst­al­ter für den Zu­gang zu ei­ner Stel­le bei der ört­li­chen Po­li­zei auf 30 Jah­re fest­legt.
59 Was als Zwei­tes Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 an­geht, ist fest­zu­stel­len, dass nach die­ser Vor­schrift ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stellt, so­fern sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen ist und im Rah­men des na­tio­na­len Rechts durch ein le­gi­ti­mes Ziel, wor­un­ter ins­be­son­de­re rechtmäßige Zie­le aus den Be­rei­chen Beschäfti­gungs­po­li­tik, Ar­beits­markt und be­ruf­li­che Bil­dung zu ver­ste­hen sind, ge­recht­fer­tigt ist und die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind. Der vom vor­le­gen­den Ge­richt in sei­ner Fra­ge aus­drück­lich erwähn­te Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 2 Buchst. c der ge­nann­ten Richt­li­nie sieht vor, dass der­ar­ti­ge Un­gleich­be­hand­lun­gen „die Fest­set­zung ei­nes Höchst­al­ters für die Ein­stel­lung auf­grund der spe­zi­fi­schen Aus­bil­dungs­an­for­de­run­gen ei­nes be­stimm­ten Ar­beits­plat­zes oder auf­grund der Not­wen­dig­keit ei­ner an­ge­mes­se­nen Beschäfti­gungs­zeit vor dem Ein­tritt in den Ru­he­stand“ ein­sch­ließen können.
60 Da­her ist zu prüfen, ob die das Höchst­al­ter von 30 Jah­ren be­tref­fen­de Vor­aus­set­zung für den Zu­gang zum Be­ruf ei­nes Be­am­ten der ört­li­chen Po­li­zei, wie sie sich aus Art. 32 Buchst. b des Ge­set­zes 2/2007 er­gibt, durch ein le­gi­ti­mes Ziel im Sin­ne von Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 ge­recht­fer­tigt ist und die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind.
61 Im Aus­gangs­ver­fah­ren enthält das Ge­setz 2/2007 kei­nen Hin­weis auf die mit sei­nem Art. 32 Buchst. b an­ge­streb­ten Zie­le.
62 Der Ge­richts­hof hat al­ler­dings fest­ge­stellt, dass sich Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 nicht ent­neh­men lässt, dass ei­ne na­tio­na­le Re­ge­lung, die das an­ge­streb­te Ziel nicht ge­nau an­gibt, au­to­ma­tisch von ei­ner Recht­fer­ti­gung nach die­ser Be­stim­mung aus­ge­schlos­sen ist. Fehlt es an ei­ner sol­chen ge­nau­en An­ga­be, müssen an­de­re aus dem all­ge­mei­nen Kon­text der be­tref­fen­den Maßnah­me ab­ge­lei­te­te An­halts­punk­te die Fest­stel­lung des hin­ter die­ser Maßnah­me ste­hen­den Ziels ermögli­chen, da­mit des­sen Rechtmäßig­keit so­wie die An­ge­mes­sen­heit und Er­for­der­lich­keit der zu sei­ner Er­rei­chung ein­ge­setz­ten Mit­tel ge­richt­lich über­prüft wer­den können (Ur­tei­le Pa­la­ci­os de la Vil­la, C-411/05, EU:C:2007:604, Rn. 56 und 57, so­wie Kom­mis­si­on/Un­garn, C-286/12, EU:C:2012:687, Rn. 58).
63 In die­sem Zu­sam­men­hang ist zunächst fest­zu­stel­len, dass die spa­ni­sche Re­gie­rung zwar die Schaf­fung ei­ner aus­ge­gli­che­nen Al­ters­struk­tur als ei­nes der Zie­le der frag­li­chen Maßnah­me an­geführt hat, dass sich je­doch aus den dem Ge­richts­hof vor­ge­leg­ten Un­ter­la­gen nicht er­gibt, dass die­se Maßnah­me dar­auf ab­zielt, neue Ein­stel­lun­gen zu fördern. Die­se Maßnah­me ist da­her nicht ge­eig­net, beschäfti­gungs­po­li­ti­sche Zie­le im Sin­ne von Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 zu fördern.
64 Den Erwägun­gen des vor­le­gen­den Ge­richts, das für die Aus­le­gung der gel­ten­den na­tio­na­len Rechts­vor­schrif­ten al­lein zuständig ist, ist je­doch hin­sicht­lich der et­wai­gen An­wen­dung von Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78 im Aus­gangs­ver­fah­ren zu ent­neh­men, dass die im Ge­setz 2/2007 vor­ge­se­he­ne Al­ters­gren­ze auf die spe­zi­fi­schen Aus­bil­dungs­an­for­de­run­gen des be­tref­fen­den Ar­beits­plat­zes und auf die Not­wen­dig­keit ei­ner an­ge­mes­se­nen Beschäfti­gungs­zeit vor dem Ein­tritt in den Ru­he­stand gestützt wird.
65 Da die­se Zie­le in Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 2 Buchst. c der Richt­li­nie 2000/78 auf­geführt sind, sind sie ge­eig­net, wie in Art. 6 Abs. 1 vor­ge­se­hen, ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters „im Rah­men des na­tio­na­len Rechts“ „ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen“ zu recht­fer­ti­gen.
66 An­sch­ließend ist zu prüfen, ob die für die Er­rei­chung die­ser Zie­le ver­wen­de­ten Mit­tel an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind.
67 Hier­zu ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Mit­glied­staa­ten bei der Wahl der Maßnah­men zur Er­rei­chung ih­rer Zie­le im Be­reich der Ar­beits- und So­zi­al­po­li­tik über ei­nen wei­ten Wer­tungs­spiel­raum verfügen. Die­ser Wer­tungs­spiel­raum darf je­doch nicht da­zu führen, dass der Grund­satz des Ver­bots der Dis­kri­mi­nie­rung aus Gründen des Al­ters aus­gehöhlt wird (Ur­tei­le Age Con­cern Eng­land, C-388/07, EU:C:2009:128, Rn. 51, und In­ge­niørfo­re­nin­gen i Dan­mark, C-499/08, EU:C:2010:600, Rn. 33).
68 Was ers­tens das Ziel der spe­zi­fi­schen Aus­bil­dungs­an­for­de­run­gen des Ar­beits­plat­zes ei­nes ört­li­chen Po­li­zei­be­am­ten an­geht, er­gibt sich aus Nr. 7 der vom Ay­un­ta­mi­en­to ge­neh­mig­ten Be­kannt­ma­chung des Aus­wahl­ver­fah­rens, dass die er­folg­rei­chen Teil­neh­mer die­ses Aus­wahl­ver­fah­rens vor Dienst­an­tritt ei­ne „se­lek­ti­ve Aus­bil­dung“ durch­lau­fen müssen, de­ren Dau­er von der Re­gio­na­len Schu­le der ört­li­chen Po­li­zei­en oder vom Ay­un­ta­mi­en­to fest­ge­legt wird.
69 Art. 36 des Ge­set­zes 2/2007 ist zwar die ein­zi­ge Be­stim­mung die­ses Ge­set­zes, die die Aus­bil­dung der ört­li­chen Po­li­zei­be­am­ten zum Ge­gen­stand hat, doch weist er le­dig­lich dar­auf hin, dass die Es­cue­la de Se­gu­ri­dad Públi­ca del Prin­ci­pa­do de As­tu­ri­as (Schu­le für öffent­li­che Si­cher­heit der Au­to­no­men Ge­mein­schaft As­tu­ri­en) für die „be­ruf­li­che Aus­bil­dung, Förde­rung und Spe­zia­li­sie­rung“ der Mit­glie­der der ört­li­chen Po­li­zei sorgt, oh­ne die Ein­zel­hei­ten der frag­li­chen Aus­bil­dung zu nen­nen.
70 Kei­ner der dem Ge­richts­hof vor­ge­tra­ge­nen Ge­sichts­punk­te lässt je­doch dar­auf schließen, dass die für ei­ne Ein­stel­lung vor­ge­se­he­ne Al­ters­gren­ze im Hin­blick auf das Ziel, für die Aus­bil­dung der be­tref­fen­den Be­am­ten zu sor­gen, ge­eig­net und er­for­der­lich wäre.
71 Zwei­tens ist hin­sicht­lich des Ziels, ei­ne an­ge­mes­se­ne Beschäfti­gungs­zeit vor dem Ein­tritt in den Ru­he­stand zu gewähr­leis­ten, vor­ab dar­auf hin­zu­wei­sen, dass nach den An­ga­ben des vor­le­gen­den Ge­richts das Al­ter für den Ein­tritt ört­li­cher Po­li­zei­be­am­ter in den Ru­he­stand auf 65 Jah­re fest­ge­legt ist. Das vor­le­gen­de Ge­richt erwähnt zwar auch den Wech­sel zu ei­ner an­de­ren Tätig­keit im Al­ter von 58 Jah­ren, doch han­delt es sich um ei­ne Möglich­keit, die den ört­li­chen Po­li­zei­be­am­ten auf An­trag gewährt wird und im Übri­gen kei­nen Ein­fluss auf das Ru­he­stands­al­ter hat.
72 Dem­zu­fol­ge ist ei­ne na­tio­na­le Re­ge­lung wie die im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­che, die für die Ein­stel­lung ört­li­cher Po­li­zei­be­am­ter ein Höchst­al­ter von 30 Jah­ren vor­schreibt, nicht als er­for­der­lich an­zu­se­hen, um für die ge­nann­ten Be­am­ten gemäß Art. 6 Abs. 1 Buchst. c der Richt­li­nie 2000/78 ei­ne an­ge­mes­se­ne Beschäfti­gungs­zeit vor dem Ein­tritt in den Ru­he­stand zu gewähr­leis­ten. Die Tat­sa­che, dass die Re­gel­al­ters­gren­ze im all­ge­mei­nen Sys­tem der so­zia­len Si­cher­heit auf 67 Jah­re fest­ge­legt ist, ist in die­sem Zu­sam­men­hang un­er­heb­lich.
73 So­mit kann die sich aus Art. 32 Buchst. b des Ge­set­zes 2/2007 er­ge­ben­de Un­gleich­be­hand­lung nicht gemäß Art. 6 Abs. 1 Buchst. c der Richt­li­nie 2000/78 ge­recht­fer­tigt sein.
74 Un­ter die­sen Umständen ist auf die Vor­la­ge­fra­ge zu ant­wor­ten, dass Art. 2 Abs. 2, Art. 4 Abs. 1 und Art. 6 Abs. 1 Buchst. c der Richt­li­nie 2000/78 da­hin aus­zu­le­gen sind, dass sie ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung wie der im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­chen ent­ge­gen­ste­hen, die das Höchst­al­ter für die Ein­stel­lung ört­li­cher Po­li­zei­be­am­ter auf 30 Jah­re fest­legt.

Kos­ten

75 Für die Par­tei­en des Aus­gangs­ver­fah­rens ist das Ver­fah­ren ein Zwi­schen­streit in dem beim vor­le­gen­den Ge­richt anhängi­gen Rechts­streit; die Kos­ten­ent­schei­dung ist da­her Sa­che die­ses Ge­richts. Die Aus­la­gen an­de­rer Be­tei­lig­ter für die Ab­ga­be von Erklärun­gen vor dem Ge­richts­hof sind nicht er­stat­tungsfähig.

Aus die­sen Gründen hat der Ge­richts­hof (Zwei­te Kam­mer) für Recht er­kannt:

Art. 2 Abs. 2, Art. 4 Abs. 1 und Art. 6 Abs. 1 Buchst. c der Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf sind da­hin aus­zu­le­gen, dass sie ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung wie der im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­chen ent­ge­gen­ste­hen, die das Höchst­al­ter für die Ein­stel­lung ört­li­cher Po­li­zei­be­am­ter auf 30 Jah­re fest­legt.

Un­ter­schrif­ten

* Ver­fah­rens­spra­che: Spa­nisch.

Quel­le: Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Uni­on (EuGH), http://cu­ria.eu­ro­pa.eu

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