HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

EuGH, Ur­teil vom 13.01.2010, C-229/08 - Wolf

   
Schlagworte: Altersdiskriminierung, Diskriminierung: Alter, Einstellungshöchstalter
   
Gericht: Europäischer Gerichtshof
Aktenzeichen: C-229/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 13.01.2010
   
Leitsätze:

Art. 4 Abs. 1 der Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27. November 2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf ist dahin auszulegen, dass er einer innerstaatlichen Regelung wie der im Ausgangsverfahren fraglichen, die das Höchstalter für die Einstellung in die Laufbahn des mittleren feuerwehrtechnischen Dienstes auf 30 Jahre festlegt, nicht entgegensteht.

Vorinstanzen: Verwaltungsgericht Frankfurt am Main, Beschluss vom 21.04.2008, 9 E 3856/07
   

UR­TEIL DES GERICH­TSHOFS (Große Kam­mer)

12. Ja­nu­ar 2010 (*)

„Richt­li­nie 2000/78/EG - Art. 4 Abs. 1 - Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters - Na­tio­na­le Be­stim­mung, die das Höchst­al­ter für die Ein­stel­lung von Be­am­ten der Feu­er­wehr­lauf­bahn auf 30 Jah­re fest­legt - Ver­folg­tes Ziel - Be­griff ‚we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung‘“

In der Rechts­sa­che C-229/08

be­tref­fend ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen nach Art. 234 EG, ein­ge­reicht vom Ver­wal­tungs­ge­richt Frank­furt am Main (Deutsch­land) mit Ent­schei­dung vom 21. April 2008, beim Ge­richts­hof ein­ge­gan­gen am 28. Mai 2008, in dem Ver­fah­ren

Co­lin Wolf

ge­gen

Stadt Frank­furt am Main

erlässt

DER GERICH­TSHOF (Große Kam­mer)

un­ter Mit­wir­kung des Präsi­den­ten der Drit­ten Kam­mer, K. Lena­erts, in Wahr­neh­mung der Auf­ga­ben des Präsi­den­ten, des Kam­mer­präsi­den­ten E. Le­vits, der Kam­mer­präsi­den­tin P. Lindh (Be­richt­er­stat­te­rin) so­wie der Rich­ter C. W. A. Tim­mer­m­ans, A. Ro­sas, P. Kûris, A. Borg Bart­het, A. Ó Cao­imh und L. Bay Lar­sen,

Ge­ne­ral­an­walt: Y. Bot,

Kanz­ler: B. Fülöp, Ver­wal­tungs­rat,

auf­grund des schrift­li­chen Ver­fah­rens und auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 7. Ju­li 2009,

un­ter Berück­sich­ti­gung der Erklärun­gen

– der deut­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch M. Lum­ma als Be­vollmäch­tig­ten,

– von Ir­land, ver­tre­ten durch D. O’Ha­gan als Be­vollmäch­tig­ten im Bei­stand von P. McGar­ry, BL,

– der ita­lie­ni­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch I. Bruni als Be­vollmäch­tig­te im Bei­stand von W. Fer­ran­te und M. Rus­so, av­vo­ca­ti del­lo Sta­to,

– der Kom­mis­si­on der Eu­ropäischen Ge­mein­schaf­ten, ver­tre­ten durch J. En­e­gren und B. Con­te als Be­vollmäch­tig­te,

nach Anhörung der Schluss­anträge des Ge­ne­ral­an­walts in der Sit­zung vom 3. Sep­tem­ber 2009 fol­gen­des

Ur­teil

1 Das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen be­trifft die Aus­le­gung der Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf (ABl. L 303, S. 16, im Fol­gen­den: Richt­li­nie). 
2

Die­ses Er­su­chen er­geht im Rah­men ei­nes Rechts­streits zwi­schen Herrn Wolf und der Stadt Frank­furt am Main (Deutsch­land) we­gen de­ren Ent­schei­dung, die Be­wer­bung von Herrn Wolf um die Ein­stel­lung in den mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Dienst nicht zu berück­sich­ti­gen, weil er die Al­ters­gren­ze von 30 Jah­ren über­schrit­ten hat­te.

 

Recht­li­cher Rah­men 

  Ge­mein­schafts­recht

3

Die Richt­li­nie wur­de auf der Grund­la­ge von Art. 13 EG er­las­sen. Die Erwägungs­gründe 9, 11, 18 und 25 die­ser Richt­li­nie ha­ben fol­gen­den Wort­laut:

„(9) Beschäfti­gung und Be­ruf sind Be­rei­che, die für die Gewähr­leis­tung glei­cher Chan­cen für al­le und für ei­ne vol­le Teil­ha­be der Bürger am wirt­schaft­li­chen, kul­tu­rel­len und so­zia­len Le­ben so­wie für die in­di­vi­du­el­le Ent­fal­tung von ent­schei­den­der Be­deu­tung sind.

(11) Dis­kri­mi­nie­run­gen we­gen der Re­li­gi­on oder der Welt­an­schau­ung, ei­ner Be­hin­de­rung, des Al­ters oder der se­xu­el­len Aus­rich­tung können die Ver­wirk­li­chung der im EG-Ver­trag fest­ge­leg­ten Zie­le un­ter­mi­nie­ren, ins­be­son­de­re die Er­rei­chung ei­nes ho­hen Beschäfti­gungs­ni­veaus und ei­nes ho­hen Maßes an so­zia­lem Schutz, die He­bung des Le­bens­stan­dards und der Le­bens­qua­lität, den wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Zu­sam­men­halt, die So­li­da­rität so­wie die Freizügig­keit.

(18) Ins­be­son­de­re darf mit die­ser Richt­li­nie den Streit­kräften so­wie der Po­li­zei, den Haft­an­stal­ten oder den Not­fall­diens­ten un­ter Berück­sich­ti­gung des rechtmäßigen Ziels, die Ein­satz­be­reit­schaft die­ser Diens­te zu wah­ren, nicht zur Auf­la­ge ge­macht wer­den, Per­so­nen ein­zu­stel­len oder wei­ter zu beschäfti­gen, die nicht den je­wei­li­gen An­for­de­run­gen ent­spre­chen, um sämt­li­che Auf­ga­ben zu erfüllen, die ih­nen über­tra­gen wer­den können.

(25) Das Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters stellt ein we­sent­li­ches Ele­ment zur Er­rei­chung der Zie­le der beschäfti­gungs­po­li­ti­schen Leit­li­ni­en und zur Förde­rung der Viel­falt im Be­reich der Beschäfti­gung dar. Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters können un­ter be­stimm­ten Umständen je­doch ge­recht­fer­tigt sein und er­for­dern da­her be­son­de­re Be­stim­mun­gen, die je nach der Si­tua­ti­on der Mit­glied­staa­ten un­ter­schied­lich sein können. Es ist da­her un­be­dingt zu un­ter­schei­den zwi­schen ei­ner Un­gleich­be­hand­lung, die ins­be­son­de­re durch rechtmäßige Zie­le im Be­reich der Beschäfti­gungs­po­li­tik, des Ar­beits­mark­tes und der be­ruf­li­chen Bil­dung ge­recht­fer­tigt ist, und ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung, die zu ver­bie­ten ist.“

4 Der Zweck der Richt­li­nie ist nach ih­rem Art. 1 die Schaf­fung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens zur Bekämp­fung der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen der Re­li­gi­on oder der Welt­an­schau­ung, ei­ner Be­hin­de­rung, des Al­ters oder der se­xu­el­len Aus­rich­tung in Beschäfti­gung und Be­ruf im Hin­blick auf die Ver­wirk­li­chung des Grund­sat­zes der Gleich­be­hand­lung in den Mit­glied­staa­ten.
5 Art. 2 der Richt­li­nie be­stimmt:

„(1) Im Sin­ne die­ser Richt­li­nie be­deu­tet ‚Gleich­be­hand­lungs­grund­satz‘, dass es kei­ne un­mit­tel­ba­re oder mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen ei­nes der in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Gründe ge­ben darf.

(2) Im Sin­ne des Ab­sat­zes 1

a) liegt ei­ne un­mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung vor, wenn ei­ne Per­son we­gen ei­nes der in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Gründe in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung erfährt, als ei­ne an­de­re Per­son erfährt, er­fah­ren hat oder er­fah­ren würde;

…“

6 Art. 3 Abs. 1 Buchst. a der Richt­li­nie sieht vor:

„Im Rah­men der auf die Ge­mein­schaft über­tra­ge­nen Zuständig­kei­ten gilt die­se Richt­li­nie für al­le Per­so­nen in öffent­li­chen und pri­va­ten Be­rei­chen, ein­sch­ließlich öffent­li­cher Stel­len, in Be­zug auf

a) die Be­din­gun­gen – ein­sch­ließlich Aus­wahl­kri­te­ri­en und Ein­stel­lungs­be­din­gun­gen – für den Zu­gang zu un­selbständi­ger und selbständi­ger Er­werbstätig­keit, un­abhängig von Tätig­keits­feld und be­ruf­li­cher Po­si­ti­on, ein­sch­ließlich des be­ruf­li­chen Auf­stiegs“.

7 Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie lau­tet:

„Un­ge­ach­tet des Ar­ti­kels 2 Absätze 1 und 2 können die Mit­glied­staa­ten vor­se­hen, dass ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen ei­nes Merk­mals, das im Zu­sam­men­hang mit ei­nem der in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Dis­kri­mi­nie­rungs­gründe steht, kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stellt, wenn das be­tref­fen­de Merk­mal auf­grund der Art ei­ner be­stimm­ten be­ruf­li­chen Tätig­keit oder der Be­din­gun­gen ih­rer Ausübung ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stellt, so­fern es sich um ei­nen rechtmäßigen Zweck und ei­ne an­ge­mes­se­ne An­for­de­rung han­delt.“

8 Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie sieht vor:

„Un­ge­ach­tet des Ar­ti­kels 2 Ab­satz 2 können die Mit­glied­staa­ten vor­se­hen, dass Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stel­len, so­fern sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen sind und im Rah­men des na­tio­na­len Rechts durch ein le­gi­ti­mes Ziel, wor­un­ter ins­be­son­de­re rechtmäßige Zie­le aus den Be­rei­chen Beschäfti­gungs­po­li­tik, Ar­beits­markt und be­ruf­li­che Bil­dung zu ver­ste­hen sind, ge­recht­fer­tigt sind und die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind.

Der­ar­ti­ge Un­gleich­be­hand­lun­gen können ins­be­son­de­re Fol­gen­des ein­sch­ließen:

a) die Fest­le­gung be­son­de­rer Be­din­gun­gen für den Zu­gang zur Beschäfti­gung und zur be­ruf­li­chen Bil­dung so­wie be­son­de­rer Beschäfti­gungs- und Ar­beits­be­din­gun­gen, ein­sch­ließlich der Be­din­gun­gen für Ent­las­sung und Ent­loh­nung, um die be­ruf­li­che Ein­glie­de­rung von Ju­gend­li­chen, älte­ren Ar­beit­neh­mern und Per­so­nen mit Fürsor­ge­pflich­ten zu fördern oder ih­ren Schutz si­cher­zu­stel­len;

b) die Fest­le­gung von Min­dest­an­for­de­run­gen an das Al­ter, die Be­rufs­er­fah­rung oder das Dienst­al­ter für den Zu­gang zur Beschäfti­gung oder für be­stimm­te mit der Beschäfti­gung ver­bun­de­ne Vor­tei­le;

c) die Fest­set­zung ei­nes Höchst­al­ters für die Ein­stel­lung auf­grund der spe­zi­fi­schen Aus­bil­dungs­an­for­de­run­gen ei­nes be­stimm­ten Ar­beits­plat­zes oder auf­grund der Not­wen­dig­keit ei­ner an­ge­mes­se­nen Beschäfti­gungs­zeit vor dem Ein­tritt in den Ru­he­stand.“

9

Art. 17 der Richt­li­nie lau­tet:

„Die Mit­glied­staa­ten le­gen die Sank­tio­nen fest, die bei ei­nem Ver­s­toß ge­gen die ein­zel­staat­li­chen Vor­schrif­ten zur An­wen­dung die­ser Richt­li­nie zu verhängen sind, und tref­fen al­le er­for­der­li­chen Maßnah­men, um de­ren Durchführung zu gewähr­leis­ten. Die Sank­tio­nen, die auch Scha­den­er­satz­leis­tun­gen an die Op­fer um­fas­sen können, müssen wirk­sam, verhält­nismäßig und ab­schre­ckend sein. …“

10 Die Richt­li­nie muss­te nach ih­rem Art. 18 Abs. 1 bis spätes­tens 2. De­zem­ber 2003 in die Rechts­ord­nung der Mit­glied­staa­ten um­ge­setzt wer­den. Al­ler­dings sieht Art. 18 Abs. 2 vor:

„Um be­son­de­ren Be­din­gun­gen Rech­nung zu tra­gen, können die Mit­glied­staa­ten er­for­der­li­chen­falls ei­ne Zu­satz­frist von drei Jah­ren ab dem 2. De­zem­ber 2003, d. h. ins­ge­samt sechs Jah­re, in An­spruch neh­men, um die Be­stim­mun­gen die­ser Richt­li­nie über die Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters und ei­ner Be­hin­de­rung um­zu­set­zen. In die­sem Fall set­zen sie die Kom­mis­si­on un­verzüglich da­von in Kennt­nis. …“

11 Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land hat von die­ser Möglich­keit Ge­brauch ge­macht, so dass die Um­set­zung der Be­stim­mun­gen der Richt­li­nie über die Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters und ei­ner Be­hin­de­rung in die­sem Mit­glied­staat spätes­tens am 2. De­zem­ber 2006 er­folgt sein muss­te.

Na­tio­na­les Recht

Recht des Lan­des Hes­sen

12 Die Ver­ord­nung über die Lauf­bah­nen der Be­am­tin­nen und Be­am­ten des Ein­satz­diens­tes der Be­rufs­feu­er­weh­ren des Lan­des Hes­sen vom 21. De­zem­ber 1994 (Hes­si­sche Feu­er­wehr­lauf­bahn­ver­ord­nung, im Fol­gen­den: Feu­erwL­VO) sieht in ih­rem § 3 Abs. 1 Nr. 1 vor, dass in die Lauf­bahn des mitt­le­ren Diens­tes ein­ge­stellt wer­den kann, wer höchs­tens 30 Jah­re alt ist.
13 Die §§ 194 und 197 des Hes­si­schen Be­am­ten­ge­set­zes vom 21. März 1962 (GVBl. I, S. 26) lau­ten:

„§ 194 Ein­tritt in den Ru­he­stand

(1) Die Po­li­zei­voll­zugs­be­am­ten auf Le­bens­zeit tre­ten mit dem En­de des Mo­nats, in dem sie das sech­zigs­te Le­bens­jahr voll­endet ha­ben (Al­ters­gren­ze), in den Ru­he­stand.

(2) Wenn es im dienst­li­chen In­ter­es­se liegt, kann der Ein­tritt in den Ru­he­stand auf An­trag des Po­li­zei­voll­zugs­be­am­ten über das voll­ende­te sech­zigs­te Le­bens­jahr hin­aus um ei­ne be­stimm­te Frist, die je­weils ein Jahr nicht über­stei­gen darf, hin­aus­ge­scho­ben wer­den, je­doch nicht länger als bis zum voll­ende­ten zwei­und­sech­zigs­ten Le­bens­jahr. …

§ 197 Rechts­stel­lung

(1) Für die Be­am­ten des Ein­satz­diens­tes der Be­rufs­feu­er­weh­ren gel­ten die Vor­schrif­ten der §§ 187 und 192 bis 194 ent­spre­chend. …

…“

Bun­des­recht

14 Das Ge­setz über die Ver­sor­gung der Be­am­ten und Rich­ter in Bund und Ländern vom 24. Au­gust 1976 (BGBl. I, S. 3839) sieht in sei­nen §§ 4 und 14 in der auf den Aus­gangs­sach­ver­halt an­wend­ba­ren Fas­sung vor:

„§ 4 Ent­ste­hen und Be­rech­nung des Ru­he­ge­halts

(1) Ein Ru­he­ge­halt wird nur gewährt, wenn der Be­am­te

1. ei­ne Dienst­zeit von min­des­tens fünf Jah­ren ab­ge­leis­tet hat …

§ 14 Höhe des Ru­he­ge­halts

(1) Das Ru­he­ge­halt beträgt für je­des Jahr ru­he­ge­haltfähi­ger Dienst­zeit 1,79375 vom Hun­dert der ru­he­ge­haltfähi­gen Dienst­bezüge (§ 5), ins­ge­samt je­doch höchs­tens 71,75 vom Hun­dert. …

(4) Das Ru­he­ge­halt beträgt min­des­tens fünf­und­dreißig vom Hun­dert der ru­he­ge­haltfähi­gen Dienst­bezüge (§ 5). …“

15 Das All­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­ge­setz vom 14. Au­gust 2006 (BGBl. I, S. 1897, im Fol­gen­den: AGG) setz­te die Richt­li­nie um.
16 Die §§ 1, 3, 7, 10 und 15 AGG lau­ten:

„§ 1 Ziel des Ge­set­zes

Ziel des Ge­set­zes ist, Be­nach­tei­li­gun­gen aus Gründen der Ras­se oder we­gen der eth­ni­schen Her­kunft, des Ge­schlechts, der Re­li­gi­on oder Welt­an­schau­ung, ei­ner Be­hin­de­rung, des Al­ters oder der se­xu­el­len Iden­tität zu ver­hin­dern oder zu be­sei­ti­gen.

§ 3 Be­griffs­be­stim­mun­gen:

(1) Ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung liegt vor, wenn ei­ne Per­son we­gen ei­nes in § 1 ge­nann­ten Grun­des ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung erfährt, als ei­ne an­de­re Per­son in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on erfährt, er­fah­ren hat oder er­fah­ren würde. …

§ 7 Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot

(1) Beschäftig­te dürfen nicht we­gen ei­nes in § 1 ge­nann­ten Grun­des be­nach­tei­ligt wer­den; …

(2) Be­stim­mun­gen in Ver­ein­ba­run­gen, die ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot des Ab­sat­zes 1 ver­s­toßen, sind un­wirk­sam.

§ 10 Zulässi­ge un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen des Al­ters

Un­ge­ach­tet des § 8 ist ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen des Al­ters auch zulässig, wenn sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen und durch ein le­gi­ti­mes Ziel ge­recht­fer­tigt ist. Die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels müssen an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sein. Der­ar­ti­ge un­ter­schied­li­che Be­hand­lun­gen können ins­be­son­de­re Fol­gen­des ein­sch­ließen:

3. die Fest­set­zung ei­nes Höchst­al­ters für die Ein­stel­lung auf Grund der spe­zi­fi­schen Aus­bil­dungs­an­for­de­run­gen ei­nes be­stimm­ten Ar­beits­plat­zes oder auf Grund der Not­wen­dig­keit ei­ner an­ge­mes­se­nen Beschäfti­gungs­zeit vor dem Ein­tritt in den Ru­he­stand.

§ 15 Entschädi­gung und Scha­dens­er­satz

(1) Bei ei­nem Ver­s­toß ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot ist der Ar­beit­ge­ber ver­pflich­tet, den hier­durch ent­stan­de­nen Scha­den zu er­set­zen. Dies gilt nicht, wenn der Ar­beit­ge­ber die Pflicht­ver­let­zung nicht zu ver­tre­ten hat.

(2) We­gen ei­nes Scha­dens, der nicht Vermögens­scha­den ist, kann der oder die Beschäftig­te ei­ne an­ge­mes­se­ne Entschädi­gung in Geld ver­lan­gen. Die Entschädi­gung darf bei ei­ner Nicht­ein­stel­lung drei Mo­nats­gehälter nicht über­stei­gen, wenn der oder die Beschäftig­te auch bei be­nach­tei­li­gungs­frei­er Aus­wahl nicht ein­ge­stellt wor­den wäre.

(3) Der Ar­beit­ge­ber ist bei der An­wen­dung kol­lek­tiv­recht­li­cher Ver­ein­ba­run­gen nur zur Entschädi­gung ver­pflich­tet, wenn er vorsätz­lich oder grob fahrlässig han­delt.

…“

Aus­gangs­rechts­streit und Vor­la­ge­fra­gen

17 Mit ei­nem Schrei­ben, das am 4. Ok­to­ber 2006 bei der Brand­di­rek­ti­on der Stadt Frank­furt am Main ein­ging, be­warb sich Herr Wolf, der am 9. De­zem­ber 1976 ge­bo­ren wur­de, um ei­ne Ein­stel­lung in den mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Dienst.
18 Am 13. No­vem­ber 2006 teil­te die Stadt Frank­furt am Main Herrn Wolf mit, dass der nächs­te Ein­stel­lungs­ter­min am 1. Au­gust 2007 sei. Die­ser Ter­min wur­de al­ler­dings auf den 1. Fe­bru­ar 2008 ver­scho­ben, das Aus­wahl­ver­fah­ren dafür soll­te im Au­gust 2007 durch­geführt wer­den.
19 Mit Schrei­ben vom 28. Fe­bru­ar 2007 teil­te die Stadt Frank­furt am Main Herrn Wolf mit, dass sie sei­ne Be­wer­bung we­gen Über­schrei­tung der Al­ters­gren­ze von 30 Jah­ren nicht berück­sich­ti­gen könne.
20

Am 12. April 2007 ver­lang­te Herr Wolf von der Stadt Frank­furt am Main un­ter Be­ru­fung auf § 21 AGG Scha­dens­er­satz. Er er­rech­ne­te die Höhe des Scha­dens­er­satz­an­spruchs aus dem drei­fa­chen Mo­nats­ge­halt, das er bei ei­ner Ein­stel­lung er­hal­ten hätte.

21 Nach­dem die­ses Be­geh­ren mit Be­scheid vom 4. Mai 2007 zurück­ge­wie­sen wor­den war, der am 10. Ok­to­ber 2007 bestätigt wur­de, er­hob Herr Wolf beim Ver­wal­tungs­ge­richt Frank­furt am Main Kla­ge auf Auf­he­bung der Be­schei­de vom 4. Mai und 10. Ok­to­ber 2007 so­wie Ver­ur­tei­lung der Stadt Frank­furt am Main zur Zah­lung von Scha­dens­er­satz.
22 Vor dem Ver­wal­tungs­ge­richt Frank­furt am Main macht er gel­tend, dass die Feu­erwL­VO dem AGG wi­der­spre­che.
23 We­gen Zwei­feln an der Ver­ein­bar­keit der deut­schen Re­ge­lung mit den Art. 6 und 17 der Richt­li­nie hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Frank­furt am Main be­schlos­sen, das Ver­fah­ren aus­zu­set­zen und dem Ge­richts­hof fol­gen­de Fra­gen zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­zu­le­gen:

1. Be­sitzt der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber für die Ausschöpfung der durch Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie eröff­ne­ten Spielräume durchgängig ei­nen wei­ten Er­mes­sens- und Ge­stal­tungs­spiel­raum, oder wird die­ser Spiel­raum je­den­falls dann auf das Not­wen­di­ge ein­ge­schränkt, wenn es um die Fest­set­zung ei­nes Höchst­al­ters für die Ein­stel­lung im Hin­blick auf ei­ne Min­dest­dienst­zeit bis zum Ru­he­stand­s­ein­tritt ent­spre­chend Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 2 Buchst. c der Richt­li­nie geht?

2. Kon­kre­ti­siert die Not­wen­dig­keit in Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 2 Buchst. c der Richt­li­nie die An­ge­mes­sen­heit des in Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie ge­nann­ten Mit­tels und schränkt so den An­wen­dungs­be­reich die­ser all­ge­mein ge­hal­te­nen Re­ge­lung ein?

3. a) Han­delt es sich um ein le­gi­ti­mes Ziel im Rah­men von Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie, wenn ein Dienst­herr durch ein Ein­stel­lungshöchst­al­ter sein In­ter­es­se an ei­ner möglichst lan­gen ak­ti­ven Dienst­zeit ein­zu­stel­len­der Be­am­ter ver­folgt?

b) Ist die Um­set­zung ei­nes sol­chen Ziels schon un­an­ge­mes­sen, wenn da­mit be­wirkt wird, dass Be­am­te länger Dienst leis­ten als zum Er­werb der ge­setz­lich ga­ran­tier­ten Min­dest­ver­sor­gung bei vor­zei­ti­gem Ein­tritt in den Ru­he­stand nach Ab­lauf von 5 Dienst­jah­ren nötig?

c) Ist die Um­set­zung ei­nes sol­chen Ziels erst dann un­an­ge­mes­sen, wenn da­mit be­wirkt wird, dass Be­am­te länger Dienst leis­ten als zum Er­die­nen der ge­setz­lich ga­ran­tier­ten Min­dest­ver­sor­gung bei vor­zei­ti­gem Ein­tritt in den Ru­he­stand – der­zeit 19,51 Jah­re – nötig?

4. a) Han­delt es sich um ein im Sin­ne des Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie le­gi­ti­mes Ziel, durch ein möglichst ge­rin­ges Ein­stel­lungshöchst­al­ter die Zahl der ins­ge­samt ein­zu­stel­len­den Be­am­ten möglichst ge­ring zu hal­ten, um die Zahl der ein­zel­fall­be­zo­ge­nen Leis­tun­gen wie Un­fallfürsor­ge oder Kran­kenfürsor­ge (Bei­hil­fen, auch für Fa­mi­li­en­an­gehöri­ge) möglichst ge­ring zu hal­ten?

b) Wel­che Be­deu­tung kann in­so­weit dem Um­stand zu­kom­men, dass mit stei­gen­dem Le­bens­al­ter die Fürsor­ge­leis­tun­gen für Unfälle oder Bei­hil­fen in Krank­heitsfällen (auch Fa­mi­li­en­an­gehöri­ge) höher aus­fal­len als bei jünge­ren Be­am­ten, so dass sich bei ei­ner Ein­stel­lung le­bensälte­rer Be­am­ter oder Be­am­tin­nen der in­so­weit zu leis­ten­de Auf­wand ins­ge­samt erhöhen könn­te?

c) Müssen in­so­weit ge­si­cher­te Pro­gno­sen oder Sta­tis­ti­ken vor­lie­gen, oder genügen all­ge­mei­ne Wahr­schein­lich­keits­an­nah­men?

5. a) Han­delt es sich um ein im Sin­ne des Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie le­gi­ti­mes Ziel, wenn ein Dienst­herr ein be­stimm­tes Ein­stel­lungshöchst­al­ter zur An­wen­dung brin­gen will, um ei­ne „aus­ge­wo­ge­ne Al­ters­struk­tur in der je­wei­li­gen Lauf­bahn“ zu gewähr­leis­ten?

b) Wel­chen An­for­de­run­gen müssen ge­ge­be­nen­falls Erwägun­gen zur Ge­stal­tung ei­ner sol­chen Al­ters­struk­tur genügen, um die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Recht­fer­ti­gungs­grun­des (An­ge­mes­sen­heit und Er­for­der­lich­keit, Not­wen­dig­keit) zu erfüllen?

6. Han­delt es sich um ei­ne im Sin­ne des Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie le­gi­ti­me Erwägung, wenn der Dienst­herr hin­sicht­lich ei­nes Ein­stel­lungshöchst­al­ters dar­auf ver­weist, bis zum Er­rei­chen ei­nes sol­chen Al­ters sei es re­gelmäßig möglich, die sach­li­chen Ein­stel­lungs­vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Aus­bil­dung im mitt­le­ren Feu­er­wehr­dienst in Ge­stalt ei­ner ent­spre­chen­den Schul­bil­dung und ei­ner hand­werk­li­chen Aus­bil­dung zu er­wer­ben?

7. Nach wel­chen Kri­te­ri­en ist zu be­ur­tei­len, ob ei­ne Min­dest­dienst­zeit bis zum Ein­tritt in den Ru­he­stand an­ge­mes­sen oder not­wen­dig ist?

a) Lässt sich die Not­wen­dig­keit ei­ner Min­dest­dienst­zeit aus­sch­ließlich als Äqui­va­lent für den vom Dienst­herrn al­lein fi­nan­zier­ten Er­werb ei­ner Qua­li­fi­ka­ti­on beim Dienst­herrn (Lauf­bahn­befähi­gung für den mitt­le­ren Feu­er­wehr­dienst) recht­fer­ti­gen, um im Hin­blick auf ei­ne sol­che Qua­li­fi­ka­ti­on ei­ne an­ge­mes­se­ne nach­fol­gen­de Dienst­zeit bei die­sem Dienst­herrn si­cher­zu­stel­len, so dass die Aus­bil­dungs­kos­ten vom Be­am­ten auf die­se Wei­se allmählich ab­ge­ar­bei­tet wer­den?

b) Wie lan­ge darf die Pha­se der auf die Aus­bil­dungs­zeit nach­fol­gen­den Dienst­zeit höchs­tens sein? Darf sie fünf Jah­re über­stei­gen, wenn ja, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen?

c) Kann die An­ge­mes­sen­heit oder Not­wen­dig­keit ei­ner Min­dest­dienst­zeit un­abhängig von Ziff. 7 Buchst. a mit der Über­le­gung ge­recht­fer­tigt wer­den, dass bei Be­am­ten, de­ren Ru­he­stands­ver­sor­gung der Dienst­herr al­lein fi­nan­ziert, die zu er­war­ten­de ak­ti­ve Dienst­zeit von der Ein­stel­lung bis zum vor­aus­sicht­li­chen Ru­he­stand­s­ein­tritt aus­rei­chen muss, um ei­ne ge­setz­lich gewähr­leis­te­te Min­dest­ver­sor­gung im Ru­he­stand durch ei­ne Dienst­zeit von der­zeit 19,51 Jah­ren zu er­die­nen?

d) Ist um­ge­kehrt die Ab­leh­nung ei­ner Ein­stel­lung nach Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie erst dann ge­recht­fer­tigt, wenn die Per­son mit ei­nem Al­ter ein­ge­stellt würde, das bei vor­aus­sicht­li­chem Ru­he­stand­s­ein­tritt da­zu führen würde, dass die Min­dest­ver­sor­gung zu zah­len wäre, ob­wohl sie noch nicht er­dient wäre?

8. a) Ist für die Be­ur­tei­lung des Ru­he­stand­s­ein­tritts nach Maßga­be von Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 2 Buchst. c der Richt­li­nie auf die ge­setz­lich fest­ge­leg­te Al­ters­gren­ze für den Über­tritt in den Ru­he­stand mit an­sch­ließen­dem Be­zug ei­ner Pen­si­on ab­zu­stel­len, oder muss auf das sta­tis­ti­sche Durch­schnitts­al­ter des Ru­he­stand­s­ein­tritts ei­ner be­stimm­ten Be­am­ten- oder Be­rufs­grup­pe ab­ge­stellt wer­den?

b) In wel­chem Aus­maß muss ge­ge­be­nen­falls berück­sich­tigt wer­den, dass für ein­zel­ne Be­am­te der re­gelmäßige Über­tritt in den Ru­he­stand um bis zu zwei Jah­re hin­aus­ge­scho­ben wer­den kann? Führt die­ser Um­stand in ent­spre­chen­dem Um­fang zu ei­ner Her­auf­set­zung des Ein­stel­lungshöchst­al­ters?

9. Darf bei der Be­rech­nung der Min­dest­dienst­zeit im Rah­men von Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie die zunächst im Be­am­ten­verhält­nis zu ab­sol­vie­ren­de Aus­bil­dung mit­ge­rech­net wer­den? Ist in­so­weit von Be­deu­tung, ob die Aus­bil­dungs­zeit beim Er­werb der Pen­si­on als ru­he­ge­haltsfähi­ge Dienst­zeit in vol­lem Um­fang zu berück­sich­ti­gen ist, oder ist die Aus­bil­dungs­zeit aus der Zeit­span­ne her­aus­zu­rech­nen, für die ein Dienst­herr ei­ne Min­dest­dienst­zeit nach Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 2 Buchst. c der Richt­li­nie ver­lan­gen darf?

10. Sind die Re­ge­lun­gen in § 15 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3 AGG mit Art. 17 der Richt­li­nie ver­ein­bar?

Zu den Vor­la­ge­fra­gen

24 Mit sei­nen Fra­gen 1 bis 9, die zu­sam­men zu be­han­deln sind, möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, wel­chen Ge­stal­tungs­spiel­raum der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber be­sitzt, um vor­zu­se­hen, dass Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters kei­ne durch das Ge­mein­schafts­recht ver­bo­te­ne Dis­kri­mi­nie­rung sind. Es möch­te ins­be­son­de­re wis­sen, ob es sich bei Zie­len wie dem Bemühen, ei­ne lan­ge Lauf­bahn der Be­am­ten zu gewähr­leis­ten, den Um­fang der So­zi­al­leis­tun­gen ge­ring zu hal­ten, ei­ne aus­ge­wo­ge­ne Al­ters­struk­tur in ei­nem Be­rufs­zweig her­bei­zuführen oder ei­ne Min­dest­dienst­zeit bis zum Ein­tritt in den Ru­he­stand zu gewähr­leis­ten, um le­gi­ti­me Zie­le im Sin­ne von Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie han­delt und ob die Fest­set­zung des Höchst­al­ters für die Ein­stel­lung in die Lauf­bahn des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes auf 30 Jah­re ein zur Er­rei­chung die­ser Zie­le ge­eig­ne­tes und er­for­der­li­ches Mit­tel ist.
25 Zur Be­ant­wor­tung die­ser Fra­gen ist zu prüfen, ob die im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­che Re­ge­lung in den An­wen­dungs­be­reich die­ser Richt­li­nie fällt, ob sie ei­ne Un­gleich­be­hand­lung im Sin­ne die­ser Richt­li­nie enthält und, wenn ja, ob die­se Un­gleich­be­hand­lung ge­recht­fer­tigt ist oder nicht.
26 Was ers­tens die Fra­ge be­trifft, ob die im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­che Re­ge­lung in den An­wen­dungs­be­reich der Richt­li­nie fällt, er­gibt sich aus Art. 3 Abs. 1 Buchst. a die­ser Richt­li­nie, dass die­se im Rah­men der auf die Ge­mein­schaft über­tra­ge­nen Zuständig­kei­ten „für al­le Per­so­nen in öffent­li­chen und pri­va­ten Be­rei­chen, ein­sch­ließlich öffent­li­cher Stel­len, in Be­zug auf … die Be­din­gun­gen - ein­sch­ließlich Aus­wahl­kri­te­ri­en und Ein­stel­lungs­be­din­gun­gen - für den Zu­gang zu un­selbständi­ger und selbständi­ger Er­werbstätig­keit, un­abhängig von Tätig­keits­feld und be­ruf­li­cher Po­si­ti­on“ gilt (vgl. Ur­teil vom 18. Ju­ni 2009, Hütter, C-88/08, noch nicht in der amt­li­chen Samm­lung veröffent­licht, Rand­nr. 34).
27 § 3 Feu­erwL­VO ist zu ent­neh­men, dass in die Lauf­bahn des mitt­le­ren be­rufs­feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes nur ein­ge­stellt wer­den kann, wer höchs­tens 30 Jah­re alt ist. Die­se Vor­schrift wirkt sich so­mit auf die Be­din­gun­gen für die Ein­stel­lung in die­se Lauf­bahn aus. Ei­ne der­ar­ti­ge Re­ge­lung ist dem­nach als Re­ge­lung der Ein­stel­lungs­be­din­gun­gen im Sin­ne von Art. 3 Abs. 1 Buchst. a der Richt­li­nie an­zu­se­hen.
28 Was zwei­tens die Fra­ge be­trifft, ob die im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­che Re­ge­lung ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters im Be­reich von Beschäfti­gung und Be­ruf enthält, ist fest­zu­stel­len, dass nach Art. 2 Abs. 1 der Richt­li­nie „Gleich­be­hand­lungs­grund­satz“ im Sin­ne der Richt­li­nie be­deu­tet, dass es kei­ne un­mit­tel­ba­re oder mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen ei­nes der in ih­rem Art. 1 ge­nann­ten Gründe ge­ben darf. Art. 2 Abs. 2 Buchst. a der Richt­li­nie stellt klar, dass ei­ne un­mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung im Sin­ne von Abs. 1 vor­liegt, wenn ei­ne Per­son aus ei­nem der in Art. 1 der Richt­li­nie ge­nann­ten Gründe ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung erfährt als ei­ne an­de­re Per­son, die sich in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on be­fin­det (vgl. Ur­tei­le vom 16. Ok­to­ber 2007, Pa­la­ci­os de la Vil­la, C-411/05, Slg. 2007, I-8531, Rand­nr. 50, und vom 5. März 2009, Age Con­cern Eng­land, C-388/07, noch nicht in der amt­li­chen Samm­lung veröffent­licht, Rand­nr. 33).
29 Die An­wen­dung von § 3 Feu­erwL­VO führt da­zu, dass Per­so­nen des­halb ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung er­fah­ren als an­de­re Per­so­nen in ver­gleich­ba­ren Si­tua­tio­nen, weil sie älter sind als 30 Jah­re. Ei­ne sol­che Vor­schrift be­gründet ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters im Sin­ne von Art. 2 Abs. 2 Buchst. a der Richt­li­nie.
30 Drit­tens ist zu prüfen, ob, wie das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen möch­te, die sich aus der An­wen­dung von § 3 Feu­erwL­VO er­ge­ben­de Un­gleich­be­hand­lung in An­be­tracht der Richt­li­nie ge­recht­fer­tigt ist.
31 Hier­zu hat das vor­le­gen­de Ge­richt aus­geführt, es sei zu prüfen, ob die Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters nach Maßga­be von § 10 AGG ge­recht­fer­tigt wer­den könne, der im We­sent­li­chen die in Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie ent­hal­te­nen Grundsätze wie­der­ge­be. Es hat so­mit sei­ne ein­zel­nen Fra­gen auf die­se Richt­li­ni­en­be­stim­mung kon­zen­triert und von vorn­her­ein die Möglich­keit aus­ge­schlos­sen, dass die Un­gleich­be­hand­lung gemäß Art. 4 Abs. 1 die­ser Richt­li­nie kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stel­len könn­te. Die körper­li­che Eig­nung ei­nes Be­wer­bers um die Ein­stel­lung in die Lauf­bahn des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes wer­de in ei­nem ge­son­der­ten Aus­wahl­ver­fah­ren fest­ge­stellt, zu dem Herr Wolf auf­grund sei­nes Le­bens­al­ters nicht zu­ge­las­sen wor­den sei. Des­halb könne die ge­setz­li­che Al­ters­gren­ze für den Zu­gang zu die­ser Lauf­bahn nicht als ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung im Sin­ne von Art. 4 Abs. 1 die­ser Richt­li­nie ein­ge­stuft wer­den.
32 Hier­zu ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass das vor­le­gen­de Ge­richt zwar sei­ne Fra­ge nach ei­ner mögli­chen Recht­fer­ti­gung der Un­gleich­be­hand­lung, die sich aus der An­wen­dung der im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­den in­ner­staat­li­chen Re­ge­lung er­gibt, der Form nach auf die Aus­le­gung des Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie be­schränkt hat, dass dies aber nach ständi­ger Recht­spre­chung den Ge­richts­hof nicht dar­an hin­dert, dem Ge­richt al­le Hin­wei­se zur Aus­le­gung des Ge­mein­schafts­rechts zu ge­ben, die die­sem bei der Ent­schei­dung des bei ihm anhängi­gen Ver­fah­rens von Nut­zen sein können, und zwar un­abhängig da­von, ob es bei sei­ner Fra­ge­stel­lung dar­auf Be­zug ge­nom­men hat (vgl. u. a. Ur­tei­le vom 25. Ja­nu­ar 2007, Dy­son, C-321/03, Slg. 2007, I-687, Rand­nr. 24, vom 26. April 2007, Ale­vi­zos, C-392/05, Slg. 2007, I-3505, Rand­nr. 64 und die dort an­geführ­te Recht­spre­chung, und vom 24. Ja­nu­ar 2008, Li­a­na­kis u. a., C-532/06, Slg. 2008, I-251, Rand­nr. 23). Der Ge­richts­hof hat in­so­weit aus dem ge­sam­ten von dem ein­zel­staat­li­chen Ge­richt vor­ge­leg­ten Ma­te­ri­al, ins­be­son­de­re der Be­gründung der Vor­la­ge­ent­schei­dung, die­je­ni­gen Ele­men­te des Ge­mein­schafts­rechts her­aus­zu­ar­bei­ten, die un­ter Berück­sich­ti­gung des Ge­gen­stands des Rechts­streits ei­ner Aus­le­gung bedürfen (vgl. Ur­teil vom 27. Ok­to­ber 2009, ČEZ, C-115/08, noch nicht in der amt­li­chen Samm­lung veröffent­licht, Rand­nr. 81 und die dort an­geführ­te Recht­spre­chung).
33 So­wohl aus den Ant­wor­ten der deut­schen Re­gie­rung auf die vom Ge­richts­hof gemäß Art. 24 sei­ner Sat­zung ge­stell­ten Fra­gen als auch aus de­ren Erklärun­gen in der münd­li­chen Ver­hand­lung geht her­vor, dass die Fest­set­zung der Al­ters­gren­ze für die Ein­stel­lung von Feu­er­wehr­leu­ten des mitt­le­ren tech­ni­schen Diens­tes des Lan­des Hes­sen auf 30 Jah­re das Ziel hat, die Ein­satz­be­reit­schaft und das ord­nungs­gemäße Funk­tio­nie­ren der Be­rufs­feu­er­wehr zu gewähr­leis­ten.
34 Der mitt­le­re feu­er­wehr­tech­ni­sche Dienst stel­le nämlich für be­stimm­te Einsätze außer­gewöhn­lich ho­he körper­li­che An­for­de­run­gen, die nur von den jüngs­ten Be­am­ten erfüllt wer­den könn­ten. Un­ter Berück­sich­ti­gung des me­di­zi­nisch nach­ge­wie­se­nen Al­te­rungs­pro­zes­ses verfügten die Be­am­ten, die älter als 45 bis 50 Jah­re sei­en, aber nicht mehr über die­se erhöhte körper­li­che Eig­nung, und die­se Einsätze müss­ten von den jüngs­ten Be­am­ten ge­leis­tet wer­den. So­mit sol­le mit dem vor­ge­schrie­be­nen Ein­stel­lungshöchst­al­ter gewähr­leis­tet wer­den, dass die Be­am­ten des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes die be­son­ders ho­he körper­li­che An­for­de­run­gen stel­len­den Auf­ga­ben über ei­nen re­la­tiv lan­gen Zeit­raum ih­rer Lauf­bahn erfüllen könn­ten.
35 Hier­zu ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass nach Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie „ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen ei­nes Merk­mals, das im Zu­sam­men­hang mit ei­nem der in Ar­ti­kel 1 [die­ser Richt­li­nie] ge­nann­ten Dis­kri­mi­nie­rungs­gründe steht, kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stellt, wenn das be­tref­fen­de Merk­mal auf­grund der Art ei­ner be­stimm­ten be­ruf­li­chen Tätig­keit oder der Be­din­gun­gen ih­rer Ausübung ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stellt, so­fern es sich um ei­nen rechtmäßigen Zweck und ei­ne an­ge­mes­se­ne An­for­de­rung han­delt“. Dem­nach muss nicht der Grund, auf den die Un­gleich­be­hand­lung gestützt ist, son­dern ein mit die­sem Grund im Zu­sam­men­hang ste­hen­des Merk­mal ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stel­len.
36 Um zu er­mit­teln, ob die in der im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­chen in­ner­staat­li­chen Re­ge­lung ent­hal­te­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters ge­recht­fer­tigt ist, ist zu prüfen, ob die körper­li­che Eig­nung ein mit dem Al­ter im Zu­sam­men­hang ste­hen­des Merk­mal ist und ob sie für die frag­li­che Be­rufstätig­keit oder de­ren Ausübung ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung dar­stellt, so­fern der mit die­ser Re­ge­lung ver­folg­te Zweck rechtmäßig und die An­for­de­rung an­ge­mes­sen sind.
37 Was ers­tens den mit die­ser in­ner­staat­li­chen Re­ge­lung ver­folg­ten Zweck an­geht, ist den Erläute­run­gen der deut­schen Re­gie­rung zu ent­neh­men, dass da­mit die Ein­satz­be­reit­schaft und das ord­nungs­gemäße Funk­tio­nie­ren der Be­rufs­feu­er­wehr gewähr­leis­tet wer­den soll.
38

Hier­zu ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Be­rufs­feu­er­wehr zu den Not­fall­diens­ten zählt. Im 18. Erwägungs­grund der Richt­li­nie heißt es, dass mit die­ser Richt­li­nie die­sen Diens­ten un­ter Berück­sich­ti­gung des rechtmäßigen Ziels, de­ren Ein­satz­be­reit­schaft zu wah­ren, nicht zur Auf­la­ge ge­macht wer­den darf, Per­so­nen ein­zu­stel­len, die nicht den je­wei­li­gen An­for­de­run­gen ent­spre­chen, um sämt­li­che Auf­ga­ben zu erfüllen, die ih­nen über­tra­gen wer­den können.

39 Es zeigt sich da­her, dass das Bemühen, die Ein­satz­be­reit­schaft und das ord­nungs­gemäße Funk­tio­nie­ren der Be­rufs­feu­er­wehr zu gewähr­leis­ten, ei­nen rechtmäßigen Zweck im Sin­ne von Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie dar­stellt.
40 Was zwei­tens die für die Feu­er­wehrtätig­keit oder de­ren Ausübung we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung an­geht, ist den un­wi­der­spro­che­nen Erläute­run­gen der deut­schen Re­gie­rung zu ent­neh­men, dass die An­gehöri­gen des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes die der Be­rufs­feu­er­wehr über­tra­ge­nen Auf­ga­ben an Ort und Stel­le erfüllen. An­ders als die Auf­ga­ben der Di­rek­ti­on und der Führungs­kräfte des feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes sind die Tätig­kei­ten des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes körper­li­cher Art. Zu die­sem Zweck sind die An­gehöri­gen die­ses Diens­tes an der Brand­bekämp­fung, der Per­so­nen­ret­tung, an Auf­ga­ben im Be­reich des Um­welt­schut­zes, der Tier­ret­tung und dem Schutz vor gefähr­li­chen Tie­ren so­wie an un­terstützen­den Auf­ga­ben wie In­stand­hal­tung und Kon­trol­le der Schutz­ausrüstun­gen und Ein­satz­fahr­zeu­ge be­tei­ligt. Dem­nach kann ei­ne be­son­ders aus­ge­prägte körper­li­che Eig­nung als ei­ne für die Be­rufs­ausübung im mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Dienst we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung im Sin­ne von Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie an­ge­se­hen wer­den.
41 Was drit­tens die Fra­ge an­geht, ob das Er­for­der­nis ei­ner erhöhten körper­li­chen Eig­nung mit dem Al­ter im Zu­sam­men­hang steht, so hat die deut­sche Re­gie­rung un­wi­der­spro­chen gel­tend ge­macht, dass ei­ni­ge der den An­gehöri­gen des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes über­tra­ge­nen Auf­ga­ben wie die Brand­bekämp­fung oder die Per­so­nen­ret­tung ei­ne außer­gewöhn­lich ho­he körper­li­che Eig­nung er­for­der­ten und nur von jun­gen Be­am­ten wahr­ge­nom­men wer­den könn­ten. Die deut­sche Re­gie­rung hat hier­zu wis­sen­schaft­li­che Da­ten aus ar­beits- und sport­me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chun­gen vor­ge­legt, aus de­nen her­vor­ge­he, dass die Leis­tungsfähig­keit der Lun­gen, der Mus­ku­la­tur und die körper­li­che Wi­der­standsfähig­keit mit dem Al­ter nach­ließen. So verfügten nur sehr we­ni­ge der Be­am­ten, die älter als 45 Jah­re sei­en, über die hin­rei­chen­de körper­li­che Eig­nung, um ih­re Tätig­keit im Be­reich der Brand­bekämp­fung aus­zuüben. Im Be­reich der Per­so­nen­ret­tung verfügten die be­trof­fe­nen Be­am­ten mit 50 Jah­ren nicht mehr über die­se Eig­nung. Die Be­am­ten, die die­se Al­ters­stu­fen über­schrit­ten hätten, ar­bei­te­ten in den an­de­ren vor­ge­nann­ten Tätig­keits­be­rei­chen. Dem­nach steht das Er­for­der­nis der vol­len körper­li­chen Eig­nung zur Ausübung des Feu­er­wehr­be­rufs im mitt­le­ren tech­ni­schen Dienst im Zu­sam­men­hang mit dem Al­ter der An­gehöri­gen die­ses Diens­tes.
42 Was vier­tens und letz­tens die Fra­ge be­trifft, ob ei­ne in­ner­staat­li­che Re­ge­lung wie die im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­che, die die Höchst­al­ters­gren­ze für die Ein­stel­lung von Be­am­ten, die über ei­ne aus­ge­prägte körper­li­che Eig­nung für die Ausübung des Feu­er­wehr­be­rufs im mitt­le­ren tech­ni­schen Dienst verfügen, auf 30 Jah­re fest­ge­legt, verhält­nismäßig ist, ist zu prüfen, ob die­se Gren­ze zur Er­rei­chung des ver­folg­ten Ziels ge­eig­net ist und nicht über das hin­aus­geht, was hier­zu er­for­der­lich ist.
43 Wie be­reits aus­geführt, können die dem mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Dienst ob­lie­gen­den Auf­ga­ben der Brand­bekämp­fung und der Per­so­nen­ret­tung nur von den jüngs­ten Be­am­ten erfüllt wer­den. Die Be­am­ten, die älter sind als 45 oder 50 Jah­re, neh­men an­de­re Auf­ga­ben wahr. Um das ef­fi­zi­en­te Funk­tio­nie­ren des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes zu gewähr­leis­ten, kann es als er­for­der­lich an­ge­se­hen wer­den, dass die die­sem Dienst an­gehören­den Be­am­ten mehr­heit­lich in der La­ge sind, die körper­lich an­spruchs­vol­len Auf­ga­ben zu erfüllen und da­her jünger sein müssen als 45 oder 50 Jah­re. Im Übri­gen er­for­dert die Ver­wen­dung der Be­am­ten, die älter sind als 45 oder 50 Jah­re, für körper­lich we­ni­ger an­spruchs­vol­le Auf­ga­ben de­ren Er­satz durch jun­ge Be­am­te. Die Zeit­span­ne, während de­ren ein Be­am­ter in der La­ge sein wird, die körper­lich an­spruchs­vol­len Auf­ga­ben zu erfüllen, wird aber durch sein Ein­stel­lungs­al­ter be­stimmt. Ein vor Er­rei­chen des 30. Le­bens­jahrs ein­ge­stell­ter Be­am­ter, der im Übri­gen noch ei­ne zweijähri­ge Aus­bil­dung ab­sol­vie­ren muss, wird während ei­ner Min­dest­dau­er von 15 bis 20 Jah­ren für die­se Auf­ga­ben ver­wen­det wer­den können. Wird er hin­ge­gen im Al­ter von 40 Jah­ren ein­ge­stellt, wird die­ser Zeit­raum nur 5 bis höchs­tens 10 Jah­re be­tra­gen. Ei­ne Ein­stel­lung im fort­ge­schrit­te­nen Al­ter hätte zur Fol­ge, dass ei­ne zu große Zahl von Be­am­ten nicht für die körper­lich an­spruchs­volls­ten Auf­ga­ben ver­wen­det wer­den könn­te. Ei­ne sol­che Ein­stel­lung würde auch nicht ermögli­chen, die so ein­ge­stell­ten Be­am­ten über ei­nen hin­rei­chend lan­gen Zeit­raum für die­se Auf­ga­ben zu ver­wen­den. Sch­ließlich muss, wie die deut­sche Re­gie­rung gel­tend ge­macht hat, für ei­ne an­ge­mes­se­ne Or­ga­ni­sa­ti­on der Be­rufs­feu­er­wehr für den mitt­le­ren tech­ni­schen Dienst ei­ne Wech­sel­be­zie­hung zwi­schen den körper­lich an­spruchs­vol­len und für die ältes­ten Be­am­ten un­ge­eig­ne­ten Stel­len und den körper­lich we­ni­ger an­spruchs­vol­len und für die­se Be­am­ten ge­eig­ne­ten Stel­len be­ste­hen.
44 Dem­nach zeigt sich, dass ei­ne in­ner­staat­li­che Re­ge­lung wie die im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­che, die die Höchst­al­ters­gren­ze für die Ein­stel­lung in die Lauf­bahn des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes auf 30 Jah­re fest­legt, als ei­ne Re­ge­lung an­ge­se­hen wer­den kann, die zum ei­nen dem Ziel, die Ein­satz­be­reit­schaft und das ord­nungs­gemäße Funk­tio­nie­ren der Be­rufs­feu­er­wehr zu gewähr­leis­ten, an­ge­mes­sen ist und zum an­de­ren nicht über das hin­aus­geht, was zur Er­rei­chung die­ses Ziels er­for­der­lich ist.
45 Da die Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters in An­be­tracht von Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie ge­recht­fer­tigt ist, ist nicht zu prüfen, ob sie auch im Hin­blick auf Art. 6 Abs. 1 die­ser Richt­li­nie ge­recht­fer­tigt sein könn­te.
46 Nach al­le­dem ist auf die Fra­gen 1 bis 9 zu ant­wor­ten, dass Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er ei­ner in­ner­staat­li­chen Re­ge­lung wie der im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­chen, die das Höchst­al­ter für die Ein­stel­lung in die Lauf­bahn des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes auf 30 Jah­re fest­legt, nicht ent­ge­gen­steht.
47 An­ge­sichts der Ant­wort auf die Fra­gen 1 bis 9 braucht die zehn­te Fra­ge nicht be­ant­wor­tet zu wer­den.

Kos­ten

48 Für die Par­tei­en des Aus­gangs­ver­fah­rens ist das Ver­fah­ren ein Zwi­schen­streit in dem bei dem vor­le­gen­den Ge­richt anhängi­gen Rechts­streit; die Kos­ten­ent­schei­dung ist da­her Sa­che die­ses Ge­richts. Die Aus­la­gen an­de­rer Be­tei­lig­ter für die Ab­ga­be von Erklärun­gen vor dem Ge­richts­hof sind nicht er­stat­tungsfähig.

Aus die­sen Gründen hat der Ge­richts­hof (Große Kam­mer) für Recht er­kannt:

Art. 4 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er ei­ner in­ner­staat­li­chen Re­ge­lung wie der im Aus­gangs­ver­fah­ren frag­li­chen, die das Höchst­al­ter für die Ein­stel­lung in die Lauf­bahn des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes auf 30 Jah­re fest­legt, nicht ent­ge­gen­steht.

Un­ter­schrif­ten

* Ver­fah­rens­spra­che: Deutsch.

Quel­le: Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Uni­on (EuGH), http://cu­ria.eu­ro­pa.eu

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 


zur Übersicht C-229/08