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LAG Rhein­land-Pfalz, Be­schluss vom 17.04.2008, 9 TaBV 9/08

   
Schlagworte: Mitbestimmung in sozialen Angelegenheiten, AGG-Beschwerdestelle
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz
Aktenzeichen: 9 TaBV 9/08
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 17.04.2008
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Trier
   

Ak­ten­zei­chen:
9 TaBV 9/08
1 BV 162/07
ArbG Trier
Be­schluss vom 17.04.2008

 

Te­nor:

1. Die Be­schwer­de des Be­tei­lig­ten zu 1. ge­gen den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Trier vom 19.12.2007 - 1 BV 162/07 - wird zurück­ge­wie­sen.

 

2. Die Rechts­be­schwer­de wird zu­ge­las­sen.

 

 

Gründe:

I. Die Be­tei­lig­ten strei­ten um die Rechts­wirk­sam­keit ei­nes Be­schlus­ses der Ei­ni­gungs­stel­le vom 13.07.2007 im Zu­sam­men­hang mit der Er­rich­tung ei­ner Be­schwer­de­stel­le nach § 13 Abs. 1 AGG, nach­dem die Ei­ni­gungs­stel­le mit dem ge­nann­ten Be­schluss ih­re Un­zuständig­keit fest­ge­stellt und das Ei­ni­gungs­stel­len­ver­fah­ren ein­ge­stellt hat.

 

Die An­trags­geg­ne­rin (im Fol­gen­den: Ar­beit­ge­be­rin) be­treibt bun­des­weit Dro­ge­riemärk­te. Der An­trag­stel­ler (im Fol­gen­den: Be­triebs­rat) ist der für die Re­gi­on T. gewähl­te Be­triebs­rat. Die Fi­lia­len der Re­gi­on T. wur­den zunächst vom Ver­kaufsbüro der Ar­beit­ge­be­rin in S. be­treut. Auf­grund ei­ner Mit­te No­vem­ber 2007 in Kraft ge­tre­te­nen neu­en Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on gehört das frühe­re Ver­kaufsbüro S. nun­mehr zu dem Be­triebsbüro A-Stadt bei G..

 

Mit Rund­schrei­ben aus De­zem­ber 2006 (Bl. 145 d. A.) hat die Ar­beit­ge­be­rin mit­ge­teilt, sie ha­be ei­ne be­trieb­li­che Be­schwer­de­stel­le gem. § 13 AGG ein­ge­rich­tet. Die Mit­ar­bei­ter wer­den hier­in ge­be­ten, al­le das All­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­ge­setz be­tref­fen­den Be­schwer­den an das für sie zuständi­ge Ver­kaufsbüro zu rich­ten. Aus­weis­lich der übe­rein­stim­men­den Erklärung der Be­tei­lig­ten im erst­in­stanz­li­chen Anhörungs­ter­min vom 16.11.2007 (Bl. 143 d. A.) ist Be­schwer­de­stel­le i. S. d. § 13 AGG das ge­nann­te Ver­triebsbüro in A-Stadt.

 

Der Be­triebs­rat ist der Auf­fas­sung, ihm stünde hin­sicht­lich der ge­nann­ten Maßnah­me ein Mit­be­stim­mungs­recht zu. Auf An­trag des Be­triebs­rats hat das Ar­beits­ge­richt Saarbrücken mit Be­schluss vom 22.03.2007 (Az.: 1 BV 4/07, Bl. 155 d. A.) zum Vor­sit­zen­den ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le mit der Re­ge­lungs­the­ma­tik "Ein­rich­tung ei­ner Be­schwer­de­stel­le gem. § 13 Abs. 1 AGG" ei­nen Vor­sit­zen­den Rich­ter des Lan­des­ar­beits­ge­richts Rhein­land-Pfalz be­stellt und die Zahl der von den Be­tei­lig­ten je­weils zu be­nen­nen­den Bei­sit­zer auf zwei fest­ge­setzt. Die hier­ge­gen ge­rich­te­te Be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin zum Lan­des­ar­beits­ge­richt Saar­land hat die­ses mit Be­schluss vom 06.06.2007, Az.: 2 TaBV 2/07 (Bl. 146 ff. d. A.) zurück­ge­wie­sen.

 

Im Ei­ni­gungs­stel­len­ter­min vom 30.07.2007 be­an­trag­te die Ar­beit­ge­be­rin, die Ei­ni­gungs­stel­le möge sich für un­zuständig erklären und das Ver­fah­ren ein­stel­len. Im zwei­ten Ab­stim­mungs­durch­gang un­ter Be­tei­li­gung des Vor­sit­zen­den er­gab sich für die­sen An­trag ei­ne Mehr­heit. Der Vor­sit­zen­de traf so­dann die Fest­stel­lung, dass sich die Ei­ni­gungs­stel­le für un­zuständig erklärt hat und das Ver­fah­ren da­her ein­zu­stel­len sei.

 

In der Be­gründung ih­res Be­schlus­ses hat die Ei­ni­gungs­stel­le die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass die vom Be­triebs­rat er­streb­ten Re­ge­lun­gen be­tref­fend Er­rich­tung, Be­set­zung so­wie Ver­fah­ren der Be­schwer­de­stel­le nicht dem (er­zwing­ba­ren) Mit­be­stim­mungs­recht un­ter­lie­gen. Die Er­rich­tung und die per­so­nel­le Be­set­zung der Be­schwer­de­stel­le stel­le kei­ne nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG mit­be­stim­mungs­pflich­ti­ge Maßnah­me dar. Durch die Be­nen­nung der zuständi­gen Stel­le erfülle der Ar­beit­ge­ber in­so­weit le­dig­lich sei­ne ge­setz­li­che Ver­pflich­tung aus § 12 Abs. 5 Satz 1 AGG. Auch un­ter dem Ge­sichts­punkt "Re­ge­lung des Be­schwer­de­ver­fah­rens" er­ge­be sich kei­ne Zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le. An­ge­sichts des Te­nors des in der Be­schwer­de­instanz bestätig­ten Be­schlus­ses des Ar­beits­ge­richts Saarbrücken er­schei­ne es be­reits zwei­fel­haft, ob hin­sicht­lich die­ser Ma­te­rie über­haupt ein Vor­sit­zen­der der Ei­ni­gungs­stel­le be­stellt wor­den sei. Auch ha­be die Ar­beit­ge­be­rin kei­ne ver­bind­li­chen Re­geln über die Be­hand­lung von Be­schwer­den und die Durchführung des Be­schwer­de­ver­fah­rens auf­ge­stellt. Ein Initia­tiv­recht zur Auf­stel­lung ei­ner Be­schwer­de­ord­nung be­ste­he nicht.

 

Mit dem zunächst beim Ar­beits­ge­richt Saarbrücken am 27.07.2007 ein­ge­gan­ge­nen An­trag be­gehrt der Be­triebs­rat die Fest­stel­lung, dass der Spruch der Ei­ni­gungs­stel­le un­wirk­sam sei. Das Ar­beits­ge­richt Saarbrücken hat das Streit­ver­fah­ren an das Ar­beits­ge­richt Trier ver­wie­sen.

 

Der Be­triebs­rat hat erst­in­stanz­lich die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ein Mit­be­stim­mungs­recht nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG be­ste­he so­wohl hin­sicht­lich der Er­rich­tung ei­ner zuständi­gen Stel­le, als auch ih­rer Be­set­zung so­wie auch hin­sicht­lich der Einführung ei­nes kon­kre­ten Be­schwer­de­ver­fah­rens. Dies be­inhal­tet auch ein Initia­tiv­recht des Be­triebs­rats.

 

Der Be­triebs­rat hat erst­in­stanz­lich be­an­tragt,

fest­zu­stel­len, dass der Spruch der Ei­ni­gungs­stel­le vom 13.07.2006 bezüglich der Er­rich­tung, Be­set­zung und des Ver­fah­rens der Be­schwer­de­stel­le nach § 13 AGG un­wirk­sam ist.

 

Die Ar­beit­ge­be­rin hat erst­in­stanz­lich be­an­tragt,

den An­trag zurück­zu­wei­sen.

 

Sie hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Ei­ni­gungs­stel­le ha­be zu­tref­fend ih­re Zuständig­keit ver­neint. Ins­be­son­de­re be­ab­sich­ti­ge sie nicht, bezüglich der Aus­ge­stal­tung des Be­schwer­de­ver­fah­rens ei­ne Ver­fah­rens­ord­nung auf­zu­stel­len oder ver­bind­li­che Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen zu tref­fen.

 

Mit Be­schluss vom 19.12.2007, Az.: 1 BV 162/07 hat das Ar­beits­ge­richt den An­trag des Be­triebs­rats zurück­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat das Ar­beits­ge­richt im We­sent­li­chen und zu­sam­men­ge­fasst aus­geführt, ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats hin­sicht­lich der Fra­ge, ob über­haupt ei­ne Be­schwer­de­stel­le er­rich­tet wer­de, be­ste­he nicht, da die Ar­beit­ge­be­rin le­dig­lich ei­ner sich aus § 13 Abs. 1 AGG er­ge­ben­den Ver­pflich­tung nach­ge­kom­men sei und es sich in­so­weit um ei­nen rei­nen Ge­set­zes­voll­zug han­de­le. Das Ord­nungs­ver­hal­ten der Ar­beit­neh­mer i. S. d. § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG wer­de da­durch nicht berührt.

 

Ob hin­sicht­lich der Be­set­zung der Be­schwer­de­stel­le und hin­sicht­lich des zu wah­ren­den Be­schwer­de­ver­fah­rens ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats be­ste­he, könne da­hin ste­hen. Nach dem Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Saarbrücken sei die Ei­ni­gungs­stel­le nämlich nur hin­sicht­lich der "Ein­rich­tung" ei­ner Be­schwer­de­stel­le er­rich­tet wor­den, nicht aber hin­sicht­lich der Fra­ge ih­rer per­so­nel­len Be­set­zung und des an­wend­ba­ren Ver­fah­rens.

 

Der ge­nann­te Be­schluss ist dem Be­triebs­rat am 15.01.2008 zu­ge­stellt wor­den. Mit ei­nem am 15.02.2008 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz hat der Be­triebs­rat Be­schwer­de ein­ge­legt und die­se gleich­zei­tig be­gründet.

 

Nach Maßga­be der ge­nann­ten Be­schwer­de­schrift, auf die we­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten Be­zug ge­nom­men wird (Bl. 217 ff. d. A.), macht der Be­triebs­rat im We­sent­li­chen gel­tend:

 

Je­den­falls bei der ge­bo­te­nen Aus­le­gung der Be­schlüsse des Ar­beits­ge­richts Saarbrücken und des Lan­des­ar­beits­ge­richts Saar­land er­ge­be sich, dass die Er­rich­tung der Ei­ni­gungs­stel­le kei­nes­wegs aus­sch­ließlich zur Re­ge­lung der Fra­ge er­folgt sei, ob über­haupt ei­ne Be­schwer­de­stel­le er­rich­tet wer­de. Viel­mehr er­ge­be sich, dass die Ei­ni­gungs­stel­le auch zur Be­fas­sung mit den Fra­gen der per­so­nel­len Zu­sam­men­set­zung des zu wah­ren­den Be­schwer­de­ver­fah­rens hätte be­fasst wer­den sol­len.

 

Ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats be­ste­he nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG. Durch die Fest­le­gung der Be­schwer­de­stel­le wer­de das Ord­nungs­ver­hal­ten der Ar­beit­neh­mer berührt, da de­ren Ver­hal­ten ge­ra­de da­hin ge­hend ge­re­gelt wer­den sol­le, an wen sie sich bei Fra­gen und Be­an­stan­dun­gen wen­den soll­ten. Die Er­rich­tung der Be­schwer­de­stel­le in Saarbrücken beträfe das Ver­hal­ten der Ar­beit­neh­mer in Be­zug auf die be­trieb­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on und die­ne da­zu, die vor­ge­ge­be­ne Ord­nung des Be­triebs zu gewähr­leis­ten und auf­recht zu er­hal­ten. Eben­so we­nig lie­ge ein rei­ner Ge­set­zes­voll­zug vor. Das AGG re­ge­le ge­ra­de nicht, bei wel­cher be­trieb­li­cher Stel­le und mit wel­cher per­so­nel­len Be­set­zung ei­ne Be­schwer­de­stel­le zu er­rich­ten sei. Dass § 13 Abs. 1 AGG ei­ne Be­tei­li­gung des Be­triebs­rats nicht aus­drück­lich erwähne, sei un­er­heb­lich, da nach § 13 Abs. 2 AGG u. a. auch § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG als maßgeb­li­cher Mit­be­stim­mungs­tat­be­stand un­berührt blei­be. Ein Mit­be­stim­mungs­recht er­ge­be sich auch in richt­li­ni­en­kon­for­mer Aus­le­gung des § 13 AGG, so ins­be­son­de­re aus Art. 9 Abs. 2, 13 Abs. 1 der RL 2000/78/EG.

 

Der Be­triebs­rat be­an­tragt,

den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Trier vom 19.12.2007, Az.: 1 BV 162/07 ab­zuändern und fest­zu­stel­len, dass der Spruch der Ei­ni­gungs­stel­le vom 13.07.2007 rechts­un­wirk­sam ist.

 

Die Ar­beit­ge­be­rin be­an­tragt,

die Be­schwer­de zurück­zu­wei­sen.

 

Die Ar­beit­ge­be­rin ver­tei­digt nach Maßga­be ih­rer Be­schwer­de­er­wi­de­rung vom 12.03.2008 (Bl. 248 ff. d. A.) den an­ge­foch­te­nen Be­schluss als recht­lich zu­tref­fend. Die Ei­ni­gungs­stel­le sei nicht auch hin­sicht­lich der Er­rich­tung, Be­set­zung und des Ver­fah­rens der Be­schwer­de­stel­le ein­ge­setzt wor­den. Die Be­stim­mung der zuständi­gen Stel­le sei mit­be­stim­mungs­frei. Ein Mit­be­stim­mungs­recht würde in die Or­ga­ni­sa­ti­ons­frei­heit des Ar­beit­ge­bers ein­grei­fen und sei ein un­zulässi­ger Ein­griff in des­sen Be­rufs- und Ge­wer­be­frei­heit. Bei der ge­trof­fe­nen Re­ge­lung han­de­le es sich um ge­setz­lich nach Maßga­be des AGG vor­ge­schrie­be­ne Zuständig­keits­re­ge­lung.

 

Auch die per­so­nel­le Be­set­zung der Be­schwer­de­stel­le beträfe nicht den Ge­gen­stand des Mit­be­stim­mungs­rechts nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG. Glei­ches gel­te auch für die Re­ge­lung des Ver­fah­rens ei­ner Be­schwer­de­stel­le. Un­ter Berück­sich­ti­gung des Haf­tungs­ri­si­kos des Ar­beit­ge­bers nach dem AGG müsse die­ser die al­lei­ni­ge Or­ga­ni­sa­ti­ons­frei­heit der Re­ge­lung des Ver­fah­rens ha­ben, um ent­spre­chen­de Maßnah­men im In­ter­es­se der Ab­wen­dung ei­ner Haf­tung durchführen zu können. Auch § 13 Abs. 2 AGG las­se die Rech­te der Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tung le­dig­lich un­berührt, er­wei­te­re die­se aber nicht.

 

Ergänzend wird im Übri­gen auf die zwi­schen den Be­tei­lig­ten ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

 

II. Die Be­schwer­de des Be­triebs­rats ist zulässig. Das Rechts­mit­tel ist nach § 87 Abs. 1 ArbGG an sich statt­haft. Sie wur­de auch ent­spre­chend §§ 87 Abs. 2, 66 Abs. 1 ArbGG form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet. In der Sa­che hat das Rechts­mit­tel je­doch kei­nen Er­folg.

 

1. Der An­trag des Be­triebs­rats war zulässig. Streit­ge­gen­stand der ge­richt­li­chen An­fech­tung ei­nes Spruchs der Ei­ni­gungs­stel­le im ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren ist die Fest­stel­lung der Rechts­un­wirk­sam­keit des je­wei­li­gen Ei­ni­gungs­stel­len­spruchs (vgl. et­wa BAG 22.7.2003 -1 ABR 28/02- EzA § 87 Be­trVG 2001 Ar­beits­zeit Nr 4; GK-Be­trVG/Kreutz, 8. Aufl., § 76 Rz. 145). Hier­auf be­zog sich bei der ge­bo­te­nen Aus­le­gung der An­trag des Be­triebs­rats. Un­er­heb­lich ist in­so­weit, dass der An­trag des Be­triebs­rats den an­ge­foch­te­nen Be­schluss der Ei­ni­gungs­stel­le nicht nur nach sei­nem Da­tum, son­dern auch in­halt­lich („bzgl. Er­rich­tung, Be­set­zung und des Ver­fah­rens“ näher kenn­zeich­ne­te. Hier­bei han­delt es sich nicht um ein über die An­fech­tung des Spruchs der Ei­ni­gungs­stel­le hin­aus­ge­hen­des Be­geh­ren et­wa des In­halts, dass die Fest­stel­lung wei­ter­ge­hen­der Mit­be­stim­mungs­rech­te be­gehrt wird, son­dern le­dig­lich um ei­ne nähe­re Kenn­zeich­nung des an­ge­foch­te­nen Spruchs. Die­ser setzt sich nämlich in sei­ner Be­gründung eben­falls mit der Fra­ge des Be­ste­hens von Mit­be­stim­mungs­rech­ten des Be­triebs­rats bezüglich der im An­trag ge­nann­ten Ge­sichts­punk­te aus­ein­an­der.

 

2. Der An­trag des Be­triebs­rats ist je­doch nicht be­gründet. Der Spruch der Ei­ni­gungs­stel­le ist rechts­wirk­sam, da Mit­be­stim­mungs­rech­te des Be­triebs­rats vor­lie­gend nicht be­ste­hen. Zwar war die Ei­ni­gungs­stel­le durch den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Saarbrücken vom 22. März 2007 -1 BV 4/07- , bestätigt durch den Be­schluss des Lan­des­ar­beits­ge­richts Saar­land vom 6. Ju­ni 2007 – 2 Ta BV 2/07- nicht nur für die Fra­ge er­rich­tet, zu prüfen und ggfs. zu re­geln, ob über­haupt ei­ne ei­ne Be­schwer­de­stel­le nach § 13 AGG er­rich­tet wird, son­dern darüber hin­aus auch zur Prüfung der Zuständig­keit und ggfs. Er­stel­lung ei­ner Re­ge­lung, wo und in wel­cher per­so­nel­len Be­set­zung und in An­wen­dung wel­chen Ver­fah­rens ei­ne Be­schwer­de­stel­le er­rich­tet wird. Zu Recht ist aber die Ei­ni­gungs­stel­le auch un­ter Ein­be­zie­hung die­ses Ge­samt­re­ge­lungs­ge­gen­stan­des von ih­rer Un­zuständig­keit auf­grund des Nicht­be­ste­hens ent­spre­chen­der Mit­be­stim­mungs­rech­te des Be­triebs­rats aus­ge­gan­gen.

 

a) So­weit der Be­triebs­rat aus­weis­lich sei­nes An­fech­tungs­an­trags und sei­ner Be­schwer­de­be­gründung nicht nur ein Mit­be­stim­mungs­recht hin­sicht­lich der Fra­ge des „Ob“ der Er­rich­tung ei­ner Be­schwer­de­stel­le, son­dern auch hin­sicht­lich der nähe­ren Aus­ge­stal­tung (Ort der Er­rich­tung, per­so­nel­le Be­set­zung, Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen) in An­spruch nimmt, ist es der Be­schwer­de­kam­mer nicht ver­wehrt, die Fra­ge der Zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le und da­mit die Fra­ge des Be­ste­hens von Mit­be­stim­mungs­rech­ten hin­sicht­lich al­ler ge­nann­ten Ge­sichts­punk­te zu prüfen.

Dies wäre al­ler­dings dann der Fall, wenn die Ei­ni­gungs­stel­le nur zur Re­ge­lung der Fra­ge, ob über­haupt ei­ne Be­schwer­de­stel­le er­rich­tet wird und wo und bei wel­cher Stel­le die­se or­ga­ni­sa­to­risch an­ge­sie­delt wird, be­stellt wor­den wäre, da es dann hin­sicht­lich der ge­nann­ten wei­te­ren Fra­gen an ei­ner Re­ge­lungs- und Ent­schei­dungs­zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le feh­len würde. Die Ei­ni­gungs­stel­le ist zwar nicht an Anträge der Be­tei­lig­ten ge­bun­den, muss sich je­doch in dem Ent­schei­dungs­rah­men hal­ten, der durch die kon­kre­te Mei­nungs­ver­schie­den­heit zu de­ren Bei­le­gung sie an­ge­ru­fen wur­de, vor­ge­ge­ben wird (vgl. BAG 30.1.1990 – 1 ABR 2/89 - EzA § 87 Be­trVG 1972 Be­trieb­li­che Lohn­ge­stal­tung Nr 27). So­weit im Rah­men ei­ner An­fech­tung ei­nes Spruchs der Ei­ni­gungs­stel­le, der die Zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le ver­neint, de­ren Zuständig­keit auf das Be­ste­hen von Mit­be­stim­mungs­rech­ten hin­sicht­lich sol­cher Re­ge­lungs­ge­genstände gestützt wird, die nicht zum Re­ge­lungs­auf­trag der Ei­ni­gungs­stel­le gehören, kann dies die Zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le nicht be­gründen. Viel­mehr wäre dann in­so­weit die Er­rich­tung ei­ner wei­te­ren Ei­ni­gungs­stel­le nach Maßga­be von § 76 Abs. 5, 6 Be­trVG und ggfs. durch Ein­lei­tung ei­nes Ver­fah­rens nach § 98 ArbGG er­for­der­lich.

 

Vor­lie­gend er­gibt sich der Re­ge­lungs­auf­trag der Ei­ni­gungs­stel­le aus den ge­nann­ten Be­schlüssen des Ar­beits­ge­richts Saarbrücken und des Lan­des­ar­beits­ge­richts Saar­land. Der Ar­beit­ge­be­rin ist zu­zu­ge­ben, dass nur un­ter Berück­sich­ti­gung des Te­nors der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt Saar­land bestätig­ten Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts Saarbrücken („Ei­ni­gungs­stel­le mit der Re­ge­lungs­the­ma­tik „Ein­rich­tung ei­ner Be­schwer­de­stel­le gem. §13 Abs. 1 AGG“) nicht zwei­fels­frei fest­steht, zu wel­chem ge­nau­en Re­ge­lungs­ge­gen­stand die Ei­ni­gungs­stel­le er­rich­tet wer­den soll­te. Der Ge­gen­stand des Ver­fah­rens vor der Ei­ni­gungs­stel­le er­gibt sich aber bei der ge­bo­te­nen und mögli­chen Aus­le­gung. Der Te­nor ge­richt­li­cher Be­schlüsse im ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren ist der Aus­le­gung fähig, wo­bei maßgeb­lich auch die Gründe der ge­richt­li­chen Ent­schei­dung her­an­zu­zie­hen sind. Im Zwei­fel ist das­je­ni­ge ge­wollt, was nach den Maßstäben der Rechts­ord­nung vernünf­tig ist und der recht ver­stan­de­nen In­ter­es­sen­la­ge der Par­tei­en ent­spricht BGH 9. Ju­li 2002 - KZR 13/01 -). Dies gilt nicht nur für die Aus­le­gung ge­richt­li­cher Ent­schei­dun­gen im Ur­teils­ver­fah­ren (vgl. da­zu et­wa BAG 31.3.2004 -10 AZR 254/03 - ZIn­sO 2005, 50, B II 1 der Gründe), son­dern auch bei Ent­schei­dun­gen im Be­schluss­ver­fah­ren (BAG 22.04.1997 -1 ABR 74/96- EzA § 99 Be­trVG 1972 Ein­stel­lung Nr 3, BI 1 der Gründe). Der Be­griff der „Ein­rich­tung“ hat nach dem Sprach­sinn nicht nur den Be­deu­tungs­ge­halt der „Er­rich­tung“, son­dern kann auch den Vor­gang der Er­rich­tung ei­ner Stel­le un­ter Ein­schluss des zur vol­len Funk­ti­onsfähig­keit Er­for­der­li­chen be­zeich­nen. Die Aus­le­gung un­ter Her­an­zie­hung der Gründe der ge­nann­ten Be­schlüsse, ins­be­son­de­re des Lan­des­ar­beits­ge­richt Saar­land, er­gibt, dass die Ei­ni­gungs­stel­le auch zur Prüfung und Re­ge­lung der wei­ter­ge­hen­den Fra­gen, wo ei­ne Be­schwer­de­stel­le er­rich­tet wird, wie die­se per­so­nell be­setzt ist und wel­ches Ver­fah­ren ggfs. zur An­wen­dung kommt, er­rich­tet wur­de. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt Saar­land hat sich in der Be­gründung sei­nes Be­schlus­ses in­so­weit nicht le­dig­lich auf die Erörte­rung des recht­li­chen Mei­nungs­stan­des hin­sicht­lich der Ein­rich­tung ei­ner Be­schwer­de­stel­le be­schränkt, son­dern ausführ­lich auch den Mei­nungs­stand hin­sicht­lich der Fra­gen der per­so­nel­len Be­set­zung und der Re­ge­lung des Be­schwer­de­ver­fah­rens her­an­ge­zo­gen. Die­se Aus­le­gung ent­spricht auch der In­ter­es­sen­la­ge der Be­tei­lig­ten: Dem Be­triebs­rat geht es er­kenn­bar dar­um, im In­ter­es­se der Wahr­neh­mung ei­ge­ner Rech­te und im In­ter­es­se des Schut­zes der Beschäftig­ten am Be­schwer­de­ver­fah­ren be­tei­ligt zu sein und ei­ne für die Beschäftig­ten gut er­reich­ba­re Be­schwer­de­stel­le zu er­rei­chen. Dies be­inhal­tet sämt­li­che der auf­ge­wor­fe­nen Re­ge­lungs­fra­gen. Die­se Aus­le­gung liegt aber auch im In­ter­es­se der Ar­beit­ge­be­rin: Sie hat­te sich im ge­richt­li­chen Be­stel­lungs­ver­fah­ren auf das Nicht­be­ste­hen von Mit­be­stim­mungs­rech­ten hin­sicht­lich al­ler ge­nann­ten Ge­sichts­punk­te be­ru­fen. Ein In­ter­es­se der Ar­beit­ge­be­rin dar­an, dass ggf. die Ein­zel­as­pek­te der or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­sied­lung ei­ner Be­schwer­de­stel­le, ih­rer per­so­nel­len Zu­sam­men­set­zung und die Fra­ge des zu wah­ren­den Ver­fah­rens ggfs. ge­son­dert zum Ge­gen­stand von Ei­ni­gungs­stel­len­ver­fah­ren, ggfs. nach vor­an­ge­hen­den er­neu­ten ge­richt­li­chen Be­stel­lungs­ver­fah­ren ge­macht wer­den könn­ten, ist nicht er­kenn­bar. Dem ent­spricht es, dass auch die Ei­ni­gungs­stel­le selbst in der Be­gründung ih­res Spruchs zwar Zwei­fel an der Trag­wei­te des Be­stel­lungs­be­schlus­ses geäußert hat, sich aber in­halt­lich mit der Fra­ge des Be­ste­hens ei­nes Mit­be­stim­mungs­rechts auch hin­sicht­lich der über die ei­gent­li­che Schaf­fung der Ei­ni­gungs­stel­le hin­aus­ge­hen­den Ge­sichts­punk­te aus­ein­an­der­ge­setzt hat.

 

b) Auch un­ter Zu­grun­de­le­gung die­ses wei­ter­ge­hen­den Re­ge­lungs­ge­gen­stan­des der Ei­ni­gungs­stel­le ist de­ren ih­re Un­zuständig­keit an­neh­men­de Be­schluss vom 13.7.2007 nicht zu be­an­stan­den, da es an ei­nem er­zwing­ba­ren Mit­be­stim­mungs­recht, wel­ches die Zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le im Sin­ne des § 76 Abs. 5 Be­trVG be­gründen könn­te, fehlt.

 

aa) Die Fra­ge, ob über­haupt ei­ne Be­schwer­de­stel­le für Be­schwer­den nach § 13 Abs. 1 AGG er­rich­tet wird, un­ter­liegt nicht der Mit­be­stim­mung des Be­triebs­rats. Ein Mit­be­stim­mungs­recht nach § 87 Abs. 1 Be­trVG schei­det be­reits nach dem Ein­gangs­satz der ge­nann­ten Norm aus. Der Ar­beit­ge­ber ist nach §§ 13 Abs. 1 Satz 1, 12 Abs. 5 AGG zur Er­rich­tung ei­ner sol­chen Be­schwer­de­stel­le und de­ren Be­kannt­ma­chung ver­pflich­tet, so dass in­so­weit die Sperr­wir­kung des § 87 Abs. 1 Ein­lei­tungs­satz Be­trVG greift. Dies ent­spricht –so­weit er­sicht­lich- all­ge­mei­ner Auf­fas­sung (vgl. et­wa: LAG Ham­burg 17.4.2007 -3 TaBV 6/07- BB 2007, 2070 ff.; ArbG Ham­burg 20.2.2007, BB 2007, 779 ff.; West­hau­ser/Se­diq, NZA 2008 78 (79); Eh­rich/Frie­ters, DB 2007, 1026; Näge­le/Frahm Ar­bRB 2007, 140 (142); Müller-Bo­nan­ni/Sa­gan, Ar­bRB 2007, 50 (53); Mohr DB 2007, 2074 (2075)).

 

bb) Aber auch hin­sicht­lich der or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­sied­lung und per­so­nel­len Be­set­zung be­steht nach Auf­fas­sung der Be­schwer­de­kam­mer kein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats.

(1) Ob hin­sicht­lich der ge­nann­ten Fra­gen ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats be­steht, wird kon­tro­vers dis­ku­tiert:

Zum Teil wird ein der­ar­ti­ges Mit­be­stim­mungs­recht un­ter Hin­weis auf § 87 Abs.1 Nr. 1 Be­trVG be­jaht oder im Rah­men der Prüfung der of­fen­sicht­li­chen Un­zuständig­keit ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le im Ver­fah­ren nach § 98 ArbGG in Erwägung ge­zo­gen. Zur Be­gründung wird gel­tend ge­macht, ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG be­ste­he nicht nur dann, wenn der Ar­beit­ge­ber das be­trieb­li­che Zu­sam­men­wir­ken und Zu­sam­men­le­ben der Ar­beit­neh­mer im Be­trieb durch ver­bind­li­che Ver­hal­tens­re­geln be­ein­flus­se oder ko­or­di­nie­re, son­dern auch dann, wenn dies durch sons­ti­ge Maßnah­men ge­sche­he. Dies aber sei bei Fest­le­gung der zuständi­gen Stel­le der Fall, weil die Fra­ge be­trof­fen sei, bei wel­cher Per­son oder Per­so­nen­grup­pe sich Ar­beit­neh­mer bei In­an­spruch­nah­me des Be­schwer­de­rechts nach § 13 Abs. 1 AGG be­schwe­ren müss­ten (so LAG Ham­burg 17.4.2007, aaO., S. 2072) oder könn­ten (so Eh­rich/Frie­ters, aaO., S. 1027; so auch ErfK/Schlach­ter, 8. Aufl., § 13 AGG Rz. 2; Ka­man­ab­rou RdA 2006, 312 (325)). Zu­dem würde ein et­wai­ges Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats bei der Re­ge­lung des Be­schwer­de­ver­fah­rens mögli­cher­wei­se leer lau­fen, wenn der Ar­beit­ge­ber die Be­schwer­de­stel­le mit­be­stim­mungs­frei be­set­zen könne. Es sei nicht zwin­gend von ei­ner ab­sch­ließen­den ge­setz­li­chen Re­ge­lung im Sin­ne des § 87 Abs. 1 Ein­gangs­satz Be­trVG aus­zu­ge­hen. § 13 Abs. 2 Be­trVG bil­de ei­nen ver­tret­ba­ren recht­li­chen An­satz dafür, nicht von ei­ner ab­sch­ließen­den ge­setz­li­chen Re­ge­lung aus­zu­ge­hen. Für die ve­hal­tens­steu­ern­de Auf­ga­be der zuständi­gen Stel­le sei es von we­sent­li­cher Be­deu­tung, wo die­se or­ga­ni­sa­to­risch an­ge­bun­den und per­so­nell be­setzt sei (LAG Ham­burg aaO.).

Nach an­de­rer Auf­fas­sung (et­wa Näge­le/Frahm, aaO., S. 142 mwN) hängt das Be­ste­hen ei­nes Mit­be­stim­mungs­rechts da­von ab, ob der Ar­beit­ge­ber ver­bind­li­che Re­geln für die Be­hand­lung von Be­schwer­den und die Durchführung des Ver­fah­rens auf­stel­len will. Dies könne auch da­durch ge­sche­hen, dass die Hand­lungs­ob­lie­gen­hei­ten nach § 13 Abs. 1 Satz 2 AGG (Prüfung der Be­schwer­de/Er­geb­nis­mit­tei­lung an Be­schwer­deführer) de­le­giert würden.

 

Sch­ließlich wird die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ein Mit­be­stim­mungs­recht schei­de ge­ne­rell aus. (zu­letzt West­hau­ser/Se­diq, aaO., 79 ff mwN.; so et­wa auch Oet­ker, NZA 2008, 264, 270; Müller-Bo­nan­ni/Sa­gan, aaO., S. 52; Gro­bys, NJW-Spe­zi­al, Heft 9, 2007, S. 417; Mohr, aaO., S. 2074 f. ; Gach/Ju­lis, BB 2007, 773, 774 f.).

 

(2) Nach Auf­fas­sung der Be­schwer­de­kam­mer be­steht ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats bei der Fra­ge der per­so­nel­len Be­set­zung der zuständi­gen Stel­le im Sin­ne der §§ 13 Abs. 1, 12 Abs. 5 AGG nicht.

 

Im Aus­gangs­punkt zu­tref­fend stim­men al­le ge­nann­ten Auf­fas­sun­gen dar­in übe­rein, dass ein even­tu­el­les Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats hin­sicht­lich der per­so­nel­len Be­set­zung und or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­sied­lung der zuständi­gen Stel­le im Sin­ne des § 13 Abs. 1 AGG nur nach § 87 Abs. 1 Be­trVG in Be­tracht kommt.

 

Nach die­ser Vor­schrift hat der Be­triebs­rat mit­zu­be­stim­men bei Fra­gen der Ord­nung des Be­trie­bes und des Ver­hal­tens der Ar­beit­neh­mer im Be­trieb. Ge­gen­stand des Mit­be­stim­mungs­rechts ist das be­trieb­li­che Zu­sam­men­le­ben und Zu­sam­men­wir­ken der Ar­beit­neh­mer. Die­ses kann der Ar­beit­ge­ber kraft sei­ner Lei­tungs­macht durch das Auf­stel­len von Ver­hal­tens­re­geln oder durch sons­ti­ge Maßnah­men be­ein­flus­sen und ko­or­di­nie­ren. Zur Ge­stal­tung der Ord­nung des Be­trie­bes zählen da­bei so­wohl ver­bind­li­che Ver­hal­tens­re­geln als auch Maßnah­men, die das Ver­hal­ten der Ar­beit­neh­mer in Be­zug auf die be­trieb­li­che Ord­nung be­tref­fen und berühren, oh­ne Nor­men für das Ver­hal­ten zum In­halt zu ha­ben. Aus­rei­chend ist es, wenn ei­ne sol­che Maßnah­me dar­auf ge­rich­tet ist, die vor­ge­ge­be­ne Ord­nung des Be­trie­bes zu gewähr­leis­ten und auf­recht­zu­er­hal­ten (BAG 27.01.2004- 1 ABR 7/03- EzA § 87 Be­trVG 2001 Kon­troll­ein­rich­tung Nr 1; 11.6.2002 -1 ABR 46/01- EzA § 87 Be­trVG 1972 Be­trieb­li­che Ord­nung Nr. 28; 28.05.2002 -1 ABR 32/01 - EzA § 87 Be­trVG 1972 Be­trieb­li­che Ord­nung Nr 29).

 

Die Be­kannt­ma­chung und Be­stim­mung ei­ner zuständi­gen Stel­le im Sin­ne des § 13 Abs. 1 AGG be­trifft be­reits nicht das Zu­sam­men­le­ben und Zu­sam­men­wir­ken der Ar­beit­neh­mer im Be­trieb. Aus­gangs­punkt ei­ner Be­schwer­de nach § 13 AGG wird zwar ein Ver­hal­ten/Un­ter­las­sen in die­sem Be­reich des Zu­sam­men­le­bens oder Zu­sam­men­wir­kens der Ar­beit­neh­mer sein. In­des­sen ist die Ver­laut­ba­rung ei­ner zur Ent­ge­gen­nah­me der Be­schwer­de zuständi­gen Stel­le nicht dar­auf ge­rich­tet, das Ver­hal­ten der Ar­beit­neh­mer un­ter­ein­an­der zu re­geln oder zu berühren, da kei­ne in­halt­li­chen Vor­ga­ben zur Er­rei­chung der Zie­le des AGG ge­macht wer­den. Es ist nicht er­sicht­lich, in­wie­weit durch die Er­rich­tung ei­ner be­stimm­ten Be­schwer­de­stel­le oder de­ren kon­kre­te Be­set­zung die Beschäftig­ten in ih­rem Ver­hal­ten zu­ein­an­der un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar be­ein­flusst wer­den könn­ten.

 

Je­den­falls aber fehlt es im vor­lie­gen­den Fall an ei­ner Maßnah­me, die dar­auf ge­rich­tet ist, durch Ausübung der Lei­tungs­macht das Zu­sam­men­le­ben und Zu­sam­men­wir­ken der Ar­beit­neh­mer im Be­trieb zu ko­or­di­nie­ren oder zu be­ein­flus­sen. An ei­ner ver­bind­li­chen Wei­sung, sich im Fal­le von Be­schwer­den we­gen ei­ner Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne des § 13 AGG nur oder je­den­falls auch an die von der Ar­beit­ge­be­rin be­nann­te Stel­le, zu­letzt al­so das Ver­triebsbüro in A-Stadt, zu wen­den, lässt sich nicht fest­stel­len. Das Rund­schrei­ben der Ar­beit­ge­be­rin aus De­zem­ber 2006 (Bl. 145 d.A.) enthält kei­ne Wei­sung. An­halts­punk­te dafür, dass nach An­sied­lung der Be­schwer­de­stel­le in A-Stadt ei­ne ent­spre­chen­de Wei­sung er­gan­gen ist, be­ste­hen nicht.

 

Das Schrei­ben for­mu­liert ei­ne Bit­te, nicht aber ei­ne Hand­lungs­an­wei­sung oder -er­war­tung. Hier­bei ist auch zu berück­sich­ti­gen, dass der Ar­beit­ge­ber nach § 12 Abs. 5 AGG ver­pflich­tet ist, die zuständi­gen Stel­len im Sin­ne des § 13 Abs. 1 AGG im Be­trieb be­kannt zu ma­chen. Der Ar­beit­ge­ber ist ge­ra­de nicht im Rah­men sei­ner Lei­tungs­macht frei, ei­ne Be­schwer­de­stel­le zu be­nen­nen, son­dern ist hier­zu ge­setz­lich ver­pflich­tet. Auch dies spricht dafür, dass die Ar­beit­ge­be­rin im vor­lie­gen­den Fall le­dig­lich ih­rer Pflicht nach § 12 Abs. 5 AGG nach­kom­men woll­te, oh­ne aber gleich­zei­tig ei­ne ver­hal­tens­steu­ern­de Re­ge­lung mit dem Ziel oder An­spruch ei­ner ge­wis­sen Min­dest­ver­bind­lich­keit zu schaf­fen. Es han­delt sich viel­mehr um den Hin­weis auf ei­ne ggfs. neue Zuständig­keit im Be­trieb (vgl. West­hau­ser/Se­diq, aaO., S. 81). Die Ent­schei­dung des Ar­beit­ge­bers, wel­che Stel­le für die Ent­ge­gen­nah­me ei­ner Be­schwer­de nach § 13 Abs. 1 AGG zuständig ist, be­trifft die in­ter­ne Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on, oh­ne un­mit­tel­bar das sons­ti­ge Ver­hal­ten der Ar­beit­neh­mer zu ko­or­di­nie­ren (Oet­ker, NZA 2008, 264, 270). Ent­schei­dun­gen des Ar­beit­ge­bers zur Or­ga­ni­sa­ti­on des Be­triebs be­tref­fen zwar auch in ei­nem wei­te­ren Sin­ne die „Ord­nung des Be­triebs“, un­ter­fal­len aber nicht § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG (Oet­ker, aaO.; GK-Be­trVG/Wie­se, 8. Aufl., § 87 Rz. 173).

Des­wei­te­ren spricht ge­gen ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes auch, dass durch § 13 AGG nach der Ge­set­zes­be­gründung kei­ne von den be­ste­hen­den Re­ge­lun­gen ab­wei­chen­des Be­schwer­de­ver­fah­ren ge­schaf­fen wer­den soll­te. In der Ge­set­zes­be­gründung im Re­gie­rungs­ent­wurf zu § 13 Abs. 1 AGG (BT-Dr 16/1780, S. 37) wird in­so­weit aus­geführt:

„“…Die Vor­schrift enthält kei­ne Neue­rung; ent­spre­chen­de Be­schwer­demöglich­kei­ten be­ste­hen auch nach gel­ten­dem Recht. Da die Be­schwer­de aber so­wohl Grund­la­ge für Maßnah­men des Ar­beit­ge­bers als auch für wei­te­re Ansprüche der Beschäftig­ten sein kann, ist die Vor­schrift ent­spre­chend § 3 des Beschäftig­ten­schutz­ge­set­zes auf­ge­nom­men wor­den. Der Be­griff der zuständi­gen Stel­le ist um­fas­send zu ver­ste­he. Dies kann bei­spiels­wei­se ein Vor­ge­setz­ter, ei­ne Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te oder ei­ne be­trieb­li­che Be­schwer­de­stel­le sein.“

Zur Be­gründung des § 13 Abs. 2 AGG wird aus­geführt:

„Die Vor­schrift stellt klar, dass Rech­te der Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tun­gen, wie z.B. nach § 85 Be­trVG, un­berührt blei­ben.“

Hier­aus wird deut­lich, dass an das be­ste­hen­de Sys­tem des Be­schwer­de­rechts an­ge­knüpft wer­den soll­te und im Hin­blick auf die Rech­te des Be­triebs­rats kei­ne Er­wei­te­rung er­fol­gen soll­te, son­dern die Be­schwer­de nach § 13 Abs. 1 AGG sich in das Sys­tem der be­ste­hen­den Rech­te des Be­triebs­rats im Be­schwer­de­ver­fah­ren des Be­trVG ein­glie­dert. Dies­bezüglich ist aber an­er­kannt, dass die Fest­le­gung wer oder wel­che Stel­le zuständi­ge Stel­le im Sin­ne des § 84 Abs. 1 Be­trVG ist, sich nach der Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on rich­tet, über die der Ar­beit­ge­ber (mit­be­stim­mungs­frei) ent­schei­det (vgl. et­wa GK-Be­trVG/Wie­se, § 84, Rz. 16; Busch­mann, in: Däubler/Kitt­ner/Kle­be, Be­trVG, 9. Aufl., § 84 Rz. 12; Thüsing, in: Ri­char­di/Thüsing, Be­trVG, 9. Aufl., § 84, Rz. 12; zu § 3 Be­schSchG vgl. et­wa ErfK/Schlach­ter, 7. Aufl., § 3 Be­schSchG, Rz. 1)und ei­ne mit­be­stimm­te Re­ge­lung nur in Form ei­ner frei­wil­li­gen kol­lek­ti­ven Ver­ein­ba­rung in Be­tracht kommt, § 86 Be­trVG.

Auch der von der Be­schwer­de her­an­ge­zo­ge­ne Ge­sichts­punkt richt­li­ni­en­kon­for­mer Aus­le­gung recht­fer­tigt kei­ne an­de­re recht­li­che Be­ur­tei­lung. In den dem AGG zu­grun­de lie­gen­den Richt­li­ni­en (RL 2000/43/EG; RL 2000/78/EG; RL 2002/73/EG; RL2004/113/EG) fin­den sich kei­ne An­halts­punk­te dafür, dass der Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tung Mit­be­stim­mungs­rech­te ein­zuräum­en sind (West­hau­ser/Se­diq, aaO., S. 80).

 

Die von der Be­schwer­de an­ge­spro­che­ne Re­ge­lung in Art. 9 Abs. 2 RL 2000/78/EG hat ih­ren Nie­der­schlag in § 23 AGG ge­fun­den. Der Ver­pflich­tung aus Art. 13 Abs. 1 der Richt­li­nie die­nen § 17, § 13 Abs. 2 AGG i.V.m. et­wa mit §§ 75, 80 Abs. 1, § 85 Abs. 1 Be­trVG. So­weit die Be­schwer­de gel­tend macht, der Be­triebs­rat müsse von ei­ner Be­schwer­de Kennt­nis ha­ben, um abklären zu können, ob der be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer im Be­schwer­de­ver­fah­ren un­terstützt wer­den möch­te, ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass auch nach Art. 9 Abs. 2 der Richt­li­nie ei­ne Un­terstützung nur mit Ein­wil­li­gung des Beschäftig­ten er­folgt. Es steht dem Be­triebs­rat frei, die von ihm ver­tre­te­nen Ar­beit­neh­mer auf die be­ste­hen­den Rech­te im Rah­men des Be­schwer­de­ver­fah­rens hin­zu­wei­sen, ins­be­son­de­re auch auf die Möglich­keit der Hin­zu­zie­hung ei­nes Be­triebs­rats­mit­glieds nach § 84 Abs. 2 Be­trVG. Eben­so bleibt es ihm un­be­nom­men, auf das Be­schwer­de­ver­fah­ren im Sin­ne des § 85 Abs. 1, Abs. 2 Be­trVG hin­zu­wei­sen, wel­ches al­ter­na­tiv und ku­mu­la­tiv zur Be­schwer­demöglich­keit im Sin­ne des § 13 Abs. 1 AGG be­steht (vgl. nur West­hau­ser/Sa­diq, aaO., S. 80). Sch­ließlich ist auch auf die be­ste­hen­den In­for­ma­ti­ons­rech­te nach § 80 Abs. 2 i.V.m. § 80 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG hin­zu­wei­sen.

 

cc) Im vor­lie­gen­den Fall be­steht auch kein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats bezüglich der Aus­ge­stal­tung des Be­schwer­de­ver­fah­rens. Es ist nicht er­sicht­lich, dass die Ar­beit­ge­be­rin vor­lie­gend die Einführung von Re­geln über die Durchführung des Be­schwer­de­ver­fah­rens be­ab­sich­tigt. Ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats käme da­her nur in Be­tracht, wenn dem Be­triebs­rat ein sog. Initia­tiv­recht zustünde, kraft des­sen er ggfs. über die Ei­ni­gungs­stel­le auch ge­gen den Wil­len des Ar­beit­ge­bers die Auf­stel­lung von Ver­fah­rens­re­geln für das Be­schwer­de­ver­fah­ren ver­lan­gen könn­te. Als Grund­la­ge ei­nes der­ar­ti­gen Initia­tiv­rechts kommt wie­der­um nur § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG in Be­tracht.

 

Zum Teil wird im Hin­blick dar­auf, dass die Re­ge­lung des Be­schwer­de­ver­fah­rens dem Re­ge­lungs­be­reich des § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG un­ter­fal­len sol­len, auch ein dem­ent­spre­chen­des Initia­tiv­recht des Be­treibs­rats be­jaht (so ins­bes. Eh­rich/Frie­ters, aaO., S. 1027; LAG Ham­burg 17.4.2007, aaO., S. 2072 f.). Zum Teil wird ein Mit­be­stim­mungs­recht nur für den Fall be­jaht, dass der Ar­beit­ge­ber ent­spre­chen­de Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen tref­fen wol­le; ein Initia­tiv­recht be­ste­he aber nicht (so et­wa Näge­le/Frahm, aaO., S. 142; Gach/Ju­lis, BB 2007, 773, 775 f.; wohl auch West­hau­ser/Sa­diq, aaO., S. 81 f.). Zum Teil wird ein Mit­be­stim­mungs­recht ge­ne­rell ab­ge­lehnt (so et­wa Mohr, aaO., 2075).

 

Nach Auf­fas­sung der Be­schwer­de­kam­mer ist un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG in Be­tracht zu zie­hen, be­steht aber nur dann, wenn der Ar­beit­ge­ber be­stimm­te Re­ge­lun­gen zur Ver­ein­heit­li­chung des Be­schwer­de­ver­fah­rens über­haupt einführen will.

 

Nicht sämt­li­che denk­ba­ren Re­ge­lun­gen im Rah­men ei­ner Re­ge­lung des Be­schwer­de­ver­fah­rens berühren das sog. Ord­nungs­gver­hal­ten im Sin­ne des § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG. In­so­fern sol­len Richt­li­ni­en zu den Mo­da­litäten des Be­schwer­de­ver­fah­rens von al­len Ar­beit­neh­mern zwar un­abhängig von der Ar­beits­leis­tung zu be­ach­ten sein, al­ler­dings bleibt der Be­zug zur be­trieb­li­chen Ord­nung pro­ble­ma­tisch, da von dem Mit­be­stim­mungs­recht auch sol­che Re­ge­lun­gen aus­ge­klam­mert sind, die le­dig­lich das Ver­hal­ten des Ar­beit­ge­bers zum Ar­beit­neh­mer bzw. um­ge­kehrt be­tref­fen . Erst wenn das sons­ti­ge Ver­hal­ten der Ar­beit­neh­mer ko­or­di­niert wer­den soll, be­trifft dies die Ord­nung des Be­trie­bes. Ge­ra­de die­se Ko­or­di­nie­rungs­funk­ti­on ist bei Ver­fah­rens­re­geln bezüglich des Be­schwer­de­ver­fah­rens nach § 13 AGG nicht er­kenn­bar. Die Schwel­le zum mit­be­stim­mungs­pflich­ti­gen Ord­nungs­ver­hal­ten ist je­doch et­wa dann über­schrit­ten, wenn sich die ein­heit­li­che Re­ge­lung des Be­schwer­de­ver­fah­rens auch auf die von dem Ar­beit­neh­mer bei ei­ner Be­schwer­de zu wah­ren­den Förm­lich­kei­ten durch Form-, Frist- bzw. Be­gründungs­er­for­der­nis­se be­zie­hen soll (Oet­ker NZA 2008, 264 , 269 f.).

 

Gleich­wohl schei­det ein Initia­tiv­recht des Be­triebs­rats aus, da dies in Wi­der­spruch zu den spe­zi­el­le­ren Re­ge­lun­gen des Be­trVG zur Re­ge­lung des Be­schwer­de­ver­fah­rens tre­ten würde. Bezüglich der durch § 86 Be­trVG mögli­chen Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen zur nähe­ren Re­ge­lung des Be­schwer­de­ver­fah­rens ent­spricht es all­ge­mei­ner Auf­fas­sung, dass es sich um frei­wil­li­ge Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen han­delt, de­ren Zu­stan­de­kom­men nicht durch ei­nen Spruch der Ei­ni­gungs­stel­le her­bei­geführt wer­den kann (vgl. Oet­ker aaO, S. 269 mwN. in Fn. 78). Die­se ge­setz­ge­be­ri­sche Wer­tung würde kon­ter­ka­riert, wenn dem Be­triebs­rat ein Initia­tiv­recht zu­ge­bil­ligt wird und die­ser un­ter Hin­weis dar­auf, dass Ge­gen­stand ei­ner von ihm er­streb­ten Re­ge­lung et­wa auch die Wah­rung be­stimm­ter Förm­lich­kei­ten oder Fris­ten sein soll, ggf. über ein Ei­ni­gungs­stel­len­ver­fah­ren die Einführung ei­ner Ver­fah­rens­re­ge­lung er­zwin­gen könn­te. Wie aber be­reits aus­geführt, ver­deut­licht ins­be­son­de­re die Ge­set­zes­be­gründung zu § 13 AGG, dass an das be­ste­hen­de Sys­tem des Be­schwer­de­rechts an­ge­knüpft wer­den soll­te und im Hin­blick auf die Rech­te des Be­triebs­rats kei­ne Er­wei­te­rung er­fol­gen soll­te, son­dern die Be­schwer­de nach § 13 Abs. 1 AGG sich in das Sys­tem der be­ste­hen­den Rech­te des Be­triebs­rats im Be­schwer­de­ver­fah­ren des Be­trVG ein­glie­dert. Ein Initia­tiv­recht schei­det da­her aus (eben­so West­hau­ser/Sa­diq, aaO., S. 81 f.).

 

III. Die Be­schwer­de des Be­triebs­rats war da­her zurück­zu­wei­sen. Im Hin­blick auf den dar­ge­stell­ten kon­tro­ver­sen Dis­kus­si­ons­stand, das Feh­len ein­schlägi­ger höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung und die Be­deu­tung der Rechts­fra­gen auch für an­de­re Fälle war nach §§ 92 Abs. 1, 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG die Rechts­be­schwer­de zu­zu­las­sen.

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