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Per­so­nal­ver­mitt­ler sind zur Ver­schwie­gen­heit ver­pflich­tet

Per­so­nal­ver­mitt­ler dür­fen AGG-Ver­stö­ße ih­rer Auf­trag­ge­ber nicht aus­plau­dern: Ober­lan­des­ge­richt Frank­furt, Ur­teil vom 08.05.2014, 16 U 175/13
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30.05.2014. Wenn ein Ar­beit­ge­ber nicht ge­ra­de ei­nen Opern­te­nor oder ei­nen Spie­ler für ei­ne Her­ren-Fuß­all­mann­schaft sucht, darf er Be­wer­be­rin­nen nicht we­gen ih­res Ge­schlechts ab­leh­nen.

Macht er das doch, ist das ei­ne ver­bo­te­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Ge­schlechts, die ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz und Gel­dent­schä­di­gung ge­mäß § 15 Abs.1 und Abs.2 All­ge­mei­nes Gleich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) nach sich zieht.

Aber kann ein we­gen Dis­kri­mi­nie­rung zur Ent­schä­di­gung ver­pflich­te­ter Ar­beit­ge­ber ei­nen Per­so­nal­ver­mitt­ler in Re­gress neh­men, weil die­ser ei­ne ab­ge­lehn­te Be­wer­be­rin über die dis­kri­mi­nie­ren­den Grün­de für die Ab­leh­nung in­for­miert hat? Das Ober­lan­des­ge­richt (OLG) Frank­furt meint ja: OLG Frank­furt, Ur­teil vom 08.05.2014, 16 U 175/13.

In dem Streit­fall hat­te ein Ma­schi­nen­fa­bri­ka­ti­ons­un­ter­neh­men ei­nen Per­so­nal­be­ra­ter mit der Su­che nach ei­nem tech­ni­schen Ver­käu­fer be­auf­tragt. Nach­dem der Per­so­nal­ver­mitt­ler die Un­ter­la­gen ei­ner Be­wer­be­rin über­sand­te, hieß es von Sei­ten des Un­ter­neh­mens, man wün­sche für die­se Po­si­ti­on kei­ne Frau.

Der Per­so­nal­ver­mitt­ler plau­der­te das an die Be­wer­be­rin wei­ter, wor­auf­hin die­se das Un­ter­neh­men auf Gel­dent­schä­di­gung we­gen Dis­kri­mi­nie­rung ver­klag­te. Dar­auf­hin zahl­te das Un­ter­neh­men per Ver­gleich 8.500,00 EUR Ent­schä­di­gung an die Be­wer­be­rin.

In ei­nem Re­gress­pro­zess ver­klag­te das Un­ter­neh­men den plau­der­haf­ten Per­so­nal­ver­mitt­ler auf Er­stat­tung die­ses Be­trags zu­züg­lich An­walts­kos­ten, denn der Be­ra­ter hat­te, so das Un­ter­neh­men, ge­gen sei­ne Pflicht zur Ver­schwie­gen­heit ver­sto­ßen.

Das OLG Frank­furt gab dem Un­ter­neh­men teil­wei­se Recht und ver­ur­teil­te den Per­so­nal­be­ra­ter auf ein Drit­tel der ein­ge­klag­ten Sum­me. Denn er hat­te nach An­sicht des Ge­richts ge­gen sei­ne Pflicht zur Ver­schwie­gen­heit ver­sto­ßen. Da das kla­gen­de Un­ter­neh­men aber durch die rechts­wid­ri­ge Dis­kri­mi­nie­rung über­wie­gend selbst für den Scha­den ver­ant­wort­lich war, blieb es auf zwei Drit­teln des Scha­dens sit­zen.

Fa­zit: AGG-Ver­stö­ße sind kei­ne Straf­ta­ten, und ein Per­so­nal­be­ra­ter ist kein Ar­beit­neh­mer. Ver­pfeift ein Per­so­nal­be­ra­ter sei­nen Auf­trag­ge­ber we­gen ei­nes AGG-Ver­sto­ßes bei ei­nem ab­ge­lehn­ten Be­wer­ber, kann er sich nicht auf die ar­beits­ge­richt­li­che Recht­spre­chung zum The­ma "Whist­leb­lo­wing" be­ru­fen.

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Letzte Überarbeitung: 4. Oktober 2018

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