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LG Braun­schweig, Ur­teil vom 02.10.2009, 6 KLs 20/07

   
Schlagworte: VW-Betriebsrat
   
Gericht: Landgericht Braunschweig
Aktenzeichen: 6 KLs 20/07
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 02.10.2009
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

Land­ge­richt Braun­schweig
Geschäfts-Nr.:
6 KLs 20/07

Im Na­men des Vol­kes!

Ur­teil

In der Wirt­schafts­straf­sa­che

 

Te­nor

Der An­ge­klag­te G wird we­gen Un­treue in 40 Fällen, da­von in 19 Fällen in Tat­ein­heit mit Begüns­ti­gung ei­nes Mit­glieds ei­nes Be­triebs­rats so­wie ei­nes Mit­glieds ei­nes eu­ropäischen Be­triebs­rats, so­wie we­gen An­stif­tung zur Un­treue zu ei­ner

Ge­samt­frei­heits­stra­fe von 1 Jahr

ver­ur­teilt, de­ren Voll­stre­ckung zur Bewährung aus­ge­setzt wird.

Der An­ge­klag­te V wird we­gen Bei­hil­fe zur Un­treue so­wie we­gen An­stif­tung zur Un­treue in 46 Fällen, da­bei in 24 Fällen in Tat­ein­heit mit An­stif­tung zur Begüns­ti­gung ei­nes Mit­glieds ei­nes Be­triebs­rats so­wie ei­nes Mit­glieds ei­nes eu­ropäischen Be­triebs­rats, zu ei­ner

Ge­samt­frei­heits­stra­fe von 2 Jah­ren und 9 Mo­na­ten

ver­ur­teilt.

Im übri­gen wird er frei­ge­spro­chen.

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Die An­ge­klag­ten tra­gen die Kos­ten des Ver­fah­rens, so­weit sie ver­ur­teilt wor­den sind. So­weit der An­ge­klag­te V frei­ge­spro­chen wor­den ist, wer­den die Kos­ten des Ver­fah­rens so­wie die in­so­weit ent­stan­de­nen not­wen­di­gen Aus­la­gen des An­ge­klag­ten V der Staats­kas­se auf­er­legt.

An­ge­wand­te Vor­schrif­ten: §§ 266 Abs. 1, Abs. 2 i.Vm. § 263 Abs. 3 Ziff. 2, 1. Alt., 26, 27 Abs. 1 und 2, 28 Abs. 1, 49 Abs. 1, 52 Abs. 1 u. 2, 53 Abs. 1 und 2 S. 1 StGB, 119 Abs. 1 Ziff. 3 Be­trVG i.Vm. § 42 Ziff. 3 und § 44 Abs. 1 Ziff. 2 EBRG

Gründe

I.

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Seit 1978 war der An­ge­klag­te V frei­ge­stell­ter Be­triebs­rat. 1990 wur­de er zum Be­triebs­rats­vor­sit­zen­den des V-Wer­kes Wo und gleich­zei­tig zum Kon­zern- und Ge­samt­be­triebs­rats­vor­sit­zen­den gewählt. 1992 wur­de er zum Eu­ro-Kon­zern­be­triebs­rats­vor­sit­zen­den und 1999 zum Welt­Kon­zern­be­triebs­rats­vor­sit­zen­den gewählt. Auf­grund sei­ner Funk­ti­on als Ge­samt­be­triebs­rats­vor­sit­zen­der war der An­ge­klag­te seit 1991 bis zu sei­nem Aus­schei­den auch Auf­sichts­rats­mit­glied bei der V AG 

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[Die wei­te­ren Fest­stel­lun­gen zu den persönli­chen Verhält­nis­sen der An­ge­klag­ten sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.]

II.

1. All­ge­mei­nes

Im Jahr 1993 be­fand sich der V-Kon­zern in ei­ner exis­tenz­gefähr­den­den Si­tua­ti­on. Al­lein die V AG wies ei­nen Ver­lust von 1,1 Mil­li­ar­den DM auf, bei Se [Anm: ei­ne Toch­ter­ge­sell­schaft] be­trug der Ver­lust ca. 2,2 Mil­li­ar­den DM. Ent­las­sun­gen in ei­ner Größen­ord­nung von 30.000 Ar­beit­neh­mern in den nie­dersäch­si­schen Wer­ken er­schie­nen un­aus­weich­lich. In die­ser Si­tua­ti­on über­nahm der Zeu­ge P1 An­fang 1993 den Vor­stands­vor­sitz der V AG We­ni­ge Mo­na­te später ver­starb der da­ma­li­ge Per­so­nal­vor­stand und Ar­beits­di­rek­tor Herr K. P1 wand­te sich -auch auf Emp­feh­lung des An­ge­klag­ten V - an H1. Er über­zeug­te die­sen, die Po­si­ti­on als Per­so­nal­vor­stand und Ar­beits­di­rek­tor zum 01.10.1993 an­zu­tre­ten. Bin­nen we­ni­ger Wo­chen, noch im Jahr 1993, führ­te H1 mit Zu­stim­mung des Ge­samt­be­triebs­rats die 4-Ta­ge-Wo­che bei Lohn-

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ver­zicht ein, so dass die be­reits vor­be­rei­te­te Mas­sen­ent­las­sung nicht mehr er­for­der­lich war.

Zwi­schen H und dem An­ge­klag­ten V gab es von Be­ginn an ei­ne gu­te Zu­sam­men­ar­beit, die von H als "Co-Ma­nage­ment" be­zeich­net wur­de. Da­zu wur­de der Ge­samt­be­triebs­rat per­so­nell und fi­nan­zi­ell gut aus­ge­stat­tet, so dass er u.a. über wis­sen­schaft­lich ge­bil­de­te Re­fe­ren­ten verfügte, die die Mit­glie­der des Ge­samt­be­triebs­rats be­ra­ten konn­ten. Der Ge­samt­be­triebs­rat wur­de durch das Ma­nage­ment auch bei Ma­nage­men­tent­schei­dun­gen be­tei­ligt, die nicht zur ei­gent­li­chen Be­triebs­ratstätig­keit gehörten und konn­te auf die­se Wei­se sei­ne Er­fah­run­gen ein­brin­gen. In Übe­rein­stim­mung mit der V AG -ver­tre­ten durch H1- und dem Ge­samt­be­triebs­rat kam es in der Fol­ge­zeit auch zu wei­te­ren Ent­schei­dun­gen, die der Ar­beits­platz­si­che­rung in W dien­ten, wie z. B. dem Pro­jekt "5000 x 5000", ei­nem neu­en Ta­rif­mo­dell, das der Schaf­fung von Ar­beitsplätzen dien­te, im Jahr 2001.

Als Vor­sit­zen­dem kam dem An­ge­klag­ten V da­bei im Ge­samt­be­triebs­aus­schuss (GBA), dem geschäftsführen­den Gre­mi­um des Ge­samt­be­triebs­rats, dem ei­ne Viel­zahl von Auf­ga­ben zur selbständi­gen Er­le­di­gung über­tra­gen war, ei­ne wich­ti­ge Po­si­ti­on zu. Der An­ge­klag­te V al­lein konn­te aber im Ge­samt­be­triebs­aus­schuss, in dem ne­ben ihm selbst und sei­nem Stell­ver­tre­ter die Be­triebs­rats­vor­sit­zen­den der V-Wer­ke in Nie­der­sach­sen und Ka ver­tre­ten wa­ren, kei­ne selbständi­gen Ent­schei­dun­gen tref­fen. Die je­wei­li­gen The­men wur­den im Ge­samt­be­triebs­aus­schuss be­han­delt, wo­bei häufig Ei­nig­keit be­stand, aber auch ab und an um ei­ne ge­mein­sa­me Po­si­ti­on ge­run­gen wur­de. Das Er­geb­nis wur­de der V AG als ge­mein­sa­me Po­si­ti­on ein­stim­mig vom An­ge­klag­ten V vor­ge­tra­gen. So­wohl H als auch P und P, der im April 2003 den Vor­stands­vor­sitz über­nahm, wa­ren von der Qua­lität der Ar­beit des An­ge­klag­ten V als Vor­sit­zen­dem des Ge­samt­be­triebs­aus­schus­ses über­zeugt.

Ge­gen H ist ein ge­son­der­tes Straf­ver­fah­ren geführt wor­den. Er ist im Ja­nu­ar 2007 von der Kam­mer we­gen sei­ner Tat­be­tei­li­gung in den Tat­kom­ple­xen 2-4 je­weils we­gen Un­treue rechts­kräftig zu ei­ner Frei­heits­stra­fe von 2 Jah­ren ver­ur­teilt wor­den, de­ren Voll­stre­ckung zur Bewährung aus­ge­setzt wor­den ist, so­wie zu

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ei­ner Ge­samt­geld­stra­fe von 360 Ta­gessätzen. Dem Ur­teil ging ei­ne Ur­teils­ab­spra­che vor­aus.

2. Tat­kom­plex Son­der­bo­ni

(Tat 29 des An­ge­klag­ten V):

Das Ge­halt der Mit­ar­bei­ter der V AG glie­dert sich in fes­te Mo­nats­beträge so­wie ei­nen zusätz­li­chen Bo­nus. Da­bei wird der Bo­nus je­des Jahr nach ei­nem un­ter­neh­mens­be­zo­ge­nen Teil und ei­nem be­son­de­ren persönli­chen Leis­tungs­bo­nus be­rech­net, der nach Ge­halts­grup­pen ge­staf­felt ist. Je­des Jahr wird da­zu für die ein­zel­nen Ge­halts­grup­pen ein Min­dest­bo­nus, ein Ma­xi­mal­bo­nus und ein Durch­schnitt er­rech­net. Be­rech­nung und Aus­keh­rung der Bo­nus­zah­lun­gen er­fol­gen je­weils im Mai ei­nes Jah­res für das ver­gan­ge­ne Jahr. Zeit­gleich er­folgt ggfs. die Be­wil­li­gung ei­ner Son­der­bo­nus­zah­lung. Die­se er­folgt je­doch aus­sch­ließlich ein­zel­fall­be­zo­gen und ein­ma­lig für die Er­brin­gung be­son­de­rer Leis­tun­gen in dem ent­spre­chen­den Jahr. Die Mit­ar­bei­ter wer­den da­bei durch Schrei­ben der Per­so­nal­ab­tei­lung über die Höhe des je­wei­li­gen Bo­nus­ses in­for­miert, bei ei­ner Son­der­bo­nus­be­wil­li­gung er­folgt die Mit­tei­lung im sel­ben Schrei­ben.

Als frei­ge­stell­ter Be­triebs­rat wur­de der An­ge­klag­te V zunächst nach sei­nem letz­ten Ge­halt als Ar­bei­ter be­zahlt, das im Hin­blick auf mögli­che Fort­ent­wick­lun­gen jähr­lich um 5 % erhöht wur­de. Da­bei han­del­te es sich um die so­ge­nann­te Be­triebs­rats­re­gel­vergütung. Bei früher als An­ge­stell­ten täti­gen Be­triebs­rats­mit­glie­dern er­folg­te die Be­zah­lung nach dem Richt­mann­prin­zip, d. h. die Be­zah­lung er­folg­te ent­spre­chend der be­ruf­li­chen Ent­wick­lung ei­ner in Be­zug ge­nom­me­nen Ver­gleichs­per­son mit glei­cher Qua­li­fi­ka­ti­on.

Da es we­gen der Be­triebs­rats­vergütun­gen bei länger­fris­ti­gen Frei­stel­lun­gen im­mer wie­der Pro­ble­me und auch ar­beits­ge­richt­li­che Ver­fah­ren gab, wur­de un­ter Mit­hil­fe des da­ma­li­gen Lei­ters der Rechts­ab­tei­lung P3 und des frühe­ren Bun­des­ar­beits­rich­ters S1 zwi­schen dem Ge­samt­be­triebs­rat, für den u. a. der An­ge­klag­te V be­tei­ligt war, und dem Mar­ken­vor­stand der V AG im Jahr 1991 ei­ne Neu­re­ge­lung ver­ein­bart. Da­nach soll­te das Ar­beits­ent­gelt für frei­ge­stell­te Be­triebs­rats­mit­glie­der durch ei­ne Kom­mis­si­on in­di-

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vi­du­ell fest­ge­setzt und fort­lau­fend an­ge­passt wer­den, ent­spre­chend der Qua­li­fi­ka­ti­on und Persönlich­keit im Ver­gleich zu an­de­ren Ar­beit­neh­mern des Un­ter­neh­mens. Zum 01.10.1991 wur­de die Kom­mis­si­on zur Fest­le­gung der Be­triebs­rats­vergütung ein­ge­setzt, der zwei Ver­tre­ter des Un­ter­neh­mens -der Ar­beits­di­rek­tor und ein wei­te­rer Ver­tre­ter- und zwei Mit­glie­der des Ge­samt­be­triebs­rats an­gehörten. Ver­tre­ter des Ge­samt­be­triebs­rats wa­ren V und sein Stell­ver­tre­ter S2. Hin­sicht­lich ih­rer ei­ge­nen Vergütung wa­ren sie von der Be­ra­tung aus­ge­schlos­sen, die Vergütungs­ent­schei­dung durf­te in die­sen Fällen aber nicht ge­gen das Vo­tum des ver­blei­ben­den Be­triebs­rats­mit­glieds ge­trof­fen wer­den.

Vor der Neu­fest­set­zung sei­ner Vergütung durch die Kom­mis­si­on zum 01.10.1991 hat­te der An­ge­klag­te V -im Jahr 1990- ein Ge­samt­ein­kom­men von 57.322 Eu­ro er­zielt, be­ste­hend aus ei­nem fes­ten Jah­res­ein­kom­men in Höhe von 45.732 Eu­ro und ei­nem Bo­nus in Höhe von 10.590 Eu­ro. In­fol­ge der Neu­be­wer­tung sei­ner Tätig­keit durch die Kom­mis­si­on wur­de der An­ge­klag­te V als Ge­samt­be­triebs­rats­vor­sit­zen­der am höchs­ten ein­ge­stuft. Sei­ne Vergütung wur­de ent­spre­chend der zweithöchs­ten Ge­halts­grup­pe, der Grup­pe 35, fest­ge­setzt. Nach dem Ge­halts­gefüge der V AG ent­sprach sei­ne Vergütung da­mit dem Ge­halt der sog. Top­ma­na­ger (Stu­fen 35 und 36), das wa­ren die Be­reichs­lei­ter der V AG. Sein Stell­ver­tre­ter S2 wur­de ent­spre­chend ei­nem Haupt­ab­tei­lungs­lei­ter ein­ge­stuft, die Be­triebs­rats­vor­sit­zen­den der ein­zel­nen V-Wer­ke wie Ab­tei­lungs­lei­ter.

Das Ge­halt des An­ge­klag­ten V be­trug für 1991 ins­ge­samt 113.639 Eu­ro, für das Jahr 1992 ins­ge­samt 150.619 Eu­ro und für das Jahr 1993 ins­ge­samt 199.396 Eu­ro. Die­ses Ge­halt setz­te sich aus dem Fix­ge­halt und dem je­wei­li­gen Bo­nus für das Jahr zu­sam­men.

Im Jahr 1993 hol­te P auch den Ma­na­ger L und sei­ne von den V- Mit­ar­bei­tern als "L-Krie­ger" be­zeich­ne­ten Ma­na­ger zur V AG Es sprach sich her­um, dass die­se Mit­ar­bei­ter bes­ser be­zahlt wur­den als die be­reits länger beschäftig­ten Ma­na­ger bei der V AG. Auch der An­ge­klag­te V fand, dass er auf­grund der Be­triebs­rats­ar­beit im Hin­blick auf das Ein­kom­men der "L-Krie­ger" nicht an­ge­mes­sen ho­no­riert wur­de.

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Et­wa Mit­te bis En­de 1994 trat der An­ge­klag­te V an P her­an mit dem An­lie­gen ei­ner bes­se­ren Be­zah­lung der übri­gen V-Führungs­kräfte und der An­he­bung auch sei­nes ei­ge­nen Ge­hal­tes. P ver­wies den An­ge­klag­ten zuständig­keits­hal­ber an H1.

H war be­reit, dem An­ge­klag­ten V ei­ne Ge­halts­erhöhung zu be­wil­li­gen, da er des­sen Ar­beit als Be­triebs­rats­vor­sit­zen­der schätz­te. Er woll­te sich da­durch des­sen Wohl­wol­len er­hal­ten, da er da­von aus­ging, dass dies der V AG zu­gu­te kom­men würde. Um kei­ne Be­gehr­lich­kei­ten an­de­rer zu we­cken, kam er auf die Idee, dem An­ge­klag­ten V die Ge­halts­erhöhung über ei­nen jähr­lich aus­zu­zah­len­den Son­der­bo­nus -zusätz­lich zum re­gulären jähr­li­chen Bo­nus- zu gewähren. H1 schlug dem An­ge­klag­ten V bei ei­nem Gespräch, das noch 1994 oder An­fang 1995 statt­fand, die­se Möglich­keit vor und erklärte ihm, dass er die­se Lösung gewählt ha­be, um Be­gehr­lich­kei­ten an­de­rer nicht auf­kom­men zu las­sen. Er sag­te ihm auch, dass die­se Re­ge­lung nur für ihn bis zu sei­nem Aus­schei­den gel­ten soll­te, und dass es kei­ne An­he­bung der Gehälter an­de­rer Führungs­kräfte oder an­de­rer Be­triebsräte ge­ben würde. Der An­ge­klag­te V er­kann­te da­durch, dass aus­sch­ließlich ihm ei­ne Son­der­be­hand­lung zu­teil wur­de.

Ziel der Son­der­bo­ni war es, das Ge­halt des An­ge­klag­ten V in Rich­tung "ers­te Be­richts­ebe­ne" -d. h. der Be­zah­lung des Mar­ken­vor­stands der V AG- an­zunähern: Sie soll­ten je­weils den Bo­nus­zah­lun­gen an die Mar­ken­vor­stands­mit­glie­der der V AG an­ge­passt wer­den. V war mit der vor­ge­schla­ge­nen Re­ge­lung zunächst un­zu­frie­den, da er auch ei­ne Erhöhung sei­ner Ru­he­stands­bezüge woll­te und Bo­nus­zah­lun­gen nicht in de­ren Be­rech­nung ein­fließen. Als H ihm sag­te, dass er noch nicht gleich, aber zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt auch den Höchst­satz für die Be­triebs­ren­te an­he­ben würde, war der An­ge­klag­te ein­ver­stan­den und sag­te : "Dann ma­chen wir das". Bei­de wuss­ten da­bei, dass für die von H ge­trof­fe­ne Zu­sa­ge nicht die­ser al­lein, son­dern die Kom­mis­si­on für die Fest­le­gung der Be­triebs­rats­vergütung, d. h. des Ge­halts ein­sch­ließlich der Bo­ni und even­tu­el­ler Son­der­bo­ni, die le­dig­lich ein­zel­fall­be­zo­gen und ein­ma­lig hätte an­fal­len können, zuständig war. Sie ver­ein­bar­ten da­her Ver­trau­lich­keit hin­sicht­lich die­ser Re­ge­lung.

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H be­han­del­te in der Fol­ge­zeit wie ge­plant den ge­sam­ten Vor­gang der Son­der­bo­ni ver­trau­lich. Üblich war es, dass der Mit­ar­bei­ter S, der Sach­be­ar­bei­ter für die Um­set­zung der Ent­schei­dun­gen, für die Kom­mis­si­ons­mit­glie­der zur Vor­be­rei­tung der Bo­nus­fest­set­zung für die ein­zel­nen Be­triebs­rats­mit­glie­der, so auch für den An­ge­klag­ten V, je­weils den Bo­nus­rah­men er­mit­tel­te und die­sen in ein For­mu­lar zur Bo­nus­fest­set­zung einfügte. Für den An­ge­klag­ten V traf dann zunächst H1seine Ent­schei­dung über die Höhe des Bo­nus­ses in­ner­halb des vor­ge­ge­be­nen Rah­mens, den die wei­te­ren Kom­mis­si­ons­mit­glie­der W (ab 2005 R1) und S2 auf Plau­si­bi­lität prüften und mit ih­rer Un­ter­schrift bil­lig­ten. Über die Bo­ni wur­de der An­ge­klag­te V dann je­weils durch ein Schrei­ben der Kom­mis­si­on mit den Un­ter­schrif­ten der drei Kom­mis­si­ons­mit­glie­der un­ter­rich­tet, das auch als Ab­schrift zur Per­so­nal­ak­te ge­nom­men wur­de. Ent­spre­chend wur­de auch wei­ter­hin hin­sicht­lich der re­gulären jähr­li­chen Bo­nus­zah­lun­gen an den An­ge­klag­ten V ver­fah­ren.

Für die Gewährung der Son­der­bo­ni wähl­te H da­ge­gen ei­nen an­de­ren Weg. Er trug den für den An­ge­klag­ten V be­stimm­ten Son­der­bo­nus nicht in das von S vor­be­rei­te­te For­mu­lar ein -dort war dafür ein als "SB" be­zeich­ne­tes Feld vor­ge­se­hen-, son­dern über­ging die Kom­mis­si­ons­mit­glie­der im Hin­blick auf den an V gewähr­ten Son­der­bo­nus vollständig. Die wei­te­ren Vor­stands­mit­glie­der in­for­mier­te H eben­falls nicht über die­se Zah­lun­gen.

Auch zur Ab­wick­lung wähl­te H1 ei­nen unübli­chen Weg. Er wand­te sich da­mit nicht an die für die Ab­wick­lung der Be­zah­lung von Be­triebsräten zuständi­ge Ab­tei­lung. Viel­mehr wähl­te er den Lei­ter der Ab­tei­lung "Ge­halts­ab­rech­nung Führungs­kräfte", den von ihm als be­son­ders ver­trau­enswürdig ein­geschätz­ten Herrn H2, für die Ausführung aus. Wie von An­fang an ge­plant und mit dem An­ge­klag­ten V ver­ein­bart, be­rech­ne­te H1 dann jähr­lich ei­nen Son­der­bo­nus, der sich ent­spre­chend des Be­triebs­er­geb­nis­ses an den Bo­ni der Mar­ken­vorstände ori­en­tier­te. Erst­mals im Mai 1995 rief den Zeu­gen H an und er­teil­te ihm -un­ter Hin­weis auf höchs­te Ver­trau­lich­keit- den Auf­trag, dem An­ge­klag­ten V ei­nen Son­der­bo­nus in Höhe von 100.000 DM an­zu­wei­sen. H2, der sich in­so­weit ab­si­chern woll­te, fer­tig­te über das Gespräch in die­sem Jahr -und in den Fol­ge­jah­ren- je­weils im Mai (2004 und 2005 be­reits im März) Ver­mer­ke über die An­ru­fe von H1 und die Höhe der zur

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Zah­lung an­ge­wie­se­nen Son­der­bo­ni. Wei­sungs­gemäß rief H2 je­weils den An­ge­klag­ten V an, in­for­mier­te ihn über die Höhe des Son­der­bo­nus­ses und er­bat die An­ga­be der Kon­to­ver­bin­dung zur Über­wei­sung. Auf­grund sei­ner feh­len­den Zuständig­keit lag H2 die Lohn­steu­er­kar­te des An­ge­klag­ten V nicht vor, er be­sprach da­her je­weils mit V des­sen vor­aus­sicht­li­chen Jah­res­ver­dienst zur Er­mitt­lung der Lohn­steu­er. Zusätz­lich bat H2 den An­ge­klag­ten V dar­um, ihm die Lohn­steu­er­kar­te zur Verfügung zu stel­len, wenn V die­se von der für ihn zuständi­gen Ab­rech­nungs­stel­le zurück er­hal­ten hat­te. Dies tat der An­ge­klag­te V auch je­weils, H2 ergänz­te die vor­han­de­nen ma­schi­nen­schrift­li­chen Ein­tra­gun­gen dann hand­schrift­lich.

Die er­rech­ne­ten Net­to­beträge er­hielt V je­weils auf die von ihm an­ge­ge­be­nen Kon­ten -bis zum Jahr 1999 bei der Bank für Ge­mein­wirt­schaft, ab dem Jahr 2000 bei der Deut­schen Bank- aus­ge­zahlt.

Die von H1 zu­ge­sag­te Erhöhung der Be­triebs­ren­te von 40% auf 50% er­folg­te durch ei­nen Brief vom 11.05.1998, den H1 rechts und P1 links un­ter­schrie­ben. Der Brief wur­de dem An­ge­klag­ten V über­sandt. Ob da­mals ei­ne Ab­schrift zur Per­so­nal­ak­te des An­ge­klag­ten ge­nom­men wur­de, konn­te nicht fest­ge­stellt wer­den. We­der zum Zeit­punkt der Fest­set­zung der Be­triebs­ren­te des An­ge­klag­ten im Jahr 2005 noch da­nach be­fand sich ei­ne Ab­schrift in der Per­so­nal­ak­te. Die Fest­set­zung sei­ner Be­triebs­ren­te er­folg­te da­her auf der Grund­la­ge des Sat­zes von 40%.

Auch nach­dem V von der Kom­mis­si­on zur Fest­le­gung der Be­triebs­rats­vergütung zum 01.06.2001 ent­spre­chend der höchs­ten Ge­halts­grup­pe -Stu­fe 36- ein­ge­stuft wur­de, änder­te sich nichts an den Son­der­bo­nus­zah­lun­gen, ob­wohl die­se Ge­halts­stu­fe als ein­zi­ge die Be­son­der­heit auf­weist, dass es bei den - re­gulären- Bo­nus­zah­lun­gen kei­nen fest­ge­leg­ten Ma­xi­mal­bo­nus gibt, die­ser viel­mehr nach oben of­fen ge­stal­tet ist. Letzt­ma­lig kam es im März 2005 zu ei­ner Son­der­bo­nus­zah­lung.

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Im ein­zel­nen er­ga­ben sich für die Jah­re 1994 bis 2004 fol­gen­de Son­der­bo­nus­zah­lun­gen und da­mit fol­gen­des Brut­to­jah­res­ein­kom­men:
 


Son­der­pos­ten Jah­res­ein­kom­men
1994 51.129 Eu­ro brut­to (= 21.994 Eu­ro net­to) 254.109 Eu­ro
1995 51.129 Eu­ro brut­to (= 21.994 Eu­ro net­to) 266,895 Eu­ro
1996 66.467 Eu­ro brut­to (= 28.587 Eu­ro net­to) 302,887 Eu­ro
1997 92.032 Eu­ro brut­to (= 40.562 Eu­ro net­to) 339.979 Eu­ro
1998 138.048 Eu­ro brut­to (= 60.858 Eu­ro net­to) 440.435 Eu­ro
1999 255.645 Eu­ro brut­to (= 118.084 Eu­ro net­to) 561.786 Eu­ro
2000 281.210 Eu­ro brut­to (= 137.341 Eu­ro net­to) 646.166 Eu­ro
2001 290.000 Eu­ro brut­to (= 141.608 Eu­ro net­to) 687.565 Eu­ro
2002 290.000 Eu­ro brut­to (= 141.608 Eu­ro net­to) 692.893 Eu­ro
2003 217.500 Eu­ro brut­to (= 114.243 Eu­ro net­to) 569.503 Eu­ro
2004 217.500 Eu­ro brut­to (= 121.126 Eu­ro net­to) 577.049 Eu­ro

 

Ins­ge­samt führ­te dies zu ei­ner Ge­samt­sum­me der Son­der­bo­nus­zah­lun­gen von 1.950.660 Eu­ro brut­to und ei­ner Net­to­aus­zah­lungs­sum­me an V von 839.005 Eu­ro.

Auch durch die Son­der­bo­ni er­reich­te der An­ge­klag­te V das Ge­halt ei­nes Mar­ken­vor­stands nicht. In den Jah­ren 1994 und 1995 be­trug das Ge­halt der Mar­ken­vorstände (Fix­ge­halt und Bo­nus) im Mi­ni­mum 373.235,- Eu­ro, während der An­ge­klag­te auch in­cl. Son­der­bo­nus in den ent­spre­chen­den Jah­ren nur Gehälter in Höhe von 254.109,- Eu­ro und 266.895,- Eu­ro er­hielt. Die Dif­fe­renz setz­te sich in den Fol­ge­jah­ren bis 2005 fort: Sie reich­te von 47.270,00 Eu­ro im Jahr 2000 bis zu 208.117,- Eu­ro im Jahr 1997; i.d.R. lag sie bei 130.000 - 150.000,- Eu­ro.

Ge­gen­leis­tun­gen, wie et­wa die Befürwor­tung be­stimm­ter un­ter­neh­me­ri­scher Ent­schei­dun­gen, wur­den zwi­schen dem An­ge­klag­ten V und H1 we­der im Hin­blick auf die Son­der­bo­ni noch auf die nach­fol­gend fest­ge­stell­ten wei­te­ren Zah­lun­gen und sons­ti­gen Leis­tun­gen an den An­ge­klag­ten V oder B1 ver­ein­bart. Der An­ge­klag­te hat­te auch nicht vor oder in Aus­sicht ge­stellt, dass er im Hin­blick dar­auf ver­su­chen würde, Ent­schei­dun­gen der Be­triebsräte,

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de­ren Vor­sit­zen­der er war, im Sin­ne des Un­ter­neh­mens zu be­ein­flus­sen. Er tat dies auch in der Fol­ge­zeit nicht.

 

3. Tat­kom­plex Rei­se­ab­rech­nun­gen

(Ta­ten 1-40 des An­ge­klag­ten G; Ta­ten 1-28 des An­ge­klag­ten V)

Auf­grund des bei der V AG herr­schen­den Verständ­nis­ses, dass die Mit­be­stim­mung im Un­ter­neh­men ein Ge­stal­tungs­fak­tor sei, durf­ten Mit­glie­der des Be­triebs­ra­tes Rei­sen an Un­ter­neh­mens­stand­or­te der V AG durchführen, um sich für an­ste­hen­de Ent­schei­dun­gen vor Ort zu in­for­mie­ren. Darüber hin­aus fan­den in Deutsch­land und zu­neh­mend auch in­ter­na­tio­nal Sit­zun­gen der ver­schie­de­nen Be­triebs­rats­gre­mi­en statt.

Dem An­ge­klag­ten G als Ab­tei­lungs­lei­ter ob­lag es mit 5 Mit­ar­bei­tern, die Ver­an­stal­tun­gen der Be­triebsräte zu or­ga­ni­sie­ren. Zu sei­ner Auf­ga­be gehörte es, sämt­li­che Rei­sen des Ge­samt­be­triebs­ra­tes, des Ge­samt­be­triebs­aus­schus­ses, des Eu­ro-Kon­zern­be­triebs­ra­tes und des Welt-Kon­zern­be­triebs­ra­tes zu pla­nen und ab­zu­wi­ckeln, d. h. ins­be­son­de­re Ho­tels und Flüge für die Rei­se­teil­neh­mer so­wie Ver­an­stal­tungsräume zu or­ga­ni­sie­ren.

Mit Ein­tritt von H1 ins Un­ter­neh­men in­ten­si­vier­te sich die Be­treu­ung des Ge­samt­be­triebs­aus­schus­ses. In­ter­na­tio­na­le Sit­zun­gen mit Be­geg­nun­gen von Ma­nage­ment und Be­triebsräten muss­te der An­ge­klag­te G eben­so vor­be­rei­ten und be­treu­en wie die jähr­lich statt­fin­den­den Rei­sen von An­gehöri­gen des Ma­nage­ments und des Ge­samt­be­triebs­aus­schus­ses nebst Ehe­frau­en.

Be­reits kurz nach sei­nem Wech­sel zur V AG hat­te H1 den An­ge­klag­ten G an­ge­wie­sen, die Mit­glie­der des Ge­samt­be­triebs­aus­schus­ses großzügig zu be­han­deln, ins­be­son­de­re des­sen Vor­sit­zen­dem sei­ne Wünsche zu erfüllen. Da­bei be­ton­te H1 ge­genüber G be­reits da­mals die Be­deu­tung des An­ge­klag­ten V für das Un­ter­neh­men. Dies wie­der­hol­te er ge­genüber dem An­ge­klag­ten G auch im Jah­re 1997. Wei­te­re Ein­zel­hei­ten da­zu nann­te er je­weils nicht. Der An­ge­klag­te G ver­stand dies so, dass er die Wünsche von V erfüllen soll­te, oh­ne dass es dafür ei­ne Be­gren­zung

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der Kos­ten gab. H1 über­ließ auch die Ab­rech­nung der dafür ent­ste­hen­den Kos­ten dem An­ge­klag­ten G, oh­ne ihm da­zu Vor­ga­ben zu ma­chen.

Zur Um­set­zung der "großzügi­gen Be­hand­lung" sorg­te H1 En­de 1993/An­fang 1994 dafür, dass die Ab­rech­nung der Kos­ten der Be­triebs­rats­ver­an­stal­tun­gen zen­tral durch den An­ge­klag­ten G über die Ab­tei­lung "Ge­halts­ab­rech­nung Führungs­kräfte" er­folg­te. Bis da­hin wa­ren die Rei­se­kos­ten in der Wei­se ab­ge­rech­net wor­den, dass je­des Be­triebs­rats­mit­glied für die auf ihn ent­fal­len­den Kos­ten ei­nen ei­ge­nen Er­stat­tungs­an­trag stell­te, der von der Rei­se­kos­ten­ab­rech­nungs­stel­le ge­prüft und ab­ge­rech­net wur­de. Der An­ge­klag­te V hat­te H1 zu­vor dar­auf an­ge­spro­chen, dass er bei Rei­se­kos­ten selbst dis­po­nie­ren wol­le.

Die Ab­rech­nun­gen wur­den nun­mehr vom An­ge­klag­ten G -zunächst noch mit Un­ter­schrift sei­nes di­rek­ten Vor­ge­setz­ten S4- wei­ter­ge­lei­tet an die Ab­tei­lung "Ge­halts­ab­rech­nung Führungs­kräfte", wo sie von dem be­reits ge­nann­ten H2 und des­sen Vor­ge­setz­ten W1, der zu die­sem Zeit­punkt Lei­ter des Be­reichs "Per­so­nal­we­sen Top­ma­nage­ment" war, be­ar­bei­tet und wei­ter ab­ge­zeich­net wur­den. Da­bei gal­ten die Ab­rech­nun­gen Gs als An­wei­sun­gen, die kei­ner in­halt­li­chen Kon­trol­le un­ter­la­gen. Die Ab­rech­nung er­folg­te ab die­sem Zeit­punkt nicht mehr über die Kos­ten­stel­len des Be­triebs­rats, son­dern über die Kos­ten­stel­le 1860, die dem Per­so­nal­vor­stand H1 zu­ge­ord­net war.

Die an­fal­len­den Kos­ten wur­den zum Teil -nach ent­spre­chen­dem An­wei­sungs­ver­merk des An­ge­klag­ten G- di­rekt von der V AG an den Rech­nungs­empfänger über­wie­sen, zum Teil wur­den sie vom An­ge­klag­ten G bar oder per Zah­lung mit sei­ner pri­va­ten Kre­dit­kar­te ver­aus­lagt.

Die Er­stat­tung die­ser ver­aus­lag­ten Kos­ten be­an­trag­te der An­ge­klag­te G bei der V AG u. a. mit den nach­fol­gend im Ein­zel­nen auf­geführ­ten Ab­rech­nun­gen, es han­del­te sich da­bei im Tat­zeit­raum in der Re­gel um Beträge zwi­schen 20.000 und 50.000 Eu­ro, für die er z. T. auch Vorschüsse in An­spruch nahm. Auf­grund der von ihm ein­ge­reich­ten Ab­rech­nungs­be­le­ge ver­an­lass­te H2 die Zah­lung der gel­tend ge­mach­ten Beträge auf das an­ge­ge­be­ne Kon­to des An­ge­klag­ten G bei der Spar­kas­se Gif­horn. Der An­ge­klag­te G

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hat­te da­zu ne­ben sei­nem be­reits be­ste­hen­den Kon­to bei der Spar­kas­se Gif­horn ein wei­te­res Kon­to mit der Kon­to­num­mer ... ein­ge­rich­tet, auf das die Zah­lun­gen er­folg­ten. Die Ein­rich­tung die­ses Kon­tos war auf An­re­gung von W1 er­folgt, um die von G im Fir­men­in­ter­es­se getätig­ten Umsätze von sei­nen pri­va­ten Aus­ga­ben klar zu tren­nen. Tatsächlich führ­te der An­ge­klag­te G die­se Tren­nung aber nicht kon­se­quent durch. So nahm er ins­be­son­de­re für Bar­zah­lun­gen im­mer wie­der Geld von sei­nem ei­gent­lich als Pri­vat­kon­to ge­dach­ten Kon­to ..., um zwi­schen­durch für De­ckung auf dem Kon­to .. zu sor­gen.

Be­reits ab et­wa 1995 be­gann es, dass auf Rei­sen von ein­zel­nen Rei­se­teil­neh­mern Pro­sti­tu­ier­te in An­spruch ge­nom­men wur­den. Die­se Si­tua­ti­on er­gab sich im An­schluss an ge­mein­schaft­li­che Bar­be­su­che, an de­nen der An­ge­klag­te G, der An­ge­klag­te V so­wie u. a. die Her­ren S2, U -der da­ma­li­ge Geschäftsführer des Ge­samt­be­triebs­ra­tes- und L2- der da­ma­li­ge Be­triebs­rats­vor­sit­zen­de des V-Wer­kes Ha- teil­nah­men. Die Pro­sti­tu­ier­ten wur­den von G an­ge­spro­chen, von den ein­zel­nen Rei­se­teil­neh­mern auf die Ho­tel­zim­mer mit­ge­nom­men und vom An­ge­klag­ten G be­zahlt. Der An­ge­klag­te V be­stimm­te da­bei dem An­ge­klag­ten G ge­genüber den Kreis der­je­ni­gen, für die der An­ge­klag­te G Pro­sti­tu­ier­te be­sor­gen soll­te. Auf­grund des in­ten­si­ven und gu­ten Verhält­nis­ses von G und V wa­ren kaum Wor­te nötig, der An­ge­klag­te V sag­te in sol­chen Fällen nur, wer "da­bei" sein soll­te. Bei­den war je­weils klar, dass der An­ge­klag­te G die Kos­ten für al­le über­neh­men und sich von der V AG er­stat­ten las­sen würde.

Zur Ver­schleie­rung der­ar­ti­ger dienst­frem­der Kos­ten ver­wen­de­te der An­ge­klag­te G Be­le­ge, die er selbst an­fer­tig­te, so­ge­nann­te Ei­gen­be­le­ge. Auf die­sen war je­weils nur die An­ga­be "Aus­ga­ben im Geschäfts­in­ter­es­se für den GBA" und der je­wei­li­ge Kos­ten­be­trag, in der Re­gel glatt aus­ge­stell­te DM- bzw. nach­fol­gend Eu­ro­beträge, ein Da­tum so­wie die Un­ter­schrift des An­ge­klag­ten ent­hal­ten. Die­se Be­le­ge er­laub­ten kei­ne in­halt­li­che Kon­trol­le.

Das vom An­ge­klag­ten G prak­ti­zier­te Ab­rech­nungs­we­sen mit Ei­gen­be­le­gen und die stei­gen­de An­zahl so­wie die stei­gen­de Höhe der Rei­se­kos­ten fie­len den

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Zeu­gen H2 und W1 auf und führ­ten bei ih­nen zu wach­sen­dem Un­be­ha­gen. Sie führ­ten da­her am 03.06.1997 ein Gespräch darüber mit G. Den In­halt des Gesprächs do­ku­men­tier­te H2 zur Ab­si­che­rung in ei­ner Gesprächs­no­tiz, die auch W1 un­ter­zeich­ne­te. Dar­in heißt es:

"Herr G ist noch­mals dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den, dass Per­so­nal­we­sen Top­ma­nage­ment/Ge­halts­ab­rech­nung Führungs­kräfte le­dig­lich für die Zah­lungs­ab­wick­lung sorgt und kei­ne Ver­ant­wor­tung für In­halt und Um­fang der Ab­rech­nung trägt. Zusätz­lich soll­ten nach un­se­rer Auf­fas­sung fol­gen­de Punk­te berück­sich­tigt wer­den:

1. Suk­zes­si­ve Re­du­zie­rung des Kos­ten­vo­lu­mens

2. Größtmögli­che Ver­rin­ge­rung des An­teils von Er­satz­be­le­gen".

Die­se Gesprächs­no­tiz nahm H1 zum An­lass, die Funk­ti­on von W1 im Herbst 1997 durch B2 zu er­set­zen. Er erklärte B2, dass Rei­se­kos­ten­ab­rech­nun­gen, die H2 be­ar­bei­te, nicht von ihm zu über­prüfen sei­en. Ab die­sem Zeit­punkt wur­den da­her die Ab­rech­nun­gen nur noch vom di­rek­ten Vor­ge­setz­ten Gs, dem da­ma­li­gen Lei­ter des Be­reichs "Zen­tra­les Per­so­nal­ma­nage­ment", S4, un­ter­schrie­ben. Da­mit wich H1 be­wusst von dem bei der V AG prak­ti­zier­ten Sys­tem ab, dass für Ent­schei­dun­gen grundsätz­lich 2 Un­ter­schrif­ten er­for­der­lich sind (Vier-Au­gen-Prin­zip). Ei­ne Be­rech­ti­gung da­zu hat­te er nicht. Darüber hin­aus nahm er die No­tiz zum An­lass, dem An­ge­klag­ten G ge­genüber sei­ne frühe­re An­wei­sung zu wie­der­ho­len. Es gab da­her kei­ne Verände­run­gen zur bis­he­ri­gen Hand­ha­bung.

Als S4 An­fang 2001 zu Sk/T [Anm: ei­ne Toch­ter­ge­sell­schaft] wech­sel­te und S5 sein Nach­fol­ger wur­de, ord­ne­te H1 an, dass nun­mehr auch des­sen Un­ter­schrift ent­fiel. Ab die­sem Zeit­punkt wur­den sämt­li­che Ab­rech­nun­gen nur noch vom An­ge­klag­ten G un­ter­schrie­ben und von H2 -bei aus­sch­ließlich buch­hal­te­ri­scher Kon­trol­le- über die Kos­ten­stel­le 1860 ab­ge­rech­net.

In der Fol­ge­zeit rech­ne­te der An­ge­klag­te G in den nach­fol­gend auf­geführ­ten Ab­rech­nun­gen ver­aus­lag­te Kos­ten ab, die ent­we­der gar nicht oder nur zu ei­nem ge­ringfügi­gen Teil dienst­li­chen Zwe­cken dien­ten, wo­bei die tatsächli­chen Kos­ten z. T. ge­zielt ver­schlei­ert wur­den.

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So reich­te er wei­ter­hin in er­heb­li­chem Um­fang Ei­gen­be­le­ge mit dem be­reits ge­nann­ten Stan­dard­text ein. Es konn­te -außer in den im Ein­zel­nen ge­nann­ten Fällen- nicht fest­ge­stellt wer­den, wofür die­se Kos­ten tatsächlich je­weils an­ge­fal­len wa­ren, ins­be­son­de­re konn­te nicht fest­ge­stellt wer­den, dass es sich je­weils aus­sch­ließlich um dienst­frem­de Be­lan­ge ge­han­delt hat. Es wa­ren aber bei je­der Ab­rech­nung mit Ei­gen­be­le­gen zum weit über­wie­gen­den Teil nicht dienst­lich ver­an­lass­te Kos­ten dar­in ent­hal­ten. So wa­ren dar­in re­gelmäßig Bar­geld­beträge er­fasst, die der An­ge­klag­te G anläss­lich der GBA-Ver­an­stal­tun­gen dem An­ge­klag­ten V zur Ver­wen­dung für pri­va­te Zwe­cke gab, in ei­ner Größen­ord­nung von je­weils min­des­tens 5.000 - 10.000 DM, später 5.000 - 10.000 Eu­ro. Mehr­fach er­hiel­ten auch U und S2 von ihm Bar­geld für Nacht­klub­be­su­che und Pro­sti­tu­ier­te in ei­ner Größen­ord­nung von 1.000 - 2000 DM, später 1.000 - 2.000 Eu­ro, aus­gehändigt.

Es wur­den bei Rei­sen auch im­mer wie­der Pro­sti­tu­ier­te be­zahlt, wo­bei der An­ge­klag­te V wei­ter­hin dem An­ge­klag­ten G ge­genüber be­stimm­te, wer je­weils Nutz­nießer sein soll­te. Der An­ge­klag­te G ver­fuhr bei die­sen Ge­le­gen­hei­ten für sich selbst ent­spre­chend, da er es nicht ein­sah, dass er bei der­ar­ti­gen Ge­le­gen­hei­ten nicht selbst mit ei­ner Pro­sti­tu­ier­ten ver­sorgt wur­de bzw. die­se selbst hätte be­zah­len müssen. H1 ließ den An­ge­klag­ten G eben­falls mehr­fach für sich selbst Pro­sti­tu­ier­te be­sor­gen und über die V AG ab­rech­nen. Auch die­se Kos­ten wur­den über Ei­gen­be­le­ge ab­ge­rech­net.

Fer­ner reich­te der An­ge­klag­te im­mer wie­der Rech­nun­gen der Fir­ma All­tours GmbH ein, die für Kos­ten von Pri­vat­rei­sen des An­ge­klag­ten V und/oder B1 an­ge­fal­len wa­ren. Bei B1 han­delt es sich um ei­ne Bra­si­lia­ne­rin, die V En­de 1998/An­fang 1999 ken­nen ge­lernt hat­te, und mit der er in den fol­gen­den Jah­ren ei­ne Lie­bes­be­zie­hung un­ter­hielt. Er traf sich mit ihr meist bei ei­ge­nen dienst­li­chen Aus­lands­rei­sen, z. T un­ter­nah­men bei­de auch pri­va­te Rei­sen. Der An­ge­klag­te V wand­te sich dann je­weils an den An­ge­klag­ten G und wies ihn an, die ent­spre­chen­den Flüge und Ho­tel­zim­mer für B1 bzw. für bei­de zu bu­chen, wo­bei er es G über­ließ, sich um die Ein­zel­hei­ten zu kümmern. Bei­den An­ge­klag­ten war da­bei je­weils klar, dass G die­se und auch wei­te­re Kos­ten für B1 über die V

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AG ab­rech­nen würde, ob­wohl es sich nicht um dienst­lich ver­an­lass­te Kos­ten han­del­te.

Um die tatsächli­chen Kos­ten für die­se Rei­sen zu ver­schlei­ern, ließ der An­ge­klag­te G sich vom be­auf­trag­ten Rei­sebüro, der Rei­se­cen­ter All­tours GmbH (All­tours), je­weils Rech­nungs­be­le­ge "für die Ver­mitt­lung von Rei­se­dienst­leis­tun­gen" aus­stel­len, aus de­nen we­der An­lass, Stre­cke, Zeit­punkt noch Teil­neh­mer der Rei­se er­kenn­bar wa­ren.

Wei­te­re pri­va­te Kos­ten, die vom An­ge­klag­ten V für sich und B1 ver­an­lasst wur­den, rech­ne­te der An­ge­klag­te G über die ein­ge­reich­ten Ei­gen­be­le­ge ab, wie z.B. Kos­ten für Mo­bil­te­le­fo­ne für bei­de. Für B1 fie­len auch wei­te­re Kos­ten an, da re­gelmäßig bei den Ho­tel­bu­chun­gen die Kre­dit­kar­ten­num­mer des An­ge­klag­ten G an­ge­sagt wer­den muss­te, da­mit gewähr­leis­tet war, dass sämt­li­che bei ih­rem Auf­ent­halt im Ho­tel an­fal­len­den Kos­ten des­sen Kre­dit­kar­ten­kon­to wei­ter­be­las­tet wur­den. Auch die­se Kos­ten wur­den von G durch Ei­gen­be­le­ge ab­ge­rech­net.

Auf An­wei­sung des An­ge­klag­ten V mie­te­te der An­ge­klag­te G im Fe­bru­ar 2003 ei­ne Woh­nung in Br an. Die für die­se Woh­nung an­fal­len­den Kos­ten wur­den eben­falls über Ei­gen­be­le­ge ab­ge­rech­net. 

Fer­ner wur­den auch von dem Re­stau­rant "K" in P wie­der­holt Rech­nun­gen als Be­wir­tungs­auf­wen­dun­gen vor­ge­legt; tatsächlich wa­ren die Kos­ten je­doch im an­ge­schlos­se­nen Bor­dell­be­trieb ent­stan­den.

Im Ein­zel­nen reich­te der An­ge­klag­te G die nach­fol­gend auf­geführ­ten Ab­rech­nun­gen zur Er­stat­tung bei der V AG ein. Die Er­stat­tung er­folg­te je­weils kur­ze Zeit später auf sein Kon­to Nr. ...44 bei der Spar­kas­se G-W.

Die Num­me­rie­rung ent­spricht der Num­me­rie­rung der Tat­vorwürfe der An­kla­ge­schrift bezüglich des An­ge­klag­ten G. Die Num­me­rie­rung der Ta­ten des An­ge­klag­ten V weicht da­von ab, sie ent­spricht der Rei­hen­fol­ge der ge­gen ihn ge­rich­te­ten Tat­vorwürfe der An­kla­ge­schrift. Die­se Ta­ten sind je­weils im

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An­schluss an die ent­spre­chen­de Ab­rech­nung des An­ge­klag­ten G ein­gefügt wor­den.

Bei dem An­ge­klag­ten V konn­te hin­sicht­lich des An­kla­ge­vor­wurfs zu Ziff. 11 der er­for­der­li­che Tat­nach­weis nicht geführt wer­den.

1. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 27 vom 01.02.2001 (GBA-Rei­se nach Bra­si­li­en) rech­ne­te G 2 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 16.500 DM (8.436,32 Eu­ro) vom 15.01.2001 und 11.864,51 DM (6.066,23 Eu­ro) vom 18.01.2001 so­wie durch Kre­dit­kar­ten­be­le­ge über Kos­ten des Bor­dells "K" in P vom 25.01.2001 in Höhe von 554,60 Eu­ro und des Ju­we­liers St aus Sao Pau­lo vom 18.01.2001 über 4.702,63 Eu­ro als dienst­lich ver­an­lass­te Kos­ten ge­genüber der V AG ab. Dem letzt­ge­nann­ten Be­leg lag ein Schmuck­kauf des An­ge­klag­ten V zu­grun­de, den G wunsch­gemäß be­zahlt hat­te. Die Er­stat­tung er­folg­te am 07.02.2001.

2. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 28 vom 16.02.2001 (GBA-Vor­be­rei­tung Prag/ Eu­ro-Präsi­di­ums­sit­zung in Bar­ce­lo­na) rech­ne­te G 2 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 4.700 DM (2.403,07 Eu­ro) vom 26.01.2001 und 11.800 DM (6.033,24 Eu­ro) vom 07.02.2001 ab. Die Er­stat­tung er­folg­te am 20.02.2001.

3. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 29 vom 22.03.2001 (Welt-Präsi­di­ums­sit­zung in Me­xi­ko) rech­ne­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 24.542,01 Eu­ro ab (24.000 DM vom 02.03.2001, 13.000 DM vom 05.03.2001 und 11.000 DM vom 07.03.2001). Fer­ner reich­te er ei­nen Kre­dit­kar­ten­be­leg der Fir­ma Eu­rop­car Me­xi­ko für die An­mie­tung ei­nes Fahr­zeugs über 1.286,91 Eu­ro zur Er­stat­tung ein. Die Er­stat­tung er­folg­te am 29.03.2001.

Tat 1 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te den An­ge­klag­ten G an­ge­wie­sen, für ei­nen pri­va­ten Fe­ri­en­auf­ent­halt in Can­cun in der Zeit vom 02. - 05.03.

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2001 ei­nen PKW an­zu­mie­ten. Dafür ent­stan­den die Kos­ten in Höhe von 1.286,91 Eu­ro bei der Fir­ma Eu­rop­car Me­xi­ko.

4. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 30 vom 03.05.2001 (GBA-In­for­ma­ti­ons­rei­se Asi­en/GBA-Vor­be­rei­tungs­rei­se Por­tu­gal) reich­te G Ei­gen­be­le­ge vom 04.04.2001 über 28.700 DM (14.678,08 Eu­ro) und vom 06.04.2001 über 11.300 DM (5.777,60 Eu­ro) ein. Da­mit mach­te er u.a. die Er­stat­tung von Kos­ten gel­tend, die er für meh­re­re Pro­sti­tu­ier­te während der Rei­se nach Asi­en vom 01. - 08.04.2001 in Seo­ul be­zahlt hat­te. Er reich­te fer­ner zwei Rech­nun­gen der Fir­ma All­tours ein. Die Rech­nung vom 13.02.2001 über 23.384,73 DM (11.956,42 Eu­ro) ent­hielt die Kos­ten für ei­nen Flug von B1 von Han­no­ver nach Me­xi­ko Ci­ty am 01.03.2001 in Höhe von 4.091,07 DM, die Kos­ten für den Ho­tel­auf­ent­halt der bei­den An­ge­klag­ten und B1 im RIU Pa­lace Me­xi­co/Can­cun in der Zeit vom 02. - 05.03.2001 in Höhe von 1.179 DM (602,81 Eu­ro) und den Rück­flug der B1 von Me­xi­ko Ci­ty nach Sao Pau­lo in Höhe von 1.770,79 DM (905,39 Eu­ro) am 08.03.2001. Die All­tours-Rech­nung vom 26.02.2001 über 2.462,82 DM (1.259,22 Eu­ro) war für die Kos­ten der Flüge der bei­den An­ge­klag­ten und B1 von Me­xi­ko Ci­ty nach Can­cun und zurück am 02.03./05.03.2001. Die Er­stat­tung er­folg­te am 07.05.2001.

Tat 2 des An­ge­klag­ten V:

Auf den An­ge­klag­ten V ent­fie­len bei den Kos­ten für Pro­sti­tu­ier­te min­des­tens 300 Eu­ro. Der An­ge­klag­te G hat­te ent­spre­chend der An­wei­sung des An­ge­klag­ten V meh­re­re Pro­sti­tu­ier­te be­stellt, u.a. ei­ne für V selbst. Er be­glich de­ren Kos­ten, ob­wohl sich V nachträglich ent­schied, die Pro­sti­tu­ier­te nicht mit auf sein Zim­mer zu neh­men.

Hin­sicht­lich der An­rei­se von B1 nach Me­xi­ko und der pri­va­ten Rei­se nach Can­cun er­folg­te die An­wei­sung zur Bu­chung durch den An­ge­klag­ten V. Da­durch ent­stan­den min­des­tens die Kos­ten für die ge­nann­ten Flüge und den Ho­tel­auf­ent­halt der B1 in Höhe von 2.246,05 Eu­ro, 905,39 Eu­ro und 602,81 Eu­ro, so­wie hin­sicht­lich des ge­mein­sa­men Flu­ges des auf bei­de ent­fal­len­den An­teils von 2/3 (839,48 Eu­ro), so­mit min-

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des­tens 4.593,73 Eu­ro. Der Scha­den be­lief sich da­mit ins­ge­samt auf 4.893,73 Eu­ro.

5. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 31 vom 22.05.2001 (Welt-KBR-/IPL-Sit­zung in Por­tu­gal) rech­ne­te G 2 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 16.800 DM (8.589,70 Eu­ro) vom 15.05.2001 und über 14.500 DM (7.413,73 Eu­ro) vom 17.05.2001 als dienst­lich ver­an­lass­te Kos­ten ab. Die Er­stat­tung er­folg­te am 28.05.2001.

6. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 32 vom 19.06.2001 (GBA-In­for­ma­ti­ons­rei­se nach Sao Pau­lo) rech­ne­te G mit 3 Ei­gen­be­le­gen vom 11.06. (17.000 DM), 13.06. (23.000 DM) und 15.06.2001 Kos­ten von ins­ge­samt 28.121,05 Eu­ro ab. Fer­ner reich­te G 2 All­tours-Rech­nun­gen ein, mit de­nen Flüge von 3 Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen der B1 am 25.05./10.06.2001 (Rech­nung vom 02.06.2001 über 10.779,24 DM = 5.511,34 Eu­ro) und der B1 (Rech­nung vom 07.06.2001 über 9.415,92 DM = 4.814,28 Eu­ro) am 16.06./10.07.2001 von Sao Pau­lo nach Han­no­ver und zurück ab­ge­rech­net wur­den. Die Er­stat­tung er­folg­te am 22.06.2001.

Tat 3 des An­ge­klag­ten V:

Die An­wei­sung zur Bu­chung der Flüge von Sao Pau­lo nach Han­no­ver und zurück hat­te je­weils der An­ge­klag­te V G er­teilt. Dafür ent­stan­den die vor­ge­nann­ten Kos­ten in Höhe von ins­ge­samt 10.325,62 Eu­ro.

7. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 33 vom 10.07.2001 (Be­glei­tung Grup­pe Meni­no/GBA-Vor­be­rei­tungs­rei­se nach Is­land) rech­ne­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 24.000 DM (12.271,01 Eu­ro) vom 20.06.2001, 12.200 DM (6.237,76 Eu­ro) vom 26.06.2001 und 18.800 DM (8.589,75 Eu­ro) vom 28.06.2001 ab. Die Er­stat­tung er­folg­te am 19.07.2001. 

8. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 34 vom 11.09.2001 (GBA-In­for­ma­ti­ons­rei­se nach Is­land/GBA-Vor­be­rei­tungs­rei­se nach Dres­den) reich­te G 2 Ei­gen­be­le­ge vom 22.08.2001 über 26.000 DM (13.293,59 Eu­ro) und vom

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06.09.2001 über 13.000 DM (6.646,79 Eu­ro) so­wie 2 All­tours-Rech­nun­gen in Höhe von ins­ge­samt 8.700,56 Eu­ro ein.

Die Rech­nung vom 29.08.2001 ent­hielt ei­nen Flug von B1 von Sao Pau­lo nach Ham­burg und zurück am 27.08./02.09.2001 für 9.251,06 DM (4.729,99 Eu­ro). Die wei­te­re Rech­nung vom 06.09.2001 der Fir­ma All­tours über 7.765,76 DM (3.970,57 Eu­ro) ent­hielt Flug­kos­ten für B1 für Flüge von Sao Pau­lo nach Pam­plo­na und zurück am 17.09./23.09.2001. Die Er­stat­tung er­folg­te am 12.09.2001.

Tat 4 des An­ge­klag­ten V:

Die An­wei­sung zur Bu­chung der vor­ge­nann­ten Flüge, die Kos­ten in Höhe von 8.700,56 Eu­ro ver­ur­sach­ten, hat­te V G er­teilt, da er sich mit B1 in Ham­burg und bei der Eu­ro-Präsi­di­ums­sit­zung in Pam­plo­na tref­fen woll­te.

9. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 35 vom 28.09.2001 (Eu­ro-Präsi­di­ums­sit­zung in Pam­plo­na) rech­ne­te G Kos­ten über 2 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 6.800 DM (3.476,78 Eu­ro) und 8.000 DM (4.090,34 Eu­ro) ab. Die Er­stat­tung er­folg­te am 01.10.2001.

10. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 36 vom 23.10.2001 (Eu­ro-KBR/Eu­ro-IPL-Sit­zung in Dres­den) rech­ne­te G Kos­ten über 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 12.500 DM (6.391,15 Eu­ro) vom 17.10.2001, 13.400 DM (6.851,31 Eu­ro) vom 18.10.2001 und 8.900 DM (4.550,50 Eu­ro) vom 19.10.2001 ab.

Wei­ter reich­te G ei­nen Kre­dit­kar­ten­be­leg des Bor­dells "K" in P über 1.635,52 Eu­ro vom 02.10.2001 ein. Die Er­stat­tung er­folg­te am 31.10.2001.

11. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 37 (GBA-In­for­ma­ti­ons­rei­se nach Sao Pau­lo) rech­ne­te G 3 Ei­gen­be­le­ge vom 26.11. (16.500 DM), 28.11. (12.800 DM) und 29.11.2001 (16.700 DM) in ei­ner Ge­samthöhe von 23.519,43 Eu­ro ab.

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Die da­mit ab­ge­rech­ne­ten Kos­ten wa­ren für ei­ne Pri­vat­rei­se des An­ge­klag­ten V und B1 vom 26.11. - 30.11.2001 in ei­nen Fe­ri­en­club bei Sao Pau­lo ent­stan­den, bei der sie der An­ge­klag­te G be­glei­tet hat­te. Die Er­stat­tung er­folg­te am 16.12.2001.

Tat 5 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te hat­te G an­ge­wie­sen, den pri­va­ten Auf­ent­halt im Fe­ri­en­club zu bu­chen, da­durch sind zu­min­dest Kos­ten für ihn selbst und B1 in Höhe von 2/3 der Ge­samt­kos­ten, so­mit 15.679,62 Eu­ro von ihm ver­an­lasst wor­den.

12. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 1 vom 18.01.2002 (GBA-Sit­zung in Prag) rech­ne­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 11.900 DM (6.048,37 Eu­ro) vom 05.12.2001, 12.900 DM (6.595,67 Eu­ro) vom 06.12.2001 und 9.800 DM (5.010,66 Eu­ro) vom 07.12.2001 so­wie ei­ne Rech­nung der Fir­ma O/P vom 18.12.2001 über 15.000 DM (7.669,38 Eu­ro) ab. Über die Fir­ma O/P wur­den so­wohl Kos­ten für dienst­li­che Ver­an­stal­tun­gen als auch Aus­ga­ben für Pro­sti­tu­ier­te in ei­ner Ge­samt­sum­me ver­mengt. Wei­ter wur­den Kos­ten für ei­nen Ein­kauf bei dem Ju­we­lier S vom 29.11.2001 über 2.332,51 Eu­ro gel­tend ge­macht.

Fer­ner reich­te G Rei­se­kos­ten­rech­nun­gen der Fir­ma All­tours mit ei­ner Ge­samt­sum­me von 7.798,05 Eu­ro ein. Die Rech­nun­gen vom 03.12.2001 über 9.617,88 DM (4.917,54 Eu­ro) und 5.633,78 DM (2.880,51 Eu­ro) ent­hiel­ten Kos­ten für Flüge von B1 von Sao Pau­lo nach Prag und zurück am 04./09.12.2001 und von Sao Pau­lo nach Ha­van­na/Ku­ba und zurück am 12./20.01.2002. Die Er­stat­tung er­folg­te am 21.02.2002.

Tat 6 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te hat­te G an­ge­wie­sen, für die An­rei­se von B1 zur Be­glei­tung sei­nes dienst­li­chen Auf­ent­hal­tes in Prag und Ha­van­na zu sor­gen, er ver­ur­sach­te da­durch die ge­nann­ten Ge­samt­kos­ten in Höhe von 7.798,05 Eu­ro.

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Fer­ner hat­te der An­ge­klag­te V den An­ge­klag­ten G an­ge­wie­sen, ein Mo­bil­te­le­fon für B1 zu be­schaf­fen, was G auch tat. Die Be­zah­lung über­nahm G dann fort­lau­fend, die Kos­ten rech­ne­te er je­weils über Ei­gen­be­le­ge ab, erst­mals mit die­ser Ab­rech­nung. In der Fol­ge­zeit zahl­te er dafür ins­ge­samt 11.738,04 Eu­ro. Ei­ne Er­stat­tung durch V er­folg­te nicht, da er wuss­te, dass G auch die­se Kos­ten bei der V AG gel­tend ma­chen würde.

13. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 2 vom 05.02.2002 (GBA-In­for­ma­ti­ons­rei­se nach Ku­ba) rech­ne­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 12.000 Eu­ro vom 15.01.2002, 8.000 Eu­ro vom 17.01.2002 und 5.000 Eu­ro vom 18.01.2002 ab. Er reich­te fer­ner ei­ne All­tours-Rech­nung vom 18.01.2002 so­wie 3 wei­te­re All­tours-Rech­nun­gen vom 31.01.2002 ein. Die Rech­nun­gen fie­len an für ei­nen Ho­tel­auf­ent­halt von B1 im Ho­tel T/Ja­mai­ka vom 19. - 26.01.2002 in Höhe von 2.502,- Eu­ro so­wie für de­ren Flug von Sao Pau­lo nach Köln und zurück am 04./09.02.2002 in Höhe von 4.830,40 Eu­ro. Wei­ter 2.175 Eu­ro wur­den für ei­nen Ho­tel­auf­ent­halt von B1 in Köln vom 04.02. - 09.02.2002 ab­ge­rech­net so­wie 710,02 Eu­ro für ei­ne Geld­an­wei­sung nach Ja­mai­ka für B1 am 19.01.2002. Die Er­stat­tung er­folg­te am 07.02.2002.

Tat 7 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te hat­te G an­ge­wie­sen, für B1 im An­schluss an die ge­mein­sa­me Rei­se nach Ha­van­na den Ho­tel­auf­ent­halt auf Ja­mai­ka zu bu­chen. Die Bu­chung des Flu­ges nach Köln und des Ho­tels dort er­folg­te eben­falls auf sei­ne An­wei­sung, er war zur glei­chen Zeit teil­wei­se dienst­lich in Köln tätig. Ins­ge­samt wur­den da­durch Kos­ten in Höhe von 10.217,42 Eu­ro ver­ur­sacht.

14. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 3 vom 04.03.2002 (GBA-Vor­be­rei­tungs­rei­se nach Prag/Gen­fer Au­to­mo­bil­sa­lon) rech­ne­te G Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 8.500 Eu­ro vom 12.02.2002 und 6.000 Eu­ro vom 28.02.2002 ab. Wei­ter reich­te er 2 Be­wir­tungs­be­le­ge des Bor­dells "K" in P über 479 Eu­ro vom 12.02.2002 und über 1.308,92 Eu­ro vom 27.02.2002 ein,

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so­wie ei­ne All­tours-Rech­nung vom 05.02.2002 über 870 Eu­ro und wei­te­re Rech­nung vom 21.02.2002 über 4.038,97 Eu­ro ein. Die bei­den All­tours-Rech­nun­gen be­inhal­te­ten Kos­ten ei­ner Verlänge­rung des Ho­tel­auf­ent­hal­tes von B1 in Köln bis zum 11.02.2002 so­wie ei­nen Flug von B1 von Sao Pau­lo nach Lis­sa­bon und zurück am 23./28.03.2002. Die Er­stat­tung er­folg­te am 11.03.2002.

Tat 8 des An­ge­klag­ten V:

Die Bu­chun­gen Gs für B1, die Ge­samt­kos­ten von 4.908,97 Eu­ro ver­ur­sach­ten, er­folg­ten auf An­wei­sung des An­ge­klag­ten V.

15. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 4 vom 28.03.2002 (Vor­be­rei­tung Welt-KBR-Sit­zung Bra­tis­la­va) reich­te G Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 8.900,- Eu­ro vom 19.03.02 und 12.700,- Eu­ro vom 20.03.2002 zur Er­stat­tung ein, die­se er­folg­te am 03.04.2002.

Tat 9 des An­ge­klag­ten V:

In den von G ab­ge­rech­ne­ten Ei­gen­be­le­gen wa­ren auch Kos­ten in Höhe von min­des­tens 1.500 Eu­ro für ei­ne Pro­sti­tu­ier­te aus Bra­si­li­en ent­hal­ten. Die­se hat­te G auf Wunsch des An­ge­klag­ten V nach Genf kom­men las­sen, wo die­ser sich zum Gen­fer Au­to­mo­bil­sa­lon im März 2002 auf­hielt.

16. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 5 (GBA-In­for­ma­ti­ons­rei­se nach In­di­en) rech­ne­te G Ei­gen­be­le­ge über 8.000 Eu­ro vom 19.04.2002, 4.000 Eu­ro vom 23.04.2002 und 6.000 Eu­ro vom 25.04.2002 ab. Fer­ner reich­te G ei­ne All­tours-Rech­nung vom 22.04.2002 über 5.230,49 Eu­ro ein, mit der die Kos­ten für ei­nen Flug von B1 von Sao Pau­lo nach Lon­don am 27.04.2002, von Lon­don nach Bra­tis­la­va und zurück nach Sao Pau­lo am 02./16.06.2002 ab­ge­rech­net wur­den. Mit All­tours-Rech­nung vom 22.04.2002 über 8.405 Eu­ro wur­den die Kos­ten ei­nes Sprach­kur­ses von B1 in Lon­don vom 28.04. - 02.06.2002 ab­ge­rech­net. Mit Rech­nung der Fir­ma All­tours vom 23.04.2002 über 2.286 Eu­ro wur­den Kos­ten für ei­nen Sprach­kurs des An­ge­klag­ten V und des An­ge­klag­ten G in

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Lon­don vom 20. - 24.05.2002 in Rech­nung ge­stellt. Wei­ter rech­ne­te G Kos­ten in Höhe von 2.187,32 Eu­ro für den An­kauf von Schmuck bei der Fir­ma B in Jaipur ab. Die Er­stat­tung er­folg­te am 08.05.2002.

Tat 10 des An­ge­klag­ten V:

In den Ei­gen­be­le­gen war ein Be­trag von 300,- Eu­ro ent­hal­ten, den G auf Wunsch des An­ge­klag­ten V für ei­ne Pro­sti­tu­ier­te während der In­di­en­rei­se vom 01. - 08.04.2002 be­zahlt hat­te.

Auch mit der Bu­chung der Flüge für B1 und der Sprach­kur­se, hat­te V, der sich mit B1 in Lon­don und in Bra­tis­la­va tref­fen woll­te, G be­auf­tragt. Die von ihm ver­ur­sach­ten Kos­ten be­lau­fen sich min­des­tens auf die Aus­ga­ben für B1 und die Hälf­te der Kos­ten des Sprach­kur­ses mit G (1.143 Eu­ro), so­mit 14.778,49 Eu­ro. Scha­den ins­ge­samt: 15.078,49 Eu­ro.

17. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 6 vom 28.05.2002 (Vor­be­rei­tung GBA in Prag) rech­ne­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 7.000 Eu­ro vom 16.05.2002, 6.000 Eu­ro vom 08.05.2002 und 9.000 Eu­ro vom 13.05.2002 ab. Wei­ter rech­ne­te er Be­wir­tungs­be­le­ge des Bor­dells "K" in P über 1.131,93 Eu­ro vom 06.05.2002 und über 241,72 Eu­ro ab. Die Er­stat­tung er­folg­te am 03.06.2002

18. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 7 vom 14.06.2002 (Welt-KBR/IPL-Sit­zung in Bra­tis­la­va) rech­ne­te G Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 5.500 Eu­ro vom 03.06.2002, 8.000 Eu­ro vom 05.06.2002 und 11.000 Eu­ro vom 06.06.2002 ab. Wei­ter reich­te er ei­nen Kre­dit­kar­ten­be­leg über pri­vat ver­an­lass­te Kos­ten im Bor­dell "K" in P in Höhe von 4.425,59 Eu­ro ab. Die Er­stat­tung er­folg­te am 17.06.2002.

19. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 8 vom 24.07.2002 (Vor­be­rei­tungs­rei­se Schott­land) reich­te G Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 9.000 Eu­ro vom 19.06.2002, 4.000 Eu­ro vom 23.07.2002 und 5.400 Eu­ro vom 25.06.2002 ein. Fer­ner reich­te

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er ei­ne All­tours-Rech­nung vom 18.06.2002 über 3.136,35 Eu­ro ein. Die­se Kos­ten wa­ren für den Ho­tel­auf­ent­halt der B1 in Köln in der Zeit vom 04. - 11.02.2002 ent­stan­den und von G be­reits zu­vor mit den Be­le­ga­brech­nun­gen Nr. 2 und 3 ab­ge­rech­net wor­den.

Tat 11 des An­ge­klag­ten V:

Der An­kla­ge­vor­wurf be­zieht sich auf die All­tours-Rech­nung vom 18.06.2002 über 3.136,35 Eu­ro. Die­se Kos­ten wa­ren zwar für ei­nen pri­vat ver­an­lass­ten Ho­tel­auf­ent­halt von B1 in Köln in der Zeit vom 04. -11.02.2002 an­ge­fal­len, je­doch be­reits ab­ge­rech­net wor­den. Der An­ge­klag­te V hat­te kei­ne Kennt­nis von der dop­pel­ten Ab­rech­nung die­ser Kos­ten, die er­neu­te Er­stat­tung kann ihm da­her nicht zu­ge­rech­net wer­den.

20. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 9 vom 03.09.2002 (In­for­ma­ti­ons­rei­se nach Schott­land) rech­ne­te G Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 4.300 Eu­ro vom 22.08.2002, 6.500 Eu­ro vom 23.08.2002 und 8.200 Eu­ro vom 24.08.2002 ab. Er reich­te zu­dem Rech­nung der Fir­ma All­tours vom 17.08.2002 über 5.132,92 Eu­ro ein, mit der Kos­ten für ei­nen Flug der B1 von Sao Pau­lo nach Jo­han­nes­burg und zurück am 26.08./01.09.2002 gel­tend ge­macht. Die Kos­ten wur­den am 19.09.2002 er­stat­tet.

Tat 12 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te G ver­an­lasst, den Flug so­wie ei­nen wei­te­ren Flug der B1 von Sao Pau­lo nach Bar­ce­lo­na und zurück am 08.09./14.09.2002 für wei­te­re 4.148,45 Eu­ro -eben­falls mit Rech­nung der All­tours vom 17.08.2002- zu bu­chen, da er sich während ei­ge­ner Dienst­rei­sen nach Jo­han­nes­burg und Bar­ce­lo­na be­fand, dort fand vom 11. -13.09.2002 die Präsi­di­ums­sit­zung statt, wo er sich mit B1 tref­fen woll­te. Den Rück­flug am 14.09.2002 trat B1 al­ler­dings nicht an, sie flog nach Rom wei­ter. Dafür er­folg­te ei­ne Er­stat­tung des Rei­sebüros in Höhe von 758,25 Eu­ro. Zu­zu­rech­nen sind da­mit die Kos­ten in Höhe von ins­ge­samt 9.281,37 Eu­ro abzüglich die­ses Be­tra­ges, so­mit 8.523,12 Eu­ro.

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21. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 10 vom 23.09.2002 (Welt-/Eu­ro-Präsi­di­ums-Sit­zung Bar­ce­lo­na/GBA-Vor­be­rei­tungs­rei­se nach Poz­nan) rech­ne­te der An­ge­klag­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 3.900 Eu­ro vom 11.09.2002, 8.200 Eu­ro vom 12.09.2002 und 5.900 Eu­ro vom 17.09.2002 ab. Wei­ter reich­te G 3 All­tours-Rech­nun­gen ein. Die All­tours-Rech­nung vom 16.09.2002 über 1.545 Eu­ro ent­hielt die Kos­ten für den Pri­vat­auf­ent­halt von B1 in ei­nem Ho­tel in Rom in der Zeit vom 14. - 24.09.2002. Mit den wei­te­ren All­tours-Rech­nun­gen vom 16.09.2002 über 4.289,94 Eu­ro und vom 17.08.2002 über 4.303,20 Eu­ro wur­den Flug­kos­ten der B1 von Bar­ce­lo­na nach Rom, von dort aus nach Ve­ro­na und zurück nach Sao Pau­lo in der Zeit vom 14.-26.09.2002 in An­satz ge­bracht. Die Er­stat­tung er­folg­te am 26.09.2002.

Tat 13 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te woll­te sich nach dem ge­mein­sa­men Auf­ent­halt mit B1 in Bar­ce­lo­na mit ihr in Ve­ro­na tref­fen. Er wies G an, die Flüge für B1 und auch den Ho­tel­auf­ent­halt in Rom zwi­schen den Tref­fen in Bar­ce­lo­na und Ve­ro­na zu bu­chen. Da­durch wur­den die Kos­ten in Höhe von 10.138,14 Eu­ro ver­ur­sacht.

22. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 11 vom 07.11.2002 (GBA-Sit­zung in Poz­nan) reich­te G ei­ne Rech­nung der Fa. Eu­rop­car für ei­nen von V im Rah­men sei­nes Pri­vat­auf­ent­halts in Ve­ro­na vom 24. - 26.09.2004 ge­nutz­ten Miet­wa­gens in Höhe von 504,74 Eu­ro ein. Mit All­tours-Rech­nung vom 15.10.2002 über 3.911,28 Eu­ro rech­ne­te G Kos­ten für ei­nen mit sei­ner Le­bens­gefähr­tin R2 ge­mein­sam ver­brach­ten Ur­laub in ei­nem Ro­bin­son Club ab. Wei­ter reich­te G pri­vat ver­an­lass­te Kos­ten über 4 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 8.100 Eu­ro vom 01.10.2002, 8.600 Eu­ro vom 24.10.2004, 6.300 Eu­ro vom 28.10.2002 und 6.500 Eu­ro vom 31.10.2002 ein. Die Er­stat­tung er­folg­te am 13.11.2002.

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Tat 14 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te hat­te G an­ge­wie­sen, das Fahr­zeug für ihn während des pri­va­ten Auf­ent­halts in Ve­ro­na zu mie­ten, er ver­ur­sach­te da­durch die Kos­ten in Höhe von 504,74 Eu­ro.

23. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 12 vom 09.12.2002 rech­ne­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 10.000 Eu­ro vom 12.11.2002, 10.000 Eu­ro vom 05.12.2002 und 8.000 Eu­ro vom 06.12.2002 ab. Wei­ter mach­te er mit Be­leg vom 26.11.2002 Kos­ten aus dem Bor­dell "K" in P in Höhe von 1.987,20 Eu­ro gel­tend. Die Er­stat­tung er­folg­te am 10.12.2002.

Tat 15 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te den An­ge­klag­ten G ge­be­ten, ein Mo­bil­te­le­fon für ihn zu be­schaf­fen für Te­le­fo­na­te mit B1, was G auch tat. Die Be­zah­lung über­nahm G dann fort­lau­fend, die Kos­ten rech­ne­te er je­weils über Ei­gen­be­le­ge ab, erst­mals mit die­ser Ab­rech­nung. In der Fol­ge­zeit zahl­te er dafür ins­ge­samt 8.077,01 Eu­ro. Ei­ne Er­stat­tung durch V er­folg­te nicht, da er wuss­te, dass G auch die­se Kos­ten bei der V AG gel­tend ma­chen würde. 

24. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 13 vom 20.01.2003 (GBA-Rei­se nach In­di­en) reich­te G 4 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 6.500 Eu­ro vom 13.01.2003, 10.700 Eu­ro vom 14.01.2003, 4.800 Eu­ro vom 15.01.2003 und 9.000 Eu­ro vom 16.01.2003 ein. Er reich­te fer­ner ei­ne All­tours-Rech­nung vom 06.12.2002 über 4.386,38 Eu­ro für Flug­kos­ten der B1 von Sao Pau­lo nach Bu­da­pest und zurück am 02./10.12.2002 so­wie ei­ne wei­te­re All­tours-Rech­nung vom 06.01.2003 über 7.529,90 Eu­ro für Flug­kos­ten der B1 von Sao Pau­lo nach Bom­bay und zurück am 08./18.01.2003, ein. Die Kos­ten wur­den am 22.01.2003 er­stat­tet.

Tat 16 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te hat­te G an­ge­wie­sen, die Flüge für B1 zu bu­chen, da­mit er sie im Rah­men sei­ner Dienst­rei­sen nach Bu­da­pest und

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In­di­en tref­fen konn­te. Da­durch ver­ur­sach­te er Kos­ten in Höhe von ins­ge­samt 11.916,28 Eu­ro.

25. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 14 vom 10.02.2003 (Vor­be­rei­tungs­rei­se Em­den) reich­te G ei­ne All­tours-Rech­nung vom 05.02.2003 über 3.946,24 Eu­ro für ei­nen Flug der B1 von Sao Pau­lo nach Ber­lin am 08.02.2003, Wei­ter­flug nach Genf am 05.03.2003 und zurück nach Sao Pau­lo am 05.03.2003 ein. Wei­ter rech­ne­te G 2 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 16.800 Eu­ro vom 27.01.2003 und 13.700 Eu­ro vom 28.01.2003 ab.

Tat 17 des An­ge­klag­ten V: 

Der An­ge­klag­te V hat­te G an­ge­wie­sen, die Flüge zu bu­chen, er ver­ur­sach­te da­durch die Kos­ten in Höhe von 3.946,24 Eu­ro.

26. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 15 vom 24.02.2003 (Vor­be­rei­tungs­rei­se Lis­sa­bon/Vor­be­rei­tungs­rei­se GBA Prag) reich­te G ei­ne Rech­nung der Fir­ma All­tours über 916,04 Eu­ro ein. Ge­gen­stand die­ser Rech­nung vom 17.02.2003 war ein Flug von B1 von Ber­lin nach Prag und zurück am 20.02./21.02.2003. Mit wei­te­rer All­tours-Rech­nung vom 17.02.2003 über 1.248,55 Eu­ro rech­ne­te G den Flug ei­ner Pro­sti­tu­ier­ten als dienst­lich ver­an­lass­te Rei­se ab. Wei­ter reich­te G ei­ne Rech­nung vom 21.02.2003 über Kos­ten im Bor­dell "K" in P in Höhe von 2.669,40 Eu­ro ein. Darüber hin­aus reich­te er ei­nen Kre­dit­kar­ten­be­leg über ei­ne Zah­lung an die Fir­ma "Je­wel­le­ry Z" aus P vom 20.03.2003 über 1.926,17 Eu­ro für "Sou­ve­nirs" ein. Wei­ter reich­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 7.800 Eu­ro vom 12.02.2003, 5.400 Eu­ro vom 18.02.2003 und 6.800 Eu­ro vom 20.02.2003 ein.

Tat 18 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te G an­ge­wie­sen, den Flug zu bu­chen, da­mit er sich auf sei­ner Dienst­rei­se nach Prag mit B1 tref­fen konn­te, da­durch ver­ur­sach­te er die Kos­ten in Höhe von 916,04 Eu­ro. 

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Erst­ma­lig mit die­ser Ab­rech­nung und fort­lau­fend über die wei­te­ren Ab­rech­nun­gen mach­te der An­ge­klag­te G über Ei­gen­be­le­ge Kos­ten in Höhe von ins­ge­samt min­des­tens 28.000 Eu­ro gel­tend, die für die An­mie­tung und Re­no­vie­rung ei­ner Woh­nung in Br zum 15.02.2003 ent­stan­den. Der An­ge­klag­te G hat­te die­se Woh­nung auf An­wei­sung des An­ge­klag­ten V für dis­kre­te Tref­fen mit Pro­sti­tu­ier­ten an­ge­mie­tet und re­no­viert. Für die Re­no­vie­rung des Ba­de­zim­mers ent­stan­den Kos­ten in Höhe von ca. 8.000 Eu­ro, für ei­ne Ein­bauküche und die wei­te­re Aus­stat­tung mit Tep­pi­chen und Gar­di­nen in Höhe von ca. 12.000 Eu­ro und in Höhe von rund 8.000 Eu­ro für die Mie­te für die­sen und die nach­fol­gen­den Mo­na­te bis An­fang 2004. Für die ent­stan­de­nen Kos­ten gab es Rech­nun­gen, die al­ler­dings von G nicht ein­ge­reicht wur­den.

Die Woh­nung wur­de in der Fol­ge­zeit le­dig­lich von den An­ge­klag­ten V und G zwei­mal und von H1 ein­mal für Tref­fen mit Pro­sti­tu­ier­ten ge­nutzt.

27. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 16 vom 14.03.2003 (Gen­fer Au­to­mo­bil­sa­lon) reich­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 8.000 Eu­ro vom 03.03.2003, 13.000 Eu­ro vom 04.03.2003 und 9.300 Eu­ro vom 05.03.2003 ein.

Tat 19 des An­ge­klag­ten V:

An­fang März 2003 hat­ten bei­de An­ge­klag­ten bei ei­nem Schnei­der Maßanzüge fer­ti­gen las­sen. Der An­ge­klag­te V bat G, sei­nen An­zug zum Preis von 739 Eu­ro zu be­zah­len. Er er­stat­te­te G die­sen Be­trag nicht, da bei­den klar war, dass G die Er­stat­tung bei der V AG be­an­tra­gen würde, was G bei die­ser Ab­rech­nung auch per Ei­gen­be­leg tat.

28. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 17 vom 09.04.2003 (Vor­be­rei­tung GBA Prag/ Eu­ro-Präsi­di­ums­sit­zung in Lis­sa­bon) reich­te G ei­ne All­tours-Rech­nung vom 18.03.2003 über 1.166,44 Eu­ro für ei­nen ge­mein­sa­men Flug von V und B1 von Lis­sa­bon nach Ca­sa­blan­ca und zurück vom 01.04. - 02.04.2003 ein. Ei­ne wei­te­re All­tours-Rech­nung vom 01.04.2003 über 7.911,98 Eu­ro ent­hielt die Flug­kos­ten von B1 von

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Jo­han­nes­burg nach Lis­sa­bon und zurück nach Sao Pau­lo am 31.03./05.04.2003. Wei­ter reich­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 5.400 Eu­ro vom 26.03.2003, 7.500 Eu­ro vom 02.04.2003 und 7.800 Eu­ro vom 03.04.2003 ein.

Tat 20 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te G an­ge­wie­sen, den Flug für B1 nach Lis­sa­bon, wo er sich dienst­lich auf­hielt, zu bu­chen. Von dort aus mach­ten bei­de ei­ne pri­va­te Rei­se nach Ca­sa­blan­ca, die eben­falls wunsch­gemäß von G ge­bucht wur­de. Da­durch ver­ur­sach­te der An­ge­klag­te die Kos­ten in Höhe von ins­ge­samt 9.078,42 Eu­ro.
140 Fer­ner wa­ren in ei­nem der von G ab­ge­rech­ne­ten Ei­gen­be­le­ge die Kos­ten von je­weils 400 Eu­ro für ei­ne Pro­sti­tu­ier­te ent­hal­ten, die G dem An­ge­klag­ten zwei­mal wunsch­gemäß in die an­ge­mie­te­te Woh­nung be­stellt hat­te. Der ver­ur­sach­te Scha­den be­trug so­mit ins­ge­samt 9.878,42 Eu­ro.

29. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 18 vom 09.05.2003 reich­te G 5 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 6.000 Eu­ro vom 14.04.2003, 8.000 Eu­ro vom 29.04.2003, 5.000 Eu­ro vom 05.05.2003, 9.600 Eu­ro vom 07.05.2003 und 8.900 Eu­ro vom 08.05.2003 ein. Wei­ter reich­te er 2 Be­le­ge des Bor­dells "K" in P vom 05.05.2003 über 658,42 Eu­ro und 1.562,95 Eu­ro ein.

30. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 19 vom 10.06.2003 reich­te G ei­ne All­tours-Rech­nung vom 11.06.2003 über 10.695,98 Eu­ro ein. Die­se ent­hielt Kos­ten der B1 für Flüge von Sao Pau­lo nach Ham­burg und zurück am 01.06./05.07.2003, 2 Flüge von Ham­burg nach Lon­don und zurück am 07./15.06.2003 und am 22./29.06.2003, Un­ter­kunft und Sprach­un­ter­richt in Lon­don vom 07. - 15.06 und vom 22. - 29.06.2003 so­wie für den Flug von B1 mit de­ren Freun­din F nach An­ta­lya im Ju­li 2003. Wei­ter reich­te G ei­nen Be­leg des "K" vom 15.05.2003 über 637,25 Eu­ro ein so­wie 5 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 3.400 Eu­ro vom 15.05.2003, 6.800 Eu­ro vom 21.05.2003, 6.700 Eu­ro vom 02.06.2003, 14.000 Eu­ro vom 03.06.2003 und 8.500 Eu­ro vom 05.06.2003.

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Tat 21 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te G hat­te die Rei­se­bu­chun­gen wunsch­gemäß für den An­ge­klag­ten V vor­ge­nom­men. Den Flug in die Türkei woll­te der An­ge­klag­te V ursprüng­lich selbst als pri­va­te Rei­se nut­zen, auf­grund sei­ner Ver­hin­de­rung flog B1 mit ei­ner Freun­din. Dem An­ge­klag­ten sind die Kos­ten in Höhe von 10.695,98 Eu­ro zu­zu­rech­nen.

31. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 20 vom 01.07.2003 reich­te G 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 6.900 Eu­ro vom 12.06.2003, 9.400 Eu­ro vom 26.06.2003 und 5.700 Eu­ro vom 27.06.2003 ein. Wei­ter rech­ne­te er pri­va­te Kos­ten mit Be­leg vom 12.06.2003 des Bor­dells "K " in P in Höhe von 730,66 Eu­ro ab.

32. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 21 vom 12.08.2003 (GBA-Vor­be­rei­tung Prag) reich­te G ei­ne All­tours-Rech­nung vom 09.07.2003 über ins­ge­samt 8.118,80 Eu­ro ein. Dar­in ent­hal­ten wa­ren die Kos­ten für ei­nen Flug der B1 von Sao Pau­lo nach Frank­furt und zurück am 02.08./08.08.2003, ei­nen ge­mein­sa­men Flug von V und B1 von Frank­furt nach Du­brov­nik und zurück am 04.08./08.08.2003 so­wie die Kos­ten für den Auf­ent­halt der bei­den vom 04.08. - 08.08.2003 im Ho­tel in Du­brov­nik. Mit All­tours-Rech­nung vom 14.07.2003 über 1.572 Eu­ro rech­ne­te G ei­ne pri­va­te Rei­se sei­ner Le­bens­gefähr­tin R2 nach Kiew ab. Wei­ter reich­te G 4 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 7.500 Eu­ro vom 08.07.2003, 12.000 Eu­ro vom 16.07.2003, 6.800 Eu­ro vom 18.07.2003 und 8.900 Eu­ro vom 24.07.2003 ein. Sch­ließlich reich­te er 2 Rech­nun­gen der Fir­ma O/P über 46.000 Eu­ro vom 16.07.2003 und 15.000 Eu­ro vom 18.06.2003 ein.

Tat 22 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te G an­ge­wie­sen, die Flüge und den Ho­tel­auf­ent­halt zu bu­chen, es han­del­te sich da­bei um ei­ne Ur­laubs­rei­se des An­ge­klag­ten mit B1, die ins­ge­samt Kos­ten in Höhe von 8.118,80 Eu­ro ver­ur­sach­te.

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33. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 22 vom 02.09.2003 reich­te G ei­ne All­tours-Rech­nung vom 02.09.2003 über 934,74 Eu­ro für ei­nen Flug der B1 von Frank­furt nach Prag und zurück am 16./18.9.2003 ein. Wei­ter reich­te er 4 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 9.300 Eu­ro vom 13.08.2003, 9.400 Eu­ro vom 21.08.2003, 6.100 Eu­ro vom 23.08.2003 und 7.400 Eu­ro vom 25.08.2003 bei der V AG ein.

Tat 23 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te G ge­be­ten, den Flug für B1 zu bu­chen, weil er sich bei ei­ner Dienst­rei­se nach Prag mit ihr tref­fen woll­te, da­durch ver­ur­sach­te er die Kos­ten in Höhe von 934,74 Eu­ro.

34. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 23 vom 22.09.2003 (GBA-Vor­be­rei­tung Prag) reich­te G ei­ne Rech­nung des Rei­sebüros All­tours vom 17.09.2003 ein über 4.761,72 Eu­ro für Flüge von B1 von Sao Pau­lo nach Frank­furt und zurück am 07.09./18.09.2003. Wei­ter rech­ne­te G mit der Ko­pie ei­ner wei­te­ren All­tours-Rech­nung vom 17.09.2003 über 2.306 Eu­ro ei­nen Flug sei­ner Le­bens­gefähr­tin R2 von Ber­lin nach Kiew und zurück ab. Mit wei­te­rer All­tours-Rech­nung vom 01.09.2003 über 1.388 Eu­ro mach­te G ei­ge­ne Rei­se­kos­ten so­wie sol­che von R2 und zusätz­lich von S4 und des­sen da­ma­li­ger Freun­din K1 nach Mal­lor­ca gel­tend. Wei­ter reich­te G Be­le­ge des Bor­dells "K " in P vom 03.09.2003 über 2.239,27 Eu­ro so­wie vom 18.09.2003 in Höhe von 2.310,43 Eu­ro ein. Sch­ließlich reich­te G auch 4 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 5.200 Eu­ro vom 03.09.2003, 2.400 Eu­ro vom 08.09.2003, 8.300 Eu­ro vom 17.09.2003 und 7.100 Eu­ro vom 18.09.2003 ein.

Tat 24 des An­ge­klag­ten V:

Die Kos­ten von 4.761,72 Eu­ro fie­len für die An­rei­se von B1 zur be­reits ge­nann­ten Wei­ter­rei­se nach Prag (Tat 23) an, auch dies fiel un­ter die An­wei­sung des An­ge­klag­ten V.

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35. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 24 vom 27.10.2003 (GBA-Vor­be­rei­tung Ham­burg, München/GBA-Vor­be­rei­tung Prag) reich­te G All­tours-Rech­nung vom 20.10.2003 über 6.225,24 Eu­ro für Flüge von B1 von Sao Pau­lo nach Lis­sa­bon und zurück am 27.10./01.11.2003 ein. Wei­ter reich­te G nun­mehr das Ori­gi­nal der be­reits in der Be­le­ga­brech­nung Nr. 23 (Tat 34) in Ko­pie ein­ge­reich­ten All­tours-Rech­nung vom 17.09.2003 über 2.306 Eu­ro für ei­nen Flug von R2 von Ber­lin nach Kiew und zurück noch­mals ein. Fer­ner reich­te G ei­ne All­tours-Rech­nung vom 20.10.2003 über 1.253,90 Eu­ro ein, die Flug­kos­ten für ihn selbst nach Kiew und Ho­tel­kos­ten des Ho­tels "Pre­mier-Pa­lace" ent­hielt. Sch­ließlich reich­te G noch 3 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 8.700 Eu­ro vom 25.09.2003, 7.600 Eu­ro vom 22.10.2003 und 5.300 Eu­ro vom 29.10.2003 ein.

Tat 25 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te G wie­der­um an­ge­wie­sen, die An­rei­se von B1 zu or­ga­ni­sie­ren, da er sich bei sei­nem dienst­li­chen Auf­ent­halt in Lis­sa­bon mit ihr tref­fen woll­te. Da­durch ent­stan­den die Kos­ten in Höhe von 6.225,24 Eu­ro. Fer­ner hat­te der An­ge­klag­te V den An­ge­klag­ten G an­ge­wie­sen, für ihn während sei­nes Ur­laubs auf Feh­marn ei­ne Pro­sti­tu­ier­te zu be­sor­gen. Da­durch ent­stan­den Kos­ten in Höhe von 2.500 Eu­ro, die G in die­ser Ab­rech­nung per Ei­gen­be­leg gel­tend mach­te. Der Ge­samt­scha­den be­lief sich so­mit auf 8.725,24 Eu­ro.

36. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 25 vom 07.11.2003 (Eu­ro-KBR/Eu­ro-IPL-Sit­zung Lis­sa­bon/ GBA-Vor­be­rei­tung Ham­burg/Spa­ni­en) rech­ne­te G pri­vat ver­an­lass­te Aus­ga­ben über 5 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 9.500 Eu­ro vom 01.10.2003, 4.800 Eu­ro vom 28.10.2003, 11.100 Eu­ro vom 29.10.2003, 8.600 Eu­ro vom 30.10.2003 und 8.600 Eu­ro vom 01.11.2003 ge­genüber der V AG ab.

37. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 26 vom 12.12.2003 (GBA-Vor­be­rei­tung München/Ham­burg/Prag/GBA-Rei­se Pa­ris) reich­te G ei­ne All­tours-Rech­nung vom 24.11.2003 über 5.825,74 Eu­ro ein für den Flug von B1 von Sao Pau­lo nach Pa­ris und zurück am 27.11./05.12.2003. Mit All­tours-Rech­nung vom 09.12.2003 über 572,48 Eu­ro wur­den Kos­ten für ei­nen

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Flug der Pro­sti­tu­ier­ten R3 von Lis­sa­bon nach Pa­ris, den G auf An­wei­sung von H1 ge­bucht hat­te, in Rech­nung ge­stellt. Wei­ter reich­te G ei­nen Be­leg vom 21.11.2003 des Bor­dells "K" in P in Höhe von 1.213,20 Eu­ro ein. Sch­ließlich reich­te G 6 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 2.500 Eu­ro vom 07.11.2003, 3.700 Eu­ro vom 13.11.2003, 6.100 Eu­ro vom 21.11.2003, 5.400 Eu­ro vom 28.11.2003, 5.600 Eu­ro vom 03.12.2003 und 10.300 Eu­ro vom 04.12.2003 ein.

Tat 26 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te G wie­der­um an­ge­wie­sen, die An­rei­se von B1 zu or­ga­ni­sie­ren, da er sich bei sei­nem dienst­li­chen Auf­ent­halt in Pa­ris mit ihr tref­fen woll­te. Da­durch ent­stan­den die Kos­ten in Höhe von 5.825,74 Eu­ro.

Fer­ner hat der An­ge­klag­te G dem An­ge­klag­ten V auf des­sen Wunsch ei­ne Pro­sti­tu­ier­te in Bar­ce­lo­na be­sorgt, die dafür ent­stan­de­nen Kos­ten in Höhe von min­des­tens 300 Eu­ro ließ G sich mit­tels der bei die­ser Ab­rech­nung ein­ge­reich­ten Ei­gen­be­le­ge von der V AG er­stat­ten, was auch dem An­ge­klag­ten V be­wusst war. Der Scha­den be­lief sich ins­ge­samt auf 6.125,74 Eu­ro.

38. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 27 vom 21.01.2004 (GBA-Vor­be­rei­tung Prag/ GBA-In­for­ma­ti­ons­rei­se nach In­di­en) reich­te G ei­ne Viel­zahl von Rech­nun­gen ein, die für ei­ne aus­sch­ließlich pri­vat ver­an­lass­te Rei­se des An­ge­klag­ten V, sei­ner Ge­lieb­ten B1, des An­ge­klag­ten G so­wie S4 und zwei Be­glei­te­rin­nen, K1 und K2, nach In­di­en in der Zeit vom 08. - 15.01.2004 an­fie­len. Un­ter den Rech­nun­gen be­fan­den sich zunächst 5 Rech­nun­gen der Fir­ma P/In­di­en über 2.397,39 Eu­ro, 22.000 Eu­ro, 9.000 Eu­ro, 800 Eu­ro und 200 Eu­ro. Wei­ter reich­te G 2 Ho­tel­rech­nun­gen über 2.505,27 Eu­ro und 1.152,50 Eu­ro ein. Die All­tours-Rech­nung vom 07.01. 2004 in Höhe von 16.087,19 Eu­ro ent­hielt Flug­kos­ten der B1 von Sao Pau­lo über Frank­furt nach Chen­nai und zurück so­wie der K2 von Lon­don nach Chen­nai und der K1 von Prag nach Chen­nai. Wei­ter reich­te G Kre­dit­kar­ten­ab­rech­nun­gen, die im Rah­men der

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In­di­en­rei­se an­ge­fal­len wa­ren, in Höhe von 2.967 Eu­ro vom 14.01.2004, in Höhe von 345,71 Eu­ro vom 11.01.2004, in Höhe von 117,50 Eu­ro vom 13.01.2004 und in Höhe von 287,96 Eu­ro vom 12.01.2004 ein. Sch­ließlich reich­te G noch 4 Ei­gen­be­le­ge in Höhe von 9.400 Eu­ro vom 09.01.2004, 10.700 Eu­ro vom 11.01.2004, 12.900 Eu­ro vom 13.01.2004 und 15.000 Eu­ro vom 16.01.2004 ein.

Tat 27 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te G hat­te die­se Rei­se auf Wei­sung des An­ge­klag­ten V or­ga­ni­siert, ein dienst­li­cher Grund be­stand nicht, son­dern wur­de nur vor­ge­scho­ben. Von den Ge­samt­kos­ten die­ser Ab­rech­nung in Höhe von 57.743,- Eu­ro (oh­ne Ei­gen­be­le­ge) hat der An­ge­klag­te V da­her min­des­tens 1/3 der Kos­ten, so­mit 19.247,67 Eu­ro ver­ur­sacht, zu­mal al­lein die An­rei­se von B1 bei der ge­nann­ten All­tours-Rech­nung 7.131,20 Eu­ro aus­mach­te.

Kurz nach die­ser Ab­rech­nung gab es aus ei­nem Ho­tel in Ber­lin ei­ne Be­schwer­de, weil der An­ge­klag­te G dort nach Al­ko­hol­ge­nuss un­an­ge­nehm auf­ge­fal­len war. Die­ser Vor­fall wur­de über den Lei­ter der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ab­tei­lung dem Vor­stands­vor­sit­zen­den P2 zu­ge­tra­gen, der H1 da­mit be­auf­trag­te, dem nach­zu­ge­hen. Anläss­lich die­ser Über­prüfung kon­trol­lier­te H1 die Rei­se­kos­ten­ab­rech­nun­gen des An­ge­klag­ten G. Er war sich zwar auf­grund sei­ner An­wei­sun­gen an G hin­sicht­lich der Be­hand­lung von V, der Ab­schaf­fung der Kon­trol­len, und auch weil G für ihn selbst mehr­fach Pro­sti­tu­ier­te be­zahlt hat­te, im Kla­ren ge­we­sen, dass G die­se Kos­ten nicht selbst tra­gen würde, son­dern sich die­se über die Rei­se­kos­ten­ab­rech­nun­gen von der V AG er­stat­ten ließ. Der tatsächli­che Um­fang der durch den An­ge­klag­ten G ver­an­lass­ten Rei­se­kos­ten­ab­rech­nun­gen wur­de ihm je­doch erst­mals bei die­ser Über­prüfung be­wusst. Er führ­te dar­auf­hin die Ge­gen­zeich­nung durch S5 wie­der ein und un­ter­sag­te G die Ver­wen­dung von Ei­gen­be­le­gen. Außer­dem wies er den An­ge­klag­ten G an, die an­ge­mie­te­te Woh­nung um­ge­hend zu kündi­gen, was der An­ge­klag­te auch tat. Der An­ge­klag­te G ließ nun­mehr die Rech­nun­gen

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für die Woh­nungs­re­no­vie­rung, die ver­wahrt wor­den wa­ren, durch sei­ne Mit­ar­bei­te­rin W2 ver­nich­ten.

Die Rei­se­kos­ten­aus­ga­ben re­du­zier­ten sich bin­nen ei­nes Jah­res dras­tisch. Ei­gen­be­le­ge wur­den ab die­sem Zeit­punkt durch den An­ge­klag­ten G nicht mehr ver­wen­det.

39. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 30 vom 06.07.2004 (u.a. GBA-Vor­be­rei­tung Prag/ München/Ham­burg/Lis­sa­bon/Ma­drid) reich­te G ei­nen Be­leg des Bor­dells "K " in P vom 16.05.2004 in Höhe von 1.114,87 Eu­ro ein.

40. Mit Be­le­ga­brech­nung Nr. 34 vom 14.03.2005 (GBA-Vor­be­rei­tung Stock­holm/ Gen­fer Au­to­mo­bil­sa­lon/Händ­ler­kon­gress Mal­lor­ca) reich­te G die Rech­nung für ei­nen pri­va­ten Ho­tel­auf­ent­halt von V und B1 im Ho­tel "La­pa Pa­lace" vom 29.11. - 04.12.2004 in Lis­sa­bon in Höhe von 3.267,66 Eu­ro ein.

Tat 28 des An­ge­klag­ten V:

Der An­ge­klag­te V hat­te G an­ge­wie­sen, das Ho­tel zu bu­chen und die Kos­ten ab­zu­rech­nen, ob­wohl es sich um ei­ne pri­va­te Rei­se mit B1 ge­han­delt hat­te. Da­durch ent­stan­den die Kos­ten in Höhe von 3.267,66 Eu­ro.

Der Ge­samt­scha­den beläuft sich bei dem An­ge­klag­ten G auf rund 1,2 Mio. Eu­ro und bei dem An­ge­klag­ten V auf rund 230.000 Eu­ro.

 

4. Tat­kom­plex: Agen­tur­ver­trag B1

(Ta­ten 30 - 48 des An­ge­klag­ten V)

Der An­ge­klag­te V woll­te für sei­ne Ge­lieb­te B1 über den Zeu­gen H1 ei­ne Beschäfti­gung bei der V AG er­rei­chen. Be­reits im Jahr 1999 be­dräng­te V H1, B1 bei der V

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AG fest an­zu­stel­len. Ei­ne Fest­an­stel­lung lehn­te H1 je­doch ab, da er kei­ne dau­er­haf­te Ver­pflich­tung für die V AG ein­ge­hen woll­te. Der An­ge­klag­te V dräng­te im Jahr 2000 wei­ter auf ei­ne Fest­an­stel­lung oder je­den­falls sons­ti­ge Beschäfti­gung von B1, möglichst in Südame­ri­ka. H1 gab schließlich dem Be­geh­ren des An­ge­klag­ten V nach und stell­te B1 im Rah­men ei­nes so­ge­nann­ten Agen­tur­ver­tra­ges an. Die Ver­trags­ge­stal­tung als Agen­tur­ver­trag statt ei­ner Fest­an­stel­lung hat­te H1 des­halb gewählt, um ggfs. das Ver­trags­verhält­nis kurz­fris­tig und ein­fach be­en­den zu können. An­ge­sichts der Viel­zahl von der V AG un­ter­hal­te­ner Be­ra­ter­verträge ging H1 da­von aus, dass ein der­ar­ti­ger Agen­tur­ver­trag nicht groß ins Ge­wicht fal­len oder je­den­falls nicht auf­fal­len würde. Es er­folg­te we­der ei­ne schrift­li­che Fi­xie­rung des Ver­trags­in­hal­tes, ins­be­son­de­re ei­nes Leis­tungs­ka­ta­lo­ges hin­sicht­lich der von B1 zu er­brin­gen­den Leis­tun­gen noch ei­ne Be­tei­li­gung von B1 an Ver­trags­ver­hand­lun­gen. Es wur­den aus­sch­ließlich Gespräche zwi­schen dem An­ge­klag­ten V und H1 geführt. Der An­ge­klag­te und H1 be­spra­chen auch nicht münd­lich, wel­che Leis­tun­gen B1 in Erfüllung die­ses Ver­tra­ges er­brin­gen soll­te, denn sie wa­ren sich ei­nig, dass es sich bei dem Agen­tur­ver­trag um ei­nen "Schein­ver­trag" han­del­te. Dar­un­ter ver­stan­den bei­de, dass nur der An­schein ei­nes Rechts­grun­des für die Zah­lun­gen der V AG an B1 ge­setzt wer­den soll­te, oh­ne dass B1 ver­pflich­tet sein soll­te, tatsächlich Leis­tun­gen zu er­brin­gen. Da nach der Vor­stel­lung von H1 und V be­reits kei­ne Leis­tungs­ver­pflich­tung für B1 in dem Agen­tur­ver­trag be­gründet wer­den soll­te, ver­ein­bar­ten sie auch nicht, dass B1 ein ei­ge­nes Leis­tungs­be­stim­mungs­recht über et­waig zu er­brin­gen­de Leis­tun­gen auf die­sen Ver­trag zu­ste­hen soll­te.

Dem­ent­spre­chend be­auf­trag­ten in der Fol­ge­zeit we­der der An­ge­klag­te V noch H1 B1 mit der Er­brin­gung von Leis­tun­gen zur Erfüllung des Agen­tur­ver­tra­ges an sich oder Drit­te. Sie prüften auch nicht, ob Leis­tun­gen er­bracht wur­den, da sie Erfüllungs­hand­lun­gen nicht er­war­te­ten. We­der der An­ge­klag­te V noch H1 be­nann­ten B1 drit­te Per­so­nen, mit de­nen sie Leis­tun­gen auf den Agen­tur­ver­trag hätte ab­spre­chen können, sie schal­te­ten auch selbst kei­ne wei­te­ren Per­so­nen zur Be­auf­tra­gung von B1 ein.

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H1 wuss­te, dass B1 die Ge­lieb­te von V war, als er des­sen wie­der­hol­tem An­sin­nen auf Ab­schluss ei­nes Ver­tra­ges mit B1 schließlich nach­gab. Er erklärte sich auch nur des­halb zu dem Ab­schluss des Agen­tur­ver­tra­ges be­reit, um V als wich­tigs­tem Be­triebs­rats­mit­glied des Kon­zerns des­sen Wunsch nach ei­ner Ali­men­tie­rung sei­ner Ge­lieb­ten oh­ne Ge­gen­leis­tungs­ver­pflich­tung zu erfüllen und sich da­mit des­sen Wohl­wol­len zu er­hal­ten. Auch der An­ge­klag­te V wuss­te, dass es kei­nen an­de­ren Grund für den Agen­tur­ver­trag gab.

In der Fol­ge­zeit er­stell­te der An­ge­klag­te V im Na­men von B1 Rech­nun­gen, die an H1 persönlich adres­siert wa­ren. Sie hat­ten je­weils -bis auf den un­ter­schied­li­chen Ab­rech­nungs­zeit­raum mit der ent­spre­chen­den Ab­rech­nungs­sum­me- den glei­chen Wort­laut; die ers­te lau­te­te:

"Sehr ge­ehr­ter Herr H1,

für die ab­spra­che­gemäß er­brach­ten Dienst­leis­tun­gen im Zu­sam­men­hang mit dem Auf­bau und der Um­set­zung von so­zia­len und hu­ma­nitären Pro­jek­ten der V AG außer­halb Deutsch­lands stel­le ich Ih­nen für den Zeit­raum von 01/09/2000 bis 30/09/2000. ei­nen Be­trag von DM 512.000 zzgl. DM 3.000 an­tei­li­ge Rei­se­kos­ten in Rech­nung... "

H1 wähl­te wie­der­um ei­nen unübli­chen Ab­wick­lungs­weg zur Er­brin­gung der Zah­lun­gen an B1, um auch hin­sicht­lich die­ser Zah­lun­gen ei­ne Ge­heim­hal­tung zu gewähr­leis­ten. Während sons­ti­ge Rech­nun­gen von sei­nen Mit­ar­bei­tern be­ar­bei­tet wur­den, ließ sich H1 vom An­ge­klag­ten V die Rech­nun­gen von B1 je­weils persönlich über­rei­chen und zeich­ne­te sie ein­zeln hand­schrift­lich mit "i.O. H1" ab. So­dann lei­te­te er sie an den be­reits ge­nann­ten H2 zur Ab­wick­lung über die Kos­ten­stel­le 1860 wei­ter. Im Jahr 2000 wur­den die Rech­nun­gen zunächst für je­weils ei­nen Mo­nat bzw. zwei Mo­na­te über 15.000,00 DM bzw. 30.000,00 DM ge­stellt, ab dem Jahr 2001 dann quar­tals­wei­se über 45.000,00 DM bzw. nach­fol­gend (ab 05.12.2001) über 23.008,13 Eu­ro und ab 30.08.2002 ge­run­det über 23.008,00 Eu­ro.

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Im Ein­zel­nen gab H1 dar­auf­hin fol­gen­de Rech­nungs­beträge frei:


30) im Okt 2000 15.000,-- DM
31) im Nov 2000 15.000,-- DM
32) im Nov/Dez. 30.000,-- DM
33) am 07.03.2001 45.000,-- DM
34) am 28.05.2001 45.000,-- DM
35) im Au­gust 2001 45.000,-- DM
36) am 05.12.2001 23.008,13 Eu­ro
37) am 08.03.2002 23.008,14 Eu­ro
38) am 26.06.2002 23.008,14 Eu­ro
39) am 30.08.2002 23.008,00 Eu­ro
40) am 13.01.2003 23.008,00 Eu­ro
41) am 28.02.2003 23.008,00 Eu­ro
42) am 04.06.2003 23.008,00 Eu­ro
43) am 29.08.2003 23.008,00 Eu­ro
44) am 12.11.2003 23.008,00 Eu­ro
45) am 25.02.2004 23.008,00 Eu­ro
46) am 17.05.2004 23.008,00 Eu­ro
47) im Au­gust 2004 23.008,00 Eu­ro
48) am 12.10.2004 23.008,00 Eu­ro


Ins­ge­samt ma­chen die­se Zah­lun­gen ei­nen Be­trag in Höhe von 398.806,33 Eu­ro aus.

Die je­wei­li­gen Beträge wur­den zunächst auf das Kon­to der B1 in Bra­si­li­en über­wie­sen. Die Vor­ge­hens­wei­se änder­te sich ab der Rech­nung im vier­ten Quar­tal 2003. Aus steu­er­li­chen Gründen soll­te der Be­trag nicht mehr nach Bra­si­li­en, son­dern auf ein von G auf Wunsch von V ein­ge­rich­te­tes Kon­to bei der Spar­kas­se G-W mit der Kon­to­num­mer ...23 über­wie­sen wer­den; dem wur­de ent­spro­chen. Der An­ge­klag­te G wur­de von dem An­ge­klag­ten V re­gelmäßig an­ge­wie­sen, die ein­ge­hen­den Beträge in bar ab­zu­he­ben und V zu über­ge­ben, was G wei­sungs­gemäß tat.

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Die letz­te Zah­lung an B1 er­folg­te für den Zeit­raum 01.10. bis 31.12.2004. Da­nach lehn­te H1 wei­te­re Zah­lun­gen an B1 ab. Zu die­sem Zeit­punkt war bei der V AG das Spar­pro­gramm "For­Mo­ti­on" auf­ge­legt wor­den, das mit Per­so­nalkürzun­gen ver­bun­den war. Aus die­sem Grund hielt H1 wei­te­re Zah­lun­gen an B1 für nicht mehr ver­tret­bar.

B1 er­brach­te kei­ne Leis­tun­gen, für die sie die mit den o. G Rech­nun­gen be­gehr­ten Zah­lun­gen hätte be­an­spru­chen können.

So­weit B1 für den V Kon­zern tatsächlich Leis­tun­gen er­brach­te, be­ruh­te dies auf an­de­ren ge­son­dert ge­schlos­se­nen Verträgen, die auch ge­son­dert vergütet wur­den. So wur­de B1 mit der Er­stel­lung von zwei Film­pro­jek­ten be­auf­tragt. Im Jahr 2001 er­hielt sie für das Pro­jekt "Uma Ho­ra - Ei­ne St­un­de für die Zu­kunft der Kin­der" 50.000,- DM Vergütung ge­zahlt; fer­ner er­stell­te sie 2002 ei­nen Stand­ort­film über den V-Werks­stand­ort C, wofür sie 32.399,- Eu­ro er­hielt. Darüber hin­aus war B1 auch im bra­si­lia­ni­schen Fern­se­hen als Mo­de­ra­to­rin tätig. Auf­grund ei­nes Ver­tra­ges zwi­schen B1 und V/B wur­den V-Pro­duk­te in den von B1 mo­de­rier­ten TV-Sen­dun­gen be­wor­ben. Die­se Tätig­keit wur­de B1 ge­son­dert über V/B vergütet.

Im Zu­ge von kon­zern­in­ter­nen Er­mitt­lun­gen zu dem Agen­tur­ver­trag durch die KPMG überg­ab B1 Mit­te 2005 den Prüfern der KPMG in B 31 von ihr her­ge­stell­te DVD. Die Er­stel­lung die­ser DVD hat­ten we­der der An­ge­klag­te V noch H1 bei B1 in Auf­trag ge­ge­ben. B1 hat­te die­se DVD auch nicht bei H1 oder V ab­ge­lie­fert.

 

5. Tat­kom­plex Beschäfti­gungs­verhält­nis R2

(Tat Nr. 41 des An­ge­klag­ten G)

Zu ei­nem nicht ge­nau fest­stell­ba­ren Zeit­punkt, spätes­tens En­de März 2003, sprach der An­ge­klag­te G S4 im Hin­blick auf die Möglich­keit ei­ner An­stel­lung von R2 an. S4 war zu die­sem Zeit­punkt Per­so­nal­vor­stand bei der Fir­ma S/T.

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S4 sag­te ihm zu, dass er sich um ei­ne An­stel­lung der R2 bei der S GmbH kümmern würde. Zwi­schen dem An­ge­klag­ten G und S4 war be­reits zum Zeit­punkt die­ses Gespräches klar, dass R2 bei ei­ner sol­chen An­stel­lung ein Ge­halt be­zie­hen würde, dafür aber kei­ne Ar­beits­leis­tun­gen er­brin­gen soll­te. Es war bei­den eben­falls klar, dass ei­ne sol­che An­stel­lung nur zu er­rei­chen war, wenn S4 sich zu ei­ner Kos­tenüber­nah­me durch S/T be­reit erklärte.

S4 wand­te sich mit die­sem An­lie­gen mit Schrei­ben vom 31.03.03 an sei­nen da­ma­li­gen Vor­stands­kol­le­gen S6, der auch Bei­rats­vor­sit­zen­der der S GmbH war. S6 nahm dar­auf­hin Kon­takt zu Herrn S7, dem da­ma­li­gen Geschäftsführer der S GmbH, auf und über­mit­tel­te die­sem den Ein­stel­lungs­wunsch von S4. Als Auf­ga­ben­stel­lung wur­de Öffent­lich­keits­ar­beit für S4 und die Pfle­ge von Re­gie­rungs­be­zie­hun­gen ge­nannt. Da­bei wur­de S7 auch das vor­ge­nann­te Schrei­ben über­sandt, in dem S4 um Ein­stel­lung von R2 in B im Rah­men der S/T Ak­ti­vitäten des A/ B bat. In die­sem Schrei­ben wies S4 auch dar­auf hin, dass er zur Be­glei­tung ver­schie­de­ner Ak­ti­vitäten ei­ne fes­te An­lauf­stel­le in B benöti­ge und die Kos­ten dafür von S/T über­nom­men würden.

Mit wei­te­rem Schrei­ben vom 11.04.2003 er­hielt S7 von S4 die Ein­stel­lungs­un­ter­la­gen der R2 über­sandt. Das Be­wer­bungs­schrei­ben und den Le­bens­lauf hat­te der An­ge­klag­te G von sei­nen Mit­ar­bei­te­rin­nen an­fer­ti­gen las­sen. In dem Schrei­ben vom 11.04.2003 fin­det sich die Zu­sa­ge: "Die Kos­ten über­neh­men wir." Im Hin­blick auf die­ses Schrei­ben klärte der Zeu­ge S7 te­le­fo­nisch mit S4 die Ge­haltshöhe für R2. Auf Vor­schlag von S7 wur­de das Brut­to­mo­nats­ge­halt auf 1.900 Eu­ro be­mes­sen, wo­bei für S7 die Gehälter ver­gleich­ba­rer Mit­ar­bei­ter der S GmbH den Maßstab bil­de­ten. Die für die­se Beschäfti­gung ent­ste­hen­den Kos­ten soll­ten ge­genüber der S/T jähr­lich ab­ge­rech­net wer­den.

Am 27.05.2003 fand auf Wunsch von S4 in den Räum­en des A/B

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ein Vor­stel­lungs­gespräch statt. An die­sem Gespräch nah­men R2, S7 und S4, so­wie zeit­wei­lig H3, die Lei­te­rin des A/B teil. We­der die Zeu­gin H3 noch der Zeu­ge S7 wuss­ten, dass es sich bei R2 um die Le­bens­gefähr­tin des An­ge­klag­ten G han­del­te.

In dem Gespräch und dem im An­schluss un­ter­zeich­ne­ten An­stel­lungs­ver­trag wur­de nie­der­ge­legt, dass R2 ab dem 01.06.2003 mit ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 20 St­un­den als Mit­ar­bei­te­rin Per­so­nal-/VIP-Ser­vice tätig wer­den soll­te. Die­se Tätig­keit soll­te sie in den Räum­lich­kei­ten des A/B ausüben. Es han­delt sich da­bei um die Kon­zern­re­präsen­tanz des V-Kon­zerns in B. Dort gibt es ein­ge­rich­te­te Büros, die von Mit­ar­bei­tern und Be­su­chern des V-Kon­zerns wie auch ih­rer Mar­kentöch­ter ge­nutzt wer­den können. Da­zu er­hielt R2 von der Zeu­gin H3 ei­nen Schlüssel über­reicht. Zwi­schen S4, R2 und S7 wur­de bei die­sem Gespräch ver­ein­bart, dass R2 im A/B tätig wer­den soll­te, je­doch aus­sch­ließlich für S4, nicht für die S GmbH.

Tatsächlich er­brach­te R2 in der Fol­ge­zeit kei­ner­lei Tätig­keit, und zwar we­der für die S GmbH noch für S4. Sie kam nur noch ein­mal En­de Au­gust 2003 wie­der in das A/B, und zwar zur Rück­ga­be des er­hal­te­nen Schlüssels an H3. H3, der auf­ge­fal­len war, dass R2 dort nach dem Vor­stel­lungs­gespräch nicht mehr er­schie­nen war, hat­te te­le­fo­nisch bei ihr nach­ge­fragt, ob und wann sie kom­men wol­le. Sie bat um Rück­ga­be des Schlüssels, falls die­ser nicht ge­braucht würde. R2 gab an, dass sie den Schlüssel nicht benöti­ge, des­sen Rück­ga­be wur­de ver­ein­bart. We­ni­ge Ta­ge später er­schien sie A/B. Sie gab H3 den Schlüssel zurück und bestätig­te ihr, dass sie das Büro und den Schlüssel nicht benöti­ge.

Im Jah­re 2003 un­ter­blieb ver­se­hent­lich die Gel­tend­ma­chung der für die An­stel­lung von R2 ent­stan­de­nen Kos­ten der S GmbH bei der Mut­ter­ge­sell­schaft S/T Dies hol­te die S GmbH mit Rech­nung vom 06.01.2005 nach in Höhe ei­nes Ge­samt­be­tra­ges von rund 48.000 Eu­ro zzgl. Mehr­wert­steu­er. Da­bei han­del­te es sich um das ge­sam­te Brut­to­ge­halt für die Jah­re 2003 und 2004 so­wie die Ar­beit­ge­ber­an­tei­le zur So­zi­al­ver-

 

si­che­rung. Zu die­sem Zeit­punkt hat­te R2 das Ar­beits­verhält­nis be­reits mit Wir­kung zum 31.12.2004 gekündigt.

Die Rech­nung wur­de von S/T nicht be­zahlt. Viel­mehr mel­de­te sich S4 nach Er­halt der Rech­nung bei S7 und erklärte, dass er sein Bud­get be­reits über­schrit­ten ha­be. Er könne da­her die Rech­nung nicht so­fort be­zah­len, man müsse ei­ne an­de­re Re­ge­lung fin­den. Ein wei­te­res Gespräch da­zu fand im März 2005 im Rah­men des Gen­fer Au­to­mo­bil­sa­lons statt. Dort vertröste­te S4 den Zeu­gen S7 er­neut. Als S4 im Rah­men der ge­gen ihn ge­rich­te­ten Er­mitt­lun­gen Mit­te 2005 sei­nen Vor­stands­pos­ten bei S/T ver­lor, ver­zich­te­te der Zeu­ge S7 in der Fol­ge­zeit auf die Gel­tend­ma­chung der Rech­nung vom 06.01.2005 und ließ die For­de­rung als un­ein­bring­lich ab­schrei­ben.

III.

1. Persönli­che Verhält­nis­se

[Die Be­weiswürdi­gung ist aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.]

2. Tat­kom­plex Son­der­bo­ni: 

Der An­ge­klag­te V hat sei­ne Ge­halts­ent­wick­lung ent­spre­chend der von der V AG ge­fer­tig­ten Auf­stel­lung sei­nes Ar­beits­ein­kom­mens bestätigt. Auf

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sei­nen An­ga­ben be­ru­hen auch die Fest­stel­lun­gen zur Ge­halts­struk­tur und zur Ein­set­zung und Tätig­keit der Kom­mis­si­on, sie wur­den bestätigt und ergänzt durch die Zeu­gen W1, der bis En­de 2004 Kom­mis­si­ons­mit­glied war und R1, des­sen Nach­fol­ger in der Kom­mis­si­on.

Der An­ge­klag­te hat so­wohl den Er­halt der Son­der­bo­nus­zah­lun­gen in der fest­ge­stell­ten Höhe als auch den Ab­lauf der ein­zel­nen Zah­lun­gen in den Jah­ren 1995 bis 2005, d. h. das Feh­len ei­ner schrift­li­chen Be­nach­rich­ti­gung, den In­halt der Te­le­fo­na­te mit H2 und die Rück­sen­dung der Lohn­steu­er­kar­te bestätigt. Sei­ne An­ga­ben stim­men mit den Aus­sa­gen des Zeu­gen H1 zu den te­le­fo­ni­schen An­wei­sun­gen an H2 und des Zeu­gen H2 zum Ab­lauf der Zah­lun­gen übe­rein. Die Höhe der Zah­lun­gen und der Ab­lauf wer­den zu­dem durch die von H2 je­weils da­zu an­ge­fer­tig­ten Ver­mer­ke und Zah­lungs­an­wei­sun­gen, die im Selbst­le­se­ver­fah­ren in die Ver­hand­lung ein­geführt wur­den, bestätigt. Dass H2, der übe­rein­stim­mend mit dem Zeu­gen H1 be­kun­det hat, dass er von H1 le­dig­lich te­le­fo­ni­sche An­wei­sun­gen zu den Aus­zah­lungs­beträgen un­ter Hin­weis auf höchs­te Ver­trau­lich­keit er­hielt, zur ei­ge­nen Ab­si­che­rung zeit­nah Ver­mer­ke fer­tig­te, er­scheint oh­ne Wei­te­res nach­voll­zieh­bar. In die­sen Gesprächs­no­ti­zen hat H2 ins­be­son­de­re die Da­ten der Te­le­fo­na­te mit H1 und V, die Beträge, zum Teil auch die Ab­spra­chen zur Kon­to­ver­bin­dung und zur Lohn­steu­er­kar­te so­wie re­gelmäßig den Zu­satz : "Die Zah­lung un­ter­liegt der ab­so­lu­ten Ver­trau­lich­keit und ist von mir nur persönlich aus­geführt wor­den" bzw. "Über die Ab­wick­lung ist wie bis­her strengs­tes Still­schwei­gen zu be­wah­ren", nie­der­ge­legt.

Auch den In­halt des mit H1 geführ­ten Gesprächs hat der An­ge­klag­te so ein­geräumt wie es fest­ge­stellt wor­den ist:

Er ha­be so­wohl für sich als auch für an­de­re Be­triebsräte und Führungs­kräfte ei­ne Ge­halts­erhöhung ha­ben wol­len im Hin­blick auf die höhe­ren Gehälter der "L1 Krie­ger". H1 sei dann auf ihn zu­ge­kom­men und ha­be ihm ge­sagt, "wir müssen uns was über­le­gen". H1 sei dann die Idee ge­kom­men, ihm statt der ver­lang­ten Ge­halts­erhöhung ei­nen zusätz­li­chen Son­der­bo­nus zu zah­len, des­sen Höhe er in je­dem Jahr wie bei den re­gulären Bo­nus­zah­lun­gen neu be­stim­men woll­te. Da­bei sei klar ge­we­sen, dass er die Son­der­bo­ni von nun ab je­des Jahr "als fak­ti­sche dau­er­haf­te Ge­halts­erhöhung" er­hal­ten soll­te. Über das An­ge­bot von Son­der­bo­ni durch

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H1 sei er nicht be­geis­tert ge­we­sen, da Bo­nus­zah­lun­gen nicht ru­he­ge­haltsfähig sei­en und es ihm auch ge­ra­de dar­auf an­ge­kom­men sei. Dies ha­be er H1 ge­genüber auch deut­lich ge­macht. Er sei erst dann ein­ver­stan­den ge­we­sen, als H1 ihm die späte­re Erhöhung sei­ner nor­ma­len Ru­he­ge­halts­bezüge von 40% auf 50% an­ge­bo­ten ha­be.

Ihm sei be­wusst ge­we­sen, dass die an­de­ren kei­ne Ge­halts­erhöhung er­hiel­ten, weil H1 ihm ge­sagt ha­be, dass er kei­ne Be­gehr­lich­kei­ten bei an­de­ren we­cken wol­le und dass es sich nur um ei­ne Aus­nah­me für ihn han­de­le. Die Zah­lun­gen hätten auch ver­trau­lich be­han­delt wer­den sol­len, so dass er mit kei­nem darüber ge­re­det ha­be. Der An­ge­klag­te hat wei­ter ein­geräumt, dass er ge­wusst ha­be, dass die Kom­mis­si­on für ei­ne Ge­halts­erhöhung für ihn zuständig war. Er ha­be auch ge­wusst, dass man für Leis­tun­gen der V AG sonst im­mer Be­schei­de be­kom­me. Da ihm die Bo­nus­zah­lun­gen von ei­nem Vor­stands­mit­glied an­ge­bo­ten wor­den sei­en, ha­be er den­noch kei­ne Be­den­ken ge­habt, die­se an­zu­neh­men.

Ver­ein­ba­run­gen über ein be­stimm­tes Ver­hal­ten oder Be­din­gun­gen im Hin­blick auf zukünf­ti­ge Be­triebs­ratstätig­keit ha­be es zu kei­ner Zeit ge­ge­ben. Er sei we­der be­reit ge­we­sen, sich bei sei­ner Be­triebs­ratstätig­keit durch die­se oder wei­te­re Zah­lun­gen in Rich­tung vor­teil­haf­ter Ent­schei­dun­gen für das Un­ter­neh­men be­ein­flus­sen zu las­sen, noch ha­be er sich be­ein­flus­sen las­sen. Er sei je­doch der An­sicht, dass we­der durch die­se noch durch wei­te­re Zah­lun­gen des Un­ter­neh­mens ein Scha­den ent­stan­den sei, da der Wert sei­ner Ar­beits­leis­tung für das Un­ter­neh­men sämt­li­che er­hal­te­nen Zah­lun­gen und sons­ti­gen Leis­tun­gen über­stie­gen ha­be.

H1 hat den Gesprächin­halt eben­so ge­schil­dert. Ei­ne Ge­halts­an­pas­sung für an­de­re Führungs­kräfte und Be­triebsräte im Hin­blick auf die höhe­ren Gehälter der von L1 mit­ge­brach­ten Mit­ar­bei­ter ha­be er ab­ge­lehnt. Die­se Mit­ar­bei­ter sei­en mit ei­nem höhe­ren Ge­halt "ein­ge­kauft" wor­den, we­gen ei­nes Dut­zends neu­er Mit­ar­bei­ter ha­be nicht die ge­sam­te Ge­halts­struk­tur für et­wa 2.000 Führungs­kräfte bei der V AG geändert wer­den können. V sei je­doch für ihn als Be­triebs­rats­vor­sit­zen­der be­son­ders wich­tig ge­we­sen, er ha­be sich des­sen Wohl­wol­len für das Un­ter­neh­men er­hal­ten wol­len. Statt ei­ner dau­er­haf­ten Ge­halts­erhöhung, die auch Aus­wir­kun­gen auf das Ru­he­ge­halt ge­habt hätte, ha­be er aber nur des­sen va­ria­bles Ge­halt erhöhen wol­len. Da­her sei er auf die Idee der Son­der­bo­ni ge­kom­men. Er

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ha­be mit V Ver­trau­lich­keit ver­ein­bart; die Leis­tun­gen hätten mit sei­nem Aus­schei­den en­den und kei­ne Be­gehr­lich­kei­ten an­de­rer we­cken sol­len. Zur Wah­rung der Ver­trau­lich­keit ha­be er sich ent­schie­den, die Zah­lun­gen te­le­fo­nisch über H2 zu re­geln. Außer H2 ha­be er kei­ne wei­te­re Per­son über die­se Zah­lun­gen in­for­miert. V ha­be bei ihm in den Fol­ge­jah­ren nicht nach­fra­gen müssen; es sei zwi­schen bei­den klar ge­we­sen, dass die Zah­lung in je­dem Jahr zur ge­wohn­ten Zeit kom­me und an die Bo­nus­zah­lun­gen der Mar­ken­vorstände an­ge­lehnt sei. Ei­ne Ver­ein­ba­rung über Ge­gen­leis­tun­gen ha­be es nicht ge­ge­ben, er ha­be V im In­ter­es­se des Un­ter­neh­mens "im Boot hal­ten wol­len".

Der Ein­las­sung des An­ge­klag­ten V zu sei­nem Gespräch mit P1, wel­ches die­sem Gespräch mit H1 vor­aus­ging, ist die Kam­mer da­ge­gen nur teil­wei­se ge­folgt.

Ab­wei­chend von den ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen hat der An­ge­klag­te -erst­ma­lig in der Haupt­ver­hand­lung- an­ge­ge­ben, dass P1 ihm bei die­sem Gespräch ge­sagt ha­be, er sol­le sich kei­ne Ge­dan­ken ma­chen, er könne da­von aus­ge­hen, so be­han­delt zu wer­den wie ein Mar­ken­vor­stand. H1 würde des­halb auf ihn zu­kom­men. Dem­ge­genüber hat P1 bei sei­ner Ver­neh­mung als Zeu­ge ka­te­go­risch aus­ge­schlos­sen, dass es ei­ne sol­che Zu­sa­ge ge­ge­ben ha­be. Er hat be­kun­det, dass es ein Gespräch über Ge­halts­erhöhun­gen ge­ge­ben ha­ben könne, ei­ne kon­kre­te Er­in­ne­rung ha­be er dar­an nicht. Ei­ne Zu­sa­ge zur Be­zah­lung des An­ge­klag­ten könne er aber aus­sch­ließen, da H1 dafür das zuständi­ge Vor­stands­mit­glied ge­we­sen sei. Nach sei­ner Er­in­ne­rung sei H1 später nur mit der Fra­ge auf ihn zu­ge­kom­men, ob Einwände da­ge­gen bestünden, den An­ge­klag­ten V wie ei­nen Top­ma­na­ger zu be­han­deln. Da­ge­gen ha­be er kei­ne Einwände ge­habt. Die Ein­zel­hei­ten da­zu ha­be er H1 über­las­sen. Von den Son­der­bo­nus­zah­lun­gen an V ha­be er erst­mals durch das Er­mitt­lungs­ver­fah­ren Kennt­nis be­kom­men.

Das Vor­brin­gen des An­ge­klag­ten V hält die Kam­mer für ei­ne Schutz­be­haup­tung, mit der der An­ge­klag­te be­le­gen will, dass der da­ma­li­ge Vor­stands­vor­sit­zen­de mit Zah­lun­gen an ihn bis zur Höhe des Ge­halts ei­nes Mar­ken­vor­stands ein­ver­stan­den war. Die Kam­mer ist aber der Über­zeu­gung, dass P1 we­der in die Gewährung von Son­der­bo­ni ein­ge­weiht war noch dem An­ge­klag­ten V ge­genüber geäußert hat, er würde künf­tig wie ein Mar­ken­vor­stand be­zahlt wer­den. 

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Es ist be­reits nicht nach­voll­zieh­bar, war­um der An­ge­klag­te ei­ne der­art kon­kre­te Zu­sa­ge von P1 erst jetzt und nicht be­reits bei der Be­schul­dig­ten­ver­neh­mung vom 14.02.2006 erwähnt hat. Auf Vor­halt, war­um er ei­ne sol­che Zu­sa­ge nicht gleich ge­nannt ha­be, son­dern nur ge­sagt ha­be, dass P1 ihn hin­sicht­lich sei­nes An­lie­gens an H1 als Ent­schei­dungs­träger ver­wie­sen ha­be, hat der An­ge­klag­te erklärt, dass ihm das nicht als wich­tig er­schie­nen sei. Das hält die Kam­mer für nicht nach­voll­zieh­bar. Die Zu­sa­ge des Vor­stands­vor­sit­zen­den, wie ein Mar­ken­vor­stand be­zahlt zu wer­den, wäre für den da­mals wie ein Be­reichs­lei­ter be­zahl­ten An­ge­klag­ten V von der­art prägnan­ter Be­deu­tung ge­we­sen, dass es na­he­ge­le­gen hätte, dies gleich zu sa­gen. Statt­des­sen hat er je­doch nur an­ge­ge­ben, dass H1 ihm mit Son­der­bo­ni ha­be "ent­ge­gen­kom­men wol­len". Wenn P1 als Vor­stands­vor­sit­zen­der ihm be­reits die Be­zah­lung als Mar­ken­vor­stand zu­ge­sagt hätte, er­sch­ließt sich auch nicht, war­um der An­ge­klag­te auf das An­sin­nen von H1, ihm heim­lich oh­ne das Wis­sen der an­de­ren Son­der­bo­ni zu gewähren, nicht dar­auf ver­wie­sen hat. Die Son­der­bo­ni ha­ben das Ge­halt des An­ge­klag­ten auch nur an die Gehälter der Mar­ken­vorstände an­genähert, die­se aber nicht vollständig er­reicht, dies er­gibt sich aus der da­zu über­mit­tel­ten Aus­kunft des Pro­ku­ris­ten der V AG G vom 18.01.2008. Als Auf­sichts­rats­mit­glied kann­te der An­ge­klag­te die­se Gehälter. Nach ei­ge­ner Ein­las­sung, die von den Zeu­gen H1 und P1 bestätigt wird, hat er sich den­noch we­der ge­genüber H1 auf ei­ne Zu­sa­ge von P1 be­ru­fen noch P1 noch­mals dar­auf an­ge­spro­chen.

Die­ses Ver­hal­ten des An­ge­klag­ten V kann auch nicht mit der Zu­sa­ge des Vor­stands über ei­ne erhöhte Ren­te erklärt wer­den. Selbst mit die­ser Erhöhung konn­te kei­ne An­glei­chung an die Ru­he­stands­gehälter ei­nes Mar­ken­vor­stands er­zielt wer­den, da das Grund­ge­halt ei­nes Mar­ken­vor­stands höher war als das Ge­halt des An­ge­klag­ten. Auch be­legt das Schrei­ben vom 11.05.1998, in dem die Erhöhung der Ru­he­stands­bezüge von 40% auf 50% zu­ge­sagt wor­den ist, nicht die Kennt­nis von P1 über die Gewährung der Son­der­bo­ni. Zwar ist die­ses Schrei­ben ne­ben H1 als zuständi­gem Per­so­nal­vor­stand auch von P1 als wei­te­rem Vor­stands­mit­glied un­ter­schrie­ben wor­den. Sei­ne Un­ter­schrift hat P1, der an das Schrei­ben eben­falls kei­ne kon­kre­te Er­in­ne­rung hat­te, bestätigt und nach­voll­zieh­bar erklärt. Der­ar­ti­ge Schrei­ben müss­ten je­weils von zwei Vor­stands­mit­glie­dern un­ter­schrie­ben wer­den. Er ha­be re­gelmäßig kei­ne Be­den­ken ge­habt, ein Schrei­ben zu un­ter­zeich­nen, wenn der funk­tio­nell zuständi­ge Vor­stand -hier H1- be­reits

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rechts un­ter­schrie­ben hat­te. Das Da­tum des Schrei­bens liegt meh­re­re Jah­re nach der Zu­sa­ge von H1 für die Son­der­bo­ni. Das Schrei­ben ist da­her be­reits vom zeit­li­chen Zu­sam­men­hang kein In­diz dafür, dass P1 dem An­ge­klag­ten be­reits 1994 zu­ge­sagt ha­ben soll, wie ein Mar­ken­vor­stand be­zahlt zu wer­den. War­um sich die­ses Schrei­ben -zu­min­dest ab 2005- nicht in der Per­so­nal­ak­te be­fand, konn­te nicht geklärt wer­den. Zur Über­zeu­gung der Kam­mer ließen sich aus die­sem Um­stand aber kei­ne Schluss­fol­ge­run­gen ge­gen die ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen zie­hen.

Die Be­kun­dun­gen des Zeu­gen P1 wa­ren für die Kam­mer im Zu­sam­men­hang mit den Schil­de­run­gen zu sei­ner da­ma­li­gen Tätig­keit glaub­haft. P1 hat­te zum da­ma­li­gen Zeit­punkt im Jahr 1994 die Funk­ti­on des Vor­stands­vor­sit­zen­den und da­mit die Ge­samt­ver­ant­wor­tung für den V-Kon­zern mit da­mals 324.000 Ar­beit­neh­mern. Es ist da­her nach­voll­zieh­bar, dass P1 den An­ge­klag­ten V mit sei­nem An­lie­gen ei­ner Vergütungs­erhöhung an den dafür als Per­so­nal­vor­stand und Ar­beits­di­rek­tor zuständi­gen H1 wei­ter­lei­te­te, denn dies ent­spricht der Funk­ti­ons­wei­se ei­nes ar­beits­tei­li­gen Vor­stands. P1 hat auch glaub­haft be­kun­det, dass er ei­ne der­ar­ti­ge Zu­sa­ge an V aus­sch­ließen könne, weil er un­gern Geld aus­ge­be und im­mer ver­su­che, dies zu um­ge­hen. Selbst bei un­ver­meid­li­chen Kos­ten sei es ihm im­mer lie­ber, wenn je­mand an­de­rer das über­neh­me.

Das sons­ti­ge Aus­sa­ge­ver­hal­ten des Zeu­gen sprach nicht dafür, dass er den An­ge­klag­ten V be­las­ten woll­te. Er hat viel­mehr die be­son­de­re Stel­lung des An­ge­klag­ten als da­ma­li­gem Be­triebs­rats­vor­sit­zen­den und des­sen po­si­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf den Er­halt der Ar­beitsplätze und des Un­ter­neh­mens lo­bend und an­er­ken­nend her­aus­ge­stellt.

Zwar ver­kennt die Kam­mer nicht, dass es denk­bar wäre, dass H1, da er be­reits rechts­kräftig we­gen die­ser Vorwürfe ver­ur­teilt wor­den ist, die Ver­ant­wor­tung zu Un­recht ganz auf sich neh­men könn­te, um an­de­re -wie z.B. den da­ma­li­gen Vor­stands­vor­sit­zen­den P1- zu schützen. Die Aus­sa­ge von H1 steht aber ei­ner­seits im Ein­klang mit der frühe­ren Ein­las­sung des An­ge­klag­ten V und den Zeu­gen­aus­sa­gen des wei­te­ren Vor­stands­mit­glieds N1 und dem späte­ren Vor­stands­vor­sit­zen­den P2, die be­kun­det ha­ben, von den Son­der­bo­nus­zah­lun­gen kei­ne Kennt­nis ge­habt zu ha­ben. An­de­rer­seits spre­chen auch die von H2 bestätig­ten und von ihm in Ver­mer­ken nie­der­ge­leg­ten heim­li­chen Zah­lun-

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gen dafür, dass H1 tatsächlich al­lein die Ver­ant­wor­tung für die Gewährung der Son­der­bo­ni trifft.

An­halts­punk­te dafür, dass der Zeu­ge H1 den An­ge­klag­ten zu Un­recht be­las­ten woll­te, um sei­ne ei­ge­ne Ver­ant­wor­tung da­mit zu ver­min­dern, wa­ren eben­falls nicht er­kenn­bar. Sei­ne An­ga­ben stimm­ten mit den An­ga­ben des An­ge­klag­ten übe­rein, der Zeu­ge hat mehr­fach be­tont, dass nicht der An­ge­klag­te die Gewährung von Son­der­bo­ni ge­wollt ha­be, dies viel­mehr sei­ne ei­ge­ne Idee ge­we­sen sei. Er hat da­bei sei­ner Rechts­mei­nung Aus­druck ver­lie­hen, dass der An­ge­klag­te V ihn "nicht an­ge­stif­tet" ha­be.

Dass außer H1 und dem für die Ab­wick­lung zuständi­gen Zeu­gen H2 nie­mand von der Gewährung von Son­der­bo­ni an den An­ge­klag­ten wuss­te, er­gibt sich wei­ter aus den Be­kun­dun­gen der Zeu­gen W1 und R1, die bestätigt ha­ben, dass sie an die­sen Ent­schei­dun­gen nicht be­tei­ligt wur­den. Der Zeu­ge R1 hat die Bo­nu­s­ent­schei­dung für den An­ge­klag­ten V für das Jahr 2004 im Ein­zel­nen erläutert und aus­geführt, dass in dem dafür ver­wen­de­ten For­mu­lar auch ei­ne Ru­brik für Son­der­bo­ni vor­han­den ge­we­sen sei. H1 ha­be dafür aber kei­nen Be­trag als Vor­schlag für die übri­gen Kom­mis­si­ons­mit­glie­der ein­ge­tra­gen, es sei da­her le­dig­lich über den re­gulären Jah­res­bo­nus ent­schie­den wor­den. Der Zeu­ge hat auch erläutert, dass Son­der­bo­ni im­mer ein­ma­lig und ein­zel­fall­be­zo­gen gewährt wor­den sei­en, nicht über meh­re­re Jah­re hin­weg.

Die Kam­mer ist auch über­zeugt da­von, dass sich der An­ge­klag­te V we­der durch die Son­der­bo­ni noch durch die an­de­ren un­rechtmäßig gewähr­ten Vor­tei­le bei sei­nen Ent­schei­dun­gen im Un­ter­neh­mens­in­ter­es­se be­ein­flus­sen las­sen hat. Der An­ge­klag­te hat selbst im­mer wie­der be­tont, dass er sich nicht ha­be be­ein­flus­sen las­sen; viel­mehr hätten ihm die Leis­tun­gen als "auf Au­genhöhe mit dem Vor­stand ste­hend" zu­ge­stan­den, da er Leis­tun­gen er­bracht ha­be, die über ei­ne rei­ne Be­triebs­ratstätig­keit hin­aus­ge­gan­gen sei­en. Es sind kei­ne An­halts­punk­te dafür er­sicht­lich, dass die An­ga­ben des An­ge­klag­ten in die­sem Punkt un­zu­tref­fend sein könn­ten.

Zunächst hat der Zeu­ge H1 eben­falls bestätigt, dass es kei­ne Ab­re­den über kon­kre­te Ge­gen­leis­tun­gen i.S. un­ter­neh­mens­freund­li­cher Ent­schei­dun­gen ge­ge­ben

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ha­be. An­lass für die Ge­halts­erhöhung durch die Son­der­bo­ni sei ge­we­sen, dass er den An­ge­klag­ten "im Boot hal­ten" woll­te.

Auch sind vom Be­triebs­rat un­ter Mit­wir­kung des An­ge­klag­ten ge­trof­fe­ne Ent­schei­dun­gen, die tatsächlich dem Un­ter­neh­men genützt ha­ben, wie z. B. die 4-Ta­ge-Wo­che oh­ne Lohn­aus­gleich oder das Mo­dell "5000 x 5000", kein In­diz dafür, dass den An­ga­ben des An­ge­klag­ten nicht ge­glaubt wer­den könn­te. Der Zeu­ge S4 hat den An­ge­klag­ten als stra­te­gisch den­ken­den Ar­beit­neh­mer­ver­tre­ter und in­tel­lek­tu­ell gleich­wer­ti­gen Part­ner be­schrie­ben. An­ge­sichts der vom Zeu­gen P1 ge­schil­der­ten dra­ma­ti­schen Si­tua­ti­on der V AG im Jahr 1993, als die Ent­las­sung von 30.000 Ar­beit­neh­mern be­reits vor­be­rei­tet war, stellt sich die von H1 vor­ge­schla­ge­ne 4-Ta­ge-Wo­che bei Lohn­ver­zicht, aber oh­ne Ent­las­sun­gen, als mit­tel- und lang­fris­tig im Ar­beit­neh­mer­inter­es­se lie­gen­de Ent­schei­dung dar, wie auch der An­ge­klag­te an­ge­sichts sei­ner ge­schil­der­ten Möglich­keit zu stra­te­gi­schem Den­ken er­kannt hat. Dafür, dass die­se Ent­schei­dung auf ei­ner un­rechtmäßigen Ein­fluss­nah­me be­ruht, ist auch sonst nichts er­sicht­lich. Die Ent­schei­dung wur­de zu­dem be­reits 1993 und da­mit vor der Gewährung der Son­der­bo­ni und der wei­te­ren Vergüns­ti­gun­gen ge­trof­fen. Auch späte­re Ent­schei­dun­gen des Ge­samt­be­triebs­aus­schus­ses -wie z. B. das Pro­jekt "5000 x 5000"- spre­chen nicht für ei­ne Ent­schei­dung al­lein auf Grund un­rechtmäßiger Be­ein­flus­sung. Al­lei­ni­ge Ent­schei­dun­gen wa­ren dem An­ge­klag­ten als Mit­glied ei­nes Gre­mi­ums oh­ne­hin nicht möglich. Die Zeu­gen U und B3, der da­ma­li­ge Vor­sit­zen­de des V-Wer­kes S, als Mit­glie­der des GBA ha­ben be­kun­det, dass zum Teil um Ent­schei­dun­gen im Gre­mi­um ge­run­gen wur­de und die Zu­stim­mung im Hin­blick auf das Pro­jekt "5000 x 5000" erst auf po­li­ti­sche Ein­fluss­nah­me hin er­folgt sei; zunächst sei die­ses Pro­jekt vom Ge­samt­be­triebs­rat ab­ge­lehnt wor­den. Es gibt auch kei­ne An­halts­punk­te dafür, dass der An­ge­klag­te nach Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­trags mit B1 oder der Re­du­zie­rung der Rei­se­kos­ten ab An­fang 2004 sei­ne Ent­schei­dun­gen nun­mehr we­ni­ger am Wohl des Un­ter­neh­mens aus­ge­rich­tet hätte.

Zur Über­zeu­gung der Kam­mer hat der An­ge­klag­te V be­reits bei dem Gespräch mit H1 aus den Ge­samt­umständen er­kannt, dass H1 ihm nur we­gen sei­ner Po­si­ti­on als Be­triebs­rats­vor­sit­zen­der heim­li­che Son­der­zah­lun­gen zu­kom­men las­sen woll­te. Es war be­reits da­mals klar, dass aus­sch­ließlich der An­ge­klag­te in den Ge­nuss die­ser Zah­lun­gen kom­men soll­te, es wur­de Ver­trau­lich­keit

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ver­ein­bart und der An­ge­klag­te wuss­te aus sei­ner ei­ge­nen Tätig­keit in der Kom­mis­si­on, dass H1 nicht be­fugt war, die­se Ent­schei­dung al­lein zu tref­fen. An­de­re Gründe für die Gewährung der Zah­lun­gen nur an den An­ge­klag­ten gab es nicht.

Auch bei den ein­zel­nen Zah­lun­gen wur­de dies für ihn durch die heim­li­che Ab­wick­lung über den ei­gent­lich un­zuständi­gen Herrn H2 per Te­le­fo­nat und den feh­len­den schrift­li­chen Be­scheid im­mer wie­der klar.

 

3. Tat­kom­plex Ab­rech­nun­gen :

Der An­ge­klag­te G hat sei­nen Auf­ga­ben­be­reich, die Gespräche mit H1 und die Art und Wei­se der Ab­rech­nun­gen im We­sent­li­chen wie fest­ge­stellt ge­schil­dert. Ab­wei­chend von den ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen hat er an­ge­ge­ben, dass H1 ihm ge­sagt ha­be, dass es bei der Erfüllung von Wünschen des An­ge­klag­ten V kei­ne Gren­ze ge­be.

H1 hat die Ein­las­sung des An­ge­klag­ten G hin­sicht­lich der ihm er­teil­ten An­wei­sung, den An­ge­klag­ten V gut zu be­han­deln bestätigt. Er ha­be G aber nicht ge­sagt, dass es für die Höhe der Kos­ten kei­ne Be­gren­zung ge­be. Viel­mehr sei er da­von aus­ge­gan­gen, dass G "die Kir­che im Dorf las­sen würde". Für die Rich­tig­keit die­ser Aus­sa­ge spricht sei­ne -auch vom An­ge­klag­ten G bestätig­te- Re­ak­ti­on An­fang 2004, als er die Höhe der ent­stan­de­nen Kos­ten er­kannt hat­te.

Die Kam­mer ist al­ler­dings der Über­zeu­gung, dass der An­ge­klag­te die An­wei­sung von H1 so ver­stan­den hat, dass es im Hin­blick auf V für die Kos­ten kei­ne Gren­zen gibt. Die­ses Verständ­nis wird durch die Be­kun­dung von H1 gestützt, dass er G we­der zur Höhe noch zur Art und Wei­se der Ab­rech­nung der Kos­ten Vor­ga­ben ge­macht ha­be. Zu­dem ha­be er, nach­dem er von W1 die Gesprächs­no­tiz vom 03.06.1997 be­kom­men ha­be, dies zum An­lass ge­nom­men, zum ei­nen sei­ne frühe­re An­wei­sung an G zu wie­der­ho­len und zum an­de­ren W1 durch B2 zu er­set­zen und die­sen aus der Kon­trol­le her­aus­zu­neh­men.

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Der Zeu­ge W1 hat bestätigt, dass er noch 1997 durch B2 ab­gelöst wur­de. Der Zeu­ge B2 hat die An­ga­ben von H1 da­hin­ge­hend bestätigt, dass er nicht ge­wusst ha­be, dass H2 Rei­se­kos­ten für Be­triebsräte ab­ge­rech­net ha­be. Er ha­be da­mit auch nicht ge­rech­net, da für die Rei­se­kos­ten des Be­triebs­rats ei­gent­lich S3 zuständig ge­we­sen sei. H1 ha­be ihm le­dig­lich ge­sagt, dass H2 ver­trau­li­che Zah­lun­gen ab­wi­cke­le, die er nicht kon­trol­lie­ren müsse.

Der An­ge­klag­te G hat den Sach­ver­halt hin­sicht­lich der ein­zel­nen Ab­rech­nun­gen bei den Ta­ten 1 - 40 ein­geräumt, die Fest­stel­lun­gen da­zu be­ru­hen auf sei­nen An­ga­ben.

Er hat ein­geräumt, mit die­sen Ab­rech­nun­gen bei der V AG die Er­stat­tung von Kos­ten gel­tend ge­macht zu ha­ben, die im We­sent­li­chen der be­vor­zug­ten Be­hand­lung von Be­triebs­rats­mit­glie­dern, ins­be­son­de­re des An­ge­klag­ten V als Vor­sit­zen­den des Ge­samt­be­triebs­aus­schus­ses, ge­dient hätten, was er auch ge­wusst ha­be. 

Der An­ge­klag­te G hat zu sei­ner ge­ne­rel­len Hand­ha­bung bei den Ab­rech­nun­gen, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der Ab­rech­nung mit Ei­gen­be­le­gen, Rech­nun­gen der Rei­se­cen­ter All­tours GmbH, Be­le­gen des "K" den Sach­ver­halt wie fest­ge­stellt ge­schil­dert. Die ein­zel­nen Ab­rech­nun­gen so­wie die da­mit ein­ge­reich­ten Be­le­ge sind im Selbst­le­se­ver­fah­ren ein­geführt wor­den. Bei den Rech­nun­gen der Rei­se­cen­ter All­tours GmbH war -we­gen der vom An­ge­klag­ten ge­schil­der­ten ge­ziel­ten all­ge­mei­nen Ab­fas­sung des Rech­nungs­tex­tes- die Zu­ord­nung zu ei­ner be­stimm­ten Rei­se­leis­tung er­schwert. Die­se Zu­ord­nung hat die Kam­mer durch Aus­wer­tung der eben­falls im Selbst­le­se­ver­fah­ren ein­geführ­ten Be­le­ge der Rei­se­cen­ter All­tours GmbH nach­voll­zie­hen können. Es han­delt sich da­bei im We­sent­li­chen um die Ein­gangs­rech­nun­gen des Rei­sebüros und Bu­chungs­bestäti­gun­gen, aus de­nen der Rei­sen­de, die Rei­se­da­ten, der Rei­se­ver­lauf und der Preis -wie fest­ge­stellt- er­kenn­bar sind. Die Zu­ord­nung konn­te an­hand der Prei­se, des zeit­li­chen Zu­sam­men­hangs zu den Aus­gangs­rech­nun­gen und der Zie­le der Dienst­rei­sen des An­ge­klag­ten V er­fol­gen. Der An­ge­klag­te G hat darüber hin­aus bei sei­nem Geständ­nis auch be­tont, dass die An­kla­ge­schrift zu die­sen Ta­ten sei­nen um­fang­rei­chen Ver­neh­mun­gen im Er­mitt-

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lungs­ver­fah­ren entspräche, er da­her die An­kla­ge­vorwürfe in vol­lem Um­fang bestäti­gen könne.

Auch der An­ge­klag­te V hat die ihm zur Last ge­leg­ten Ta­ten weit­ge­hend ein­geräumt und in­so­weit die Ein­las­sung des An­ge­klag­ten G bestätigt. Er ha­be ge­wusst, dass G die Kos­ten je­weils nicht selbst tra­gen würde, son­dern sich von der V AG er­stat­ten las­sen würde, um wei­te­re Ein­zel­hei­ten ha­be er sich da­zu nicht gekümmert.

Ab­wei­chend von den ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen hat er sich bei ein­zel­nen Ab­rech­nungs­pos­ten wie folgt ein­ge­las­sen:

Bei der Rei­se nach Seo­ul sei­en zwar meh­re­re Pro­sti­tu­ier­te im Zim­mer von G ge­we­sen, er ha­be da­mit aber nichts zu tun, denn er sei nur 20 Mi­nu­ten da­bei ge­we­sen und ha­be kei­ne Pro­sti­tu­ier­te in An­spruch ge­nom­men (Tat 2). Von den Rei­sen der B1 nach Ja­mai­ka, Köln und Rom (Ta­ten 7, 8, 13) ha­be er ge­wusst, Ab­spra­chen da­zu ha­be aber al­lein B1 mit G ge­trof­fen. Die Rei­se nach An­ta­lya sei als ge­mein­sa­me Ur­laubs­rei­se für ihn selbst und B1 ge­plant wor­den, er sei aber ver­hin­dert ge­we­sen und ha­be die Rei­se nicht wahr­neh­men können, um al­les Wei­te­re ha­be er sich nicht gekümmert (Tat 21). Den Maßan­zug (Tat 19) und die Mo­bil­te­le­fon­rech­nun­gen (Ta­ten 6, 15) ha­be G zwar auf sei­ne Ver­an­las­sung zunächst be­zahlt, er ha­be aber G die Kos­ten je­weils er­stat­tet. Die An­mie­tung der Woh­nung in Br sei auf sei­ne Initia­ti­ve er­folgt, er ha­be sie als Un­ter­kunft für auswärti­ge Be­triebs­rats­kol­le­gen nut­zen wol­len, zu ei­ner Nut­zung sei es aber tatsächlich nicht ge­kom­men (Tat 18).

Die Kam­mer ist auch in­so­weit der Ein­las­sung des An­ge­klag­ten G ge­folgt. Zum ei­nen ist be­reits nicht er­sicht­lich, war­um der An­ge­klag­te G den An­ge­klag­ten V hin­sicht­lich die­ser Ein­zel­hei­ten hätte wahr­heits­wid­rig be­las­ten sol­len. Zum an­de­ren spre­chen auch die Ge­samt­umstände je­weils für die Rich­tig­keit der An­ga­ben des An­ge­klag­ten G.

Der An­ge­klag­te V hat hin­sicht­lich der In­an­spruch­nah­me ei­ner Pro­sti­tu­ier­ten in Seo­ul bestätigt, dass es meh­re­re Pro­sti­tu­ier­te gab, mit de­nen auf dem Ho­tel­zim­mer von G ge­fei­ert wur­de, und dass er selbst kur­ze Zeit bei die­ser Fei­er da­bei

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war. Dies bestätigt zur Über­zeu­gung der Kam­mer die Ein­las­sung des An­ge­klag­ten G, dass die Pro­sti­tu­ier­ten wie auch bei den sons­ti­gen Ge­le­gen­hei­ten auf Ver­an­las­sung von V be­stellt wur­den. Dass der An­ge­klag­te V letzt­lich kei­ne Pro­sti­tu­ier­te auf sein Zim­mer mit­ge­nom­men hat, steht der Ver­an­las­sung der Kos­ten durch ihn nicht ent­ge­gen. 

Hin­sicht­lich sämt­li­cher Rei­sen der B1 und der pri­va­ten Rei­sen des An­ge­klag­ten V hat der An­ge­klag­te G be­kun­det, dass es je­weils ei­ne ent­spre­chen­de An­wei­sung von V ge­ge­ben ha­be, le­dig­lich die Ein­zel­hei­ten da­zu ha­be er an­sch­ließend mit B1 be­spro­chen. Dass G oh­ne An­wei­sung des An­ge­klag­ten al­lein mit B1 Ab­spra­chen zu Rei­sen ge­trof­fen hat, hält die Kam­mer für aus­ge­schlos­sen, denn dies hätte da­zu führen können, dass B1 für sich Pläne macht, die der Pla­nung des An­ge­klag­ten V nicht ent­spre­chen. G hat den Ab­lauf le­bens­nah ge­schil­dert, dass er für die Zu­frie­den­heit des An­ge­klag­ten V sor­gen woll­te und da­her die Ab­stim­mung hin­sicht­lich der zu bu­chen­den Rei­sen im­mer mit ihm er­folg­te. Für die Ein­bin­dung des An­ge­klag­ten V spricht darüber hin­aus, dass es auch bei den Rei­sen, die B1 al­lein un­ter­nom­men hat, im­mer wie­der den Be­zug zu ihm gab: Tref­fen während der Sprach­rei­sen nach Lon­don und in Köln, der Auf­ent­halt auf Ja­mai­ka schloss sich un­mit­tel­bar an die ge­mein­sa­me Rei­se nach Ku­ba an und die Rei­se nach Rom lag zwi­schen Tref­fen in Bar­ce­lo­na und Ve­ro­na. Auch die Rei­se in die Türkei war zunächst als ge­mein­sa­me Rei­se ge­plant und so­mit vom An­ge­klag­ten V ver­an­lasst wor­den.

Ei­ne Kos­ten­er­stat­tung hin­sicht­lich der Kos­ten für den Maßan­zug und die Mo­bil­te­le­fo­ne durch den An­ge­klag­ten V hat der An­ge­klag­te G aus­ge­schlos­sen. Dass die­se Kos­ten bei ei­nem Her­ren­aus­stat­ter in Br auf sei­ne Ver­an­las­sung zunächst vom An­ge­klag­ten G be­zahlt wur­den, hat der An­ge­klag­te V ein­geräumt. Nach­voll­zieh­ba­re Gründe, war­um er die­se Kos­ten an­sch­ließend er­stat­tet ha­ben soll­te, an­statt -wie er es bei den Kos­ten für die fest­ge­stell­ten Rei­sen und Pro­sti­tu­ier­te ein­geräumt hat- G die Er­stat­tung bei der V AG vor­neh­men zu las­sen, konn­te der An­ge­klag­te nicht nen­nen. Für die Rich­tig­keit der An­ga­ben des An­ge­klag­ten G spricht, dass der An­ge­klag­te V zur Über­zeu­gung der Kam­mer an­sons­ten die Kos­ten gleich selbst hätte zah­len können.

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Der An­ge­klag­te V hat zwar be­haup­tet, dass er bei der Ab­ho­lung zufällig we­der aus­rei­chend Bar­geld noch Geld- oder Kre­dit­kar­te bei sich geführt ha­be und G nur des­halb be­zahlt ha­be. Dies hält die Kam­mer aber nach den Ge­samt­umständen für ei­ne Schutz­be­haup­tung.

Hin­sicht­lich der Mo­bil­te­le­fo­ne hätte es zwar für die ursprüng­li­che Kos­tenüber­nah­me durch den An­ge­klag­ten G den nach­voll­zieh­ba­ren Grund der Ver­heim­li­chung vor der Ehe­frau des An­ge­klag­ten V ge­ben können. Ge­gen ei­ne Kos­ten­er­stat­tung spricht aber wie­der­um die sons­ti­ge Hand­ha­bung so­wie der Um­stand, dass die An­ga­ben des An­ge­klag­ten V zu die­sem Punkt va­ge blie­ben: er ha­be mit G ver­ein­bart, dass er für die Kos­ten auf­kom­me, G ha­be ihm dann im­mer mal wie­der ge­sagt, dass ein Be­trag of­fen sei, den ha­be er G je­weils bar aus­gehändigt, ins­ge­samt et­wa 1.000 bis 1.500 Eu­ro. Die Kam­mer ist auch in­so­weit der Über­zeu­gung, dass die An­ga­ben des An­ge­klag­ten G zu­tref­fend sind. Es nicht nach­voll­zieh­bar, war­um G, wenn ei­ne Kos­ten­er­stat­tung durch V ver­ein­bart wor­den wäre, die­sem nur ei­nen Teil der tatsächlich ent­stan­de­nen Kos­ten ge­nannt ha­ben soll­te und den Rest ei­genmäch­tig bei der V AG zur Er­stat­tung gel­tend ge­macht ha­ben soll­te.

Sch­ließlich ist die Kam­mer der Über­zeu­gung, dass die Woh­nung in Br auch nach der Vor­stel­lung des An­ge­klag­ten V aus­sch­ließlich für Tref­fen mit Pro­sti­tu­ier­ten ge­nutzt wer­den soll­te. Der An­ge­klag­te hat hin­sicht­lich der von ihm be­haup­te­ten ge­plan­ten Nut­zung durch auswärti­ge Be­triebs­rats­kol­le­gen dar­auf ver­wie­sen, dass ab und an Be­triebs­rats­kol­le­gen kämen, de­ren Be­su­che "nicht al­le mit­be­kom­men soll­ten". Auf Nach­fra­ge hat er aus­geführt, dass das et­wa 3 - 4 Mal im Jahr vor­kom­me. Ei­nen Grund dafür, dass es für die­se sel­te­nen Fälle nicht möglich ge­we­sen wäre, je­weils ein Ho­tel­zim­mer in Br an­zu­mie­ten, konn­te der An­ge­klag­te nicht nen­nen. Er hat auch ein­geräumt, dass die Woh­nung tatsächlich nie als Be­triebs­rats­un­ter­kunft ge­nutzt wur­de. Viel­mehr hat er nach ei­ge­nen An­ga­ben die Woh­nung zwei­mal für Tref­fen mit Pro­sti­tu­ier­ten ge­nutzt. Auch H1 hat bestätigt, dass er selbst die Woh­nung ein­mal für ein Tref­fen mit ei­ner Pro­sti­tu­ier­ten ge­nutzt ha­be. Dies ent­spricht den An­ga­ben, die der An­ge­klag­te G zur tatsächli­chen Nut­zung ge­macht hat. In­so­weit be­steht auch Übe­rein­stim­mung zu dem vom An­ge­klag­ten G ge­schil­der­ten Gesprächs­in­halt mit V, nämlich dass die­ser die An­mie­tung ei­ner Woh­nung in Br für dis­kre­te Tref­fen mit Pro­sti­tu­ier­ten

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für sich selbst und H1 gewünscht ha­be. Er ha­be so­wohl dem An­ge­klag­ten V als auch H1 ei­nen Schlüssel für die Woh­nung über­las­sen. Für die Rich­tig­keit spricht schließlich, dass auch die bei­den Mit­ar­bei­te­rin­nen des An­ge­klag­ten G, W2 und Z., bestätigt ha­ben, dass G ih­nen da­mals ge­sagt ha­be, dass für V und H1 ei­ne ex­klu­siv aus­ge­stat­te­te Woh­nung für Tref­fen mit Frau­en ge­sucht wer­den soll­te. An­ge­sichts des so­wohl von den bei­den Zeu­gin­nen als auch von der wei­te­ren Mit­ar­bei­te­rin N2 übe­rein­stim­mend ge­schil­der­ten gu­ten Ar­beits­kli­mas mit dem An­ge­klag­ten G und des Um­stands, dass es W2 war, die an­sch­ließend vom An­ge­klag­ten G be­auf­tragt wur­de, ei­ne ent­spre­chen­de Woh­nung zu su­chen und sich um die Re­no­vie­rung zu kümmern, gab es kei­nen Grund für den An­ge­klag­ten, da­mals ei­nen an­de­ren als den ihm von V tatsächlich ge­nann­ten Zweck zu nen­nen.

Zu den wei­te­ren Kos­ten, die durch Ei­gen­be­le­ge bei der V AG zur Er­stat­tung ein­ge­reicht wur­den, hat die Kam­mer nur zum Teil Fest­stel­lun­gen zur kon­kre­ten Ver­wen­dung tref­fen können. Dass der An­ge­klag­te G über die fest­ge­stell­ten Ein­zel­hei­ten hin­aus kei­ne wei­te­ren An­ga­ben da­zu ma­chen konn­te, war an­ge­sichts der Gleichförmig­keit und Be­lie­big­keit die­ser Be­le­ge nach­voll­zieh­bar. Der An­ge­klag­te G hat da­zu ge­schil­dert, dass er die auf­ge­lau­fe­nen Geld­beträge je­weils auf meh­re­re Ei­gen­be­le­ge ver­teilt ha­be, da­mit dies für meh­re­re statt­ge­fun­de­ne Rei­sen als plau­si­bel er­schei­ne, ei­ne di­rek­te Zu­ord­nung sei nicht er­folgt. Die Zeu­gin Z., die für G die Be­le­ge zu den ein­zel­nen Ab­rech­nun­gen zu­sam­men­stell­te und auch die Ei­gen­be­le­ge auf sei­ne An­wei­sung fer­tig­te, hat bestätigt, dass sie da­zu ha­be nach­fra­gen müssen, dann ha­be G ihr die Sum­men ge­nannt.

Die Kam­mer ist der Über­zeu­gung, dass auch die mit den Ei­gen­be­le­gen ab­ge­rech­ne­ten Aus­ga­ben im We­sent­li­chen dem An­ge­klag­ten V und wei­te­ren Be­triebs­rats­mit­glie­dern zu­gu­te ka­men, wie es der An­ge­klag­te G ein­geräumt hat. Hin­sicht­lich der fest­ge­stell­ten re­gelmäßigen Bar­geld­zah­lun­gen für pri­va­te Zwe­cke an den An­ge­klag­ten V, an sei­nen Stell­ver­tre­ter S2 und an den Geschäftsführer des Ge­samt­be­triebs­rats U hat­te die Kam­mer kei­ne Zwei­fel an der Rich­tig­keit der ent­spre­chen­den An­ga­ben des An­ge­klag­ten G. Der Zeu­ge U hat bestätigt, dass er we­gen der An­nah­me ei­ner der­ar­ti­gen Zah­lung rechts­kräftig we­gen Bei­hil­fe zur Un­treue ver­ur­teilt wor­den ist. Er hat glaub­haft ge­schil­dert, dass er in glei­cher Art und Höhe mehr­fach Bar­geld von G be­kom­men ha­be.

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Der An­ge­klag­te V hat­te zunächst be­strit­ten, von G Bar­geld be­kom­men zu ha­ben. Im Ver­lauf der Haupt­ver­hand­lung hat er dann bestätigt, dass es anläss­lich von Rei­sen re­gelmäßig Zah­lun­gen in der fest­ge­stell­ten Höhe ge­ge­ben ha­be, nach sei­ner Er­in­ne­rung et­wa bei je­der zwei­ten Rei­se. Er hat zwar be­haup­tet, dass er die­se Geld­beträge je­weils für dienst­li­che Zwe­cke ver­wen­det ha­be, so ha­be er da­von an­de­re Be­triebsräte zum Es­sen ein­ge­la­den. Dies hat je­doch der An­ge­klag­te G, der bei die­sen Ver­an­stal­tun­gen stets da­bei war, aus­ge­schlos­sen. Die Kam­mer war auch in­so­weit von der Rich­tig­keit sei­ner An­ga­ben über­zeugt, denn dafür sprach die bestätig­te ver­gleich­ba­re Hand­ha­bung bei U so­wie der Um­stand, dass der An­ge­klag­te V auf Nach­fra­gen ein­geräumt hat, dass er mit G nie ei­ne Ab­rech­nung hin­sicht­lich des er­hal­te­nen Bar­gelds vor­ge­nom­men ha­be, es ha­be auch kei­ne Rück­zah­lun­gen an G ge­ge­ben. Dass der An­ge­klag­te G auch wei­te­re Aus­ga­ben für pri­va­te Rei­sen des An­ge­klag­ten und B1 getätigt hat, er­gibt sich zum ei­nen aus den An­ga­ben des An­ge­klag­ten V, der ein­geräumt hat, dass auch sei­ne Kos­ten für den Flug nach Ve­ro­na und den dor­ti­gen Ho­tel­auf­ent­halt von G über­nom­men wur­den. Zum an­de­ren er­gab es sich aus ein­zel­nen Be­le­gen, die im Selbst­le­se­ver­fah­ren ein­geführt wur­den. So folgt z. B. aus dem Te­le­fax der Rei­se­cen­ter All­tours GmbH vom 10.03.2003, dass bei dem Aus­flug nach Ca­sa­blan­ca nicht nur der mit der Rech­nung vom 17.03.2003 ab­ge­rech­ne­te Flug (Ab­rech­nung Nr. 17 im Jahr 2003), son­dern auch das Ho­tel­zim­mer zum Preis von 272,- Eu­ro über G ab­ge­rech­net wur­de und aus den Bu­chungs­bestäti­gun­gen All­tours und Cook vom 25.06.2003 so­wie der Gut­schrift Aer­ti­cket AG vom 26.06.2003, dass bei der Rei­se von B1 und de­ren Freun­din F. in die Türkei nicht nur die Flüge von Han­no­ver nach An­ta­lya (Ab­rech­nung Nr. 19 im Jahr 2003), son­dern auch der Ho­tel­auf­ent­halt zum Ge­samt­preis von 2.660,- Eu­ro und der Flug der F. von Lon­don nach Han­no­ver und zurück zum Preis vom 798,72 Eu­ro von G be­zahlt wur­den. Fer­ner hat W2 als Zeu­gin glaub­haft bestätigt, dass wei­te­re Kos­ten für B1 über die Kre­dit­kar­te des An­ge­klag­ten G ab­ge­rech­net wor­den sei­en. Die Kre­dit­kar­ten­num­mer ha­be bei je­der Ho­tel­bu­chung für sie an­ge­ge­ben wer­den müssen, da­mit die im Ho­tel an­fal­len­den Kos­ten eben­falls un­mit­tel­bar von G be­gli­chen würden.

Sch­ließlich glaubt die Kam­mer dem An­ge­klag­ten G auch, dass er auf Rei­sen auch für aus­gewähl­te wei­te­re Be­triebs­rats­mit­glie­der, die der An­ge­klag­te V be­stimm­te, Pro­sti­tu­ier­te be­zahlt und die Kos­ten über Ei­gen­be­le­ge ab­ge­rech­net hat.

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Der Zeu­ge U hat glaub­haft des­sen An­ga­ben zu die­sem Kreis bestätigt, zu dem außer ihm selbst ins­be­son­de­re noch Vs Ver­tre­ter S2 und L2, der da­ma­li­ge Be­triebs­rats­vor­sit­zen­de des V-Wer­kes H, gehörten. Der Zeu­ge hat wei­ter be­kun­det, dass er zwar kei­ne aus­drück­li­chen An­wei­sun­gen von V an G da­zu mit­be­kom­men ha­be. Aus dem Um­gang der bei­den mit­ein­an­der, der von der höher­ran­gi­gen Funk­ti­on Vs ge­prägt ge­we­sen sei, ha­be er aber den Ein­druck ge­won­nen, dass G zu­min­dest ge­mein­sam mit V kei­nes­falls al­lein- den Kreis der Begüns­tig­ten fest­leg­te.

Hin­sicht­lich des An­ge­klag­ten V war das Ver­fah­ren bezüglich die­ser wei­te­ren mit Ei­gen­be­le­gen ab­ge­rech­ne­ten Kos­ten vorläufig ein­ge­stellt bzw. die Straf­ver­fol­gung be­schränkt wor­den auf die An­kla­ge­vorwürfe (§§ 154 Abs. 1, 154a Abs. 1 St­PO); zu ei­ner Wie­der­ein­be­zie­hung hat die Kam­mer kei­ne Ver­an­las­sung ge­se­hen. 

Dass mit den Ei­gen­be­le­gen auch dienst­li­che Kos­ten ab­ge­rech­net wur­den, ent­spricht den An­ga­ben des An­ge­klag­ten G, es konn­te an­ge­sichts der Ver­mi­schung sei­ner Kon­ten auch nicht aus­ge­schlos­sen wer­den. Die Kam­mer ist je­doch der Über­zeu­gung, dass die­se Kos­ten nur ei­nen ge­ringfügi­gen Teil aus­ma­chen, denn der An­ge­klag­te G hat im­mer wie­der be­tont, dass er ver­sucht hat, möglichst plau­si­bel ab­zu­rech­nen. So hat er für die Auf­wen­dun­gen im Bor­dell­be­trieb "K" auch im­mer an­geb­li­che Be­wir­tungs­rech­nun­gen vor­ge­legt.

Bei­de An­ge­klag­ten wuss­ten, dass der An­ge­klag­te V kei­nen An­spruch auf die Er­stat­tung pri­va­ter Kos­ten für sich selbst und B1 hat­te. Es war auch für bei­de An­ge­klag­ten klar, dass die Kos­ten nur des­halb über­nom­men wur­den, weil der An­ge­klag­te Vor­sit­zen­der des Ge­samt­be­triebs­ra­tes war. Dem An­ge­klag­ten G war dies be­reits auf­grund der An­wei­sung von H1 klar. Auch für den An­ge­klag­ten V war klar, dass die Kos­tenüber­nah­me nicht et­wa we­gen ei­ner persönli­chen Freund­schaft, son­dern we­gen sei­ner Funk­ti­on als wich­tigs­tes Be­triebs­rats­mit­glied im V-Kon­zern er­folg­te. Der An­ge­klag­te G hat ein­geräumt, dass ihm klar ge­we­sen sei, dass er an ei­ner Begüns­ti­gung von Be­triebsräten durch das Un­ter­neh­men mit­ge­wirkt ha­be. Er ha­be auch mo­ra­li­sche Be­den­ken ge­habt, dass ein Be­triebs­rat durch der­ar­ti­ge Son­der­vergüns­ti­gun­gen das Ver­trau­en der von ihm ver­tre­te­nen Mit­ar­bei­ter ver­letz­ten könne. Auf­grund der An­wei­sung des Per­so­nal­vor­stands

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H1 sei er da­von aus­ge­gan­gen, dass des­sen Ent­schei­dung mit dem ge­sam­ten Vor­stand ab­ge­stimmt sei und im In­ter­es­se des Un­ter­neh­mens er­fol­ge.

Dass an­de­re Vor­stands­mit­glie­der von der Vor­zugs­be­hand­lung der Be­triebsräte wuss­ten, ist dies durch die Be­weis­auf­nah­me nicht bestätigt wor­den. Von den Be­vor­zu­gun­gen wuss­te der ge­son­dert ver­folg­te Per­so­nal­vor­stand H1, der bestätigt hat, die­se Vor­zugs­be­hand­lung selbst an­ge­ord­net zu ha­ben. Da­ge­gen gibt es kei­ne An­halts­punk­te dafür, dass wei­te­re Vor­stands­mit­glie­der, wie die Vor­stands­vor­sit­zen­den P1 und später P2 so­wie die wei­ter ver­nom­me­nen Vor­stands­mit­glie­der, die Zeu­gen N1 und A. von dem Ab­rech­nungs­we­sen des An­ge­klag­ten G ge­wusst hätten. Dies er­gibt sich zunächst aus den Be­kun­dun­gen die­ser Zeu­gen, die ei­ne Kennt­nis der Vorgänge von sich ge­wie­sen ha­ben. Für die Rich­tig­keit die­ser Aus­sa­gen spricht auch die heim­li­che Ab­wick­lung über die Ab­tei­lung "Ge­halts­ab­rech­nung Führungs­kräfte" und die Ab­schaf­fung anfäng­lich noch vor­han­de­ner Kon­trol­len durch H1. Wel­che Kos­ten sich hin­ter den Ei­gen­be­le­gen und den All­tours-Rech­nun­gen ver­bar­gen, wuss­te nur der An­ge­klag­te G, der sie selbst aus­gelöst hat­te. Zum Kreis der Wis­sen­sträger gehörten -mit Ab­stri­chen- auch die Mit­ar­bei­te­rin­nen des An­ge­klag­ten G, die Zeu­gin­nen Z, W2 und N2. Die Zeu­gin W2 ging da­bei auch da­von aus, dass dies vom Vor­stand -je­den­falls von H1- ab­ge­seg­net war. Sie ha­be mit­be­kom­men, dass die Kos­ten u.a. für Pro­sti­tu­ier­te ab­ge­rech­net wur­den, ha­be sich aber nicht ge­traut, an­de­re Per­so­nen zu in­for­mie­ren, denn sie ha­be nicht die­je­ni­ge sein wol­len, "die den St­ein ins Rol­len bringt".

Auch der Zeu­ge H2, der die Zah­lun­gen vor­ge­nom­men hat, wuss­te an­ge­sichts der be­wuss­ten Ver­schleie­rung der Kos­ten durch die Ver­wen­dung der Ei­gen­be­le­ge nicht, wel­che Kos­ten sich da­hin­ter ver­bar­gen. Die An­wei­sung, trotz der Nich­t­er­kenn­bar­keit der Kos­ten die Ab­rech­nun­gen von G zu be­glei­chen, hat er von H1 er­hal­ten. Ähn­li­ches gilt für den Zeu­gen W1 als Vor­ge­setz­ten von H2. Zwar hat­ten so­wohl W1 als auch H2 be­reits 1997 Be­den­ken ge­gen die stei­gen­den Kos­ten und die Ver­wen­dung von Ei­gen­be­le­gen durch G, wie sich aus ih­rem Ver­merk vom 03.06.1997 er­gibt, der auch ih­rer ei­ge­nen Ab­si­che­rung die­nen soll­te, wie W1 bestätigt hat. Die­sen Ver­merk hat H1 zum An­lass ge­nom­men, bei dem Wech­sel von W1 zu B2 den Zeu­gen B2 an­zu­wei­sen, die von G ein­ge­reich­ten und von H2

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be­ar­bei­te­ten Ab­rech­nun­gen nicht zu prüfen. Da­her ist nach­voll­zieh­bar, dass im Tat­zeit­raum we­der W1 noch B2 Kennt­nis von Art und Um­fang der ab­ge­rech­ne­ten Kos­ten noch von den von G ver­wen­de­ten Ei­gen­be­le­gen hat­te.

Da­durch, dass S5 von H1 auch noch aus der Prüfung her­aus­ge­nom­men wur­de, wur­de der Kreis po­ten­ti­el­ler Wis­sen­sträger er­neut re­du­ziert.

Die­se kon­se­quen­te Re­du­zie­rung von Wis­sen­strägern bei den in die Ab­wick­lung ein­be­zo­ge­nen Per­so­nen spricht dafür, dass es kei­ne Kennt­nis wei­te­rer Vor­stands­mit­glie­der gab, da H1 die Ab­wick­lung sonst nicht so ver­deckt hätte ab­wi­ckeln las­sen müssen.

P2 hat be­kun­det, dass er erst Mit­te 2005 Kennt­nis von den Ab­rech­nun­gen be­kom­men ha­be. Er ha­be da­mals von Lie­fe­ran­ten gehört, dass für ei­nen Ver­trag in In­di­en Kick-Back-Zah­lun­gen an S4 und den An­ge­klag­ten G ver­ein­bart wer­den sol­len. Dar­auf­hin ha­be er die Kon­zern­re­vi­si­on ein­ge­schal­tet, bei de­ren Prüfun­gen sei En­de Ju­li 2005 die Ab­rech­nungs­me­tho­de von G ent­deckt wor­den sei. Da­durch ha­be er erst­ma­lig Kennt­nis von den ver­wen­de­ten Ei­gen­be­le­gen be­kom­men. Dafür, dass der Zeu­ge P2 von dem Ei­gen­be­legs­we­sen nichts wuss­te, zeugt auch ei­ne wei­te­re Be­kun­dung des Zeu­gen B2, der an­ge­ge­ben hat, dass P2 ihn Mit­te 2005 zu sich ge­ru­fen ha­be. P2 ha­be rat­los über den Ei­gen­be­le­gen ge­ses­sen und ihn ge­fragt, ob er so et­was schon ein­mal ge­se­hen ha­be.

Wei­ter spricht das Vor­ge­hen von H1 An­fang 2004 für die al­lei­ni­ge Ver­ant­wor­tung von H1 und des An­ge­klag­ten G für das Ab­rech­nungs­we­sen. Nach­dem P2 den Auf­trag an H1 er­teilt hat­te, den Vor­fall mit G zu klären, wo­bei er hin­sicht­lich des Ho­tel­auf­ent­halts auch ei­nen mögli­chen Spe­sen­be­trug an­sprach, nahm H1 Ein­blick in die Ab­rech­nun­gen. Als Kon­se­quenz hat er G an­ge­wie­sen, kei­ne Ei­gen­be­le­ge mehr zu ver­wen­den. Nach die­ser An­ord­nung hat der An­ge­klag­te G Ei­gen­be­le­ge auch tatsächlich nicht mehr ver­wen­det. Die Höhe der Rei­se­kos­ten in die­sem Be­reich ging dar­auf­hin, wie H1 be­kun­det hat, um 85% zurück. Wei­te­re Kon­se­quenz war der Auf­trag an G, die Woh­nung in Br auf­zulösen. Die Zeu­gin W2 hat be­kun­det, dass ihr G nach dem Gespräch mit H1 die An­wei­sung er­teilt

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hat, die Woh­nung auf­zulösen und die Un­ter­la­gen da­zu zu ver­nich­ten. Die­se Re­ak­tio­nen spre­chen eben­falls dafür, dass H1 ei­ne Ent­de­ckung der ho­hen Rei­se­kos­ten fürch­te­te, mit­hin ein Ein­verständ­nis oder Wis­sen an­de­rer Vor­stands­mit­glie­der ge­ra­de nicht vor­lag.

Auch der An­ge­klag­te V hat mit der Aus­wahl der­je­ni­gen, die am "Bei­pro­gramm" teil­nah­men, dafür ge­sorgt, dass Mit­wis­ser, wie z. B. U und L2, durch ih­re ei­ge­ne Ver­stri­ckung in das Sys­tem der Vergüns­ti­gun­gen dar­an ge­hin­dert wa­ren, an­de­re außer­halb des Krei­ses der Ein­ge­weih­ten zu in­for­mie­ren.

Sch­ließlich hat die Kam­mer durch die Be­weis­auf­nah­me auch kei­ne An­halts­punk­te dafür ge­won­nen, dass Mit­ar­bei­ter der Kon­zern­re­vi­si­on -und mit ihr even­tu­ell der Vor­stands­vor­sit­zen­de als de­ren di­rek­ter Vor­ge­setz­ter- vor der Ent­de­ckung Mit­te 2005 von dem Ab­rech­nungs­sys­tem wuss­ten.

Die Zeu­gen S8, der da­ma­li­ge Lei­ter des Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­ats, und A, der da­ma­li­ge Vor­stand für Con­trol­ling und Rech­nungs­we­sen, ha­ben eben­so wie P1 und P2 glaub­haft dar­ge­legt, dass sie kei­ne Auf­träge an die Re­vi­si­on zur Über­prüfung der Kos­ten­stel­le 1860 des H1 er­teilt ha­ben. Auch der Zeu­ge R4 als da­ma­li­ger Lei­ter der Kon­zern­re­vi­si­on hat be­kun­det, dass er we­der der­ar­ti­ge Auf­träge er­hal­ten noch selbst Prüfun­gen der Kos­ten­stel­le 1860 des H1 an­ge­ord­net ha­be.

So­weit der An­ge­klag­te G sich ein­ge­las­sen hat, er ha­be bei dem Lei­ter der Steu­er­ab­tei­lung, H4, hin­sicht­lich der Ab­rech­nungs­wei­se nach­ge­fragt und S4 ha­be für ihn bei R4 nach­ge­fragt, hat er selbst nicht be­haup­tet, dass da­bei of­fen ge­legt wor­den sei, wofür die Kos­ten an­fie­len. Die An­fra­gen be­zo­gen sich le­dig­lich dar­auf, ob die Ver­aus­la­gung von Kos­ten über sei­ne Pri­vat­kon­ten steu­er­recht­lich zu be­an­stan­den sei so­wie auf die Fra­ge der ge­ne­rel­len Zulässig­keit der Ver­wen­dung von Ei­gen­be­le­gen. Dem­ent­spre­chend hat er auch le­dig­lich die Ant­wort be­kom­men, dass die Ver­aus­la­gung un­pro­ble­ma­tisch sei und auch die Ver­wen­dung von Ei­gen­be­le­gen zulässig sei. Der Zeu­ge H4 hat da­zu erläutert, dass er sich Ei­gen­be­le­ge in ei­ner Größen­ord­nung von meh­re­ren Hun­dert bis Tau­send Eu­ro vor­ge­stellt ha­be. Das ha­be er als möglich an­ge­se­hen, da es im­mer mal wie­der Kos­ten wie Trink­geld ge­be, für die kei­ne Be­le­ge aus­ge­stellt würden. Dass sämt­li­che Ab­rech-

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nun­gen von G als steu­er­lich nicht ab­zugsfähig ein­ge­stuft wor­den sei­en, ha­be er nicht ge­wusst. Die tatsächli­che Größen­ord­nung der Ei­gen­be­le­ge, die ihm nun­mehr be­kannt ge­wor­den sei, ha­be er sich nicht vor­stel­len können, ihm sei auch nichts über die Art der Kos­ten be­kannt ge­wor­den. Glei­ches hat der Zeu­ge R4 glaub­haft be­kun­det.

Auch die Be­kun­dun­gen des Zeu­gen S9 ge­ben kei­ne An­halts­punk­te für die Kennt­nis von Mit­ar­bei­tern der Kon­zern­re­vi­si­on von der Ab­rech­nungs­pra­xis des An­ge­klag­ten G zu ei­nem frühe­ren Zeit­punkt als Mit­te 2005. Der Zeu­ge S9 -frühe­rer stell­ver­tre­ten­der Ab­tei­lungs­lei­ter der V AG im Werk K- hat zwar be­kun­det, dass er im Ab­rech­nungs­sys­tem der V AG Auffällig­kei­ten ent­deckt ha­be, die ei­ne Ver­schwen­dung von bis zu 3,2 Mil­li­ar­den Eu­ro be­legt hätten. Im An­schluss an ein Schrei­ben vom 02.04.2003 an den da­ma­li­gen Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den P1 ha­be er sich mit dem Zeu­gen F von der Kon­zern­re­vi­si­on ge­trof­fen und die­sem am 10.04. oder 14.04.2003 sei­ne aus dem Sys­tem stam­men­den Un­ter­la­gen darüber ge­ge­ben. Die­se Un­ter­la­gen, de­ren Er­halt F. quit­tiert ha­be, hätten auch die Kos­ten­stel­le 1860 des Per­so­nal­vor­stands H1 be­trof­fen.

Die Kam­mer hält die­se An­ga­ben für wahr­heits­wid­rig. Der Zeu­ge S9, des­sen Ar­beits­verhält­nis Mit­te 2003 gekündigt wur­de und der Rechts­strei­tig­kei­ten im Hin­blick auf Ar­beit­neh­mer­er­fin­dun­gen ge­gen die V AG führt und 2003 schon führ­te, hat zur Über­zeu­gung der Kam­mer le­dig­lich das Me­di­en­in­ter­es­se an die­sem Ver­fah­ren für sich nut­zen wol­len. Bei der von S9 vor­ge­leg­ten Ko­pie ei­ner Emp­fangs­bestäti­gung oh­ne Da­tum han­delt es sich zur Über­zeu­gung der Kam­mer um ei­ne Fälschung. Die Erklärung des Zeu­gen, war­um er nur ei­ne Ko­pie be­sit­ze, über­zeug­te nicht. S9 hat da­zu be­kun­det, dass er das Ori­gi­nal, das F bei ei­nem Tref­fen in ei­nem Ho­tel in K un­ter­zeich­net ha­be, in sei­nem Schrank im V-Werk ver­wahrt ha­be. Der Schrank sei nach sei­ner Kündi­gung vom Werk­schutz auf­ge­bro­chen wor­den, die dar­in be­find­li­chen Un­ter­la­gen sei­en ihm nicht her­aus­ge­ge­ben wor­den. Da­her ha­be er nur noch die Ko­pie, die er zu Hau­se ver­wahrt ha­be. An­ge­sichts der be­reits da­mals be­ste­hen­den Aus­ein­an­der­set­zung mit sei­nem Ar­beit­ge­ber hält es die Kam­mer nicht für nach­voll­zieh­bar, dass S9 die­ses aus sei­ner Sicht so wich­ti­ge Schriftstück in das V-Werk ge­bracht und dort ge­la­gert hat und da­ge­gen die Ko­pie zu Hau­se be­hielt. Es hätte sich auf­ge­drängt, es ge­ra­de an­ders­her­um zu ma­chen.

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Auf der Emp­fangs­bestäti­gung fin­det sich der Na­mens­zug A F, des­sen Dienst­stel­le und Te­le­fon­num­mer. F hat be­kun­det, dass er die Emp­fangs­bestäti­gung nicht un­ter­zeich­net ha­be, er ha­be al­ler­dings S9 zu ei­nem frühe­ren Zeit­punkt für wei­te­re Kon­tak­te ei­ne Vi­si­ten­kar­te ge­ge­ben, auf de­ren Rück­sei­te er sei­nen Na­men und sei­ne Te­le­fon­num­mer auf­ge­schrie­ben ha­be. Nach Einschätzung der Kam­mer ist die­se Vi­si­ten­kar­te auf die Emp­fangs­bestäti­gung ko­piert wor­den. Ge­gen ei­ne tatsächli­che Un­ter­schrift des Zeu­gen F spricht auch der auf­ge­nom­me­ne vollständi­ge Vor­na­me, der im Geschäfts­le­ben eher unüblich ist, so­wie der Um­stand, dass S9 zum Zeit­punkt der an­geb­li­chen Un­ter­schrift be­reits seit meh­re­ren Wo­chen Kon­takt zu F ge­habt und mit die­sem auch te­le­fo­niert hat­te. Dass F den­noch die Emp­fangs­bestäti­gung mit sei­ner Dienst­stel­le und Te­le­fon­num­mer ver­se­hen hätte, er­scheint nicht plau­si­bel.

Darüber hin­aus lie­fer­ten die Un­ter­la­gen des Zeu­gen S9 auch kei­nen Hin­weis auf das Ab­rech­nungs­we­sen des An­ge­klag­ten G. Der Zeu­ge F hat da­zu be­kun­det, er ha­be im Rah­men des auf Initia­ti­ve des Zeu­gen S9 ein­ge­lei­te­ten Er­mitt­lungs­ver­fah­rens der Staats­an­walt­schaft Braun­schweig zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt im Jahr 2003 Kennt­nis der Un­ter­la­gen er­hal­ten. Ei­ne Prüfung durch ihn hätte aber kei­ne Be­an­stan­dun­gen er­ge­ben. Bei ins­ge­samt 92 be­trof­fe­nen Kos­ten­stel­len hätten le­dig­lich 3 Rech­nun­gen die Kos­ten­stel­le 1860 be­trof­fen. Da­bei ha­be es sich um Aus­ga­ben für Zi­gar­ren in Höhe von 500 DM, ei­ne Mit­glied­schaft für W1 im Har­vard Club in Höhe von 200 DM und ei­ne Golf­ta­sche für Ab­schieds­ge­schenk für ei­nen Ver­triebs­mit­ar­bei­ter in Eng­land im Wert von 1.800 DM ge­han­delt. Ge­prüft ha­be er le­dig­lich die Plau­si­bi­lität die­ser Kos­ten, nicht da­ge­gen die ge­sam­te Kos­ten­stel­le. Die Kam­mer hält die Aus­sa­ge des Zeu­gen F auch für glaub­haft, da die Be­le­ge zur Kos­ten­stel­le 1860 von er­kenn­bar un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung sind und je­den­falls aus der zu berück­sich­ti­gen­den Sicht im Jahr 2003 kei­nen An­lass ga­ben, ei­ne di­rekt ei­nem Vor­stand un­ter­stell­te Kos­ten­stel­le ins­ge­samt zu über­prüfen, wenn kei­ne wei­te­ren An­halts­punk­te für Un­re­gelmäßig­kei­ten vor­han­den wa­ren. Wei­te­re als die 3 von F erläuter­ten Rech­nun­gen, die die Kos­ten­stel­le 1860 be­tra­fen, hat­te auch S9 nach ei­ge­nem Be­kun­den nicht.

Auf Rech­nun­gen der Fir­ma P/In­di­en ist der Zeu­ge F nach glaub­haf­ter Be­kun­dung durch ei­ne Prüfung bei S4 auf­merk­sam ge­wor­den.

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S4 ha­be En­de 2004 sein Kre­dit­kar­ten­li­mit bei S/T über­schrit­ten, bei der Prüfung sei­en die Rech­nun­gen auf­ge­fal­len, da sie for­mal nicht ord­nungs­gemäß ge­we­sen sei­en. Er ha­be da­her über­prüft, ob beim Kon­zern wei­te­re Geschäfts­kon­tak­te zu die­ser Fir­ma bestünden. Im Fe­bru­ar 2005 ha­be er über das kon­zern­in­ter­ne Bu­chungs­sys­tem ins­ge­samt 5 Rech­nun­gen der Fir­ma P/In­di­en aus den Jah­ren 2002 und 2003 ge­fun­den. Die Rech­nungs­beträge in Höhe von ins­ge­samt rund 200.000,- Eu­ro sei­en di­rekt nach In­di­en über­wie­sen wor­den. Sei­ne Be­kun­dung konn­te der Zeu­ge F durch Vor­la­ge der Rech­nun­gen be­le­gen. Es han­del­te sich da­bei um Rech­nun­gen der Fir­ma P/In­di­en, de­ren Über­wei­sung der An­ge­klag­te G, wie er bestätigt hat, an­ge­ord­net hat­te. Über das Bu­chungs­sys­tem der V AG konn­te F nur Rech­nungs­beträge auf­fin­den, die di­rekt von der V AG über­wie­sen wur­den. Im Ge­gen­satz da­zu wa­ren die mit den Ab­rech­nun­gen des An­ge­klag­ten G ein­ge­reich­ten Be­le­ge, d. h. auch die mit der Be­le­ga­brech­nung 27 im Jahr 2004 ein­ge­reich­ten wei­te­ren Rech­nun­gen der Fir­ma P/In­di­en, man­gels di­rek­ter Über­wei­sun­gen nicht aus dem Bu­chungs­sys­tem er­sicht­lich. Der An­ge­klag­te G ha­be die 5 Rech­nun­gen der Fir­ma P/In­di­en mit größeren In­for­ma­ti­ons­rei­sen des Ge­samt­be­triebs­aus­schus­ses aus sei­ner da­ma­li­gen Sicht plau­si­bel erklärt, da es kei­ne wei­te­ren An­halt­punk­te für Un­re­gelmäßig­kei­ten ge­ge­ben ha­be, ha­be er kei­ne wei­te­re Prüfung vor­ge­nom­men.

 

4. Tat­kom­plex Agen­tur­ver­trag B1:

Die Ein­las­sung des An­ge­klag­ten V zu dem Agen­tur­ver­trag mit B1 va­ri­ier­te im Lau­fe des Ver­fah­rens zum Teil mehr­fach.

Der An­ge­klag­te V hat al­ler­dings die Umstände, die letzt­lich zu dem Ab­schluss des Agen­tur­ver­tra­ges geführt ha­ben, im We­sent­li­chen so ein­geräumt, wie sie fest­ge­stellt wor­den sind. Er sei auf H1 zu­ge­gan­gen, um die­sen zu ei­ner An­stel­lung von B1 bei der V AG zu be­we­gen, sei­ne Be­zie­hung zu B1 sei da­zu der An­lass ge­we­sen. B1 sei an den Ver­hand­lun­gen mit H1 nicht be­tei­ligt ge­we­sen. Der An­ge­klag­te V hat auch die Er­stel­lung der Rech­nun­gen, de­ren Hand­ha­bung und den Er­halt der Bar­geld­beträge durch

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G ein­geräumt. Der Text und die Höhe der Rech­nun­gen so­wie die dar­auf er­fol­gen­den Zah­lun­gen wur­de auch durch die im Selbst­le­se­ver­fah­ren ein­geführ­ten Rech­nun­gen und Zah­lungs­an­wei­sun­gen bestätigt.

Der An­ge­klag­te V hat sich aber ab­wei­chend von den Fest­stel­lun­gen da­hin­ge­hend ein­ge­las­sen, dass es nie um ei­ne Fest­an­stel­lung von B1 ge­gan­gen sei, viel­mehr sei stets ei­ne "tem­poräre Sa­che" ge­plant ge­we­sen. Fer­ner änder­te der An­ge­klag­ten V sei­ne Ein­las­sung zum In­halt des Ver­tra­ges, ins­be­son­de­re zu der Fra­ge, ob B1 auf den Ver­trag ei­ne Leis­tung er­brin­gen und wel­che das sein soll­te, mehr­fach.

Zunächst ließ sich der An­ge­klag­te V da­hin ein, dass B1 so­zia­le und hu­ma­nitäre Pro­jek­te ha­be be­treu­en sol­len -wie das für die Zeit nach sei­nem Aus­schei­den bei der V ge­plan­te Pro­jekt "Nie­der­sach­sen hel­fen Nie­der­sach­sen" (NhN)-, fer­ner ha­be es Gespräche mit B1 zu ei­nem Pro­jekt mit Kin­dern ge­ge­ben. Sie ha­be auch Vi­deo­auf­nah­men in Sao Pau­lo zum The­ma V AG ge­macht. Ob und ggfs. wem sie die Ar­beits­er­geb­nis­se bei der V AG über­mit­telt ha­be, wis­se er nicht, ihm selbst je­den­falls nicht. Ei­ne Kon­trol­le ha­be er nicht vor­ge­nom­men. Das sei Auf­ga­be von H1 als Ver­trags­part­ner ge­we­sen, da es nicht klar ge­we­sen sei, was B1 ha­be ma­chen sol­len. Er selbst ha­be mit B1 über In­hal­te und Auf­ga­ben aus dem Agen­tur­ver­trag nicht ge­spro­chen.

Im Lau­fe der Haupt­ver­hand­lung räum­te der An­ge­klag­te V ein, dass es sich bei dem Agen­tur­ver­trag um ei­nen "Schein­ver­trag" ge­han­delt ha­be, der nicht dar­auf an­ge­legt ge­we­sen sei, dass von B1 Leis­tun­gen er­bracht wer­den soll­ten.

Wie­der später hat sich der An­ge­klag­te V da­hin­ge­hend ein­ge­las­sen, er ha­be B1 ge­sagt, sie sol­le Pro­duk­ti­onsstätten fil­men bzw. sie sol­le Fil­me für das Pro­jekt für Kin­der her­stel­len - über­wacht und ab­ge­nom­men ha­be er der­ar­ti­ge Ar­beits­leis­tun­gen je­doch nicht.

Dem­ge­genüber hat H1 aus­ge­sagt, V sei be­reits 1999 bei Gründung des Welt­be­triebs­ra­tes auf ihn zu­ge­kom­men, um ei­ne Beschäfti­gung von B1 zu er­rei­chen und zwar ei­ne Fest­an­stel­lung, möglichst in Südame­ri­ka; er -H1- ha­be aber ab­ge­lehnt, da zu die­ser Zeit in Südame­ri­ka Per­so­nal ab­ge­baut wor­den sei. Ei­ne

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Fest­ein­stel­lung in W ha­be er nicht ge­wollt, denn spätes­tens zum Ru­he­stand des An­ge­klag­ten V ha­be ei­ne An­stel­lung be­en­det sein sol­len. Da V auch im Jahr 2000 nicht lo­cker ge­las­sen ha­be, ha­be er sich schließlich be­reit erklärt zum Ab­schluss ei­nes Agen­tur­ver­tra­ges mit B1. Da­mit ha­be er sich die Möglich­keit er­hal­ten wol­len, im­mer wie­der neu zu ent­schei­den. Er ha­be da­mals von der Be­zie­hung des An­ge­klag­ten zu B1 ge­wusst und den Ver­trags­zweck nicht wei­ter hin­ter­fragt, da ihm klar ge­we­sen sei, dass es sich um ein "Fei­gen­blatt" ge­han­delt ha­be, um die Zah­lun­gen an B1 zu be­gründen; es ha­be we­der ei­nen schrift­li­chen noch ei­nen münd­li­chen Ver­trag noch ei­nen de­fi­nier­ten Leis­tungs­ka­ta­log ge­ge­ben. Er ha­be mit B1, die oh­ne­hin nur eng­lisch und por­tu­gie­sisch ha­be spre­chen können, we­der selbst ge­spro­chen noch An­wei­sun­gen er­teilt oder ei­nen An­sprech­part­ner dafür be­nannt. Er -H2- ha­be da­mals um die Be­zie­hung von V zu B1 ge­wusst und sei nicht da­von aus­ge­gan­gen, dass B1 Leis­tun­gen er­brin­gen würde. Im Zu­ge des Spar­pro­gramms 2004 ha­be er den Agen­tur­ver­trag mit B1 be­en­det.

Die­se Be­kun­dun­gen des Zeu­gen H1 sind ins­ge­samt glaub­haft. Die Aus­sa­ge des Zeu­gen H1, V ha­be ei­ne Fest­an­stel­lung für sei­ne Ge­lieb­te an­ge­strebt, wird gestützt durch die Aus­sa­ge des Zeu­gen S4, der be­kun­det hat, er sei von H1 dar­auf­hin an­ge­spro­chen wor­den, ob es ei­ne Möglich­keit gäbe, B1 an­zu­stel­len. Später ha­be er von H1 er­fah­ren, dass die­ser die Sa­che an­ders gelöst ha­be. Wenn es das An­sin­nen ei­ner Fest­an­stel­lung von B1 von dem An­ge­klag­ten V an H1 nicht ge­ge­ben hätte, hätte kei­ne Ver­an­las­sung zu ei­ner der­ar­ti­gen Nach­fra­ge von H1 bei dem Zeu­gen S4 be­stan­den. Die Kam­mer hat auch kei­nen An­halts­punkt dafür, dass der Zeu­ge S4 zu die­sem Punkt nicht wahr­heits­gemäß aus­ge­sagt ha­ben könn­te. Zwar ist ge­gen den Zeu­gen ein Er­mitt­lungs­ver­fah­ren anhängig, es be­zieht sich aber nicht auf die An­stel­lung von B1, ei­ge­ne In­ter­es­sen des Zeu­gen hin­sicht­lich die­ses Sach­ver­halts sind nicht zu­ta­ge ge­tre­ten. 

Die Be­kun­dun­gen des Zeu­gen H1 da­zu, dass kei­ne Leis­tungs­pflicht der B1 ver­ein­bart war, wer­den auch durch die Ge­samt­umstände des Ver­trags­schlus­ses und der Ver­trags­ab­wick­lung bestätigt. Ein schrift­li­cher Ver­trag mit Ver­ein­ba­rung ei­nes Leis­tungs­ka­ta­lo­ges wur­de nicht ge­schlos­sen, was bei ei­nem in­ter­na­tio­na­len Kon­zern wie der V AG zu er­war­ten ge­we­sen wäre. Die Rech­nun­gen er-

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stell­te der An­ge­klag­te V, nicht B1. Der Rech­nungs­text war stets der­sel­be nichts­sa­gen­de Stan­dard­text, dass für "ab­spra­chemüßig er­brach­te Dienst­leis­tun­gen im Zu­sam­men­hang mit dem Auf­bau und der Um­set­zung von so­zia­len und hu­ma­nitären Pro­jek­ten der V AG außer­halb Deutsch­lands" die je­wei­li­gen Beträge in Rech­nung ge­stellt würden. Auch die wie­der­um spe­zi­el­le Ab­wick­lung -di­rek­te Adres­sie­rung und Überg­a­be der von V er­stell­ten Rech­nun­gen an H1 persönlich und des­sen persönli­che Ab­wick­lung so­wie Be­auf­tra­gung des Zeu­gen H2 mit der Zah­lung über das Kon­to 1860- spre­chen dafür, dass es sich aus­sch­ließlich um ei­ne an V ge­rich­te­te Zu­wen­dung han­del­te, nicht da­ge­gen um ei­nen Ver­trag mit da­hin­ter­ste­hen­dem Leis­tungs­aus­tausch.

Die for­mel­haf­te Rech­nungs­stel­lung war nach den glaub­haf­ten Be­kun­dun­gen des Zeu­gen F, der die­sen Vor­gang als Re­vi­sor ge­prüft hat, for­mal nicht ord­nungs­gemäß. Er hat be­kun­det, dass dies -wie fest­ge­stellt- bei zwei wei­te­ren Pro­jek­ten der B1 für die V AG an­ders ge­we­sen sei. So ha­be es ei­ne ord­nungs­gemäße ge­son­der­te Ab­rech­nung über den Stand­ort­film "C" ge­ge­ben, da­bei ha­be es sich um ei­ne di­rek­te Be­stel­lung über den Ein­kauf ge­han­delt. Auch ein wei­te­rer Film "Uma Ho­ra" sei ord­nungs­gemäß be­stellt und ge­son­dert vergütet wor­den. Die­se bei­den Fil­me sei­en auch hin­sicht­lich des Ein­gangs bei der V AG und der er­folg­ten Ab­nah­me oh­ne Wei­te­res zu er­mit­teln ge­we­sen. Dem­ge­genüber ha­be er Leis­tun­gen, die für die Agen­tur­ver­trags­rech­nun­gen er­bracht wor­den sei­en, nicht auf­fin­den können. Über die KPMG ha­be B1 der Kon­zern­re­vi­si­on im Rah­men der durch­geführ­ten Prüfung zwar wei­te­re DVD über­ge­ben. Es sei je­doch nicht zu er­mit­teln ge­we­sen, dass die­se be­reits zu­vor bei der V AG ein­ge­gan­gen sei­en.

Auch der An­ge­klag­te V hat nicht be­haup­tet, dass er oder H1 B1 mit der Her­stel­lung die­ser DVD be­auf­tragt hätten oder dass ei­ner von ih­nen -oder ein von ih­nen be­nann­ter Drit­ter- sie in Emp­fang ge­nom­men hätte.

Das wech­seln­de Ein­las­sungs­ver­hal­ten des An­ge­klag­ten V und der In­halt sei­ner Ein­las­sun­gen spre­chen eben­falls ge­gen ei­ne ver­ein­bar­te Ge­gen­leis­tung der B1. Wenn es ei­ne Leis­tungs­be­schrei­bung und -ver­pflich­tung kon­kret ge­ge­ben hätte, hätte die­se so­gleich ein­deu­tig vom An­ge­klag­ten V be­schrie­ben wer­den können, da er selbst und nicht B1 die Ver­trags­ver­hand­lun­gen mit

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H1 un­mit­tel­bar und aus­sch­ließlich führ­te. Zu­dem er­sch­ließt sich nicht, war­um der An­ge­klag­te V selbst den Agen­tur­ver­trag als "Schein­ver­trag" be­zeich­ne­te, der nicht dar­auf an­ge­legt ge­we­sen sei, dass B1 ei­ne Ge­gen­leis­tung zu er­brin­gen ha­ben sol­le, wenn das Ge­gen­teil der Fall ge­we­sen sein soll­te.

Nach den Ge­samt­umständen war es für den An­ge­klag­ten V auch klar, dass H1 von B1 die Er­brin­gung von Leis­tun­gen nicht er­war­te­te. Es war da­her für ihn auch klar, dass H1 zu die­sen Zah­lun­gen nur auf­grund sei­ner Po­si­ti­on als Be­triebs­rats­vor­sit­zen­der al­ler ent­schei­den­den Gre­mi­en des Kon­zerns war. Für ei­nen an­de­ren Grund der Zah­lun­gen gab es kei­nen An­halts­punkt.

 

5. Tat­kom­plex Beschäfti­gungs­verhält­nis R2:

Der An­ge­klag­te G hat in­so­weit nur ein­geräumt, dass es sich bei R2 um sei­ne Le­bens­gefähr­tin han­delt. Zu dem ge­gen ihn ge­rich­te­ten Tat­vor­wurf hat er kei­ne An­ga­ben ge­macht; die Fest­stel­lun­gen be­ru­hen auf den Be­kun­dun­gen der Zeu­gen S10, S7, H3, Z und N2.

Der Zeu­ge S4 hat sich zu die­sem Sach­ver­halt auf sein Aus­kunfts­ver­wei­ge­rungs­recht be­ru­fen, da in­so­weit ge­gen ihn selbst ein Er­mitt­lungs­ver­fah­ren anhängig ist.

Der Zeu­ge S10 hat je­doch En­de 2005 S4 als Be­schul­dig­ten da­zu ver­nom­men. Er konn­te sich nach glaub­haf­ter Be­kun­dung an des­sen Ver­neh­mung, die an zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ta­gen über meh­re­re St­un­den statt­fand, noch gut er­in­nern. Da­nach hat der Zeu­ge S4 bei sei­ner da­ma­li­gen Ver­neh­mung an­ge­ge­ben, dass der An­ge­klag­te G an ihn her­an­ge­tre­ten sei we­gen sei­ner Le­bens­gefähr­tin aus der Ukrai­ne, de­ren Aus­wei­sung er befürch­tet ha­be. G ha­be ge­fragt, ob S4 für R2 "ar­beits­recht­lich et­was ma­chen könne". S4 ha­be da­mals an­ge­ge­ben, dass er auf­grund die­ser Bit­te Kon­takt zu Herrn S7 auf­ge­nom­men ha­be im Hin­blick auf ei­ne mögli­che Beschäfti­gung der R2 bei der S GmbH. Nach ei­nem Vor­stel­lungs­gespräch mit R2 im Mai 2003 in B, an dem er selbst und auch S7 teil­ge­nom­men hätten, sei ein Ar­beits­ver­trag zwi­schen R2 und der S

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GmbH ge­schlos­sen wor­den, da­bei sei ei­ne Ar­beits­zeit von 20 St­un­den pro Wo­che vor­ge­se­hen ge­we­sen.

Der Zeu­ge S10 hat be­kun­det, dass er bei der da­ma­li­gen Ver­neh­mung S4 auch nach der Tätig­keit von R2 be­fragt ha­be. S4 ha­be da­zu nur an­ge­ge­ben, dass R2 für ihn ge­le­gent­lich Über­set­zun­gen und die Be­schaf­fung von Ge­set­zes­tex­ten und Li­te­ra­tur ha­be über­neh­men sol­len, das ha­be sie auch ge­tan. Im übri­gen hätte sie für die S GmbH ar­bei­ten und ih­re Auf­ga­ben­fel­der mit S7 be­spre­chen sol­len, dar­um ha­be er sich nicht wei­ter gekümmert. Mit S7 ha­be er ver­ein­bart, dass die Be­zah­lung durch die S GmbH er­fol­gen und nach dem Um­fang der für ihn er­brach­ten Tätig­keit ei­ne an­tei­li­ge Wei­ter­be­las­tung der Kos­ten an S/T er­fol­gen soll­te. Er könne sich nicht er­in­nern, ei­ne Rech­nung von der S GmbH er­hal­ten zu ha­ben, ha­be al­ler­dings mit Herrn S7 später ein­mal über die Kos­ten ge­spro­chen. S7 ha­be ihm ge­sagt, dass die S GmbH die Kos­ten tra­ge.

Der Zeu­ge S10 hat fer­ner be­kun­det, dass er ver­sucht ha­be, S4 nach nähe­ren Ein­zel­hei­ten der Tätig­keit von R2 zu be­fra­gen. S4 ha­be aber le­dig­lich die­se all­ge­mei­nen An­ga­ben ge­macht, zu wei­te­ren An­ga­ben sei er nicht mehr be­reit ge­we­sen, so dass zu die­sem Sach­ver­halt kei­ne wei­te­ren Fra­gen mehr ge­stellt wor­den sei­en.

Die Kam­mer ist der Über­zeu­gung, dass die An­ga­ben S4s zum Han­deln des An­ge­klag­ten G, die er En­de 2005 bei sei­ner Ver­neh­mung ge­macht hat, wahr­heits­gemäß wa­ren. Dass der An­ge­klag­te G den An­s­toß dafür ge­ge­ben hat, dass S4 sich um die An­stel­lung der R2 gekümmert hat, er­scheint le­bens­nah, da es sich bei R2 um sei­ne Le­bens­gefähr­tin han­del­te, während S4 von sich aus kei­ne Ver­an­las­sung ge­habt hätte, R2 ein Beschäfti­gungs­verhält­nis zu ver­schaf­fen. Der An­ge­klag­te G kann­te S4 recht gut. S4 war von 1994 bis En­de 2000 als Lei­ter des zen­tra­len Per­so­nal­we­sens der Vor­ge­setz­te des An­ge­klag­ten ge­we­sen. Nach des­sen Wech­sel in den Vor­stand von S/T gab es zwi­schen bei­den wei­ter­hin Kon­takt: es gab Tref­fen in P und W und auch ge­mein­sa­me Rei­sen, z. B. nach In­di­en, die­se Kon­tak­te hat der An­ge­klag­te G im Rah­men sei­ner Ein­las­sung zu den übri­gen

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Tat­vorwürfen selbst bestätigt. An­ge­sichts die­ser Kon­tak­te lag es na­he, dass der An­ge­klag­te G sich an S4 wand­te und dies nicht sei­ner Le­bens­gefähr­tin selbst über­ließ. Für die Rich­tig­keit der An­ga­ben S4s spricht schließlich auch, dass die An­stel­lung bei dem deut­schen Toch­ter­un­ter­neh­men, der S GmbH er­fol­gen soll­te und der An­ge­klag­te G sich selbst um die Be­wer­bungs­un­ter­la­gen der R2 kümmer­te. So­wohl das Be­wer­bungs­schrei­ben an die S GmbH als auch der Le­bens­lauf für sei­ne Le­bens­gefähr­tin wur­den von sei­nem Se­kre­ta­ri­at nach sei­ner An­wei­sung ge­schrie­ben, wie sei­ne da­ma­li­ge Se­kretärin Z be­kun­det hat.

Die Kam­mer ist der Über­zeu­gung, dass die da­ma­li­gen An­ga­ben des S4 zur Beschäfti­gung der R2 und der Ver­tei­lung der Kos­ten nicht zu­tref­fen, es sich in­so­weit um Schutz­be­haup­tun­gen han­del­te, weil S4 sich nicht selbst be­las­ten woll­te.

Der Zeu­ge S7 hat zwar bestätigt, dass er als Geschäftsführer der Fir­ma S GmbH R2 zum 01.06.2003 mit ei­nem mo­nat­li­chen Brut­to­ge­halt von 1.900,- Eu­ro bei ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 20 St­un­den als Mit­ar­bei­te­rin Per­so­nal-/VIP-Ser­vice für das A/B ein­ge­stellt ha­be. R2 ha­be die­se Tätig­keit aber nicht für die S GmbH, son­dern aus­sch­ließlich für S4 er­brin­gen sol­len. Es sei -wohl aus steu­er­li­chen Gründen- ei­ne An­stel­lung in Deutsch­land er­for­der­lich ge­we­sen, die Kos­ten soll­ten je­doch in vol­ler Höhe von der Mut­ter­ge­sell­schaft S/T über­nom­men wer­den. Er ha­be mit R2 nur beim Ein­stel­lungs­gespräch in B Kon­takt ge­habt. Das Gespräch mit ihr ha­be über­wie­gend S4 geführt, et­wa 10 Mi­nu­ten ha­be S4 auch al­lein mit R2 ge­spro­chen.

Die­sem Ein­stel­lungs­gespräch sei vor­aus­ge­gan­gen, dass der Bei­rats­vor­sit­zen­de S6, der ihm ge­genüber wei­sungs­be­fugt ge­we­sen sei, ihn an­ge­ru­fen ha­be und ihm den Ein­stel­lungs­wunsch von S4 mit­ge­teilt ha­be. Da­zu ha­be S6 ihm auch das an S6 ge­rich­te­te Schrei­ben des S4 vom 31.03.2003, das den fest­ge­stell­ten In­halt ge­habt ha­be, über­sandt. Auch in ei­nem wei­te­ren Schrei­ben vom 11.04.2003, mit dem S4 die Ein­stel­lungs­un­ter­la­gen über­sandt ha­be, ha­be S4 ge­schrie­ben "Die Kos­ten über­neh­men wir". Dies sei aus sei­ner Sicht ei­ne völlig ein­deu­ti­ge Kos­tenüber­nah­me ge­we­sen. Die

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sei auch noch­mals bestätigt wor­den, als er kurz da­nach dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass er die Kos­ten S/T als Dienst­leis­tung zuzüglich Mehr­wert­steu­er in Rech­nung stel­len müsse. Von Tätig­kei­ten der R2 für die S GmbH oder ei­ner Kos­ten­tei­lung sei nie die Re­de ge­we­sen.

Die An­ga­ben des Zeu­gen S7 sind zur Über­zeu­gung der Kam­mer in vol­lem Um­fang glaub­haft, sie sind da­her den Fest­stel­lun­gen zu­grun­de­ge­legt wor­den. Der Zeu­ge hat das Ge­sche­hen sach­lich und oh­ne Be­las­tungs­ten­den­zen ge­schil­dert. Die von ihm ge­nann­ten Schrei­ben sind ihm vor­ge­hal­ten und von ihm hin­sicht­lich des fest­ge­stell­ten In­halts bestätigt wor­den. Der Zeu­ge hat deut­lich ge­macht, dass er nach der Ent­las­sung von S4 bei S/T im Ju­ni 2005 nicht mehr ver­sucht ha­be, die For­de­rung ge­genüber S/T durch­zu­set­zen. Aus sei­ner Sicht sei das nach dem Aus­schei­den sei­nes An­sprech­part­ners für die­se Sa­che nicht mehr an­ge­bracht ge­we­sen, zu­mal es letzt­lich nur dar­um ge­gan­gen sei, "ob die Kos­ten aus der lin­ken oder der rech­ten Ta­sche be­zahlt würden", da die S GmbH ei­ne 100%ige Toch­ter der S/T sei. Für ihn sei die Sa­che da­mit ab­ge­schlos­sen ge­we­sen.

Die Kam­mer wer­tet die An­ga­ben des S4 zur Kos­ten­tra­gung in den ge­nann­ten Schrei­ben eben­so wie der Zeu­ge S7 als ein­deu­ti­ge Zu­sa­ge, dass die Kos­ten für die Beschäfti­gung der R2 in vol­ler Höhe von der Mut­ter­ge­sell­schaft S/T ge­tra­gen wer­den soll­ten. Die Kam­mer hält auch An­ga­ben des Zeu­gen S7, dass er die Kos­ten da­her als durch­lau­fen­de Pos­ten ge­se­hen ha­be, für nach­voll­zieh­bar. Da das auch gleich im Zu­sam­men­hang mit dem ers­ten Gespräch mit S6 klar ge­we­sen sei, ha­be er kei­ne Ver­an­las­sung ge­habt, sich um die Qua­li­fi­ka­ti­on und die Tätig­keit von R2 zu kümmern.

Die Kam­mer ist nach den Ge­samt­umständen der Über­zeu­gung, dass R2 nicht tätig ge­wor­den ist, und der An­ge­klag­te G und S4 sich auch von An­fang an ei­nig wa­ren, dass R2 tatsächlich kei­ne Ar­beits­leis­tun­gen er­brin­gen soll­te.

Die Zeu­gin H3, die Lei­te­rin des A/B, hat -hin­sicht­lich des Vor­stel­lungs­gesprächs und ih­res ei­ge­nen wei­te­ren Kon­takts zu R2- den Sach­ver­halt wie fest­ge­stellt ge­schil­dert. Zum Ab­lauf des Vor­stel­lungs­gesprächs stimm­ten ih­re An­ga­ben mit den­je­ni­gen von S7 übe­rein. Sie hat fer­ner ge­schil­dert,

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dass ihr auf­ge­fal­len sei, dass sie auch meh­re­re Ta­ge nach dem ver­ein­bar­ten Dienst­be­ginn R2 noch nicht wie­der ge­se­hen hat­te, ob­wohl dies auf­grund der La­ge der Büros im A/B un­umgäng­lich ge­we­sen wäre, wenn R2 dort zur Ar­beit er­schie­nen wäre. Sie ha­be dar­auf ge­ach­tet, weil sie R2 zum Dienst­an­tritt ha­be be­grüßen wol­len. Sie ha­be da­her bei ih­ren Mit­ar­bei­tern, ins­be­son­de­re dem Si­cher­heits­per­so­nal, nach­ge­fragt, ob die­se R2 ge­se­hen hätten. Die Mit­ar­bei­ter des Si­cher­heits­per­so­nals hätten bestätigt, dass R2 nach dem Vor­stel­lungs­gespräch nicht mehr im A/B war. Nach­dem auch in der Fol­ge­zeit we­der sie selbst noch das Si­cher­heits­per­so­nal R2 zu Ge­sicht be­kom­men hätten, ha­be sie schließlich te­le­fo­nisch bei R2 nach­ge­fragt, da sie Be­den­ken be­kom­men ha­be. Ihr sei nicht wohl da­bei ge­we­sen, dass je­mand, der nie dort er­schei­ne, ei­nen Schlüssel für das A/B ha­be. Auf ih­ren An­ruf hin ha­be R2 auch oh­ne wei­te­res den Schlüssel zurück­ge­bracht mit dem Be­mer­ken, sie brau­che ihn nicht.

Aus die­sen Be­kun­dun­gen der Zeu­gin H3 er­gibt sich zur Über­zeu­gung der Kam­mer, dass R2 kei­ner­lei Ar­beitstätig­keit im A/B ent­fal­tet hat Die Zeu­gin hat das Ge­sche­hen an­schau­lich und le­bens­nah ge­schil­dert. Die von ihr ge­schil­der­te Mo­tiv­la­ge, war­um sie dar­auf ge­ach­tet hat, ob R2 zur Ar­beit er­scheint und war­um sie sich um den Schlüssel gekümmert hat, war für die Kam­mer gut nach­voll­zieh­bar. Be­las­tungs­ten­den­zen über das tatsächlich Er­leb­te hin­aus wa­ren nicht zu er­ken­nen, zu­mal H3 an den Ver­trags­be­zie­hun­gen selbst un­be­tei­ligt war. Die Kam­mer hat da­her die An­ga­ben der Zeu­gin in vol­lem Um­fang ih­ren Fest­stel­lun­gen zu­grun­de ge­legt.

Die all­ge­mein ge­hal­te­nen -und nicht übe­rein­stim­men­den- An­ga­ben, die S4 so­wohl in dem An­schrei­ben an S6 als auch ge­genüber S10 zur vor­ge­se­he­nen und an­geb­lich er­brach­ten Ar­beit ge­macht hat, in Ver­bin­dung mit sei­ner be­haup­te­ten Ab­spra­che zur Ar­beits- und Kos­ten­tei­lung, die den Zu­sa­gen in den Schrei­ben an S6 und S7 wi­der­spricht, so­wie die Wei­ge­rung bezüglich wei­te­rer Nach­fra­gen des Zeu­gen S10, spre­chen eben­falls dafür, dass tatsächlich Ar­beits­leis­tun­gen we­der vor­ge­se­hen wa­ren noch er­bracht wur­den.

Bei le­bens­na­her Be­trach­tung er­scheint es auch aus­ge­schlos­sen, dass der An­ge­klag­te G bei sei­nem Her­an­tre­ten an S4 mit die­sem be­spro­chen hat,

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dass R2 tatsächlich ar­bei­ten soll­te und R2 sich dann ei­genmäch­tig ent­schie­den hat, nichts zu tun oder S4 ihr -oh­ne vor­he­ri­ge Ab­spra­che mit dem An­ge­klag­ten G- ge­sagt hat, dass sie tatsächlich nicht ar­bei­ten muss.

Dass der An­ge­klag­te G selbst wuss­te, dass Leis­tun­gen nicht er­bracht wur­den, sol­che aber vor­getäuscht wer­den soll­ten, er­gibt sich zu­dem dar­aus, dass er sei­ne Se­kretärin­nen N2 und Z mit der Fer­ti­gung von fin­gier­ten Beschäfti­gungs­nach­wei­sen für R2 be­auf­trag­te. Die Zeu­gin­nen ha­ben be­kun­det, dass es sich um ein For­mu­lar ge­han­delt ha­be, in das die An- und Ab­we­sen­heits­zei­ten im A/B ein­ge­tra­gen wer­den soll­ten. Sie hätten das For­mu­lar ko­piert und für meh­re­re Mo­na­te aus­gefüllt. Es sei ih­nen un­gewöhn­lich vor­ge­kom­men, dass R2 dies nicht selbst ge­macht ha­be, da es ein ein­fa­ches For­mu­lar ge­we­sen sei, in das nur für die Ta­ge des Mo­nats die Zei­ten ein­zu­tra­gen ge­we­sen sei­en, G ha­be da­zu ge­sagt, sie könn­ten das ru­hig ma­chen. Er ha­be sie dann auf Nach­fra­ge für 2 oder 3 Mo­na­te an­ge­wie­sen, wel­che An­we­sen­heits­zei­ten sie für die ein­zel­nen Ta­ge ein­tra­gen soll­ten. Die For­mu­la­re sei­en zur Wei­ter­lei­tung an S4 be­stimmt ge­we­sen.

Dass dem An­ge­klag­ten G von sei­ner Le­bens­gefähr­tin vor­getäuscht wur­de, dass sie im A/B an die­sen Ta­gen ge­ar­bei­tet hat, er­scheint der Kam­mer ab­we­gig. Die wei­te­re Se­kretärin des An­ge­klag­ten G, W2, hat ergänzend da­zu auch an­ge­ge­ben, dass sie da­mals nicht den Ein­druck ge­habt ha­be, dass R2 tatsächlich ge­ar­bei­tet ha­be, da ihr auf­ge­fal­len sei, dass R2, die häufig mit G te­le­fo­niert ha­be, dies im­mer von Te­le­fon­an­schluss ih­rer Woh­nung aus, ge­macht ha­be.

Die Wei­ter­lei­tung der For­mu­la­re an S4 be­legt zur Über­zeu­gung der Kam­mer, dass auch für den An­ge­klag­ten G klar war, dass S/T hin­sicht­lich der Kos­ten ein­ge­bun­den blieb. An­halts­punk­te dafür, dass der An­ge­klag­te G da­von aus­ge­hen konn­te, dass S4 pri­vat die Kos­ten über­neh­men würde, lie­gen nicht vor.

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IV.

1.) An­ge­klag­ter G

a) Der An­ge­klag­te G hat sich im Hin­blick auf die Ent­ge­gen­nah­me von Wünschen durch den An­ge­klag­ten V und an­de­re Be­triebs­rats­mit­glie­der so­wie de­ren Erfüllung und Ab­rech­nung ge­genüber der V AG in 40 Fällen der Un­treue und tat­ein­heit­lich in 19 Fällen der Begüns­ti­gung ei­nes Be­triebs­rats­mit­glieds und ei­nes eu­ropäischen Be­triebs­rats gem. §§ 266 Abs. 1 StGB, 119 Abs. 1, Ziff. 3 Be­trVG i.V m. § 42 Ziff. 3 und § 44 Abs. 1, Ziff. 2 EBRG schul­dig ge­macht.

aa)

Die ge­nann­ten Ta­ten erfüllen zunächst den Tat­be­stand der Un­treue, und zwar in der Al­ter­na­ti­ve des Treu­brucht­at­be­stan­des.

Als Ab­tei­lungs­lei­ter war der An­ge­klag­te G Mit­glied des Ma­nage­ments der V AG Er hat­te ei­ne Vermögens­be­treu­ungs­pflicht, denn ihm war der Be­reich der Or­ga­ni­sa­ti­on der Be­triebs­rats­rei­sen und de­ren ei­gen­ver­ant­wort­li­che fi­nan­zi­el­le Ab­wick­lung über­tra­gen wor­den. Mit die­ser Auf­ga­be ver­bun­den war da­her die Ver­trau­ens­stel­lung, die Kos­ten gemäß § 40 Be­trVG für die V AG auf den er­for­der­li­chen Um­fang zu prüfen und zu be­gren­zen. Die­se Pflich­ten­stel­lung stei­ger­te sich durch die dem An­ge­klag­ten G be­kann­te Ab­schaf­fung wei­te­rer Kon­trol­len, na­ment­lich der Un­ter­schrift sei­ner Vor­ge­setz­ten. Die von ihm un­ter­zeich­ne­ten Ab­rech­nun­gen und Über­wei­sun­gen gal­ten als Zah­lungs­an­wei­sung und un­ter­la­gen kei­ner wei­te­ren in­halt­li­chen Kon­trol­le.

Durch die Ab­rech­nung dienst­lich nicht ver­an­lass­ter Kos­ten hat der An­ge­klag­te G die­se Vermögens­be­treu­ungs­pflicht ver­letzt. We­der der An­ge­klag­te V noch wei­te­re Be­triebs­rats­mit­glie­der hat­ten An­spruch dar­auf, dass die Kos­ten für pri­va­te Rei­sen, Rei­sen der Ge­lieb­ten, Pro­sti­tu­ier­te oder die wei­te­ren pri­va­ten Zwe­cke durch die V AG be­zahlt wur­den. Dies gilt auch für die Leis­tun­gen, die der An­ge­klag­te G selbst in An­spruch ge­nom­men hat, wie z. B. die Teil­nah­me an der Rei­se nach In­di­en oder die Sprach­rei­se nach Lon­don.

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Die Pflicht­wid­rig­keit des An­ge­klag­ten G ist auch nicht durch die An­wei­sung des Per­so­nal­vor­stands H1 ge­deckt. Zwar war H1 der Vor­ge­setz­te des An­ge­klag­ten, des­sen An­wei­sung war aber hin­sicht­lich der­ar­ti­ger Kos­ten er­kenn­bar pflicht­wid­rig.

Die Über­nah­me dienst­frem­der Kos­ten hat für die V AG zu ei­nem Vermögens­nach­teil geführt. Durch die Über­nah­me wur­den kei­ne Ver­bind­lich­kei­ten ge­tilgt, da ei­ne Ver­pflich­tung zur Über­nah­me die­ser Kos­ten nicht be­stand. Auch steht den Zah­lun­gen kein im We­ge der Sal­die­rung zu berück­sich­ti­gen­der Vermögens­vor­teil ge­genüber, der den Scha­den ent­fal­len las­sen. We­der V noch die an­de­ren Be­triebsräte ha­ben Ge­gen­leis­tun­gen zu­ge­sagt oder er­bracht, die zu ei­nem Vermögens­vor­teil der V AG hätten führen können. Hin­sicht­lich der ab­ge­rech­ne­ten Ei­gen­be­le­ge ist in vol­ler Höhe ei­ne Vermögens­gefähr­dung ein­ge­tre­ten, da die­se Be­le­ge kei­ner­lei Nach­prüfung durch das Un­ter­neh­men zugäng­lich wa­ren.

Der An­ge­klag­te G hat die Un­rechtmäßig­keit sei­nes Han­delns auch er­kannt. Auf­grund sei­ner langjähri­gen Be­triebs­er­fah­rung und Tätig­keit als Ver­bin­dungs­glied zwi­schen Un­ter­neh­men und Be­triebs­rat war dem An­ge­klag­ten G klar, dass Begüns­ti­gun­gen an Be­triebsräte nach dem Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz straf­bar sind. Dass ihm das be­wusst war, wird ins­be­son­de­re durch sei­ne ge­ziel­te Ver­schleie­rung und An­ony­mi­sie­rung von Rech­nun­gen und Be­le­gen deut­lich. Der Um­stand, dass der An­ge­klag­te G auf­grund der An­wei­sung des H1 da­von aus­ging, dass die­se Begüns­ti­gun­gen des Be­triebs­ra­tes sich zum Woh­le des Un­ter­neh­mens aus­wir­ken würden, lässt den Vor­satz nicht ent­fal­len. Dies ist viel­mehr nur im Rah­men der Straf­zu­mes­sung zu berück­sich­ti­gen, denn von kon­kre­ten Ge­gen­leis­tun­gen für die Begüns­ti­gun­gen ging der An­ge­klag­te G nicht aus.

Der An­ge­klag­te G hat­te zwar An­lass zu der Befürch­tung, er könne dienst­li­che Nach­tei­le ha­ben, wenn er die An­wei­sung sei­nes Vor­ge­setz­ten nicht be­fol­gen würde. Dies stellt je­doch kei­nen Recht­fer­ti­gungs­grund dar, son­dern ist im Rah­men der Straf­zu­mes­sung zu berück­sich­ti­gen.

So­weit der An­ge­klag­te, der er­kannt hat­te, dass Begüns­ti­gun­gen an Be­triebsräte ei­nen Straf­tat­be­stand erfüllen, da­von aus­ging, dass die An­wei­sung des Vor-

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stands­mit­glieds H1 ein wirk­sa­mes Ein­verständ­nis der V AG mit die­sen Vermögensschädi­gun­gen dar­stell­te, liegt ein Ver­bots­irr­tum vor. Die­ser Ver­bots­irr­tum wäre oh­ne Wei­te­res ver­meid­bar ge­we­sen, wenn der An­ge­klag­te sich -un­ter Of­fen­le­gung des Sach­ver­halts- recht­li­chen Rat ein­ge­holt hätte. So­weit er sich we­gen Auskünf­ten selbst oder über S4 an H4 und R4 ge­wandt hat­te, hat­te er den Sach­ver­halt ge­ra­de nicht of­fen­ge­legt.

Durch den von H1 er­teil­ten Auf­trag, V und die Be­triebsräte gut zu be­han­deln, ist der An­ge­klag­te G auch nicht le­dig­lich zum Ge­hil­fen von H1 ge­wor­den. Von der Täter­schaft oder Mittäter­schaft un­ter­schei­det sich die Bei­hil­fe da­durch, dass der Ge­hil­fe die Tat ei­ner an­de­ren Per­son un­terstützt, über die die­se die Tat­herr­schaft hat (Fi­scher, StGB, 55. Aufl., § 27 Rn. 2). Wer je­doch selbst al­le Tat­be­stands­merk­ma­le ver­wirk­licht, kann nicht Ge­hil­fe, son­dern nur Täter sein (Fi­scher, aaO, § 27 Rn. 2). Der An­ge­klag­te G hat­te bei al­len Ta­ten die Tat­herr­schaft, so dass er nicht nur Ge­hil­fe sein kann. Er hat die Wünsche von V und wei­te­rer Be­triebsräte selbst ent­ge­gen­ge­nom­men, er hat die dafür ent­stan­de­nen Kos­ten zunächst ver­aus­lagt und hat die Be­le­ge dann dem Zeu­gen H2 in der kla­ren Er­war­tung vor­ge­legt, dass die­ser die Zah­lun­gen so vor­neh­men würde, wie sie sich aus sei­ner Ab­rech­nung er­ge­ben ha­ben. Dies hat der An­ge­klag­te G schon des­halb je­weils er­war­tet, weil er die Kos­ten zunächst über sei­ne ei­ge­ne Kre­dit­kar­te ver­aus­lagt hat­te und oh­ne die durch H2 verfügten Zah­lun­gen die Kos­ten selbst hätte tra­gen müssen. Auch die kon­kre­te Ab­rech­nungs­pra­xis be­ruh­te aus­sch­ließlich auf den An­wei­sun­gen Gs. Letzt­lich hat­te der An­ge­klag­te G so­gar dem ihn an­wei­sen­den Zeu­gen H1 ge­genüber den Wis­sens­vor­sprung, dass nur er selbst, nicht da­ge­gen H1 über die tatsächli­che Sum­me der dienst­frem­den Kos­ten Be­scheid wuss­te. Der An­ge­klag­te G hat auch selbst ein­geräumt, dass er -als frühe­rer Mit­ar­bei­ter der Re­vi­si­on- des­halb bei ei­ner Ab­rech­nung meh­re­re Ei­gen­be­le­ge ver­wen­det ha­be, weil er an die Re­vi­si­on ge­dacht ha­be und es we­nigs­tens et­was plau­si­bler ha­be ma­chen wol­len.

Die Kam­mer ist bei je­der ein­ge­reich­ten Ab­rech­nung von ei­ner Tat aus­ge­gan­gen. Zwar er­folg­ten die Ab­rech­nun­gen letzt­lich al­le auf­grund der An­wei­sung des H1. Dies führ­te je­doch nicht da­zu, dass für den An­ge­klag­ten G al­le Ab­rech­nun­gen im Sin­ne ei­ner natürli­chen Hand­lungs­ein­heit als ei­ne Tat an­zu­se­hen

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sind. Durch die er­teil­te An­wei­sung wur­de ins­be­son­de­re noch kei­ne Vermögen­gefähr­dung ver­ur­sacht, die le­dig­lich durch die späte­ren Ab­rech­nun­gen noch ver­tieft wur­de.

bb)

Die Gewährung un­rechtmäßiger Vor­tei­le an den An­ge­klag­ten V und wei­te­re Be­triebsräte erfüllt tat­ein­heit­lich auch den Tat­be­stand des § 119 Be­trVG und der §§ 42 Ziff. 3 und § 44 Abs. 1, Ziff. 2 EBRG

Der An­ge­klag­te G ist taug­li­cher Täter der Be­triebs­rats­begüns­ti­gung, da sich die Straf­vor­schrif­ten des § 119 Be­trVG ge­gen je­der­mann rich­ten, so­mit nicht nur ge­gen den Ar­beit­ge­ber und des­sen Ver­tre­ter, son­dern auch ge­gen Ar­beit­neh­mer und lei­ten­de An­ge­stell­te (Ka­nia in Er­fur­ter Kom­men­tar zum Ar­beits­recht, 7. Aufl., § 119 Be­trVG Rn. 1). Dem An­ge­klag­ten G war auf­grund der An­wei­sung des Zeu­gen H1 klar, dass die durch ihn selbst be­wirk­ten Leis­tun­gen für die Be­triebsräte un­rechtmäßige Begüns­ti­gun­gen im Sin­ne von § 119 Be­trVG dar­stel­len, da die­se aus­sch­ließlich im Hin­blick auf die Be­triebs­rats­mit­glied­schaft er­folgt sind. Da der An­ge­klag­te V von den Vergüns­ti­gun­gen pro­fi­tier­te, liegt auch die Begüns­ti­gung ei­nes Eu­ropäischen Be­triebs­rats vor.

Bei den Ta­ten 1 - 21 ist das Ver­fah­rens­hin­der­nis der Ver­fol­gungs­verjährung ein­ge­tre­ten. Hin­sicht­lich der wei­te­ren Ta­ten 22 - 40 ist die Verjährung durch die ers­te Ver­neh­mung des An­ge­klag­ten G recht­zei­tig un­ter­bro­chen wor­den (§§ 78 Abs. 3, Ziff 5, 78 c Abs. 1, Ziff 1 StGB).

Der er­for­der­li­che Straf­an­trag, der auch vom Un­ter­neh­mer ge­stellt wer­den kann, ist recht­zei­tig am 28.07.2005 ge­stellt wor­den. Da es bei den ver­letz­ten Rechtsgütern nicht um höchst­persönli­che Rechtsgüter han­delt, konn­te der An­trag wirk­sam von Pro­ku­ris­ten der V AG ge­stellt wer­den.

b) Hin­sicht­lich der Tat Ziff. 41 hat der An­ge­klag­te G den Tat­be­stand der An­stif­tung zur Un­treue des Zeu­gen S4 gem. §§ 266, 26 StGB erfüllt.

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Der An­ge­klag­te G hat den ge­son­dert ver­folg­ten S4 da­zu be­stimmt, in sei­nem In­ter­es­se für sei­ne Le­bens­gefähr­tin R2 für ei­ne An­stel­lung bei der S GmbH zu sor­gen.

Der An­stif­ter­vor­satz des An­ge­klag­ten G folgt da­bei dar­aus, dass ihm eben­so wie S4 von Be­ginn an klar war, dass es sich um ein Schein­ar­beits­verhält­nis han­deln würde, weil R2 kei­ne Ar­beits­leis­tun­gen er­brin­gen würde.

Für den ge­son­dert ver­folg­ten S4 stellt dies ei­ne Un­treue gemäß § 266 Abs. 1 StGB in der Va­ri­an­te des Miss­brauch­stat­be­stands zum Nach­teil der S/T dar. Als Vor­stands­mit­glied der S/T hat­te er ge­genüber S/T ei­ne Vermögens­be­treu­ungs­pflicht.

Die­se Vermögens­be­treu­ungs­pflicht hat S4 da­durch ver­letzt, dass er für ei­ne An­stel­lung von R2 mit ent­spre­chen­der Be­zah­lung bei der S GmbH ge­sorgt hat, ob­wohl die­se kei­ne Leis­tun­gen er­brin­gen soll­te, und die Über­nah­me der Kos­ten zu­ge­sagt hat. Durch die­se Zu­sa­ge, die S/T wer­de die Lohn­kos­ten über­neh­men, hat S4 de­ren Ver­pflich­tung be­gründet und so­mit das Vermögen der S/T in Höhe der Lohn­kos­ten be­reits gefähr­det.

Die S GmbH war auf Grund die­ser Zu­sa­ge oh­ne Wei­te­res be­rech­tigt, die für R2 auf­ge­wen­de­ten Lohn­kos­ten der S/T Rech­nung zu stel­len. Die­sen Kos­ten stand kein gleich­wer­ti­ger Vor­teil durch Ar­beits­leis­tung ge­genüber.

Dass S7 letzt­lich auf die Gel­tend­ma­chung der For­de­rung ver­zich­tet hat, führt le­dig­lich da­zu, dass der Scha­den sich nicht ver­tieft hat.

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2.) An­ge­klag­ter V

a) Durch die An­nah­me der von H1 un­rechtmäßig gewähr­ten Son­der­bo­ni hat sich der An­ge­klag­te V der Bei­hil­fe zur Un­treue im be­son­ders schwe­ren Fall nach §§ 266 Abs. 2 i.Vm. § 263 Abs. 3, Ziff. 1, 27 StGB schul­dig ge­macht.

aa)

H1 hat durch die un­be­rech­tig­te Gewährung von Son­der­bo­ni an den An­ge­klag­ten V ei­ne Un­treue im be­son­ders schwe­ren Fall gem. §§ 266 Abs. 2, 263 Abs. 3, Ziff. 2 StGB be­gan­gen. Als Per­so­nal­vor­stand der V AG traf H1 nach §§ 76 ff Ak­ti­en­ge­setz die um­fas­sen­de Pflicht, das ihm an­ver­trau­te Vermögen der V AG zu be­treu­en. Da Vorstände bei al­len ih­ren Ent­schei­dun­gen stets zum Woh­le der Ge­sell­schaft han­deln, ins­be­son­de­re ih­ren Vor­teil wahr­neh­men und Nach­tei­le von ihr ab­wen­den müssen, ha­ben sie ge­genüber der Ge­sell­schaft ei­ne Vermögens­be­treu­ungs­pflicht im Sin­ne von § 266 StGB (BGH NJW 1988, 2483/2485; F., aaO, 55. Aufl., § 266 Rn. 36).

Ge­gen die­se Vermögens­be­treu­ungs­pflicht hat H1 im Sin­ne des Treue­brucht­at­be­stan­des des § 266 Abs. 1, 2. Alt. StGB ver­s­toßen. Der Miss­brauch­stat­be­stand kommt in­so­weit nicht in Be­tracht, weil für den Miss­brauch­stat­be­stand er­for­der­lich ist, dass der Täter wirk­sam über das Vermögen des Vermögens­in­ha­bers verfügen und ei­ne an­de­re natürli­che oder ju­ris­ti­sche Per­son wirk­sam ver­pflich­ten kann (Fi­scher, aaO, § 266 Rn. 9). Dies war im Fall der Gewährung der Son­der­bo­ni an den An­ge­klag­ten V als Be­triebs­rat nicht der Fall. Zwar verfügte H1 als Vor­stand grundsätz­lich über die Möglich­keit, ver­dienst­vol­len Mit­ar­bei­tern aus ei­nem ihm an­ver­trau­ten Bud­get ne­ben dem nor­ma­len Bo­nus zusätz­lich ei­nen Son­der­bo­nus zu gewähren. Für die Gewährung ei­nes Son­der­bo­nus­ses an ei­nen Be­triebs­rat fehl­te ihm aber die Zuständig­keit: Al­le Vergütun­gen, auch der nor­ma­le Bo­nus und ein even­tu­el­ler Son­der­bo­nus, fie­len in die Zuständig­keit der Kom­mis­si­on zur Re­ge­lung der Be­triebs­rats­vergütun­gen. H1 durf­te da­her auch als Per­so­nal­vor­stand und Ar­beits­di­rek­tor nicht al­lein über die Gewährung an V ent­schei­den. Sei­ne Ent­schei­dung hätte für ih­re Wirk­sam­keit der Bil­li­gung durch die wei­te­ren Kom­mis­si­ons­mit­glie­der be­durft, wie dies auch bei der Fest­set­zung des nor­ma­len Bo­nus­ses an V und an­de­re

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Be­triebsräte er­folgt ist. H1 war da­her al­lein nicht in der La­ge, dem An­ge­klag­ten V wirk­sam ei­nen Son­der­bo­nus zu gewähren.

Es liegt aber Un­treue im Sinn des Treu­bruch­stat­be­stan­des vor. Die­se Va­ri­an­te des Tat­be­stands knüpft nicht an die for­ma­le Stel­lung des Täters zum be­trof­fe­nen Vermögen, son­dern an sei­ne tatsächli­che Ein­wir­kungs­macht an, wenn die­ser ein be­son­de­res, schützens­wer­tes Ver­trau­en in die Wahr­neh­mung frem­der Vermögens­in­ter­es­sen zu­grun­de liegt (BGH NStZ 1996, 540; NStZ 1999, 558; Fi­scher aaO, § 266 Rn. 28). Dies war bei H1 der Fall, da er auf­grund sei­ner Stel­lung als Vor­stand in der Hier­ar­chie des V-Kon­zerns die tatsächli­che Möglich­keit hat­te, durch An­wei­sung ihm un­ter­ge­be­ne Mit­ar­bei­ter zur Vermögens­verfügung zu be­we­gen, wie sich auch im Fall des Zeu­gen H2 bestätigt hat. H1 traf da­bei als Vor­stand der V AG auch ei­ne be­son­ders qua­li­fi­zier­te Pflich­ten­stel­lung zu de­ren Vermögen.

Ge­gen sei­ne Vermögens­be­treu­ungs­pflicht hat H1 durch Gewährung der Son­der­bo­ni ver­s­toßen, weil der An­ge­klag­te V dar­auf kei­nen recht­li­chen An­spruch hat­te und die Gewährung zusätz­lich ge­gen die Straf­vor­schrift des § 119 Ziff. 3 Be­trVG und der §§ 42 Ziff. 3, 44 Abs. 2, Ziff. 2 EBRG ver­s­toßen hat, weil V die Son­der­bo­ni nur we­gen sei­ner Po­si­ti­on als Be­triebs­rat er­hal­ten hat. Die prak­ti­zier­te Gewährung war auch sys­tem­wid­rig. Son­der­bo­ni dien­ten ih­rem Zweck nach da­zu, außer­gewöhn­li­che Leis­tun­gen ein­zel­ner Mit­ar­bei­ter -die nicht be­reits mit der persönli­chen Leis­tungs­kom­po­nen­te des nor­ma­len Bo­nus ho­no­riert wer­den konn­ten- mit ei­ner be­son­de­ren Vergütung zu ver­se­hen. Mit die­sem Zweck war es un­ver­ein­bar, dass H1 sich be­reits 1995 ge­genüber dem An­ge­klag­ten V da­zu ver­pflich­te­te, ihm fort­lau­fend je­des Jahr ei­nen Son­der­bo­nus zu gewähren. Tatsächlich stel­len die Son­der­bo­nus­zah­lun­gen auch nur ein Um­ge­hungs­geschäft dar: Nach dem übe­rein­stim­men­den Wil­len von H1 und V soll­ten die Son­der­bo­ni da­zu die­nen, dem An­ge­klag­ten V bis zu sei­nem Aus­schei­den dau­er­haft ein höhe­res Ge­halt zu zah­len, das sich an die Gehälter der ers­ten Be­richts­ebe­ne, ins­be­son­de­re ei­nes Mar­ken­vor­stands, annäher­te. Die Ab­wick­lung über Son­der­bo­ni wähl­te H1 nur des­halb, weil er ge­genüber der zuständi­gen Kom­mis­si­on für die Vergütung von Be­triebs­rats­vergütun­gen nicht of­fen­ba­ren woll­te, dass der An­ge­klag­te V Vergütun­gen er­hielt, die sich am Ge­halt ei­nes Mar­ken­vor­stan­des ori­en­tier­ten. Ei­ne of­fi­zi­el­le

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Ge­halts­erhöhung un­ter Ein­schal­tung der dafür zuständi­gen Ge­halts­ab­rech­nungs­stel­len war da­her nicht möglich. Sei­ne Vermögens­be­treu­ungs­pflicht hat H1 auch durch Ver­let­zung der Zuständig­keits­re­ge­lun­gen ver­letzt, weil er die zuständi­ge Kom­mis­si­on für die Vergütung für Be­triebs­rats­vergütun­gen um­gan­gen und auch das sons­ti­ge Ab­wick­lungs­ver­fah­ren nicht ein­ge­hal­ten hat, in­dem er oh­ne je­de Do­ku­men­ta­ti­on den für die Zah­lung an Be­triebsräte un­zuständi­gen Zeu­gen H2 an­ge­wie­sen hat, den Son­der­bo­nus an den An­ge­klag­ten V zu zah­len. 

Die Pflicht­wid­rig­keit der Hand­lung des H1 ist auch nicht durch ein Ein­verständ­nis des Vermögens­in­ha­bers ge­deckt. Vermögens­in­ha­ber ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft ist die Ge­samt­heit der Ak­ti­onäre. Ge­lei­tet wird die Ak­ti­en­ge­sell­schaft zwar gem. § 76 Abs. 1 AktG vom Vor­stand. Für jeg­li­che Ein­wil­li­gung des Vermögens­in­ha­bers hätte aber zu­min­dest das Ein­verständ­nis ei­nes wei­te­ren Vor­stands mit der Ver­fah­rens­wei­se des H1 vor­lie­gen müssen. Das Ein­verständ­nis von H1 al­lein reicht be­reits des­halb nicht aus, weil nach den Ver­tre­tungs­re­ge­lun­gen der V AG je­weils zwei Vorstände ge­mein­sam ent­schei­dungs­be­fugt wa­ren. Das Ein­verständ­nis ei­nes wei­te­ren Vor­stands­mit­glieds liegt aber we­der in Form ei­ner zwei­ten Un­ter­schrift noch in münd­li­cher Form vor. Die Fest­stel­lun­gen ha­ben nicht er­ge­ben, dass an­de­re Vor­stands­mit­glie­der mit der Gewährung der Son­der­bo­ni ein­ver­stan­den ge­we­sen sind.

Darüber hin­aus hätte im vor­lie­gen­den Fall auch we­der das Ein­verständ­nis ei­nes wei­te­ren Vor­stands­mit­glie­des noch das Ein­verständ­nis des ge­sam­ten Vor­stan­des aus­ge­reicht, um wirk­sam das Ein­verständ­nis des Vermögens­in­ha­bers zu be­gründen. Wie fest­ge­stellt, ist die Gewährung der Son­der­bo­ni an V kom­pen­sa­ti­ons­los er­folgt, da ihr we­der zu­ge­sag­te noch er­brach­te zusätz­li­che Leis­tun­gen ge­genüber­ste­hen. Bei Zu­stim­mung hätten sich da­her auch die wei­te­ren Vor­stands­mit­glie­der der Un­treue zu Las­ten der V AG schul­dig ge­macht. Das Ein­verständ­nis wäre in je­dem Fall des­halb un­wirk­sam ge­we­sen, weil es ge­gen § 119 Ziff. 3 Be­trVG verstößt, denn bei ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft ist Vor­aus­set­zung für ein wirk­sa­mes Ein­verständ­nis, dass es ent­we­der von dem Al­lein­ak­ti­onär oder der Ge­samt­heit der Ak­ti­onäre er­teilt ist, nicht ge­gen Rechts­vor­schrif­ten verstößt oder aus sons­ti­gen Gründen aus­nahms­wei­se als un­wirk­sam zu be­wer­ten ist. Die Be­fug­nis­se frem­des Vermögen ver­wal­ten­der Vorstände un­ter­schei­den

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sich in­so­weit von den Möglich­kei­ten ei­nes Ein­zel­un­ter­neh­mers oder der Ge­samt­heit der Ge­sell­schaf­ter ei­ner GmbH ( BGH NJW 2006, 522).

Durch die Zah­lun­gen der Son­der­bo­ni ist das Vermögen der V AG um ins­ge­samt rund 1,95 Mio. Eu­ro ver­min­dert wor­den. Es ist da­mit auch ein Vermögens­nach­teil ein­ge­tre­ten, da die­sen Zah­lun­gen kei­ne den Scha­den aus­glei­chen­de Leis­tung ge­genüber­stand. Un­ter ei­nem Vermögens­nach­teil ist je­de durch die Tat­hand­lung ver­ur­sach­te Vermögens­ein­buße zu ver­ste­hen, wo­bei die Vermögens­min­de­rung nach dem Prin­zip der Ge­samts­al­die­rung -Ver­gleich des Vermögens­stan­des vor und nach der treu­wid­ri­gen Hand­lung- fest­zu­stel­len ist (BGH, Ur­teil V 14.12.2000, 5 StR 123/00; BGH NStZ 2001, 248/ 251; Lenck­ner/Per­ron in Schönke/Schröder, StGB, 27. Aufl., § 266 Rn. 40). Zur Fest­stel­lung ei­nes Nach­teils sind da­her grundsätz­lich die Leis­tung und ei­ne even­tu­ell emp­fan­ge­ne Ge­gen­leis­tung im We­ge ei­ner Ge­samt­be­trach­tung zu ge­wich­ten. Nach maßgeb­li­cher wirt­schaft­li­cher Be­trach­tungs­wei­se gehört zum Vermögen da­bei al­les, was in Geld­wert mess­bar ist. Zu berück­sich­ti­gen ist je­der Vor­teil, der durch die pflicht­wid­ri­ge Hand­lung er­zielt wor­den ist (BGH NJW 1975, 1234,/1235). Es kann da­bei auch auf ei­nen wirt­schaft­lich, vernünf­ti­gen Ge­samt­plan ab­zu­stel­len sein, wenn die­ser auf ei­nen ein­heit­li­chen Er­folg an­ge­legt ist und sich der Er­folg even­tu­ell erst nach ei­nem Durch­gangs­sta­di­um ein­stellt (BGH NJW 2002, 1211/1215). Ein gleich­zei­tig mit dem Scha­den vor­lie­gen­der und die­sen aus­glei­chen­der Vor­teil ist aber nur dann ge­ge­ben, wenn nicht nur ei­ne Chan­ce auf Vermögens­zu­wachs, son­dern ei­ne be­gründe­te Aus­sicht hierfür be­steht (BGH NStZ-RR 2002, 237/238; NStZ 1997, 543; NJW 1975, 1234/1235).

Der durch die Gewährung der Son­der­bo­ni ent­stan­de­nen Vermögens­ein­buße steht kein aus­glei­chen­der Vermögens­vor­teil ge­genüber. Ab­spra­chen über kon­kre­te für die V AG güns­ti­ge Ent­schei­dun­gen des An­ge­klag­ten V gab es nicht. H1 hat le­dig­lich ge­hofft, dass er sich mit den Zah­lun­gen an den An­ge­klag­ten V des­sen Wohl­wol­len als Vor­sit­zen­den des Ge­samt­be­triebs­ra­tes er­hal­ten woll­te. Ent­schei­dun­gen des An­ge­klag­ten V als Be­triebs­rat stan­den aber - wie der An­ge­klag­te selbst im­mer wie­der be­tont hat- nie im Zu­sam­men­hang mit der Gewährung der Son­der­bo­ni oder an­de­rer Vor­tei­le. Der Vermögens­ein­buße durch Zah­lung der nicht rechts­wirk­sam ver­ein­bar­ten Son­der­bo­ni stand da­her al­lein die Hoff­nung von H1 ent­ge­gen,

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die an V ge­leis­te­ten Zah­lun­gen würden letzt­lich der V AG zu­gu­te kom­men. Da­bei han­del­te es sich nur um ei­ne va­ge Chan­ce, nicht da­ge­gen be­reits um ei­ne be­gründe­te Aus­sicht auf ei­nen Vermögens­vor­teil. Es fehlt da­her an ei­ner nach wirt­schaft­li­chen Maßstäben hin­rei­chend kon­kre­ten Ge­gen­leis­tung. Da Schutz­gut der Un­treue das Vermögen ist, können bloße Hoff­nun­gen al­lein nicht genügen, der Weg­ga­be von Vermögens­wer­ten wer­de ir­gend­wie ein Vor­teil ge­genüber steht.

Ein Vermögens­nach­teil ent­fie­le auch nicht dann, wenn die Leis­tun­gen des An­ge­klag­ten V wirt­schaft­lich den Leis­tun­gen ei­nes Mar­ken­vor­stan­des ent­spra­chen oder gar ei­nen noch höhe­ren Wert für das Un­ter­neh­men ge­habt hätten. V ist nicht als Ma­na­ger oder Vor­stand, son­dern als Ar­beit­neh­mer bei der V AG ein­ge­stellt wor­den und war dann als frei­ge­stell­ter Be­triebs­rat tätig. Auf die­ser Grund­la­ge war der An­ge­klag­te zu be­zah­len. Die Höhe der Vergütung gemäß § 37 Be­trVG setz­te ab 1991 zuständig­keits­hal­ber die Kom­mis­si­on für die Fest­set­zung der Vergütung der Be­triebsräte fest, die den V in die Ge­halts­grup­pe 35 bzw. zu­letzt 36 ein­grup­piert hat. Für die­se rechts­wirk­sam ver­ein­bar­te Vergütung hat­te der An­ge­klag­te V sei­ne Tätig­keit zu er­brin­gen, die als frei­ge­stell­ter Be­triebs­rat und Vor­sit­zen­der des Ge­samt­be­triebs­aus­schus­ses dar­in be­stand, die In­ter­es­sen der Ar­beit­neh­mer ge­genüber der V AG zu ver­tre­ten. Auch wenn er die­se Auf­ga­be -wie die Zeu­gen P1 und P2 bestätigt ha­ben- auch aus Sicht des Un­ter­neh­mens in po­si­ti­ver Hin­sicht ge­trof­fen hat, hat­te der An­ge­klag­te kei­nen An­spruch auf ein fik­ti­ves, an sei­nem wirt­schaft­li­chen Wert ge­mes­se­nes Ge­halt. Den Wert sei­ner Tätig­keit für die V AG hat der An­ge­klag­te V auch mit Be­zah­lung ent­spre­chend der ei­nes Be­reichs­lei­ters er­bracht; die darüber hin­aus gewähr­ten Bo­ni ha­ben die­sen Wert nicht erhöht, da er für die­se Zah­lun­gen kei­ne zusätz­li­chen Leis­tun­gen er­bracht hat; ein aus­glei­chen­der Mehr­wert ist da­her nicht ent­stan­den. Die Son­der­bo­ni stel­len sich da­her als kom­pen­sa­ti­ons­los dar.

H1 hat bei sei­ner Tat auch vorsätz­lich ge­han­delt, da er wuss­te, dass der An­ge­klag­te V kei­nen An­spruch auf die Leis­tun­gen hat­te. Selbst wenn sein Han­deln da­von ge­prägt war, dem von ihm de­fi­nier­ten wohl­ver­stan­de­nen In­ter­es­se der V AG zu die­nen, lässt dies den Un­treue­vor­satz nicht ent­fal­len. Der In­ha­ber der Vermögens­be­treu­ungs­pflicht kann das In­ter­es­se des Ge-

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schäfts­herrn nicht nach sei­nem ei­ge­nen Gutdünken be­stim­men, da dem Vor­stand ei­ne willkürli­che ei­ge­ne Zweck­set­zung nach dem das Treue­verhält­nis be­gründen­den Rechts­verhält­nis -dem An­stel­lungs­ver­trag mit der V AG- ge­ra­de ver­bo­ten war (so auch BGH Ur­teil V 18.10.2006, 2 StR 499/05; NJW 2007, 1760). Auf ei­nen mögli­cher­wei­se sub­jek­tiv ver­folg­ten gu­ten Zweck kommt es grundsätz­lich nicht an, wenn ei­ne willkürli­che ei­ge­ne Zweck­set­zung dem Täter nach dem die Treue­pflicht be­gründe­ten Rechts­verhält­nis ge­ra­de ver­bo­ten ist (Fi­scher, aaO, § 266 Rdn. 46). H1 war je­den­falls klar, dass sein Han­deln den Straf­tat­be­stand der Begüns­ti­gung ei­nes Be­triebs­rats­mit­glieds erfüll­te und al­lein da­durch nicht im tatsächli­chen In­ter­es­se der V AG lie­gen konn­te. Er hat die durch die un­ge­recht­fer­tig­ten Zah­lun­gen ein­ge­tre­te­ne Vermögens­ein­buße klar er­kannt und sie le­dig­lich in der Hoff­nung in Kauf ge­nom­men, da­durch das Wohl­wol­len des Ge­samt­be­triebs­rats­vor­sit­zen­den zu er­zie­len. Ob­jek­tiv zeigt die Ver­schleie­rung der Zah­lungs­we­ge und der Auf­trag an den H2, die Zah­lun­gen ver­trau­lich zu be­han­deln, dass H1 die Un­rechtmäßig­keit sei­nes Tuns durch­aus klar war.

bb)

Zu der vor­ge­nann­ten Un­treue­hand­lung des ge­son­dert ver­folg­ten H1 der An­ge­klag­te V Bei­hil­fe gem. § 27 StGB ge­leis­tet.

Ei­ne An­stif­tungs­hand­lung des An­ge­klag­ten V liegt nicht vor, weil ein An­stif­tungs­vor­satz nicht er­kenn­bar ist. Der An­ge­klag­te V war zwar in­so­weit kau­sal für die Un­treue­hand­lung, als er sich zunächst an P1 und dann an H1 wand­te, um höhe­re Bezüge gel­tend zu ma­chen. Die For­de­rung ei­nes Ar­beit­neh­mers nach höhe­ren Bezügen al­lein ist aber nicht un­rechtmäßig, so­lan­ge kei­ne un­rechts­be­gründen­den Merk­ma­le hin­zu­tre­ten. Nach den Fest­stel­lun­gen hat V die Erhöhung zunächst auch für die wei­te­ren Führungs­kräfte ge­for­dert, weil die mit L1 ge­kom­me­nen und in ähn­li­cher Po­si­ti­on täti­gen jünge­ren Ma­na­ger er­heb­lich mehr ver­dien­ten. Der An­ge­klag­te hat da­mit ein le­gi­ti­mes Grup­pen­in­ter­es­se gel­tend ge­macht, das sich auch mit sei­nen Rech­ten und Pflich­ten als Be­triebs­rat ver­ein­ba­ren lässt.

Auch im Hin­blick auf das nach­fol­gen­de Gespräch mit H1 über die Gewährung von Son­der­bo­ni sind kei­ne Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen wor­den, die ein Be­stim-

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men von H1 zu ei­ner Un­treue be­gründen könn­ten. Nach den übe­rein­stim­men­den An­ga­ben von H1 und V kam al­lein H1 auf die Idee, dem An­ge­klag­ten V sei­nen vor­ge­tra­ge­nen Ge­halts­erhöhungs­wunsch durch die Gewährung von Son­der­bo­ni zu erfüllen. Auch der vom Zeu­gen H1 be­kun­de­te Aus­spruch des An­ge­klag­ten, "Dann ma­chen wir das" stellt kei­ne An­stif­tung dar, da sich H1 schon zur Gewährung der un­be­rech­tig­ten Son­der­bo­ni ent­schlos­sen hat­te und da­her durch die­sen Aus­spruch des An­ge­klag­ten V nicht mehr zur Be­ge­hung der Straf­tat be­stimmt, son­dern le­dig­lich dar­in bestärkt wor­den ist.

Der An­ge­klag­te V hat aber die Un­treue­hand­lung von H1 un­terstützt. Zunächst hat der An­ge­klag­te ihn mit sei­ner Äußerung "Dann ma­chen wir das" bei sei­ner Hand­lung psy­chisch un­terstützt, in­dem er die von H1 vor­ge­schla­ge­ne Lösung mit­ge­tra­gen und H1 in sei­ner Wil­lens­bil­dung da­mit bestärkt hat. Wei­te­re Bei­hil­fe­hand­lung ist die Ent­ge­gen­nah­me der Zah­lun­gen, wo­zu der An­ge­klag­te ab­spra­che­gemäß H2 sei­ne Bank­ver­bin­dung mit­ge­teilt hat, so dass H2 die von H1 an­ge­ge­be­nen Beträge nach Ab­zug der Steu­ern an den An­ge­klag­ten über­wei­sen konn­te. Erst durch die Über­wei­sung ist der Vermögens­nach­teil für die V AG ein­ge­tre­ten. Eben­so war es für die Ab­wick­lung er­for­der­lich, dass der An­ge­klag­te je­weils nach Er­halt sei­ner Lohn­steu­er­kar­te von der für ihn zuständi­gen Ab­tei­lung die­se an H2 sand­te, da­mit die­ser die not­wen­di­ge steu­er­li­che Ab­rech­nung vor­neh­men konn­te.

Bei sei­nen Tat­hand­lun­gen han­del­te der An­ge­klag­te V mit Bei­hil­fe­vor­satz. Die Un­rechtmäßig­keit der Son­der­bo­ni er­kann­te der An­ge­klag­te zunächst dar­an, dass ihm von H1 ei­ne Ver­schwie­gen­heits­pflicht auf­er­legt wur­de. Als Mit­glied der Kom­mis­si­on wuss­te er auch, dass für die Vergütung der Be­triebsräte und auch de­ren Son­der­bo­ni nicht H1 al­lein, son­dern die Kom­mis­si­on zuständig war. Wei­te­re Merk­ma­le der Un­rechtmäßig­keit er­ga­ben sich für den An­ge­klag­ten dar­aus, dass er im Ge­gen­satz zu den nor­ma­len Bo­ni kei­ner­lei Ab­rech­nung über die Son­der­bo­ni er­hielt, re­gelmäßige Son­der­bo­ni nicht üblich wa­ren und ei­ne für ihn un­zuständi­ge Ge­halts­stel­le die Ab­wick­lung vor­nahm. Sch­ließlich wuss­te der An­ge­klag­te V auch, dass die an­de­ren Führungs­kräfte, für die er auch ein höhe­res Ge­halt ver­langt hat­te, kei­ne Erhöhung be­ka­men und nur er

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als Be­triebs­rat jähr­li­che Son­der­bo­ni er­hielt, um auf die­se Wei­se dau­er­haft sein Ge­halt zu erhöhen.

Ein be­acht­li­cher Irr­tum des An­ge­klag­te V liegt nicht vor. Er kann­te al­le Umstände, die zur Un­rechtmäßig­keit der Zah­lun­gen führ­te: Un­zuständig­keit von H1, Auf­er­le­gung ei­ner Ver­schwie­gen­heits­pflicht, un­zuständi­ge Ab­rech­nungs­stel­le, kei­ne Be­schei­de über die er­hal­te­nen Leis­tun­gen, Zah­lun­gen nur an ihn als Be­triebs­rat. So­weit er da­von aus­ging, dass er den­noch ihm an­ge­bo­te­ne Zah­lun­gen ei­nes Vor­stands an­neh­men dürfe, be­fand er sich aus­sch­ließlich in ei­nem ver­meid­ba­ren Ver­bots­irr­tum. Ver­meid­bar war der Ver­bots­irr­tum, weil er sich sach­verständi­gen Rat -z.B. durch ei­nen Rechts­an­walt- hätte ein­ho­len können.


cc.)

Trotz des Tat­zeit­raums von 1994 bis 2004 und der jähr­li­chen Gewährung der Son­der­bo­ni durch ins­ge­samt 11 Über­wei­sun­gen liegt nur ei­ne Tat i.S. ei­ner natürli­chen Hand­lungs­ein­heit vor. Be­reits bei der Ab­re­de im Jahr 1994 war so­wohl H1 als auch dem An­ge­klag­ten klar, dass die Son­der­bo­ni je­des Jahr bis je­den­falls zum Er­rei­chen der Al­ters­gren­ze des An­ge­klag­ten ge­zahlt wer­den soll­ten. Nach ih­rem übe­rein­stim­men­den Wil­len soll­te es sich da­bei letzt­lich um ei­ne für die ak­ti­ve Ar­beits­zeit des An­ge­klag­ten be­stimm­te Ge­halts­erhöhung han­deln, die H1 nicht an­ders gewähren konn­te und woll­te. Die­ser Wil­le do­ku­men­tiert sich auch in der an­ge­wand­ten Pra­xis, da V von 1994 bis 2004 je­des Jahr ei­nen nur noch der Höhe nach zu be­stim­men­den Son­der­bo­nus er­hal­ten hat und die wei­te­re Zah­lung nur auf Grund des Aus­schei­dens bei­der aus der V AG un­ter­blie­ben ist. Es liegt nur ei­ne Tat vor, wenn -wie hier- mit ei­ner Ver­ein­ba­rung ein be­reits zur Voll­endung aus­rei­chen­der kon­kre­ter Gefähr­dungs­scha­den ein­tritt, der durch späte­re Aus­zah­lun­gen nur ver­tieft wird (BGH wis­tra 2007, 21/22; NJW 2005, 3008/3011; NJW 2002, 905/907; OLG Frank­furt, NJW 2004, 2028/2031). 

b) Hin­sicht­lich der un­ge­recht­fer­tigt er­lang­ten Vor­tei­le durch Be­zah­lung von Pri­vat­rei­sen, Zah­lung von Flügen sei­ner Ge­lieb­ten, Han­dy­rech­nun­gen u. a. durch die V AG (Ta­ten 1 - 10 und 12 - 28) ist der An­ge­klag­te V in 27 Fällen gem. §§ 266 Abs. 1, 26 StGB der An­stif­tung zur Un­treue schul­dig; da­bei in 15

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Fällen (Ta­ten 14 - 28) in Tat­ein­heit mit An­stif­tung zur Be­triebs­rats­begüns­ti­gung gem. § 119 Ziff. 3 Be­trVG und des Mit­glieds ei­nes Eu­ropäischen Be­triebs­rats gem. §§ 42 Ziff. 3 und § 44 Abs. 1 Ziff. 2 EBRG, 26 StGB.

Der An­ge­klag­te V hat den Mit­an­ge­klag­ten G im Hin­blick auf die Ta­ten 1 - 10 und 12 - 28 da­zu be­stimmt im Sin­ne von § 26 StGB, ihm zu Las­ten der V AG un­ge­recht­fer­tig­te Son­der­leis­tun­gen zu be­zah­len.

Zunächst hat der An­ge­klag­te V ge­genüber H1 deut­lich ge­macht, dass er selbst dis­po­nie­ren wol­le. Auf die For­de­rung des An­ge­klag­ten hat H1 die An­wei­sung an G er­teilt, je­den Wunsch zu erfüllen. Auch wenn der An­ge­klag­te G durch die­se An­wei­sung be­reits tat­ge­neigt war, schei­det ein Be­stim­men durch den An­ge­klag­ten V nicht aus. Ei­ne An­stif­tung ist auch möglich, wenn der Täter nur ganz all­ge­mein zu der­ar­ti­gen Ta­ten be­reit ist, so lan­ge der Täter noch nicht zu der kon­kre­ten Tat fest ent­schlos­sen ist (Fi­scher, aaO, § 26 Rn. 3). G war zwar auf­grund der An­wei­sung all­ge­mein da­zu be­reit, die Wünsche von V auf Kos­ten der V AG zu erfüllen. Es be­durf­te aber im­mer der Äußerung ei­nes kon­kre­ten Wun­sches durch V, um des­sen Erfüllung und Be­zah­lung zu Las­ten der V AG zu ermögli­chen. Dies wird be­reits deut­lich durch die sehr persönli­chen Wünsche, wie z. B. der Or­ga­ni­sa­ti­on und Zah­lung von Rei­sen der Ge­lieb­ten von V, so­wie der In­an­spruch­nah­me von Pro­sti­tu­ier­ten und der An­mie­tung der Woh­nung in Br.

Der An­ge­klag­te V teil­te G sei­ne Wünsche auch ge­ra­de mit dem Ziel mit, dass G für ihn tätig würde und die Zah­lun­gen zu Las­ten der V AG auslöste. Ihm kam es ge­ra­de dar­auf an, dass sei­ne Wünsche auf Kos­ten der V AG erfüllt würden.

Dass er kei­nen An­spruch dar­auf hat­te, dass die Rei­sen sei­ner Ge­lieb­ten, Pro­sti­tu­ier­te, Pri­vat­rei­sen oder ein Maßan­zug für ihn be­zahlt würden, war dem An­ge­klag­ten klar. Er woll­te die Leis­tun­gen aber den­noch ha­ben.

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c) Das For­dern der Son­der­leis­tun­gen erfüllt tat­ein­heit­lich auch die Straf­tat­bestände der An­stif­tung zur Begüns­ti­gung ei­nes Be­triebs­rats­mit­glieds so­wie des Mit­glieds ei­nes Eu­ropäischen Be­triebs­rats gem. §§ 119 Ziff. 3 Be­trVG, §§ 42 Ziff. 3 und § 44 Abs. 1 Ziff. 2 EBRG, 26 StGB.

Die Straf­vor­schrif­ten der §§ 119 Ziff. 3 Be­trVG, §§ 42 Ziff. 3 und § 44 Abs. 1 Ziff. 2 EBRG rich­ten sich zwar nur ge­gen den Ar­beit­ge­ber, während das begüns­tig­te Mit­glied nicht un­ter die Straf­an­dro­hung fällt (Ka­nia in Er­fur­ter Kom­men­tar zum Ar­beits­recht, 7. Auf­lG, § 119 Rn 4). Ei­ne Hand­lung des begüns­tig­ten Be­triebs­ra­tes, die sich le­dig­lich dar­auf be­schränkt, die ihm vom Ar­beit­ge­ber an­ge­bo­te­ne Begüns­ti­gung ent­ge­gen zu neh­men, ist da­her straf­los. Ei­ne Straf­bar­keit des begüns­tig­ten Be­triebs­ra­tes kommt aber dann in Be­tracht, wenn sei­ne Hand­lung über das rei­ne An­neh­men der Begüns­ti­gung hin­aus­geht. Die Kam­mer ist der Auf­fas­sung, dass bei ei­ner Be­triebs­rats­begüns­ti­gung die straf­recht­li­chen Grundsätze zur not­wen­di­gen Bei­hil­fe gel­ten. In sons­ti­gen Fällen not­wen­di­ger Bei­hil­fe - wie z. B. der Schuld­ner­begüns­ti­gung- ist nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung ei­ne Teil­nah­me nach all­ge­mei­nen Re­geln möglich, wenn der Tat­bei­trag des Begüns­tig­ten über die rei­ne not­wen­di­ge Bei­hil­fe hin­aus­geht: Die Straf­lo­sig­keit reicht nicht wei­ter als die Not­wen­dig­keit der Teil­nah­me (BGH NStZ 1993, 239/240; Fi­scher, aaO, § 283 c Rn. 10). Ent­spre­chend führt ein Han­deln des begüns­tig­ten Be­triebs­ra­tes we­gen An­stif­tung zur Straf­bar­keit, wenn der Be­triebs­rat sei­nen Ar­beit­ge­ber ge­ra­de zu der Begüns­ti­gung be­stimmt. We­der vom Schutz­gut noch von der Be­son­der­heit der in § 119 Ziff. 3 Be­trVG be­stimm­ten Re­ge­lung her ist es ge­bo­ten, dass auch die Straf­bar­keit we­gen An­stif­tung zur Be­triebs­rats­begüns­ti­gung straf­los blei­ben soll. Die Re­ge­lung des § 119 Ziff. 3 Be­trVG soll nur den Be­triebs­rat schützen, der der Ver­su­chung un­ter­liegt, dass der Ar­beit­ge­ber ihm von sich aus ei­ne Begüns­ti­gung zu­kom­men lässt. Wer da­ge­gen den Ar­beit­ge­ber durch sein Ver­hal­ten ge­ra­de da­zu be­stimmt, ei­ne Straf­tat nach § 119 Ziff. 3 Be­trVG zu be­ge­hen, be­darf die­ses Schut­zes nicht.

Die Kam­mer ist der Auf­fas­sung, dass hin­sicht­lich je­der Ab­rech­nung des An­ge­klag­ten G, die von dem An­ge­klag­ten V ver­an­lass­te Kos­ten enthält, von ei­ner Tat aus­zu­ge­hen ist. Der An­ge­klag­te V hat erst durch sei­ne kon­kre­ten An­wei­sun­gen für das Ent­ste­hen der gel­tend ge­mach­ten Kos­ten ge-

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sorgt und sich so­mit an je­der Ab­rech­nung be­tei­ligt. In­so­weit ist nicht auf je­de ein­zel­ne An­wei­sung ab­ge­stellt wor­den, denn der An­ge­klag­te V wuss­te, dass nicht je­de Rech­nung von G ein­zeln ein­ge­reicht wird. Bei den Kos­ten für Mo­bil­te­le­fo­ne und die Woh­nung hat die Kam­mer die Scha­dens­sum­men je­weils bei der ers­ten Ab­rech­nung berück­sich­tigt, bei der Kos­ten dafür gel­tend ge­macht wur­den, denn durch die An­mie­tung und den Ab­schluss der Verträge für die Mo­bil­te­le­fo­ne war be­reits ei­ne Vermögens­gefähr­dung ein­ge­tre­ten und hat sich mit den wei­te­ren Ab­rech­nun­gen ver­tieft.

Bei den Ta­ten 1-10 und 12,13 ist in­so­weit das Ver­fah­rens­hin­der­nis der Ver­fol­gungs­verjährung ein­ge­tre­ten, hin­sicht­lich der wei­te­ren Ta­ten ist die Verjährung durch die ers­te Ver­neh­mung des An­ge­klag­ten V un­ter­bro­chen wor­den (§§ 78 Abs. 3, Ziff 5, 78c Abs. 1, Ziff 1 StGB).

Der nach § 119 Be­trVG er­for­der­li­che Straf­an­trag, der auch vom Un­ter­neh­mer ge­stellt wer­den kann, ist recht­zei­tig er­folgt. Da es sich nicht um höchst­persönli­che Rechtsgüter han­delt, konn­te er auch von ei­nem Pro­ku­ris­ten der V AG wirk­sam ge­stellt wer­den.

Auch im Hin­blick auf den Agen­tur­ver­trag zu­guns­ten B1 (Ta­ten 30 - 48) ist der An­ge­klag­te V in 19 Fällen der An­stif­tung zur Un­treue gem. §§ 266 Abs. 1, 26 StGB, in 9 Fällen (Ta­ten 40 - 48) tat­ein­heit­lich mit An­stif­tung zur Begüns­ti­gung ei­nes Be­triebs­rats gem. §§ 119 Ziff. 3 Be­trVG, 26 StGB so­wie An­stif­tung zur Begüns­ti­gung ei­nes eu­ropäischen Be­triebs­ra­tes gem. §§ 42 Ziff. 3 und 44 Abs. 1 Ziff. 2 EBRG schul­dig.

Dass der Zeu­ge H1 der B1 im Hin­blick auf ei­nen Agen­tur­ver­trag mo­nat­li­che Zah­lun­gen hat zu­kom­men las­sen, stellt für die­sen ei­ne Un­treue nach § 266 Abs. 1 StGB dar. Als Vermögens­be­treu­ungs­pflich­ti­ger hat er ge­gen die ihn be­tref­fen­de Vermögens­be­treu­ungs­pflicht im Sin­ne des Treu­bruch­stat­be­stands ver­s­toßen, in­dem er der Ge­lieb­ten von V zunächst mo­nat­lich und dann quar­talsmäßige Zah­lun­gen zu­kom­men las­sen hat, ob­wohl er von Be­ginn an wuss­te, dass B1 we­der Leis­tun­gen er­brin­gen soll­te noch würde.

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Auch hier ist durch die Zah­lun­gen ei­ne Vermögens­ein­buße ent­stan­den, die nicht durch an­der­wei­ti­ge Vermögens­vor­tei­le aus­ge­gli­chen wor­den ist.

Die Er­stel­lung der bei­den Pro­jek­te "Uma ho­ra" und "C" so­wie die Tätig­keit von B1 im bra­si­lia­ni­schen Fern­se­hen wur­den ge­son­dert in Auf­trag ge­ge­ben und ge­son­dert in Rech­nung ge­stellt und be­zahlt und stel­len da­her kei­ne Ge­gen­leis­tung dar, die hier berück­sich­ti­gungsfähig wäre.

Die Er­stel­lung der wei­tern DVD stellt kei­ne Erfüllungs­hand­lung von B1 dar, wel­che den Vermögens­nach­teil ent­fal­len las­sen würde. Die Er­stel­lung der DVD stell­te be­reits kei­ne ver­trags­gemäße Leis­tung im Hin­blick auf den Agen­tur­ver­trag dar, denn da­nach war B1 nicht zur Er­stel­lung von DVD mit die­sem In­halt ver­pflich­tet, weil der An­ge­klag­te V und der Zeu­ge H1 kei­ne der­ar­ti­gen Leis­tun­gen von B1 ver­ein­bar­ten und auch nicht in Auf­trag ga­ben. Fer­ner de­le­gier­ten bei­de dies auch nicht an Drit­te. B1 stand kein ei­ge­nes ein­sei­ti­ges Leis­tungs­be­stim­mungs­recht zu, da ein sol­ches im Ver­trag hätte ver­ein­bart wer­den müssen (vgl. Pa­landt-Grüne­berg, BGB, 67. Aufl., § 315 BGB Rn. 1 bis 4 m.w.N.). Die beim Ver­trag­schluss han­deln­den Per­so­nen wa­ren nur der An­ge­klag­te V und H1, die­se ver­ein­bar­ten ein der­ar­ti­ges Leis­tungs­be­stim­mungs­recht nicht, da bei­de da­von aus­gin­gen, dass B1 gar kei­ne Leis­tun­gen zu er­brin­gen ha­ben würde. Man­gels ei­ge­nen Leis­tungs­be­stim­mungs­rechts hätte die Er­stel­lung und selbst die Überg­a­be der nicht in Auf­trag ge­ge­ben DVD von B1 an die V AG kei­ne ver­trags­gemäße Leis­tung oder je­den­falls ei­ne auf­ge­dräng­te Be­rei­che­rung bei der V AG be­deu­tet. Bei­des hätte nicht zu ei­nem Vergütungs­an­spruch geführt, so dass B1 die Zah­lun­gen, die der An­ge­klag­te V beim Zeu­gen H1 ver­an­lass­te, nicht zu­stan­den. Für den Fall, dass der als Ver­tre­ter auf­ge­tre­te­ne An­ge­klag­te V B1 hin­sicht­lich des Ver­trags­in­hal­tes und ih­rer Ver­pflich­tun­gen aus dem Ver­trag et­was an­de­res mit­ge­teilt ha­ben soll­te, als er mit H1 ver­ein­bart hat­te -was aber nicht ein­mal der An­ge­klag­te V be­haup­tet- würde dies al­len­falls (Scha­dens­er­satz-)Ansprüche zwi­schen Ver­tre­te­ner und Ver­tre­ter be­gründen können, nicht aber im Außen­verhält­nis zu ei­nem An­spruch ge­genüber der V AG führen. Zu­dem hätte zu ei­ner ver­trags­gemäßen Erfüllungs­hand­lung, die den Vermögens­nach­teil hätte ent­fal­len las­sen können, die Überg­a­be ei­ner ver­trags­gemäßen Leis­tung an den Auf­trag­ge­ber ge-

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hört. Wie fest­ge­stellt und so­wohl vom An­ge­klag­ten V als auch von H1 übe­rein­stim­mend bestätigt, for­der­ten we­der der An­ge­klag­te V noch der Zeu­ge H1 je Leis­tun­gen von B1 ab, noch de­le­gier­ten sie dies an Drit­te. B1 überg­ab ih­nen nach übe­rein­stim­men­den An­ga­ben die DVD auch nicht.

Auch hier lag ein wirk­sa­mes Ein­verständ­nis des Vermögens­in­ha­bers nicht vor, da an­de­re Vor­stand­mit­glie­der von die­sem Agen­tur­ver­trag nichts wuss­ten und durch den gleich­zei­tig be­gan­ge­nen Ver­s­toß ge­gen § 119 Ziff. 3 Be­trVG und §§ 42, 44 EBRG selbst ein Ein­verständ­nis wei­te­rer Vor­stands­mit­glie­der un­wirk­sam ge­we­sen wäre.

Da H1 aus­sch­ließlich in der Ab­sicht ge­han­delt hat, dem An­ge­klag­ten V als Be­triebs­rat bzw. eu­ropäischen Be­triebs­rat ei­nen Vor­teil durch Zah­lun­gen an sei­ne Ge­lieb­te zu ver­schaf­fen, ist H1 auch nach § 119 Ziff. 3 Be­trVG und §§ 42, 44 EBRG straf­bar.

Zu der Un­treue und den Be­triebs­rats­begüns­ti­gun­gen hat der An­ge­klag­te V den Zeu­gen H1 als Täter an­ge­stif­tet. V hat H1 zunächst mit dem Be­geh­ren ei­ner Fest­an­stel­lung für B1, später dann mit dem Be­geh­ren, zu­min­dest ei­nen Agen­tur­ver­trag zu ver­ein­ba­ren, zu dem Ver­trags­schluss und den da­mit ver­bun­de­nen je­wei­li­gen Zah­lun­gen an B1 be­stimmt. Da­bei wuss­te V, dass ver­trags­gemäße Leis­tun­gen aus dem Agen­tur­ver­trag durch B1 nie er­fol­gen würden. V woll­te die Zah­lun­gen al­lein des­halb, um sei­ner Ge­lieb­ten ei­ne Ali­men­tie­rung oh­ne Ge­gen­leis­tung zu ver­schaf­fen. Da­bei wuss­te der An­ge­klag­te V, dass H1 auch in die­sem Fall die Zu­wen­dun­gen an sei­ne Ge­lieb­te nur des­halb ver­an­lass­te, weil er selbst Mit­glied des (eu­ropäischen) Be­triebs­ra­tes war. Auf­grund sei­nes ak­ti­ven Han­delns durch mehr­fa­ches Be­drängen des H1 auf den Ver­trags­schluss und die Zu­wen­dun­gen erst im Jahr 1999 und er­neut im Jahr 2000 hat V sich nicht auf le­dig­lich An­nah­me ei­ner vom Ar­beit­ge­ber gewähr­ten Begüns­ti­gung be­schränkt, son­dern die­se von H1 als Ver­tre­ter des Ar­beit­ge­bers ge­for­dert.

Die Kam­mer ist bei je­der durch den An­ge­klag­ten V bei H1 ein­ge­reich­ten Rech­nung für B1 von je­weils ei­ner An­stif­tungs­hand­lung i.S. des

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§ 26 StGB aus­ge­gan­gen. H1 hat­te sich hier die Prüfung und Frei­ga­be der Zah­lun­gen auf je­de ein­zel­ne der von B1 ge­stell­ten Rech­nun­gen hin­sicht­lich des Agen­tur­ver­tra­ges, den er als "tem­poräres En­ga­ge­ment" ein­stuf­te, je­weils persönlich vor­be­hal­ten. Da­her be­durf­te es hier -im Ge­gen­satz zu den Son­der­bo­ni- im­mer ei­nes er­neu­ten An­s­toßes vom An­ge­klag­ten V ge­genüber H1, um des­sen Zah­lun­gen auf den Agen­tur­ver­trag aus­zulösen. Dies er­folg­te durch die je­wei­li­ge Ein­rei­chung der Rech­nung. 

Bei den Ta­ten 30-39 war Ver­fol­gungs­verjährung ein­ge­tre­ten hin­sicht­lich der An­stif­tung zur Be­triebs­rats­begüns­ti­gung.

Der Straf­an­trag der V AG er­streckt sich auch auf die­se Ta­ten.


V.

Straf­zu­mes­sung

1)

Für den An­ge­klag­ten G war die Stra­fe bei den Ta­ten 1 - 40 für je­den Ein­zel­fall dem Straf­rah­men des § 266 Abs. 1 StGB zu ent­neh­men, der ei­ne Frei­heits­stra­fe von bis zu 5 Jah­ren oder Geld­stra­fe vor­sieht.

Ei­ne Mil­de­rung gem. §§ 17 S. 2, 49 StGB ist nicht er­folgt. Bei ei­nem ver­meid­ba­ren Ver­bots­irr­tum kann gem. § 17 S. 2 StGB die Stra­fe ge­mil­dert wer­den. Die Kam­mer hat in Ausübung des ihr hier ob­lie­gen­den pflicht­gemäßen Er­mes­sens da­von ab­ge­se­hen, die Stra­fe zu mil­dern. Die Ent­schei­dung über die Fra­ge der Mil­de­rung darf nur auf Erwägun­gen gestützt wer­den, die auf die Ver­meid­bar­keit des Ver­bots­irr­tums be­zo­gen sind. Ei­ne Ent­schei­dung auf Grund­la­ge ei­ner "Ge­samt­be­trach­tung al­ler Tat­umstände und der Täter­persönlich­keit" ist un­zulässig. Maßgeb­lich bei der vor­zu­neh­men­den Er­mes­sens­ent­schei­dung ist u. a. der Grad der Er­kenn­bar­keit des Ver­bots­irr­tums (vgl. Schönke/Schröder - Stern­berg/Lie­ben 27. Aufl. StGB § 17 StGB Rn. 26 m.w.N.). Da der Ver­bots­irr­tum vor­lie­gend sehr leicht ver­meid­bar war an­ge­sichts der Zweck­be­stim­mung der Zah­lun­gen hat die Kam­mer von ei­ner Mil­de­rung ab­ge­se­hen.

[Wei­te­re kon­kre­te Erwägun­gen zur Straf­zu­mes­sung sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.]

Un­ter Berück­sich­ti­gung der je­wei­li­gen Scha­denshöhe hat die Kam­mer da­her

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- für die Ta­ten zu 39 + 40 je­weils auf Geld­stra­fen von 20 Ta­gessätzen,
- für die Ta­ten 2 + 9 je­weils auf Geld­stra­fen von 40 Ta­gessätzen,
- für die Ta­ten 1, 3, 4, 5, 7, 8, 10, 11, 12, 14, 15, 17 - 21, 23, 26, 28 + 31 je­weils auf Geld­stra­fen von 60 Ta­gessätzen,
- für die Ta­ten 6, 13, 16, 22, 24, 25, 27, 29, 33, 34, 36 + 37 je­weils auf Geld­stra­fen von 90 Ta­gessätzen,
- für die Ta­ten 30 + 35 je­weils auf Geld­stra­fen von 120 Ta­gessätzen
- für die Ta­ten 32 + 38 je­weils auf 6 Mo­na­te Frei­heits­stra­fe er­kannt.

[Wei­te­re kon­kre­te Erwägun­gen zur Straf­zu­mes­sung sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.]

Für die Tat 41 ist die Kam­mer von dem gem. §§ 28 Abs. 1, 49 Abs. 1 StGB ge­mil­der­ten Straf­rah­men des § 266 Abs. 1 StGB aus­ge­gan­gen: Frei­heits­stra­fe von bis zu 3 Jah­ren 9 Mo­na­ten oder Geld­stra­fe. Die Mil­de­rung war zwin­gend er­for­der­lich, da der An­ge­klag­te als Außen­ste­hen­der kei­ne ei­ge­ne Treue­pflicht ge­genüber S/T hat­te und es sich bei der Treue­pflicht um ein be­son­de­res persönli­ches Merk­mal han­delt im Sin­ne des §28 Abs. 1 StGB han­delt.

[Wei­te­re kon­kre­te Erwägun­gen zur Straf­zu­mes­sung sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.] 

Für die­se Tat war da­her ei­ne Ein­zel­stra­fe von 6 Mo­na­ten Frei­heits­stra­fe tat- und schuld­an­ge­mes­sen.

[Wei­te­re kon­kre­te Erwägun­gen zur Straf­zu­mes­sung sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.]

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Un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände er­schien ei­ne

Ge­samt­frei­heits­stra­fe von 1 Jahr

tat- und schuld­an­ge­mes­sen.

Die Voll­stre­ckung die­ser Frei­heits­stra­fe konn­te die Kam­mer gem. § 56 Abs. 1 StGB zur Bewährung aus­set­zen.

[Wei­te­re kon­kre­te Erwägun­gen zur Straf­zu­mes­sung sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.]

2)

[Wei­te­re kon­kre­te Erwägun­gen zur Straf­zu­mes­sung sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.] 

- 98 -

Ei­ne Mil­de­rung gem. §§ 17 S. 2, 49 StGB ist bei dem An­ge­klag­ten V ins­ge­samt nicht er­folgt, da die Kam­mer auch bei ihm in Ausübung des ihr ob­lie­gen­den pflicht­gemäßen Er­mes­sens auf­grund der sehr leich­ten Ver­meid­bar­keit des je­wei­li­gen Ver­bots­irr­tums in­fol­ge der Zweck­be­stim­mung der Zah­lun­gen von ei­ner Mil­de­rung ab­ge­se­hen hat.#

a.)

Bei den Ta­ten zu Ziff. 1-10 und 12-28 ist die Kam­mer von dem gem. §§ 28 Abs. 1, 49 Abs. 1 StGB ge­mil­der­ten Straf­rah­men des § 266 Abs. 1 StGB in Ver­bin­dung mit § 26 StGB aus­ge­gan­gen, da dem An­ge­klag­ten das persönli­che Merk­mal der Vermögens­be­treu­ungs­pflicht fehlt.

Bei der Treue­pflicht han­delt es sich um ein be­son­de­res persönli­ches Merk­mal im Sin­ne des § 28 Abs. 1 StGB. Der An­ge­klag­te V war Mit­glied des Auf­sichts­ra­tes und so­mit grundsätz­lich treu­pflich­tig. Mit­glie­der des Auf­sichts­ra­tes trifft ei­ne ei­ge­ne Vermögens­be­treu­ungs­pflicht (BGH NJW 2006, 522/ 523; Fi­scher, aaO, § 266 Rn. 36) und zwar auch im Hin­blick auf ih­re Pflicht zur Über­wa­chung der Geschäftsführung gemäß § 111 Abs. 1 AktG Die­se ge­sell­schafts­recht­li­che Treue­pflicht ist nicht aus­drück­lich nor­miert, aber all­ge­mein an­er­kannt, denn durch die §§ 116, 93 AktG wird deut­lich, dass das Ge­setz bei Auf­sichts­rats­mit­glie­dern von red­lich han­deln­den Ver­wal­tern frem­den Vermögens aus­geht. Die­se Pflicht gilt auch für die Ar­beit­neh­mer­ver­tre­ter im Auf­sichts­rat.

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Es muss aber berück­sich­tigt wer­den, dass es sich bei der Auf­sichts­ratstätig­keit um ei­ne ty­pi­sche Ne­bentätig­keit han­delt und sich so­mit In­ter­es­sen­kol­li­sio­nen mit an­de­ren Tätig­kei­ten des Auf­sichts­rats­mit­glieds er­ge­ben können und mit­un­ter zwangsläufig ein­tre­ten. Hier­in liegt ein Un­ter­schied zur haupt­be­ruf­li­chen Tätig­keit ei­nes Vor­stands­mit­glieds. Bei der Treue­pflicht ist da­her zu dif­fe­ren­zie­ren, ob die Tätig­keit in­ner­halb oder außer­halb der Or­gan­funk­ti­on er­folgt. Ei­ne zwangsläufi­ge In­ter­es­sens­kol­li­si­on des An­ge­klag­ten als Auf­sichts­rat er­gibt sich nach Auf­fas­sung der Kam­mer bei den Rei­se­kos­ten­ab­rech­nun­gen (Ta­ten 1 - 10 und 12 - 28) und auch bei dem Be­reich des ei­ge­nen Ge­halts (Tat 29), da der An­ge­klag­te hier - le­gi­ti­mer­wei­se - sei­ne ei­ge­nen In­ter­es­sen als Ar­beit­neh­mer ver­folgt. Die An­nah­me ei­ner Treue­pflicht würde da­zu führen, dass sich der An­ge­klag­te in­so­weit als Auf­sichts­rat selbst in sei­ner Funk­ti­on als Ar­beit­neh­mer hätte be­auf­sich­ti­gen müssen. Für die­se Be­rei­che be­steht da­her kei­ne Treue­pflicht, da der Be­reich der ei­gent­li­chen Ar­beit­neh­mertätig­keit be­trof­fen ist. Nach Auf­fas­sung der Kam­mer darf in­so­weit auch nicht dar­auf ab­ge­stellt wer­den, ob die ein­zel­nen Hand­lun­gen da­zu pflicht­wid­rig sind, son­dern abs­trakt auf die ge­ne­rel­le Zu­gehörig­keit die­ses Be­reichs zur Tätig­keit als Ar­beit­neh­mer.

Der in­so­weit gem. §§ 28 Abs. 1, 49 Abs. 1 StGB ge­mil­der­te Straf­rah­men sieht Frei­heits­stra­fe bis zu 3 Jah­ren 9 Mo­na­ten oder Geld­stra­fe vor.

Un­ter Berück­sich­ti­gung der je­wei­li­gen Scha­denshöhe hat die Kam­mer für die Ta­ten zu 1 - 10 und 12 - 28 die nach­fol­gen­den Geld­stra­fen für tat- und schuld­an­ge­mes­sen er­ach­tet:


- Für die Ta­ten 14, 19 + 23 je­weils 20 Ta­gessätze Geld­stra­fe,
- für die Ta­ten 1, 2, 8, 9, 17, 24 + 28 je­weils 40 Ta­gessätze Geld­stra­fe
- für die Ta­ten 4, 12, 15, 20, 22, 25 + 26 je­weils 80 Ta­gessätze Geld­stra­fe
- für die Ta­ten 3, 5, 6, 7, 10, 13, 16, 21 + 27 je­weils 120 Ta­gessätze Geld­stra­fe
- für die Tat 18 Ta­gessätze Geld­stra­fe.


Hin­sicht­lich des Tat­vor­wurfs zu 11 ist der An­ge­klag­te aus tatsächli­chen Gründen frei­ge­spro­chen wor­den.

- 100 -

b.)

Bei der Tat zu Ziff. 29 ist die Kam­mer -wie­der­um we­gen des Feh­lens des persönli­chen Merk­mals der Vermögens­be­treu­ungs­pflicht und we­gen der Stel­lung le­dig­lich als Ge­hil­fe- von dem gemäß §§ 27, 28 Abs. 1, 49 Abs. 1 StGB dop­pelt ge­mil­der­ten Straf­rah­men des § 266 Abs. 2 i.Vm. § 263 Abs. 3 StGB aus­ge­gan­gen, der Frei­heits­stra­fe bis zu 5 Jah­ren 7 Mo­na­ten (67,5 Mo­na­te) oder Geld­stra­fe vor­sieht.

[Wei­te­re kon­kre­te Erwägun­gen zur Straf­zu­mes­sung sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.]

Die Kam­mer hielt für die­se Tat ei­ne Frei­heits­stra­fe von 1 Jahr 6 Mo­na­ten für tat- und schuld­an­ge­mes­sen.

c.)

Bei den Ta­ten 30 - 48 ist die Kam­mer je­weils vom Straf­rah­men des § 266 i.Vm. § 26 StGB aus­ge­gan­gen.

Die Kam­mer ist der Auf­fas­sung, dass es sich bei den Zu­wen­dun­gen an die Ge­lieb­te des An­ge­klag­ten nicht um den Be­reich ei­ner zwangsläufi­gen In­ter­es­sen­kol­li­si­on han­del­te, da kei­ne Ver­bin­dung zur Ar­beit­neh­mertätig­keit des An­ge­klag­ten be­stand.

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Aus der Über­wa­chungs­pflicht als Auf­sichts­rats­mit­glied er­gibt sich not­wen­dig die Pflicht, den Vor­stand nicht von sich aus zu Hand­lun­gen zu ver­an­las­sen, die auf­grund der Über­wa­chungs­pflicht ge­ra­de ab­ge­wen­det wer­den müss­ten (BGHSt 47, 187/201).

Die Kam­mer hat da­her für die­se Ta­ten ei­ne spe­zi­fi­sche Treue­pflicht im Sin­ne des § 266 StGB für den An­ge­klag­ten V be­jaht.

Für die ers­ten bei­den mo­nat­li­chen Ab­rech­nun­gen mit ei­nem Vermögens­scha­den von je­weils 15.000,- DM (Tat 30 + 31) hat die Kam­mer Geld­stra­fen von je­weils 90 Ta­gessätzen für tat- und schuld­an­ge­mes­sen er­ach­tet, für die Tat 32 (Vermögensschäden von 30.000,- DM) ei­ne Geld­stra­fe von 120 Ta­gessätzen und für sämt­li­che wei­te­ren Ta­ten mit Quar­tals­ab­rech­nung (Vermögensschäden von je­weils 45.000,- DM bzw. 23.008,- Eu­ro) je­weils ei­ne Frei­heits­stra­fe von 6 Mo­na­ten.

[Wei­te­re kon­kre­te Erwägun­gen zur Straf­zu­mes­sung sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.]


e.)

Un­ter Berück­sich­ti­gung der Höhe des Ge­samt­scha­dens von rund 2,5 Mio. Eu­ro hat die Kam­mer ei­ne Ge­samt­frei­heits­stra­fe von 2 Jah­ren und 9 Mo­na­ten für tat- und schuld­an­ge­mes­sen er­ach­tet. 

[Wei­te­re kon­kre­te Erwägun­gen zur Straf­zu­mes­sung sind aus Gründen des Persönlich­keits­schut­zes ent­fernt wor­den.]

- 103 -

VI.

Die Kos­ten­ent­schei­dung er­gibt sich aus § 465 Abs. 1 St­PO, so­weit der An­ge­klag­te V frei­ge­spro­chen wor­den ist aus § 467 Abs. 1 St­PO.

D

A

Dr. B

 

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