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LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 22.06.2006, 11 Sa 624/05

   
Schlagworte: Altersteilzeit
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz
Aktenzeichen: 11 Sa 624/05
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 22.06.2006
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Ludwigshafen
   

Ak­ten­zei­chen:
11 Sa 624/05
9 Ca 1296/04
ArbG Lud­wigs­ha­fen
- AK Land­au -

Ent­schei­dung vom 22.06.2006

 

Te­nor:

1. Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Lud­wigs­ha­fen, Auswärti­ge Kam­mern Land­au, vom 17.06.2005 (Az.: 9 Ca 1296/04), wird zurück­ge­wie­sen.

 

Die Kla­ge­er­wei­te­run­gen wer­den ab­ge­wie­sen.

 

2. Die Kläge­rin hat die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens samt Kla­ge­er­wei­te­run­gen zu tra­gen.

 

3. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

 

 

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten über den An­spruch der Kläge­rin ge­genüber der Be­klag­ten auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges.

 

Die am 16.11.1949 (in­so­weit liegt ein Schreib­feh­ler des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils vor)ge­bo­re­ne Kläge­rin ist bei der Be­klag­ten, die durch­schnitt­lich 990 Ar­beit­neh­mer aus­sch­ließlich der Schwer­be­hin­der­ten und Gleich­ge­stell­ten im Sin­ne des SGB IX so­wie der Aus­zu­bil­den­den beschäftigt, seit dem 01.01.1979 als Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te nach Ver­gr. BAT VII tätig. Sie ar­bei­tet zu­letzt mit der Hälf­te der ta­rif­lich vor­ge­se­he­nen Ar­beits­zeit.

Auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en fin­den der BAT so­wie die die­sen ergänzen­den Ta­rif­verträge in der für den Be­reich der VKA je­weils gel­ten­den Fas­sung An­wen­dung. Die An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen für die Gewährung von Al­ters­teil­zeit sind in dem Ta­rif­ver­trag zur Re­ge­lung der Al­ters­teil­zeit­ar­beit (im Fol­gen­den TV ATZ) ge­re­gelt. In des­sen § 2 heißt es:

 

„(1) Der Ar­beit­ge­ber kann mit Ar­beit­neh­mern, die

 

a) das 55. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben;

 

b)ei­ne Beschäfti­gungs­zeit (z.B. § 19 BAT/BAT-O) von fünf Jah­ren voll­endet ha­ben und

 

c) in­ner­halb der letz­ten fünf Jah­re vor Be­ginn der Al­ters­teil­zeit min­des­tens 1.080 Ka­len­der­ta­ge in ei­ner ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Beschäfti­gung nach dem Drit­ten Buch So­zi­al­ge­setz­buch ge­stan­den ha­ben,

 

die Ände­rung des Ar­beits­verhält­nis­ses in ein Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis auf der Grund­la­ge des Al­ters­teil­zeit­ge­set­zes ver­ein­ba­ren; das Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis muss ein ver­si­che­rungs­pflich­ti­ges Beschäfti­gungs­verhält­nis im Sin­ne des Drit­ten So­zi­al­ge­setz­buch sein.

 

(2) Ar­beit­neh­mer, die das 60. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben und die übri­gen Vor­aus­set­zun­gen des Ab­sat­zes 1 erfüllen, ha­ben An­spruch auf Ver­ein­ba­rung ei­nes Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis­ses. Der Ar­beit­neh­mer hat den Ar­beit­ge­ber drei Mo­na­te vor dem ge­plan­ten Be­ginn des Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis­ses über die Gel­tend­ma­chung des An­spruchs zu in­for­mie­ren; von dem Fris­ter­for­der­nis kann ein­ver­nehm­lich ab­ge­wi­chen wer­den.

 

(3) Der Ar­beit­ge­ber kann die Ver­ein­ba­rung ei­nes Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis­ses ab­leh­nen, so­weit drin­gen­de dienst­li­che bzw. be­trieb­li­che Gründe ent­ge­gen­ste­hen.

 

(4) Das Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis soll min­des­tens für die Dau­er von zwei Jah­ren ver­ein­bart wer­den. Es muß vor dem 1. Ja­nu­ar 2010 be­gin­nen.“

 

Bei der Be­klag­ten ist ergänzend ein Ta­rif­ver­trag zur so­zia­len Si­che­rung der Beschäftig­ten und zur Wei­ter­ent­wick­lung des Stand­or­tes A-Stadt beim C. (Ta­rif­ver­trag zur so­zia­len Si­che­rung) vom 29.05.2001 ver­ein­bart, der in § 12 zur Al­ters­teil­zeit fol­gen­de Re­ge­lung enthält:

„So­fern Beschäftig­te die Ver­ein­ba­rung ei­nes Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis­ses auf der Grund­la­ge des Ta­rif­ver­tra­ges zur Re­ge­lung der Al­ters­teil­zeit­ar­beit (TV ATZ) vom 5. Mai 1998 be­an­tra­gen, erklärt sich das P.-kli­ni­kum be­reit, die­sen Anträgen bei al­len Beschäftig­ten, die die persönli­chen Vor­aus­set­zun­gen nach dem Al­ters­teil­zeit­ge­setz und dem TV ATZ erfüllen, zu ent­spre­chen, so­weit drin­gen­de be­trieb­li­che Gründe nicht ent­ge­gen­ste­hen.“

 

Am 15.12.2003 führ­te die Kläge­rin mit der zuständi­gen Sach­be­ar­bei­te­rin der Be­klag­ten, Frau M., ein In­for­ma­ti­ons­gespräch über ei­nen An­trag auf Al­ters­teil­zeit. Frau M for­mu­lier­te noch am glei­chen Tag ei­nen An­trag für die Kläge­rin, den die­se in­des erst am 02.08.2004 bei der Be­klag­ten ein­reich­te.

Im Ju­ni 2004 be­schloss die Be­klag­te, die ab dem 01.07.2004 ein­ge­hen­den Anträge auf Ge­neh­mi­gung von Al­ters­teil­zeit ab­zu­leh­nen. Für die be­reits ge­neh­mig­ten Al­ters­teil­zeit­verträge hat sie ein Bud­get­vo­lu­men von ca. 6 Mil­lio­nen € zurück­ge­stellt. Mit Schrei­ben vom 06.08.2004 lehn­te die Be­klag­te den An­trag der Kläge­rin mit der Be­gründung ab, dass schon mehr als 5 % der bei ihr beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer ei­nen Al­ters­teil­zeit­ver­trag ab­ge­schlos­sen hätten.

 

Die Kläge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Über­for­de­rungs­klau­sel des § 3 Abs. 1 Nr. 3 Al­ters­teil­zeit­ge­setz fin­de auf den TV ATZ und den Ta­rif­ver­trag zur so­zia­len Si­che­rung be­reits des­we­gen kei­ne An­wen­dung, da die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en die­se Gren­ze nicht erwähn­ten. Nach dem Wort­laut der Ta­rif­verträge müss­ten viel­mehr drin­gen­de be­trieb­li­che Gründe ent­ge­gen­ste­hen, die we­der von der Be­klag­ten be­haup­tet wor­den sei­en, noch vorlägen. Selbst wenn die 5-%-Klau­sel zur An­wen­dung kom­men soll­te, hätte die Be­klag­te bei der Aus­wahl der Be­wer­ber so­zia­le Ge­sichts­punk­te nicht aus­rei­chend berück­sich­tigt. Die Ab­leh­nung ih­res An­trags sei da­her rechts­wid­rig.

Bei dem In­for­ma­ti­ons­gespräch mit Frau M im De­zem­ber 2003 ha­be die­se ihr – der Kläge­rin - zu ver­ste­hen ge­ge­ben, dass der An­trag nicht eil­bedürf­tig sei, da er noch bis zu drei Mo­na­te vor dem Er­rei­chen des 55. Le­bens­jah­res ge­stellt wer­den könne. Zu­dem ha­be Frau M sie nicht auf die 5 %-Klau­sel auf­merk­sam ge­macht wor­den sei, was sich die Be­klag­te zu­rech­nen las­sen müsse.

 

Die Kläge­rin hat erst­in­stanz­lich zu­letzt be­an­tragt:

Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, das An­ge­bot der Kläge­rin vom 15.12.2003, Ein­gang 02.08.2004, auf Um­wand­lung des be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses in ein Al­ters­teil­zeit­verhält­nis nach dem Block­mo­del gemäß ta­rif­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung ab 01.12.2004 zu­zu­stim­men.

 

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

 

Die Be­klag­te hat vor­ge­tra­gen, da sich zum Zeit­punkt des Ein­gangs des Al­ters­teil­zeit­an­tra­ges der Kläge­rin am 02.08.2004 be­reits mehr als 5 % ih­rer Mit­ar­bei­ter in ei­nem Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis be­fun­den hätten, lägen drin­gen­de be­trieb­li­che Gründe für die Ab­leh­nung des An­tra­ges der Kläge­rin vor. Sol­che sei­en in dem Er­rei­chen der 5-%-Gren­ze zu se­hen, da der TV ATZ auf das Al­ters­teil­zeit­ge­setz Be­zug neh­me. Nach­dem sie im Ju­ni 2004 erst­mals ei­ne Be­rech­nun­gen über die An­zahl der be­reits ver­ein­bar­ten Al­ters­teil­zeitfälle vor­ge­nom­men und da­bei fest­ge­stellt ha­be, dass die 5-%-Gren­ze be­reits im Fe­bru­ar 2004 über­schrit­ten ge­we­sen sei, ha­be sie sich – un­strei­tig -ent­schlos­sen, nach dem 01.07.2004 ein­ge­hen­de Anträge ab­schlägig zu be­schei­den.

Da­bei müsse berück­sich­ti­gen wer­den, dass sie im Hin­blick auf die Al­ters­struk­tur ih­rer Mit­ar­bei­ter und der da­mit ein­her­ge­hen­den po­ten­zi­el­len Al­ters­teil­zeit­anträgen mit ei­nem wei­te­ren Rück­stel­lungs­ri­si­ko von 5,5 Mil­lio­nen € zusätz­lich zu dem be­reits ge­bil­lig­ten Rück­stel­lungs­bud­get von 6 Mil­lio­nen € für die be­reits ge­neh­mig­ten Al­ters­teil­zeit­anträge rech­nen. Frau M ha­be zum Zeit­punkt des In­for­ma­ti­ons­gesprächs mit der Kläge­rin im Sep­tem­ber 2003 kei­ner­lei Über­le­gun­gen hin­sicht­lich der 5-%-Gren­ze an­ge­stellt, so dass sie dies­bezüglich kei­ne un­vollständi­ge oder fal­sche In­for­ma­ti­on ge­ge­ben ha­be.

 

Das Ar­beits­ge­richt hat Be­weis er­ho­ben über die Be­haup­tung der Be­klag­ten, zum Zeit­punkt des Ein­gangs des Al­ters­teil­zeit­an­tra­ges der Kläge­rin am 02.08.2004 sei be­reits mit mehr als 5 % der Ar­beit­neh­mer ein Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis ver­ein­bart ge­we­sen, durch Ver­neh­mung der Zeu­gin Frau M. Bezüglich des Be­wei­s­er­geb­nis­ses hat es Be­zug ge­nom­men auf das Sit­zungs­pro­to­koll vom 20.05.2005.

 

Dar Ar­beits­ge­richt hat mit Ur­teil vom 17.06.2005, das der Kläge­rin am 23.06.2005 zu­ge­stellt wor­den ist, die Kla­ge ab­ge­wie­sen und dies im We­sent­li­chen wie folgt be­gründet:

Die Kla­ge sei zwar zulässig aber nicht be­gründet. Der kläge­ri­sche An­spruch er­ge­be sich nicht aus § 2 Abs. 1 TV ATZ i.V.m. § 12 des Ta­rif­ver­tra­ges zur so­zia­len Si­che­rung. Das dort ge­re­gel­te Er­mes­sen des Ar­beit­ge­bers beim Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges mit 55-Jähri­gen wer­de zwar durch die Re­ge­lung in § 12 des Ta­rif­ver­tra­ges zur so­zia­len Si­che­rung ein­ge­schränkt, da da­nach al­le Ar­beit­neh­mer, die – wie die Kläge­rin - die persönli­chen Vor­aus­set­zun­gen nach dem Al­ters­teil­zeit­ge­setz und dem TV ATZ erfüll­ten, ei­nen An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges hätten. Dies gel­te in­des nur so­weit drin­gen­de be­trieb­li­che Gründe nicht ent­ge­genstünden. Als drin­gen­der be­trieb­li­cher Grund sei auch die sog. Über­for­de­rung im Sin­ne des § 3 Abs. 1 Nr. 3 Al­ters­teil­zeit­ge­setz an­zu­se­hen. Denn das Al­ters­teil­zeit­ge­setz ha­be aus ar­beits­markt­po­li­ti­schen Gründen ei­nen recht­li­chen Rah­men für den glei­ten­den Über­gang in den Ru­he­stand ge­schaf­fen. Da­zu bie­te es staat­li­che Hil­fe für die Wie­der­be­set­zung der frei wer­den­den Stel­len an, oh­ne dass es dem Ar­beit­neh­mer ei­nen An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges einräume. Ei­nen An­spruch des Ar­beit­ge­bers auf Leis­tun­gen der Bun­des­an­stalt für Ar­beit set­ze gem. § 3 Abs. 1 Nr. 3 Al­ters­teil­zeit­ge­setz in­des vor­aus, dass des­sen freie Ent­schei­dung bei ei­ner In­an­spruch­nah­me durch über 5 v.H. der Ar­beit­neh­mer des Be­trie­bes si­cher­ge­stellt wer­de. Da­mit ha­be der Ge­setz­ge­ber auch gewähr­leis­ten wol­len, dass, so­weit Ta­rif­verträge ei­nen An­spruch be­gründen, ei­ne wirt­schaft­li­che Über­for­de­rung des Ar­beit­ge­bers ver­mie­den wer­de. Da der Ta­rif­ver­trag zur so­zia­len Si­che­rung i.V.m. § 2 TV ATZ ei­nen An­spruch der Ar­beit­neh­mer be­gründe, könne der Ziel­set­zung des Ge­setz­ge­bers, die wirt­schaft­li­che Über­for­de­rung des Ar­beit­ge­bers zu ver­mei­den, nur dann Rech­nung ge­tra­gen wer­den, wenn die vom Ge­setz­ge­ber ge­zo­ge­ne Gren­ze von 5 % Berück­sich­ti­gung fin­de. Der Ar­beit­ge­ber könne ei­nem Al­ters­teil­zeit­ver­lan­gen da­her als drin­gen­den be­trieb­li­chen Grund den Um­stand ent­ge­gen hal­ten, dass er be­reits mit mehr als 5 % der Ar­beit­neh­mer ei­nen Al­ters­teil­zeit­ver­trag ge­schlos­sen ha­be. Es sei zwar den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en un­be­nom­men, ex­pli­zit ei­ne an­de­re Gren­ze als Über­for­de­rungs­schutz zu ver­ein­ba­ren, bei ei­ner feh­len­den kon­kre­ten Re­ge­lung müsse da­her auch oh­ne aus­drück­li­che Be­zug­nah­me auf § 3 Abs. 1 Nr. 3 Al­ters­teil­zeit­ge­setz bzw. oh­ne Über­nah­me des Wort­lauts da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en kei­ne Ab­wei­chung von der ge­setz­li­chen Re­ge­lung schaf­fen woll­ten.

Die Be­weis­auf­nah­me durch Ver­neh­mung der Zeu­gin Frau M ha­be er­ge­ben, dass die Be­klag­te zu dem Zeit­punkt, als der An­trag der Kläge­rin auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges ein­ge­gan­gen sei be­reits mit mehr als 5 % der Ar­beit­neh­mer ei­nen Al­ters­teil­zeit­ver­trag ab­ge­schlos­sen ha­be. Zu die­sem Zeit­punkt sei­en es nach den An­ga­ben der Zeu­gin be­reits 6,5 % ge­we­sen.

Das Recht der Be­klag­ten, sich auf die Über­for­de­rung als drin­gen­den be­trieb­li­chen Grund zu be­ru­fen, sei auch nicht da­durch ver­wirkt, dass sie im frag­li­chen Zeit­raum be­reits mit mehr als 5 % der Ar­beit­neh­mer ei­nen sol­chen Ver­trag ab­ge­schlos­sen ge­habt ha­be. § 3 Abs. 1 Nr. 3 Al­ters­teil­zeit­ge­setz ver­lan­ge nur, dass si­cher­ge­stellt sei, dass sich der Ar­beit­ge­ber ab die­ser Gren­ze frei ent­schei­den könne, ob er wei­te­re Verträge schließe. Es sei da­her auch nicht er­mes­sens­feh­ler­haft, wenn die Be­klag­te die Ent­schei­dung ge­trof­fen ha­be, ab dem 01.07.2004 bis zum Un­ter­schrei­ten der 5-%-Gren­ze kei­ne Al­ters­teil­zeit­verträge mehr ab­zu­sch­ließen. Die Be­klag­te ha­be in­so­weit vor­ge­tra­gen, dass sie ein Bud­get­vo­lu­men von 6 Mil­lio­nen € für be­reits ge­neh­mig­te Al­ters­teil­zeit­anträge zurück­ge­stellt ha­be und annähernd den glei­chen Be­trag (nämlich 5,5 Mil­lio­nen €) hätte auf­wen­den müssen, wenn sie auch wei­ter­hin mit al­len von der Al­ters­struk­tur in Be­tracht kom­men­den Ar­beit­neh­mern des Be­trie­bes Al­ters­teil­zeit­verträge ab­sch­ließen würde.

Die Ab­leh­nung des An­tra­ges der Kläge­rin auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges durch die Be­klag­te sei auch nicht des­halb rechts­wid­rig, weil die Be­klag­te bei Ab­schluss der Al­ters­teil­zeit­verträge bis Ju­ni 2004 kei­ne So­zi­al­aus­wahl ge­trof­fen ha­be und die Kläge­rin nach ih­rem Le­bens­al­ter ggf. vor an­de­ren Mit­ar­bei­tern vor­ran­gig zu ei­nem Ab­schluss be­rech­tigt ge­we­sen wäre. Zwar gel­te der Grund­satz des älte­ren Rechts. Die­ser wer­de aber durch das Prin­zip des Ver­trau­ens­schut­zes be­grenzt. Der­je­ni­ge, der sei­nen An­spruch auf Ein­tritt in den Vor­ru­he­stand erst zu ei­nem Zeit­punkt gel­tend ma­che, in dem der Ar­beit­ge­ber be­reits mit ei­nem nach­ran­gi­gen Be­wer­ber ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung ab­ge­schlos­sen ha­be, müsse die­se Vor­ru­he­stands­re­ge­lung grundsätz­lich ge­gen sich gel­ten las­sen. Un­strei­tig ha­be die Be­klag­te al­le ab dem 01.07.2004 neu ein­ge­hen­den Anträge auf Ab­schluss von Al­ters­teil­zeit­verträgen ab­schlägig be­schie­den. Gemäß der Auf­stel­lung der Be­klag­ten (Bl. 51 d.A.) ha­be die­se zwar noch An­fang Ju­li 2004 wei­te­re zehn Al­ters­teil­zeit­verträge ab­ge­schlos­sen. Die dies­bezügli­chen Anträge sei­en aber al­le vor Ju­li 2004 bei der Be­klag­ten ein­ge­gan­gen.

Der An­spruch der Kläge­rin fol­ge auch nicht aus ei­ner fal­schen oder un­vollständi­gen Be­ra­tung durch die zuständi­ge Sach­be­ar­bei­te­rin der Be­klag­ten, Frau M. Da­bei könne da­hin­ste­hen, ob die­se – wie die Kläge­rin be­haup­te - der Kläge­rin ge­sagt ha­be, sie könne sich mit ih­rem An­trag Zeit las­sen, da die­ser erst drei Mo­na­te vor Voll­endung des 55. Le­bens­jah­res ge­stellt wer­den müsse, oder ob Frau M - ent­spre­chend der Be­haup­tung der Be­klag­ten - die Kläge­rin auf­ge­for­dert ha­be, den An­trag gleich im De­zem­ber 2003 zu stel­len. Es gehöre nicht zu den Auf­ga­ben von Frau M - auch un­ter Berück­sich­ti­gung von § 3 des Ta­rif­ver­tra­ges zur so­zia­len Si­che­rung - ei­nen Wett­lauf der An­trag­stel­ler zu pro­vo­zie­ren, in dem sie dar­auf hin­wei­se, dass even­tu­ell nur ein Teil der Ar­beit­neh­mer Al­ters­teil­zeit­verträge er­hal­ten könn­ten. Sie ha­be die Mit­ar­bei­ter nur über die Vor­aus­set­zun­gen und die Kon­di­tio­nen der Al­ters­teil­zeit zu in­for­mie­ren. Dies hat sie un­strei­tig feh­ler­frei ge­tan.

 

Hier­ge­gen rich­tet sich die – per Fax – am Mon­tag, dem 25.07.2005, ein­ge­gan­ge­ne Be­ru­fung der Kläge­rin, die mit ei­nem am 18.08.2005 bei Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet wor­den ist.

 

Die Kläge­rin trägt un­ter Be­zug­nah­me auf ihr erst­in­stanz­li­ches Vor­brin­gen im We­sent­li­chen vor, sie ha­be auf­grund der Aus­sa­ge der Frau M im Be­ra­tungs­gespräch, dass sie – die Kläge­rin – sich mit der An­trag­stel­lung noch Zeit las­sen könne, den An­trag erst am 02.08.2004 ein­ge­reicht und sei zu­dem nicht auf die Ge­fahr hin­ge­wie­sen wor­den, dass ihr An­trag we­gen Über­schrei­tens der 5 % Gren­ze ab­ge­wie­sen wer­den könne.

Be­trieb­li­che Gründe sei­en nicht ge­ge­ben, ins­be­son­de­re hätten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en vor­lie­gend, an­ders als in an­de­ren Ta­rif­wer­ken - nicht auf die Über­for­de­rungs­klau­sel Be­zug ge­nom­men. Hin­zu kom­me, dass sich die Be­klag­te selbst nicht an die 5 % Klau­sel ge­hal­ten ha­be.

Zu­dem ha­be die Be­klag­te bei der Ent­schei­dung über ih­ren An­trag den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz ver­letzt. Aus der von der Be­klag­ten selbst vor­ge­leg­ten Lis­te er­ge­be sich, dass mit wei­te­ren fünf Ar­beit­neh­mern ih­res Ge­burts­jahr­gan­ges Al­ters­teil­zeit­verhält­nis­se ab­ge­schlos­sen wor­den sei­en. Ei­ne Ar­beit­neh­me­rin ha­be so­gar ei­nem späte­ren Ge­burts­jahr­gang an­gehört.

Letzt­lich ha­be der Zeu­ge E ge­genüber der Kläge­rin im Bei­sein der Zeu­gin F im Som­mer 2004 erklärt, sie – die Kläge­rin – „rut­sche“ so­fort nach, so­bald ein Mit­ar­bei­ter aus der Al­ters­teil­zeit aus­schei­de und zwar un­abhängig da­von, ob dann die 5 % Gren­ze ein­ge­hal­ten sei oder nicht. Dies ha­be der Geschäftsführer der Be­klag­ten auch in der ers­ten Güte­ver­hand­lung am 16.12.2004 aus­drück­lich wie­der­holt.

Tatsächlich ha­be Frau G ih­ren An­trag auf Gewährung von Al­ters­teil­zeit zwi­schen­zeit­lich zurück­ge­zo­gen.

 

Die Kläge­rin be­an­tragt zu­letzt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Lud­wigs­ha­fen, Auswärti­ge Kam­mern Land­au vom 17.06.2005 (Az.: 9 Ca 1296/04) wird ab­geändert und die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, das An­ge­bot der Kläge­rin vom 15.12.2003, Ein­gang 02.08.2004, auf Um­wand­lung des be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses in ein Al­ters­teil­zeit­verhält­nis nach dem Block­mo­del gemäß ta­rif­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung ab dem 01.12.2004 zu­zu­stim­men;

 

hilfs­wei­se:

fest­zu­stel­len, dass zwi­schen den Par­tei­en im Hin­blick auf die Erklärung des Geschäftsführers im Güte­ter­min zum Zeit­punkt des Auss­schei­dens der Mit­ar­bei­te­rin G aus ei­nem Al­ters­teil­zeit­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en ein Al­ters­teil­zeit­verhält­nis im Block­mo­del gemäß ta­rif­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung zu­stan­de ge­kom­men ist;

 

äußerst hilfs­wei­se:

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Lud­wigs­ha­fen, Auswärti­ge Kam­mern Land­au vom 17.06.2005 (Az.: 9 Ca 1296/04) wird ab­geändert und die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, das An­ge­bot der Kläge­rin vom 15.12.2003, Ein­gang 02.08.2004, auf Um­wand­lung des be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis in ein Al­ters­teil­zeit­verhält­nis nach dem Block­mo­del gemäß ta­rif­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung ab Rechts­kraft des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens zu­zu­stim­men;

 

äußerst hilfs­wei­se:

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len ei­ner Al­ters­teil­zeit­ver­ein­ba­rung zu ei­nem, Zeit­punkt nach Maßga­be der Be­stim­mung durch das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­zu­stim­men;

 

 

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung und die wei­te­re (Hilfs-)Anträge zurück­zu­wei­sen.

 

Sie trägt vor, die Kläge­rin ha­be es un­strei­tig ge­stellt, dass im Zeit­punkt ih­rer An­trags­ein­rei­chung im Au­gust 2004 be­reits mit mehr als 5 % der Ar­beit­neh­mer be­reits ein Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis ver­ein­bart ge­we­sen sei. Im Hin­blick auf den sich aus § 3 Abs. 1 Nr. 3 AtzG er­ge­ben­den Über­for­de­rungs­schutz lie­ge da­her ein drin­gen­der dienst­li­cher Grund bzw. ein be­trieb­li­cher Grund i.S.v. § 2 Abs. 3 TV ATZ vor. Hier­auf könne sich der Ar­beit­ge­ber auch dann be­ru­fen, wenn er be­reits mit mehr als 5 % der Ar­beit­neh­mer Al­ters­teil­zeit­verträge ab­ge­schlos­sen ha­be. Ei­ner aus­drück­li­chen Auf­nah­me der Über­for­de­rungs­gren­ze in die Ta­rif­verträge ha­be es nicht be­durft.

Die Dar­stel­lung der Kläge­rin zum In­halt des Gesprächs mit Frau M blei­be be­strit­ten. Die­se ha­be der Kläge­rin nicht nur den zu­kunfts­ori­en­tier­ten An­trag for­mu­liert, son­dern ihr auch ein Merk­blatt zur Al­ters­teil­zeit aus­gehändigt und ihr we­gen der Viel­zahl der be­reits ver­ein­bar­ten Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis­se ge­ra­ten, den An­trag so­fort zu stel­len. Im Übri­gen kom­me es hier­auf – wo­von das Ar­beits­ge­richt zu Recht aus­ge­he – nicht an.

Sie ha­be bei ih­rer Ent­schei­dung auch nicht den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz ver­letzt. Viel­mehr ha­be sie nach in­ten­si­ver Prüfung der fi­nan­zi­el­len und wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen der Al­ters­teil­zeit­ver­ein­ba­run­gen die Ent­schei­dung ge­trof­fen, im Rah­men ei­ner Stich­tags­re­ge­lung al­le nach dem 01.07.2004 ein­ge­hen­den Anträge auf die Gewährung von Al­ters­teil­zeit ab­zu­leh­nen, wo­bei sie ins­be­son­de­re berück­sich­tigt ha­be, dass die 5 % Gren­ze be­reits im Fe­bru­ar 2004 über­schrit­ten ge­we­sen sei. Hier­an ha­be sie auch fest­ge­hal­ten.

Von ei­nem oh­ne­hin wirt­schaft­lich be­las­te­ten Ar­beit­ge­ber könne nicht ver­langt wer­den, die Mit­ar­bei­ter hier­von vor­ab zu in­for­mie­ren, und da­mit ei­nen „Wett­lauf“ auf die Al­ters­teil­zeit zu pro­vo­zie­ren.

Die von ihr vor­ge­leg­te Lis­te zur Be­rech­nung der 5 % Über­for­de­rung sei auch nicht un­vollständig. Die von der Kläge­rin erwähn­ten Mit­ar­bei­ter fehl­ten zu Recht, da sich die Lis­te auf den Mo­nat Au­gust 2004 be­zie­he und die ge­nann­ten Per­so­nen deut­lich vor der Kläge­rin ei­nen An­trag ge­stellt hätten.

 

Zur wei­te­ren Dar­stel­lung des Sach- und Streit­stan­des im Übri­gen wird auf die zu den Ak­ten ge­lang­ten Schriftsätze nebst An­la­gen so­wie die Sit­zungs­pro­to­kol­le Be­zug ge­nom­men.

 

 

Ent­schei­dungs­gründe:

A. Das Rechts­mit­tel der Be­ru­fung ist gemäß §§ 8 Abs. 2, 64 Abs. 1, 2 ArbGG statt­haft. Die Be­ru­fung ist gemäß §§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. §§ 511 ff. ZPO, §§ 187ff. BGB form- und frist­ge­recht ein­ge­legt so­wie be­gründet wor­den.

Die mit­hin zulässi­ge Be­ru­fung der Kläge­rin, mit der die­se ih­ren erst­in­stanz­li­chen Kla­ge­an­trag wei­ter­ver­folgt, hat in der Sa­che kei­nen Er­folg. Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge in­so­weit zu Recht ab­ge­wie­sen.

 

I. Der Kla­ge­an­trag ist, hier­von geht das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend aus, un­ter Zu­grun­de­le­gung des § 3 des TV ATZ vom 05.05.1998 in der Fas­sung des Ände­rungs­ta­rif­ver­tra­ges Nr. 2 vom 30.06.2000 zulässig, ins­be­son­de­re hin­rei­chend be­stimmt gemäß § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO. Die Kläge­rin be­gehrt aus­weis­lich ih­res Kla­ge­an­trags die Va­ri­an­te des Block­mo­dels gem. § 3 Abs. 2 a des vor­ge­nann­ten Ta­rif­ver­tra­ges, der zwei Mo­del­le (Block- und Teil­zeit­mo­del) vor­sieht.

 

II. Die Kla­ge ist je­doch nicht be­gründet.

Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob schon grundsätz­lich ei­ne Ver­ur­tei­lung zum Ab­schluss ei­nes rück­wir­ken­den Ver­tra­ges aus­ge­schlos­sen ist (so un­ter Gel­tung von § 306 BGB aF: BAG Ur­teil vom 28.06.2000 - 7 AZR 904/98 – BA­GE 95, 171; eben­so 14.11.2001 – 7 AZR 568/00 –BA­GE 99, 326), oder ob sich die Rechts­la­ge mit dem In­kraft­tre­ten des Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­set­zes in § 311 a Abs. 1 BGB geändert hat (vgl. BAG Ur­teil vom 03.12.2002 – 9 AZR 457/01 AP TVG § 1 Al­ters­teil­zeit Nr. 2).

Der Kläge­rin steht we­der auf Grund der ta­rif­ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen, noch un­ter dem Ge­sichts­punkt des ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes oder des Rechts­miss­brauchs ein An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ar­beits­ver­tra­ges zu.

 

1. Ein sol­cher An­spruch er­gibt sich nicht aus § 2 Abs. 1 TV ATZ i.V.m. § 12 des Ta­rif­ver­tra­ges zur so­zia­len Si­che­rung. Nach § 2 des TV ATZ kann der Ar­beit­ge­ber mit Ar­beit­neh­mern, die das 55. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben, ei­ne Beschäfti­gungs­zeit von fünf Jah­ren voll­endet ha­ben und in­ner­halb der letz­ten 5 Jah­ren vor Be­ginn der Al­ters­teil­zeit­ar­beit min­des­tens 1.080 Ka­len­der­ta­ge in ei­ner ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Beschäfti­gung nach dem Drit­ten Buch So­zi­al­ge­setz­buch ge­stan­den ha­ben, die Ände­rung des Ar­beits­verhält­nis­ses in ein Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis auf der Grund­la­ge des Al­ters­teil­zeit­ge­set­zes ver­ein­ba­ren. Das Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis muss ein ver­si­che­rungs­pflich­ti­ges Beschäfti­gungs­verhält­nis im Sin­ne des Drit­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch sein.

Das hier­durch ent­ste­hen­de Er­mes­sen des Ar­beit­ge­bers beim Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges mit 55-Jähri­gen wird – da­von geht das Ar­beits­ge­richt zu Recht aus ‑ vor­lie­gend durch § 12 des Ta­rif­ver­tra­ges zur so­zia­len Si­che­rung der Beschäftig­ten ein­ge­schränkt. Da­nach ha­ben al­le Ar­beit­neh­mer, die die persönli­chen Vor­aus­set­zun­gen nach dem Al­ters­teil­zeit­ge­setz und dem TV ATZ erfüllen, ei­nen An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges, so­weit drin­gen­de be­trieb­li­che Gründe nicht ent­ge­gen­ste­hen.

 

a) Die Kläge­rin erfüll­te zum Zeit­punkt des be­an­trag­ten Ab­schlus­ses des Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges, nämlich am 01.12.2004, zwar die persönli­chen Vor­aus­set­zun­gen nach dem TV ATZ, der in­so­weit die persönli­chen Vor­aus­set­zun­gen des § 2 Al­ters­teil­zeit­ge­setz ab­deckt. Sie hat am 16.11.2004 ihr 55. Le­bens­jahr voll­endet, ei­ne Beschäfti­gungs­zeit von 5 Jah­ren zurück­ge­legt so­wie in­ner­halb der letz­ten 5 Jah­re vor Be­ginn der Al­ters­teil­zeit­ar­beit min­des­tens 1.080 Ka­len­der­ta­ge in ei­ner ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Beschäfti­gung nach dem Drit­ten So­zi­al­ge­setz­buch ge­stan­den.

 

b) Dem An­spruch der Kläge­rin auf Ab­schluss des Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges ste­hen je­doch drin­gen­de be­trieb­li­che Gründe ent­ge­gen.

Bei "drin­gen­den be­trieb­li­chen Gründen" han­delt es sich um ei­nen un­be­stimm­ten Rechts­be­griff, der nach all­ge­mei­nen Er­fah­rungssätzen aus­zu­le­gen ist (BAG, 02.12.1999 - 2 AZR 757/98 -). Als drin­gen­der be­trieb­li­cher bzw. be­trieb­li­cher Grund, den der Ar­beit­ge­ber bei ei­ner ab­leh­nen­den Ent­schei­dung anführen kann, ist auch die Über­for­de­rung im Sin­ne des § 3 Abs. 1 Nr. 3 Al­ters­teil­zeit­ge­setz (Lan­gen­brinck/Litz­ka, Al­ters­teil­zeit im öffent­li­chen Dienst für An­ge­stell­te und Ar­bei­ter, 1. Aufl.) an­zu­se­hen.

Nach die­ser Vor­schrift muss „die freie Ent­schei­dung des Ar­beit­ge­bers bei ei­ner über 5 v.H. der Ar­beit­neh­mer des Be­triebs hin­aus­ge­hen­den In­an­spruch­nah­me si­cher­ge­stellt“ sein. Das Al­ters­teil­zeit­ge­setz will durch die Re­ge­lung in § 3 Abs. 1 Nr. 3 AtG zum Über­for­de­rungs­schutz re­geln, dass dann, wenn der Ar­beit­ge­ber mit ei­ner In­an­spruch­nah­me von Al­ters­teil­zeit von mehr als 5 v.H. der Ar­beit­neh­mer ei­ne Be­triebs kon­fron­tiert ist, für ihn kein Kon­tra­hie­rungs­zwang be­steht.

Da­mit hat der Ge­setz­ge­ber auch si­cher­stel­len wol­len, dass, so­weit Ta­rif­verträge ei­nen An­spruch be­gründen, ei­ne wirt­schaft­li­che Über­for­de­rung des Ar­beit­ge­bers ver­mie­den wird (BAG, 18.09.2001 - 9 AZR 397/00 -).

Da der Ta­rif­ver­trag zur so­zia­len Si­che­rung i.V.m. § 2 TV ATZ ei­nen An­spruch der Ar­beit­neh­mer be­gründet, kann der Ziel­set­zung des Ge­setz­ge­bers, die wirt­schaft­li­che Über­for­de­rung des Ar­beit­ge­bers zu ver­mei­den, nur Rech­nung ge­tra­gen wer­den, wenn die vom Ge­setz­ge­ber ge­zo­ge­ne Gren­ze von 5 % berück­sich­tigt wird.

Zwar ist es Ta­rif­ver­trags­par­tei­en grundsätz­lich un­be­nom­men, ex­pli­zit ei­ne an­de­re Gren­ze als Über­for­de­rungs­schutz zu ver­ein­ba­ren (vgl. z.B. Ta­rif­ver­trag der Tex­til­in­dus­trie). Da­bei gilt es in­des ge­ra­de für ei­nen öffent­lich-recht­li­che Träger zu be­ach­ten, dass die­ser sich aus öffent­li­chen Haus­halts­mit­teln fi­nan­zie­ren und bei Über­schrei­ten der Über­for­de­rungs­gren­ze auch die staat­li­che Förde­rung der Al­ters­teil­zeit entfällt.

Die in § 3 Abs. 1 Nr. 3 AtG an­ge­spro­che­ne Kon­tra­hie­rungs­frei­heit wird dem Ar­beit­ge­ber des öffent­li­chen Diens­tes mit­hin auch nach Auf­fas­sung der Kam­mer im Rah­men des § 2 Abs. 3 TV ATZ ein­geräumt. Der Ar­beit­ge­ber kann als drin­gen­den be­trieb­li­chen Grund dem An­spruch des Ar­beit­neh­mers auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges auch ent­ge­gen hal­ten, dass er be­reits mit mehr als 5 % der Ar­beit­neh­mer ei­nen Al­ters­teil­zeit­ver­trag ge­schlos­sen hat (Lan­gen­brinck/Litz­ka, a.a.O.). Darüber hin­aus wird vor­lie­gend in § 12 des Ta­rif­ver­tra­ges zur so­zia­len Si­che­rung auch aus­drück­lich das AtG an­ge­spro­chen und in § 2 Abs. 1 Ta­rif­ver­trag ATZ aus­drück­lich dar­auf Be­zug ge­nom­men, dass der Ar­beit­ge­ber (nur) auf der Grund­la­ge des AtG, da­zu gehört auch § 3 Abs. 1 Nr. 3 AtG, Al­ters­teil­zeit­verträge ver­ein­ba­ren kann.

 

c) Die Be­klag­te hat­te in­des zu dem Zeit­punkt, als der An­trag der Kläge­rin auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges ein­ging, am 02.08.2004, be­reits mit mehr als 5 % der Ar­beit­neh­mer ei­nen Al­ters­teil­zeit­ver­trag ab­ge­schlos­sen.

Da­bei kommt es auf die von der Kläge­rin erst­mals im Kam­mer­ter­min in der Be­ru­fungs­in­stanz auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge, wel­che Be­rech­nungs­grund­la­ge zur Er­mitt­lung der 5 % Gren­ze an­zu­wen­den ist, nicht an. Ins­be­son­de­re be­darf es vor­lie­gend kei­ner Ent­schei­dung, ob die Be­re­chung der 5 % Gren­ze nach Kopf­tei­len oder nach Ar­beits­de­pu­ta­ten zu er­fol­gen hat. Für die Er­mitt­lung der im Be­trieb des Ar­beit­ge­bers beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer enthält § 7 Abs. 3 S. 2 AtG ei­ne aus­drück­li­che Be­stim­mung, wo­nach Teil­zeit­beschäftig­te mit ei­ner re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von nicht mehr als 20 St­un­den mit 0,5 und mit ei­ner re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von nicht mehr als 30 St­un­den mit 0,75 zu berück­sich­ti­gen sind. Die­se ge­setz­li­che Re­ge­lung spricht im Hin­blick auf die zu gewähr­leis­ten­de ein­heit­li­che Be­zugs­größe nach Über­zeu­gung der Kam­mer dafür, dass auch die Über­for­de­rungs­gren­ze ent­spre­chend zu er­mit­teln ist. Auch wenn man in­des hier­von zu­guns­ten der Kläge­rin aus­geht, war aus­weis­lich der von der Be­klag­ten zu den Ak­ten ge­reich­ten Über­sicht, zwar noch nicht im Fe­bru­ar, je­den­falls aber noch vor Ein­gang des An­tra­ges durch die Kläge­rin die 5 %-Gren­ze über­schrit­ten, was die Kläge­rin im Übri­gen trotz ei­nes ent­spre­chen­den Hin­wei­ses der Kam­mer nicht (mehr) be­strit­ten hat.

 

d) Die Be­klag­te hat ihr Recht, sich auf das Ar­gu­ment der Über­for­de­rung als drin­gen­den be­trieb­li­chen Grund zur Ab­leh­nung ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­trags mit der Kläge­rin zu be­ru­fen, auch nicht da­durch ver­wirkt, dass sie nach ih­rem ei­ge­nen Vor­trag im Zeit­punkt des Ein­gangs des An­trags der Kläge­rin schon mit ca. 6,5 % der Ar­beit­neh­mer ei­nen sol­chen Ver­trag ab­ge­schlos­sen hat­te.

Zum ei­nen trifft dies bei der hier ver­tre­te­nen und von der Kläge­rin selbst vor­ge­tra­ge­nen Be­rech­nungs­me­tho­de nicht zu. Zu­dem ver­langt § 3 Abs. 1 Nr. 3 Al­ters­teil­zeit­ge­setz nur, dass si­cher­ge­stellt ist, dass der Ar­beit­ge­ber ab die­ser Gren­ze sich frei ent­schei­den kann, ob er wei­te­re Verträge schließt.

Es ist da­her auch nicht er­mes­sens­feh­ler­haft, wenn die Be­klag­te die Ent­schei­dung be­trof­fen hat, ab dem 01.07.2004 kei­ne Al­ters­teil­zeit­verträge mehr ab­zu­sch­ließen. Die Be­klag­te hat – wor­auf das Ar­beits­ge­richt zu Recht hin­weist – in die­sem Zu­sam­men­hang un­be­strit­ten vor­ge­tra­gen, dass sie be­reits ein Bud­get­vo­lu­men von 6 Mil­lio­nen € für die schon ge­neh­mig­ten Al­ters­teil­zeit­anträge zurück­ge­stellt hat und annähernd den glei­chen Be­trag (nämlich 5,5 Mil­lio­nen €) auf­wen­den müss­te, um wei­ter­hin mit al­len Ar­beit­neh­mern des Be­trie­bes, die von der Al­ters­struk­tur in Be­tracht kom­men, Al­ters­teil­zeit­verträge ab­zu­sch­ließen.

 

2. Die Ab­leh­nung des An­tra­ges der Kläge­rin auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges durch die Be­klag­te ist auch nicht des­halb rechts­wid­rig, weil die Be­klag­te bei Ab­schluss der Al­ters­teil­zeit­verträge bis Ju­ni 2004 kei­ne So­zi­al­aus­wahl ge­trof­fen hat und die Kläge­rin je­den­falls nach ih­rem Le­bens­al­ter ggf. vor­ran­gig vor an­de­ren Mit­ar­bei­tern zu ei­nem ent­spre­chen­den Ab­schluss be­rech­tigt ge­we­sen wäre.

Zwar ent­spricht der Grund­satz des älte­ren Rechts den all­ge­mei­nen Grundsätzen der Ge­samt­rechts­ord­nung. Er knüpft an ob­jek­ti­ve Kri­te­ri­en, z.B. Le­bens­al­ter und Dau­er der Be­triebs­zu­gehörig­keit an, so dass Ar­beit­neh­mer, die vor An­de­ren die Vor­aus­set­zun­gen für Al­ters­teil­zeit­verträge erfüllen, grundsätz­lich vor­ran­gig zu berück­sich­ti­gen sind. Die­ser Grund­satz des Vor­rangs des älte­ren Rechts wird aber durch das Prin­zip des Ver­trau­ens­schut­zes be­grenzt. Der­je­ni­ge, der sei­nen An­spruch auf Ein­tritt in den Vor­ru­he­stand erst zu ei­nem Zeit­punkt gel­tend macht, in dem der Ar­beit­ge­ber be­reits mit ei­nem nach­ran­gi­gen Be­wer­ber ei­ne Ver­ein­ba­rung ab­ge­schlos­sen hat, muss die­se Ab­re­de grundsätz­lich ge­gen sich gel­ten las­sen. Der Ab­schluss ei­ner Vor­ru­he­stands­re­ge­lung be­deu­tet für den be­tref­fen­den Ar­beit­neh­mer, dass er als­bald aus dem Er­werbs­le­ben aus­schei­det, die da­durch ge­won­ne­ne Frei­zeit an­der­wei­tig ein­set­zen kann und hierfür Vor­be­rei­tun­gen trifft. Das Ver­trau­en, dass die ab­ge­schlos­se­ne Vor­ru­he­stands­ver­ein­ba­rung auch durch­geführt wird, ist schutzwürdig. In­so­weit gilt der Grund­satz: Pac­ta sunt ser­van­da (BAG Ur­teil vom 21.01.1987 - 4 AZR 547/86 -, BA­GE 54,113). Ins­be­son­de­re braucht ein Ar­beit­neh­mer auch nicht oh­ne wei­te­res da­mit zu rech­nen, dass ein vor­ran­gi­ger Ar­beits­kol­le­ge noch nach ihm Ein­tritt in den Vor­ru­he­stand be­gehrt. Viel­mehr ist es Sa­che des ein­zel­nen Ar­beit­neh­mers, sei­nen An­spruch auf Ein­tritt in den Vor­ru­he­stand so recht­zei­tig gel­tend zu ma­chen, dass er mit sei­nem älte­ren Recht zum Zu­ge kommt.

Die­se Grundsätze gel­ten we­gen der ver­gleich­ba­ren In­ter­es­sen­la­ge auch im vor­lie­gen­den Fall, in dem es um die Ver­ein­ba­rung ei­nes Al­ters­teil­zeit­ar­beits­ver­tra­ges geht.

Un­strei­tig hat die Be­klag­te al­le ab dem 01.07.2004 ein­ge­gan­ge­nen Anträge auf Ab­schluss von Al­ters­teil­zeit­verträgen ab­schlägig be­schie­den. Nur zehn Al­ters­teil­zeit­verträge gemäß der Auf­stel­lung der Be­klag­ten, die dem Schrift­satz vom 14.01.2005 bei­gefügt war, wur­den noch An­fang Ju­li 2004 ab­ge­schlos­sen, wo­bei die­se Anträge al­le vor Ju­li 2004 ge­stellt wa­ren. Da­ge­gen ging der An­trag der Kläge­rin erst am 02.08.2004 und da­mit zu ei­nem Zeit­punkt ein, als kein Al­ters­teil­zeit­ver­trag mehr ge­schlos­sen wur­de. Des­halb gilt der Grund­satz, dass die zu­vor ab­ge­schlos­se­nen Verträge zu erfüllen sind und nicht rückgängig ge­macht wer­den können.

 

3. Das Ar­beits­ge­richt geht auch rechts­feh­ler­frei da­von aus, dass die Kläge­rin kei­nen An­spruch ge­gen die Be­klag­ten auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges we­gen ei­ner fal­schen oder un­vollständi­gen Be­ra­tung durch die zuständi­ge Sach­be­ar­bei­te­rin der Be­klag­ten, Frau M, hat. Hier­bei kann da­hin­ste­hen, ob Frau M – wie die Be­klag­te be­haup­tet - die Kläge­rin auf­for­der­te, den An­trag gleich im De­zem­ber 2003 zu stel­len oder Frau M - wie die Kläge­rin vorträgt - die­ser ge­sagt hat, dass sie sich mit ih­rem An­trag Zeit las­sen könne, da er erst drei Mo­na­te vor Voll­endung des 55. Le­bens­jah­res ge­stellt wer­den müsse. Ab­ge­se­hen da­von, dass letz­te­res nicht falsch ist, hat die Be­klag­te stets be­strit­ten, dass der Mit­ar­bei­te­rin M über­haupt die Pro­ble­ma­tik des Er­rei­chens der 5 % Grenz be­wusst war, so dass ei­ne ent­spre­chen­de Aufklärungs­pflicht be­reits aus die­sem Grun­de nicht be­stand. Letzt­lich weist das Ar­beits­ge­richt auch zu Recht dar­auf hin, dass es nicht zu den Auf­ga­ben von Frau M gehörte - auch un­ter Berück­sich­ti­gung von § 3 des Ta­rif­ver­tra­ges zur so­zia­len Si­che­rung der Beschäftig­ten - ei­nen Wett­lauf der An­trag­stel­ler zu pro­vo­zie­ren, in dem sie dar­auf hin­ge­wie­sen hätte, dass even­tu­ell nur ein Teil der Ar­beit­neh­mer Al­ters­teil­zeit­verträge er­hal­ten. Viel­mehr hat sie die Mit­ar­bei­ter nur über die Vor­aus­set­zun­gen und die Kon­di­tio­nen der Al­ters­teil­zeit zu in­for­mie­ren, was sie un­strei­tig feh­ler­frei ge­tan hat. Im Übri­gen ist es Sa­che des ein­zel­nen Ar­beit­neh­mers selbst, sei­nen An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges so recht­zei­tig gel­tend zu ma­chen, dass er mit sei­nem älte­ren Recht zum Zu­ge kommt (BAG Urt. vom 21.01.1987, a.a.O.).

 

B. So­weit die Kläge­rin ih­re Kla­ge in der Be­ru­fungs­in­stanz er­wei­tert hat, hat die­se eben­falls kei­nen Er­folg.

 

I. Ih­ren ers­ten, als Fest­stel­lungs­an­trag ge­stell­ten Hilfs­an­trag be­gründet die Kläge­rin vor al­lem mit ih­rer Be­haup­tung, die sie in der Kam­mer­ver­hand­lung vom 13.04.2006 auf Nach­fra­ge präzi­siert hat, der Geschäftsführer ha­be ihr ge­genüber im Au­gust 2004 in An­we­sen­heit der Zeu­gin F ihr und der Zeu­gin F ge­genüber erklärt, dass die­se so­fort nachrücken würden, wenn „je­mand“ weg­fal­le. Ge­ge­be­nen­falls müsse man auch ge­richt­lich vor­ge­hen.

Anläss­lich des Güte­ter­mins am 16.12.2004 ha­be der Geschäftsführer E er­neut wie­der­holt, sie - die Kläge­rin - rücke nach, so­bald ein Mit­ar­bei­ter „weg­fal­le“. We­der in die­sem Gespräch noch in dem vor­he­ri­gen Gespräch sei die 5 % Klau­sel aus­drück­lich The­ma ge­we­sen.

Die 1951 ge­bo­re­ne Mit­ar­bei­te­rin I ha­be zwi­schen­zeit­lich am 08.03.2005 ih­ren An­trag auf Al­ters­teil­zeit zurück­ge­zo­gen.

 

1. Dem ver­moch­te die Kam­mer nicht zu fol­gen. Wie be­reits oben dar­ge­legt ist die Möglich­keit zur Ver­ur­tei­lung zum Ab­schluss ei­nes rück­wir­ken­den Ver­tra­ges nicht un­pro­ble­ma­tisch (so un­ter Gel­tung von § 306 BGB aF: BAG Ur­teil vom 28.06.2000 - 7 AZR 904/98 – BA­GE 95, 171; eben­so 14.11.2001 – 7 AZR 568/00 – BA­GE 99, 326 oder ob sich die Rechts­la­ge mit dem In­kraft­tre­ten des Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­set­zes in § 311 a Abs. 1BGB geändert hat; vgl. BAG Ur­teil vom 03.12.2002 – 9 AZR 457/01 AP TVG § 1 Al­ters­teil­zeit Nr. 2).

Je­den­falls setzt der Wech­sel in die Al­ters­teil­zeit den Ab­schluss ei­nes Ände­rungs­ver­tra­ges vor­aus. Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­ge­ber müssen in ei­nem ge­son­der­ten Schriftstück die Be­din­gun­gen der Al­ters­teil­zeit re­geln. Da­zu gehören ne­ben ei­ner Ab­re­de über den Be­ginn und die Dau­er der Al­ters­teil­zeit, der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, dem In­halt der während der Al­ters­teil­zeit ge­schul­de­ten Tätig­keit, der La­ge der Ar­beits­zeit, die Vergütung während der Al­ters­teil­zeit u.a.m.. Da es sich bei der Al­ters­teil­zeit um ei­nen be­fris­te­ten Ver­trag han­delt, ist darüber hin­aus auch Schrift­form (§ 14 Abs. 4 Tz­B­fG) er­for­der­lich (DLW/Hoß, D 2856).

Da die Kläge­rin in­des we­der be­haup­tet, die Par­tei­en hätten sich über die we­sent­li­chen Ver­trags­be­stand­tei­le verständigt, noch die Schrift­form ein­ge­hal­ten wur­de, ist mit­hin auch kein Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis ent­stan­den, so dass der Fest­stel­lungs­an­trag ab­zu­wei­sen war.

 

2. Ent­spre­chen­des gilt für die wei­te­ren Hilfs­anträge, die le­dig­lich noch den Zeit­punkt des Be­ginns des Al­ters­teil­zeit­verhält­nis be­tref­fen.

In­so­weit hat die Kläge­rin bezüglich der an­geb­li­chen Zu­sa­ge im Som­mer 2004 kei­ne ganz kon­kre­ten An­ga­ben ge­macht und selbst vor­ge­tra­gen, ei­ne ent­spre­chen­de Zu­sa­ge sei auch an die Kol­le­gin F er­folgt. Dem­ge­genüber hat die Be­klag­te ei­ne ent­spre­chen­de Zu­sa­ge ih­res so­wohl zu die­sem Ter­min als auch anläss­lich der Güte­ver­hand­lung be­strit­ten bzw. vor­ge­tra­gen ent­spre­chend Aus­sa­gen hätten un­ter dem Vor­be­halt der Über­for­de­rungs­gren­ze ge­stan­den.

Dies hat die Kläge­rin auf Be­fra­gen der Kam­mer auch in­so­weit ein­geräumt, als sie aus­ge­sagt hat, über die 5 % Gren­ze sei nicht ge­spro­chen wor­den. Vor dem Hin­ter­grund, dass die Be­klag­te der Kläge­rin be­reits zu­vor den schrift­li­chen An­trag auf Ab­schluss ei­ne Al­ters­teil­zeit­ver­tra­ges be­reits un­ter Be­ru­fung auf die Über­for­de­rungs­gren­ze ab­ge­lehnt hat, konn­te die Kläge­rin die Nich­terwähnung der Über­for­de­rungs­gren­ze gemäß §§ 133, 157 BGB nicht als vor­be­halt­lo­se Zu­sa­ge ei­nes Al­ters­teil­zeit­verhält­nis­ses ver­ste­hen, zu­mal ein Ver­gleich zwi­schen den Par­tei­en nicht ab­ge­schlos­sen wur­de. Über­dies be­haup­tet die Kläge­rin selbst nicht, dass we­nigs­ten über die we­sent­li­chen Grundzüge der Zu­sa­ge ge­spro­chen wor­den wäre.

 

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus §§ 97 Abs. 1, 91 Abs. 1 ZPO.

Man­gels Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen (§ 72 ArbGG) war die Zu­las­sung der Be­ru­fung nicht ver­an­lasst.

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