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Kün­di­gung und Dis­kri­mi­nie­rung we­gen Be­hin­de­rung

Krank­heits­be­ding­te Kün­di­gung und Ver­stoß ge­gen die Vor­schrif­ten zum be­trieb­li­chen Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ment (BEM) sind kein In­diz für Dis­kri­mi­nie­rung we­gen ei­ner Be­hin­de­rung: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 28.04.2011, 8 AZR 515/10
Kündigung Wall-Street-Karton mit Frau Die Be­weis­last für ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung liegt beim Ar­beit­neh­mer
19.08.2011. Das All­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) ver­bie­tet die Dis­kri­mi­nie­rung be­hin­der­ter Ar­beit­neh­mer. Ver­sto­ßen Ar­beit­ge­ber ge­gen die­ses Ver­bot, kön­nen Be­trof­fe­ne ei­ne Ent­schä­di­gung ver­lan­gen (§ 15 Abs. 2 AGG). Da­zu müs­sen sie nicht die ge­sam­te Dis­kri­mi­nie­rung, d.h. ei­ne un­ge­recht­fer­tig­te Be­nach­tei­li­gung in­fol­ge ih­rer Be­hin­de­rung, be­wei­sen, son­dern nur In­di­ztat­sa­chen für ei­ne sol­che Dis­kri­mi­nie­rung (§ 22 AGG).

Ei­ne sol­che Ver­mu­tungs­tat­sa­che kann z. B. ein Ver­stoß ge­gen Vor­schrif­ten zum Schutz schwer­be­hin­der­ter Men­schen sein (vgl. §§ 81, 82, 83, 85 So­zi­al­ge­setz­buch Neun­tes Buch - SGB IX). Auch wer nach lan­ger Krank­heit ei­ne Kün­di­gung er­hält, oh­ne dass zu­vor das sog. "be­trieb­li­che Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ment" (BEM) nach § 84 SGB IX durch­ge­führt wor­den ist, kann das als Dis­kri­mi­nie­rung be­wer­ten. Die­ser Sicht­wei­se hat sich das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) aber in ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil nicht an­ge­schlos­sen (Ur­teil vom 28.04.2011, 8 AZR 515/10).

Ein Kom­mis­sio­nie­rer hat­te nach län­ge­rer Krank­heit oh­ne vor­he­ri­ges BEM die krank­heits­be­ding­te Kün­di­gung er­hal­ten. Er hielt sei­ne Krank­heit für ei­ne Be­hin­de­rung und klag­te auf ei­ne Ent­schä­di­gung. Das hat­te vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf (Ur­teil vom 25.03.2010, 11 Sa 1618/09) und dem BAG kei­nen Er­folg. Da das BEM al­le Ar­beit­neh­mer und nicht nur be­hin­der­te schüt­zen soll, kann aus ei­nem Ver­stoß ge­gen die Pflicht zum BEM nicht auf ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung ge­schlos­sen wer­den, so die Ge­rich­te.

Fa­zit: Eben­so­we­nig wie ei­ne krank­heits­be­ding­te Kün­di­gung für sich ge­nom­men ein In­diz für ei­ne be­hin­de­rungs­be­ding­te Dis­kri­mi­nie­rung ist, ist dies ein schlam­pig durch­ge­führ­tes oder un­ter­las­se­nes BEM. Ent­schä­di­gungs­kla­gen, die nur auf sol­che Tat­sa­chen ge­stützt wer­den, ha­ben da­her kaum Er­folgs­chan­cen. Ar­beit­neh­mern ist in ähn­li­chen Fäl­len zu ra­ten, nach wei­te­ren Be­le­gen für ei­ne mög­li­cher­wei­se vor­lie­gen­de be­hin­de­rungs­be­ding­te Dis­kri­mi­nie­rung Aus­schau zu hal­ten und die­se ggf. zu do­ku­men­tie­ren.

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Letzte Überarbeitung: 4. Dezember 2020

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