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BAG, Be­schluss vom 05.12.2007, 7 ABR 72/06

   
Schlagworte: Betriebsrat, Religionsgemeinschaft, Tendenzbetrieb
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 ABR 72/06
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 05.12.2007
   
Leitsätze:

1. Das Betriebsverfassungsgesetz findet keine Anwendung auf Religionsgemeinschaften und die ihnen zugeordneten karitativen und erzieherischen Einrichtungen. Die Zuordnung iSd. § 118 Abs.2 BetrVG setzt eine institutionelle Verbindung zwischen der Kirche und der Einrichtung voraus, auf Grund derer die Kirche über ein Mindestmaß an Einflussmöglichkeiten verfügt, um auf Dauer eine Übereinstimmung der religiösen Betätigung der Einrichtung mit kirchlichen Vorstellungen gewährleisten zu können.

2. Das erforderliche Mindestmaß an Einflussmöglichkeiten der Evangelischen Kirche auf die religiöse Tätigkeit in der Einrichtung wird nicht allein durch die Mitgliedschaft der Einrichtung oder ihres Rechtsträgers im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche begründet. Dies ist nur der Fall, wenn das Diakonische Werk seinerseits über entsprechende Einflussmöglichkeiten gegenüber der Einrichtung oder ihrem Rechtsträger verfügt.

3. Die Heranziehung der Vorschriften der ZPO über die Nebenintervention ist im arbeitsgerichtlichen Beschlussverfahren nach § 2a Abs. 1 Nr. 1 ArbGG durch die Verfahrensregelungen in § 81, § 83 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3 ArbGG ausgeschlossen.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Essen
Landesarbeitsgericht Düsseldorf
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


7 ABR 72/06
8 TaBV 58/06
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Düssel­dorf

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
5. De­zem­ber 2007

BESCHLUSS

Schie­ge, Ur­kunds­be­am­ter

der Geschäfts­stel­le

In dem Be­schluss­ver­fah­ren

mit den Be­tei­lig­ten

1.

An­trag­stel­ler und Be­schwer­deführer,

2.

Rechts­be­schwer­deführe­rin,

3.

Rechts­be­schwer­deführer,
 


- 2 - 


hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf Grund der Be­ra­tung vom 5. De­zem­ber 2007 durch den Vi­ze­präsi­den­ten des Bun­des­ar­beits­ge­richts Dörner, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gräfl, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Koch so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Dr. Ger­scher­mann und Güner für Recht er­kannt:


1. Die Rechts­be­schwer­de des Dia­ko­ni­schen Wer­kes der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land e.V. ge­gen den Be­schluss des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 29. Au­gust 2006 - 8 TaBV 58/06 - wird als un­zulässig ver­wor­fen.


2. Auf die Rechts­be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin wird der Be­schluss des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 29. Au­gust 2006 - 8 TaBV 58/06 - auf­ge­ho­ben.


Das Ver­fah­ren wird zur neu­en Anhörung und Ent­schei­dung an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­ver­wie­sen.


Von Rechts we­gen!


Gründe


A. Die Be­tei­lig­ten strei­ten darüber, ob das von der Ar­beit­ge­be­rin be­trie­be­ne Kran­ken­haus ei­ne gemäß § 118 Abs. 2 Be­trVG vom Gel­tungs­be­reich des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes aus­ge­nom­me­ne ka­ri­ta­ti­ve Ein­rich­tung ei­ner Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft und dem­zu­fol­ge kein Be­triebs­rat zu wählen ist.


Die Ar­beit­ge­be­rin be­treibt seit et­wa 1980 das A Kran­ken­haus. Al­lei­ni­ge Ge­sell­schaf­te­rin der Ar­beit­ge­be­rin ist die A Stif­tung. Bis zum 31. De­zem­ber 2005 wur­de das Kran­ken­haus als ge­meinnützi­ges Kran­ken­haus oh­ne je­de kirch­li­che Bin­dung geführt. Im Rah­men ei­nes Zer­ti­fi­ka­ti­ons­pro­zes­ses für
 


- 3 -

Kran­kenhäuser hat sich die Ar­beit­ge­be­rin ei­ne Ziel­set­zung im Sinn ei­nes ka­ri­ta­ti­ven und welt­li­chen Leit­bil­des ge­ge­ben. Im Ju­li 2005 wur­de in dem Kran­ken­haus der aus 15 Mit­glie­dern be­ste­hen­de Be­triebs­rat, der An­trag­stel­ler des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens, neu gewählt.

Die Ar­beit­ge­be­rin wur­de auf ih­ren An­trag vom 15. De­zem­ber 2005 am 20. De­zem­ber 2005 mit Wir­kung zum 1. Ja­nu­ar 2006 als Mit­glied im Dia­ko­ni­schen Werk der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land e.V. (im Fol­gen­den: Dia­ko­ni­sches Werk) auf­ge­nom­men. Durch den Ge­sell­schaf­ter­be­schluss vom 15. De­zem­ber 2005 er­hielt der Ge­sell­schafts­ver­trag der Ar­beit­ge­be­rin die nach­fol­gend aus­zugs­wei­se wie­der­ge­ge­be­ne Fas­sung:


㤠2
Ge­gen­stand und Zweck des Un­ter­neh­mens

...


(3) Das Un­ter­neh­men dient aus­sch­ließlich und un­mit­tel­bar ge­meinnützi­gen Zwe­cken und wird un­ter Be­ach­tung der staat­li­chen Be­stim­mun­gen über die Ge­meinnützig­keit für die öffent­li­che Ge­sund­heits­pfle­ge so­wie zur Förde­rung der Wis­sen­schaft und der Aus- und Wei­ter­bil­dung geführt. Das Un­ter­neh­men ist selbst­los tätig; es ver­folgt nicht in ers­ter Li­nie ei­gen­wirt­schaft­li­che Zie­le.


(4) Hier­bei hat das Un­ter­neh­men in be­son­de­rem Maße der min­der­be­mit­tel­ten Bevölke­rung zu die­nen. Es wird tätig im Sin­ne der Dia­ko­nie als We­sens- und Le­bensäußerung der Evan­ge­li­schen Kir­che.


(5) Die Mit­tel der Ge­sell­schaft dürfen nur für die sat­zungsmäßigen Zwe­cke ver­wen­det wer­den. Die Ge­sell­schaf­ter als sol­che er­hal­ten kei­ne Zu­wen­dun­gen aus Mit­teln der Ge­sell­schaft.


(6) Die Ge­sell­schaft ist Mit­glied des als Spit­zen­ver­band der frei­en Wohl­fahrts­pfle­ge an­er­kann­ten Dia­ko­ni­schen Wer­kes der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land und da­mit zu­gleich dem Dia­ko­ni­schen Werk der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land an­ge­schlos­sen.

...


§ 5
Or­ga­ne der Ge­sell­schaft


Die Or­ga­ne der Ge­sell­schaft sind

a) die Geschäftsführung

b) die Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung
 


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Mit­glie­der der Or­ga­ne und Mit­ar­bei­ter sol­len ei­nem evan­ge­li­schen oder dem Be­kennt­nis ei­ner Kir­che an­gehören, die Mit­glied der Ar­beits­ge­mein­schaft Christ­li­cher Kir­chen ist.


...

§ 11
Bei­rat

(1) Die Ge­sell­schaf­ter können ei­nen Bei­rat ein­be­ru­fen. Er berät die Or­ga­ne in phil­an­thro­pi­schen Fra­gen, Kon­fes­si­ons­fra­gen so­wie in sol­chen Fra­gen, die das Verhält­nis der Ge­sell­schaft zu den christ­li­chen Kir­chen berühren.


(2) Dem Bei­rat gehören bis zu 5 Per­so­nen an. Sie wer­den von den Ge­sell­schaf­tern be­ru­fen und ab­be­ru­fen. Die Be­ru­fung er­folgt für die Dau­er von drei Jah­ren. Ei­ne er­neu­te Be­ru­fung ist möglich. Un­ter den Mit­glie­dern müssen min­des­tens zwei Mit­glie­der sein, die dem Be­kennt­nis ei­ner Kir­che an­gehören, die Mit­glied der Ar­beits­ge­mein­schaft christ­li­cher Kir­chen ist, da­von min­des­tens ein Mit­glied, das ein Amt für die Kir­che und Dia­ko­nie im Rhein­land ausübt.

...

§ 15
Sat­zungsände­rung

Sat­zungsände­run­gen, die die Zu­ord­nung zum Dia­ko­ni­schen Werk verändern so­wie der Be­schluss über die Auflösung der Ge­sell­schaft wer­den recht­zei­tig vor­her dem Dia­ko­ni­schen Werk der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land an­ge­zeigt.“

Die Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes vom 18. No­vem­ber 1999 lau­tet aus­zugs­wei­se wie folgt:

„...

Die Dia­ko­nie ist We­sens- und Le­bensäußerung der Kir­che. Sie ge­schieht in der Bin­dung an die Hei­li­ge Schrift und die Übe­rein­stim­mung mit den Grund­ar­ti­keln der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land.

...

§ 4
Mit­glied­schaft und Rech­te der Mit­glie­der

(1)a) Die Evan­ge­li­sche Kir­che im Rhein­land, ih­re Kir­chen­krei­se und Kir­chen­ge­mein­den sind Mit­glie­der auf­grund des Kir­chen­ge­set­zes vom 18. Ja­nu­ar 1963

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(KABl. EKiR 1963, S. 203).


b) Fer­ner können Mit­glie­der sol­che ju­ris­ti­schen Per­so­nen sein, die Zweck und Auf­ga­ben des Dia­ko­ni­schen Wer­kes an­er­ken­nen und fördern so­wie be­reit sind, die Mit­glied­schafts­pflich­ten zu erfüllen, und zwar ins­be­son­de­re:

...

Nach der Sat­zung, Stif­tungs­ur­kun­de oder sons­ti­gen Ver­fas­sung so­wie nach der tatsächli­chen Geschäftsführung muss Auf­ga­be der Or­ga­ni­sa­ti­on oder Ein­rich­tung die Erfüllung des dia­ko­nisch-mis­sio­na­ri­schen Diens­tes auf der Grund­la­ge des Evan­ge­li­ums sein, und zwar im Rah­men der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land oder ei­ner evan­ge­li­schen Frei­kir­che oder in öku­me­ni­scher Träger­schaft; ...

(2) ...

b) Mit­glie­der gemäß Ab­satz 1 b), die die Vor­aus­set­zun­gen für die Mit­glied­schaft nicht mehr erfüllen oder in sons­ti­ger Wei­se den In­ter­es­sen des Dia­ko­ni­schen Wer­kes der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land zu­wi­der­han­deln, können auf Vor­schlag des Vor­stan­des durch den Dia­ko­ni­schen Rat aus­ge­schlos­sen wer­den.

§ 5
Pflich­ten der Mit­glie­der


(1)a) Die Sat­zun­gen und sons­ti­gen Ord­nun­gen der Mit­glie­der müssen den Min­dest­an­for­de­run­gen ent­spre­chen, die für den Be­reich des Dia­ko­ni­schen Wer­kes gel­ten.


Von je­der Sat­zungsände­rung ist dem Werk Mit­tei­lung zu ma­chen.

...

(3) Ge­genüber Mit­glie­dern, die den Mit­glied­schafts­pflich­ten nach Ab­satz 1 und 2 nicht nach­kom­men, sind nach er­folg­lo­ser Er­in­ne­rung durch den Vor­stand fol­gen­de Maßnah­men zulässig:


a) Er­mah­nung durch den Vor­stand oder


b) Fest­stel­lung durch den Vor­stand, dass die Mit­glied­schafts­rech­te ganz oder teil­wei­se ru­hen, oder

c) Aus­schluss durch den Dia­ko­ni­schen Rat ge-


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mäß § 4 Ab­satz 2 b).“


In den Be­stim­mun­gen über die Min­dest­an­for­de­run­gen an die Sat­zun­gen und sons­ti­gen Ord­nun­gen der Mit­glie­der des Dia­ko­ni­schen Wer­kes, auf wel­che § 5 Abs. 1 Buchst. a) der Sat­zung Be­zug nimmt, ist ua. fol­gen­des ge­re­gelt:

„I. Ab­schnitt
Zu­ord­nung zur Kir­che


Die Zu­ord­nung zur Kir­che ist in den Sat­zun­gen und sons­ti­gen Ord­nun­gen der Mit­glie­der min­des­tens auf fol­gen­de Wei­se si­cher­zu­stel­len:

...

2. Be­stim­mung über die Be­kennt­nis­zu­gehörig­keit der Mit­ar­bei­ter


a) Es ist in der Sat­zung fest­zu­le­gen, dass die Mit­ar­bei­ter der Or­ga­ne und die Mit­ar­bei­ter in lei­ten­der Stel­lung in der Re­gel ei­ner Kir­che evan­ge­li­schen Be­kennt­nis­ses an­gehören müssen.


b) Für die übri­gen Mit­ar­bei­ter ist fest­zu­le­gen, dass sie in der Re­gel ei­ner Kir­che an­gehören, die in der Ar­beits­ge­mein­schaft christ­li­cher Kir­chen in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und Ber­lin (West) mit­ar­bei­tet.


c) Gehören Mit­ar­bei­ter aus­nahms­wei­se kei­nem christ­li­chen Be­kennt­nis an, so müssen sie den Auf­trag und die kon­fes­sio­nel­le Grund­aus­rich­tung des Trägers ach­ten.


3. Be­stim­mung über die Zu­ord­nung zur ver­fass­ten Kir­che


a) In der Sat­zung muss ei­ne an­ge­mes­se­ne Be­tei­li­gung von Ver­tre­tern der ört­li­chen kirch­li­chen Körper­schaf­ten (Kir­chen­ge­mein­den, Kir­chen­krei­se, Kir­chen­verbände) in den Or­ga­nen der Ein­rich­tung si­cher­ge­stellt sein.

b) ...

c) In den Sat­zun­gen ist vor­zu­se­hen, dass Sat­zungsände­run­gen, die den Zweck der Ein­rich­tung, die Zuständig­keit ih­rer Or­ga­ne oder die Be­stim­mun­gen über die Zu­ord­nung zur


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Kir­che verändern, so­wie Be­schlüsse über die Auflösung der Ein­rich­tung der Zu­stim­mung der­je­ni­gen Kir­che bedürfen, der die Ein­rich­tung zu­zu­ord­nen ist.


...


Be­gründung

I. All­ge­mei­nes

...

Der Be­griff ‚Min­dest­an­for­de­run­gen’ be­deu­tet, dass die hierfür vor­ge­se­he­nen Be­stim­mun­gen ein Min­dest­maß an Be­stimmt­heit zur Ver­deut­li­chung des kirch­li­chen Be­zu­ges ent­hal­ten. Ein Zurück­ge­hen hin­ter die­se Be­stim­mun­gen ist da­mit aus­ge­schlos­sen. Im übri­gen sind nicht al­le Be­stim­mun­gen in ab­so­lu­te Muss­vor­schrif­ten ge­klei­det wor­den, so dass in­so­weit ein Ab­wei­chen von der Re­gel in ein­zel­nen Fällen möglich ist.“


Mit Schrei­ben vom 3. Ja­nu­ar 2006 wand­te sich die Ar­beit­ge­be­rin an die Be­triebs­rats­mit­glie­der und teil­te die­sen mit, dass es sich bei dem Kran­ken­haus nach ih­rem Bei­tritt zum Dia­ko­ni­schen Werk um ei­ne ka­ri­ta­ti­ve Ein­rich­tung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG han­de­le, auf die das Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz kei­ne An­wen­dung mehr fin­de. Die Man­da­te des Be­triebs­rats und der Ju­gend- und Aus­zu­bil­den­den­ver­tre­tung sei­en mit Ab­lauf des 31. De­zem­ber 2005 be­en­det.


Der Be­triebs­rat hat sich mit sei­nem am 12. Ja­nu­ar 2006 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen An­trag ge­gen die von der Ar­beit­ge­be­rin ver­tre­te­ne Auf­fas­sung ge­wandt und ge­meint, bei dem von der Ar­beit­ge­be­rin be­trie­be­nen Kran­ken­haus han­de­le es sich nicht um ei­ne ka­ri­ta­ti­ve Ein­rich­tung der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land. Für die Zu­ord­nung zur Evan­ge­li­schen Kir­che rei­che die Mit­glied­schaft der Ar­beit­ge­be­rin im Dia­ko­ni­schen Werk nicht aus. Der Ge­sell­schafts­ver­trag der Ar­beit­ge­be­rin genüge nicht den Min­dest­an­for­de­run­gen an die Sat­zun­gen und sons­ti­gen Ord­nun­gen der Mit­glie­der des Dia­ko­ni­schen Wer­kes. Der Be­trieb des Kran­ken­hau­ses sei nach dem Bei­tritt un­verändert fort­geführt wor­den. Der En­de des Jah­res 2005 ab­ge­schlos­se­ne Zer­ti­fi­zie­rungs­pro­zess ha­be noch zu ei­nem ka­ri­ta­ti­ven, aber welt­li­chen Leit­bild geführt.
 


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Der Be­triebs­rat hat be­an­tragt 


fest­zu­stel­len, dass auf den Be­trieb der An­trags­geg­ne­rin die Vor­schrif­ten des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes An­wen­dung fin­den.

Die Ar­beit­ge­be­rin hat be­an­tragt, den An­trag zurück­zu­wei­sen. 


Sie hat ge­meint, das Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz sei nach ih­rem Bei­tritt zum Dia­ko­ni­schen Werk auf das Kran­ken­haus nicht mehr an­zu­wen­den. Die Evan­ge­li­sche Kir­che verfüge be­reits auf Grund der Mit­glied­schaft im Dia­ko­ni­schen Werk über das er­for­der­li­che Maß an Ein­flussmöglich­kei­ten auf die re­li­giöse Tätig­keit in der Ein­rich­tung. Für die Be­ur­tei­lung ih­rer Zu­ord­nung zur Evan­ge­li­schen Kir­che ha­be das Zurück­blei­ben ih­res Ge­sell­schafts­ver­trags hin­ter den Min­dest­an­for­de­run­gen des Dia­ko­ni­schen Wer­kes außer Acht zu blei­ben, da ei­ne sol­che Über­prüfung un­zulässi­ger­wei­se in das Selbst­ver­wal­tungs­recht der Kir­che ein­grei­fen würde. Zu­dem er­ge­be ein Ver­gleich des Ge­sell­schafts­ver­trags mit den Min­dest­an­for­de­run­gen kei­ne we­sent­li­chen Ab­wei­chun­gen, die ein Min­dest­maß an Ein­flussmöglich­kei­ten der Kir­che in Fra­ge stel­len könn­ten.

Das Ar­beits­ge­richt hat den An­trag des Be­triebs­rats mit Be­schluss vom 16. Fe­bru­ar 2006 zurück­ge­wie­sen.

Am 1. März 2006 wur­de auf Initia­ti­ve der Ar­beit­ge­be­rin für das A Kran­ken­haus ei­ne Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tung gewählt.

Auf die Be­schwer­de des Be­triebs­rats vom 13. Ju­ni 2006 hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt dem An­trag ent­spro­chen. Mit der Rechts­be­schwer­de be­gehrt die Ar­beit­ge­be­rin die Wie­der­her­stel­lung der erst­in­stanz­li­chen Ent­schei­dung.


Ne­ben der Ar­beit­ge­be­rin hat das von den Vor­in­stan­zen nicht be­tei­lig­te Dia­ko­ni­sche Werk der Evan­ge­li­schen Kir­che e. V. un­ter Be­ru­fung auf das kirch­li­che Selbst­ver­wal­tungs­recht nach Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV Rechts­be­schwer­de ein­ge­legt und die Wie­der­her­stel­lung der erst­in­stanz­li­chen Ent­schei­dung be­an­tragt.



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Der Be­triebs­rat be­an­tragt die Zurück­wei­sung der Rechts­be­schwer­den. 


B. Die Rechts­be­schwer­de des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ist un­zulässig, da das Dia­ko­ni­sche Werk nicht rechts­be­schwer­de­be­fugt ist. Sei­ne Rechts­mit­tel­be­fug­nis folgt we­der aus ei­ner Be­tei­lig­ten­stel­lung iSd. § 83 Abs. 3 ArbGG noch aus dem in der Rechts­be­schwer­de­schrift hilfs­wei­se erklärten Bei­tritt als Ne­benin­ter­ve­ni­ent.

I. Die Rechts­mit­tel­be­fug­nis im Be­schluss­ver­fah­ren folgt der Be­tei­li­gungs­be­fug­nis (BAG 4. De­zem­ber 1986 - 6 ABR 48/85 - BA­GE 53, 385 = AP Be­trVG 1972 § 19 Nr. 13 = EzA Be­trVG 1972 § 19 Nr. 24, zu II 1 der Gründe mwN). Des­halb ist nur rechts­be­schwer­de­be­fugt, wer be­tei­li­gungs­be­fugt ist (zur Be­schwer­de­be­fug­nis: BAG 20. März 1996 - 7 ABR 34/95 - AP Be­trVG 1972 § 5 Aus­bil­dung Nr. 10 = EzA Be­trVG 1972 § 5 Nr. 60, zu C der Gründe). Die Be­tei­li­gungs­be­fug­nis hängt nicht von der Be­tei­li­gung durch die Vor­in­stan­zen ab. Be­tei­li­gungs- und da­mit rechts­mit­tel­be­fugt kann auch ei­ne von den In­stanz­ge­rich­ten nicht be­tei­lig­te Stel­le sein. Um­ge­kehrt ist ei­ne zu Un­recht am Ver­fah­ren be­tei­lig­te Stel­le nicht rechts­mit­tel­be­fugt. Die feh­ler­haf­te Be­tei­li­gung kann da­her die Rechts­mit­tel­be­fug­nis nicht be­gründen (BAG 8. Au­gust 2007 - 7 ABR 43/06 - Rn. 16 mwN). Die Be­tei­lig­ten­stel­lung ist in je­der La­ge des Ver­fah­rens und da­her auch in der Rechts­be­schwer­de­instanz zu be­ach­ten.


Nach § 83 Abs. 3 ArbGG sind in ei­nem Be­schluss­ver­fah­ren ne­ben dem An­trag­stel­ler, dem Ar­beit­ge­ber und den Ar­beit­neh­mern die­je­ni­gen Stel­len an­zuhören, die nach dem Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz oder den an­de­ren in der Norm ge­nann­ten Ge­set­zen im ein­zel­nen Fall be­tei­ligt sind. Als Be­tei­lig­te in An­ge­le­gen­hei­ten des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes ist je­de Stel­le an­zu­se­hen, die durch die be­gehr­te Ent­schei­dung in ih­rer be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Rechts­stel­lung un­mit­tel­bar be­trof­fen ist (BAG 18. April 2007 - 7 ABR 30/06 - Rn. 15, EzA ArbGG 1979 § 82 Nr. 2 mwN). Die Be­tei­lig­ten­stel­lung ist ma­te­ri­ell-recht­lich de­ter­mi­niert (BAG 20. April 1999 - 1 ABR 13/98 - BA­GE 91, 235 = AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 43 = EzA ArbGG 1979 § 81 Nr. 17, zu B II der Gründe) und hängt da­her nicht vom Wil­len des Be­trof­fe­nen oder von Hand­lun­gen des Ge­richts ab. Das bloße In­ter­es­se an der ge­richt­li­chen Klärung ei­ner um-
 


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strit­te­nen Rechts­fra­ge be­gründet kei­ne Be­tei­lig­ten­stel­lung (BAG 31. Ja­nu­ar 1989 - 1 ABR 60/87 - AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 12 = EzA ArbGG 1979 § 81 Nr. 14, zu B I 2 b der Gründe).


II. Nach die­sen Grundsätzen fehlt es an der Rechts­be­schwer­de­be­fug­nis des Dia­ko­ni­schen Wer­kes, da das Dia­ko­ni­sche Werk im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren nicht als Be­tei­lig­ter iSd. § 83 Abs. 3 ArbGG an­zu­se­hen ist.


1. Das Dia­ko­ni­sche Werk wird durch das über die Zu­ord­nung der Ar­beit­ge­be­rin zur Evan­ge­li­schen Kir­che geführ­te Ver­fah­ren nicht in ei­ner ei­ge­nen be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Rechts­po­si­ti­on be­trof­fen. Der an­trag­stel­len­de Be­triebs­rat ist nicht in ih­rem Be­trieb, son­dern im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin gewählt wor­den. Die Ar­beits­verhält­nis­se der vom Be­triebs­rat oder von ei­ner bei der Ar­beit­ge­be­rin zu bil­den­den Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tung re­präsen­tier­ten Ar­beit­neh­mer be­ste­hen nicht mit dem Dia­ko­ni­schen Werk, son­dern mit der Ar­beit­ge­be­rin. Selbst wenn der im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin ge­bil­de­te Be­triebs­rat nach ih­rem Bei­tritt zum Dia­ko­ni­schen Werk wei­ter be­ste­hen würde, weil das Be­trVG wei­ter­hin An­wen­dung fände, beträfe ei­ne ent­spre­chen­de Ent­schei­dung nur die be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Rechts­stel­lung der Ar­beit­ge­be­rin, nicht aber die des Dia­ko­ni­schen Wer­kes. Das sich aus der ver­eins­recht­li­chen Be­zie­hung zwi­schen dem Dia­ko­ni­schen Werk und der Ar­beit­ge­be­rin er­ge­ben­de In­ter­es­se an der Fra­ge, auf wel­che Wei­se sich die Mit­be­stim­mung der Ar­beit­neh­mer bei der Ar­beit­ge­be­rin voll­zieht, ver­mag die Stel­lung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes als Be­tei­lig­ter iSd. § 83 Abs. 3 ArbGG eben­so we­nig wie an­de­re ver­eins­recht­li­che In­ter­es­sen zu be­gründen.


2. Das Dia­ko­ni­sche Werk ist nicht von Ver­fas­sungs we­gen am Ver­fah­ren be­tei­ligt. Das den Kir­chen durch Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV ga­ran­tier­te Selbst­be­stim­mungs­recht ge­bie­tet es nicht, das Dia­ko­ni­sche Werk als Teil der Evan­ge­li­schen Kir­che an dem Ver­fah­ren um die Zu­ord­nung des von der Ar­beit­ge­be­rin be­trie­be­nen Kran­ken­hau­ses iSd. § 83 Abs. 3 ArbGG zu be­tei­li­gen.
 


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a) Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV ga­ran­tiert den Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten, al­so auch den Kir­chen, die Frei­heit, ih­re An­ge­le­gen­hei­ten selbständig in­ner­halb der Schran­ken der für al­le gel­ten­den Ge­set­ze zu ord­nen und zu ver­wal­ten. Das ver­fas­sungs­recht­lich ga­ran­tier­te Selbst­be­stim­mungs­recht steht den Kir­chen nicht nur hin­sicht­lich ih­rer körper­schaft­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on und Ämter zu, son­dern auch hin­sicht­lich ih­rer Ver­ei­ni­gun­gen, die sich nicht die all­sei­ti­ge, son­dern nur die par­ti­el­le Pfle­ge des re­li­giösen oder welt­an­schau­li­chen Le­bens ih­rer Mit­glie­der zum Ziel ge­setzt ha­ben (BVerfG 25. März 1980 - 2 BvR 208/76 - BVerfGE 53, 366, 391 f. = AP GG Art. 140 Nr. 6; 11. Ok­to­ber 1977 - 2 BvR 209/76 - BVerfGE 46, 73, 85 ff. = AP GG Art. 140 Nr. 1). Die ih­nen zu­ge­ord­ne­ten Ein­rich­tun­gen sind selbst Teil der Kir­che (BVerfG 25. März 1980 - 2 BvR 208/76 - BVerfGE 53, 366, 392 f. = AP aaO). Sie können sich in ei­nem Be­schluss­ver­fah­ren über die Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG oh­ne Be­tei­li­gung der Amts­kir­che oder ih­rer Glie­dor­ga­ni­sa­tio­nen auf ih­re Zu­gehörig­keit zur ver­fass­ten Kir­che be­ru­fen und ei­ne Ver­let­zung des Grund­rechts der Re­li­gi­ons­ausübungs­frei­heit aus Art. 4 Abs. 2 GG gel­tend ma­chen (vgl. BVerfG 11. Ok­to­ber 1977 - 2 BvR 209/76 - BVerfGE 46, 73, 83 = AP aaO).


b) Es be­darf da­nach kei­ner Be­tei­li­gung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes in Form ei­ner ver­fah­rens­recht­li­chen Ein­be­zie­hung zum Schutz der den Kir­chen und ih­ren Ver­ei­ni­gun­gen ga­ran­tier­ten Selbst­ord­nungs- und Selbst­ver­wal­tungs­ga­ran­tie nach Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV. Die­ses kann die Ar­beit­ge­be­rin im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren selbst gel­tend ma­chen. Ih­re pro­zes­sua­le oder ma­te­ri­ell-recht­li­che Stel­lung als Ver­fah­rens­sub­jekt wird durch ei­ne Ein­be­zie­hung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes nicht ver­bes­sert.


Die Ent­schei­dung über die Zu­ord­nung der Ar­beit­ge­be­rin iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG greift auch we­der un­mit­tel­bar noch mit­tel­bar in das Selbst-be­stim­mungs­recht des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ein. Die Ent­schei­dung über die Zu­ord­nung der Ar­beit­ge­be­rin zur Evan­ge­li­schen Kir­che hat kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die be­ste­hen­den ver­eins­recht­li­chen Be­zie­hun­gen zwi­schen dem Dia­ko­ni­schen Werk und der Ar­beit­ge­be­rin. Die Mit­glied­schaft wird durch ei­nen dem An­trag statt­ge­ben­den Be­schluss nicht berührt. Würde die Zu­ord­nung der
 


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Ar­beit­ge­be­rin zur Evan­ge­li­schen Kir­che ver­neint, ob­liegt es al­lein den nach der Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes zuständi­gen Or­ga­nen, über ei­nen ver­eins­recht­li­chen Hand­lungs­be­darf zu ent­schei­den.


III. Die Rechts­be­schwer­de­be­fug­nis des Dia­ko­ni­schen Wer­kes folgt nicht aus sei­nem in der Rechts­be­schwer­de­schrift hilfs­wei­se erklärten Bei­tritt als Ne­benin­ter­ve­ni­ent zur Un­terstützung der Ar­beit­ge­be­rin gem. § 66 ZPO. Als Ne­benin­ter­ve­ni­ent könn­te es zwar gem. § 66 Abs. 2 ZPO iVm. § 67 ZPO das der Haupt­par­tei zu­ste­hen­de Rechts­mit­tel ein­le­gen. Die Her­an­zie­hung der Vor­schrif­ten der ZPO über die Ne­benin­ter­ven­ti­on wird aber nach § 80 Abs. 2 Satz 1 letz­ter Halbs. ArbGG in An­ge­le­gen­hei­ten aus dem Be­trVG gem. § 2a Abs. 1 Nr. 1 ArbGG durch die Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen in § 81, § 83 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3 ArbGG aus­ge­schlos­sen (LAG Frank­furt 24. Ok­to­ber 1989 - 5 TaBV­Ga 155/89 - LA­GE Be­trVG 1972 § 87 Ar­beits­zeit Nr. 17 = DB 1990, 2126, zu II 1 der Gründe; of­fen­ge­las­sen von BAG 12. Ju­li 1988 - 1 ABR 85/86 - AP Be­trVG 1972 § 99 Nr. 54 = EzA Be­trVG 1972 § 99 Nr. 59, zu B I 4 der Gründe; wie hier Mat­thes in Ger­mel­mann/Mat­thes/Prütting/Müller-Glöge ArbGG 5. Aufl. § 83 Rn. 23 ff.; ErfK/Ei­se­mann 8. Aufl. § 83 ArbGG Rn. 8; BCF/Fried­rich ArbGG 4. Aufl. § 83 Rn. 2; an­ders Schwab/Weth-Weth ArbGG § 83 Rn. 97 f.; Ho­y­nin­gen-Hue­ne RdA 1992, 355, 363; Laux, Die An­trags- und Be­tei­li­gungs­be­fug­nis im ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren, S. 74).


Das Ar­beits­ge­richts­ge­setz enthält kei­ne aus­drück­li­che Re­ge­lung über die Zulässig­keit der Ne­benin­ter­ven­ti­on im Be­schluss­ver­fah­ren. Die §§ 66 ff. ZPO wer­den von der Ver­wei­sung in § 80 Abs. 2 Satz 1 ArbGG auf die Vor­schrif­ten über das Ur­teils­ver­fah­ren nicht er­fasst. Darüber hin­aus enthält § 80 Abs. 2 Satz 1 letz­ter Halbs. ArbGG aus­drück­lich die Ein­schränkung, dass die Be­stim­mun­gen des Ur­teils­ver­fah­rens nur an­wend­bar sind, so­weit sich aus den §§ 81 - 84 ArbGG nichts an­de­res er­gibt. Für das ar­beits­ge­richt­li­che Be­schluss­ver­fah­ren nach § 2a Abs. 1 Nr. 1 ArbGG hat der Ge­setz­ge­ber be­son­de­re Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen über die am Ver­fah­ren Be­tei­lig­ten ge­trof­fen, die nach § 80 Abs. 2 Satz 1 letz­ter Halbs. ArbGG ei­ner Her­an­zie­hung der Re­ge­lun­gen über die Ne­benin­ter­ven­ti­on ent­ge­gen­ste­hen. Das Ge­setz sieht als Ver­fah­rens-
 


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sub­jek­te für die Be­schluss­ver­fah­ren über Strei­tig­kei­ten aus den in § 2a Abs. 1 Nr. 1 ArbGG auf­geführ­ten Ver­fah­rens­ge­genständen nur ei­nen An­trag­stel­ler (§ 81 ArbGG) und die sons­ti­gen nach § 83 Abs. 3 ArbGG an­zuhören­den oder am Ver­fah­ren zu be­tei­li­gen­den Stel­len vor. Für die Zu­las­sung ei­ner Ne­benin­ter­ven­ti­on be­steht kein prak­ti­sches Bedürf­nis. Ge­gen­stand des Be­schluss­ver­fah­rens nach § 2a Abs. 1 Nr. 1 ArbGG sind be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Strei­tig­kei­ten. Be­tei­lig­te die­ser Ver­fah­ren sind be­reits kraft Ge­set­zes die­je­ni­gen Per­so­nen oder Stel­len, die durch die Ent­schei­dung un­mit­tel­bar in ih­rer be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Rechts­stel­lung be­trof­fen sind. Durch die Aus­ge­stal­tung der Be­tei­lig­ten­stel­lung ist da­her die Ein­be­zie­hung und Mit­wir­kung (§ 83 Abs. 1 Satz 2 ArbGG) der un­mit­tel­bar von der Ent­schei­dung be­trof­fe­nen Ver­fah­rens­sub­jek­te gewähr­leis­tet. Die Gel­tung der §§ 66 ff. ZPO im Be­schluss­ver­fah­ren würde dem­ge­genüber zu ei­ner sys­tem­wid­ri­gen Ein­wir­kungsmöglich­keit von wei­te­ren, nicht un­mit­tel­bar von dem Aus­gang des Ver­fah­rens be­trof­fe­nen Ver­fah­rens­sub­jek­ten führen, de­ren Ein­be­zie­hung nicht von dem Ver­fah­rens­ge­gen­stand, son­dern von dem Wil­len ei­nes Be­tei­lig­ten abhängt.

C. Die Rechts­be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin ist im Sin­ne ei­ner Auf­he­bung und Zurück­ver­wei­sung be­gründet. Das Be­schwer­de­ge­richt hat zwar zu­tref­fend aus­geführt, dass das von der Ar­beit­ge­be­rin be­trie­be­ne Kran­ken­haus ei­ne ka­ri­ta­ti­ve Ein­rich­tung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG ist. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt ist auch zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass die die An­wen­dung des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes aus­sch­ließen­de Zu­ord­nung des Kran­ken­hau­ses zur Evan­ge­li­schen Kir­che ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Ar­beit­ge­be­rin nicht be­reits aus ih­rem Bei­tritt zum Dia­ko­ni­schen Werk folgt. Die durch die ver­eins­recht­li­che Zu­gehörig­keit der Ar­beit­ge­be­rin zum Dia­ko­ni­schen Werk ver­mit­tel­te Bin­dung an den Auf­trag der Evan­ge­li­schen Kir­che ist al­lein für die Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG nicht aus­rei­chend. Auch nach dem Ge­sell­schafts­ver­trag der Ar­beit­ge­be­rin und der Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes be­ste­hen kei­ne aus­rei­chen­den An­halts­punk­te für die nach § 118 Abs. 2 Be­trVG er­for­der­li­chen in­halt­li­chen und per­so­nel­len Ein­flussmöglich­kei­ten der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land auf die re­li­giöse Tätig­keit in dem A Kran­ken­haus. Des­sen Zu­ord­nung zur Evan­ge­li­schen Kir­che kann aber ent­ge­gen der An­nah­me des Lan­des-

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ar­beits­ge­richts nicht al­lein auf das Zurück­blei­ben des Ge­sell­schafts­ver­trags der Ar­beit­ge­be­rin hin­ter den vom Dia­ko­ni­schen Werk auf­ge­stell­ten Min­dest­an­for­de­run­gen an die Sat­zun­gen und die sons­ti­gen Ord­nun­gen der Mit­glie­der des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ver­neint wer­den. Die nur un­zu­rei­chen­de Um­set­zung der Min­dest­an­for­de­run­gen im Ge­sell­schafts­ver­trag schließt es nicht aus, dass die Evan­ge­li­sche Kir­che im Rhein­land auf Grund der in der Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ent­hal­te­nen Sank­ti­onsmöglich­kei­ten und ih­res tatsächli­chen Ein­flus­ses auf Dau­er ei­ne Übe­rein­stim­mung der re­li­giösen Betäti­gung des Kran­ken­hau­ses mit kirch­li­chen Vor­stel­lun­gen gewähr­leis­ten kann.


Die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung un­ter­liegt da­her der Auf­he­bung. Der Se­nat kann über den An­trag des Be­triebs­rats al­ler­dings nicht ab­sch­ließend zu Guns­ten ei­nes der Be­tei­lig­ten ent­schei­den. Der Rechts­streit ist an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­zu­ver­wei­sen, um der Ar­beit­ge­be­rin Ge­le­gen­heit zu ge­ben, die in­halt­li­chen und per­so­nel­len Ein­flussmöglich­kei­ten der Evan­ge­li­schen Kir­che auf die re­li­giöse Tätig­keit im A Kran­ken­haus zu ver­deut­li­chen und dem Be­schwer­de­ge­richt ei­ne ab­sch­ließen­de Würdi­gung über die Zu­ord­nung der Ar­beit­ge­be­rin zur Evan­ge­li­schen Kir­che zu ermögli­chen.


I. Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts und des Bun­des­ar­beits­ge­richts un­terfällt ei­ne ka­ri­ta­ti­ve und er­zie­he­ri­sche Ein­rich­tung ei­ner Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft nicht dem Gel­tungs­be­reich des Be­trVG, wenn sie der Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG zu­ge­ord­net ist. Hier­zu be­darf es ei­ner in­sti­tu­tio­nel­len Ver­bin­dung zwi­schen der Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft und der Ein­rich­tung, auf Grund de­rer die Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft über ein Min­dest­maß an Ein­flussmöglich­kei­ten verfügt, um auf Dau­er ei­ne Übe­rein­stim­mung der re­li­giösen Betäti­gung der Ein­rich­tung mit ih­ren Vor­stel­lun­gen gewähr­leis­ten zu können.


1. Nach § 118 Abs. 2 Be­trVG fin­det das Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz kei­ne An­wen­dung auf Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten und de­ren ka­ri­ta­ti­ve und er­zie­he­ri­sche Ein­rich­tun­gen un­be­scha­det de­ren Rechts­form. Dies be­ruht auf dem den Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten durch Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV gewähr­leis­te­ten Recht, ih­re An­ge­le­gen­hei­ten in­ner­halb der Schran­ken der für
 


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al­le gel­ten­den Ge­set­ze zu ord­nen und zu ver­wal­ten (BVerfG 11. Ok­to­ber 1977 - 2 BvR 209/76 - BVerfGE 46, 73, 95 = AP GG Art. 140 Nr. 1). Der Ge­setz­ge­ber des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes hat mit die­ser Vor­schrift dem den Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten ver­fas­sungsmäßig ga­ran­tier­ten Frei­heits­raum Rech­nung ge­tra­gen, der sie be­rech­tigt, ih­re An­ge­le­gen­hei­ten selbst zu ord­nen und zu ver­wal­ten. Zu die­sen An­ge­le­gen­hei­ten gehört auch das Recht, Ver­tre­tungs­or­ga­ne ent­spre­chend dem Cha­rak­ter der Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten für die bei ihr täti­gen Ar­beit­neh­mer ein­zu­rich­ten und zu ge­stal­ten (BVerfG 11. Ok­to­ber 1977 - 2 BvR 209/76 - BVerfGE 46, 73, 94 = AP aaO; BAG 6. De­zem­ber 1977 - 1 ABR 28/77 - BA­GE 29, 405 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 10, zu III 2 der Gründe). Das Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz nimmt da­her mit der Re­ge­lung in § 118 Abs. 2 Be­trVG auf das ver­fas­sungs­recht­li­che Ge­bot aus Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV Rück­sicht. Un­ter § 118 Abs. 2 Be­trVG fal­len da­her nicht nur die or­ga­ni­sier­te Kir­che und ih­re recht­lich selbständi­gen Tei­le, son­dern al­le der Kir­che in be­stimm­ter Wei­se zu­ge­ord­ne­ten Ein­rich­tun­gen oh­ne Rück­sicht auf ih­re Rechts­form, wenn die Ein­rich­tung nach kirch­li­chem Selbst­verständ­nis ih­rem Zweck oder ih­ren Auf­ga­ben ent­spre­chend be­ru­fen ist, ein Stück Auf­trag der Kir­che in die­ser Welt wahr­zu­neh­men und zu erfüllen (BVerfG 11. Ok­to­ber 1977 - 2 BvR 209/76 - BVerfGE 46, 73, 85 = AP aaO; BAG 24. Ju­li 1991 - 7 ABR 34/90 - BA­GE 68, 170 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 48 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 58, zu B II 2 der Gründe). Die ver­fas­sungs­recht­lich ga­ran­tier­te Frei­heit der Kir­che im Staat schließt es ein, dass sich die Kir­che zur Erfüllung ih­res Auf­trags auch der Or­ga­ni­sa­ti­ons­for­men des staat­li­chen Rechts be­die­nen kann, oh­ne dass da­durch die Zu­gehörig­keit der auf die­ser Rechts­grund­la­ge be­gründe­ten Ein­rich­tun­gen zur Kir­che auf­ge­ho­ben würde (BAG 24. Ju­li 1991 - 7 ABR 34/90 - aaO mwN).


2. Für die Zu­ord­nung ei­ner recht­lich selbständi­gen Ein­rich­tung zur Kir­che ist es al­ler­dings nicht aus­rei­chend, dass die Ein­rich­tung ih­rem Zweck nach auf die Ver­wirk­li­chung ei­nes kirch­li­chen Auf­trags ge­rich­tet ist. Aus dem Verhält­nis von § 118 Abs. 2 Be­trVG zu Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV folgt da­ne­ben noch die Not­wen­dig­keit ei­ner aus­rei­chen­den in­sti­tu­tio­nel­len Ver­bin­dung zwi­schen der durch Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV ge-
 


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schütz­ten Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft und der Ein­rich­tung (BVerfG 11. Ok­to­ber 1977 - 2 BvR 209/76 - BVerfGE 46, 73, 87 = AP GG Art. 140 Nr. 1). Die­se setzt ein Min­dest­maß an Ord­nungs- und Ver­wal­tungstätig­keit der Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft über die Ein­rich­tung vor­aus. Erst die ver­wal­tungsmäßige Ver­flech­tung zwi­schen der Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft und „ih­rer“ Ein­rich­tung recht­fer­tigt den Aus­schluss des staat­li­chen Mit­be­stim­mungs­rechts (BAG 14. April 1988 - 6 ABR 36/86 - BA­GE 58, 92 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 36 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 42, zu B II 2 b dd der Gründe).


Die für die Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG not­wen­di­ge in­sti­tu­tio­nel­le Ver­bin­dung liegt vor, wenn die Kir­che über ein Min­dest­maß an Ein­flussmöglich­kei­ten verfügt, um auf Dau­er ei­ne Übe­rein­stim­mung der re­li­giösen Betäti­gung der Ein­rich­tung mit kirch­li­chen Vor­stel­lun­gen gewähr-leis­ten zu können. Da­bei be­darf der ord­nen­de Ein­fluss der Kir­che zwar kei­ner sat­zungsmäßigen Ab­si­che­rung. Die Kir­che muss aber in der La­ge sein, ei­nen et­wai­gen Dis­sens in re­li­giösen An­ge­le­gen­hei­ten zwi­schen ihr und der Ein­rich­tung zu un­ter­bin­den (st. Rspr., vgl. et­wa BAG 31. Ju­li 2002 - 7 ABR 12/01 - BA­GE 102, 74 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 70 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 74, zu B II 1 b der Gründe; 30. April 1997 - 7 ABR 60/95 - AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 60 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 66, zu B 2 der Gründe mwN). Be­ste­hen da­nach aus­rei­chen­de in­halt­li­che und per­so­nel­le Ein­flussmöglich­kei­ten der Kir­che auf die re­li­giöse Tätig­keit der Ein­rich­tung, ist das tatsächli­che Maß der Ein­fluss­nah­me oder Kon­trol­le durch die Amts­kir­che oh­ne Be­deu­tung für die Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG. Es gehört zu den We­sens­merk­ma­len der ver­fas­sungs­recht­lich gewähr­leis­te­ten Kir­chen­au­to­no­mie, An­lass und In­ten­sität ih­rer Kon­trol­le und Ein­fluss­nah­me auf ih­re Ein­rich­tun­gen in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung zu be­stim­men. Sie muss nur si­cher­stel­len können, dass die re­li­giöse Betäti­gung der Ein­rich­tung in Übe­rein­stim­mung mit ih­ren ei­ge­nen re­li­giösen Vor­stel­lun­gen er­folgt (BAG 30. April 1997 - 7 ABR 60/95 - aaO, zu B 3 c cc der Gründe).


3. a) Die den Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten durch Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV ver­lie­he­ne Selbst­ord­nungs- und Selbst­ver­wal­tungs­ga­ran­tie hat


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nicht zur Fol­ge, dass die Zu­ord­nung ei­ner Ein­rich­tung zu ei­ner Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG ei­ner Kon­trol­le durch die Ge­rich­te für Ar­beits­sa­chen ent­zo­gen ist. Das kirch­li­che Selbst­be­stim­mungs­recht um­fasst al­le Maßnah­men, die in Ver­fol­gung der vom kirch­li­chen Grund­auf­trag her be­stimm­ten ka­ri­ta­tiv-dia­ko­ni­schen Auf­ga­ben zu tref­fen sind. Hier­zu gehören von Ver­fas­sungs we­gen et­wa Vor­ga­ben struk­tu­rel­ler Art, die Per­so­nal­aus­wahl und die mit die­sen Ent­schei­dun­gen un­trenn­bar ver­bun­de­ne Vor­sor­ge zur Si­cher­stel­lung der re­li­giösen Di­men­si­on des Wir­kens im Sin­ne kirch­li­chen Selbst­verständ­nis­ses. Die Ga­ran­tie frei­er Ord­nung und Ver­wal­tung der ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten stellt die not­wen­di­ge recht­lich selbständi­ge Gewähr­leis­tung dar, die der Frei­heit des re­li­giösen Le­bens und Wir­kens der Kir­che die zur Wahr­neh­mung ih­rer Auf­ga­ben un­erläss­li­che Frei­heit der Be­stim­mung über Or­ga­ni­sa­ti­on, Norm­set­zung und Ver­wal­tung hin­zufügt (BVerfG 4. Ju­ni 1985 - 2 BvR 1703/83 - BVerfGE 70, 138, 164 = AP GG Art. 140 Nr. 24 = EzA BGB § 611 Kirch­li­che Ar­beit­neh­mer Nr. 24).


b) Nicht von dem ver­fas­sungs­recht­lich ga­ran­tier­ten Selbst­be­stim­mungs­recht um­fasst ist die Ent­schei­dung darüber, ob zwi­schen der ver­fass­ten Kir­che und ei­ner Ein­rich­tung die für die Zu­ord­nung er­for­der­li­che in­sti­tu­tio­nel­le Ver­bin­dung be­steht. Das für die Zu­gehörig­keit nach Art. 140 GG iVm. Art. 137 Abs. 3 WRV er­for­der­li­che Aus­maß der Ord­nungs- und Ver­wal­tungstätig­keit der Kir­che über die Ein­rich­tung un­ter­liegt der Kon­trol­le durch die staat­li­chen Ge­rich­te. Die­se ha­ben in ei­ner zwei­stu­fi­gen Prüfung darüber zu be­fin­den, ob über­haupt ei­ne ver­wal­tungsmäßige Ver­flech­tung zwi­schen der Kir­che und der Ein­rich­tung be­steht und ob die Kir­che auf Grund die­ser Ver­bin­dung über ein Min­dest­maß an Ein­flussmöglich­kei­ten verfügt, um auf Dau­er ei­ne Übe­rein­stim­mung der re­li­giösen Betäti­gung der Ein­rich­tung mit ih­ren Vor­stel­lun­gen gewähr­leis­ten zu können. Grund­la­ge für die Be­ur­tei­lung der Zu­ord­nung ist die in den Sta­tu­ten fest­ge­schrie­be­ne Zweck­be­stim­mung und die Struk­tur der Ein­rich­tung (BVerfG 25. März 1980 - 2 BvR 208/76 - BVerfGE 53, 366, 394 = AP GG Art. 140 Nr. 6).
 


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c) Das Vor­lie­gen ei­ner in­sti­tu­tio­nel­len Ver­bin­dung zwi­schen der Kir­che und der Ein­rich­tung be­ur­teilt sich nach dem Ein­fluss der ver­fass­ten Kir­che in den Or­ga­nen der Ein­rich­tung, der sich aus ei­ner kon­fes­sio­nel­len Aus­rich­tung ih­rer geschäftsführen­den Mit­glie­der er­ge­ben kann, aus der Auf­ga­ben­erfüllung durch An­gehöri­ge der Kir­che so­wie ih­rer Ein­fluss­nah­me auf die Tätig­keit der Ein­rich­tung (BVerfG 25. März 1980 - 2 BvR 208/76 - BVerfGE 53, 366, 394 ff. = AP GG Art. 140 Nr. 6) und auf Ände­run­gen des Sta­tuts (BVerfG 11. Ok­to­ber 1977 - 2 BvR 209/76 - BVerfGE 46, 73, 89 f. = AP GG Art. 140 Nr. 1). Darüber hin­aus hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt die Wirt­schaftsführung (11. Ok­to­ber 1977 - 2 BvR 209/76 - BVerfGE 46, 73, 93 f. = AP aaO), die Ge­winn­ver­wen­dung (25. März 1980 - 2 BvR 208/76 - BVerfGE 53, 366, 397 = AP aaO) so­wie den An­fall des Ge­sell­schafts­vermögens bei Auflösung oder Erfüllung des in der Sat­zung vor­ge­se­he­nen Zwecks (25. März 1980 - 2 BvR 208/76 - BVerfGE 53, 366, 394, 396 f. = AP aaO) berück­sich­tigt. Sch­ließlich ist für die Zu­ord­nung der Zeit­raum der in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den Ein­bin­dung der Ein­rich­tung in die kirch­li­che Glau­bens­ge­mein­schaft von Be­deu­tung (da­zu ins­be­son­de­re BVerfG 11. Ok­to­ber 1977 - 2 BvR 209/76 - BVerfGE 46, 73, 87 ff. = AP aaO).


4. Die Mit­glied­schaft des Recht­strägers ei­ner Ein­rich­tung im Dia­ko­ni­schen Werk kann nach der Recht­spre­chung des Se­nats das nach § 118 Abs. 2 Be­trVG er­for­der­li­che Maß an Ein­fluss­nah­me der Evan­ge­li­schen Kir­che auf die re­li­giöse Betäti­gung der Ein­rich­tung be­gründen. Da­zu muss die Amts­kir­che über ei­ne in­halt­li­che und per­so­nel­le Ein­flussmöglich­keit auf das Dia­ko­ni­sche Werk verfügen, die sich über des­sen Sat­zung ge­genüber den Mit­glie­dern des Dia­ko­ni­schen Wer­kes fort­setzt (BAG 31. Ju­li 2002 - 7 ABR 12/01 - BA­GE 102, 74 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 70 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 74, zu B II 2 b aa und bb der Gründe; 30. April 1997 - 7 ABR 60/95 - AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 60 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 66, zu B 3 c aa und bb der Gründe).

Die Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­ord­nung ei­ner Ein­rich­tung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG sind nicht be­reits durch ei­ne Auf­nah­me des Recht­strägers der Ein­rich­tung in das Dia­ko­ni­sche Werk erfüllt. Die nach der Recht­spre­chung des
 


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Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts für die Zu­ord­nung er­for­der­li­che in­sti­tu­tio­nel­le Ver­bin­dung der Ein­rich­tung zu der Amts­kir­che setzt ei­ne in­halt­li­che und per­so­nel­le Ein­flussmöglich­keit der Kir­che vor­aus, die über die ver­eins­recht­li­che Bin­dung ver­mit­telt wer­den muss. Der Se­nat hat des­halb in sei­nen bis­he­ri­gen Ent­schei­dun­gen zu ka­ri­ta­ti­ven Ein­rich­tun­gen der Evan­ge­li­schen Kir­che den Tat­be­stand des § 118 Abs. 2 Be­trVG nicht be­reits bei Be­ste­hen ei­ner Mit­glied­schaft ih­res Recht­strägers im Dia­ko­ni­schen Werk als erfüllt an­ge­se­hen. Er hat bei der Be­ur­tei­lung der Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG viel­mehr auf die durch die Mit­glied­schaft im Dia­ko­ni­schen Werk ver­mit­tel­te Bin­dung der Ein­rich­tung bzw. ih­res Recht­strägers an den Auf­trag der Kir­che ab­ge­stellt. So hat es der Se­nat in sei­ner Ent­schei­dung vom 30. April 1997 (- 7 ABR 60/95 - AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 60 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 66) als we­sent­lich an­ge­se­hen, dass die Mit­glie­der des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ver­pflich­tet sind, durch ei­ne Sat­zung oder Ord­nung ih­re Bin­dung an den dia­ko­nisch-mis­sio­na­ri­schen Auf­trag der Kir­che fest­zu­le­gen und in ih­rer Geschäftsführung die Erfüllung die­ser Auf­ga­ben an­zu­stre­ben. Darüber hin­aus hat er es für ent­schei­dungs­er­heb­lich ge­hal­ten, dass die Mit­glie­der des Dia­ko­ni­schen Wer­kes dafür Sor­ge zu tra­gen ha­ben, dass ih­ren Vorständen und sons­ti­gen Lei­tungs­or­ga­nen nur Per­so­nen an­gehören, die Mit­glie­der der Evan­ge­li­schen Kir­che oder ei­ner an­de­ren in der Ar­beits­ge­mein­schaft Christ­li­cher Kir­chen in Deutsch­land e.V. zu­sam­men­ge­schlos­se­nen Kir­chen sind (BAG 30. April 1997 - 7 ABR 60/95 - aaO, zu B 3 c bb der Gründe). Die in­halt­li­che und per­so­nel­le Ein­flussmöglich­keit der Amts­kir­che hat der Se­nat in sei­ner Ein­schei­dung vom 31. Ju­li 2002 (- 7 ABR 12/01 - BA­GE 102, 74 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 70 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 74) als ge­ge­ben an­ge­se­hen, weil die Ar­beit­ge­be­rin auf Grund der Sat­zung ua. in ih­re lei­ten­den Or­ga­ne grundsätz­lich nur sol­che Per­so­nen be­ru­fen durf­te, die ei­ner christ­li­chen Kir­che an­gehören und bei ei­ner Aus­nah­me der lei­ten­de Mit­ar­bei­ter sich aus­drück­lich be­reit erklären muss­te, die Lei­tungstätig­keit im Sin­ne kirch­li­cher Dia­ko­nie wahr­zu­neh­men. Den über die Mit­glied­schaft gewähr­leis­te­ten maßgeb­li­chen Ein­fluss der Amts­kir­che hat der Se­nat auch in der Ver­pflich­tung der Ar­beit­ge­be­rin ge­se­hen, zu ei­ner Sat­zungsände­rung die Zu­stim­mung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ein­zu­ho­len, die da­von
 


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abhängig ist, dass durch die Sat­zungsände­rung das kirch­li­che Pro­pri­um nicht tan­giert wird (BAG 31. Ju­li 2002 - 7 ABR 12/01 - aaO, zu B II 2 b bb der Gründe).


II. Der Se­nat ver­mag auf Grund der bis­her vom Lan­des­ar­beits­ge­richt fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen nicht zu ent­schei­den, ob die Ar­beit­ge­be­rin nach die­sen Grundsätzen ei­ne ka­ri­ta­ti­ve Ein­rich­tung der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land be­treibt und ihr Kran­ken­haus des­halb nach § 118 Abs. 2 Be­trVG nicht dem Gel­tungs­be­reich des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes un­terfällt. Das Kran­ken­haus stellt zwar ei­ne ka­ri­ta­ti­ve Ein­rich­tung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG dar. Es kann aber nicht ab­sch­ließend be­ur­teilt wer­den, ob es sich da­bei um ei­ne Ein­rich­tung der Evan­ge­li­schen Kir­che han­delt. Zwi­schen der Ar­beit­ge­be­rin und der Evan­ge­li­schen Kir­che be­steht zwar auf Grund der Mit­glied­schaft der Ar­beit­ge­be­rin im Dia­ko­ni­schen Werk ei­ne in­sti­tu­tio­nel­le Ver­bin­dung. Der Ge­sell­schafts­ver­trag der Ar­beit­ge­be­rin ver­mit­telt der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land aber nicht das für ei­ne Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG not­wen­di­ge Maß an in­halt­li­cher und per­so­nel­ler Ein­fluss­nah­me auf die re­li­giöse Tätig­keit im A Kran­ken­haus. Der Ge­sell­schafts­ver­trag erfüllt auch nicht die Min­dest­an­for­de­run­gen an die Sat­zun­gen und die sons­ti­gen Ord­nun­gen der Mit­glie­der des Dia­ko­ni­schen Wer­kes. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt durf­te al­ler­dings die Zu­ord­nung nicht al­lein mit dem Zurück­blei­ben des Ge­sell­schafts­ver­trags hin­ter den Min­dest­an­for­de­run­gen ver­nei­nen. So­wohl die nur un­genügen­de recht­lich ab­ge­si­cher­te Ein­fluss­nah­me der Evan­ge­li­schen Kir­che wie auch das Zurück-blei­ben des Ge­sell­schafts­ver­trags der Ar­beit­ge­be­rin hin­ter den Vor­ga­ben der Min­dest­an­for­de­run­gen schließen es aber ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Lan­des­ar­beits­ge­richts nicht aus, dass die­se auf Grund der dem Dia­ko­ni­schen Werk zur Verfügung ste­hen­den ver­eins­recht­li­chen Möglich­kei­ten und der tatsächli­chen Verhält­nis­se in der La­ge ist, sich bei ei­nem et­wai­gen Dis­sens in re­li­giösen An­ge­le­gen­hei­ten ge­genüber der Geschäftsführung und der Ge­sell­schaf­te­rin der Ar­beit­ge­be­rin durch­zu­set­zen.


1. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat zu­tref­fend er­kannt, dass es sich bei dem von der Ar­beit­ge­be­rin be­trie­be­nen Kran­ken­haus um ei­ne ka­ri­ta­ti­ve Ein­rich­tung
 


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han­delt und die ka­ri­ta­ti­ve Betäti­gung in der Kran­ken­pfle­ge nach dem Selbst­verständ­nis der Evan­ge­li­schen Kir­che zu ih­ren dia­ko­ni­schen Auf­ga­ben zählt. Dies ent­spricht der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts (25. März 1980 - 2 BvR 208/76 - BVerfGE 53, 366, 392 f. = AP GG Art. 140 Nr. 6) und des Bun­des­ar­beits­ge­richts (31. Ju­li 2002 - 7 ABR 12/01 - BA­GE 102, 74 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 70 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 74, zu B II 2 a der Gründe) und wird von dem Be­triebs­rat nicht in Zwei­fel ge­zo­gen.

2. Zwi­schen der Evan­ge­li­schen Kir­che und der Ar­beit­ge­be­rin be­steht auf Grund ih­rer Mit­glied­schaft im Dia­ko­ni­schen Werk die für die Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG er­for­der­li­che in­sti­tu­tio­nel­le Ver­bin­dung. We­der der Ge­sell­schafts­ver­trag der Ar­beit­ge­be­rin noch die Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ver­mit­teln der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land je­doch das für ei­ne Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG not­wen­di­ge Maß an Ein­fluss­nah­me auf die re­li­giöse Tätig­keit im A Kran­ken­haus.


a) Die al­lein auf Grund der Mit­glied­schaft der Ar­beit­ge­be­rin im Dia­ko­ni­schen Werk ver­mit­tel­te Bin­dung an den Auf­trag der Evan­ge­li­schen Kir­che reicht für die Zu­ord­nung des Kran­ken­hau­ses zur Evan­ge­li­schen Kir­che nicht aus. Zwar be­steht zwi­schen der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land und der Ar­beit­ge­be­rin auf Grund ih­rer Mit­glied­schaft im Dia­ko­ni­schen Werk die für die Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG er­for­der­li­che in­sti­tu­tio­nel­le Ver­bin­dung. Die Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG wer­den durch die ver­eins­recht­li­che Zu­gehörig­keit der Ar­beit­ge­be­rin zum Dia­ko­ni­schen Werk aber nicht erfüllt, weil hier­durch kei­ne ver­wal­tungsmäßige Ver­flech­tung zwi­schen der Evan­ge­li­schen Kir­che bzw. ih­rem Dia­ko­ni­schen Werk und dem Kran­ken­haus ent­steht.

b) Nach dem Ge­sell­schafts­ver­trag der Ar­beit­ge­be­rin und der Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes be­ste­hen kei­ne An­halts­punk­te für die Möglich­keit der Evan­ge­li­schen Kir­che, über ihr Dia­ko­ni­sches Werk den für die Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG not­wen­di­gen Ein­fluss auf die re­li­giöse Tätig­keit der Ar­beit­ge­be­rin zu neh­men.


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aa) Das Kir­chen­ge­setz über das Dia­ko­ni­sche Werk der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land und die Zu­sam­men­ar­beit in der Dia­ko­nie (Dia­ko­nie­ge­setz) vom 14. Ja­nu­ar 2005 und die Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes si­chern der Evan­ge­li­sche Kir­che im Rhein­land zwar ein aus­rei­chen­des Maß an in­halt­li­cher und per­so­nel­ler Ein­fluss­nah­me auf das Dia­ko­ni­sche Werk.

Gem. § 2 Abs. 1 des Dia­ko­nie­ge­set­zes ist das Dia­ko­ni­sche Werk der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land e.V. das der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land zu­ge­ord­ne­te kirch­li­che Werk. Nach § 4 Abs. 1 des Dia­ko­nie­ge­set­zes müssen die Or­gan­mit­glie­der und die lei­ten­den Mit­ar­bei­ten­den des Dia­ko­ni­schen Wer­kes grundsätz­lich ei­nem evan­ge­li­schen Be­kennt­nis an­gehören. Darüber hin­aus si­chern § 11 Abs. 1, § 12 des Dia­ko­nie­ge­set­zes der Amts­kir­che ei­nen per­so­nel­len Ein­fluss bei der Be­set­zung der Or­ga­ne des Dia­ko­ni­schen Wer­kes. Nach § 14 des Dia­ko­nie­ge­set­zes un­ter­lie­gen die dort ge­nann­ten Sat­zungsände­run­gen der Zu­stim­mung der Kir­chen­lei­tung. Die Ein­fluss­nah­me der Evan­ge­li­schen Kir­che auf das Wir­ken sei­nes Dia­ko­ni­schen Wer­kes ist sat­zungsmäßig ab­ge­si­chert. Nach der der Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes vor­an­ge­stell­ten Ein­lei­tung ist die Dia­ko­nie We­sens- und Le­bensäußerung der Kir­che, die ua. in Übe­rein­stim­mung mit dem Grund­ar­ti­kel der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land ge­schieht. Die per­so­nel­le Ein­fluss­nah­me ist über die Mit­glied­schaft der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land so­wie ih­rer Krei­se und Kir­chen­ge­mein­den im Dia­ko­ni­schen Werk (§ 4 Abs. 1 Buchst. a der Sat­zung), die Be­tei­li­gung der Kir­chen­lei­tung im Dia­ko­ni­schen Rat (§ 13 Abs. 1 Buchst. a der Sat­zung) und die Zu­sam­men­set­zung des Vor­stands (§ 16 Abs. 1 der Sat­zung) aus­rei­chend ab­ge­si­chert.


bb) Das Dia­ko­ni­sche Werk oder die Evan­ge­li­sche Kir­che selbst verfügen nach dem Ge­sell­schafts­ver­trag der Ar­beit­ge­be­rin nicht über die für ei­ne Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG aus­rei­chen­de in­halt­li­che oder per­so­nel­le Ein­flussmöglich­keit auf die re­li­giöse Tätig­keit in dem A Kran­ken­haus.


Ei­ne Be­tei­li­gung von Ver­tre­tern der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land oder ih­res Dia­ko­ni­schen Wer­kes in den nach Ge­sell­schafts­recht ent­schei­dungs­be­fug­ten Or­ga­nen der Ar­beit­ge­be­rin ist nicht vor­ge­se­hen. Nach § 5
 


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Satz 1 des durch den Be­schluss der Al­lein­ge­sell­schaf­te­rin vom 15. De­zem­ber 2005 geänder­ten Ge­sell­schafts­ver­trags sind Or­ga­ne der Ar­beit­ge­be­rin die Geschäftsführung und die Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung. Der Geschäftsführung müssen we­der haupt­amt­li­che Kir­chen­ver­tre­ter an­gehören noch ist die Zu­gehörig­keit der Mit­glie­der der Geschäftsführung zur Evan­ge­li­schen Kir­che zwin­gend vor­ge­schrie­ben. Nach § 5 Satz 2 des Ge­sell­schafts­ver­trags sol­len Mit­glie­der der Or­ga­ne, dh. der Geschäftsführung, le­dig­lich ei­nem evan­ge­li­schen oder dem Be­kennt­nis ei­ner Kir­che an­gehören, die Mit­glied der Ar­beits­ge­mein­schaft Christ­li­cher Kir­chen ist. An der Be­stel­lung der Geschäftsführung oder der Ein­stel­lung von lei­ten­den Mit­ar­bei­tern ist das Dia­ko­ni­sche Werk nicht be­tei­ligt. Die Evan­ge­li­sche Kir­che im Rhein­land kann auch nicht über ei­nen der Kir­che zu­gehöri­gen Ge­sell­schaf­ter über des­sen Ge­sell­schafts­an­tei­le auf die re­li­giöse Tätig­keit des Kran­ken­hau­ses Ein­fluss neh­men. Al­lei­ni­ger Ge­sell­schaf­ter der Ar­beit­ge­be­rin ist die A Stif­tung, die nach den Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts mit der Evan­ge­li­schen Kir­che we­der or­ga­ni­sa­to­risch, noch recht­lich oder per­so­nell ver­bun­den ist. Le­dig­lich in dem von den Ge­sell­schaf­tern fa­kul­ta­tiv ein­zu­be­ru­fen­den und aus bis zu fünf Mit­glie­dern be­ste­hen­den Bei­rat ist die Mit­wir­kung ei­nes Ver­tre­ters der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land vor­ge­schrie­ben, wo­bei dem Bei­rat ge­genüber der Geschäftsführung und der Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung nur ei­ne Be­ra­tungs­funk­ti­on zu­kommt.


Die Evan­ge­li­sche Kir­che im Rhein­land hat auch nach den wei­te­ren Re­ge­lun­gen des Ge­sell­schafts­ver­trags der Ar­beit­ge­be­rin kei­ne er­kenn­ba­re Möglich­keit zur Ein­wir­kung auf die re­li­giöse Tätig­keit im Kran­ken­haus. Für zukünf­ti­ge Ände­run­gen des Ge­sell­schafts­ver­trags be­steht kein Zu­stim­mungs­vor­be­halt des Dia­ko­ni­schen Wer­kes. Nach § 15 des Ge­sell­schafts­ver­trags müssen ne­ben dem Be­schluss über die Auflösung der Ge­sell­schaft „Sat­zungsände­run­gen“ dem Dia­ko­ni­schen Werk nur recht­zei­tig vor­her an­ge­zeigt wer­den, wenn sie die Zu­ord­nung zum Dia­ko­ni­schen Werk verändern, dh. grundsätz­lich in Fra­ge stel­len. Der Ge­sell­schafts­ver­trag enthält kei­ne Fest­le­gun­gen über ei­ne un­ter der Auf­sicht der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land oder ih­res Dia­ko­ni­schen Wer­kes ste­hen­de Vermögens­ver­wal­tung und Wirt­schaftsführung
 


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der Ar­beit­ge­be­rin. Eben­so­we­nig be­steht ei­ne An­fall­klau­sel zu­guns­ten der Evan­ge­li­schen Kir­che für den Fall der Auflösung der Ge­sell­schaft oder bei Be­en­di­gung der kirch­li­chen Zu­ord­nung.


cc) Die für die Zu­ord­nung des von der Ar­beit­ge­be­rin be­trie­be­nen Kran­ken­hau­ses nach § 118 Abs. 2 Be­trVG er­for­der­li­che in­halt­li­che und per­so­nel­le Ein­flussmöglich­keit der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land folgt nach den bis­he­ri­gen Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts auch nicht aus den Sank­ti­onsmöglich­kei­ten in § 4 Abs. 2 Buchst. b so­wie § 5 Abs. 3 der Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land e. V. vom 18. No­vem­ber 1999.


Da­nach können Mit­glie­der, die die Vor­aus­set­zun­gen für die Mit­glied­schaft nicht mehr erfüllen oder in sons­ti­ger Wei­se den In­ter­es­sen des Dia­ko­ni­schen Wer­kes zu­wi­der­han­deln, auf Vor­schlag des Vor­stands durch den Dia­ko­ni­schen Rat aus­ge­schlos­sen wer­den (§ 4 Abs. 2 Buchst. b der Sat­zung). Ge­genüber Mit­glie­dern, die den Mit­glied­schafts­pflich­ten nach § 5 Abs. 1 und 2 der Sat­zung nicht nach­kom­men, sind nach er­folg­lo­ser Er­in­ne­rung durch den Vor­stand die in § 5 Abs. 3 ge­nann­ten Maßnah­men zulässig, die bis zum Aus­schluss aus dem Dia­ko­ni­schen Werk rei­chen. Der Se­nat hat zwar ei­ne in der Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ent­hal­te­ne Aus­schlussmöglich­keit in der Ver­gan­gen­heit für ein ge­eig­ne­tes Mit­tel ge­hal­ten, auf die re­li­giöse Tätig­keit des Mit­glieds Ein­fluss zu neh­men (BAG 31. Ju­li 2002 - 7 ABR 12/01 - BA­GE 102, 74 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 70 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 74, zu B II 2 b bb der Gründe; 30. April 1997 - 7 ABR 60/95 - AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 60 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 66, zu B 3 c bb der Gründe). Die­se Erwägung be­ruht auf der An­nah­me, dass der Aus­schluss ei­nes Mit­glieds aus dem Dia­ko­ni­schen Werk re­gelmäßig ei­nen schwer­wie­gen­den Nach­teil für den Be­stand oder die Tätig­keit der kirch­li­chen Ein­rich­tung dar­stellt, der ge­eig­net ist, das Mit­glied zur Ein­hal­tung sei­ner ver­eins­recht­li­chen Pflich­ten an­zu­hal­ten. Dies gilt ins­be­son­de­re, wenn die Ur­sa­che für den Kon­flikt auf ei­nem Dis­sens in re­li­giösen Fra­gen zwi­schen dem Dia­ko­ni­schen Werk und ei­nem sei­ner Mit­glie­der be­ruht und der Streit aus Sicht des Dia­ko­ni­schen Wer­kes nicht auf
 


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we­ni­ger ein­schnei­den­de Wei­se als durch die Be­en­di­gung der Mit­glied­schaft be­sei­tigt wer­den kann. Im Streit­fall be­ste­hen aber Be­son­der­hei­ten, die bei der Be­ur­tei­lung der Ge­eig­net­heit der dem Dia­ko­ni­schen Werk zu Verfügung ste­hen­den Sank­ti­ons­mit­tel zu würdi­gen sind. Die Ar­beit­ge­be­rin ist im Ge­gen­satz zu den kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen, über die der Se­nat in der Ver­gan­gen­heit zu be­fin­den hat­te, kein his­to­risch mit der Evan­ge­li­schen Kir­che ver­bun­de­ner Ver­band, der bei ei­nem Kon­flikt bei der Ausübung sei­ner re­li­giösen Tätig­keit und der da­mit ver­bun­de­nen Ge­fahr, aus dem Dia­ko­ni­schen Werk aus¬ge­schlos­sen zu wer­den, we­gen sei­ner bis­he­ri­gen kirch­li­chen Ver­bun­den­heit um sei­ne Glaubwürdig­keit und da­mit um sei­nen Be­stand fürch­ten müss­te (vgl. da­zu BAG 14. April 1988 - 6 ABR 36/86 - BA­GE 58, 92 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 36 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 42, zu B II 2 c bb der Gründe). Bei ei­nem Aus­schluss aus dem Dia­ko­ni­schen Werk müss­te die Ar­beit­ge­be­rin kei­ne un­mit­tel­bar nach­tei­li­gen wirt­schaft­li­chen Fol­gen ge­genwärti­gen, da ihr Vermögen we­gen des Feh­lens ei­ner ent­spre­chen­den Klau­sel im Ge­sell­schafts­ver­trag nicht der Evan­ge­li­schen Kir­che an­fie­le.


3. Die Zu­ord­nung der Ar­beit­ge­be­rin zur Evan­ge­li­schen Kir­che kann zwar nicht mit ei­ner auf die Be­stim­mun­gen des Ge­sell­schafts­ver­trags oder der Sat­zung des Dia­ko­ni­schen Wer­kes gestütz­ten Möglich­keit der Ein­fluss­nah­me auf die re­li­giöse Tätig­keit in dem A Kran­ken­haus be­gründet wer­den. Die Zu­ord­nung kann aber nicht mit dem Zurück­blei­ben des Ge­sell­schafts­ver­trags hin­ter den Be­stim­mun­gen über die Min­dest­an­for­de­run­gen des Dia­ko­ni­schen Wer­kes an die Sat­zun­gen und die sons­ti­gen Ord­nun­gen der Mit­glie­der des Dia­ko­ni­schen Wer­kes und der un­ter­blie­be­nen Sank­tio­nie­rung durch das Dia­ko­ni­sche Werk ver­neint wer­den, wie das Lan­des­ar­beits­ge­richt meint. Das Zurück­blei­ben des Ge­sell­schafts­ver­trags der Ar­beit­ge­be­rin hin­ter den Min­dest­an­for­de­run­gen schließt ei­ne durch die Mit­glied­schaft der Ar­beit­ge­be­rin im Dia­ko­ni­schen Werk ver­mit­tel­te in­halt­li­che und per­so­nel­le Ein­fluss­nah­me der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land auf die re­li­giöse Betäti­gung des Kran­ken­hau­ses auf Grund ih­res tatsächli­chen Ein­flus­ses nicht aus. Die Ent­schei­dung darüber, ob die zuständi­gen Or­ga­ne des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ge­genüber Mit­glie­dern, de­ren in­ne­re Ord­nun­gen hin­ter den Min­dest­an­for­de­run­gen zurück-
 


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blei­ben, die in der Sat­zung vor­ge­se­he­nen Maßnah­men er­grei­fen, ist nach den bis­her vom Lan­des­ar­beits­ge­richt fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen für die Be­ur­tei­lung der Zu­ord­nung oh­ne Be­deu­tung.


a) Das Zurück­blei­ben des Ge­sell­schafts­ver­trags hin­ter den Min­dest­an­for­de­run­gen für die Sat­zun­gen und sons­ti­gen Ord­nun­gen der Mit­glie­der des Dia­ko­ni­schen Wer­kes ist für sich al­lein ge­nom­men nicht ge­eig­net, die für die Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG not­wen­di­ge Ein­fluss­nah­me der Evan­ge­li­schen Kir­che in Fra­ge zu stel­len. Die­ser Um­stand kann le­dig­lich als ein An­halts­punkt bei der Prüfung der für die Zu­ord­nung maßgeb­li­chen Umstände zu berück­sich­ti­gen sein. Da der ord­nen­de und ver­wal­ten­de Ein­fluss der Kir­che auf die Ein­rich­tung nicht sat­zungsmäßig ab­ge­si­chert sein muss, kann er sich bei ei­ner be­ste­hen­den in­sti­tu­tio­nel­len Ver­bin­dung zwi­schen der Kir­che und der Ein­rich­tung auch aus an­de­ren Umständen er­ge­ben, die das Zurück­blei­ben des Ge­sell­schafts­ver­trags hin­ter den Min­dest­an­for­de­run­gen als ver­nachlässi­gens­wert er­schei­nen las­sen. Dies kann zB der Fall sein, wenn für den Dis­pens von der Ein­hal­tung der Min­dest­an­for­de­run­gen plau­si­ble Gründe be­stan­den ha­ben, weil das Maß der nach § 118 Abs. 2 Be­trVG er­for­der­li­chen Ein­fluss­nah­me aus Sicht des Dia­ko­ni­schen Wer­kes auf an­de­re Wei­se si­cher­ge­stellt ist.


b) Hin­ge­gen durf­te das Lan­des­ar­beits­ge­richt für die Be­ur­tei­lung der Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG die bis­her un­ter­blie­be­ne Sank­tio­nie­rung der Ar­beit­ge­be­rin durch das Dia­ko­ni­sche Werk we­gen des Zurück­blei­bens hin­ter den von ihm fest­ge­leg­ten Min­dest­an­for­de­run­gen oh­ne wei­te­re Sach­aufklärung nicht berück­sich­ti­gen. Die tatsächli­che Ein­fluss­nah­me der Kir­che auf ei­ne ihr zu­ge­ord­ne­te Ein­rich­tung ist ei­ner Würdi­gung durch die staat­li­chen Ge­rich­te ent­zo­gen. Zu dem ver­fas­sungs­recht­lich ga­ran­tier­ten Selbst­be­stim­mungs­recht der Evan­ge­li­schen Kir­che zählt nicht nur die Ent­schei­dung über die Auf­nah­me der Ar­beit­ge­be­rin in ihr Dia­ko­ni­sches Werk, son­dern auch über das Maß der Ein­fluss­nah­me ge­genüber den Ver­eins­mit­glie­dern. Das feh­len­de Ein­schrei­ten des Dia­ko­ni­schen Wer­kes hätte vom Lan­des­ar­beits­ge­richt für die Be­ur­tei­lung der Zu­ord­nung nur berück­sich­tigt wer­den können, wenn feststünde, dass es auf der feh­len­den Möglich­keit der Evan­ge­li­schen Kir­che be­ruht, auf die
 


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re­li­giöse Tätig­keit in der Ein­rich­tung Ein­fluss zu neh­men. Ei­nen sol­chen Zu­sam­men­hang hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt aber nicht fest­ge­stellt.

III. Der an­ge­foch­te­ne Be­schluss des Lan­des­ar­beits­ge­richts ist da­nach auf­zu­he­ben und das Ver­fah­ren an das Be­schwer­de­ge­richt zurück­zu­ver­wei­sen, § 563 Abs. 1 ZPO. Der Se­nat kann über die Zu­ord­nung des von der Ar­beit­ge­be­rin be­trie­be­nen Kran­ken­hau­ses nicht ab­sch­ließend ent­schei­den, weil die Vor­aus­set­zun­gen des § 563 Abs. 3 ZPO nicht ge­ge­ben sind. Für die Be­ur­tei­lung der Zu­ord­nung nach § 118 Abs. 2 Be­trVG be­darf es wei­te­rer tatsäch­li­cher Fest­stel­lun­gen und ei­ner er­neu­ten tatrich­ter­li­chen Würdi­gung durch das Lan­des­ar­beits­ge­richt. Für die neue Anhörung ver­mag der Se­nat kei­ne ab­sch­ließen­den Hin­wei­se zu ge­ben. Al­ler­dings soll­te das Lan­des­ar­beits­ge­richt Fol­gen­des be­ach­ten:


Die Ent­schei­dung über die Zu­ord­nung des von der Ar­beit­ge­be­rin be­trie­be­nen Kran­ken­hau­ses zur Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land hängt da­von ab, dass die Ar­beit­ge­be­rin ver­deut­licht, in wel­cher Form die evan­ge­li­sche Kir­che auf die re­li­giöse Tätig­keit in der Ein­rich­tung Ein­fluss neh­men kann und ob und ggf. auf wel­che Wei­se sich die Kir­che bei ei­nem et­wai­gen Dis­sens in re­li­giösen An­ge­le­gen­hei­ten ge­genüber der Geschäftsführung und der Ge­sell­schaf­te­rin der Ar­beit­ge­be­rin durch­set­zen kann. Da­zu sind die feh­len­den Fest­stel­lun­gen über die Auf­ga­ben­erfüllung durch An­gehöri­ge der Kir­che und die tatsächli­che Ein­fluss­nah­me der Kir­che auf die re­li­giöse Tätig­keit in der Ein­rich­tung nach­zu­ho­len. Da­ne­ben ist der Ar­beit­ge­be­rin Ge­le­gen­heit zu ergänzen­dem Vor­trag zur Be­deu­tung der Sank­ti­onsmöglich­kei­ten des Dia­ko­ni­schen Wer­kes und zu den Gründen für die Auf­nah­me der Ar­beit­ge­be­rin trotz des Zurück­blei­bens des Ge­sell­schafts­ver­trags hin­ter den vom Dia­ko­ni­schen Werk auf­ge­stell­ten Min­dest­vor­ga­ben für die in­ne­re Ord­nung sei­ner Mit­glie­der zu ge­ben. Sch­ließlich wird zu würdi­gen sein, dass es sich bei dem Kran­ken­haus nicht um ei­ne his­to­risch mit der Evan­ge­li­schen Kir­che ver­bun­de­ne Ein­rich­tung han­delt, was dafür spre­chen könn­te, dass es ge­ra­de in ei­ner Über­g­angs­zeit für die Zu­ord­nung ei­nes ord­nen­den Ein­flus­ses der Evan­ge­li­schen Kir­che be­durft hätte (vgl. BAG 14. April 1988 - 6 ABR 36/86 - BA­GE 58, 92 =
 


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AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 36 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 42, zu B II 2 b dd der Gründe).

Hin­ge­gen ist die feh­len­de Ab­kehr der Ar­beit­ge­be­rin von dem bis­her ver­folg­ten ka­ri­ta­ti­ven und welt­li­chen Leit­bild ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­triebs­rats kein In­diz für das Feh­len ei­ner aus­rei­chen­den Ver­flech­tung mit der Amts­kir­che. In wel­chem Maß und mit wel­cher In­ten­sität die Ar­beit­ge­be­rin den evan­ge­lisch-christ­li­chen Cha­rak­ter des Kran­ken­hau­ses nach außen in Er­schei­nung tre­ten lässt, un­ter­liegt bei ei­ner Zu­ord­nung iSd. § 118 Abs. 2 Be­trVG als Aus­fluss des kirch­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts ih­rer Ent­schei­dung (BAG 30. April 1997 - 7 ABR 60/95 - AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 60 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 66, zu B 3 c cc der Gründe). Die Zu­ord­nung zur Evan­ge­li­schen Kir­che setzt auch - an­ders als der Be­triebs­rat meint - nicht das Be­ste­hen ei­ner christ­lich mo­ti­vier­ten Dienst­ge­mein­schaft zwi­schen dem kirch­li­chen Ar­beit­ge­ber und sei­nen Mit­ar­bei­tern vor­aus (BAG 30. April 1997 - 7 ABR 60/95 - aaO; 9. Fe­bru­ar 1982 - 1 ABR 36/80 - BA­GE 41, 5 = AP Be­trVG 1972 § 118 Nr. 24 = EzA Be­trVG 1972 § 118 Nr. 33, zu B II 3 der Gründe).

 

Dörner 

Gräfl 

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G. Güner 

Ger­scher­mann

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