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LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 11.09.2008, 20 Sa 2244/07

   
Schlagworte: Diskriminierung: Alter, Tarifvertrag, BAT, Lebensaltersstufen
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
Aktenzeichen: 20 Sa 2244/07
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 11.09.2008
   
Leitsätze:

1. Die Staffelung der Grundvergütung nach Lebensaltersstufen gemäß § 27a Abs. 1 BAT i.V.m. dem Anwendungstarifvertrag des Landes Berlin vom 31.07.2003 und dem Vergütungstarifvertrag Nr. 35 stellt eine unmittelbare Benachteiligung wegen des Alters i.S.d. §§ 1, 3 AGG dar. Diese unmittelbare Benachteiligung ist nicht nach den §§ 10, 5, 8 AGG gerechtfertigt. Die tarifvertragliche Staffelung der Grundvergütung ist gem. § 7 Abs. 2 AGG insoweit unwirksam, als sie lediglich wegen des Lebensalters eine geringere Vergütung bei vergleichbarer Tätigkeit ausweist als die höchste Lebensaltersstufe.

2. Bei Verstößen gegen die Benachteiligungsverbote des § 1, 3 AGG sind die leistungsgewährenden, nicht benachteiligenden Tarifvertragsbestimmungen auf diejenigen Personen zu erstrecken, die entgegen den Benachteiligungsverboten von den tariflichen Leistungen ausgeschlossen wurden. Das ist solange anzunehmen, bis die Tarifvertragsparteien selbst eine diskriminierungsfreie Regelung schaffen.

3. Die Grundsätze des Vertrauensschutzes führen vorliegend zu keinem anderen Ergebnis, weil zum einen lediglich der Fall einer sog. unechten Rückwirkung vorliegt und zum anderen ein geschützter Vertrauenstatbestand nicht gegeben ist. Weiter war die Entwicklung der Rechtslage aufgrund der Umsetzungsfrist der Richtlinie 2000/78/EG vorhersehbar.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Berlin, Urteil vom 22.08.2007, 86 Ca 1696/07
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ber­lin-Bran­den­burg

 

Verkündet

am 11.09.2008

Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)

20 Sa 2244/07

86 Ca 1696/07
Ar­beits­ge­richt Ber­lin

T., RHS als Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le


Im Na­men des Vol­kes

 

Ur­teil

In Sa­chen

pp

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, 20. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 11. Sep­tem­ber 2008
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt R. als Vor­sit­zen­den
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter W. und D.

für Recht er­kannt:

I. Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 22.08.2007 - 86 Ca 1696/07 – teil­wei­se ab­geändert:

Es wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, den Kläger ab dem 01.09.2006 gem. Vergütungs­grup­pe 1a des BAT in Ver­bin­dung mit dem TV zur An­wen­dung von Ta­rif­verträgen des öffent­li­chen Diens­tes (An­wen­dungs­ta­rif­ver­trag Land Ber­lin vom 21Juni 2003) ent­spre­chend der Le­bens­al­ters­stu­fe 47 zu vergüten.

Im Übri­gen wird die Be­ru­fung des Klägers zurück­ge­wie­sen.

II. Von den Kos­ten des Rechts­streits hat das be­klag­te Land ¾, der Kläger ¼ zu tra­gen.

III. Die Re­vi­si­on wird für den Kläger und für das be­klag­te Land zu­ge­las­sen.

 

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten um die Höhe der Vergütung des Klägers. Der am ……1967 ge­bo­re­ne, 39-jähri­ge Kläger, der zu 60% schwer­be­hin­dert ist, ist seit dem 16.03.1998 bei dem Land Ber­lin beschäftigt. Die Par­tei­en ver­ein­bar­ten ar­beits­ver­trag­lich die Gel­tung der Ta­rif­verträge des Lan­des Ber­lin. Das be­klag­te Land, das nicht mehr Mit­glied der Ta­rif­ge­mein­schaft deut­scher Länder ist, wen­det den Bun­des­an­ge­stell­ten­ta­rif­ver­trag (BAT) auf die Ar­beits­verhält­nis­se sei­ner Beschäftig­ten an. Zu­letzt ge­schah dies auf der Grund­la­ge des Ta­rif­ver­tra­ges zur An­wen­dung von Ta­rif­verträgen des öffent­li­chen Diens­tes (An­wen­dungs-TV vom 31.07.2003 in der Fas­sung des Ände­rungs­ta­rif­ver­tra­ges Nr. 1 vom 25.08.2004). Der Kläger er­hielt als Geschäftsführer ei­nes lan­des­ei­ge­nen Pfle­ge­heim­be­trie­bes ei­ne Vergütung gemäß Vergütungs­grup­pe 1a BAT. Sei­ne Grund­vergütung be­trug 3.336,09 EUR brut­to (Le­bens­al­ters­stu­fe 39). Er er­hielt wei­ter ei­nen Orts­zu­schlag der Stu­fe 1 in Höhe von 497,45 EUR brut­to. Die Grund­vergütung der Le­bens­al­ters­stu­fe 47 be­trug 3.787,14 EUR, der Orts­zu­schlag Stu­fe 3 671,23 EUR brut­to. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en nah­men am 18. Ja­nu­ar 2006 Son­die­rungs­gespräche auf. An­lass war der für den Be­reich Bund/VKA ab­ge­schlos­se­ne Ta­rif­ver­trag (TVöD). Das be­klag­te Land wies im Rah­men der Son­die­rungs­gespräche ins­be­son­de­re dar­auf hin, dass le­dig­lich ein bis­her noch nicht vor­lie­gen­der Ab­schluss der TdL ei­ne Ver­hand­lungs­pflicht nach dem An­wen­dungs-TV auslöse. Nach wei­te­ren Son­die­rungs­gesprächen und nach der Ta­rif­ver­ein­ba­rung zwi­schen ver.di und der TdL im Mai 2006 (TV-L) tra­ten die Ta­rif­ver­trag­par­tei­en am 15.12.2006 in Ta­rif­ver­hand­lun­gen ein. In ei­ner Ver­hand­lungs­run­de am 12.07.2007 erklärte das be­klag­te Land, ei­ne Über­nah­me des TV-L sei un­ter Berück­sich­ti­gung von Ber­li­ner Be­son­der­hei­ten denk­bar. Bezüge­erhöhun­gen sei­en al­ler­dings nicht möglich. Ins­be­son­de­re müss­ten vier Pro­blem­krei­se, nämlich hin­sicht­lich der prak­ti­schen Um­set­zung von Leis­tungs­ent­gel­ten, hin­sicht­lich Ar­beits­zeit, bezüglich ei­ner Un­ter­schei­dun­gen zwi­schen Ta­rif­kreis West und Ost und ei­ner Be­en­di­gung der Dif­fe­ren­zie­rung der Ta­rif­re­ge­lun­gen für An­ge­stell­te und der Grup­pe der frühe­ren Ar­bei­ter bewältigt wer­den. Am 23.08.2007 bot das be­klag­te Land die Über­nah­me des TV-L in den An­wen­dungs-TV an, mit Aus­nah­me der Ent­gelt­ta­bel­len und sons­ti­ger von all­ge­mei­nen Bezüge­erhöhun­gen be­ein­fluss­ter Bezüge. Dies wur­de durch die Ge­werk­schaf­ten ab­ge­lehnt. We­gen der Wei­ge­rung des be­klag­ten Lan­des über Ein­kom­mens­erhöhun­gen der Ar­beit­neh­mer zu ver­han­deln, erklärten die Ge­werk­schaf­ten mit Schrei­ben vom 01.Fe­bru­ar 2008 bzw. 21. April 2008 die Ta­rif­ver­hand­lun

 

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gen für ge­schei­tert. Die Ge­werk­schaf­ten er­grif­fen Streik­maßnah­men zur Er­zwin­gung von Vergütungs­ver­bes­se­run­gen.

Der Kläger ver­lang­te von dem be­klag­ten Land die Zah­lung der Vergütungs­dif­fe­renz zwi­schen sei­ner Le­bens­al­ters­stu­fe und der Le­bens­al­ters­stu­fe 47 so­wie die Dif­fe­renz zwi­schen dem Orts­zu­schlag der Stu­fe 1 und dem Orts­zu­schlag der Stu­fe 3 seit in Kraft­tre­ten des all­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes (AGG), da er die An­sicht ver­tritt, ei­ne Zah­lung nach der Le­bens­al­ters­stu­fe 39 dis­kri­mi­nie­re ihn we­gen des Al­ters. Der Kläger mach­te dies zunächst mit Schrei­ben vom 31.10.2006 ge­genüber dem be­klag­ten Land gel­tend. Nach der Ab­leh­nung durch das be­klag­te Land ver­folgt der Kläger mit der am 29.01.2007 bei Ge­richt ein­ge­reich­ten und dem be­klag­ten Land am 08.02.2007 zu­ge­gan­ge­nen Kla­ge sein Ziel wei­ter,

Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass die Staf­fe­lung der Grund­vergütung nach Le­bens­al­ters­stu­fen gemäß § 27 a BAT und die un­ter­schied­li­che Be­mes­sung der Orts­zu-schlags­stu­fen gemäß § 29 b BAT ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung des Al­ters bzw. we­gen des Ge-schlechts dar­stell­ten. Die Fol­ge ei­ner sol­chen Dis­kri­mi­nie­rung sei­en Scha­dens­er­satz­ansprüche bzw. ein An­spruch des Be­nach­tei­lig­ten auf Gleich­stel­lung mit den Begüns­tig­ten.

Der Kläger hat be­an­tragt fest­zu­stel­len,

dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, den Kläger rück­wir­kend zum 01.09.2006 in die Vergü-tungs­grup­pe BAT 1a, Le­bens­al­ters­stu­fe 47, Orts­zu­schlag 3 ein­zu­ord­nen.

Hilfs­wei­se die Be­nach­tei­li­gung des Klägers durch sei­ne Ein­stu­fung nach BAT, Vergü-tungs­grup­pe 1 a, Le­bens­al­ters­stu­fe 37, Orts­zu­schlag­stu­fe 1 zu be­sei­ti­gen.

Das be­klag­te Land hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Das be­klag­te Land hat die An­sicht ver­tre­ten, dass aus dem Vergütungs­sys­tem des § 27 a BAT kei­ne Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters fol­ge. Je­den­falls sei ei­ne sol­che nach § 10 AGG ge­recht­fer­tigt. § 27 a BAT ver­fol­ge ein le­gi­ti­mes Ziel mit der Ho­no­rie­rung der mit höhe­rem Al­ter ver­bun­de­nen größeren Le­bens- und Be­rufs­er­fah­rung so­wie der länge­ren Be­triebs­treue in verhält­nismäßiger Wei­se. Ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung auf Grund der Zah­lung der Orts­zu­schlags­stu­fe sei nicht er­kenn­bar. Soll­te ei­ne sol­che an­ge­nom­men wer­den, sei sie je­den­falls ge­recht­fer­tigt. Ein An­spruch des Klägers schei­te­re je­den­falls an den Be­stim­mun­gen des § 15 Abs. 3 AGG. Der Hilfs­an­trag des Klägers sei un­zulässig, da zu un­be­stimmt.

 

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Das Ar­beits­ge­richt Ber­lin hat mit Ur­teil vom 22.08.2007 ent­schie­den, dass die Kla­ge hin­sicht­lich des Haupt­an­tra­ges zulässig sei, je­doch zur­zeit un­be­gründet hin­sicht­lich der Fest­stel­lung, dass der Kläger nach Le­bens­al­ters­stu­fe 47 zu vergüten sei. Ei­ne Be­nach­tei­li­gung hin­sicht­lich des Orts­zu­schla­ges sei nicht ge­ge­ben, in­so­weit sei die Kla­ge un­be­gründet. Hin­sicht­lich des Hilfs­an­tra­ges sei die Kla­ge un­zulässig. Dies hat das Ar­beits­ge­richt im We­sent­li­chen wie folgt be­gründet. Die Dif­fe­ren­zie­rung der Grund­vergütung des Klägers nach Le­bens­al­ters­stu­fen gemäß § 27 a BAT ver­s­toße ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot des § 7 AGG. Es lie­ge ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters im Sin­ne der §§ 1, 3 AGG vor, die nicht nach den §§ 10, 5, 8 AGG sach­lich ge­recht­fer­tigt sei. § 8 Abs. 2 AGG stel­le ei­ne An­spruchs­grund-la­ge dar, nach der die Dis­kri­mi­nie­rung durch An­glei­chung der Vergütung an die des Meist-begüns­tig­ten ver­hin­dert wer­den müsse. Nach § 8 Abs. 2 AGG sol­len dis­kri­mi­nier­te Ar­beit-neh­mer gleich­viel wie begüns­tig­te Ar­beit­neh­mer er­hal­ten. Dem ste­he auch nicht § 15 Abs. 3 AGG ent­ge­gen. § 15 Abs. 3 AGG fin­de auf Erfüllungs­ansprüche kei­ne An­wen­dung, er könne als bloße Scha­dens­er­satz­re­ge­lung kei­ne Gren­ze für ar­beits­ver­trag­li­che Primäransprüche sein. Ein Gleich­stel­lungs­an­spruch mit dem Meist­begüns­ti­gen schei­te­re je­doch zur­zeit noch an dem Schutz der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en gemäß Art. 20 Abs. 3 GG vor ei­ner un­ech­ten Rück­wir­kung für die vor­lie­gen­den Alt­ta­rif­verträge. Dar­aus fol­ge, dass den Ta­rif­ver­trags­par-tei­en ei­ne Über­g­angs­frist zu gewähren sei. Zwar ken­ne das AGG kein Über­g­angs­recht, es fin­de im Grund­satz un­ein­ge­schränkt auch auf Alt­ta­rif­verträge An­wen­dung. Die durch das AGG her­bei­geführ­te so­for­ti­ge Un­wirk­sam­keit des § 27 a BAT sei je­doch un­verhält­nismäßig. Sie ver­let­ze das ge­recht­fer­tig­te Ver­trau­en der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en auf den Be­stand ei­ner Ta­rif­re­ge­lung, die zum Zeit­punkt des Ver­trags­ab­schlus­ses nicht zu be­an­stan­den ge­we­sen sei. Den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en sei ei­ne Frist von ei­nem hal­ben Jahr ein­zuräum­en, um dis­kri­mi­nie­rungs­freie Re­ge­lun­gen zu schaf­fen. Als Frist­be­ginn sei die Rechts­kraft der vor­lie­gen­den Ent­schei­dung an­zu­se­hen. Kämen die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en in­ner­halb die­ser an­ge­mes­se­nen Frist nicht zu ei­ner ei­genständi­gen dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Re­ge­lung, sei von ei­ner Ge­samt­nich­tig­keit der ta­rif­li­chen Re­ge­lung aus­zu­ge­hen. Hin­sicht­lich der be­gehr­ten Orts­zu­schlag­stu­fe 3 feh­le es be­reits an ei­ner Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne des § 3 AGG. Es le­ge we­der ei­ne un­mit­tel­ba­re noch ei­ne mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung vor, da die ver­gleichs­wei­sen Nach­tei­le des Klägers durch ein rechtmäßiges Ziel in verhält­nismäßiger Wei­se ge­recht­fer­tigt sein. We­gen der Be­gründung im Ein­zel­nen wird auf die Ent­schei­dungs­gründe des an­ge­foch­te­nen Ur­teils (Blatt 62 – 82 der Ak­ten) ver­wie­sen.

Der Kläger hat ge­gen das ihm am 16.10.2007 zu­ge­stell­te Ur­teil am 13.11.2007 Be­ru­fung er­ho­ben. Nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis Mon­tag den 16.01.2008, hat der Kläger die Be­ru­fung am 11.01.2008 be­gründet. Der Kläger rügt die Rechts­an­wen­dung

 

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des Ar­beits­ge­rich­tes. Er ver­tritt die An­sicht, dass § 33 AGG ab­sch­ließend Über­g­angs­be-stim­mun­gen für be­stimm­te Sach­ver­hal­te be­stimmt ha­be. Die­se Über­g­angs­re­ge­lun­gen sei­en auf den vor­lie­gen­den Fall nicht an­wend­bar. Viel­mehr muss­te dem be­klag­ten Land seit Jah­ren be­kannt sein, dass die wei­te­re An­wen­dung des BAT ge­gen Richt­li­ni­en der Eu­ropäischen Ge­mein­schaft und ge­gen das auf der Grund­la­ge der Richt­li­nie zu er­las­se­ne in­ner­staat­li­che Recht ver­s­toße. An den un­ter dem 13.09.2005 bzw. 19.05.2006 mit der Ta­rif­ge­mein­schaft Deut­scher Länder ver­ein­bar­ten Ta­rif­verträge für den öffent­li­chen Dienst hätten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en er­kenn­bar auf die dis­kri­mi­nie­ren­de Vergütungs­si­tua­ti­on re­agiert und die Le­bens­al­ters­stu­fen­vergütung des BAT nicht in den TVöD bzw TvL über­nom­men Dies sei auch für das Land Ber­lin möglich ge­we­sen. Die Vor­ent­hal­tung der Orts­zu­schlags­stu­fe 3 dis­kri­mi­nie­re den Kläger je­den­falls mit­tel­bar. Sei­nen erst­in­stanz­lich ge­stell­ten Hilfs­an­trag hat der Kläger nicht wei­ter­ver­folgt.

Der Kläger be­an­tragt fest­zu­stel­len,

dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, den Kläger ab dem 01.09.2006 gemäß Vergütungs­grup-pe 1 a des BAT in Ver­bin­dung mit dem TV zur An­wen­dung von Ta­rif­verträgen des öffent­li­chen Diens­tes (An­wen­dungs­ta­rif­ver­trag Land Ber­lin vom 21.06.2003) ent­spre­chend der Le­bens­al­ters­stu­fe 47, Orts­zu­schlag Stu­fe 3 zu vergüten.

Das be­klag­te Land be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen

Nach Auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des er­weist sich die Fest­stel­lungs­kla­ge be­reits als un­zulässig. Je­den­falls sei sie je­doch un­be­gründet. Ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters im Sin­ne der §§ 1, 3 AGG lie­ge nicht vor. Selbst wenn man ei­ne sol­che Be­nach­tei­li­gung grundsätz­lich an­neh­men woll­te, wäre sie je­den­falls ge­recht­fer­tigt. Zum ei­nen er­ge­be sich kei­ne Be­nach­tei­li­gung, da auch älte­re Ar­beit­neh­mer die nun­mehr ei­ne höhe­re Grund­vergütung er­hiel­ten im Le­bens­al­ter des Klägers des­sen jet­zi­ge nied­ri­ge­re Vergütung zu be­an­spru­chen hat­ten. Wei­ter sei der Be­griff Be­nach­tei­li­gung in dem hier in Re­de ste­hen­den Vergütungs-, al­so Vermögens­be­reich, so zu ver­ste­hen, dass sich die Vermögens­la­ge des Be­nach­tei­lig­ten nach­hal­tig und endgültig ungüns­ti­ger ge­stal­ten müsse als die des An­de­ren. In­so­weit dürfe nicht ei­ne punk­tu­el­le Au­gen­blicks­be­rech­nung hin­sicht­lich ei­ner Mo­nats­grund­vergütung statt­fin­den, son­dern die Vermögens­la­gen müss­ten ganz­heit­lich über den Lauf ei­nes ty­pi­schen Le­bens­ar­beits­verhält­nis­ses hin­weg ver­gli­chen wer­den. Dann er­ge­be sich, je­den­falls im Re­gel­fall, dass auch der jünge­re Mit­ar­bei­ter die höhe­ren und die höchs­ten Al­ters­stu­fen er­rei­che, so­dass er im sel­ben Al­ter wie sein zur­zeit älte­rer Kol­le­ge eben­falls in den Ge­nuss der höhe­ren Grund­vergütung kom­me. Je­den­falls sei ei­ne un­ter­stell­te Un­gleich­be-

 

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hand­lung gemäß § 10 Abs. 3 Nr. 2 AGG ge­recht­fer­tigt. Die mit der Le­bens­al­ter­stu­fen­vergütung ein­her­ge­hen­den Vergütungs­erhöhun­gen be­deu­te­ten ei­ne Fest­le­gung von Min­dest­an­for­de­run­gen hin­sicht­lich der Be­rufs­er­fah­rung. Bei Schaf­fung des Ent­gelt­sys­tems in der vor­lie­gen­den Form im Jah­re 1970 konn­ten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en da­von aus­ge­hen, dass je­der Be­wer­ber nach Ab­schluss der Schul­zeit ei­nen Aus­bil­dungs­platz er­hielt und bei Tätig­kei­ten, die den Vergütungs­grup­pen III bis X ent­spre­chen würden, auch außer­halb des öffent­li­chen Diens­tes ei­ne Be­rufs­aus­bil­dung mit 21 Jah­ren be­en­det hätte. Dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en mit dem Stu­fen­sys­tem auf den Um­stand der Be­en­di­gung der Be­rufs­aus­bil­dung ab­ge­stellt hätten, ergäbe sich auch dar­aus, dass die Vergütungs­grup­pen­stei­ge­rung bei den Vergütungs­grup­pen I bis II b erst ab 23 Jah­ren begännen. Da­bei hätten die Ta­rif­ver­trags­par-tei­en ein für die­se Grup­pe not­we­ni­ges Hoch­schul­stu­di­um berück­sich­tigt. Dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en mit dem Vergütungs­sys­tem nicht das Le­bens­al­ter und die Le­bens­er­fah­rung, son­dern viel­mehr primär die Be­rufs­er­fah­rung ho­no­rie­ren woll­ten, fol­ge ins­be­son­de­re aus der Re­ge­lung des Abs. 2 des § 27 A BAT. Die Re­ge­lung, dass bei Ein­stel­lun­gen in den Vergütungs­grup­pen III bis X bis zum 31. Le­bens­jahr die Grund­vergütung der je­wei­li­gen Le­bens­al­ters­stu­fe ent­spre­che, ma­che deut­lich, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en da­von aus­ge­gan­gen sei­en und ty­pi­sie­rend auch da­von aus­ge­hen durf­ten, dass die bis da­hin außer­halb des öffent­li­chen Diens­tes er­wor­be­ne Be­rufs­er­fah­rung ei­ner im öffent­li­chen Dienst er­wor­be­nen gleich­zu­stel­len sei. Sch­ließlich sei der Um­stand, dass ab dem 31. bzw. 35. Le­bens­jahr (Vergütungs­grup­pe I bis II b BAT) das Le­bens­al­ter nicht mehr im vol­len Um­fang der zu zah­len­den Le­bens­al­ters­stu­fe bei Neu­ein­stel­lun­gen ent­spre­che, da­hin­ge­hend zu be­wer­ten, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en auf die Be­rufs­er­fah­rung ab­stel­len woll­ten. Da­bei sei da­von aus­zu­ge­hen, dass ei­ne außer­halb des öffent­li­chen Dienst er­wor­be­ne Be­rufs­er­fah­rung zwar im­mer noch nütz­lich für die Tätig­keit auch im öffent­li­chen Dienst sei, dies aber nicht mehr im glei­chem Maße der Fall sei, wie bei jünge­ren Ar­beit­neh­mern. Außer­dem sei zu berück­sich­ti­gen, dass der End­punkt der Ein­kom­mens­stei­ge­rung auf das 47. Le­bens­jahr fest­ge­legt sei. Da­bei sei­en die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en er­kenn­bar da­von aus­ge­gan­gen, dass ein An­ge­stell­ter im öffent­li­chen Dienst nach spätes­tens 24-jähri­ger Be­rufs­er­fah­rung, wenn er da­von 12 Jah­re Be­rufs­er­fah­rung im öffent­li­chen Dienst zurück­ge­legt ha­be, den Gip­fel sei­nes Er­fah­rungs­schat­zes er­reicht ha­be und nichts We­sent­li­ches, be­son­ders ho­no­rie­rungswürdi­ges an Be­rufs­er­fah­rung da­zu ge­win­nen könne. Selbst un­ter­stellt, ei­ne Recht­fer­ti­gung ei­ner (eben­falls un­ter­stell­ten) Dis­kri­mi­nie­rung sei nicht ge­ge­ben, fol­ge dar­aus vor­lie­gend kein An­spruch des Klägers. Ins­be­son­de­re er­ge­be sich aus den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen, auch aus § 8 Abs. 2 AGG, kein An­spruch gleich dem Meist­begüns­tig­ten vergütet zu wer­den. Aus § 33 Abs. 1 AGG fol­ge, dass der Ge­setz­ge­ber die im Rah­men ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Ge­schlechts ent­wi­ckel­ten Grundsätze ge­ra­de nicht auf Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters er­stre­cken woll­te. Je­den­falls sei § 8 Abs. 2 AGG kei­ne An­spruchs­grund­la­ge da­hin­ge­hend,

 

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dass der Fal­le ei­ner Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung zu ei­ner Gleich­stel­lung mit dem Meist­begüns­tig­ten führe. Darüber hin­aus sei­en die Re­ge­lun­gen des § 15 Abs. 3 AGG als spe­zi­el­le­re Be­stim­mun­gen ei­nem sol­chem An­spruch vor­zu­zie­hen. Ansprüche auf­grund der Re­ge­lun­gen des AGG sei­en vom Ge­setz­ge­ber ge­ra­de nicht als Erfüllungs­ansprüche son­dern aus­drück­lich nur als Scha­dens­er­satz­ansprüche bzw. Entschädi­gungs­ansprüche aus­ge­stal­tet. Der Ge­setz­ge­ber woll­te den in An­wen­dung kol­lek­tiv­recht­li­cher Re­ge­lun­gen han­deln­den Ar­beit­ge­ber ge­ra­de we­gen ei­ner ver­mu­te­ten höhe­ren Rich­tig­keits­gewähr in­so­weit ei­ne Haf­tungs­er­leich­te­rung gewähren, in­dem er die Haf­tung für leich­te Fahrlässig­keit für die­sen Fall aus­ge­schlos­sen ha­be. Dies sei auch des­halb ge­recht­fer­tigt, weil der Ar­beit­ge­ber nach § 4 TVG ge­hal­ten ist, die Ta­rif­norm an­zu­wen­den. Wei­ter­hin ste­he ei­nem An­spruch auch Art. 9 Abs. 3 GG ent­ge­gen. Ein Gleich­stel­lungs­an­spruch würde in die Ta­rif­au­to­no­mie ein­grei­fen. Er­geb­nis wäre ei­ne Ta­rif­erhöhung, die nach vor­sich­ti­gen Be­rech­nun­gen ca. 28 Mio. EUR im Jahr an Kos­ten ver­ur­sa­chen würde. Die­sem schwer­wie­gen­den Ein­griff in die Ta­rif­au­to­no­mie ste­he al­len­falls ei­ne in­di­vi­du­el­le Rechts­po­si­ti­on ge­genüber, der nur ein sehr ge­rin­ges Ge­wicht zu­kom­me.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf die zwi­schen den Par­tei­en ge­wech­sel­ten Schriftsätze Be­zug ge­nom­men.

 

Ent­schei­dungs­gründe

1. Die statt­haf­te Be­ru­fung ist nach dem Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des zulässig (§§ 64 Abs. 1, 64 Abs. 2 lit b ArbGG). Sie ist in der ge­setz­li­chen Form und Frist ein­ge­legt und nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist in­ner­halb der ge­setz­li­chen Frist be­gründet wor­den (§§ 64 Abs. 6, Satz 1 ArbGG, 66 Abs. 1, Satz 1 ArbGG in Ver­bin­dung mit §§ 519, 520 ZPO).

2. In der Sa­che hat die Be­ru­fung des Klägers teil­wei­se Er­folg. Die Kla­ge ist zulässig und hin­sicht­lich des Ver­lan­gens des Klägers nach der Le­bens­al­ters­stu­fe 47 vergütet zu wer­den be­gründet. Im Übri­gen ist die Kla­ge un­be­gründet und die Be­ru­fung war in­so­weit zurück­zu­wei­sen.

2.1 Die Kla­ge er­weist sich als zulässig. Nach § 256 Abs. 1 ZPO kann Kla­ge auf Fest­s­tel-lung des Be­ste­hens oder Nicht­be­ste­hens ei­nes Rechts­verhält­nis­ses er­ho­ben wer­den, wenn der Kläger ein recht­li­ches In­ter­es­se dar­an hat, dass das Rechts­verhält­nis durch rich­ter­li­che Ent­schei­dung als­bald fest­ge­stellt wird. Das be­son­de­re Fest­stel­lungs­in­ter­es­se nach die­ser

 

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Vor­schrift muss als Sa­chur­teils­vor­aus­set­zung in je­der La­ge des Ver­fah­rens, auch in der Be­ru­fungs­in­stanz ge­ge­ben sein. Sein Vor­lie­gen ist von Amts we­gen zu prüfen. Das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ist nur dann ge­ge­ben, wenn durch die Ent­schei­dung über den Fest­stel­lungs­an­trag der Streit ins­ge­samt be­sei­tigt wird (BAG Urt. vom 29. No­vem­ber 2001 – 4 AZR 757/00 – BA­GE 100,43 51 mwN). Es fehlt, wenn durch die Ent­schei­dung kein Rechts­frie­den ge­schaf­fen wird, weil nur ein­zel­ne Ele­men­te ei­nes Rechts­verhält­nis­ses, abs­trak­te Rechts­fra­gen oder recht­li­che Vor­fra­gen zur Ent­schei­dung des Ge­richts ge­stellt wer­den (BAG Urt. vom 14. De­zem­ber 2005 – 4 AZR 522/04 - AP ZPO 1977 § 256 Nr. 94) . Die Rechts­kraft der Ent­schei­dung muss wei­te­re ge­richt­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen über die zwi­schen den Par­tei­en strit­ti­gen Fra­gen um den­sel­ben Fra­gen­kom­plex aus­sch­ließen (BAG Urt. vom 29. No­vem­ber 2001 – 4 AZR 757/00 - aaO). Dies ist bei ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge in der hier gewähl­ten Form dann der Fall, wenn z.B. über wei­te­re Fak­to­ren, die die Vergütungshöhe be­stim­men (vgl. zu dem Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ei­ner auf die Fest­stel­lung der Vergütungs­stu­fe ge­rich­te­ten Kla­ge BAG Urt. vom 25. Ja­nu­ar 2006 – 4 AZR 613/04 - AP BAT - O § 27 Nr. 4), kein Streit be­steht. Vor­lie­gend ver­langt der Kläger die Fest­stel­lung, dass er nach der Vergütungs­grup­pe I a des BAT gem. der Le­bens­al­ters­stu­fe 47 zu vergüten ist. Zusätz­lich ver­langt er die Fest­stel­lung, dass ein Orts­zu­schlag der Stu­fe 3 zu zah­len ist. Da­bei be­ste­hen zunächst ge­gen die Zu­sam­men­fas­sung der un­ter­schied­li­chen Streit­ge­genstände in ei­nem An­trag kei­ne Be­den­ken. Zwi­schen den Par­tei­en sind auch an­de­re Fra­gen die die Ent­gelthöhe be­stim­men können nicht im Streit. Da­bei kommt es auch nicht dar­auf an, auf wel­che recht­li­che Grund­la­ge der Kläger sei­nen An­spruch stützt. Nach ständi­ger Recht­spre­chung sind Kla­gen auf Zah­lung ei­ner höhe­ren ta­rif­li­chen Vergütung im öffent­li­chen Dienst grundsätz­lich als Fest­stel­lungs­kla­gen zulässig, weil sich die Ar­beit­ge­ber des öffent­li­chen Diens­tes der ge­richt­li­chen Ent­schei­dung hierüber in al­ler Re­gel beu­gen und auf die­se Wei­se der Rechts­frie­den wie­der­her­ge­stellt wird (BAG Urt. vom 28. Ja­nu­ar 1998 – 4 AZR 473/96 – ZTR 1998, 329 mwN). Un­er­heb­lich ist da­bei, ob sich der An­spruch nach den Re­geln der Ta­rif­au­to­ma­tik oder aber aus ver­trag­li­chen Ansprüchen (z.B. ein­zel­ver­trag­li­che über­ta­rif­li­che Vergütung) oder z.B. aus Gleich­be­hand­lungs­grundsätzen er­gibt. Die An­pas­sung des Wort­lau­tes des An­tra­ges ent-spricht dem be­reits vom Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­leg­ten Kla­ge­be­geh­ren.

2.2 Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt im Grund­satz ent­schie­den, dass aus den Vergü-tungs­re­ge­lun­gen des § 27 A BAT in­so­weit ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters im Sin­ne der §§ 1, 3 Abs. 1 AGG folgt, als die Dif­fe­ren­zie­rung der Grund­vergütung an das Le­bens­al­ter an­sch­ließt und le­dig­lich we­gen des Le­bens­al­ters bei glei­cher Tätig­keit dem le­bensälte­ren Ar­beit­neh­mern ei­ne höhe­re Grund­vergütung zu­steht als dem jünge­ren Ar­beit­neh­mer. Die­se Le­bens­al­ter­staf­fe­lung der Grund­vergütung be­nach­tei­ligt den jünge­ren Beschäftig­ten. In­so­weit sind die Be­stim­mun­gen des § 27 A I BAT un­wirk­sam.

 

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2.2.1 Das an Le­bens­al­ters­stu­fen ori­en­tier­te Sys­tem der ge­staf­fel­ten Grund­vergütung des § 27 A I BAT ist ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters (§§ 1, 3 AGG).

2.2.1.1 Gem. § 2 Abs. 1 Nr. 2 AGG un­ter­lie­gen auch durch kol­lek­tiv­recht­li­che Ver­ein­ba­run­gen fest­ge­leg­te Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen den Vor­ga­ben des AGG, mit­hin auch die Be­stim­mun­gen zur Höhe der Grund­vergütung gem. § 27 A BAT.

2.2.1.2 Ei­ne Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters kann nicht nur dann vor­lie­gen, wenn ei­ne älte­re Per­son ge­genüber ei­ner jünge­ren Per­son ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on erfährt. Das Wort „Al­ter“ wird in der deut­schen Spra­che mehr­deu­tig ver­wen­det. Es wird - neu­tral - zur Be­zeich­nung des Zeit­raums ver­wen­det, der seit der Ge­burt ei­nes Men­schen ver­stri­chen ist, es be­zeich­net aber auch das „fort­ge­schrit­te­ne­re Al­ter“, das zwi­schen 45 und 60 Jah­ren be­gin­nen soll. Es könn­te zwar na­he lie­gen , den Be­griff des Al­ters im Sin­ne des § 1 AGG vor­nehm­lich mit dem Schutz von Per­so­nen oder hier Beschäftig­ten im „fort­ge­schrit­te­nen Al­ter“ zu ver­bin­den. Dies ist aber nicht ge­meint: Die Be­stim­mung er­fasst je­des, das nied­ri­ge wie das höhe­re Al­ter. In­so­weit be­steht, so­weit er­sicht­lich, Übe­rein­stim­mung in der Li­te­ra­tur (vgl. z.B. Ber­tels­mann ZESAR 2005,242; Lin­sen­mai­er, Son­der­bei­la­ge zu RdA 2003, S. 25; Däubler/Bertz­bach, AGG, § 1 Rd­Nr. 84, Erf-K- Schlach­ter, 7. Aufl. AGG, § 1 Rd­Nr. 9, Schleu­se­ner/Suckow/Voigt, AGG 2. Aufl., § 1 Rd­Nr.69, MK-Thüsing, AGG, § 1 Rd­Nr. 87; Adom­eit-Mohr, AGG, § 1, Rd­Nr. 118). Dies lässt sich ein­mal da­mit recht-fer­ti­gen, dass in den an­de­ren Sprach­fas­sun­gen von der dort ge­ge­be­nen Dif­fe­ren­zie­rungs-möglich­keit kein Ge­brauch ge­macht wur­de, son­dern die neu­tra­len Be­grif­fe be­nutzt wur­den (Däubler/Bertz­bach, AGG, § 1 Rd­Nr. 84). Sch­ließlich bie­tet die Richt­li­nie auch kei­nen An­halts­punkt dafür, von wel­cher Schwel­le an das schutz­bedürf­ti­ge Al­ter be­gin­nen würde (Lin­sen­mai­er, Son­der­bei­la­ge zu RdA 2003, S.25, Däubler/Bertz­bach, AGG, § 1 Rd­Nr. 84).

2.2.1.3 Die ta­rif­ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen stel­len auch ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters dar. Da­bei kommt es nicht dar­auf an, dass ei­ne kon­kre­te un­ter­schied­li­che Be­zah­lung auf­grund des Al­ters in ei­ner ver­gleich­ba­ren Tätig­keit vor­lie­gend tatsächlich bei dem be­klag­ten Land exis­tiert. Gem. § 3 Abs. 1 AGG reicht aus, dass ei­ne Per­son we­gen ei­nes gem. § 1 AGG verpönten Merk­mals ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung er­fah­ren würde.
Nach § 27 Ab­schn. A Abs. 1 BAT hat die oder der An­ge­stell­te des öffent­li­chen Diens­tes An-spruch auf die Grund­vergütung der Vergütungs­grup­pe ent­spre­chend der zu­tref­fen­den Le-bens­al­ters­stu­fe. Nach je zwei Jah­ren erhöht sich die Vergütung um ei­ne Le­bens­al­ters­stu­fe bis zum Er­rei­chen der letz­ten Le­bens­al­ters­stu­fe. Wird ei­ne Per­son in den VergGr. III bis X

 

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BAT zu ei­nem Zeit­punkt nach Voll­endung des 31. Le­bens­jah­res ein­ge­stellt, erhält sie die Vergütung der Le­bens­al­ters­stu­fe, die sich er­gibt, wenn das bei der Ein­stel­lung voll­ende­te Le­bens­al­ter um die Hälf­te der Le­bens­jah­re ver­min­dert wird, die die Per­son seit Voll­endung des 31. Le­bens­jah­res zurück­ge­legt hat (§ 27 Ab­schn. A Abs. 2 BAT). Dies gilt für An­ge­stell­te der Vergütungs­grup­pe I bis II b ent­spre­chend mit der Maßga­be, dass an die Stel­le des 31. Le­bens­jah­res das 35. Le­bens­jahr tritt. Je­weils mit Be­ginn des Mo­nats, in dem die Per­son ein Le­bens­jahr mit un­ge­ra­der Zahl voll­endet, erhält sie bis zum Er­rei­chen der End­grund­vergütung die Grund­vergütung der fol­gen­den Le­bens­al­ters­stu­fe. Die Re­ge­lung lau­tet im Ein­zel­nen wie folgt:

„§ 27 Grund­vergütung
A An­ge­stellt, die un­ter die An­la­ge 1 a fal­len
Für die Be­rei­che des Bun­des und der TdL

(1) Im Vergütungs­ta­rif­ver­trag sind die Grund­vergütun­gen in den Vergütungs­grup­pen nach Le­bens­al­ters­stu­fen zu be­mes­sen. Die Grund­vergütung der ers­ten Le­bens­al­ters-stu­fe (An­fangs­grund­vergütung) wird vom Be­ginn des Mo­nats an ge­zahlt, in dem der An­ge­stell­te in den Vergütungs­grup­pen III bis X das 21. Le­bens­jahr, in den Vergütungs­grup­pen I bis IIb das 23. Le­bens­jahr voll­endet. Nach je zwei Jah­ren erhält der An­ge­stell­te bis zum Er­rei­chen der Grund­vergütung der letz­ten Le­bens­al­ters­stu­fe (End-grund­vergütung) die Grund­vergütung der fol­gen­den Le­bens­al­ters­stu­fe.

(2) Wird der An­ge­stell­te in den Vergütungs­grup­pen III bis X spätes­tens am En­de des Mo­nats ein­ge­stellt, in dem er das 31. Le­bens­jahr voll­endet, erhält er die Grund­vergü-tung sei­ner Le­bens­al­ters­stu­fe. Wird der An­ge­stell­te zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt ein-ge­stellt, erhält er die Grund­vergütung der Le­bens­al­ters­stu­fe, die sich er­gibt, wenn das bei der Ein­stel­lung voll­ende­te Le­bens­al­ter um die Hälf­te der Le­bens­jah­re ver­min­dert wird, die der An­ge­stell­te seit Voll­endung des 31. Le­bens­jah­res zurück­ge­legt hat. Je­weils mit Be­ginn des Mo­nats, in dem der An­ge­stell­te ein Le­bens­jahr mit un­ge­ra­der Zahl voll­endet, erhält er bis zum Er­rei­chen der End­grund­vergütung die Grund­vergütung der fol­gen­den Le­bens­al­ters­stu­fe. Fr An­ge­stell­te der Vergütungs­grup­pen I bis IIb gel­ten die Sätze 1 bis 3 ent­spre­chend mit der Maßga­be, da an die Stel­le des 31. Le­bens­jah­res das 35. Le­bens­jahr tritt.

(3) Wird der An­ge­stell­te höher­grup­piert, erhält er vom Be­ginn des Mo­nats an, in dem die Höher­grup­pie­rung wirk­sam wird, in der höhe­ren Vergütungs­grup­pe die Grund­vegütung, die dem für die Fest­set­zung der Grund­vergütung in der ver­las­se­nen Vergütungs­grup­pe maßge­ben­den Le­bens­al­ter (Ab­satz 2 oder Ab­satz 6) ent­spricht. Ab­wei­chend hier­von erhält der An­ge­stell­te bei der Höher­grup­pie­rung aus der Vergütungs­grup­pe III oder ei­ner nied­ri­ge­ren Vergütungs­grup­pe in die Vergütungs­grup­pe IIb oder in ei­ne höhe­re Vergütungs­grup­pe je­doch min­des­tens die Grund­vergütung, die ihm zu­ste­hen würde, wenn er be­reits bei der Ein­stel­lung in die höhe­re Vergütungs­grup­pe ein­grup­piert wor­den wäre. Je­weils mit Be­ginn des Mo­nats, in dem der An­ge­stell­te ein Le­bens­jahr mit un­ge­ra­der Zahl voll­endet, erhält er bis zum Er­rei­chen der End­grund­vergütung die Grund­vergütung der fol­gen­den Le­bens­al­ters­stu­fe.

(4) Wird der An­ge­stell­te her­ab­grup­piert, erhält er in der nied­ri­ge­ren Vergütungs­grup­pe die Grund­vergütung, die dem für die Fest­set­zung der Grund­vergütung in der ver­las­se­nen Vergütungs­grup­pe maßge­ben­den Le­bens­al­ter (Ab­satz 2 oder Ab­satz 6) ent­spricht. Je­weils mit Be­ginn des Mo­nats, in dem der An­ge­stell­te ein Le­bens­jahr mit un­ge­ra­der Zahl voll­endet, erhält er bis zum Er­rei­chen der End­grund­vergütung die Grund­vergütung der fol­gen­den Le­bens­al­ters­stu­fe.

(5) …

(6) Wird der An­ge­stell­te in un­mit­tel­ba­rem An­schluss an ei­ne Tätig­keit im öffent­li­chen Dienst als An­ge­stell­ter, Ar­bei­ter, Be­am­ter, Sol­dat auf Zeit oder Be­rufs­sol­dat ein­ge­stellt, gilt als Tag der Ein­stel­lung der Tag, von dem an der An­ge­stell­te un­un­ter­bro­chen in ei­nem die­ser Rechts­verhält­nis­se im öffent­li­chen Dienst ge­stan­den hat; Ab­satz 7 ist ent-spre­chend an­zu­wen­den.

Wird der An­ge­stell­te in nicht un­mit­tel­ba­rem An­schluss an ein An­ge­stell­ten­verhält­nis im öffent­li­chen Dienst ein­ge­stellt, erhält er min­des­tens die Grund­vergütung nach der Le-bens­al­ters­stu­fe, die für die zu­letzt be­zo­ge­ne Grund­vergütung maßge­bend ge­we­sen ist oder ge­we­sen wäre, wenn auf sein frühe­res An­ge­stell­ten­verhält­nis die Vor­schrif­ten die­ses Ab­schnitts an­ge­wen­det wor­den wären.

Wird der An­ge­stell­te in un­mit­tel­ba­rem An­schluss an ein An­ge­stell­ten­verhält­nis im öf-fent­li­chen Dienst ein­ge­stellt, ist die Grund­vergütung nach Satz 2 fest­zu­set­zen, wenn dies güns­ti­ger ist als nach Satz 1.

(7) Der An­ge­stell­te, der länger als sechs Mo­na­te oh­ne Bezüge be­ur­laubt ge­we­sen ist oder des­sen Ar­beits­verhält­nis aus ei­nem an­de­ren Grun­de ge­ruht hat, erhält die Grund­vergütung, die sich für ihn nach Ab­satz 2 und Ab­satz 6 Un­terabs. 2 er­ge­ben würde, wenn das Ar­beits­verhält­nis mit Ab­lauf des Ta­ges, der dem Ta­ge des Be­ginns der Beur-lau­bung oder des Ru­hens vor­an­ge­gan­gen ist, ge­en­det hätte. Satz 1 gilt nicht fr die Zeit ei­ner Kin­der­be­treu­ung bis zu drei Jah­ren für je­des Kind, für die Zeit des Grund­wehr­diens­tes oder des Zi­vil­diens­tes so­wie für die Zeit ei­ner Be­ur­lau­bung, die nach $ 50 Abs. 3 Satz 2 bei der Beschäfti­gungs­zeit berück­sich­tigt wird.

(8) An­stel­le der Grund­vergütung aus der Le­bens­al­ters­stu­fe, die der An­ge­stell­te auf Grund ei­nes in der Zeit vom 1. Ja­nu­ar 2003 bis 31. De­zem­ber 2004 voll­ende­ten Le-bens­jah­res mit un­ge­ra­der Zahl er­reicht, wird ab dem Mo­nat, in dem der An­ge­stell­te ein Le­bens­jahr mit un­ge­ra­der Zahl voll­endet, für die Dau­er von zwölf Mo­na­ten die Grund-vergütung aus der bis­he­ri­gen Le­bens­al­ters­stu­fe zuzüglich des hal­ben Un­ter­schieds­be-tra­ges zur nächsthöhe­ren Le­bens­al­ters­stu­fe ge­zahlt.

Der An­ge­stell­te, des­sen Ar­beits­verhält­nis in der Zeit vom 1. Ja­nu­ar 2003 bis 31. De-zem­ber 2004 be­ginnt und der in der Zeit zwi­schen der Ein­stel­lung und dem 31. De-zem­ber 2004 kein Le­bens­jahr mit un­ge­ra­der Zahl mehr voll­endet, erhält ab der Ein­stel­lung fr die Dau­er von 12 Mo­na­ten die Grund­vergütung aus der nächst­nied­ri­ge­ren als der nach Ab­satz 2 zu­ste­hen­den Le­bens­al­ters­stu­fe zuzüglich des hal­ben Un­ter­schieds­be­tra­ges zur nächsthöhe­ren Le­bens­al­ters­stu­fe ge­zahlt.


Pro­to­koll­no­ti­zen zu Ab­satz 6:

….“

Die Re­ge­lung knüpft klar und ein­deu­tig an das Le­bens­al­ter des Ar­beit­neh­mers an („Le­bens­al­ters­stu­fen“). Da­bei hat Abs. 1 Satz 1 als Grund­satz­vor­schrift zwar kei­ne un­mit­tel­ba­re Aus­wir­kung auf die Ta­rif­un­ter­wor­fe­nen, er nor­miert al­ler­dings die Ver­pflich­tung der Ta­rif­ver-

 

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trags­par­tei­en, in dem je­weils nach § 26 Abs. 3 BAT ab­zu­sch­ließen­den Vergütungs­ta­rif­ver­trag die Grund­vergütung in al­len Vergütungs­grup­pen nach Le­bens­al­ters­stu­fen zu be­mes­sen. Die Be­stim­mung selbst setzt da­bei we­der ein ver­ti­ka­les Sys­tem oder Span­nungs­verhält­nis zwi­schen den je­weils ers­ten oder je­weils letz­ten Le­bens­al­ters­stu­fen der Vergütungs­grup­pen oder ein ho­ri­zon­ta­les Span­nungs­verhält­nis zwi­schen der ers­ten und der letz­ten Le­bens­al­ters­stu­fe ei­ner Vergütungs­grup­pe fest. Der hier mit den Mo­di­fi­zie­run­gen des An­wen­dungs­ta­rif­ver­tra­ges für An­ge­stell­te an­zu­wen­den­de Vergütungs­ta­rif­ver­trag Nr. 35 sieht für die Vergütungs­grup­pe I a auf­stei­gen­de Vergütungshöhen ab der Le­bens­al­ters­stu­fe 23. bis 47 vor, ei­ne Stei­ge­rung zu der höchs­ten im Vergütungs­sys­tem vor­ge­se­he­nen Le­bens­al­ters­stu­fe 49 ist nicht vor­ge­se­hen. Das En­de der Le­bens­al­ters­stu­fen ist un­ter­schied­lich, die Vergütungs­grup-pen II a - V b stei­gern bis zur Le­bens­al­ters­stu­fe 45. Die Grup­pe V c bis zu der Le­bens­al­ters­stu­fe 41. Während die Grup­pe VI a bis zur Le­bens­al­ters­stu­fe 49 aus­ge­bracht ist, VI b und VII mit der Stu­fe 41, en­den die Grup­pen IX a – X be­reits mit dem 37. Le­bens­jahr. Di­rek­ter An-knüpfungs­punkt des Vergütungs­sys­tems ist in al­ler­ers­ter Li­nie das Le­bens­al­ter. Dies ändert sich auch nicht da­durch, dass gem. Abs. 2 der Re­ge­lung für Per­so­nen, die ab ei­nem ge­wis­sen Le­bens­al­ter ein­ge­stellt wer­den, ein fik­ti­ves Al­ter für die Be­stim­mung des Grund­ge­halts ge­bil­det wird, das hin­ter der Le­bens­al­ters­vergütung ei­ner vor die­ser Gren­ze ein­ge­stell­ten Per­son zurück­bleibt. Dies be­deu­tet, dass zum Bei­spiel ei­ne 40jähri­ge Per­son, die mit 25 Jah­ren im öffent­li­chen Dienst ein­ge­stellt wur­de, ei­ne höhe­re Grund­vergütung erhält als ei­ne an­de­re 40 jähri­ge Per­son, die erst mit 36 Jah­ren ein­ge­stellt wur­de. Dies mag ei­nen ge­wis­sen Be­zug zu ei­ner Berück­sich­ti­gung von Be­rufs­er­fah­rung, Be­triebs­treue oder Dienst­zeit be-gründen, ändert aber nichts an dem grundsätz­lich (be­nach­tei­li­gen­den) An­knüpfungs­punkt Le­bens­al­ter. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt be­reits dar­ge­legt, dass das Le­bens­al­ters­st­fen­sys­tem grundsätz­lich die Be­zah­lung oh­ne An­se­hung ei­ner kon­kre­ten Be­rufs- oder Di­ens-ter­fah­rung an das Le­bens­al­ter der Per­son knüpft.

 

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Ent­ge­gen der An­sicht des be­klag­ten Lan­des lässt sich ein vor­ran­gi­ges Ab­stel­len auf ei­ne ty­pi­sier­te Be­rufs­er­fah­rung aus der Be­stim­mung des § 27 A Abs. 2 BAT nicht ent­neh­men. Die Ta­rif­par­tei­en sind ex­pli­zit in den ausführ­li­chen Be­stim­mun­gen des § 27 A BAT da­von aus­ge­gan­gen, dass ei­ne Ein­stel­lung in al­len mögli­chen Le­bens­al­ters­stu­fen er­folgt (vgl. ge­ra­de Abs. 2, Abs. 6 ). Zwar kann sich ei­ne Vor­beschäfti­gung im öffent­li­chen Dienst nach § 27 A Abs. 6 BAT für ei­nen Beschäftig­ten güns­ti­ger aus­wir­ken als ei­ne Ein­stu­fung nach den Grund­vergütungs­stu­fen des Abs. 2, un­ter Umständen pri­vi­le­giert wird da­durch al­ler­dings le­dig­lich ei­ne Beschäfti­gung im öffent­li­chen Dienst und zwar egal wel­che Tätig­keit die­ser Vor­beschäfti­gung zu­grun­de lag. Dar­auf, ob die ein­ge­stell­te Per­son durch die Vor­beschäfti­gung im öffent­li­chen Dienst ih­re Ar­beits­auf­ga­ben nun­mehr zum Nut­zen des Ar­beit­ge­bers bes­ser er­le­di­gen kann, kommt es im Rah­men der ta­rif­li­chen Re­ge­lung nicht an. An­knüpfungs­punkt bleibt wei­ter grundsätz­lich das Le­bens­al­ter.

Ent­ge­gen der An­sicht des be­klag­ten Lan­des, kommt es hin­sicht­lich der Be­nach­tei­li­gung nicht auf ei­ne Ge­samt­schau auf ein even­tu­ell zu er­zie­len­des Le­bens­ein­kom­men an, nach der sich bei je­der Ar­beit­neh­me­rin oder bei je­dem Ar­beit­neh­mer in glei­cher Wei­se die ge­rin­ge­re Vergütung im jun­gen Le­bens­al­ter durch die höhe­re Vergütung im fort­ge­schrit­te­nen Al­ter aus­gleicht. Der auch der Al­ters­be­nach­tei­li­gung zu­grun­de lie­gen­de Gleich­be­hand­lungs­grund­satz geht von ei­ner punk­tu­el­len Be­trach­tungs­wei­se aus, die die ex-an­te Be­trach­tung zukünf­ti­ger Zeiträume aus­sch­ließt. § 3 Abs. 1 AGG sieht ei­ne Be­nach­tei­li­gung in ei­ner we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung der be­nach­tei­lig­ten Per­son im Ver­gleich mit ei­ner an­de­ren Per­son in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on. Dies ist er­kenn­bar nicht auf ei­nen Ge­samt­ver­gleich während der ge­sam­ten Dau­er des Ar­beits­verhält­nis­ses aus­ge­rich­tet, bei der sich ei­ne ak­tu­el­le Be­nach­tei­li­gung even­tu­ell durch ei­ne späte­re Be­vor­zu­gung aus­glei­chen könn­te. Dies ist auch ge­recht-fer­tigt. Ein Ab­stel­len auf ein (fik­ti­ves) Le­bens­ar­beits­ein­kom­men, von dem un­klar ist, ob es sich über­haupt ver­wirk­licht, ist im Hin­blick auf die un­ter­schied­li­chen Ar­beits­bio­gra­phi­en, zu-neh­men­de Fle­xi­bi­li­sie­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen - auch im öffent­li­chen Dienst - kaum ver­wirk­lich­bar und wi­der­spricht dem Sinn und Zweck der ge­setz­li­chen Re­ge­lung Be­nach­tei­li­gun­gen zu ver­hin­dern oder zu be­sei­ti­gen. Dem ent­spricht auch § 15 Abs. 4 AGG. Ab­ge­se­hen von der Fra­ge, ob die dort ge­re­gel­te Gel­tend­ma­chungs­frist den Vor­ga­ben der Richt­li­nie 2000/78/EG ent­spricht, wird ge­ra­de ein punk­tu­el­ler Be­nach­tei­li­gungs­be­griff vor­aus­ge­setzt.

2.2.2 Eben­so hat das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend ent­schie­den, dass die un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters vor­lie­gend nicht aus­nahms­wei­se ge­recht­fer­tigt ist

2.2.2.1 Ei­ne Recht­fer­ti­gung der un­mit­tel­ba­ren Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters er­gibt sich nicht aus § 10 Nr. 2. AGG Da­nach könne Min­dest­an­for­de­run­gen an das Al­ter für be­stimm­te mit der Beschäfti­gung ver­bun­de­ne Vor­tei­le fest­ge­legt wer­den. Es kann da­hin­ste­hen, ob die­ser Recht­fer­ti­gungs­grund auf die vor­lie­gen­de Al­ters­stu­fen­re­ge­lung an­zu­wen­den ist. Je­den­falls folgt ei­ne Recht­fer­ti­gung nicht dar­aus, dass die Grund­vergütungs­re­ge­lung ent­ge­gen ih­rem Wort­laut ei­ne ty­pi­sier­te Be­rufs­er­fah­rung bzw. ein fort­schrei­ten­des Dienst­al­ter mit den erhöhten Vergütungs­stu­fen ho­no­riert. Ei­ne sol­ches Ziel ei­ner Vergütungs­ord­nung, nämlich die An­he­bung der Vergütung nach Dienst­al­ter (An­ci­en­nität [franz. an­ci­en­neté: Al­ters­stu­fe] ist die Rang­fol­ge, die sich auf­grund des Dienst­al­ters er­gibt, im Ge­gen­satz zur Se­nio­rität, die auf dem tatsächli­chen Al­ter ba­siert) hat der EuGH im Rah­men ei­ner Prüfung in­wie­weit ei­ne mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Ge­schlechts be­steht, als mögli­ches le­gi­ti­mes Ziel ei­ner Ent­gelt­po­li­tik und Recht­fer­ti­gung ei­ner mit­tel­ba­ren Be­nach­tei­li­gung an­er­kannt (EuGH, Ur­teil vom 03.10.2006, Rs C-17/05, Cad­man). Auch sei der Rück­griff auf das Kri­te­ri­um des Dienst­al­ters in der Re­gel ge­eig­net um das Ziel (ei­ner ge­stei­ger­ten Be­rufs­er­fah­rung) zu er­rei­chen. Das Dienst­al­ter ge­he nämlich mit der Be­rufs­er­fah­rung ein­her und die­se befähi­ge den Ar­beit-

 

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neh­mer im All­ge­mei­nen sei­ne Ar­beit zu ver­rich­ten. des­halb ste­he es dem Ar­beit­ge­ber frei, das Dienst­al­ter bei der Vergütung zu berück­sich­ti­gen, oh­ne dass er des­sen Be­deu­tung für die Ausführung der dem Ar­beit­neh­mer über­tra­ge­nen spe­zi­fi­schen Auf­ga­ben dar­le­gen müsse. Al­ler­dings müsse der Rück­griff auf das Kri­te­ri­um vom Ar­beit­ge­ber im Ein­zel­nen ge­recht­fer­tigt wer­den, wenn der Ar­beit­neh­mer An­halts­punk­te lie­fe­re, die ge­eig­net sei­en, ernst­li­che Zwei­fel dar­an auf­kom­men zu las­sen, dass der Rück­griff auf das Kri­te­ri­um des Dienst­al­ters zur Er­rei­chung des ge­nann­ten Ziels ge­eig­net sei (EuGH, Ur­teil vom 03.10.2006, Rs C-17/05, Cad­man). Es kann da­hin­ste­hen, ob die Aus­brin­gung der Vergütungs­stu­fen kon­kret ein ge­eig­ne­tes Mit­tel dar­stellt, denn sie ver­fol­gen vor­lie­gend – ent­ge­gen der An­sicht des be­klag­ten Lan­des – kein le­gi­ti­mes Ziel. Da­bei können durch­aus ein­zel­ne ge­ne­ra­li­sie­ren­de Ele­men­te vor­han­den sein, die ty­pi­sier­te Be­rufs­er­fah­rung berück­sich­tigt, wie dies das be­klag­te Land be­son­ders mit der Re­ge­lung des § 27 A Abs. 2 BAT ver­bin­det. Das Le­bens­al­ters­stu­fen­sys­tem ist je­doch kein ge­eig­ne­tes Sys­tem ein sol­ches Ziel (Ho­no­rie­rung der Be­rufs­er­fah­rung) zu ver­fol­gen. Dies folgt schon al­lein dar­aus, dass den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ein ge­nau­so ein­fa­ches und hand­hab­ba­res Sys­tem mit ei­ner An­bin­dung der Vergütung an das Dienst­al­ter hätten ver­ein­ba­ren können, das eben nicht auf ty­pi­sie­ren­de und da­mit nur im Re­gel­fall zu­tref­fen­de Fall­ge­stal­tun­gen zurück­grei­fen muss. Zu­dem ist auch un­ter Ein­be­zie­hung der Ab­sen­kungs­be­stim­mung des Abs. 2 des § 27 A BAT je­den­falls in der Vergütungs­grup­pe des Klägers bis zum 35. Le­bens­jahr ei­ne di­rek­te un­mit­tel­ba­re An­bin­dung an das Le­bens­al­ter ge­ge­ben, oh­ne jeg­li­chen Ein­fluss ei­ner Be­rufs­er­fah­rung. Die Be­trach­tung even­tu­el­ler bei ei­ner Ein­stel­lung ty­pi­scher­wei­se zu er­war­ten­den Be­rufs­er­fah­rung ist rei­ne Spe­ku­la­ti­on und hat in der Vergütungs­re­ge­lung al­len­falls mar­gi­na­le Be­deu­tung er­hal­ten Zwar wird die­ser Ef­fekt durch die Be­stim­mung des fik­ti­ven Le­bens­al­ters ab ei­ner Ein­stel­lung ab den 35. Le­bens­jahr ab­ge­mil­dert, den­noch ist der jünge­re Ar­beit­neh­mer (bis auf we­ni­ge rech­ne­ri­sche Über­schei­dun­gen) auf­grund und nur auf­grund des Le­bens­al­ters bei ei­ner glei­chen Be­rufs­er­fah­rung be­nach­tei­ligt. Ins­be­son­de­re war für die Kam­mer kein ty­pi­scher Ge­sche­hens­ab­lauf da­hin­ge­hend er­sicht­lich, dass im We­sent­li­chen von ei­nem gleichmäßigen Ein­stel­lungs­al­ter und ty­pi­scher Vor­be­rufs­er­fah­rung aus­zu­ge­hen ist. Es bleibt bei dem vor­lie­gen­den Le­bens­al­ters­stu­fen­sys­tem da­bei, dass der vor­herr­schen­de Pa­ra­me­ter für die Be­mes­sung in­ner­halb ei­ner Vergütungs­grup­pe das Le­bens­al­ter dar­stellt. Die­ses Er­geb­nis wird, wie be­reits vom Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend dar­ge­stellt, von der über­wie­gen­den Mei­nung der Li­te­ra­tur ge­teilt (sie­he mit vie­len Nach­wei­sen Ur­teil des Ar­beits­ge­richts vom 22.08.2007 zu Zif­fer 1.1.3-2.1).

2.2.2.2 Eben­so er­gibt sich we­der aus der Ge­ne­ral­klau­sel des § 10 Satz 1, 2 AGG – we­gen des Feh­lens ei­nes rechtmäßigen Ziels – noch aus § 5 oder § 8 Abs. 1 AGG ei­ne Recht­fer­ti­gung der un­mit­tel­ba­ren Be­nach­tei­li­gung. In­so­weit schließt sich die Kam­mer der zu­tref­fen­den Be­gründung des Ar­beits­ge­richts an.

 

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2.3 Die be­nach­tei­li­gen­de Staf­fe­lung der Grund­vergütung nach Le­bens­al­ters­stu­fen des § 27 A I BAT iVm dem Vergütungs­ta­rif­ver­trag Nr. 35 und dem An­wen­dungs­ta­rif­ver­trag ist in­so­weit un­wirk­sam, als sie für die Ar­beits­leis­tung des Klägers we­gen des Le­bens­al­ters ei­ne ge­rin­ge­re Vergütung aus­weist, als die für ei­ne ver­gleich­ba­re Ar­beits­leis­tung zu be­an­spru­chen­de Vergütung der Le­bens­al­ters­stu­fe 47. § 7 Abs. 2 AGG erklärt auch Kol­lek­tiv­ver­ein­ba­run­gen, die ei­ne dis­kri­mi­nie­ren­de Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne des Ge­set­zes ent­hal­ten, für un­wirk­sam bzw. für in­so­weit un­wirk­sam. In der amt­li­chen Be­gründung heißt es da­zu, dies ent­spre­che der bis­he­ri­gen Rechts­la­ge; die Vor­schrift tra­ge „de­kla­ra­to­ri­schen Cha­rak­ter“ und sol­le die primäre Sank­tio­nie­rung der­ar­ti­ger Rechts­verstöße deut­lich ma­chen (BT –Dr16/1780, S.34). Die Ar­beits­ge­richts­bar­keit ist dem­nach ermäch­tigt, in ei­nem Ver­fah­ren auf Fest­stel­lung oder Leis­tung von der Un­wirk­sam­keit ei­ner be­nach­tei­li­gen­den Klau­sel (Kas­sa­to­ri­sche Wir­kung) aus­zu­ge­hen (Wie­de­mann, NZA 2007, 950). Es kann da­hin­ste­hen, ob die Rechts­fol­ge der Un­wirk­sam­keit der Ver­ein­ba­rung so­weit be­nach­tei­li­gend ist di­rekt aus § 7 Abs. 2 AGG oder aus 134 BGB IVm § 1,3, 7 Abs. 1 AGG folgt. Die Rechts­fol­ge ist iden­tisch, die Nich­tig­keit des ge­sam­ten Ta­rif­ver­tra­ges ist nach § 139 BGB nicht an­zu­neh­men

2.4 Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt wei­ter ent­schie­den, dass der Kläger für die Ver­gan-gen­heit und Zu­kunft bis zu ei­ner ta­rif­ver­trag­li­chen Neu­re­ge­lung ei­nen An­spruch auf Gleich­stel­lung mit den (Meist-) Begüns­tig­ten ("An­pas­sung nach oben"), d.h. auf Zah­lung der Vergütung nach der höchs­ten Le­bens­al­ters­stu­fe 47 hat.

2.4.1 Bei Verstößen ge­gen die Be­nach­tei­li­gungs­ver­bo­te des § 1,3 AGG sind die leis­tungs­gewähren­den, nicht be­nach­tei­li­gen­den Ta­rif­ver­trags­be­stim­mun­gen auf die­je­ni­gen Per­so­nen zu er­stre­cken, die ent­ge­gen den Be­nach­tei­li­gungs­ver­bo­ten von den ta­rif­li­chen Leis­tun­gen aus­ge­schlos­sen wur­den (BAG Ur­teil vom 24.Sep­tem­ber 2003 – 10 AZR 675/02 - AP Tz­B­fG § 4 Nr. 4). Das ist je­den­falls so­lan­ge an­zu­neh­men, bis die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en selbst ei­ne dis­kri­mi­nie­rungs­freie Re­ge­lung schaf­fen (ErfK/Preis 4. Aufl. § 4 Tz­B­fG Rn. 75). Bei Verstößen ge­gen das Ge­bot der Gleich­be­hand­lung, wie auch ge­gen Be­nach­tei­li­gungs­ver­bo­te hat in al­ler Re­gel ei­ne "An­pas­sung nach oben", statt­zu­fin­den wo­bei leis­tungs­gewähren­de Ta­rif­ver­trags­be­stim­mun­gen auf die­je­ni­gen Per­so­nen er­streckt wer­den, die ent­ge­gen dem Ge­bot der Gleich­be­hand­lung von der Gewährung ta­rif­li­cher Leis­tun­gen - auch teil­wei­se - aus­ge­schlos­sen wur­den. Dies ent­spricht auch der Recht­spre­chung des eu­ropäischen Ge­richts­hofs in Fällen der Verstöße ge­gen Art. 119 EGV (z.B. EuGH 27. Ju­ni 1990 – C-33/89 - Ko­wals­ka - Eu­GHE I 1990, 2591, BAG Ur­teil vom 24.Sep­tem­ber 2003 - 10 AZR 675/02 - AP Nr. 4 zu § 4 Tz­B­fG). Da­zu stell­te der EuGH fest: „Im Fal­le ei­ner mit­tel­ba­ren Dis­kri­mi­nie­rung durch ei­ne Be­stim­mung ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges ist das na­tio­na­le Ge­richt ver­pflich­tet, die­se Be­stim­mung -

 

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oh­ne dass es ih­re vor­he­ri­ge Be­sei­ti­gung durch Ta­rif­ver­hand­lun­gen oder auf an­de­ren We­gen be­an­tra­gen oder ab­war­ten müss­te - außer An­wen­dung zu las­sen und auf die An­gehöri­gen der durch die­se Dis­kri­mi­nie­rung be­nach­tei­lig­ten Grup­pe die glei­che Re­ge­lung wie auf die übri­gen Ar­beit­neh­mer an­zu­wen­den, wo­bei die­se Re­ge­lung so lan­ge Art. 119 EWG-Ver­trag im na­tio­na­len Recht nicht ord­nungs­gemäß durch­geführt ist, das ein­zi­ge gülti­ge Be­zugs­sys­tem bleibt“ (EuGH vom 7. Fe­bru­ar 1991 – C-184/89 – NZA 1991, 513). Da­bei ist vor­lie­gend zwar kei­ne Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne des in 119 EWG-Ver­trag nie­der­ge­leg­ten Ver­bots je­der Dis­kri­mi­nie­rung zwi­schen männ­li­chen und weib­li­chen Ar­beit­neh­mern auf dem Ge­biet des Ar­beits­ent­gelts ge­ge­ben. Es kann sich je­doch nichts an­de­res er­ge­ben. Dies gilt um so mehr als der EuGH mit sei­ner Ent­schei­dung vom 22.11.2005 (- C - 144/04 -, AP Richt­li­nie 2000/78/EG Nr. 1) fest­ge­stellt hat, dass das Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters sich nicht nur aus der Rah­men­richt­li­nie 2000/78/EG selbst er­ge­be, son­dern dass es als all­ge­mei­ner Grund­satz des Ge­mein­schafts­rechts an­zu­se­hen sei. Das fol­ge dar­aus, dass das grundsätz­li­che Ver­bot u. a. auch die­ser Form der Dis­kri­mi­nie­rung als Teil des all­ge­mei­nen Grund­sat­zes der Gleich­be­hand­lung sei­nen Ur­sprung in ver­schie­de­nen völker­recht­li­chen Verträgen und den ge­mein­sa­men Ver­fas­sungs­tra­di­tio­nen der Mit­glied­staa­ten ha­be (Rn. 74 ff.). Es ob­lie­ge da­her dem na­tio­na­len Ge­richt, bei dem ein Rechts­streit über das Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters anhängig ist, im Rah­men sei­ner Zuständig­keit den recht­li­chen Schutz, der sich für den Ein­zel­nen aus dem Ge­mein­schafts­recht er­gibt, zu gewähr­leis­ten und die vol­le Wirk­sam­keit des Ge­mein­schafts­rechts zu ga­ran­tie­ren, in­dem es je­de mögli­cher­wei­se ent­ge­gen­ste­hen­de Be­stim­mung des Na­tio­na­len Rechts un­an­ge­wen­det lässt, auch wenn die Frist zur Um­set­zung der Richt­li­ni­en noch nicht ab­ge­lau­fen ist. Da­bei kann vor­lie­gend die vom BAG (Be­schluss vom 27.06.2006 - 3 AZR 352/05 (A)- ju­ris) auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge in­wie­weit das Primärrecht der EG ein Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters ent-hal­te, des­sen Schutz die Ge­rich­te der Mit­glied­staa­ten auch dann zu gewähr­leis­ten ha­ben, wenn die mögli­cher­wei­se dis­kri­mi­nie­ren­de Be­hand­lung kei­nen ge­mein­schafts­recht­li­chen Be­zug auf­wei­se da­hin­ste­hen, da ein sol­cher ge­mein­schafts­recht­li­cher Be­zug vor­lie­gend ge­ra­de ge­ge­ben ist. Nach An­sicht der Kam­mer kann ei­ne sol­che ef­fek­ti­ve Durch­set­zung all-ge­mei­ner Grundsätze des Ge­mein­schafts­rechts nur mit ei­ner Be­sei­ti­gung der Be­nach­tei­li­gung im Rah­men ei­ner Gleich­set­zung mit dem un­rechtmäßig Be­vor­zug­ten er­fol­gen. Al­le an-de­ren vom Ar­beits­ge­richt dis­ku­tier­ten Lösungs­vor­schläge können ei­ne Be­sei­ti­gung der Be­nach­tei­li­gung nicht er­rei­chen.

2.4.2 Wei­ter hat das Ar­beits­ge­richt grundsätz­lich ei­nen An­spruch des Klägers aus § 8 Abs. 2 AGG auf die Gleich­stel­lung mit dem Meist­begüns­tig­ten her­ge­lei­tet. Dies ist zu­tref­fend. In­so­weit schließt sich die Kam­mer den Erwägun­gen des Ar­beits­ge­richts an (vgl Zif­fer 1.1.3.-5.1 ff).Auch das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat ent­schie­den, dass aus der Wer­tung in § 2 Abs. 1

 

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Nr. 2 und § 8 Abs. 2 AGG fol­ge, dass bei ei­ner die­sem Ge­setz wi­der­spre­chen­den Dis­kri­mi­nie­rung ei­ne Grund­la­ge für Ansprüche auf glei­ches Ent­gelt für glei­che oder gleich­wer­ti­ge Ar­bei­ten ge­ge­ben sei (BT-Drucks. 16/1780 S. 35). Auch § 612 Abs. 3 BGB stel­le, trotz sei­ner For­mu­lie­rung als Ver­bots­norm, ei­ne An­spruchs­grund­la­ge für die vor­ent­hal­te­nen Ent­gelt­be­stand­tei­le dar (BAG Ur­teil vom 20. Au­gust 2002 – 9 AZR 710/00 – BA­GE 102,225). Eben­so er­ge­be der ar­beits­recht­li­che Gleich­be­hand­lungs­grund­satz den be­nach­tei­lig­ten Ar­beit­neh­mern ei­nen An­spruch auf die Leis­tun­gen, die ih­nen vor­ent­hal­ten wor­den sei­en (BAG Ur­teil vom 11. De­zem­ber 2007 - 3 AZR 249/06 - AP Nr. 1 zu § 2 AGG). Ei­ne un­ter­schied­li­che Rechts­fol­ge für un­ter­schied­li­che Merk­ma­le des § 1 AGG kann es da­bei nicht ge­ben.

2.5 Ent­ge­gen der An­sicht des Ar­beits­ge­richts schei­tert der An­spruch des Klägers auf Gleich­stel­lung mit dem Meist­begüns­tig­ten auch (zur­zeit) nicht an den Grundsätzen des Ver­trau­ens­schut­zes.

2.5.1 Das AGG er­greift al­le in­di­vi­du­el­len und kol­lek­ti­ven Ver­ein­ba­run­gen, die im Zeit­punkt sei­nes In­kraft­tre­tens am 17. 8. 2006 gal­ten. Al­so auch sol­che Ta­rif­verträge die schon vor die­sem Da­tum ab­ge­schlos­sen wur­den. Dies er­folgt aber nur mit ex nunc-Wir­kung; das AGG legt sich in § 33 AGG kei­ne Rück­wir­kung zu. Für Be­nach­tei­li­gun­gen von Beschäftig­ten, auch bei Dau­er­tat­beständen, die vor dem 18.08.2006 be­gon­nen ha­ben, gilt das AGG ab sei­nem In­kraft­tre­ten. Dies be­trifft nicht nur nachträgli­che Ände­run­gen z.B. von Dau­er­schuld­verhält­nis­sen, son­dern auch den be­ste­hen­den Ver­trag. Mit In­kraft­tre­ten des Ge­set­zes wer­den die be­nach­tei­li­gen­den Re­ge­lun­gen gem. § 7 Abs. 2 AGG (134 GBG) un­wirk­sam. Der Ge­setz­ge­ber hat für Teil­be­rei­che aus­drück­li­che Über­g­angs­re­ge­lun­gen ge­schaf­fen, so für Ver­si­che­rungs­verträge. Dies fehlt für ar­beits­recht­li­che Be­nach­tei­li­gungs­tat­bestände, weil sie die eu­ropäischen Vor­ga­ben nicht vor­se­hen (MK-Thüsing, AGG, § 33 Rd­Nr.1). Al­lein dies spricht ge­gen die Einräum­ung ei­nes richter­recht­li­chen Ver­trau­ens­schut­zes.

2.5.2 Die Grundsätze des Ver­trau­ens­schut­zes grei­fen darüber hin­aus schon des­halb nicht ein, weil zum ei­nen le­dig­lich der Fall ei­ner sog. un­ech­ten Rück­wir­kung vor­liegt und zum an­de­ren ein geschütz­ter Ver­trau­en­stat­be­stand nicht vor­liegt. Für die Fälle ei­ner "un­ech­ten" Rück­wir­kung be­sitzt der Ge­setz­ge­ber grundsätz­lich ei­nen größeren Spiel­raum als für ei­nen Ein­griff in be­reits ab­ge­schlos­se­ne Tat­bestände. Ei­ne „un­ech­te“ Rück­wir­kung liegt dann vor, wenn ei­ne Norm auf ge­genwärti­ge, noch nicht ab­ge­schlos­se­ne Sach­ver­hal­te und Rechts­be­zie­hun­gen für die Zu­kunft ein­wirkt und da­mit zu­gleich die be­trof­fe­ne Rechts­po­si­ti­on nachträglich ent­wer­tet. Auch hier hat der Ge­setz­ge­ber Ge­sichts­punk­te des Ver­trau­ens­schut­zes und der Verhält­nismäßig­keit zu berück­sich­ti­gen; sol­che Grundsätze sind je­doch erst ver­letzt, wenn die vom Ge­setz­ge­ber an­ge­ord­ne­te un­ech­te Rück­wir­kung zur Er­rei­chung des Ge­set-

 

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zes­zwecks nicht ge­eig­net oder er­for­der­lich ist oder wenn die Be­stands­in­ter­es­sen der Be-trof­fe­nen die Verände­rungs­gründe des Ge­setz­ge­bers über­wie­gen (vgl. BVerfG vom 10.08.2006 - 2 BvR 563/05 -DVBl 2006, 1370-1372; stRspr). Not­wen­dig ist al­ler­dings, dass ein geschütz­ter Ver­trau­en­stat­be­stand be­steht und die Ent­wick­lung der Rechts­la­ge nicht vor­her­seh­bar war (BVerfG vom 14.01.1987 -1BvR 1052/79 – BVerfGE 74, 129).
Die Be­stim­mun­gen des AGG re­geln ei­ne be­deu­ten­de, teil­wei­se auch grund­recht­lich ab­ge­si­cher­te (vgl. Art. 3 GG), Ma­te­rie, de­ren Re­ge­lung not­wen­dig und er­for­der­lich ist. Die Be­stim­mun­gen sind durch be­son­de­re le­gi­ti­mie­ren­de Gründe ge­recht­fer­tigt (vgl. BAG, Ur­teil vom 17. Ju­ni 2008 - 3 AZR 409/06 – ju­ris) Ins­be­son­de­re in sei­ner Ent­schei­dung vom 22.11.2005 ( - C-144/04 - AP Nr 1 zu Richt­li­nie 2000/78/EG) hat der Eu­ropäische Ge­richts­hof auf die Be­deu­tung der Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf hin­ge­wie­sen. Die da­zu er­las­se­ner Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf ist auf der Grund­la­ge des Ar­ti­kels 13 EG er­las­sen wor­den. Die fünf­und­zwan­zigs­te Be­gründungs­erwägung die­ser Richt­li­nie lau­tet: „Das Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters stellt ein we­sent­li­ches Ele­ment zur Er­rei­chung der Zie­le der beschäfti­gungs­po­li­ti­schen Leit­li­ni­en und zur Förde­rung der Viel­falt im Be­reich der Beschäfti­gung dar. Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters können un­ter be­stimm­ten Umständen je­doch ge­recht­fer­tigt sein und er­for­dern da­her be­son­de­re Be­stim­mun­gen, die je nach der Si­tua­ti­on der Mit­glied­staa­ten un­ter­schied­lich sein können. Es ist da­her un­be­dingt zu un­ter­schei­den zwi­schen ei­ner Un­gleich­be­hand­lung, die ins­be­son­de­re durch rechtmäßige Zie­le im Be­reich der Beschäfti­gungs­po­li­tik, des Ar­beits­mark­tes und der be­ruf­li­chen Bil­dung ge­recht­fer­tigt ist, und ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung, die zu ver­bie­ten ist.“ Nach ih­rem Ar­ti­kel 1 be­zweckt die Richt­li­nie 2000/78/EG „die Schaf­fung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens zur Bekämp­fung der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen der Re­li­gi­on oder der Welt­an­schau­ung, ei­ner Be­hin­de­rung, des Al­ters oder der se­xu­el­len Aus­rich­tung in Beschäfti­gung und Be­ruf im Hin­blick auf die Ver­wirk­li­chung des Grund­sat­zes der Gleich­be­hand­lung in den Mit­glied­staa­ten“. Ar­ti­kel 6 Ab­satz 1 der Richt­li­nie lau­tet: „Un­ge­ach­tet des Ar­ti­kels 2 Ab­satz 2 können die Mit­glied­staa­ten vor­se­hen, dass Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stel­len, so­fern sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen sind und im Rah­men des na­tio­na­len Rechts durch ein le­gi­ti­mes Ziel, wor­un­ter ins­be­son­de­re rechtmäßige Zie­le aus den Be­rei­chen Beschäfti­gungs­po­li­tik, Ar­beits­markt und be­ruf­li­che Bil­dung zu ver­ste­hen sind, ge­recht­fer­tigt sind und die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind“. Nach Ar­ti­kel 18 Ab­satz 1 der Richt­li­nie muss­ten die Mit­glied­staa­ten die er­for­der­li­chen Rechts- und Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten er­las­sen, um die­ser Richt­li­nie spätes­tens bis zum 2. De­zem­ber 2003 nach­zu­kom­men. Gem. Ab­satz 2 die­ses Ar­ti­kels be­steht je­doch die Möglich­keit, dass die Mit­glied­staa­ten er­for­der­li­chen­falls ei­ne Zu­satz­frist von drei Jah­ren ab dem 2. De­zem­ber 2003, d. h. ins­ge­samt sechs

 

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Jah­re, in An­spruch neh­men, um die Be­stim­mun­gen die­ser Richt­li­nie über die Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters und ei­ner Be­hin­de­rung um­zu­set­zen. Da­von hat die Bun­des­re­pu­blik Ge­brauch ge­macht, so dass die Um­set­zungs­frist am 2. De­zem­ber 2006 ab­lief. Das be­klag­te Land muss­te al­ler­dings schon seit En­de 2000 mit ei­ner Um­set­zung der Richt­li­nie rech­nen. Da­bei leg­te das Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­ri­um be­reits am 10. De­zem­ber 2001 den Dis­kus­si­ons­ent­wurf ei­nes Ge­set­zes zur Ver­hin­de­rung von Dis­kri­mi­nie­run­gen im Zi­vil­recht vor. Bis zur Neu­bil­dung der Re­gie­rung nach den Bun­des­tags­wah­len vom Sep­tem­ber 2002 war das Ge­set­zes­vor­ha­ben al­ler­dings noch nicht um­ge­setzt. Am 6. Mai 2004 leg­te das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fa­mi­lie, Se­nio­ren, Frau­en und Ju­gend den Ent­wurf ei­nes Ar­ti­kel­ge­set­zes vor, das ein se­pa­ra­tes „ar­beits­recht­li­ches An­ti­dis­kri­mi­nie­rungs­ge­setz“ und ein „zi­vil­recht­li­ches An­ti­dis­kri-mi­nie­rungs­ge­setz“ ent­hielt, das in das BGB ein­gefügt wer­den soll­te. We­ni­ge Zeit später ent­schied die Bun­des­re­gie­rung, ein ein­heit­li­ches An­ti­dis­kri­mi­nie­rungs­ge­setz um­zu­set­zen. Die­ses wur­de durch die Ko­ali­ti­ons­frak­tio­nen am 16. De­zem­ber 2004 im Par­la­ment ein­ge­bracht (BT-Druck­sa­che 15/4538). Aus der His­to­rie und der Um­set­zungs­pflicht der Richt­li­nie und dem Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren muss­te das be­klag­te Land ver­ge­genwärti­gen, dass ei­ne Um­set­zung der Richt­li­nie er­fol­gen würde. Dies war für das be­klag­te Land bei Ab­schluss des An­er­ken­nungs­ta­rif­ver­tra­ges vor­her­seh­bar.
Dies hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt auch für den Fall ei­ner dis­kri­mi­nie­ren­den Re­ge­lung die § 4 Tz­B­fG wi­der­spricht ent­schie­den und da­zu fest­ge­stellt,: dass das Tz­B­fG oh­ne Über­g­angs­re­ge­lung gel­te. Sei­ne Be­stim­mun­gen er­streck­ten sich auf al­le Sach­ver­hal­te, die sich seit dem 1. Ja­nu­ar 2001 in sei­nem Gel­tungs­be­reich ver­wirk­li­chen. Da­nach müss­ten sich auch Ta­rif­verträge, die be­reits vor In-Kraft-Tre­ten des Tz­B­fG ver­ein­bart wa­ren, an den Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bo­ten die­ses Ge­set­zes mes­sen las­sen. § 4 Tz­B­fG knüpfe auch in­so­weit an ei­nen ge­genwärti­gen, noch nicht ab­ge­schlos­se­nen Sach­ver­halt an. Ei­ne sol­che An­knüpfung sei grundsätz­lich zulässig. Der Ge­sichts­punkt des Ver­trau­ens­schut­zes könne al­ler­dings je nach La­ge der Verhält­nis­se im Ein­zel­fall der Re­ge­lungs­be­fug­nis Schran­ken set­zen. Wie weit der Ver­trau­ens­schutz bei Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bo­ten reicht, könne of­fen blei­ben. Be­reits beim Ab-schluss des Ta­rif­ver­trags hätten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en da­von aus­ge­hen müssen, dass der Ge­setz­ge­ber sei­ner Ver­pflich­tung zur Um­set­zung der Richt­li­nie 1999/70/EG des Ra­tes vom 28. Ju­ni 1999 zu der EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se vom 18. März 1999 bis spätes­tens 10. Ju­li 2001 nach­kom­me (BAG Ur­teil vom 15.Ju­li 2004 - 6 AZR 25/03 – ju­ris). So liegt der Fall, wie oben dar­ge­stellt, hier auch.

Wei­ter hat der Eu­ropäische Ge­richts­hof be­reits ent­schie­den, dass die Mit­glied­staa­ten während der Frist für die Um­set­zung ei­ner Richt­li­nie kei­ne Vor­schrif­ten er­las­sen dürfen, die ge­eig­net sind, die Er­rei­chung des in die­ser Richt­li­nie vor­ge­schrie­be­nen Zie­les ernst­lich in Fra­ge zu stel­len. Sie müssen sämt­li­che Maßnah­men un­ter­las­sen, die die Ver­wirk­li­chung der

 

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Ver­trags­zie­le gefähr­den können (vgl Oet­ker/Preis, EAS, Teil B 1000 Rd­nr.104 f). Dies trifft vor­lie­gend mit dem bun­des­staat­lich or­ga­ni­sier­ten Mit­glieds­staat auch die Bun­desländer (Art. 20 GG) und mit­hin das be­klag­te Land.

2.6. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt eben­falls ent­schie­den, dass die Be­stim­mung des § 15 Abs. 3 AGG – un­abhängig da­von ob die Be­stim­mun­gen der Vor­ga­be der Richt­li­nie 2000/78/EG ent­spricht – vor­lie­gend nicht zum Tra­gen kommt, da die­se auf den An­spruch auf Be­sei­ti­gung der be­nach­tei­li­gen­den Maßnah­me kei­ne An­wen­dung fin­den. In § 21 AGG hat der Ge­setz­ge­ber dem Scha­den­satz- und Entschädi­gungs­an­spruch für Dis­kri­mi­nie­run­gen im Zi­vil­rechts­ver­kehr ei­ge­ne Be­sei­ti­gungs- und Un­ter­las­sungs­ansprüche vor­ge­la­gert. Bei sol­chen Be­nach­tei­li­gun­gen wird ein ver­schul­dens­un­abhängi­ger An­spruch auf Be­sei­ti­gung der Zurück­set­zung ein­geräumt und, wenn wei­te­re Be­ein­träch­ti­gun­gen zu befürch­ten sind, ein An­spruch auf Un­ter­las­sung. Im Rah­men der Ver­trags­an­bah­nung und erst recht in­ner­halb von Ver­trags­verhält­nis­sen stellt der Be­sei­ti­gungs­an­spruch nichts an­de­res dar als die Fort­set­zung des primären Gleich­be­hand­lungs­an­spruchs, die Un­gleich­be­hand­lung soll auch und ge­ra­de für die Ver­gan­gen­heit „auf­ge­ho­ben“ wer­den (Wie­de­mann Ta­rif­ver­trag und Dis­kri­mi­nie­rungs-schutz, NZA 2007, 953)
Im ar­beits­recht­li­chen Ab­schnitt des Ge­set­zes ist ei­ne da­hin­ge­hen­de Rechts­fol­ge nicht ge­re­gelt. Der Ge­setz­ge­ber will je­doch, wie die Re­ge­lung des § 7 Abs. 3 AGG ver­deut­li­chen soll das glei­che Vor­stel­lungs­bild zu­grun­de le­gen, wenn er die un­zulässi­ge Be­nach­tei­li­gung als ei­ne ver­schul­dens­un­abhängi­ge Pflicht­ver­let­zung des Ar­beit­ge­bers qua­li­fi­ziert. Dies be­deu­tet zunächst nach der Dog­ma­tik des all­ge­mei­nen ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes, dass die beschäftig­te Per­son dis­kri­mi­nie­rungs­frei­es Ver­hal­ten er­war­ten und bei sach­wid­ri­gen Dif­fe­ren­zie­run­gen de­ren Aus­gleich (= Be­sei­ti­gung) und ge­ge­be­nen­falls Un­ter­las­sen for­dern kann. Ansprüche nach § 15 AGG auf Scha­den­er­satz und Entschädi­gung sind Se­kundäransprüche, die dem Er­satz nach § 280 BGB nach­ge­bil­det und in § 15 Abs. 3 und Abs. 4 AGG ein­ge­schränkt sind (Wie­de­mann Ta­rif­ver­trag und Dis­kri­mi­nie­rungs­schutz, NZA 2007, 953). Mit­hin be­steht der An­spruch auf ein be­nach­tei­li­gungs­frei­es Ver­hal­ten ne­ben den Ansprüchen auf Scha­dens­er­satz. Dass der Ge­setz­ge­ber in ei­nem Ar­beits­verhält­nis ste­hen­de Per­so­nen aus­sch­ließlich auf Entschädi­gungs- und Scha­dens­er­satz­re­ge­lun­gen zur Be­sei­ti­gung des be­nach­tei­li­gen­den Zu­stan­des ver­wei­sen woll­te kann nicht an­ge­nom­men wer­den.

2.7 Sch­ließlich hat der Kläger sei­ne Ansprüche recht­zei­tig gel­tend ge­macht. Die Fris­ten des § 15 Abs. 4 AGG fin­den vor­lie­gend kei­ne An­wen­dung, da sie le­dig­lich Scha­den­se­ratz- bzw. Entschädi­gungs­ansprüche be­tref­fen. Die Aus­schluss­fris­ten des § 70 BAT hat der Kläger zu­min­dest mit der am 8. Fe­bru­ar 2007 zu­ge­stell­ten Kla­ge ge­wahrt. Im Ge­gen­satz zu den außer­ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chungs­schrei­ben wird zu­min­dest aus dem Hilfs­an­trag und der

 

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Kla­ge­be­gründung er­sicht­lich, dass der Kläger ei­ne Be­sei­ti­gung ei­ner Be­nach­tei­li­gung ver-langt, die er hin­sicht­lich des als ge­ge­ben an­sieht. Wei­ter ist er­sicht­lich, dass die­se Be­sei­ti-gung der Be­nach­tei­li­gung mit der Zah­lung der höchs­ten Le­bens­al­ters­stu­fen­vergütung er­fol­gen soll.

3. Die Ansprüche des Klägers sind auch nicht auf­grund Art. 9 Abs. 3 GG aus­ge­sch­los-sen.. Die­se Ver­fas­sungs­norm gewähr­leis­tet als Teil der Ko­ali­ti­ons­frei­heit auch die Ta­rif­au­to­no­mie (BVerfG, Be­schluss vom 3. April 2001 – 1 BvL 32/97- BVerfGE 103,293). Das Ta­rif-ver­trags­ge­setz füllt den von der Ver­fas­sung vor­ge­ge­be­nen Rah­men aus (BAG, Ur­teil vom 15. Fe­bru­ar 2005 – 9 AZR 51/04 – BA­GE 113,343) . Des­sen durch die Ver­fas­sungs­ord­nung vor­ge­ge­be­ner Zweck ist es, die Ta­rif­au­to­no­mie weit­ge­hend zu ak­tua­li­sie­ren. Die Re­ge­lungs­macht der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ist al­ler­dings nicht in­halt­lich un­be­grenzt. Ta­rif­verträge un­ter­lie­gen zwar kei­ner Bil­lig­keits­kon­trol­le. Die Ge­rich­te ha­ben sie al­ler­dings dar­auf­hin zu über­prüfen, ob sie ge­gen das Grund­ge­setz oder an­de­res höher­ran­gi­ges Recht ver­s­toßen. So hat das BAG ent­schie­den, dass Fol­ge des Ver­s­toßes ge­gen das Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot des § 4 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG die teil­wei­se Nich­tig­keit der Ta­rif­be­stim­mung nach sich zieht und die leis­tungs­gewähren­den Ta­rif­ver­trags­be­stim­mun­gen auf die­je­ni­gen Per­so­nen zu er­stre­cken sind, die ent­ge­gen den Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bo­ten von den ta­rif­li­chen Leis­tun­gen aus­ge­schlos­sen wur­den(BAG, Ur­teil vom 15.Ju­li 2004 - 6 AZR 25/03 – ju­ris). Es hat in die­ser Leis­tungs­gewährung kei­nen Ver­s­toß ge­gen Art. 9 Abs. 3 GG ge­se­hen. Vor­lie­gend gilt nach den Be­stim­mun­gen des AGG nichts an­de­res. Den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en bleibt es un­be­nom-men, ei­ne dis­kri­mi­nie­rungs­freie Re­ge­lung zu schaf­fen.

4. Hin­sicht­lich der be­gehr­ten Orts­zu­schlags­stu­fe 3 ist die Be­ru­fung un­be­gründet. Sie war des­halb in­so­weit zurück­zu­wei­sen.

4.1 Gem. § 26 Abs. 1 BAT ist der Orts­zu­schlag ne­ben der Grund­vergütung ein Teil dem Beschäftig­ten zu­ste­hen­den Ar­beits­ent­gelts. Sei­ne Höhe be­misst sich gemäß § 29 Ab­schnitt A Abs. 1 BAT nach der Ta­rif­klas­se, der die Vergütungs­grup­pe des An­ge­stell­ten zu­ge­teilt ist (Ab­satz 2), und nach der Stu­fe, die den Fa­mi­li­en­verhält­nis­sen des An­ge­stell­ten ent­spricht (Ab­schnitt B). Mit der An­knüpfung an die Fa­mi­li­en­verhält­nis­se und der Ver­wei­sung auf die im Ab­schnitt B ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en den ge­setz­li­chen Fa­mi­li­enständen Stu­fen des Orts­zu­schlags zu­ge­ord­net (§ 29 Ab­schnitt B Abs. 1 und Abs. 2 BAT). Der Be­griff des Fa­mi­li­en­stan­des be­zeich­net den Per­so­nen­stand des An­ge­stell­ten, aus dem sich er­gibt, ob die­ser le­dig oder ver­hei­ra­tet ist oder in ei­nem an­de­ren fa­mi­li­en­recht­li­chen Sta­tus lebt. Die je­wei­li­gen Stu­fen des Orts­zu­schlags be­stim­men sich nach ei­ner mit die­sen Verhält­nis­sen ver­bun­de­nen ge­setz­li­chen Un­ter­halts­pflicht oder dar­auf zurück­ge­hen­de Be­darfs­si-

 

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tua­ti­on. Dem­ent­spre­chend er­hal­ten le­di­ge oder ge­schie­de­ne An­ge­stell­te, so­wie sol­che Per­so­nen, de­ren Ehe für nich­tig erklärt oder auf­ge­ho­ben ist, nur den Orts­zu­schlag der Stu­fe 1 (§ 29 Ab­schnitt B Abs. 1 BAT). Den höhe­ren Orts­zu­schlag der Stu­fe 2 be­zie­hen nach Abs. 2 die­ser Ta­rif­norm ver­hei­ra­te­te An­ge­stell­te (Nr. 1), ver­wit­we­te An­ge­stell­te (Nr. 2) oder ge­schie­de­ne An­ge­stell­te, so­weit sie zum nach­e­he­li­chen Un­ter­halt ver­pflich­tet sind (Nr. 3). Falls Per­so­nen, die der Stu­fe 1 zu­ge­ord­net sind, können sie An­spruch auf den höhe­ren Orts­zu­schlag er­wer­ben, wenn sie mit ei­ner wei­te­ren Per­son zu­sam­men­le­ben, auf de­ren Hil­fe sie aus be­ruf­li­chen oder ge­sund­heit­li­chen Gründen an­ge­wie­sen sind oder der sie oh­ne­hin auf Grund ei­ner ge­setz­li­chen oder sitt­li­chen Pflicht Un­ter­halt schul­den. Bei ei­ner sol­chen Ein­stands­ge­mein­schaft dürfen al­ler­dings die ei­ge­nen Einkünf­te der in die Woh­nung auf­ge­nom­me­nen Per­son die in § 29 Ab­schnitt B Abs. 2 Satz 2 BAT ge­re­gel­te Ei­gen­mit­tel­g­ren­ze nicht über­schrei­ten. Mit die­ser Kon­zep­ti­on ver­folgt der Orts­zu­schlag den Zweck, die mit ei­nem be­stimm­ten Fa­mi­li­en­stand oder ei­ner be­stimm­ten Le­bens­ge­mein­schaft ver­bun­de­nen fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen ei­nes An­ge­stell­ten zu min­dern. Für die Gewährung die­ses Vergütungs­be­stand­teils konn­ten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en in ver­fas­sungs­recht­lich un­be­denk­li­cher Wei­se an die mit ei­nem ge­setz­li­chen Fa­mi­li­en­stand ty­pi­scher­wei­se ver­bun­de­nen Un­ter­halts­las­ten ab­stel­len und bei sons­ti­gen Le­bens­ge­mein­schaf­ten den Be­zug des höhe­ren Orts­zu­schlags von be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen abhängig ma­chen (BVerfG, Be­schluss vom 21. Mai 1999 – 1 BvR 726/98 – NZA 1999, 878). Auf die Stu­fe 3 ha­ben An­ge­stell­te An­spruch, de­nen Kin-der­geld nach dem Ein­kom­mens­steu­er­ge­setz oder nach dem Bun­des­kin­der­geld­ge­setz zu-steht.

4.2 Be­reits aus dem Vor­trag des Klägers folgt nicht, aus wel­chen gem. § 1 AGG ge­nann-ten Gründen er un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar durch Zah­lung der Orts­zu­schlag­stu­fe 1 be­nach­tei­ligt sein soll. Soll­te der Kläger der An­sicht sein, ei­ne Be­nach­tei­li­gung er­fol­ge we­gen des Ge­schlechts oder der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung so ist ins­be­son­de­re auf die Ent­schei­dung des BAG vom 29.04.2004 (-6 AZR 101/03 - BA­GE 110, 277-287) zu ver­wei­sen. Da­nach er­gibt sich aus dem Re­ge­lungs­kon­zept und der fa­mi­li­en­be­zo­ge­nen Aus­gleichs­funk­ti­on des Orts­zu­schlags aus­rei­chen­de An­halts­punk­te für den mut­maßli­chen Wil­len der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, den lücken­haf­ten Ta­rif­ver­trag bezüglich ein­ge­tra­ge­ner Le­bens­part­ner­schaf­ten durch die für ver­hei­ra­te­te An­ge­stell­te gel­ten­de Re­ge­lung des § 29 Ab­schnitt B Abs. 2 Nr. 1 BAT zu schließen. So­weit der Kläger meint, ein ver­al­te­tes Vergütungs­sys­tem er­fas­se nicht die zu­tref­fen­den Be­las­tun­gen de­nen die Ar­beit­neh­mer aus­ge­setzt sei­en er­gibt sich dar­aus al­ler­dings kei­ne Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne des § 1 AGG. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt wei­ter ent­schie­den, dass je­den­falls der ver­fas­sungsmäßige Schutz von Ehe und Fa­mi­lie ein le­gi­ti­mes Ziel dar­stellt, das Orts­zu­schlags­sys­tem ist auch ei­ne ge­eig­ne­te Maßnah­me zur Ver­wirk­li­chung die­ses Ziels.

 

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5. Die Kos­ten des Rechts­strei­tes wa­ren nach dem Verhält­nis des Ob­sie­gens und Un­ter-lie­gens zwi­schen den Par­tei­en auf­zu­tei­len.

6. We­gen der grundsätz­li­chen Be­deu­tung hat die Kam­mer die Re­vi­si­on für die Par­tei­en zu­ge­las­sen.

 

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von dem Kläger und dem be­klag­ten Land bei dem

Bun­des­ar­beits­ge­richt,

Hu­go-Preuß-Platz 1, 99084 Er­furt

(Post­adres­se: 99113 Er­furt),

Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.

Sie ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­setz­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Re­vi­si­on ge­rich­tet wird und die Erklärung ent­hal­ten, dass ge­gen die­ses Ur­teil Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­de.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als sol­che sind außer Rechts­anwälten nur fol­gen­de Stel­len zu­ge­las­sen, die zu­dem durch Per­so­nen mit Befähi­gung zum Rich­ter­amt han­deln müssen:

• Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men-schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
• ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der vor­ge­nann­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt, und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

 

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Der Schrift­form wird auch durch Ein­rei­chung ei­nes elek­tro­ni­schen Do­ku­ments i. S. d. § 46b ArbGG genügt. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den sich auf der In­ter­net­sei­te des Bun­des­ar­beits­ge­richts un­ter www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de.
 

R. 

W.

D.

 

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