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LAG Hamm, Ur­teil vom 20.07.2006, 8 Sa 1145/05

   
Schlagworte: Betriebsübergang
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 8 Sa 1145/05
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 20.07.2006
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Minden
   

8 Sa 1145/05

1 (2) Ca 2294/04 Ar­beits­ge­richt Min­den 8 AZR 924/06  

 

Verkündet am 20.07.2006

En­gel­hardt Re­gie­rungs­an­ge­stell­te als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

In Sa­chen

hat die 8. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Hamm
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 15.05.2006
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dr. Du­den­bos­tel
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Skock und Rüffer

für Recht er­kannt:

 

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Un­ter Zurück­wei­sung der Be­ru­fung im Übri­gen wird auf die Be­ru­fung des Klägers das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Min­den vom 19.04.2005 – 1 Ca 2294/04 – teil­wei­se ab­geändert und un­ter Berück­sich­ti­gung der teil­wei­sen Be­ru­fungsrück­nah­me wie folgt neu ge­fasst:

1. Ge­genüber der Be­klag­ten zu 1) wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen dem Kläger und der Be­klag­ten zu 1) durch de­ren Kündi­gung vom 29.11.2004 nicht be­en­det wor­den ist.

2. Im Übri­gen wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

3. Von den Ge­richts­kos­ten des ers­ten Rechts­zu­ges trägt der Kläger 9/12, die Be­klag­te zu 1) 3/12. Hin­sicht­lich der er­stat­tungsfähi­gen außer­ge­richt­li­chen Kos­ten des ers­ten Rechts­zu­ges gilt Fol­gen­des: Der Kläger trägt die Kos­ten der Be­klag­ten zu 2) und 3) al­lein. Von den Kos­ten des Klägers trägt er selbst 9/12, die Be­klag­te zu 1) 3/12. Die Be­klag­te zu 1) trägt ih­re Kos­ten selbst.

Von den Kos­ten des zwei­ten Rechts­zu­ges trägt der Kläger die durch die Be­weis­auf­nah­me ver­an­lass­ten Par­tei- und Ge­richts­kos­ten al­lein. Von den wei­te­ren Ge­richts­kos­ten trägt der Kläger 75/100, die Be­klag­te zu 1) 25/100. Auch die wei­te­ren außer­ge­richt­li­chen Kos­ten der Be­klag­ten zu 2) und 3) trägt der Kläger al­lein, von den außer­ge­richt­li­chen Kos­ten des Klägers trägt die Be­klag­te zu 1) 25/100, im Übri­gen tra­gen der Kläger und die Be­klag­te zu 1) ih­re Kos­ten selbst.

4. Für den Kläger wird die Re­vi­si­on ge­gen das Ur­teil zu­ge­las­sen.

5. Der Streit­wert für den Be­ru­fungs­rechts­zug beträgt 32.443,-- €.

T a t b e s t a n d

Mit sei­ner Kla­ge wen­det sich der Kläger zum ei­nen ge­gen die Be­en­di­gung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses durch or­dent­li­che, be­triebs­be­ding­te Kündi­gung sei­nes Ver­trags­ar­beit­ge­bers

 

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(Be­klag­te zu 1) und nimmt wei­ter die Be­klag­te zu 2) un­ter dem Ge­sichts­punkt des Be­triebsüber­gangs auf Fortführung des Ar­beits­verhält­nis­ses nebst Wei­ter­beschäfti­gung in An­spruch. So­weit der Kläger im ers­ten Rechts­zu­ge ge­genüber der Be­klag­ten zu 3) als sei­ner vor­ma­li­gen Ar­beit­ge­be­rin und Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten zu 1) Scha­dens­er­satz­ansprüche mit der Be­gründung gel­tend ge­macht hat, die Be­klag­te zu 3) ha­be je­den­falls für die Zeit bis En­de 2005 ei­ne Be­stands­ga­ran­tie für In­halt und Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses mit der Be­klag­ten zu 1) über­nom­men, ist die­ser Streit­punkt nach Be­schränkung des Be­ru­fungs­an­tra­ges nicht mehr Ge­gen­stand der vor­lie­gen­den Ent­schei­dung. Ent­spre­chen­des gilt für die erst­mals im Be­ru­fungs­rechts­zu­ge er­ho­be­nen und so­dann zurück­ge­nom­me­nen wei­te­ren Zah­lungs­anträge.

Wie un­strei­tig ist, war der Kläger zunächst seit dem Jah­re 1978 bei der Be­klag­ten zu 3), wel­che Kar­to­na­gen u.a. für die Le­bens­mit­tel­in­dus­trie her­stellt, als Stap­ler­fah­rer im Ver­sand am Stand­ort L1 beschäftigt. Mit Wir­kung zum 01.06.2002 glie­der­te die Be­klag­te zu 3) ih­re Ver­sand­ab­tei­lung aus und über­trug die­se auf die ei­gens zu die­sem Zweck neu ge­gründe­te Be­klag­te zu 1). Die­se über­nahm auf der Grund­la­ge ei­ner schrift­li­chen, zunächst bis zum 31.12.2004 be­fris­te­ten Ver­ein­ba­rung u.a. die Zwi­schen­la­ge­rung der von der Be­klag­ten zu 3) pro­du­zier­ten Kar­to­na­gen, und zwar im We­sent­li­chen in ei­ner hier­zu von der Be­klag­ten zu 3) ih­rer­seits an­ge­mie­te­ten und der Be­klag­ten zu 1) über­las­se­nen La­ger­hal­le in E1. Die Ar­beits­verhält­nis­se der vor­mals von der Be­klag­ten zu 3) beschäftig­ten Mit­ar­bei­ter aus La­ger und Ver­sand – so auch das Ar­beits­verhält­nis des Klägers – wur­den auf­grund ent­spre­chen­der Ver­ein­ba­rung von der Be­klag­ten zu 1) gemäß § 613 a BGB über­nom­men. Seit dem 01.06.2002 war der Kläger dem­ent­spre­chend als Stap­ler­fah­rer bei der Be­klag­ten zu 1) ge­gen ei­nen Brut­to­ver­dienst von ca. 2.437,-- €/Mo­nat beschäftigt, wel­che mit zu­letzt 19 Ar­beit­neh­mern als lo­gis­ti­scher Dienst­leis­ter an den Stand­or­ten L1 und E1 aus­sch­ließlich den Ver­sand für die Be­klag­te zu 3), d.h. Zwi­schen­la­ge­rung, Kom­mis­sio­nie­rung und Ver­la­dung der pro­du­zier­ten Well­pap­pen­pro­duk­te, er­le­dig­te. Mit Wir­kung zum 28.02.2005 be­en­de­te die Be­klag­te zu 3) durch Kündi­gung die mit der Be­klag­ten zu 1) ge­schlos­se­ne Ver­ein­ba­rung, wor­auf die­se als Ver­trags­ar­beit­ge­be­rin ge­genüber ih­ren sämt­li­chen Beschäftig­ten ei­ne or­dent­li­che be­triebs­be­ding­te Kündi­gung „we­gen der vollständi­gen Auf­ga­be der Geschäftstätig­keit“ zum 28.02.2005 aus­sprach. Wei­ter teil­te die Be­klag­te zu 1) mit Schrei­ben vom 31.01.2005 ih­ren Beschäftig­ten mit, ih­rer Auf­fas­sung nach sei nun­mehr die Be­klag­te zu 2) als Be­triebsüber­neh­me­rin tätig, was die­se zu Un­recht in Ab­re­de stel­le. Ei­ne Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses bei der Be­klag­ten zu 1) schei­de je­den­falls we­gen Weg­falls der Beschäfti­gungsmöglich­kei­ten aus.

 

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Der Kläger hat im ers­ten Rechts­zu­ge be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass sein Ar­beits­verhält­nis mit der Be­klag­ten zu 1) nicht durch de­ren Kündi­gung vom 29.11.2004 auf­gelöst wor­den ist;

2. fest­zu­stel­len, dass zwi­schen ihm und der Be­klag­ten zu 2) seit dem 01.03.2005 ein Ar­beits­verhält­nis zu den Be­din­gun­gen sei­nes bis zum 28.02.2005 be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses zur Be­klag­ten zu 1) be­steht;

3. hilfs­wei­se für den Fall der Zurück­wei­sung der Anträge zu 1) und 2), die Be­klag­te zu 2) zu ver­ur­tei­len, sein An­ge­bot zur Be­gründung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses als Stap­ler­fah­rer zu den Be­din­gun­gen des Ar­beits­ver­tra­ges mit der Be­klag­ten zu 1) vom 15.03.2002 an­zu­neh­men;

4. die Be­klag­te zu 2) zu ver­ur­tei­len, ihn bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Rechts­streits zu den ar­beits­ver­trags­gemäßen Be­din­gun­gen als Stap­ler­fah­rer tatsächlich zu beschäfti­gen und

5. fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­te zu 3) ihm für den Fall, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen ihm und der Be­klag­ten zu 1) oder zu 2) aus be­trieb­li­chen Gründen vor dem 31.12.2005 en­det, dem Grun­de nach zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist.

Die Be­klag­ten ha­ben be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

 

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Durch Ur­teil vom 19.04.2005, auf wel­ches we­gen des wei­te­ren erst­in­stanz­li­chen Par­tei­vor­brin­gens Be­zug ge­nom­men wird, hat das Ar­beits­ge­richt den ge­gen die Be­klag­te zu 3) ge­rich­te­ten, auf Fest­stel­lung ei­ner Scha­dens­er­satz­ver­pflich­tung ge­rich­te­ten Kla­ge­an­trag als un­zulässig ab­ge­wie­sen und im Übri­gen der Kla­ge al­lein in­so­weit statt­ge­ge­ben, als das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen dem Kläger und der Be­klag­ten zu 1) erst mit Wir­kung zum 30.06.2005 auf­gelöst wor­den sei. Zur Be­gründung ist im We­sent­li­chen aus­geführt wor­den, die von der Be­klag­ten zu 1) aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung sei durch ein drin­gen­des be­trieb­li­ches Er­for­der­nis im Sin­ne des § 1 KSchG be­dingt, da die Be­klag­te zu 1) ih­re be­trieb­li­che Geschäftstätig­keit als Lo­gis­tik-Dienst­leis­ter für die Be­klag­te zu 3) er­satz­los auf­ge­ge­ben ha­be. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klägers sei die Kündi­gung auch nicht we­gen ei­nes Be­triebsüber­gangs im Sin­ne des § 613 a BGB aus­ge­spro­chen und un­wirk­sam. Wie sich aus der Tat­sa­che er­ge­be, dass die Be­klag­te zu 1) aus­sch­ließlich den Zweck ver­folgt ha­be, in den von der Be­klag­ten zu 3) über­las­se­nen La­gerräum­en mit Hil­fe der für die Ver­pa­ckung und Ver­la­dungs­vorgänge er­for­der­li­chen und von der Be­klag­ten zu 3) zur Verfügung ge­stell­ten Gerätschaf­ten ein­sch­ließlich der EDV-Aus­stat­tung die ver­ein­bar­ten Leis­tun­gen zu er­brin­gen, hand­le es sich hier um ei­nen be­triebs­mit­tel­ar­men Be­trieb, für wel­chen im We­sent­li­chen das von der Be­klag­ten zu 1) ein­ge­setz­te Per­so­nal kenn­zeich­nend sei. Die Be­klag­te ha­be dem­gemäß ih­re Dienst­leis­tung mit der ein­ge­ar­bei­te­ten Be­leg­schaft „an“ den – nicht hin­ge­gen „mit“ den – vom Auf­trag­ge­ber über­las­se­nen Be­triebs­mit­teln er­bracht, oh­ne dass für ei­ne ei­gen­wirt­schaft­li­che Nut­zung der über­las­se­nen Be­triebs­mit­tel Raum ge­blie­ben sei. Bei der Kündi­gung des Dienst­leis­tungs­auf­tra­ges und der Neu­er­tei­lung des Auf­tra­ges an die Be­klag­te zu 2) han­de­le es sich al­lein um ei­ne sog. Funk­ti­ons­nach­fol­ge, nicht hin­ge­gen um ei­nen Über­gang ei­ner wirt­schaft­li­chen Ein­heit im Sin­ne des § 613 a BGB. Zu­gleich er­wei­se sich da­mit auch die Kla­ge ge­gen die Be­klag­te zu 2) als un­be­gründet.

Mit sei­ner recht­zei­tig ein­ge­leg­ten und be­gründe­ten Be­ru­fung, wel­che der Kläger zu­letzt al­lein noch ge­gen die Be­klag­ten zu 1) und zu 2) mit den be­reits erst­in­stanz­lich ver­folg­ten Anträgen rich­tet, wen­det sich der Kläger ge­gen den Stand­punkt des ar­beits­ge­richt­li­chen Ur­teils, in der Be­en­di­gung der Ver­trags­be­zie­hung zwi­schen der Be­klag­ten zu 3) und der Be­klag­ten zu 1) ei­ner­seits und der Be­auf­tra­gung der Be­klag­ten zu 2) mit der Be­wirt­schaf­tung des La­gers E1 an­de­rer­seits lie­ge al­lein ei­ne bloße Funk­ti­ons­nach­fol­ge. Tatsächlich han­de­le es sich bei dem von der Be­klag­ten zu 1) geführ­ten Kar­to­na­gen­la­ger nämlich nicht um ei­nen „be­triebs­mit­tel­ar­men“ Be­trieb im Sin­ne ei­ner rei­nen Dienst­leis­tungs­auf­ga­be, wel­che „an“ ei­nem frem­den La­ger voll­zo­gen wer­de. Viel­mehr ha­be die Be­klag­te zu 1) selbst und in ei­ge­ner Or­ga­ni­sa­ti­ons­ver­ant­wor­tung in den von der Be­klag­ten zu 3) an­ge­mie­te­ten und ihr – der

 

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Be­klag­ten zu 1) – über­las­se­nen Räum­lich­kei­ten die von der Be­klag­ten zu 3) pro­du­zier­ten Kar­to­na­gen ein­ge­la­gert, zum Teil mit Plas­tik­fo­lie um­man­telt (ge­stretcht) und für die Aus­lie­fe­rung an die End­ab­neh­mer be­reit­ge­stellt. Die ei­gen­ver­ant­wort­li­che Führung des La­gers durch die Be­klag­te zu 1) wer­de durch die im zwei­ten Rechts­zu­ge vor­ge­leg­ten Ver­trags­un­ter­la­gen an­schau­lich be­legt. Ent­ge­gen der An­nah­me des Ar­beits­ge­richts ha­be die Be­klag­te zu 1) mit Hil­fe ih­res ei­ge­nen La­ger­wirt­schafts­sys­tems die je­wei­li­gen La­ger­stand­or­te fest­ge­legt und ver­wal­tet. Die zusätz­lich von der Be­klag­ten zu 3) über­las­se­ne EDV mit dem Ba­an-Sys­tem ha­be al­lein da­zu ge­dient, die Ab­ruf­aufträge der Be­klag­ten zu 3) an das von der Be­klag­ten zu 1) geführ­te La­ger E1 zu über­mit­teln, wo die ent­spre­chen­den An­for­de­run­gen aus­ge­druckt und auf die­ser Grund­la­ge die be­tref­fen­den Auf­träge zu­sam­men­ge­stellt wor­den sei­en. Auch die Er­stel­lung der Lie­fer­schei­ne sei mit Hil­fe des Ba­an-Sys­tems er­folgt, wo­hin­ge­gen die Fracht­brie­fe von der Be­klag­ten zu 1) mit­tels ih­rer EDV aus­ge­stellt wor­den sei­en. Nach den ver­trag­li­chen Re­geln ha­be die Be­stands­ver­ant­wor­tung für die ein­ge­la­ger­te Wa­re bei der Be­klag­ten zu 1) ge­le­gen. Auch der Be­reich der Pack­mit­tel­ver­wal­tung (Pa­let­ten­be­stand) sei von der Be­klag­ten zu 1) ei­gen­ver­ant­wort­lich er­le­digt wor­den. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts sei der so von der Be­klag­ten zu 1) ei­genständig geführ­te La­ger­be­trieb im We­ge des Be­triebsüber­gangs auf die Be­klag­te zu 2) über­ge­gan­gen. Rich­tig sei zwar, dass die Be­klag­te zu 2) zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt das Sys­tem der La­ger­be­wirt­schaf­tung geändert, ein ei­ge­nes La­ger­ver­wal­tungs­pro­gramm in­stal­liert und im Herbst 2005 in der Hal­le ein Hoch­re­gal­la­ger in­stal­liert ha­be. Im Zeit­punkt der Über­nah­me des La­gers – nach Ab­zug der Beschäftig­ten der Be­klag­ten zu 1) am 27.02.2005 nahm die Be­klag­te zu 2) noch an die­sem Ta­ge mit ei­ge­nem Per­so­nal die Vor­be­rei­tungs­ar­bei­ten für die La­ger­be­wirt­schaf­tung ab Ver­trags­be­ginn (01.03.2005) auf – ha­be die Be­klag­te zu 2) dem­ge­genüber die be­trieb­li­chen Verhält­nis­se ex­akt so vor­ge­fun­den und über­nom­men, wie sie zu­vor von der Be­klag­ten zu 1) ge­nutzt wor­den sei­en. Über die un­strei­ti­ge Über­nah­me von La­ger­hal­le und La­ger­be­stand hin­aus ha­be die Be­klag­te zu 2) nämlich – wie der Kläger be­haup­tet – auch die von der Be­klag­ten zu 1) auf­ge­bau­te und durch den Da­ten­be­stand in der EDV re­präsen­tier­te La­ger­ord­nung über­nom­men. Bei der un­strei­tig ge­mein­sam von der Be­klag­ten zu 1) und der Be­klag­ten zu 3) durch­geführ­ten Ab­schluss­in­ven­tur im La­ger E1 sei­en nämlich nicht al­lein Art und An­zahl der ein­ge­la­ger­ten Kar­to­na­gen, son­dern zusätz­lich auch die je­wei­li­gen La­ger­stand­or­te er­fasst und die ent­spre­chen­den Lis­ten und Da­tei­en der Be­klag­ten zu 3) zur Verfügung ge­stellt wor­den. Ent­ge­gen der Dar­stel­lung der Be­klag­ten zu 2) müsse da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die er­ho­be­nen Da­ten mit den La­ger­stand­or­ten so­dann der Be­klag­ten zu 2) zur Verfügung ge­stellt wor­den sei­en. An­dern­falls sei nämlich die naht­lo­se Fortführung des La­ger­be­triebs gar nicht möglich ge­we­sen, zu­mal die von der Be­klag­ten zu 2) be­haup­te­te ei­ge­ne Be­stands­auf­nah­me in so kur­zer Zeit gar nicht durchführ-

 

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bar ge­we­sen sei. Al­lein die Tat­sa­che, dass die Be­klag­te zu 2) nun­mehr mit ei­nem ei­ge­nen La­ger­be­wirt­schaf­tungs­pro­gramm ar­bei­te, ände­re nichts dar­an, dass die Be­klag­te zu 2) die vor­mals von der Be­klag­ten zu 1) auf­ge­bau­te La­ger­ord­nung zu­min­dest vorüber­ge­hend wei­ter­ver­wen­det ha­be. Schon die­ser Um­stand genüge für die An­wen­dung des § 613 a BGB, auf späte­re Ände­run­gen der be­trieb­li­chen Verhält­nis­se kom­me es dem­ge­genüber nicht an. Im Übri­gen er­ge­be sich auch aus den von der Be­klag­ten zu 2) vor­ge­leg­ten Ver­trags­un­ter­la­gen, dass die Be­klag­te zu 2) im We­sent­li­chen un­verändert - wie vor­mals die Be­klag­te zu 1) – ei­nen ei­ge­nen La­ger­be­trieb für die Be­klag­te zu 3) als Auf­trag­ge­be­rin führe. Dass die Be­klag­te zu 2) als ein­geführ­tes Un­ter­neh­men der Lo­gis­tik-Dienst­leis­tung auch wei­te­re Leis­tun­gen für die Be­klag­te zu 3) – wie den Trans­port der Kar­to­na­gen mit ei­ge­nem Fuhr­park mit zen­tra­ler Steue­rung vom Un­ter­neh­mens­sitz aus – er­le­di­ge, ände­re nichts an der naht­lo­sen Fortführung des La­gers E1 un­ter Wah­rung der be­trieb­li­chen Iden­tität.

Nach Rück­nah­me der zunächst an­gekündig­ten wei­te­ren Anträge be­an­tragt der Kläger zu­letzt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Min­den vom 19.04.2005

1. fest­zu­stel­len, dass sein Ar­beits­verhält­nis mit der Be­klag­ten zu 1) nicht durch de­ren Kündi­gung vom 29.11.2004 auf­gelöst wor­den ist;

2. fest­zu­stel­len, dass zwi­schen ihm und der Be­klag­ten zu 2) seit dem 01.03.2005 ein Ar­beits­verhält­nis zu den Be­din­gun­gen sei­nes bis zum 28.02.2005 be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses zur Be­klag­ten zu 1) be­steht;

3. hilfs­wei­se für den Fall der Zurück­wei­sung der Anträge zu 1) und 2) die Be­klag­te zu 2) zu ver­ur­tei­len, sein An­ge­bot zur Be­gründung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses als Stap­ler­fah­rer zu

 

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den Be­din­gun­gen des Ar­beits­ver­tra­ges mit der Be­klag­ten zu 1) vom 15.03.2002 an­zu­neh­men;

4. die Be­klag­te zu 2) zu ver­ur­tei­len, ihn bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Rechts­streits zu den ar­beits­ver­trags­gemäßen Be­din­gun­gen als Stap­ler­fah­rer tatsächlich zu beschäfti­gen.

Die Be­klag­ten zu 1) und zu 2) be­an­tra­gen,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te zu 1) wie­der­holt ihr erst­in­stanz­li­ches Vor­brin­gen, sie ha­be ih­re be­trieb­li­che Tätig­keit vollständig ein­ge­stellt, wo­bei aus ih­rer Sicht der vom Kläger vor­ge­tra­ge­ne Sach­ver­halt ei­nen Be­triebsüber­gang im Sin­ne des § 613 a BGB er­ge­be. Je­den­falls mit der Be­klag­ten zu 1) be­ste­he da­nach das Ar­beits­verhält­nis kei­nes­falls fort.

Die Be­klag­te zu 2) ver­tei­digt die ar­beits­ge­richt­li­che Ent­schei­dung un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung ih­res Vor­brin­gens als zu­tref­fend. So­weit die Be­klag­te zu 3) ihr – der Be­klag­ten zu 2) – ein­zel­ne Be­triebs­mit­tel – La­ger­hal­le, Wa­ren­be­stand und sons­ti­ge Ar­beits­mit­tel wie Stap­ler­fahr­zeu­ge pp. – über­las­sen ha­be, wel­che zu­vor von der Be­klag­ten zu 1) ge­nutzt wur­den, könne dies für ei­nen Be­triebsüber­gang nicht genügen. Die ge­nann­ten Ge­genstände sei­en ihr nämlich – wie dies auch für die Be­klag­te zu 1) gel­te – nicht zur ei­gen­wirt­schaft­li­chen Nut­zung über­las­sen wor­den. Tatsächlich er­brin­ge die Be­klag­te zu 2) im La­ger E1 aus­sch­ließlich ei­ne Dienst­leis­tung in frem­den Räum­en oh­ne ei­ge­ne Verfügungs­ge­walt. Die Wertschöpfung der Be­klag­ten zu 2) er­fol­ge al­lein durch die Ar­beitstätig­keit ih­rer Mit­ar­bei­ter, wo­bei die ei­gent­li­che lo­gis­ti­sche Dienst­leis­tung der Be­klag­ten zu 2) gar nicht in der Be­wirt­schaf­tung des La­gers be­ste­he. Viel­mehr sei die Tätig­keit der Be­klag­ten zu 2) ge­kenn­zeich­net durch die Er­brin­gung ei­ner um­fas­sen­den Lo­gis­tik-Dienst­leis­tung von H1 aus mit ei­ge­nem großen Fuhr­park, ei­ge­nen EDV-Pro­gram­men und ei­ge­nem know-how.

Ab­ge­se­hen da­von tref­fe auch die Dar­stel­lung des Klägers nicht zu, die Be­klag­te zu 2) ha­be im Zu­sam­men­hang mit der Auf­nah­me ih­rer Tätig­keit im La­ger E1 die von der Be­klag­ten zu 1) er­rich­te­te La­ger­ord­nung über­nom­men und fort­geführt. Selbst wenn der Be­klag­ten zu 3) die bei der In­ven­tur er­ho­be­nen Da­ten mit den La­ger­stand­or­ten zur Verfügung ges­tan-

 

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den hätten, sei­en die­se Da­ten je­den­falls nicht der Be­klag­ten zu 2) über­las­sen wor­den. Dem­ent­spre­chend tref­fe die Dar­stel­lung des Klägers nicht zu, die Be­klag­te zu 2) ha­be bei Auf­nah­me ih­rer be­trieb­li­chen Tätig­keit auf die­se Da­ten zurück­ge­grif­fen. Im Ge­gen­teil ha­be die Be­klag­te zu 2) un­mit­tel­bar nach Auf­nah­me ih­rer Tätig­keit im La­ger E1 selbst die La­ger­or­te der dort ver­blie­be­nen Kar­to­na­gen „händisch“ auf­ge­nom­men und in das ei­ge­ne La­ger­ver­wal­tungs­sys­tem ein­ge­ge­ben. Der hierfür er­for­der­li­che Zeit­auf­wand und die sich hier­aus er­ge­ben­den Verzöge­run­gen sei­en wei­test­ge­hend da­durch kom­pen­siert wor­den, dass mit verstärk­tem, auch von Sei­ten der Be­klag­ten zu 3) zur Verfügung ge­stell­tem Per­so­nal ge­ar­bei­tet wor­den sei. Die Dar­stel­lung des Klägers, das La­ger E1 sei zu­min­dest für ei­ni­ge Ta­ge un­verändert un­ter Nut­zung der vor­ge­fun­de­nen La­ger­ord­nung fort­geführt wer­den, sei nach al­le­dem un­zu­tref­fend. Auch die mit der Be­klag­ten zu 3) ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen mach­ten deut­lich, dass von ei­ner Fortführung ei­nes be­ste­hen­den La­ger­be­trie­bes kei­nes­falls aus­ge­gan­gen wer­den könne.

Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat Be­weis er­ho­ben über die wi­der­strei­ten­den Be­haup­tun­gen der Par­tei­en zur Über­nah­me des Sys­tems der La­ger­stand­or­te durch un­eid­li­che Ver­neh­mung der Zeu­gen V1, H2, Ö1, K1 und B1. We­gen des Er­geb­nis­ses der Be­weis­auf­nah­me wird auf die Sit­zungs­nie­der­schrif­ten vom 13.03.2006 und vom 15.05.2006 Be­zug ge­nom­men.

E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e

Die Be­ru­fung des Klägers hat al­lein in­so­weit Er­folg, als es den ge­gen die Be­klag­te zu 1) ge­rich­te­ten Kündi­gungs­fest­stel­lungs­an­trag be­trifft. Dem­ge­genüber ist die Be­ru­fung hin­sicht­lich der ge­gen die Be­klag­te zu 2) ver­folg­ten Kla­ge­anträge un­be­gründet.

A

Nach­dem der Kläger den vom Ar­beits­ge­richt ab­ge­wie­se­nen, ge­gen die Be­klag­te zu 3) ge­rich­te­ten Fest­stel­lungs­an­trag nicht wei­ter­ver­folgt und die so­dann im Be­ru­fungs­rechts­zu­ge erst­mals er­ho­be­nen Zah­lungs­anträge nicht wei­ter­ver­folgt hat, ist – mit Aus­nah­me des Kos­ten­aus­spruchs, wel­cher auch die Be­klag­te zu 3) be­trifft – al­lein noch über die Be­ru­fun­gen ge­genüber den Be­klag­ten zu 1) und zu 2) zu ent­schei­den.

 

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In pro­zes­sua­ler Hin­sicht be­ste­hen ge­gen die ein­heit­li­che Durchführung des Ver­fah­rens ge¬gen bei­de Be­kla­ge – trotz des Um­stan­des, dass der Kläger die Be­klag­ten zu 1) und zu 2) mit un­ter­schied­li­chen Kla­ge­zie­len in An­spruch nimmt – kei­ne durch­grei­fen­den Be­den­ken. Die Vor­aus­set­zun­gen des § 60 ZPO über die Zulässig­keit der Streit­ge­nos­sen­schaft sind weit aus­zu­le­gen und im In­ter­es­se der Pro­zess­wirt­schaft­lich­keit im­mer dann zu be­ja­hen, wenn ei­ne ge­mein­sa­me Ver­hand­lung und Ent­schei­dung zweckmäßig ist und wenn kei­ne Unüber­sicht­lich­keit oder Ver­wir­rung der Pro­zessführung droht (Zöller/Voll­kom­mer, § 60 ZPO, Rz. 7). Je­den­falls nach­dem das Ver­fah­ren im ers­ten Rechts­zu­ge als ein­heit­li­ches durch­geführt wor­den ist und die Par­tei­en in Kennt­nis der Vor­schrift des § 61 ZPO je­weils ei­genständi­gen Sach­vor­trag zur Be­gründung bzw. Ab­wehr der ver­folg­ten Kla­ge­anträge ge­leis­tet ha­ben, be­darf es kei­ner Ver­fah­ren­st­ren­nung im zwei­ten Rechts­zu­ge, auch wenn die Pro­zess­ord­nung an sich ei­ne Ver­knüpfung von sub­jek­ti­ver und ob­jek­ti­ver Kla­genhäufung nicht vor­sieht.

B

In der Sa­che hat al­lein die ge­gen die Be­klag­te zu 1) ge­rich­te­te Be­ru­fung Er­folg, die ge­gen die Be­klag­te zu 2) ge­rich­te­te Be­ru­fung ist hin­ge­gen auch auf der Grund­la­ge der im zwei­ten Rechts­zu­ge durch­geführ­ten Be­weis­auf­nah­me un­be­gründet.

I

Die ge­gen die Be­klag­te z u 1 ) ge­rich­te­te Be­ru­fung des Klägers, mit wel­cher die­ser sich ge­gen die Be­en­di­gungs­wir­kung der von der Be­klag­ten zu 1) aus­ge­spro­che­nen Kündi­gung vom 29.11.2004 wen­det, ist be­gründet.

1. Das Ar­beits­ge­richt hat dem Kündi­gungs­fest­stel­lungs­be­geh­ren al­lein hin­sicht­lich der Dau­er der Kündi­gungs­frist ent­spro­chen, im Übri­gen hin­ge­gen das Kla­ge­be­geh­ren mit der Be­gründung ab­ge­wie­sen, die Be­klag­te zu 1) ha­be – we­gen der feh­len­den Möglich­keit, ih­re Geschäftstätig­keit als Dienst­leis­ter für die Be­klag­te zu 3) fort­zuführen – die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung ge­trof­fen, ih­re dies­bezügli­che Geschäftstätig­keit vollständig ein­zu­stel­len. We-

 

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gen des Weg­falls der Beschäfti­gungsmöglich­kei­ten schei­de ei­ne dau­er­haf­te Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses aus.

Ob die­se Würdi­gung auf der Grund­la­ge des erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Be­klag­ten zu 1) – wel­che zunächst selbst von ei­nem Be­triebsüber­gang auf die späte­re Be­klag­te zu 2) aus­ging und ih­re Beschäftig­ten in die­sem Sin­ne un­ter­rich­tet hat­te – als zu­tref­fend an­ge­se­hen wer­den kann, er­scheint im Hin­blick auf die Ver­tei­lung der Dar­le­gungs- und Be­weis­last gemäß § 1 Abs. 2 Satz KSchG nicht un­zwei­fel­haft.

Nach­dem der Kläger nämlich ei­ne Be­triebs­still­le­gung durch die Be­klag­te zu 1) be­strit­ten und auch die­ser ge­genüber das Vor­lie­gen ei­nes Be­triebsüber­gangs im Sin­ne ei­nes Kündi­gungs­hin­der­nis­ses gel­tend ge­macht hat­te, war es Sa­che der Be­klag­ten zu 1), hier­zu ei­genständi­gen Sach­vor­trag zu leis­ten und et­wa zu be­gründen, in­wie­fern mit dem Aus­lau­fen des Ver­tra­ges mit der Be­klag­ten zu 3) ei­ne Be­triebs­still­le­gung ver­bun­den war. Den dies­bezügli­chen Vor­trag der Be­klag­ten zu 2), wel­che sich mit sub­stan­ti­ier­tem Tat­sa­chen­vor­trag ge­gen die In­an­spruch­nah­me als Be­triebsüber­neh­me­rin wand­te, konn­te das Ar­beits­ge­richt für das Pro­zess­rechts­verhält­nis zwi­schen Kläger und Be­klag­ter zu 1) nur un­ter der Vor­aus­set­zung berück­sich­ti­gen, dass die­se sich den Sach­vor­trag der Be­klag­ten zu 2) zu ei­gen mach­te. Dass dies kei­nes­wegs un­ter­stellt wer­den kann, zeigt be­reits der Um­stand, dass die Be­klag­te zu 1) selbst vor­pro­zes­su­al ge­genüber ih­ren Beschäftig­ten auf ei­nen Be­triebsüber­gang auf die Be­klag­te zu 2) ver­wie­sen hat­te. Zu­min­dest aus­drück­lich ist die Be­klag­te zu 1) hier­von auch nicht ab­gerückt.

2. Letzt­lich kommt es hier­auf je­doch nicht an. Je­den­falls im zwei­ten Rechts­zu­ge hat die Be­klag­te zu 1) zwar an ih­rem Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag fest­ge­hal­ten und ih­ren Vor­trag wie­der­holt, sie ha­be ih­re Tätig­keit für die Be­klag­te zu 3) „endgültig ein­ge­stellt“. Gleich­wohl lie­ge – wie es auf Sei­te 3 der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung heißt – aus Sicht der Be­klag­ten zu 1) ein Be­triebsüber­gang im Sin­ne des § 613 a BGB vor, wo­bei ihr al­ler­dings ein nähe­rer Ein­blick in die Verhält­nis­se nicht möglich sei. Im An­schluss an die Erörte­rung der Sach- und Rechts­la­ge in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 08.12.2005 und die ge­richt­li­che Auf­la­ge vom 21.12.2005 hat die Be­klag­te zu 1) aus­drück­lich vor­ge­tra­gen, nach Be­en­di­gung der In­ven­tur En­de Fe­bru­ar 2005 sei­en die kom­plet­ten Be­stands­da­ten der Be­klag­ten zu 1) – An­ga­ben zum Wa­ren­be­stand und zum je­wei­li­gen Stand­ort der Wa­re – an die Be­klag­te zu 3) über­ge­ben wor­den, so dass die­se die La­ger­be­wirt­schaf­tung oh­ne Un­ter­bre­chung ha­be wei­terführen können. Mit Schrift­satz vom 03.03.2006 hat die Be­klag­te zu 1) wei­ter vor­ge­tra­gen, die Funk­tio­na­lität des von der Be­klag­ten zu 1) ge­nutz­ten La­ger­be­wirt­schaf­tungs­pro­gramms un­ter-

 

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schei­de sich nicht we­sent­lich vom La­ger­be­wirt­schaf­tungs­pro­gramm der Be­klag­ten zu 2). Der Be­haup­tung des Klägers, die bei der In­ven­tur er­mit­tel­ten Be­stands­da­ten der Be­klag­ten zu 1) ein­sch­ließlich der La­ger­or­te sei­en über die Fir­ma E2-C1 an die Be­klag­te zu 2) ge­langt; al­lein so sei die naht­lo­se Fortführung der La­gertätig­keit durch die Be­klag­te zu 2) erklärlich, ist die Be­klag­te zu 1) nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten.

Geht man dem­ent­spre­chend für das Pro­zess­rechts­verhält­nis zwi­schen Kläger und Be­klag­ter zu 1) in tatsäch­li­cher Hin­sicht da­von aus, dass im Zu­sam­men­hang mit dem En­de der Ver­trags­be­zie­hung zwi­schen den Be­klag­ten zu 1) und zu 3) letz­te­re die La­ger­hal­le nebst ge­ord­ne­tem La­ger­be­stand so­wie Büro-Ein­rich­tung mit EDV-Aus­stat­tung und La­ger­be­wirt­schaf­tungs­pro­gramm zurück­er­hal­ten hat und an­sch­ließend die ge­nann­ten Ge­genstände in der be­ste­hen­den funk­tio­na­len Ord­nung nebst Da­ten­be­stand oh­ne zeit­li­che Un­ter­bre­chung an die Be­klag­te zu 2) ge­langt sind, so war dies für den Über­gang des La­ger­be­triebs aus­rei­chend. Dar­auf, dass we­der die Be­klag­te zu 3) noch die Be­klag­te zu 2) das vor­mals von der Be­klag­ten zu 1) ein­ge­setz­te La­ger­per­so­nal über­nah­men, kommt es – wie nach­fol­gend zur Be­ru­fung ge­genüber der Be­klag­ten zu 2) aus­zuführen ist – eben­so we­nig an wie auf die Fra­ge, ob ein­zel­ne Stap­ler­fahr­zeu­ge oder die Um­rei­fungs­an­la­ge in der La­ger­hal­le ver­blie­ben wa­ren.

An­ders wäre die Rechts­la­ge mögli­cher­wei­se zu be­ur­tei­len, wenn sich die be­trieb­li­che Auf­ga­ben­stel­lung der Be­klag­ten zu 1) dar­auf be­schränkt hätte, ein von der Be­klag­ten zu 3) geführ­tes La­ger zu be­wirt­schaf­ten, al­so ei­ne rei­ne Dienst­leis­tungs­auf­ga­be „an“ ei­nem frem­den La­ger zu er­le­di­gen. Ob für die­sen Fall ei­ne bloße Funk­ti­ons­nach­fol­ge – im Ge­gen­satz zum Be­triebsüber­gang – an­zu­neh­men wäre und mit dem Ver­lust des Dienst­leis­tungs­auf­tra­ges und der Auflösung der Be­leg­schaft ei­ne Still­le­gung des Be­trie­bes ver­bun­den wäre, be­darf je­doch kei­ner Ent­schei­dung. Wie sich aus dem In­halt der ver­trag­li­chen Be­zie­hun­gen zwi­schen den Be­klag­ten zu 1 und zu 3) für die Kam­mer un­zwei­fel­haft er­gibt, hat die Be­klag­te zu 1) nämlich das La­ger selbst und ins­be­son­de­re mit ei­ge­ner Be­stands­ver­ant­wor­tung geführt. Als Auf­trag­ge­be­rin hat­te die Be­klag­te zu 3) zwar be­stimm­te Ziel­vor­ga­ben be­nannt – so et­wa hin­sicht­lich der La­geröff­nungs­zei­ten. An­de­rer­seits folgt aus dem ver­ein­bar­ten Ab­rech­nungs­mo­dus, dass es Sa­che der Be­klag­ten zu 1) war, den La­ger­be­trieb so zu or­ga­ni­sie­ren, dass mit der er­ziel­ten Stück­vergütung ei­ne kos­ten­de­cken­de bzw. aus­rei­chend ge­winn­brin­gen­de La­ger­be­wirt­schaf­tung er­reicht wur­de.

Da­mit ist fest­zu­hal­ten, dass auf der Grund­la­ge des nicht be­strit­te­nen Kläger­vor­brin­gens für das Pro­zess­rechts­verhält­nis zwi­schen Kläger und Be­klag­ter zu 1) von den Vor­aus­set­zun­gen

 

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ei­nes Be­triebsüber­gangs gemäß § 613 a BGB aus­zu­ge­hen ist. Die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung er­weist sich da­mit als so­zi­al­wid­rig, da ein Fall der Be­triebs­still­le­gung nicht vor­liegt.

Nur der Vollständig­keit hal­ber ist an­zu­mer­ken, dass sich ein an­de­res Er­geb­nis auch dann nicht er­gibt, wenn man an­nimmt, die Be­klag­te zu 1) ha­be mit ih­rem Fest­hal­ten am Be­ru­fungs­ge­gen­an­trag und mit ih­ren wei­te­ren Rechts­ausführun­gen zum Aus­druck brin­gen wol­len, sie be­strei­te den Vor­trag des Klägers auch in tatsäch­li­cher Hin­sicht als un­rich­tig. In der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fra­ge, in­wie­fern die Da­ten mit den La­ger­stand­or­ten an die Be­klag­te zu 2) wei­ter­ge­ge­ben wor­den sind, so dass die­se zu ei­ner naht­lo­sen Fort­set­zung des La­ger­be­triebs befähigt war, hat die Be­klag­te zu 1) we­der ei­ge­nen Be­weis an­ge­tre­ten, noch hat die im Zu­ge der ge­mein­sa­men münd­li­chen Ver­hand­lung durch­geführ­te Be­weis­auf­nah­me zu ei­nem kla­ren Er­geb­nis geführt. Der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt ver­nom­me­ne Zeu­ge B1 hat aus­ge­sagt, er könne sich in die­ser Fra­ge nicht er­in­nern, die Zeu­gen V1 und H2 ha­ben hier­zu kei­ne An­ga­ben ma­chen können. Eben­so we­nig wie da­mit der Kläger ge­genüber der Be­klag­ten zu 2) den Nach­weis führen kann, die­se ha­be mit der Über­nah­me der be­ste­hen­den La­ger­ord­nung den Be­trieb gemäß § 613 a über­nom­men, kann auf der Grund­la­ge der Be­weis­auf­nah­me zu­guns­ten der Be­klag­ten zu 1) das Ge­gen­teil als er­wie­sen er­ach­tet wer­den.

II

So­weit die B e ruf u n g g e g e n d i e B e k lag t e z u 2 ) ge­rich­tet ist, bleibt sie oh­ne Er­folg. Auch auf der Grund­la­ge der im zwei­ten Rechts­zu­ge durch­geführ­ten Be­weis­auf­nah­me kann nicht die zwei­fels­freie Über­zeu­gung ge­won­nen wer­den, dass der vor­mals von der Be­klag­ten zu 1) geführ­te La­ger­be­trieb im We­ge des Be­triebsüber­gangs auf die Be­klag­te zu 2) über­ge­gan­gen ist. Dem­ent­spre­chend kann we­der fest­ge­stellt wer­den, dass zwi­schen dem Kläger und der Be­klag­ten zu 2) be­reits ein Ar­beits­verhält­nis be­steht, noch ist die Be­klag­te zu 2) ver­pflich­tet, ein dies­bezügli­ches Ver­trags­an­ge­bot des Klägers an­zu­neh­men und den Kläger ar­beits­ver­trags­gemäß zu beschäfti­gen.

1. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klägers kann ein Über­gang des vor­mals von der Be­klag­ten zu 1) geführ­ten La­ger­be­triebs auf die Be­klag­te zu 2) nicht schon dar­aus her­ge­lei­tet wer­den, dass letz­te­re un­strei­tig die La­ger­hal­le nebst dem hier­in ge­la­ger­ten Wa­ren­be­stand über­nom­men hat und mögli­cher­wei­se wei­te­re vor­mals von der Be­klag­ten zu 1) ver­wen­de­te Be­triebs­mit­tel wie ein­zel­ne Stap­ler­fahr­zeu­ge, die von der Be­klag­ten zu 3) über­las­se­ne Um­rei­fungs­an­la­ge so­wie das Com­pu­ter-Ter­mi­nal mit dem Ba­an-Sys­tem wei­ter­ver­wen­det. An­de­rer­seits steht der An­nah­me ei­nes Be­triebsüber­gangs nicht von vorn­her­ein die Tat­sa­che

 

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ent­ge­gen, dass die Be­klag­te zu 2) das vor­mals von der Be­klag­ten zu 1) ein­ge­setz­te Per­so­nal nicht über­nom­men hat. Maßgeb­lich für die Fra­ge des Be­triebsüber­gangs ist die Über­nah­me der „iden­titäts­stif­ten­den Be­triebs­mit­tel“, wel­che je nach der Ei­gen­art des Be­trie­bes auf­grund ei­ner Zu­sam­men­schau sämt­li­cher Be­triebs­fak­to­ren fest­zu­stel­len sind (zu den An­for­de­run­gen an die Über­nah­me ei­nes La­ger­be­triebs vgl. BAG Urt. vom 22.07.2004 – 8 AZR 350/03 – AP Nr. 274 zu § 613 a BGB und 8 AZR 394/03 – BB 2005,216; zur Be­deu­tung der Über­nah­me der La­ger­ord­nung LAG Hamm Urt. vom 05.03.2003 - 8 Sa 1259/02 - n.v.).

Un­ter Be­ach­tung die­ser Ge­sichts­punk­te kommt es bei ei­nem La­ger­be­trieb we­der auf sol­che Be­triebs­mit­tel an, wel­che vom Un­ter­neh­mer oh­ne wei­te­res am Markt be­schafft wer­den können, wie dies et­wa für Stap­ler­fahr­zeu­ge oder die Um­rei­fungs­pres­se zu­trifft, noch kann der Fra­ge der Über­nah­me des La­ger­per­so­nals ent­schei­den­de Be­deu­tung bei­ge­mes­sen wer­den, da es sich hier­bei er­sicht­lich nicht um spe­zi­el­le „know-how-Träger“, son­dern al­lein um ge­schul­tes bzw. all­ge­mein fach­lich qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal han­delt. Dem­ent­spre­chend han­delt es sich bei dem hier geführ­ten La­ger we­der um ei­nen „be­triebs­mit­tel­ar­men“ Be­trieb, für wel­chen al­lein die Ver­wen­dung der men­sch­li­chen Ar­beits­kraft im Sin­ne ei­ner rei­nen Dienst­leis­tungs­auf­ga­be von Be­lang ist und bei wel­chem es für die Fra­ge des Be­triebsüber­gangs auf die Über­nah­me der Haupt­be­leg­schaft an­kommt, noch wird der Be­trieb durch die von den Mit­ar­bei­tern be­dien­ten tech­ni­schen An­la­gen wie Stap­ler­fahr­zeu­ge, Um­rei­fungs­pres­se und EDV-An­la­ge ge­kenn­zeich­net. Für die Iden­tität des Be­trie­bes maßgeb­lich sind viel­mehr – ne­ben der zur Be­triebsführung von der Be­klag­ten zu 3) über­las­se­nen La­ger­hal­le E1 – der hier ver­wal­te­te ge­ord­ne­te La­ger­be­stand mit der hier­auf be­zo­ge­nen, im La­ge­be­wirt­schaf­tungs­pro­gramm re­präsen­tier­ten La­ger­ord­nung, in wel­cher Wa­ren­be­stand und La­ger­or­te so er­fasst sind, dass die vom Kun­den ver­an­lass­te Ein­lie­fe­rung und Zwi­schen­la­ge­rung von Kar­to­na­gen so­wie de­ren Be­reit­stel­lung zur Aus­lie­fe­rung an die be­tref­fen­den Ab­neh­mer pro­blem­los ab­ge­wi­ckelt wer­den können. Eben durch die vor­ste­hend auf­geführ­ten Be­triebs­fak­to­ren wird die funk­tio­na­le Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on ge­kenn­zeich­net. Im Hin­blick dar­auf, dass die Be­klag­te zu 3) ein­zi­ger Auf­trag­ge­ber des La­ger­be­triebs war und ist, mag auch die­se Kun­den­be­zie­hung zu den iden­titäts­stif­ten­den Be­triebs­mit­teln zu rech­nen sein, oh­ne dass es hier­auf al­ler­dings ent­schei­dend an­kommt. Ent­spre­chen­des gilt für das von der Be­klag­ten zu 3) zur Verfügung ge­stell­te Ba­an-Sys­tem, mit des­sen Hil­fe die Auf­träge zur Ein­la­ge­rung so­wie der Ab­ruf von Aus­lie­fe­run­gen über­mit­telt wer­den.

2. Von den so be­stimm­ten iden­titäts­stif­ten­den Be­triebs­mit­teln hat die Be­klag­te zu 2) un­strei­tig La­ger­hal­le, Wa­ren­be­stand, Kun­den­be­zie­hung so­wie den Zu­gang zum Ba­an-Sys­tem über­nom­men, wo­bei es recht­lich nicht dar­auf an­kommt, dass kein un­mit­tel­ba­rer Be­sitz­wech-

 

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sel vom frühe­ren Be­triebs­in­ha­ber – der Be­klag­ten zu 1) – auf die Be­klag­te zu 2) er­folgt ist. Nicht an­ders als beim Pächter­wech­sel im Gaststätten­ge­wer­be kommt viel­mehr ein Be­triebsüber­gang auch in der Wei­se in Be­tracht, dass die bis­her ge­nutz­ten Be­triebs­mit­tel im Zu­sam­men­hang mit der Be­en­di­gung der be­ste­hen­den Ver­trags­be­zie­hung zurück­ge­ge­ben und so­dann an den neu­en Be­trei­ber wei­ter­ge­ge­ben wer­den (allg. An­sicht, vgl. die Nachw. bei KR-Pfeif­fer, 7. Aufl., § 613 a BGB Rz 85).

3. Al­lein mit der Über­nah­me der vor­ste­hend be­zeich­ne­ten Be­triebs­mit­tel war die Be­klag­te zu 2) in­des­sen nicht in die La­ge ver­setzt, den vor­mals von der Be­klag­ten zu 1) geführ­ten Be­trieb un­verändert un­ter Wah­rung der Iden­tität fort­zuführen. Wie sich aus der Tat­sa­che er­gibt, dass der La­ger­be­trieb durch die Über­nah­me ei­nes ge­ord­ne­ten Wa­ren­be­stan­des ge­kenn­zeich­net ist, wel­cher sei­ner­seits die Über­nah­me des be­ste­hen­den Ord­nungs­sys­tems vor­aus­setzt, kommt der Fra­ge ent­schei­den­de Be­deu­tung zu, in­wie­fern die Be­klag­te zu 2) im Zu­sam­men­hang mit der Über­nah­me von La­ger­hal­le und Wa­ren­be­stand auch das Ord­nungs­sys­tem des La­gers über­nom­men hat, wel­ches durch die schrift­lich und/oder in der EDV er­fass­ten ein­zel­nen La­ger­or­te re­präsen­tiert wird. Hier­zu be­darf es zwar nicht der Über­nah­me des kon­kre­ten La­ger­be­wirt­schaf­tungs­sys­tems, al­so ei­nes be­stimm­ten EDV-Pro­gramms, wel­ches als sol­ches oh­ne wei­te­res aus­tausch­bar und durch ein Sys­tem mit ent­spre­chen­der Funk­ti­on er­setzt wer­den kann. Ent­schei­dend ist viel­mehr der maßgeb­li­che Da­ten­be­stand, aus wel­chem sich er­gibt, wel­ches Pro­dukt mit wel­cher Men­ge an wel­chem La­ger­ort ein­ge­la­gert ist. Nur mit Hil­fe die­ser An­ga­ben kann der neue Be­triebs­in­ha­ber den La­ger­be­trieb un­verändert fortführen. Feh­len ihm ent­spre­chen­de In­for­ma­tio­nen, so fin­det er zwar in der La­ger­hal­le ei­nen äußer­lich ge­ord­ne­ten Wa­ren­be­stand vor, oh­ne dass er je­doch al­lein hier­mit das La­ger­geschäft wie der Vorgänger re­gulär ab­wi­ckeln kann. Die vom Ein­lie­fe­rer er­teil­te An­wei­sung, be­stimm­te Ar­ti­kel in be­stimm­ter Men­ge zur Aus­lie­fe­rung an ei­nen Ab­neh­mer be­reit­zu­stel­len, setzt – je­den­falls bei ei­nem La­ger der vor­lie­gen­den Größen­ord­nung – vor­aus, dass den mit der Zu­sam­men­stel­lung der Kom­mis­sio­nen be­fass­ten Kräften die je­wei­li­gen La­ger-Stand­or­te mit­ge­teilt wer­den. An­hand ent­spre­chen­der Lis­ten oder Auf­trags­schei­ne wer­den die La­ger-Stand­or­te auf­ge­sucht und die zum Ver­sand be­stimm­ten Wa­ren von hier aus zur Aus­lie­fe­rung be­reit­ge­stellt. Al­lein der Um­stand, dass die Be­klag­te zu 1) als bis­he­ri­ge Be­trei­be­rin des La­gers den Wa­ren­be­stand nicht völlig un­ge­ord­net in der La­ger­hal­le ab­ge­stellt, son­dern in ei­ne rea­le Ord­nung ge­bracht hat­te, ändert nichts dar­an, dass ei­ne Fortführung des La­ger­be­trie­bes die Kennt­nis von der be­ste­hen­den La­ger­ord­nung vor­aus­setzt, wie sie in der EDV in Form ent­spre­chen­der Da­tei­en re­präsen­tiert war.

 

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4. Der Kläger hat zwar be­haup­tet, die Be­klag­te zu 2) ha­be – ver­mit­telt über die Be­klag­te zu 3) als ih­rer Auf­trag­ge­be­rin – die Da­ten mit den ein­zel­nen La­ger­stand­or­ten aus­gehändigt oder über­mit­telt er­hal­ten, al­lein so sei die Be­klag­te zu 2) in der La­ge ge­we­sen, naht­los den La­ger­be­trieb nebst rei­bungs­lo­ser Ab­wick­lung der Aus­lie­fe­rung an die Kund­schaft fort­zuführen. Die vom Lan­des­ar­beits­ge­richt durch­geführ­te Be­weis­auf­nah­me hat die­se Be­haup­tung in­des­sen nicht mit der er­for­der­li­chen Klar­heit bestätigt. Ver­blei­ben­de Zwei­fel ge­hen im Hin­blick auf die ge­genüber der Be­klag­ten zu 2) ver­folg­ten Kla­ge­anträge zu Las­ten des Klägers.

a) Wie die Ver­neh­mung der Zeu­gin V1 er­ge­ben hat, hat die Be­klag­te zu 1) – bei der Ab­schluss-In­ven­tur im Zu­sam­men­hang mit der Be­en­di­gung der be­ste­hen­den Ver­trags­be­zie­hung – ge­mein­sam mit der Be­klag­ten zu 3) die ein­ge­la­ger­ten Wa­ren­bestände nicht al­lein nach Art und Men­ge auf­ge­nom­men, viel­mehr sind in die er­stell­ten In­ven­tur­lis­ten auch die ent­spre­chen­den La­ger­stand­or­te auf­ge­nom­men wor­den. Dem­ent­spre­chend wäre mögli­cher­wei­se die Be­klag­te zu 3) mit Hil­fe die­ser Lis­ten und der an sie zurück­ge­ge­be­nen sächli­chen Be­triebs­mit­tel in der La­ge ge­we­sen, den vor­mals von der Be­klag­ten zu 1) geführ­ten La­ger­be­trieb un­ter Auf­recht­er­hal­tung der be­ste­hen­den La­ger­ord­nung mit ei­ge­nem Per­so­nal oh­ne länge­re Un­ter­bre­chung fort­zuführen.

Al­lein aus der Tat­sa­che, dass die La­ger­stand­or­te in den In­ven­tur­lis­ten er­fasst und die­se an die Be­klag­te zu 3) über­mit­telt wor­den sind, folgt je­doch nicht, dass die ent­spre­chen­den Lis¬ten bzw. der ent­spre­chen­de Da­ten­be­stand auch der Be­klag­ten zu 2) zugäng­lich ge­macht wor­den sind, so dass eben hier­durch auch die Be­klag­te zu 2) ei­ne naht­lo­se Fortführung des La­ger­be­triebs gewähr­leis­ten konn­te. Dem­ge­genüber ist die Tat­sa­che, dass die Be­klag­te zu 2) mögli­cher­wei­se zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt die La­ger­ord­nung verändert und im Herbst so­gar ein Hoch­re­gal-La­ger­sys­tem in­stal­liert hat, recht­lich oh­ne Be­lang, maßgeb­lich sind viel­mehr die Verhält­nis­se im Zeit­punkt des Be­triebs­in­ha­ber­wech­sels.

Zu der Fra­ge, ob die In­ven­tur­lis­ten oder -da­ten von Sei­ten der Be­klag­ten zu 3) an die Be­klag­te zu 2) wei­ter­ge­ge­ben wor­den sind, hat die Zeu­gin V1, wel­che bei der Be­klag­ten zu 1) in der Po­si­ti­on der Be­triebs­lei­te­rin beschäftigt war und ge­mein­sam mit Herrn H2 von der Be­klag­ten zu 3) die frag­li­che In­ven­tur durch­geführt hat, aus ei­ge­ner An­schau­ung kei­ne An­ga­ben ma­chen können. Nach ih­rer Aus­sa­ge ist die Zeu­gin zwar sub­jek­tiv da­von aus­ge­gan­gen, der für die Be­klag­te zu 3) täti­ge Herr B1 ha­be von ihr – der Zeu­gin – die In­ven­tur­er­geb­nis­se nebst Stand­ort­da­ten auch des­halb in elek­tro­ni­scher Form er­be­ten, weil so auch ei­ne Wei­ter­ga­be (ge­meint: an den nach­fol­gen­den Be­trei­ber des La­gers) möglich sei. Aus der wei­te­ren Aus­sa­ge der Zeu­gin er­gibt sich je­doch aus­drück­lich,

 

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dass Herr B1 kei­ne Erklärung da­zu ab­ge­ge­ben hat, zu wel­chem Zweck er die Über­mitt­lung der frag­li­chen Da­ten gewünscht hat. Für die Zeu­gin V1 war es zwar „prak­tisch selbst­verständ­lich“, dass die Be­klag­te zu 2) auf den Da­ten­be­stand zurück­grei­fen muss­te, um ei­ne un­mit­tel­ba­re Fort­set­zung der La­ger­be­wirt­schaf­tung zu ermögli­chen. Hier­bei han­delt es sich je­doch um ei­ne bloße Schluss­fol­ge­rung, nicht hin­ge­gen um das Er­geb­nis ei­ner ei­ge­nen Wahr­neh­mung. Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus der Äußerung der Zeu­gin V1, nachträglich sei ihr von Mit­ar­bei­tern der Be­klag­ten zu 3) mit­ge­teilt wor­den, die In­ven­tur­lis­ten hätten nicht ge­stimmt. Wenn die Zeu­gin aus die­ser Äußerung ent­nahm, bei der Be­klag­ten zu 2) sei­en die Auf­stel­lun­gen wei­ter­ver­wen­det wor­den, er­scheint dies nicht zwin­gend. Die Einschätzung der Zeu­gin wäre viel­mehr lo­gisch nur nach­zu­voll­zie­hen, wenn die Äußerung über die Feh­ler­haf­tig­keit der Lis­ten von Mit­ar­bei­tern der Be­klag­ten zu 2) stamm­ten.

b) Auch der wei­ter vom Kläger be­nann­te Zeu­ge B 1 hat die Be­haup­tung des Klägers, die ent­spre­chen­den Da­ten sei­en an die Be­klag­te zu 2) wei­ter­ge­lei­tet wor­den, nicht bestätigt, son­dern aus­ge­sagt, er könne sich hier­an nicht er­in­nern. Für den Fall, dass ent­spre­chen­de Lis­ten von der Be­klag­ten zu 2) er­be­ten wor­den sei­en, sei­en die­se zwar oh­ne Zwei­fel auch zur Verfügung ge­stellt wor­den. An ei­ne ent­spre­chen­de An­for­de­rung ha­be er je­den­falls aber kei­ne Er­in­ne­rung.

So­weit der Kläger Be­den­ken ge­gen die Rich­tig­keit die­ser Aus­sa­ge geäußert hat, ist zum ei­nen zu be­ach­ten, dass für den Zeu­gen als Con­trol­ler der Be­klag­ten zu 3) zum da­ma­li­gen Zeit­punkt die Fra­ge der Rich­tig­keit der In­ven­tur­er­geb­nis­se im Vor­der­grund stand, hin­ge­gen die Fra­ge, ob die mit der La­ger­be­wirt­schaf­tung neu be­auf­trag­te Be­klag­te zu 2) die Be­stands­lis­ten er­hielt, aus sei­ner Sicht in ih­rer Be­deu­tung zurück­trat. Je­den­falls im Verhält­nis zur Be­klag­ten zu 2) han­del­te es sich bei den er­fass­ten Da­ten oh­ne­hin nicht um Be­triebs­ge­heim­nis­se ö.ä. Un­ter die­sen Umständen kann die Erklärung des Zeu­gen, er er­in­ne­re sich nicht, nicht von vorn­her­ein als un­glaubwürdig an­ge­se­hen wer­den. Zum an­de­ren hilft dem Kläger im Hin­blick auf die be­ste­hen­de Be­weis­last­ver­tei­lung der Hin­weis auf die Un­glaubwürdig­keit des von ihm be­nann­ten Zeu­gen nicht wei­ter. Zwar kann aus ei­ner er­wie­se­ner­maßen un­wah­ren Zeu­gen­aus­sa­ge un­ter be­son­de­ren Umständen auf die Rich­tig­keit des Ge­gen­teils ge­schlos­sen wer­den, wenn je­de an­de­re plau­si­ble Erklärung aus­schei­det. Hier­von ab­ge­se­hen bleibt es je­doch bei dem Grund­satz, dass die un­er­gie­bi­ge Zeu­gen­aus­sa­ge zur Be­weisführung durch die be­weis­be­las­te­te Par­tei nicht aus­reicht. Al­lein mit Hil­fe der Aus­sa­ge des Zeu­gen B1 kann der Kläger da­nach den ihm ob­lie­gen­den Be­weis nicht führen, die frag­li­chen Lis­ten sei­en an die Be­klag­te zu 2) wei­ter­ge­ge­ben wor­den.

 

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c) Auch die Aus­sa­ge des Zeu­gen K 1 hat kei­ne aus­rei­chen­den An­halts­punk­te dafür er­bracht, dass die Be­klag­te zu 2) zwecks Wah­rung der Kon­ti­nuität des La­ger­be­triebs auf von der Be­klag­ten zu 3) über­las­se­ne Lis­ten mit den La­ger­stand­or­ten zurück­ge­grif­fen hat. Zwar hat der Zeu­ge die von der Be­klag­ten zu 2) ein­ge­reich­ten Lis­ten, wel­che sich auf die La­gertätig­keit am 27. und 28.02.2005 be­zie­hen, nicht si­cher ein­ord­nen können, ins­be­son­de­re was die hier­in auf­geführ­ten La­ger­stand­ort­be­zeich­nun­gen be­trifft. An­de­rer­seits muss auf der Grund­la­ge sei­ner Aus­sa­ge da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass für die Ar­beit lau­fend aus­ge­druck­te Lis­ten ver­wen­det wur­den. Träfe die Dar­stel­lung des Klägers zu, die ge­mein­sam von den Be­klag­ten zu 1) und zu 3) anläss­lich der Ab­schluss-In­ven­tur er­stell­ten Lis­ten bzw. Stand­ort­da­ten sei­en der Be­klag­ten zu 2) zur Verfügung ge­stellt und von die­ser zu­min­dest zu Be­ginn ih­rer La­gertätig­keit ver­wen­det wor­den, so läge im­mer­hin na­he, dass die Lis­ten nicht erst während der lau­fen­den Ar­beit – der Zeu­ge K1 hat von der Spätschicht vom 28.02.2005 be­rich­tet – lau­fend aus­ge­druckt wur­den, son­dern be­reits vollständig vor­la­gen. Theo­re­tisch ist zwar nicht aus­zu­sch­ließen, dass – un­abhängig vom Aus­druck der Lis­ten im La­ger E1 – die von der Be­klag­ten zu 3) an­geb­lich über­mit­tel­ten Stand­ort­an­ga­ben in das La­ger­be­wirt­schaf­tungs­sys­tem der Be­klag­ten zu 2) überführt wor­den sind und von die­ser bei Auf­nah­me der ei­ge­nen La­ger­be­wirt­schaf­tung ver­wen­det wur­den. Kon­kre­te An­halts­punk­te für die Rich­tig­keit die­ser An­nah­me lie­gen je­doch nicht vor. Die von der Be­klag­ten zu 2) zur Ak­te ge­reich­ten Lis­ten sind in­so­weit un­er­gie­big, aus­sa­ge­kräftig wären al­lein Un­ter­la­gen, aus wel­chen ent­nom­men wer­den könn­te, dass die von der Be­klag­ten zu 2) ver­wen­de­ten Lis­ten hin­sicht­lich der Stand­ort­an­ga­ben mit den An­ga­ben in den zu­vor von der Be­klag­ten zu 1) er­stell­ten In­ven­tur­lis­ten iden­tisch sind. Dies kann mit Hil­fe der Aus­sa­ge des Zeu­gen K1 nicht fest­ge­stellt wer­den. Auch der Um­stand, dass nach Aus­sa­ge des Zeu­gen K1 die Stand­ort­an­ga­ben in den ver­wen­de­ten Lis­ten nicht im­mer zu­tref­fend wa­ren, be­deu­tet nicht not­wen­dig, dass es sich hier­bei um die von der Be­klag­ten zu 1) über­las­se­nen Lis­ten bzw. auf der Grund­la­ge des über­las­se­nen Da­ten­be­stands er­stell­te Lis­ten han­del­te. Auch die von der Be­klag­ten selbst auf­ge­nom­me­nen Stand­ort­an­ga­ben können im Ein­zel­fall Feh­ler auf­ge­wie­sen ha­ben. War­um feh­ler­haf­te Stand­ort­an­ga­ben al­lein bei der Be­klag­ten zu 1) vor­ge­kom­men sein soll­ten, hin­ge­gen et­wa von der Be­klag­ten zu 2) neu er­ho­be­ne Stand­ort­da­ten feh­ler­frei ge­we­sen sein müssen, er­sch­ließt sich der Kam­mer nicht, so dass auch in­so­weit die Aus­sa­ge des Zeu­gen K1 nicht wei­terführt.

Auch wenn nicht ver­kannt wird, dass der Kläger we­der die bei der In­ven­tur er­stell­ten Lis­ten vor­le­gen kann noch et­wa aus sei­ner frühe­ren Tätig­keit bei der Be­klag­ten zu 1) aus­sa­ge­kräfti­ge Un­ter­la­gen in Be­sitz ha­ben wird, wel­che ei­nen Ver­gleich mit den von der Be­klag­ten zu 2) vor­ge­leg­ten Lis­ten ermögli­chen, ändert dies nichts dar­an, dass auf dem ein­ge­schla­ge-

 

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nen Weg der er­for­der­li­che Nach­weis nicht geführt wer­den kann, die Be­klag­te zu 2) ha­be durch Über­nah­me der lis­tenmäßig er­fass­ten La­ger­stand­or­te die be­ste­hen­de La­ger­ord­nung der Be­klag­ten zu 1) fort­geführt. Den Vor­trag der Be­klag­ten zu 2), sie selbst ha­be den La­ger­be­stand vollständig neu auf­ge­nom­men, hat der Kläger mit Hil­fe der auf­ge­bo­te­nen Zeu­gen nicht wi­der­le­gen können.

d) Auf die von der Be­klag­ten zu 2) be­nann­ten Zeu­gen, wel­che ge­ge­be­nen­falls nähe­re An­ga­ben zur Fortführung der La­ger­ord­nung mit Hil­fe über­las­se­ner Lis­ten oder zur Neu­auf­nah­me des La­ger­be­stan­des hätten ma­chen könn­ten, hat sich der Kläger aus­drück­lich sei­ner­seits nicht be­ru­fen. Nach den Re­geln der Pro­zess­ord­nung wäre ei­ne Ver­neh­mung der von der Be­klag­ten zu 2) ge­nann­ten Zeu­gen nur zum Zwe­cke des Ge­gen­be­wei­ses zulässig.

e) So­weit der Kläger schließlich die Un­rich­tig­keit des Vor­tra­ges der Be­klag­ten zu 2) mit Hil­fe von In­di­zi­en zu be­le­gen sucht und be­haup­tet, schon aus zeit­li­chen Gründen ha­be die Be­klag­te zu 2) den La­ger­be­stand am 27. und 28.02.2005 gar nicht selbst auf­neh­men können, dem­gemäß stel­le schon die naht­lo­se Fortführung des La­ger­be­trie­bes ein zwin­gen­des In­diz dafür dar, dass die Be­klag­te zu 2) die Lis­ten oder Da­tei­en mit den La­ger­stand­or­ten der Be­klag­ten zu 1) ver­wen­det ha­ben müsse, greift auch die­ser Ein­wand nicht durch. Auch wenn man auf der Grund­la­ge der Aus­sa­gen der Zeu­gen Ö1 und K1 da­von aus­geht, dass die Be­klag­te zu 2) ih­re vor­be­rei­ten­den Tätig­kei­ten im La­ger E1 am 27.02.2005 je­den­falls noch nicht vor 18.00 oder 19.00 Uhr auf­ge­nom­men hat­te – al­len­falls im Büro wur­de of­fen­bar schon ge­ar­bei­tet –, lässt al­lein der Zeit­ab­lauf kei­ne si­che­re Schluss­fol­ge­rung in dem vom Kläger er­streb­ten Sin­ne zu. Die Zeu­gin V1 hat den zeit­li­chen Auf­wand, wel­cher er­for­der­lich war, um oh­ne Rück­griff auf die vor­han­de­nen Un­ter­la­gen wei­ter­zu­ar­bei­ten, un­ter Berück­sich­ti­gung des La­ger­be­stan­des von ca. 6.500 Pa­let­ten auf ca. 9 St­un­den geschätzt, wo­bei ei­ne ent­spre­chen­de Aus­stat­tung zum Ein­scan­nen vor­aus­ge­setzt wer­de. Ei­ne „händi­sche“ Auf­nah­me des Wa­ren­be­stan­des er­for­de­re dem­ge­genüber ei­nen deut­lich höhe­ren Zeit­auf­wand, wo­bei we­gen der be­eng­ten Verhält­nis­se im La­ger die An­zahl der ein­ge­setz­ten Kräfte nicht un­be­grenzt ge­stei­gert wer­den könne. Nach der Aus­sa­ge des Zeu­gen H2 war zwar vor­ge­se­hen, dass die Be­klag­te zu 2) die ein­ge­la­ger­ten Wa­ren mit Scan­nern in ihr La­ger­be­wirt­schaf­tungs­sys­tem ein­le­sen soll­te, gleich­wohl war aus sei­ner Sicht da­mit zu rech­nen, dass je­den­falls für ei­ne Über­g­angs­zeit von et­wa ei­ner Wo­che die Auf­träge nicht bzw. nicht vollständig an­hand elek­tro­nisch er­stell­ter Un­ter­la­gen ab­ge­ar­bei­tet wer­den konn­ten, viel­mehr die be­tref­fen­den Mit­ar­bei­ter die ge­for­der­ten Ar­ti­kel im La­ger auf­su­chen muss­ten. Eben aus die­sem Grun­de soll­ten nach sei­ner Aus­sa­ge zusätz­lich zu den Beschäftig­ten der Be­klag­ten zu 2)

 

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auch Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten zu 3) ein­ge­setzt wer­den, um die er­war­te­ten Über­g­angs­pro­ble­me zu ver­mei­den, was tatsächlich auch so ge­hand­habt wor­den sei.

Aus die­sen Umständen lässt sich aber al­len­falls fol­gern, die Be­klag­te zu 2) ha­be am 27./28.02.2005 – ent­ge­gen ih­rer Dar­stel­lung – die La­ger­stand­or­te noch nicht so vollständig er­fasst, dass da­mit ei­ne rei­bungs­lo­se und ein­ge­spiel­te Ab­wick­lung des La­ger­be­trie­bes möglich war, wofür auch der vom Zeu­gen H2 ge­schil­der­te Ein­satz zusätz­li­cher Kräfte spricht. Nicht hin­ge­gen kann al­lein hier­aus ei­ne Bestäti­gung für die Be­haup­tung des Klägers her­ge­lei­tet wer­den, die Be­klag­te zu 2) ha­be in Wahr­heit die Stand­ort­da­ten der Be­klag­ten zu 1) wei­ter­ver­wen­det und in ihr ei­ge­nes La­ger­be­wirt­schaf­tungs­sys­tem ein­gefügt. War­um dann gleich­wohl von der Be­klag­ten zu 3) über­haupt zusätz­li­ches Per­so­nal zur Verfügung ge­stellt wur­de, um so die rei­bungs­lo­se Fortführung des La­ger­be­triebs zu er­rei­chen, wäre bei schlich­ter Über­nah­me der von der Be­klag­ten zu 1) er­rich­te­ten La­ger­ord­nung kaum verständ­lich.

f) Aus dem­sel­ben Grun­de lie­gen auch die Vor­aus­set­zun­gen zur Ein­ho­lung ei­nes Sach­verständi­gen­gut­ach­tens nicht vor, mit wel­chem der Kläger den Nach­weis führen will, ei­ne vollständi­ge Auf­nah­me des La­ger­be­stan­des sei in­ner­halb des von der Be­klag­ten zu 2) ge­nann­ten Zeit­raums gar nicht möglich. Ab­ge­se­hen da­von, dass ei­ne so all­ge­mein ge­hal­te­ne Be­haup­tung ei­nem Sach­verständi­gen­be­weis nicht zugäng­lich ist, könn­te auch auf die­se Wei­se der Nach­weis nicht geführt wer­den, die Be­klag­te zu 2) ha­be je­den­falls für ei­ne ge­wis­se Über­g­angs­zeit tatsächlich die von der Be­klag­ten zu 3) über­las­se­nen Stand­ort­da­ten ver­wen­det und so – bis zur nachträgli­chen Ände­rung der Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on – den vor­mals von der Be­klag­ten zu 1) geführ­ten Be­trieb un­verändert fort­geführt. Die Schluss­fol­ge­rung des Klägers, schon die „rei­bungs­lo­se“ Fortführung des La­gers be­le­ge hin­rei­chend deut­lich, dass die Be­klag­te zu 2) nicht nur den Wa­ren­be­stand, son­dern auch die in der EDV er­fass­te La­ger­ord­nung der Be­klag­ten zu 1) über­nom­men ha­ben müsse, über­zeugt schon des­we­gen nicht, weil die „Rei­bungs­lo­sig­keit“ der Fortführung des La­ger­be­trie­bes sich un­ter den vor­lie­gen­den Umständen der ex­ak­ten Fest­stel­lung ent­zieht. Ob die Be­klag­te die La­ger­stand­or­te der Be­klag­ten zu 1) über­nom­men oder selbst er­ho­ben hat, lässt sich nach al­le­dem mit den vom Kläger ge­nann­ten Hilfs­tat­sa­chen nicht – auch nicht un­ter Ein­schal­tung ei­nes Sach­verständi­gen – be­le­gen. Ver­blei­ben­de Zwei­fel ge­hen zu Las­ten des Klägers.

C

 

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Bei der Kos­ten­ent­schei­dung war ne­ben dem Ob­sie­gen des Klägers ge­genüber der Be­klag­ten zu 1) mit dem ver­folg­ten Kündi­gungs­fest­stel­lungs­an­trag und ne­ben dem Un­ter­lie­gen des Klägers mit dem ge­genüber der Be­klag­ten zu 2) ver­folg­ten Anträgen auch die Rück­nah­me der zunächst zweit­in­stanz­lich kla­ge­er­wei­ternd er­ho­be­nen Anträge zu berück­sich­ti­gen. Hie¬raus er­gibt sich die aus­ge­wor­fe­ne Kos­ten­quo­te.

D

Die Kam­mer hat die Re­vi­si­on ge­gen das Ur­teil für den Kläger gemäß § 72 ArbGG zu­ge­las­sen. So­weit die Be­klag­te zu 1) un­ter­le­gen ist, lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung der Re­vi­si­on nicht vor.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil ist für den Kläger die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen.

Ge­gen die­ses Ur­teil ist für Be­klag­te zu 1) man­gels aus­drück­li­cher Zu­las­sung die Re­vi­si­on nicht statt­haft, § 72 Abs. 1 ArbGG. We­gen der Möglich­keit, die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on selbständig durch Be­schwer­de beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt,

Hu­go-Preuß-Platz 1,

99084 Er­furt,

Fax-Nr. (03 61) 26 36 - 2 00 0

an­zu­fech­ten, wird die be­klag­te Par­tei auf die An­for­de­run­gen des § 72 a ArbGG ver­wie­sen.

 

Dr. Du­den­bos­tel 

Skock 

Rüffer
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