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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/070

Strah­len­tod durch Not­ar­bei­ten bei Re­ak­tor­ka­ta­stro­phen

Wo­zu sind Ar­beit­neh­mer bei ei­nem Su­per-Gau ver­pflich­tet?: Kein Him­mel­fahrts­kom­man­do auf Wei­sung des Ar­beit­ge­bers
Feuerwehrauto mit Leiter Ver­pflich­tung zur Teil­nah­me an Him­mel­fahrts­kom­man­dos?
08.04.2011. Die Kern­schmel­ze im ja­pa­ni­schen Kern­kraft­werk Fu­kus­hi­ma-Daiichi zei­gen, dass bei ei­nem GAU die selbst­lo­se Hil­fe von Tech­ni­kern am Un­glücks­ort not­wen­dig ist. Ef­fek­ti­ve Schutz­vor­keh­run­gen gibt es da­bei prak­tisch nicht, die Ar­beits­be­din­gun­gen sind we­gen der ho­hen Strah­len­be­las­tung le­bens­be­droh­lich. In Ja­pan setzt der Kraft­werks­be­trei­ber Tep­co der­zeit Leih­ar­bei­ter ein. Wie wä­re die ar­beits­recht­li­che La­ge in Deutsch­land im Fal­le ei­nes Re­ak­tor­un­falls?

Das Ar­beits­recht ist auf die­se Si­tua­ti­on nicht vor­be­rei­tet. Ge­mäß § 618 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) ist der Ar­beit­ge­ber zu Schutz­maß­nah­men ver­pflich­tet. Er muss Räu­me und Aus­rüs­tung so be­reit­hal­ten und Dienst­leis­tun­gen, die un­ter sei­ner An­ord­nung oder sei­ner Lei­tung vor­zu­neh­men sind, so re­geln, dass der Ar­beit­neh­mer ge­gen Ge­fahr für Le­ben und Ge­sund­heit so­weit ge­schützt ist, wie die "Na­tur der Dienst­leis­tung es ge­stat­tet". In § 4 Nr.1 Ar­beits­schutz­ge­setz (Ar­bSchG) heißt es nur all­ge­mein, dass der Ar­beit­ge­ber ver­pflich­tet ist, die Ar­beit so zu ge­stal­ten, dass ei­ne Ge­fähr­dung für Le­ben und Ge­sund­heit mög­lichst ver­mie­den und die ver­blei­ben­de Ge­fähr­dung mög­lichst ge­ring ge­hal­ten wer­den soll. Auch die Ver­ord­nung über den Schutz vor Schä­den durch io­ni­sie­ren­de Strah­len (Strah­len­schutz­ver­ord­nung - StrlSchV) ist auf den Nor­mal­be­trieb aus­ge­rich­tet, wie die ge­rin­gen jähr­li­chen Ober­gren­zen für die zu­läs­si­ge Strah­len­be­las­tung zei­gen.

Da­her gibt es für Ar­beit­neh­mer kei­ne Rechts­pflicht zu Not­ar­bei­ten bei ei­nem Re­ak­tor­un­fall. Ei­ne ent­spre­chen­de Wei­sung (§ 106 Ge­wer­be­ord­nung - Ge­wO) wä­re rechts­wid­rig, weil sie ge­gen das Grund­recht des Ar­beit­neh­mers auf Le­ben und kör­per­li­che Un­ver­sehrt­heit (Art.2 Abs.2 Satz 1 Grund­ge­setz - GG) ver­sto­ßen wür­de. Auch auf "Not­hil­fe" (§ 228 BGB) könn­te sich der Ar­beit­ge­ber nicht be­ru­fen. Er darf al­ler­dings frei­wil­li­ge Hil­fe sei­ner Ar­beit­neh­mer an­neh­men, auch wenn sie le­bens­be­droh­lich ist. Da­mit ist aber auch klar, dass die Teil­nah­me an ei­nem Him­mel­fahrts­kom­man­do je­der­zeit ab­ge­bro­chen wer­den kann.

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Letzte Überarbeitung: 19. Dezember 2013

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