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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/084

Frist­lo­se Kün­di­gung ei­nes Call-Cen­ter-Agents we­gen Gruß­for­mel "Je­sus hat Sie lieb"

Ge­richt stoppt mis­sio­na­ri­schen Ei­fer ei­nes QVC-Te­le­fo­nis­ten: Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, Ur­teil vom 20.04.2011, 4 Sa 2230/10
Arbeitnehmer in Call-Center, Großraumbüro "Vie­len Dank für ih­re Be­stel­lung. Je­sus hat Sie lieb"
02.05.2011. Der Ar­beit­ge­ber darf den In­halt der Ar­beits­leis­tung und das Ver­hal­ten sei­ner Ar­beit­neh­mer auf der Grund­la­ge sei­nes Wei­sungs- bzw. Di­rek­ti­ons­rechts (§ 106 Ge­wer­be­ord­nung - Ge­wO) ein­sei­tig fest­le­gen, muss da­bei aber ge­setz­li­che, ta­rif­ver­trag­li­che und ar­beits­ver­trag­lich ge­zo­ge­ne Gren­zen be­ach­ten. Da­her muss er Rück­sicht auf die Rech­te des Ar­beit­neh­mers, z.B. auf des­sen Re­li­gi­ons­frei­heit (Art.4 Abs.1 Grund­ge­setz - GG) neh­men.

Bringt ei­ne Wei­sung den Ar­beit­neh­mer in re­li­giö­se Ge­wis­sens­not, ste­hen die In­ter­es­sen des Ar­beit­ge­bers ge­gen die Rel­gi­ons­frei­heit des Ar­beit­neh­mer. All­zu ra­bia­te Wei­sun­gen kön­nen da­her ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen der Re­li­gi­on sein. Das ist manch­mal der Fall, wenn ei­ne Mus­li­min ein Kopf­tuch­ver­bot be­ach­ten soll. In ei­nem vom Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Hamm ent­schie­de­nen Fall ging es um die - et­was un­ge­wöhn­li­che - Fra­ge, ob ein Te­le­fo­nist in ei­nem Call Cen­ter sei­ne Te­le­fo­na­te mit „Je­sus hat Sie lieb!“ be­en­den darf (Ur­teil vom 20.04.2011, 4 Sa 2230/10).

Ein bei QVC be­schäf­tig­ter Call Cen­ter Agent hat­te sei­ne Ver­kaufs­ge­sprä­che seit An­fang 2010 wei­sungs­wid­rig mit die­sen Wor­ten be­en­det und wur­de des­halb frist­los ent­las­sen. Wäh­rend das Ar­beits­ge­richt Bo­chum (Ur­teil vom 08.07.2010, 4 Ca 734/10) sei­ner Kün­di­gungs­schutz­kla­ge statt­gab, hielt das LAG die Kün­di­gung für recht­mä­ßig. Das Ge­richt war nicht da­von über­zeugt, dass der Te­le­fo­nist mit sei­ner Ab­schieds­flos­kel ei­ner aus sei­ner Sicht zwin­gen­den Ver­hal­tens­re­gel ge­folgt war.

Fa­zit: Der Klä­ger hat­te sich hier im Streit­fall be­reit er­klärt, zeit­wei­se auf sei­ne Gruß­for­mel zu ver­zich­ten - an­schei­nend war sie für ihn nicht re­li­gi­ös zwin­gend. Da­her mu­te­te ihm das LAG zu, die Wei­sung sei­nes Ar­beit­ge­bers zu be­fol­gen. Au­ßer­dem min­dert ei­ne so ei­gen­wil­li­ge Ab­schieds­flos­kel die Qua­li­tät der Ar­beit ei­nes Te­le­fo­nis­ten in ih­rem Kern­be­reich. Ar­beit­neh­mer mit an­de­ren Ar­beits­auf­ga­ben kön­nen da­ge­gen we­gen mis­sio­na­ri­scher Äu­ße­run­gen nicht so leicht ge­kün­digt wer­den.

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Letzte Überarbeitung: 7. Februar 2019

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