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BAG, Ur­teil vom 24.09.2009, 8 AZR 705/08

   
Schlagworte: Diskriminierung: Ethnische Herkunft, Belästigung, AGG
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 8 AZR 705/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 24.09.2009
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Landesarbeitsgericht Düsseldorf, Urteil vom 18. Juni 2008 - 7 Sa 383/08
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


8 AZR 705/08
7 Sa 383/08
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Düssel­dorf

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
24. Sep­tem­ber 2009

UR­TEIL

Schie­ge, Ur­kunds­be­am­ter

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

1. 


Kläger zu 1), Be­ru­fungskläger zu 1) und Re­vi­si­onskläger zu 1),

2.

Kläger zu 2), Be­ru­fungskläger zu 2) und Re­vi­si­onskläger zu 2),

3.

Kläger zu 3), Be­ru­fungskläger zu 3) und Re­vi­si­onskläger zu 3),

4.

Kläger zu 4), Be­ru­fungskläger zu 4) und Re­vi­si­onskläger zu 4),


pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,


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hat der Ach­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 24. Sep­tem­ber 2009 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Hauck, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Böck und Brein­lin­ger so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Ei­mer und Dr. Pau­li für Recht er­kannt:


Die Re­vi­si­on der Kläger zu 1) - 4) ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 18. Ju­ni 2008 - 7 Sa 383/08 - wird zurück­ge­wie­sen.

Die Kläger zu 1) - 4) ha­ben die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Kläger ver­lan­gen von der Be­klag­ten die Zah­lung ei­ner Entschädi­gung we­gen Ver­s­toßes ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot.

Die Kläger, al­le türki­sche Staats­an­gehöri­ge, wa­ren bei der Be­klag­ten als Kom­mis­sio­nie­rer in de­ren La­ger in E tätig. Zusätz­lich zur türki­schen be­sitzt der Kläger zu 4) die deut­sche Staats­an­gehörig­keit.


Im E La­ger­be­trieb sind et­wa 50 Ar­beit­neh­mer, dar­un­ter ca. 50 % ausländi­scher Her­kunft beschäftigt. Bei Grill­fes­ten stell­te die Be­klag­te in den letz­ten Jah­ren ei­nen be­son­de­ren Grill zur Verfügung, auf wel­chem aus­sch­ließlich bei ei­nem mus­li­mi­schen Metz­ger er­wor­be­nes Fleisch ge­grillt wur­de. Für die mus­li­mi­schen Mit­ar­bei­ter hat die Be­klag­te ei­nen Ge­bets­raum ein­ge­rich­tet.

Im Be­trieb be­fand sich ei­ne Her­ren­toi­let­te mit fünf Ein­zel­ka­bi­nen. An min­des­tens zwei der Toi­let­ten­in­nentüren be­fan­den sich ein Ha­ken­kreuz und fol­gen­de hand­schrift­lich an­ge­brach­te Be­schrif­tun­gen: „Scheiß Ausländer, ihr Hu­rensöhne, Ausländer raus, ihr Ka­na­ken, Ausländer sind Inländer ge­wor­den“. Die­se Toi­let­ten wur­den vom Nie­der­las­sungs­lei­ter der Be­klag­ten nicht be­nutzt,
 


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weil sich im Be­trieb der Be­klag­ten ei­ne wei­te­re Toi­let­te für die kaufmänni­schen Mit­ar­bei­ter be­fand. Seit wann die Toi­let­tentüren die­se Be­schrif­tun­gen auf­wie­sen und wann die Be­klag­te da­von er­fah­ren hat, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Auf je­den Fall wa­ren die­se im April 2007 durch die Be­klag­te ent­fernt wor­den, nach­dem die Be­klag­te von den Schmie­re­rei­en durch den Schrift­satz des Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten des eben­falls im Be­trieb E beschäftig­ten Mit­ar­bei­ters T vom 20. März 2007 in ei­nem Kündi­gungs­rechts­streit er­fah­ren hat­te.


Mit vier an­walt­li­chen Schrei­ben vom 11. April 2007 ver­lang­ten die Kläger von der Be­klag­ten die Zah­lung ei­ner Entschädi­gung we­gen ei­ner Belästi­gung iSv. § 3 Abs. 3 AGG auf­grund ih­rer eth­ni­schen Her­kunft. Mit am 11. Ju­ni 2007 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­gen ha­ben sie die­se For­de­run­gen ge­richt­lich gel­tend ge­macht.

Die Kläger be­haup­ten, dass sich das Ha­ken­kreuz und die Be­schrif­tun­gen min­des­tens seit An­fang 2006 auf den Toi­let­ten­in­nentüren be­fun­den hätten. Im Sep­tem­ber 2006 ha­be der Mit­ar­bei­ter T den Nie­der­las­sungs­lei­ter S auf die­sen Um­stand hin­ge­wie­sen. Die­ser ha­be geäußert, so würden die Leu­te eben den­ken. Auch der Kläger zu 2) ha­be im Ja­nu­ar/Fe­bru­ar 2007 ge­genüber dem Nie­der­las­sungs­lei­ter im Rah­men ei­nes Gespräches über an­de­re Din­ge erwähnt, dass „ausländer­feind­li­che Be­schrif­tun­gen“ in der Toi­let­te sei­en, die er „nicht kor­rekt“ fin­de. Of­fen­sicht­lich sei der Nie­der­las­sungs­lei­ter darüber in­for­miert ge­we­sen, weil er sich auf die Äußerung be­schränkt ha­be, er wis­se auch nicht, wer das ma­che. Die Be­klag­te ha­be den Ge­set­zes­text des AGG erst im März/April 2007, nach ers­ten Be­schwer­den von Mit­ar­bei­tern we­gen der Be­schrif­tun­gen, für we­ni­ge Ta­ge aus­gehängt.

Die Kläger mei­nen, die Be­klag­te hätte nach In­kraft­tre­ten des AGG die Räum­lich­kei­ten in ih­rem Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­reich auf dis­kri­mi­nie­ren­de Tat­bestände, Be­schrif­tun­gen, Bil­der usw. über­prüfen müssen. Es sei ihr vor­zu­wer­fen, dass sie trotz Be­an­stan­dun­gen ei­nes Mit­ar­bei­ters die Be­schrif­tun­gen nicht ent­fernt ha­be. Im Übri­gen ha­be die Be­klag­te die nach § 12 Abs. 2 AGG er­for­der­li­chen Schu­lun­gen un­ter­las­sen und kei­ne Be­schwer­de­stel­le un­ter Be­tei­li­gung des Be­triebs­rats ein­ge­rich­tet. Auch hätten die Be­schrif­tun­gen
 


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je­den­falls dann zu ei­nem „von An­fein­dun­gen ge­kenn­zeich­ne­ten Um­feld“ iSv. § 3 Abs. 3 AGG geführt, als der Nie­der­las­sungs­lei­ter trotz der Hin­wei­se zwei­er Mit­ar­bei­ter nicht re­agiert ha­be. Es sei un­er­heb­lich, dass die Be­klag­te ei­nen Ge­bets­raum zur Verfügung stel­le und auf die re­li­giösen Nah­rungs­ge­bo­te ih­rer Mit­ar­bei­ter Rück­sicht neh­me. Dies sei zwar po­si­tiv zu be­ur­tei­len, rich­te sich aber an der Re­li­gi­ons­zu­gehörig­keit aus und ste­he in kei­nem Be­zug zur Na­tio­na­lität und Volks­zu­gehörig­keit.

Die Kläger ha­ben be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie ei­ne an­ge­mes­se­ne Entschädi­gung gem. § 15 Abs. 2 AGG zu zah­len, min­des­tens je 10.000,00 Eu­ro net­to, nebst Zin­sen iHv. fünf Pro­zent­punk­ten über dem EZB-Ba­sis­zins­satz.


Die Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt.

Sie be­haup­tet, erst­mals durch den Schrift­satz im Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren des Mit­ar­bei­ters T im März 2007 von den Schmie­re­rei­en Kennt­nis er­hal­ten zu ha­ben, wor­auf die­se un­verzüglich ent­fernt wor­den sei­en. Da­vor ha­be es auch beim Be­triebs­rat kei­ne Be­schwer­den ge­ge­ben. Sie ha­be im De­zem­ber 2006 den Ge­set­zes­text des AGG und des § 61b ArbGG so­wie wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum AGG den Mit­ar­bei­tern über das R-In­fo­net und über das „Schwar­ze Brett“ be­kannt ge­macht. Da­bei sei als An­sprech­part­ner für den Be­trieb in E der Nie­der­las­sungs­lei­ter S be­nannt wor­den. Am 11. Ja­nu­ar 2007 ha­be ei­ne AGG-Schu­lung für die Be­triebsräte der Re­gi­on West statt­ge­fun­den so­wie am 16. und 23. Ja­nu­ar 2007 für den Be­triebs­lei­ter. Sie ist der Auf­fas­sung, dass im E Be­trieb kein ausländer­feind­li­ches Kli­ma herr­sche.


Das Ar­beits­ge­richt hat die ursprüng­lich ein­zeln er­ho­be­nen Kla­gen ver­bun­den und dann ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fun­gen der Kläger zurück­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­fol­gen die Kläger ih­re Kla­ge­be­geh­ren wei­ter, während die Be­klag­te die Zurück­wei­sung der Re­vi­si­on be­an­tragt.
 


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Ent­schei­dungs­gründe


Die zulässi­gen Re­vi­sio­nen der Kläger sind un­be­gründet. Ih­nen ste­hen die gel­tend ge­mach­ten Entschädi­gungs­ansprüche nicht zu.

A. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat sei­ne kla­ge­ab­wei­sen­de Ent­schei­dung im We­sent­li­chen wie folgt be­gründet: Es könne da­hin­ste­hen, ob ei­ne un­erwünsch­te Ver­hal­tens­wei­se vor­lie­ge, die mit ei­nem in § 1 AGG ge­nann­ten Grund im Zu­sam­men­hang ste­he und be­zwe­cke oder be­wir­ke, dass die Würde der be­tref­fen­den Per­son ver­letzt wer­de. Nach dem Vor­trag der Kläger las­se sich nämlich nicht fest­stel­len, dass durch die „Toi­let­ten­schmie­re­rei­en“ ein durch Einschüchte­run­gen, An­fein­dun­gen, Er­nied­ri­gun­gen, Entwürdi­gun­gen oder Be­lei­di­gun­gen ge­kenn­zeich­ne­tes Um­feld iSd. § 3 Abs. 3 AGG ge­schaf­fen wor­den sei. Dafür wäre es er­for­der­lich ge­we­sen, dass die Belästi­gun­gen das Um­feld „ge­kenn­zeich­net, dh. für das Ar­beits­verhält­nis prägen­de Be­deu­tung“ ent­fal­tet hätten. Dies könne nur dann an­ge­nom­men wer­den, wenn ein­zel­ne Tat­hand­lun­gen sys­te­ma­tisch da­zu dien­ten, die Würde des Be­trof­fe­nen zu ver­let­zen. Dies er­for­de­re ein fort­dau­ern­des Ver­hal­ten. Nach dem Vor­brin­gen der Kläger lie­ge die­ses je­doch nicht vor. Die Kläger be­haup­te­ten nämlich, die Schmie­re­rei­en hätten sich seit min­des­tens An­fang 2006 auf min­des­tens zwei der Her­ren­toi­let­ten be­fun­den, oh­ne dass neue Tat­hand­lun­gen in Form von neu­en Be­schrif­tun­gen hin­zu­ge­kom­men sei­en. Auch wenn zu Guns­ten der Kläger un­ter­stellt wer­de, dass der Nie­der­las­sungs­lei­ter S im Sep­tem­ber 2006 von den Be­schrif­tun­gen er­fah­ren ha­be, be­gründe dies noch kei­ne prägen­de Be­deu­tung, weil sich die­ser mit den Be­schrif­tun­gen un­strei­tig nicht iden­ti­fi­ziert ha­be. Al­lein die un­ter­las­se­ne Be­sei­ti­gung der Be­schrif­tun­gen, die zu­vor seit Mo­na­ten - von den Klägern un­be­an­stan­det - in der Her­ren­toi­let­te vor­han­den ge­we­sen sei­en, be­wir­ke kein feind­li­ches Um­feld.


Darüber hin­aus hätten die Kläger die Gel­tend­ma­chungs­frist des § 15 Abs. 4 AGG nicht ein­ge­hal­ten. Sie hätten zwei Mo­na­te nach In­kraft­tre­ten des AGG ih­ren Entschädi­gungs­an­spruch gel­tend ma­chen müssen, spätes­tens je­doch bin­nen zwei Mo­na­ten nach dem ers­ten von den Klägern be­haup­te­ten
 


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Hin­weis an den Ar­beit­ge­ber im Sep­tem­ber 2006. Es könne nicht von ei­nem Dau­er­tat­be­stand aus­ge­gan­gen wer­den, bei dem die Aus­schluss­frist nicht mit dem Zeit­punkt des Be­kannt­wer­dens, son­dern mit sei­ner Be­en­di­gung be­gin­ne. Ein Dau­er­tat­be­stand lie­ge des­halb nicht vor, weil we­der fort­lau­fend neue Tat­sa­chen ein­ge­tre­ten sei­en noch ein nicht ab­ge­schlos­se­ner Zu­stand vor­lie­ge. Die tatsächli­chen Vorgänge, die für die Belästi­gung maßgeb­lich sei­en, nämlich das An­brin­gen der Be­schrif­tun­gen, sei­en be­reits ab­ge­schlos­sen ge­we­sen.


B. Die Ent­schei­dung des Lan­des­ar­beits­ge­richts hält ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prüfung stand.

I. Die auf Zah­lung ei­ner Entschädi­gung ge­rich­te­ten Kla­gen sind zulässig, ins­be­son­de­re sind die Kla­ge­anträge hin­rei­chend be­stimmt (§ 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO).


Dem steht nicht ent­ge­gen, dass die Kläger die Höhe der von ih­nen be­gehr­ten Entschädi­gun­gen in das Er­mes­sen des Ge­richts ge­stellt ha­ben. Ein sol­cher Kla­ge­an­trag ist hier zulässig, weil nach § 15 Abs. 2 AGG ei­ne an-ge­mes­se­ne Entschädi­gung in Geld ver­langt wer­den kann und dem Ge­richt da­mit hin­sicht­lich der Höhe der Entschädi­gung ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ein­geräumt wird. Ist die Höhe des Be­tra­ges nach bil­li­gem Er­mes­sen des Ge­richts zu be­stim­men, ist ein un­be­zif­fer­ter Zah­lungs­an­trag zulässig, wenn der Kläger Tat­sa­chen be­nennt, die das Ge­richt bei sei­ner Er­mes­sens­ausübung her­an­zie­hen soll, und die Größen­ord­nung der For­de­rung an­gibt (BAG 16. Sep­tem­ber 2008 - 9 AZR 791/07 - Rn. 18, AP SGB IX § 81 Nr. 15 = EzA SGB IX § 81 Nr. 17; 12. Sep­tem­ber 2006 - 9 AZR 807/05 - BA­GE 119, 262 = AP SGB IX § 81 Nr. 13 = EzA SGB IX § 81 Nr. 14). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind erfüllt. Die Kläger ha­ben ei­nen Sach­ver­halt dar­ge­legt, wel­chen das Ge­richt bei sei­ner Er­mes­sens­ausübung her­an­zie­hen soll und der es grundsätz­lich ermöglicht, ei­ne Entschädi­gung zu be­stim­men. Fer­ner ha­ben die Kläger An­ga­ben zur Größen­ord­nung der Entschädi­gung, nämlich min­des­tens 10.000,00 Eu­ro, ge­macht.
 


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II. Die Kla­gen sind un­be­gründet, weil die Kläger et­wai­ge Ansprüche auf Zah­lung ei­ner Entschädi­gung ge­gen die Be­klag­te ver­spätet gel­tend ge­macht ha­ben.


1. Ob den Klägern sol­che Ansprüche dem Grun­de nach gemäß § 15 Abs. 2 AGG zustünden, kann der Se­nat auf­grund der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stell­lun­gen nicht ab­sch­ließend ent­schei­den.

a) Die Vor­schrif­ten des AGG sind auf den Streit­fall an­wend­bar. 

Mit dem Ge­setz zur Um­set­zung eu­ropäischer Richt­li­ni­en zur Ver­wirk­li­chung des Grund­sat­zes der Gleich­be­hand­lung (Um­set­zungs­ge­setz) vom 14. Au­gust 2006 ist am 18. Au­gust 2006 das AGG in Kraft ge­tre­ten. Für Be­nach­tei­li­gun­gen we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des, die zeit­lich nach In­kraft­tre­ten des AGG be­gan­gen wur­den, gel­ten die §§ 1 - 18 AGG oh­ne Ein­schränkung, § 33 AGG (vgl. BAG 14. Au­gust 2007 - 9 AZR 943/06 - Rn. 28, BA­GE 123, 358 = AP AGG § 33 Nr. 1 = EzA BGB 2002 § 611a Nr. 5; 16. De­zem­ber 2008 - 9 AZR 985/07 - Rn. 33, AP TVG § 1 Vor­ru­he­stand Nr. 33 = EzA SGB IX § 81 Nr. 18). Da­ge­gen ist nach der Über­g­angs­vor­schrift in § 33 AGG, die sich ent­ge­gen ih­rem Wort­laut nicht nur auf Be­nach­tei­li­gun­gen we­gen des Ge­schlechts und se­xu­el­le Belästi­gun­gen be­zieht (vgl. BT-Drucks. 16/1780 S. 53; BAG 14. Ja­nu­ar 2009 - 3 AZR 20/07 - Rn. 55, AP GG Art. 3 Nr. 315 = EzA AGG § 2 Nr. 3; 16. De­zem­ber 2008 - 9 AZR 985/07 - aaO), das AGG nicht auf Sach­ver­hal­te an­wend­bar, die vor In­kraft­tre­ten des Ge­set­zes be­reits ab­ge­schlos­sen wa­ren. Viel­mehr ist nach der Be­gründung des Re­gie­rungs­ent­wur­fes auf am 18. Au­gust 2006 be­reits ab­ge­schlos­se­ne Be­nach­tei­li­gun­gen die al­te Rechts­la­ge an­wend­bar ein­sch­ließlich des § 81 Abs. 2 SGB IX aF (vgl. BT-Drucks. 16/1780 S. 53; BAG 16. De­zem­ber 2008 - 9 AZR 985/07 - aaO). Dem­nach kommt es auf den Zeit­punkt der Vor­nah­me der Be­nach­tei­li­gungs­hand­lung an. In der Re­gel ist die zu­grun­de lie­gen­de Ent­schei­dung des Ar­beit­ge­bers maßgeb­lich, et­wa ei­nen Be­wer­ber nicht ein­zu­stel­len (BAG 14. Ja­nu­ar 2009 - 3 AZR 20/07 - aaO; 16. De­zem­ber 2008 - 9 AZR 985/07 - aaO). Der Zeit­punkt der Kennt­nis­er­lan­gung von der Be­nach­tei­li­gung ist zwar ent­schei­dend für den Be­ginn der Gel­tend­ma­chungs­frist nach § 15 Abs. 4 Satz 2 AGG, für den

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zeit­li­chen An­wen­dungs­be­reich des AGG ist je­doch nur der Zeit­punkt der Ver­wirk­li­chung des Tat­be­stan­des des § 7 Abs. 1 AGG von Be­deu­tung (Bau­er/Göpfert/Krie­ger AGG 2. Aufl. § 33 Rn. 8; Adom­eit/Mohr § 33 Rn. 9/10).


Die Kläger be­ru­fen sich auf ei­ne Belästi­gung iSv. § 3 Abs. 3 AGG zur Be­gründung der Entschädi­gungs­pflicht der Be­klag­ten, wo­bei die Belästi­gung da­durch ent­stan­den sein soll, dass die Be­klag­te es nach In­kraft­tre­ten des AGG trotz ei­ner Auf­for­de­rung im Sep­tem­ber 2006 un­ter­las­sen ha­be, die Be­schrif­tun­gen an den Toi­let­tentüren zu ent­fer­nen. Da­mit lag der Zeit­punkt der Vor­nah­me der be­haup­te­ten Be­nach­tei­li­gungs­hand­lung, nämlich die Nichtent­fer­nung der Be­schrif­tun­gen, nach In­kraft­tre­ten des AGG, so dass die­ses nach dem Sach­vor­trag der Kläger an­wend­bar ist.


b) Die Par­tei­en un­ter­lie­gen dem persönli­chen An­wen­dungs­be­reich des AGG nach § 6 AGG. Die Kläger sind Beschäftig­te im Sinn des Ge­set­zes, weil sie Ar­beit­neh­mer sind (§ 6 Abs. 1 Nr. 1 AGG), und die Be­klag­te ist Ar­beit­ge­be­rin, weil sie die Kläger als Ar­beit­neh­mer beschäftigt (§ 6 Abs. 2 Satz 1 AGG).


c) Nach § 15 Abs. 2 Satz 1 AGG kann der oder die Beschäftig­te we­gen ei­nes Scha­dens, der nicht Vermögens­scha­den ist, ei­ne Entschädi­gung in Geld ver­lan­gen. Tat­be­stands­vor­aus­set­zung für ei­nen sol­chen Entschädi­gungs­an­spruch ist ein Ver­s­toß ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot gem. § 7 Abs. 1 iVm. § 1 AGG. Dies wird zwar in § 15 Abs. 2 AGG nicht aus­drück­lich klar­ge­stellt, er­gibt sich je­doch aus dem Ge­samt­zu­sam­men­hang der Be­stim­mun­gen in § 15 AGG (Se­nat 22. Ja­nu­ar 2009 - 8 AZR 906/07 - Rn. 28, EzA AGG § 15 Nr. 1).


d) Es kann da­hin­ste­hen, ob das teil­wei­se be­strit­te­ne Vor­brin­gen der Kläger, wel­ches zur An­nah­me ei­nes Ver­s­toßes der Be­klag­ten ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot gem. § 7 Abs. 1 AGG führen könn­te, zu­trifft.

aa) Ein Ver­s­toß ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot nach § 7 Abs. 1 AGG ist ua. dann ge­ge­ben, wenn ei­ne Belästi­gung iSd. § 3 Abs. 3 AGG vor­liegt. Die Kläger se­hen ei­ne sol­che Belästi­gung dar­in, dass die Be­klag­te es trotz ei­ner

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ent­spre­chen­den Be­an­stan­dung un­ter­las­sen ha­be, die Be­schrif­tun­gen an den Toi­let­ten­in­nentüren zu be­sei­ti­gen.

Nach § 3 Abs. 3 AGG ist ei­ne Belästi­gung ei­ne Be­nach­tei­li­gung, wenn un­erwünsch­te Ver­hal­tens­wei­sen, die mit ei­nem in § 1 AGG ge­nann­ten Grund in Zu­sam­men­hang ste­hen, be­zwe­cken oder be­wir­ken, dass die Würde der be­tref­fen­den Per­son ver­letzt und ein von Einschüchte­run­gen, An­fein­dun­gen, Er­nied­ri­gun­gen, Entwürdi­gun­gen oder Be­lei­di­gun­gen ge­kenn­zeich­ne­tes Um­feld ge­schaf­fen wird. Die Be­schrif­tun­gen „Scheiß Ausländer, Ausländer raus und Ka­na­ken“ ste­hen mit dem Merk­mal der eth­ni­schen Her­kunft nach § 1 AGG im Zu­sam­men­hang. Da­durch, dass der Be­griff „Ausländer“ in den Kon­text mit zwei­fels­frei be­lei­di­gen­den Wörtern („Scheiß“, „Ka­na­ken“, „Hu­rensöhne“) ge­stellt wird, ver­bun­den mit dem Ha­ken­kreuz als dem Sym­bol für das ras­sis­ti­sche na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Un­rechts­re­gime, be­wir­ken die­se Toi­let­ten­schmie­re­rei­en ei­ne Ver­let­zung der Würde der Kläger, die von den Ur­he­bern die­ser Be­schrif­tun­gen auch be­zweckt war. Dass die Ver­fas­ser die­ser „In­schrif­ten“ aus Sicht ei­nes ob­jek­ti­ven Be­trach­ters da­von aus­ge­hen muss­ten, es han­de­le sich bei ih­ren Schmie­re­rei­en um „un­erwünsch­te Ver­hal­tens­wei­sen“ iSd. § 3 Abs. 3 AGG, dh. um von den Be­trof­fe­nen nicht ak­zep­tier­tes und gewünsch­tes Ver­hal­ten (vgl. BT-Drucks. 16/1780 S. 33), kann un­ter­stellt wer­den.

bb) Nach § 3 Abs. 3 letz­ter Teil­satz AGG ist für die An­nah­me ei­ner Belästi­gung Vor­aus­set­zung, dass zusätz­lich zu ei­ner un­erwünsch­ten Ver­hal­tens­wei­se, die mit ei­nem in § 1 AGG ge­nann­ten Grund in Zu­sam­men­hang steht und be­zweckt oder be­wirkt, dass die Würde der be­tref­fen­den Per­son ver­letzt wird, ein durch Einschüchte­run­gen, An­fein­dun­gen, Er­nied­ri­gun­gen, Entwürdi­gun­gen oder Be­lei­di­gun­gen ge­kenn­zeich­ne­tes Um­feld ge­schaf­fen wird.


Die Würde­ver­let­zung und ein „feind­li­ches Um­feld“ - als Syn­onym für „ein von Einschüchte­run­gen, An­fein­dun­gen, Er­nied­ri­gun­gen, Entwürdi­gun­gen oder Be­lei­di­gun­gen ge­kenn­zeich­ne­tes Um­feld“ - müssen für die Ver­wirk­li­chung der Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen des § 3 Abs. 3 AGG ku­mu­la­tiv vor­lie­gen. So­weit ver­tre­ten wird, dass „das feind­li­che Um­feld“ vor­ran­gig ei­ne Kon­kre­ti­sie­rung des Maßsta­bes für den bei ei­ner Belästi­gung gem. § 3 Abs. 3

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AGG vor­aus­zu­set­zen­den Schwe­re­grad der un­erwünsch­ten Belästi­gung dar-stel­le (in die­sem Sin­ne: ErfK/Schlach­ter 9. Aufl. § 3 AGG Rn. 15; Mei­nel/Heyn/Herms AGG § 3 Rn. 36), ist dem nicht zu fol­gen. Zwar deu­tet die Be­gründung des Ge­setz­ent­wur­fes vom 8. Ju­ni 2006 dar­auf hin, dass mit dem Be­griff „feind­li­ches Um­feld“ kein zusätz­li­ches Tat­be­stands­merk­mal auf­ge­stellt wer­den soll­te. In der BT-Drucks. heißt es: „ins­be­son­de­re durch das Schaf­fen ei­nes von Einschüchte­run­gen ... ge­kenn­zeich­ne­ten Um­fel­des“ (BT-Drucks. 16/1780 S. 33). Dafür, dass „die Schaf­fung ei­nes feind­li­chen Um­fel­des“ ei­ne wei­te­re Tat­be­stands­vor­aus­set­zung des § 3 Abs. 3 AGG ist, wel­che ku­mu­la­tiv vor­lie­gen muss, spricht je­doch, dass der Ge­setz­ge­ber in § 3 Abs. 3 AGG von dem „Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes zur Um­set­zung eu­ropäischer An­ti­dis­kri­mi­nie­rungs­richt­li­ni­en“ vom 16. De­zem­ber 2004 ab­ge­wi­chen ist. In die­sem, letzt­lich nicht Ge­setz ge­wor­de­nen Ent­wurf wa­ren die Würde­ver­let­zung und das feind­li­che Um­feld noch mit „ins­be­son­de­re“ (vgl. BT-Drucks. 15/4538 S. 5) und nicht mit „und“ wie im späte­ren Ge­set­zes­text, dem gel­ten­den § 3 Abs. 3 AGG, ver­bun­den. Im Hin­blick auf die­sen ein­deu­ti­gen Wort­laut des § 3 Abs. 3 AGG er­gibt sich die Klar­stel­lung des Ge­setz­ge­bers, dass bei­de Vor­aus­set­zun­gen ku­mu­la­tiv vor­lie­gen müssen (so auch Adom­eit/Mohr § 3 Rn. 134; Münch­KommBGB/Thüsing § 3 AGG Rn. 58; v. Ro­et­te­ken AGG § 3 Rn. 367; Däubler/Bertz­bach-Schra­der/Schu­bert AGG 2. Aufl. § 3 Rn. 66/67; Schiek AGG § 3 Rn. 73; Gai­er/Wendt­land AGG § 2 Rn. 92; Bau­er/Göpfert/Krie­ger § 3 Rn. 45; Schaub/Linck ArbR-Hdb. 13. Aufl. § 33 Rn. 36). Durch die ge­genüber dem Ent­wurf geänder­te Wort­wahl hat der Ge­setz­ge­ber auch der Kri­tik Rech­nung ge­tra­gen, dass der Ent­wurf den Be­griff der Belästi­gung ufer­los aus­deh­ne und unnöti­ger­wei­se über die Richt­li­ni­en­vor­ga­be hin­aus­ge­he. Mit den vom Ge­setz­ge­ber vor­ge­nom­me­nen Ände­run­gen ent­spricht § 3 Abs. 3 AGG auch dem Wort­laut des Art. 2 Abs. 3 der RL 2000/78/EG des Ra­tes zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf vom 27. No­vem­ber 2000.

cc) Um­strit­ten ist, wel­che Vor­aus­set­zun­gen ge­ge­ben sein müssen, da­mit ein durch Einschüchte­run­gen, An­fein­dun­gen, Er­nied­ri­gun­gen, Entwürdi­gun­gen oder Be­lei­di­gun­gen ge­kenn­zeich­ne­tes Um­feld ge­schaf­fen wird. In­so­weit führt
 


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das Lan­des­ar­beits­ge­richt aus, dass die Belästi­gun­gen ein Um­feld nur dann „kenn­zeich­nen“ können, wenn sie für das Ar­beits­verhält­nis prägen­de Be­deu­tung ent­fal­ten, wo­hin­ge­gen die Re­vi­si­on meint, dass das Merk­mal „kenn-zeich­nen“ ei­nen an­de­ren In­halt ha­be, ins­be­son­de­re, dass es sich nicht um das we­sent­li­che Kenn­zei­chen, son­dern nur um ei­nes von meh­re­ren auffälli­gen han­deln müsse.


In der Li­te­ra­tur fin­den sich ver­schie­de­ne Ansätze da­zu, wann ein feind­li­ches Um­feld iSd. § 3 Abs. 3 letz­ter Teil­satz AGG vor­liegt. So wird ver­tre­ten, dass ei­ne Schwe­re oder In­ten­sität er­for­der­lich sei, auf­grund de­rer das Ar­beits­um­feld der ver­letz­ten Per­son durch die Belästi­gung ge­kenn­zeich­net, al­so mit ge­prägt wer­de (KR/Tre­ber 9. Aufl. § 3 AGG Rn. 82) bzw. dass ei­ne Ver­hal­tens-wei­se deut­lich ober­halb der Lästig­keits­schwel­le (in die­sem Sin­ne auch: v. Ro­et­te­ken § 3 Rn. 367 und Adom­eit/Mohr § 3 Rn. 134; Mei­nel/Heyn/Herms § 3 Rn. 36, die in­so­weit den Be­griff „nicht un­er­heb­li­ches Ge­wicht“ ver­wen­den) vor­lie­gen müsse, wo­bei die Ver­hal­tens­wei­se das Um­feld nur kenn­zeich­nen könne, wenn sie für das frag­li­che Ar­beits­verhält­nis prägen­de Be­deu­tung ent-fal­te (ErfK/Schlach­ter aaO; wohl auch: Münch­KommBGB/Thüsing § 3 AGG Rn. 59, der von „feind­li­cher Um­feld­prägung“ spricht). Darüber hin­aus wird an­ge­nom­men, dass die Schaf­fung ei­nes ne­ga­ti­ven Um­fel­des in der Re­gel nicht durch ein­ma­li­ge Hand­lun­gen ver­wirk­licht wer­den könne, son­dern dass die Schaf­fung ei­nes sol­chen re­gelmäßig nur durch ein Ver­hal­ten von ge­wis­ser Dau­er möglich sei (Bau­er/Göpfert/Krie­ger § 3 Rn. 45; Thüsing Son­der­bei­la­ge zu NZA-Heft 22/2004, 3; Däubler/Bertz­bach-Schra­der/Schu­bert § 3 Rn. 74; v. Ro­et­te­ken § 3 Rn. 368; Schaub/Linck aaO; ähn­lich be­reits zum „Mob­bing“ Se­nat 25. Ok­to­ber 2007 - 8 AZR 593/06 - Rn. 59, BA­GE 124, 295 = AP BGB § 611 Mob­bing Nr. 6 = EzA BGB 2002 § 611 Persönlich­keits­recht Nr. 7; 24. April 2008 - 8 AZR 347/07 - Rn. 29, AP BGB § 611 Haf­tung des Ar­beit­ge­bers Nr. 42 = EzA BGB 2002 § 611 Persönlich­keits­recht Nr. 8). Teil­wei­se wird an­ge­nom­men, dass dies im Re­gel­fal­le ei­ne Sys­te­ma­tik des Han­dels des Belästi­gers vor­aus­set­ze (Adom­eit/Mohr § 3 Rn. 134; Bau­er/Göpfert/Krie­ger § 3 Rn. 45).
 


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Die dar­ge­stell­ten De­fi­ni­ti­ons­ansätze grei­fen letzt­lich in­ein­an­der, ergänzen sich und schließen sich nicht ge­gen­sei­tig aus. So führt ei­ne Ver­hal­tens­wei­se un­ter­halb der „Lästig­keits­schwel­le“, wel­che sich in ei­nem ein­zel­nen Zwi­schen­fall erschöpft, nach al­len Mei­nun­gen nicht zur Schaf­fung ei­nes feind­li­chen Um­fel­des. „Ge­kenn­zeich­net“ ist ein Um­feld dann von Einschüchte­run­gen, An­fein­dun­gen, Er­nied­ri­gun­gen, Entwürdi­gun­gen oder Be­lei­di­gun­gen, wenn die­se für das Um­feld „cha­rak­te­ris­tisch oder ty­pisch“ sind (Wah­rig Deut­sches Wörter­buch; Du­den Das große Wörter­buch der deut­schen Spra­che). Maßgeb­lich ist, ob ei­ne be­stimm­te Ver­hal­tens­wei­se oder ein be­stimm­ter Vor­fall das Um­feld kenn­zeich­net, al­so für die­ses cha­rak­te­ris­tisch oder ty­pisch ist. Des­halb führt ein­ma­li­ges Ver­hal­ten grundsätz­lich nicht zur Schaf­fung ei­nes feind­li­chen Um­fel­des. Viel­mehr ist dafür re­gelmäßig ein Ver­hal­ten von ge­wis­ser Dau­er er­for­der­lich. Dies schließt um­ge­kehrt nicht aus, dass im Ein­zel­fal­le das Um­feld auch durch ein (be­son­ders schwer­wie­gen­des) ein­ma­li­ges Ver­hal­ten ge­kenn­zeich­net sein kann.


dd) Im Er­geb­nis ist im­mer ei­ne wer­ten­de Ge­samt­schau al­ler Fak­to­ren bei der Be­ur­tei­lung, ob ein feind­li­ches Um­feld ge­schaf­fen wur­de, vor­zu­neh­men. Die­se Ge­samt­schau un­ter­liegt der re­vi­si­ons­recht­lich nur ein­ge­schränkt über-prüfba­ren tatrich­ter­li­chen Würdi­gung. Die­se darf dem Be­ru­fungs­ge­richt nicht ent­zo­gen wer­den (so zum Mob­bing: Se­nat 25. Ok­to­ber 2007 - 8 AZR 593/06 - Rn. 61, BA­GE 124, 295 = AP BGB § 611 Mob­bing Nr. 6 = EzA BGB 2002 § 611 Persönlich­keits­recht Nr. 7). Da­her kann das Re­vi­si­ons­ge­richt nur über­prüfen, ob das Lan­des­ar­beits­ge­richt Denk­ge­set­ze oder all­ge­mei­ne Er­fah­rungssätze ver­letzt, al­le we­sent­li­chen Umstände des Ein­zel­fal­les be­ach­tet und hin­rei­chend gewürdigt hat und ob es in die vor­zu­neh­men­de Ge­samt­schau die we­sent­li­chen Umstände des Ein­zel­fal­les in nach­voll­zieh­ba­rer Wei­se mit ein­be­zo­gen hat so­wie ob das Ur­teil in sich wi­der­spruchs­frei ist.


ee) Nach dem Vor­brin­gen der Kläger ist nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass al­lein durch das Nichtent­fer­nen der Schmie­re­rei­en an den Toi­let­ten­in­nentüren ein durch Einschüchte­run­gen, An­fein­dun­gen, Er­nied­ri­gun­gen, Entwürdi­gun­gen oder Be­lei­di­gun­gen ge­kenn­zeich­ne­tes Um­feld ge­schaf­fen wor­den war.
 


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Grundsätz­lich gehören auch Toi­let­ten zum Um­feld in ei­nem Ar­beits­verhält­nis, weil sie übli­cher­wei­se während der Ar­beits­zeit auf­ge­sucht wer­den. Dass al­lein die Be­schrif­tun­gen cha­rak­te­ris­tisch oder ty­pisch für das Ar­beits­verhält­nis sind, ist vor­lie­gend oh­ne Hin­zu­tre­ten wei­te­rer An­halts­punk­te nicht an­zu­neh­men. Die Be­schrif­tun­gen be­tref­fen nur ei­nen sehr be­grenz­ten Aus­schnitt des Um­fel­des der Kläger und kenn­zeich­nen die­ses nicht. Sie wa­ren - nach kläge­ri­schem Vor­brin­gen - auf min­des­tens zwei von fünf Her­ren­toi­let­ten seit 2006 an­ge­bracht. Ent­spre­chend liegt - wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt hat - mit dem An­brin­gen der Be­schrif­tun­gen ei­ne weit zurück­lie­gen­de Tat­hand­lung vor, oh­ne dass wei­te­re Tat­hand­lun­gen in Form neu­er Be­schrif­tun­gen hin­zu­ge­kom­men wären. Es ist we­der er­sicht­lich, ob die Mit­ar­bei­ter, wel­che die Be­schrif­tun­gen an­ge­bracht ha­ben, wei­ter­hin bei der Be­klag­ten beschäftigt sind noch von wie vie­len Mit­ar­bei­tern die Be­schrif­tun­gen stam­men oder ob es sich da­bei um Vor­ge­setz­te oder sons­ti­ge Beschäftig­te (zB Aus­hilfs­kräfte) ge­han­delt hat. Eben­so we­nig ist vor­ge­tra­gen, dass die Kol­le­gen der Kläger oder de­ren Vor­ge­setz­te den In­halt der Schmie­re­rei­en ge­bil­ligt ha­ben.


Dass da­ne­ben wei­te­re Würde­ver­let­zun­gen der Kläger iSd. § 3 Abs. 3 AGG durch die Be­klag­te oder ihr zu­re­chen­ba­res Ver­hal­ten an­de­rer Mit­ar­bei­ter vor­la­gen, ha­ben die Kläger nicht be­haup­tet. Da­ge­gen ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig, dass die Be­klag­te re­li­giöse Be­lan­ge der mus­li­mi­schen Mit­ar­bei­ter berück­sich­tigt, in­dem zB am La­ger­stand­ort ein Ge­bets­raum für mus­li­mi­sche Mit­ar­bei­ter er­rich­tet ist und beim jähr­li­chen Som­mer­fest ein be­son­de­rer Grill zur Verfügung ge­stellt wird, auf dem aus­sch­ließlich bei ei­nem mus­li­mi­schen Metz­ger er­wor­be­nes Fleisch ge­grillt wird.

ff) Et­was an­de­res könn­te je­doch gel­ten, wenn die Be­haup­tung der Kläger zu­träfe, dass ihr Kol­le­ge T im Sep­tem­ber 2006 den Nie­der­las­sungs­lei­ter S auf die Be­schrif­tun­gen hin­ge­wie­sen und die­ser sich auf die Äußerung be­schränkt ha­be: „So den­ken die Leu­te eben“. Dies könn­te zur Be­ja­hung des Vor­lie­gens ei­nes feind­li­chen Um­fel­des iSd. § 3 Abs. 3 AGG führen. Zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass sich der Nie­der­las­sungs­lei­ter mit der Äußerung: „So den­ken die Leu­te eben“, zwar nicht mit dem In­halt der


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Be­schrif­tun­gen iden­ti­fi­ziert oder sie ge­bil­ligt hat. Als Vor­ge­setz­ter der Kläger könn­te er de­ren Würde­ver­let­zung je­doch durch die­se er­kenn­bar zur Schau ge­stell­te Untätig­keit, ver­bun­den mit ei­nem deut­lich geäußer­ten Des­in­ter­es­se an die­sem Vor­gang, verstärkt ha­ben. Die Qua­lität und Schwe­re der Würde­ver­let­zung hätte sich durch die­se Äußerung verändert, weil die Kläger nun­mehr da­von aus­ge­hen muss­ten, ih­rem Ar­beit­ge­ber, dh. der Be­klag­ten, als de­ren Ver­tre­ter der Nie­der­las­sungs­lei­ter han­del­te, sei es gleichgültig, dass sie durch ausländer­feind­li­che Pa­ro­len in ih­rem Ar­beits­um­feld in ih­rer Würde ver­letzt wer­den. Die­ser Um­stand hätte ein so ge­nann­tes „feind­li­ches Um­feld“ iSd. § 3 Abs. 3 letz­ter Teil­satz AGG schaf­fen können. In­so­weit wäre vom Lan­des­ar­beits­ge­richt ei­ne re­vi­si­ons­recht­lich nur be­schränkt nach­prüfba­re „Ge­samt­schau“ vor­zu­neh­men.


2. Letzt­lich kann je­doch da­hin­ste­hen, ob die be­haup­te­te Untätig­keit des Nie­der­las­sungs­lei­ters tatsächlich vor­ge­le­gen hat und zu ei­nem Entschädi­gungs­an­spruch der Kläger nach § 3 Abs. 3 iVm. § 15 Abs. 2 AGG geführt hätte.

Auch wenn un­ter­stellt wird, dass den Klägern ge­gen die Be­klag­te ein sol­cher Entschädi­gungs­an­spruch dem Grun­de nach zustünde, wäre die­ser un­ter­ge­gan­gen, weil die Kläger die Gel­tend­ma­chungs­frist des § 15 Abs. 4 AGG für ei­nen sol­chen An­spruch nicht ein­ge­hal­ten hätten.

a) Gemäß § 15 Abs. 4 AGG muss ein An­spruch auf Entschädi­gung nach § 15 Abs. 2 AGG in­ner­halb ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten gel­tend ge­macht wer­den. Ab­ge­se­hen von den Fällen ei­ner Be­wer­bung oder des be­ruf­li­chen Auf­stie­ges be­ginnt die Frist zur Gel­tend­ma­chung mit dem Zeit­punkt, in dem der be­nach­tei­lig­te Beschäftig­te von der Be­nach­tei­li­gung Kennt­nis er­langt, § 15 Abs. 4 Satz 2 AGG.


b) Die­se Aus­schluss­frist verstößt zu­min­dest in­so­weit nicht ge­gen eu­ropäisches Ge­mein­schafts­recht, ins­be­son­de­re nicht ge­gen die RL 2000/43/EG des Ra­tes vom 29. Ju­ni 2000 zur An­wen­dung des Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes oh­ne Un­ter­schied der Ras­se oder der eth­ni­schen


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Her­kunft, als sie die Gel­tend­ma­chung ei­nes Entschädi­gungs­an­spru­ches we­gen ei­ner Belästi­gung iSd. § 3 Abs. 3 AGG in ei­nem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis be­trifft. Dies folgt aus dem ein­schlägi­gen eu­ropäischen Ge­mein­schafts­recht un­ter Be­ach­tung der da­zu er­gan­ge­nen Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs.


aa) Aus­drück­lich lässt Art. 7 Abs. 3 der RL 2000/43/EG ein­zel­staat­li­che Re­ge­lun­gen über die Fris­ten für die Rechts­ver­fol­gung be­tref­fend den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz un­berührt. Ent­spre­chen­de Re­ge­lun­gen ent­hal­ten auch die an­de­ren An­ti­dis­kri­mi­nie­rungs­richt­li­ni­en (Art. 9 Abs. 3 der RL 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf und Art. 17 Abs. 3 der RL 2006/54/EG des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 5. Ju­li 2006 zur Ver­wirk­li­chung des Grund­sat­zes der Chan­cen­gleich­heit und Gleich­be­hand­lung von Männern und Frau­en in Ar­beits- und Beschäfti­gungs­fra­gen [Neu­fas­sung]).

bb) Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs darf durch sol­che na­tio­na­len Ver­fah­rens­vor­schrif­ten, zu de­nen auch ge­setz­li­che Aus­schluss­fris­ten zählen, dem Ein­zel­nen die Ausübung der durch die Ge­mein­schafts­rechts­ord­nung ver­lie­he­nen Rech­te nicht prak­tisch unmöglich ge­macht bzw. übermäßig er­schwert wer­den (zum Grund­satz der Ef­fek­ti­vitätsprüfung vgl. 16. Mai 2000 - C-78/98 - Rn. 67 mwN, Slg. 2000, I-3201).


Grundsätz­lich ver­s­toßen Aus­schluss­fris­ten nach der Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs nicht ge­gen den Ef­fek­ti­vitäts­grund­satz, weil sie - wenn sie an­ge­mes­sen sind - ein An­wen­dungs­fall des grund­le­gen­den Prin­zips der Rechts­si­cher­heit sind (28. No­vem­ber 2000 - C-88/99 - Rn. 22, Slg. 2000, I-10465). Der­ar­ti­ge Fris­ten können nämlich nicht als so ge­ar­tet an­ge­se­hen wer­den, dass sie die Ausübung der durch die Ge­mein­schafts­rechts­ord­nung ver­lie­he­nen Rech­te prak­tisch unmöglich ma­chen oder über-mäßig er­schwe­ren, selbst wenn ihr Ab­lauf per de­fi­ni­tio­nem zur vollständi­gen oder teil­wei­sen Ab­wei­sung ei­ner Kla­ge führt (EuGH 1. De­zem­ber 1998 - C-326/96 - Rn. 19, Slg. 1998, I-7835). Ins­be­son­de­re darf durch die Fris­ten

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der We­sens­ge­halt der Rech­te nicht an­ge­tas­tet wer­den (vgl. EuGH 16. Mai 2000 - C-78/98 - Rn. 34, Slg. 2000, I-3201).

Durch die zwei­mo­na­ti­ge Aus­schluss­frist des § 15 Abs. 4 AGG wird die Gel­tend­ma­chung von Entschädi­gungs­ansprüchen gem. § 3 Abs. 3 iVm. § 15 Abs. 2 AGG we­der prak­tisch unmöglich ge­macht noch so übermäßig er­schwert, dass da­durch der We­sens­ge­halt der Rech­te an­ge­tas­tet wird. Sol­che kur­zen Aus­schluss­fris­ten sind - ge­ra­de im Ar­beits­recht - nicht unüblich. Sie sind dem Bedürf­nis der Ar­beits­ver­trags­par­tei­en an ei­ner möglichst zügi­gen Klärung, ob und ge­ge­be­nen­falls wel­che Ansprüche noch ge­gen sie gel­tend ge­macht wer­den, dh. an bal­di­ger Rechts­si­cher­heit und Rechts­klar­heit im Zu­sam­men­hang mit dem Ar­beits­verhält­nis, ge­schul­det. So hat die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts - vor Er­stre­ckung der In­halts­kon­trol­le nach §§ 305 ff. BGB auch auf Ar­beits­ver­trags­klau­seln - ar­beits­ver­trag­li­che Aus­schluss­fris­ten von ei­nem Mo­nat, sechs Wo­chen und zwei Mo­na­ten aus­drück­lich ge­bil­ligt (13. De­zem­ber 2000 - 10 AZR 168/00 - BA­GE 96, 371 = AP BGB § 241 Nr. 2 = EzA BGB § 611 In­halts­kon­trol­le Nr. 8; 15. Ok­to­ber 1981 - 2 AZR 548/79 -; 27. Fe­bru­ar 2002 - 9 AZR 543/00 - AP TVG § 4 Aus­schluss­fris­ten Nr. 162 = EzA BGB § 138 Nr. 30).


Ge­gen ei­ne un­zu­mut­ba­re Be­ein­träch­ti­gung der Rech­te ei­ner Ar­beits­ver­trags­par­tei spricht ins­be­son­de­re, dass der Entschädi­gungs­an­spruch auf­grund ei­ner Be­nach­tei­li­gung im Ar­beits­verhält­nis erst mit dem Zeit­punkt be­ginnt, in wel­chem der oder die Beschäftig­te von der Be­nach­tei­li­gung Kennt­nis er­langt (§ 15 Abs. 4 Satz 2 AGG). Auch die Ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers, dann, wenn der Ar­beit­neh­mer In­di­zi­en be­weist, die sei­ne ge­setz­wid­ri­ge Be­nach­tei­li­gung ver­mu­ten las­sen, zu be­wei­sen, dass kein Ver­s­toß ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot vor­ge­le­gen hat, § 22 AGG, be­gründet ein be­son­de­res In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers an als­bal­di­ger Rechts­klar­heit, weil ihm in­so­weit ei­ne ge­stei­ger­te Do­ku­men­ta­ti­ons­pflicht auf­er­legt ist (vgl. Stel­lung­nah­me des Rechts­aus­schus­ses des Bun­des­ta­ges, der ei­ne Ver­mei­dung des büro­kra­ti­schen Auf­wan­des durch ei­ne Verkürzung der Aus­schluss­frist auf zwei Mo­na­te ge­for­dert hat­te, BT-Drucks. 16/2022 S. 12).
 


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Of­fen­sicht­lich hat­te auch der Neun­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts bzgl. der An­ge­mes­sen­heit der zwei­mo­na­ti­gen Aus­schluss­frist für Ansprüche we­gen Be­nach­tei­li­gung auf­grund ei­ner Be­hin­de­rung (§ 81 Abs. 2 Satz 2 Nr. 4 SGB IX aF) kei­ne Be­den­ken (vgl. 3. April 2007 - 9 AZR 823/06 - BA­GE 122, 54 = AP SGB IX § 81 Nr. 14 = EzA SGB IX § 81 Nr. 15; 15. Fe­bru­ar 2005 - 9 AZR 635/03 - BA­GE 113, 361 = AP SGB IX § 81 Nr. 7 = EzA SGB IX § 81 Nr. 6). Auch der Eu­ropäische Ge­richts­hof hat ei­ne 60-tägi­ge Aus­schluss­frist „als sol­che“ nicht be­an­stan­det (14. De­zem­ber 1995 - C-312/93 - Rn. 16, Slg. 1995, I-4599; so im Er­geb­nis auch: Wag­ner/Potsch JZ 2006, 1085, 1092 ff.; Ja­cobs RdA 2009, 193, 200; Däubler/Bertz­bach-Dei­nert § 15 Rn. 102; KR/Tre­ber § 15 AGG Rn. 51; Mei­nel/Heyn/Herms § 15 Rn. 66; zwei­felnd: Schleu­se­ner/Su-ckow/Voigt AGG 2. Aufl. § 15 Rn. 72).


Dies steht nicht im Wi­der­spruch zur Recht­spre­chung des Fünf­ten Se­nats des Bun­des­ar­beits­ge­richts (25. Mai 2005 - 5 AZR 572/04 - BA­GE 115, 19 = AP BGB § 310 Nr. 1 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 3 und 28. Sep­tem­ber 2005 - 5 AZR 52/05 - BA­GE 116, 66 = AP BGB § 307 Nr. 7 = EzA BGB 2002 § 307 Nr. 8). Die­ser hat­te ei­ne ein­zel­ver­trag­li­che Aus­schluss­frist, wel­che die ge­richt­li­che oder schrift­li­che Gel­tend­ma­chung al­ler Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis in­ner­halb ei­ner Frist von we­ni­ger als drei Mo­na­ten ab Fällig­keit ver­langt, für un­wirk­sam be­trach­tet, weil sie ent­ge­gen den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­ge (§ 307 Abs. 1 Satz 1 BGB). Die­se Recht­spre­chung ist für den Streit­fall nicht ein­schlägig. Sie be­zieht sich aus­drück­lich auf Ver­trags­klau­seln, wel­che der AGB-Kon­trol­le nach den §§ 305 ff. BGB un­ter­lie­gen, nicht je­doch auf ge­setz­li­che Aus­schluss­fris­ten, wel­che ei­ner sol­chen Über­prüfung nicht zugäng­lich sind. Auch der Fünf­te Se­nat geht in sei­ner Ent­schei­dung er­kenn­bar von der Zulässig­keit der zwei­mo­na­ti­gen Min­dest­frist des § 611a Abs. 4 BGB aF für die Gel­tend­ma­chung von Ansprüchen we­gen ge­schlechts­be­zo­ge­ner Be­nach­tei­li­gung und der zwei-mo­na­ti­gen Aus­schluss­frist für die Gel­tend­ma­chung von Ansprüchen we­gen Be­nach­tei­li­gung auf­grund ei­ner Be­hin­de­rung (§ 81 Abs. 2 Satz 2 Nr. 4 SGB IX aF) aus (aA LAG Ham­burg EuGH-Vor­la­ge­be­schluss 3. Ju­ni 2009 - 5 Sa 3/09 - zu ei­nem Entschädi­gungs­an­spruch we­gen der Be­nach­tei­li­gung we­gen des

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Al­ters bei ei­ner Be­wer­bung, nicht je­doch zu ei­nem Entschädi­gungs­an­spruch we­gen ei­ner Be­nach­tei­li­gung in ei­nem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis).


cc) Die Aus­schluss­frist des § 15 Abs. 4 AGG verstößt auch nicht ge­gen den Grund­satz der Gleich­wer­tig­keit. Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs ist die Aus­ge­stal­tung des Ver­fah­rens für die Kla­gen, die den Schutz der dem Bürger aus der un­mit­tel­ba­ren Wir­kung des Ge­mein­schafts­rechts er­wach­sen­den Rech­te gewähr­leis­ten sol­len, Sa­che der in­ner­staat­li­chen Rechts­ord­nung der ein­zel­nen Mit­glied­staa­ten. Die be­tref­fen­den Mo­da­litäten dürfen je­doch nicht ungüns­ti­ger sein als für gleich­ar­ti­ge Kla­gen, die das in­ner­staat­li­che Recht be­tref­fen (Grund­satz der Gleich­wer­tig­keit, vgl. 16. Mai 2000 - C-78/98 - Rn. 49 mwN, Slg. 2000, I-3201).


Um fest­zu­stel­len, ob der Grund­satz der Gleich­wer­tig­keit ge­wahrt ist, hat nach der Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs das na­tio­na­le Ge­richt, das al­lein ei­ne un­mit­tel­ba­re Kennt­nis der Ver­fah­rens­mo­da­litäten für Kla­gen im Be­reich des na­tio­na­len Rechts be­sitzt, zu un­ter­su­chen, ob die Ver­fah­rens­mo­da­litäten, die im in­ner­staat­li­chen Recht den Schutz der Rech­te gewähr­leis­ten sol­len, den die Bürger auf­grund des Ge­mein­schafts­rechts ge­nießen, die­sem Grund­satz ent­spre­chen, und so­wohl den Ge­gen­stand als auch die we­sent­li­chen Merk­ma­le der an­geb­lich ver­gleich­ba­ren Kla­gen, die das in­ner­staat­li­che Recht be­tref­fen, zu prüfen (16. Mai 2000 - C-78/98 - Rn. 49 mwN, Slg. 2000, I-3201). Der Grund­satz der Gleich­wer­tig­keit be­deu­tet nicht, dass ein Mit­glied­staat ver­pflich­tet ist, die güns­tigs­te in­ner­staat­li­che Re­ge­lung auf al­le Kla­gen zu er­stre­cken, die auf­grund ge­mein­schafts­recht­lich gewähr­leis­te­ter Rech­te er­ho­ben wer­den (vgl. EuGH 15. Sep­tem­ber 1998 - C-231/96 - Rn. 36, Slg. 1998, I-4951).


Legt man die­se Grundsätze der Recht­spre­chung des EuGH zu­grun­de, so erfüllt die ge­setz­li­che Re­ge­lung des § 15 Abs. 4 AGG, wel­che ua. die Gel­tend­ma­chung von Entschädi­gungs­ansprüchen we­gen un­zulässi­ger Be­nach­tei­li­gung in ei­nem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis in­ner­halb von zwei Mo­na­ten ver­langt, das Er­for­der­nis der Gleich­wer­tig­keit.
 


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Zunächst kennt das deut­sche Ar­beits­recht ei­ne Rei­he deut­lich kürze­rer Gel­tend­ma­chungs­fris­ten. So muss der Ar­beit­neh­mer ei­ne Kündi­gung, die er für un­wirk­sam hält, bin­nen drei­er Wo­chen nach ih­rem Zu­gang mit­tels ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge an­grei­fen, § 4 Satz 1 KSchG, oder die Un­wirk­sam­keit ei­ner Be­fris­tung sei­nes Ar­beits­ver­tra­ges in­ner­halb von drei Wo­chen nach dem ver­ein­bar­ten En­de des Ar­beits­ver­tra­ges, § 17 Satz 1 Tz­B­fG.

Auch in an­de­ren Fällen ver­langt der deut­sche Ge­setz­ge­ber ein Tätig­wer­den des Ar­beit­neh­mers in­ner­halb sehr kur­zer, deut­lich un­ter zwei Mo­na­ten lie­gen­der Fris­ten, um - teils ganz er­heb­li­che - Rechts­nach­tei­le zu ver­mei­den. So muss ein Ar­beit­neh­mer, der sein Ar­beits­verhält­nis aus wich­ti­gem Grund außer­or­dent­lich kündi­gen will, dies in­ner­halb von zwei Wo­chen nach Kennt­nis­er­lan­gung vom wich­ti­gen Kündi­gungs­grund tun, § 626 Abs. 2 BGB. Glei­ches gilt für die Kündi­gung ei­nes Be­rufs­aus­bil­dungs­verhält­nis­ses aus wich­ti­gem Grund, § 22 Abs. 4 Satz 1 BBiG. Nach § 12 Satz 1 KSchG muss ein Ar­beit­neh­mer, der nach ei­nem ge­won­ne­nen Kündi­gungs­schutz­pro­zess die Fort­set­zung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses beim bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­ber ver­wei­gern will, die­sem dies in­ner­halb ei­ner Wo­che nach Rechts­kraft des Ur­teils mit­tei­len. Auch ei­ne Ar­beit­neh­me­rin, die sich ge­genüber ih­rem Ar­beit­ge­ber nach Aus­spruch ei­ner Ar­beit­ge­berkündi­gung auf ei­ne be­ste­hen­de Schwan­ger­schaft oder ei­ne er­folg­te Ent­bin­dung be­ru­fen will, muss dies bin­nen zwei­er Wo­chen nach Zu­gang der Kündi­gung tun, wenn die Schwan­ger­schaft oder Ent­bin­dung dem Ar­beit­ge­ber nicht be­kannt war, § 9 Abs. 1 MuSchG.

Aus die­sen ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ist zu fol­gern, dass der deut­sche Ge­setz­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer zu­mu­tet, in­ner­halb von deut­lich un­ter zwei Mo­na­ten lie­gen­den Fris­ten ge­genüber sei­nem Ar­beit­ge­ber tätig zu wer­den, um nicht sei­ne Rech­te zu ver­lie­ren. Da­bei geht es in die­sen Bei­spielsfällen um ganz er­heb­li­che Rechts­nach­tei­le, wel­che der Ar­beit­neh­mer durch ei­ne Frist­versäum­ung er­lei­det, nämlich um sol­che, die sich auf den Be­stand sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses aus­wir­ken. Die­se ma­te­ri­el­len und ide­el­len Nach­tei­le sind nach Schwe­re und Um­fang mit de­nen ver­gleich­bar, die ein Ar­beit­neh­mer er­lei­det, wenn er ei­nen ge­mein­schafts­recht­lich be­gründe­ten


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Entschädi­gungs­an­spruch nach § 15 Abs. 2 AGG des­halb ver­liert, weil er ihn nicht in­ner­halb der Frist des § 15 Abs. 4 AGG gel­tend ge­macht hat.


Ge­gen die Wah­rung des Gleich­wer­tig­keits­grund­sat­zes spricht ent­ge­gen der An­nah­me der EU-Kom­mis­si­on auch nicht die Tat­sa­che, dass der Fünf­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts in sei­nen zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen fest­ge­stellt hat, dass ar­beits­ver­trag­lich be­gründe­te Aus­schluss­fris­ten min­des­tens drei Mo­na­te be­tra­gen müssen (vgl. Auf­for­de­rungs­schrei­ben der EU-Kom­mis­si­on vom 31. Ja­nu­ar 2008 - Ver­trags­ver­let­zung Nr. 2007/2362 an den Bun­des­mi­nis­ter des Äußeren). Wie oben dar­ge­legt, be­zieht sich die­se Recht­spre­chung nur auf ein­zel­ver­trag­lich ver­ein­bar­te Aus­schluss­fris­ten. Sie ist nicht auf ge­setz­li­che Aus­schluss­fris­ten über­trag­bar (so auch: Ja­cobs aaO; Mei­nel/Heyn/Herms § 15 Rn. 66; zwei­felnd: Schleu­se­ner/Suckow/Voigt § 15 Rn. 72; aA Schiek § 15 Rn. 56). Das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ham­burg hält in sei­ner EuGH-Vor­la­ge (3. Ju­ni 2009 - 5 Sa 3/09 -) den § 15 Abs. 4 AGG mit dem Grund­satz der Gleich­wer­tig­keit „im Hin­blick auf vor­ver­trag­li­ches Ver­hal­ten des Ar­beit­ge­bers“ für un­ver­ein­bar. Ob es die­se Rechts­an­sicht auch für Ansprüche aus ei­nem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis ver­tritt, ist dem Vor­la­ge­be­schluss nicht zu ent­neh­men.


dd) § 15 Abs. 4 AGG senkt das von der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land be­reits ga­ran­tier­te Schutz­ni­veau in Be­zug auf Dis­kri­mi­nie­run­gen in den von der RL 2000/43/EG des Ra­tes vom 29. Ju­ni 2000 zur An­wen­dung des Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes oh­ne Un­ter­schied der Ras­se oder der eth­ni­schen Her­kunft ab­ge­deck­ten Be­rei­chen nicht ab, so dass in­so­weit kein Ver­s­toß ge­gen Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie vor­liegt. In Deutsch­land gab es vor In­kraft­tre­ten des AGG am 18. Au­gust 2006 kei­ne kon­kre­te ge­setz­li­che Re­ge­lung zur Bekämp­fung der Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund der Ras­se oder der eth­ni­schen Her­kunft, wie sie Art. 1 iVm. Art. 7 der RL 2000/43/EG ver­langt. Da­mit fehl­te es bis zum In­kraft­tre­ten des AGG an ei­nem dem in der Richt­li­nie nor­mier­ten Ge­mein­schafts­recht gleich­ar­ti­gen na­tio­na­len Recht (vgl. Ja­cobs aaO; Wag­ner/Potsch JZ 2006, 1085, 1092). Dem­ent­spre­chend konn­te durch die Schaf­fung ei­ner Aus­schluss­frist für die Gel­tend­ma­chung von Entschädi­gungs­ansprüchen we­gen

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ei­ner un­zulässi­gen Be­nach­tei­li­gung we­gen der Ras­se oder der eth­ni­schen Her­kunft kei­ne Ab­sen­kung des Schutz­ni­veaus iSd. Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie er­fol­gen.


c) Zu­tref­fend ist das Lan­des­ar­beits­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass die zwei­mo­na­ti­ge Aus­schluss­frist des § 15 Abs. 4 AGG von den Klägern mit den Gel­tend­ma­chungs­schrei­ben ih­res Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten vom 11. April 2007 nicht ein­ge­hal­ten wor­den ist, so dass et­wai­ge Entschädi­gungs­ansprüche un­ter­ge­gan­gen sind.


aa) Die Frist zur außer­ge­richt­li­chen schrift­li­chen Gel­tend­ma­chung des Entschädi­gungs­an­spru­ches be­ginnt gem. § 15 Abs. 4 Satz 2 letz­ter Halb­satz AGG mit dem Zeit­punkt, in dem der Beschäftig­te von der Be­nach­tei­li­gung Kennt­nis er­langt. Es kann im Streit­fal­le da­hin­ste­hen, ob der Be­griff „Be­nach­tei­li­gung“ (nur) auf die be­nach­tei­li­gen­de Hand­lung (zB die Bes­ser­stel­lung ei­nes an­de­ren Beschäftig­ten) oder auf die Kennt­nis al­ler an­spruchs­be­gründen­den Tat­sa­chen ab­stellt (al­so auch Kennt­nis der dis­kri­mi­nie­ren­den Mo­ti­ve). Vor­lie­gend fällt nämlich die Kennt­nis der be­nach­tei­li­gen­den Hand­lung und dass die­se auf dis­kri­mi­nie­ren­den Mo­ti­ven be­ruht, zu­sam­men, weil zeit­gleich mit der Wahr­neh­mung der Toi­let­ten­be­schrif­tun­gen für die Kläger auch die dis­kri­mi­nie­ren­den Mo­ti­ve er­kenn­bar wa­ren.


bb) Nach ih­rem ei­ge­nen Vor­brin­gen hat­ten die Kläger be­reits An­fang 2006 Kennt­nis von den Be­schrif­tun­gen er­langt. Zwar be­gann die Aus­schluss­frist des § 15 Abs. 4 AGG zu die­sem Zeit­punkt noch nicht zu lau­fen, weil das AGG erst am 18. Au­gust 2006 in Kraft ge­tre­ten ist. Je­doch ist für den Frist­be­ginn spätes­tens auf den Zeit­punkt des ers­ten - von den Klägern be­haup­te­ten - Hin­wei­ses an den Nie­der­las­sungs­lei­ter S auf die Be­schrif­tun­gen im Sep­tem­ber 2006 ab­zu­stel­len. Da­mit war im Zeit­punkt der erst­ma­li­gen schrift­li­chen Gel­tend­ma­chung mit Schrei­ben vom 11. April 2007 die zwei­mo­na­ti­ge Aus­schluss­frist des § 15 Abs. 4 AGG be­reits ab­ge­lau­fen.


cc) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on be­ginnt die Aus­schluss­frist nicht erst mit der Be­sei­ti­gung der Be­schrif­tun­gen. Dar­auf wäre dann ab­zu­stel­len,
 


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wenn de­ren Nicht­be­sei­ti­gung ei­nen Dau­er­tat­be­stand dar­stel­len würde. Dies ist - wie das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­tref­fend ent­schie­den hat - nicht der Fall. Ein Dau­er­tat­be­stand ist dann ge­ge­ben, wenn fort­lau­fend neue Tat­sa­chen ein­tre­ten, die für ei­ne Be­nach­tei­li­gung von Be­deu­tung sind (Mei­nel/Heyn/Herms § 15 Rn. 67; Adom­eit/Mohr § 15 Rn. 76).

Nur dann, wenn ein noch nicht ab­ge­schlos­se­ner, länger währen­der Zu­stand vor­liegt, be­ginnt die Aus­schluss­frist nicht vor des­sen Be­en­di­gung zu lau­fen (Mei­nel/Heyn/Herms § 15 Rn. 67; Bau­er/Göpfert/Krie­ger § 15 Rn. 52; ähn­lich für Mob­bing­hand­lun­gen: Se­nat 16. Mai 2007 - 8 AZR 709/06 - Rn. 60, BA­GE 122, 304 = AP BGB § 611 Mob­bing Nr. 5 = EzA BGB 2002 § 611 Persönlich­keits­recht Nr. 6 und für die Kündi­gungs­erklärungs­frist des § 626 Abs. 2 BGB: 26. Ju­li 2007 - 8 AZR 817/06 - Rn. 29). Da­ge­gen liegt ein Dau­er­zu­stand dann nicht vor, wenn die für die Belästi­gung maßgeb­li­chen Vorgänge be­reits ab­ge­schlos­sen sind und le­dig­lich nach­wir­ken. Dies war vor­lie­gend der Fall.


Mit Recht hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt dar­auf ab­ge­stellt, dass spätes­tens mit dem - von den Klägern be­haup­te­ten - Hin­weis an den Ar­beit­ge­ber im Sep­tem­ber 2006 die Aus­schluss­frist zu lau­fen be­gon­nen hat. Da der Nie­der­las­sungs­lei­ter S nach dem kläge­ri­schen Sach­vor­trag da­mals sein Des­in­ter­es­se an dem Sach­ver­halt mit der Be­mer­kung, dass die Leu­te eben so däch­ten, do­ku­men­tiert hat, war den Klägern ab die­sem Zeit­punkt klar, dass die Be­klag­te die Be­schrif­tun­gen nicht ent­fer­nen oder in ei­ner an­de­ren zu­mut­ba­ren Wei­se auf die Be­schrif­tun­gen re­agie­ren wer­de. Da­nach tra­ten nicht fort­lau­fend wei­te­re neue Tat­sa­chen ein, wel­che für ei­ne Be­nach­tei­li­gung maßgeb­lich sind. Viel­mehr wa­ren die ei­ne Be­nach­tei­li­gung dar­stel­len­den Vorgänge, nämlich das Un­ter­las­sen der Be­sei­ti­gung, ab­ge­schlos­sen und wirk­ten le­dig­lich in­so­fern nach, als die Be­schrif­tun­gen wei­ter­hin zu se­hen wa­ren. Da­durch hat sich je­doch nicht, so­zu­sa­gen Tag für Tag, ei­ne neue Be­nach­tei­li­gung rea­li­siert. Da­mit lag selbst nach dem ei­ge­nen Vor­brin­gen der Kläger kein sog. Dau­er­tat­be­stand vor.
 


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C. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf den §§ 97, 100 ZPO.

Hauck 

Böck 

Brein­lin­ger

Ei­mer 

Pau­li

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