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LAG Düs­sel­dorf, Be­schluss vom 17.02.2011, 11 TaBV 80/10

   
Schlagworte: Weisungsrecht, Versetzung, Mitbestimmung in personellen Angelegenheiten
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Düsseldorf
Aktenzeichen: 11 TaBV 80/10
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 17.02.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Oberhausen, Beschluss vom 2.09.2010, 4 BV 42/10
   

11 TaBV 80/10

4 BV 42/10
Ar­beits­ge­richt Ober­hau­sen

Verkündet

am 17. Fe­bru­ar 2011

gez.: Lind­ner Re­gie­rungs­beschäftig­te als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT DÜSSEL­DORF

BESCHLUSS

In dem Be­schluss­ver­fah­ren

un­ter Be­tei­li­gung

1. des Be­triebs­rats der C. wer­ke C. GmbH, ver­tre­ten durch den Vor­sit­zen-den S. H., Von-U.-Str. 143, P.,

- An­trag­stel­ler und Be­schwer­de­geg­ner -

Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­te: Rechts­anwälte T. & G.,
P. straße 20, H.,

2. der C. wer­ke C. GmbH, ver­tre­ten durch den Geschäftsführer Dr. U. C., Von-U.-Str. 143, P.,

- An­trags­geg­ne­rin und Be­schwer­deführe­rin -

Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­ter: Wirt­schafts­ver­band der C. in­dus­trie Nord-West
e. V., E. Straße 50, E.,

hat die 11. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf auf die münd­li­che Anhörung vom 17.02.2011
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Vos­sen als Vor­sit­zen­den so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Spir­res und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter U.

b e s c h l o s s e n :

Die Be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin ge­gen den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Ober­hau­sen vom 02.09.2010 – 4 BV 42/10 – wird zurück­ge­wie­sen.

Die Rechts­be­schwer­de wird für die Ar­beit­ge­be­rin zu­ge­las­sen.

 

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G R Ü N D E :

I.

Die Be­tei­lig­ten strei­ten über ei­nen An­spruch auf Auf­he­bung ei­ner per­so­nel­len Ein­zel­maßnah­me.

Die Ar­beit­ge­be­rin, die re­gelmäßig mehr als 20 wahl­be­rech­tig­te Ar­beit­neh­mer beschäftigt, ist in der Fer­ti­gung von Be­ton­pro­duk­ten so­wie de­ren Ver­kauf und Lie­fe­rung tätig. Der An­trag­stel­ler ist der bei ihr ge­bil­de­te Be­triebs­rat. Im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin wird in ei­nem Zwei-Schich­ten-Rhyth­mus mit ei­ner Früh- und ei­ner Mit­tags­schicht ge­ar­bei­tet.

Der Ar­beit­neh­mer Q. H. ist Mit­glied des Be­triebs­ra­tes. Er wur­de am 01.07.2002 als Stap­ler­fah­rer im Werk P. ein­ge­stellt. Er ist in dem Ar­beits­be­reich „Ver­la­dung“ beschäftigt. Dort sind ne­ben dem Meis­ter X. ins­ge­samt zehn Ar­beit­neh­mer tätig. Herr H. wur­de in die­ser Ab­tei­lung bis Mit­te Mai 2010 zusätz­lich als Vor­ar­bei­ter ein­ge­setzt. Der Meis­ter X. ist nur in der Frühschicht, nicht aber in der Mit­tags­schicht tätig. Er ist zu­dem nicht don­ners­tags an­we­send. Die Vor­ar­bei­ter­funk­ti­on fällt in der Mit­tags­schicht so­wie bei krank­heits- oder ur­laubs­be­ding­ter Ab­we­sen­heit des Meis­ters X. in der Frühschicht so­wie don­ners­tags in der Frühschicht an.

Ne­ben dem Mit­ar­bei­ter H. wur­de auch der Mit­ar­bei­ter H. als Vor­ar­bei­ter ein­ge­setzt. Der Mit­ar­bei­ter W. wur­de für den Fall, dass ei­ner der Vor­ar­bei­ter ur­laubs- oder krank­heits­be­dingt ver­hin­dert ist, als stell­ver­tre­ten­der Vor­ar­bei­ter ein­ge­setzt. Für die­se zusätz­li­che Vor­ar­bei­tertätig­keit er­hielt Herr H. ei­ne Funk­ti­ons­zu­la­ge von cir­ca 10 % sei­nes St­un­den­lohns. In den Mo­na­ten Ja­nu­ar 2009 bis April 2009 fiel für ihn u. a. auf­grund von Kurz­ar­beit we­nig Vor­ar­bei­tertätig­keit an. Die Ar­beit­ge­be­rin rech­ne­te zu sei­nen Guns­ten für Mai 2009 ei­ne Funk­ti­ons­zu­la­ge für die Vor­ar­bei­tertätig­keit über 117 St­un­den ab. Für Ju­ni 2009 rech­ne­te

 

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sie für ih­ren Mit­ar­bei­ter H. ei­ne Funk­ti­ons­zu­la­ge über 62 St­un­den, für Ju­li 2009 über 117 St­un­den, für Au­gust 2009 über 85 St­un­den und für Sep­tem­ber 2009 über 63 St­un­den ab. In dem zu­letzt ge­nann­ten Mo­nat er­krank­te Herr H.. Sei­ne Ar­beits­unfähig­keit dau­er­te bis An­fang April 2010.

Mit­te Mai 2010 teil­te Herr X. Herrn H. mit, dass die­ser künf­tig nur noch als Stap­ler­fah­rer ein­ge­setzt wer­de. Seit Mit­te Mai 2010 nimmt der Ar­beit­neh­mer X. ne­ben dem Mit­ar­bei­ter H. die Vor­ar­bei­ter­funk­ti­on in dem Ar­beits­be­reich „Ver­la­dung“ wahr. Der Mit­ar­bei­ter W. ist wei­ter­hin als stell­ver­tre­ten­der Vor­ar­bei­ter tätig.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 09.06.2010 for­der­te der Be­triebs­rat die Ar­beit­ge­be­rin auf, Herrn H. wie­der in sei­ner bis­he­ri­gen Funk­ti­on ein­zu­set­zen. Die­se teil­te dem Be­triebs­rat dar­auf­hin am 10.06.2010 schrift­lich mit, dass ei­ne Ver­set­zung von Herrn H. vom Vor­ar­bei­ter zum Stap­ler­fah­rer zu kei­ner Zeit statt­ge­fun­den ha­be. Die­ser sei als Stap­ler­fah­rer ein­ge­stellt wor­den und ar­bei­te nach wie vor in die­ser Funk­ti­on.

Mit sei­nem am 21.06.2010 beim Ar­beits­ge­richt Ober­hau­sen ein­ge­reich­ten An­trag be­gehrt der Be­triebs­rat, der Ar­beit­ge­be­rin auf­zu­ge­ben, die Ver­set­zung des Mit­ar­bei­ters H. vom Vor­ar­bei­ter zum Stap­ler­fah­rer rückgängig zu ma­chen.

Der Be­triebs­rat hat im We­sent­li­chen be­haup­tet:

Der Mit­ar­bei­ter H. sei im Ju­ni 2002 zum Vor­ar­bei­ter be­stellt und seit­her so ein­ge­setzt wor­den. Nur er und Herr H. sei­en bis Mit­te Mai 2010 re­gelmäßig, und zwar zu mehr als 50 % ih­rer Ar­beits­zeit, als Vor­ar­bei­ter beschäftigt wor­den. Bei­de Her­ren hätten sich in der Früh- und Mit­tags­schicht ab­ge­wech­selt, wo­bei der Rhyth­mus al­le zwei Wo­chen geändert wor­den sei. Bis Mit­te Mai 2010 sei der Mit­ar­bei­ter X. nicht als Vor­ar­bei­ter tätig ge­we­sen. Die Tätig­keit des Vor­ar­bei­ters be­ste­he dar­in, zu Be­ginn sei­ner Schicht die vier ihm un­ter­stell­ten Ga­bel­stap­ler­fah­rer zu den ver­schie­de­nen Auf­ga­ben­be­rei­chen ein­zu­tei­len. Er ha­be

 

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im Be­reich des Kom­mis­sio­nie­rens die schrift­li­chen Auf­träge der Dis­po­si­ti­on - es han­de­le sich um cir­ca 40 Auf­träge pro Schicht - zu ver­tei­len. Nach Ab­schluss der Zu­sam­men­stel­lung der je­wei­li­gen Kom­mis­si­on kon­trol­lie­re er, und zwar zu 50 %, die Rich­tig­keit der Zu­sam­men­stel­lung an Hand der schrift­li­chen Auf­träge. Außer­dem müsse er Mit­ar­bei­ter ein­tei­len, wenn Stap­ler­fah­rer in der Pro­duk­ti­on benötigt würden. Er müsse cir­ca al­le zwei St­un­den die Mit­ar­bei­ter, die die Pro­duk­ti­ons­bah­nen ab­fah­ren würden, kon­trol­lie­ren. Wenn die Pro­duk­ti­ons­bah­nen we­gen ei­ner Störung stillständen, müsse er die Mit­ar­bei­ter zu an­de­ren Ar­bei­ten ein­tei­len. Die Funk­ti­on des Vor­ar­bei­ters als An­sprech­part­ner be­ste­he dar­in, bei Fra­gen der Dis­po­si­ti­on zur Verfügung zu ste­hen. Herr H. ha­be im April 2010 in drei Schich­ten, al­so in 24 St­un­den, die Vor­ar­bei­ter­zu­la­ge ver­dient.

Der Be­triebs­rat hat zu­letzt be­an­tragt,

der An­trags­geg­ne­rin auf­zu­ge­ben, die Ver­set­zung des Mit­ar­bei­ters Q. H. vom Vor­ar­bei­ter zum Stap­ler­fah­rer rückgängig zu ma­chen und der An­trags­geg­ne­rin für je­den Tag der Zu­wi­der­hand­lung ein Zwangs­geld von 250,-- € auf­zu­er­le­gen.

Die Ar­beit­ge­be­rin hat be­an­tragt,

den An­trag zurück­zu­wei­sen.

Die Ar­beit­ge­be­rin hat im We­sent­li­chen gel­tend ge­macht:

Die Mit­tei­lung an ih­ren Mit­ar­bei­ter H., die­sen künf­tig nicht mehr zu Vor­ar­bei­ter­ver­tre­tun­gen in der zwei­ten Schicht ein­zu­tei­len, stel­le kei­ne Ver­set­zung dar. In der Ab­tei­lung Ver­la­dung und Kom­mis­sio­nie­rung ge­be es kei­nen fes­ten Vor­ar­bei­ter. Herr H. sei in der Mit­tags­schicht nicht als Vor­ar­bei­ter tätig, wenn die Mit­ar­bei­ter H., W. oder X. als Vor­ar­bei­ter ein­ge­teilt sei­en. Die ei­gent­li­che Vor­ar­bei­tertätig­keit sei so­wohl quan­ti­ta­tiv als auch qua­li­ta­tiv ge­ring. Der Vor­ar­bei­ter ha­be nur die Funk­ti­on, im Be­darfs­fall be­ste­hen­de Auf­sichts­auf­ga­ben wahr­zu­neh-

 

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men, wenn der Meis­ter X. nicht an­we­send sei. Dies sei re­gelmäßig nur in der zwei­ten Schicht von 14.00 Uhr bis 22.00 Uhr so­wie an Ur­laubs- und Krank­heits­ta­gen der Fall. Die in Re­de ste­hen­de Funk­ti­on wer­de als Ver­ant­wor­tungs­po­si­ti­on ver­stan­den. Im Fal­le von Nach­fra­gen aus an­de­ren Ab­tei­lun­gen sol­le ein An­sprech­part­ner vor­han­den sein. Mit ei­ner Wei­sungs­be­fug­nis sei die Funk­ti­on nicht ver­bun­den. Die Ein­satz­or­te und die Ein­tei­lung der Stap­ler­fah­rer ergäben sich aus den vom Meis­ter X. er­stell­ten Schicht­plänen. Ei­ne Ein­tei­lung der Mit­ar­bei­ter durch den Vor­ar­bei­ter er­fol­ge le­dig­lich bei Ur­laub oder Krank­heit des Meis­ters. Die frag­li­che Teil­funk­ti­on dürf­te sich für den Mit­ar­bei­ter H. auf 10 % sei­ner ge­sam­ten Ar­beits­zeit be­lau­fen. Im Jah­re 2010 ha­be Herr H. die Zu­la­ge für acht St­un­den er­hal­ten.

Durch sei­nen am 02.09.2010 verkünde­ten Be­schluss hat das Ar­beits­ge­richt, so­weit für die­se In­stanz von In­ter­es­se, der Ar­beit­ge­be­rin auf­ge­ge­ben, die Ver­set­zung des Mit­ar­bei­ters Q. H. vom Vor­ar­bei­ter in dem Be­reich „Ver­la­dung“ zum Stap­ler­fah­rer in dem Be­reich „Ver­la­dung“ auf­zu­he­ben. Zur Be­gründung hat das Ge­richt im We­sent­li­chen aus­geführt:

Die Mit­te Mai 2010 er­folg­te An­ord­nung, nach der der Mit­ar­bei­ter H. künf­tig nicht mehr als Vor­ar­bei­ter, son­dern nur noch als Stap­ler­fah­rer im Be­reich der „Ver­la­dung“ tätig wer­den sol­le, sei ei­ne Ver­set­zung i. S. von § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG, die, da sie oh­ne die Be­tei­li­gung des Be­triebs­rats nach § 99 Abs. 1 Satz 1 Be­trVG er­folgt sei, gemäß § 101 Satz 1 1. Alt. Be­trVG auf­zu­he­ben sei. Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts lie­ge die Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs, in der ei­ne Ver­set­zung i. S. von § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG zu se­hen sei, dann vor, wenn sich der Ge­gen­stand der vom Ar­beit­neh­mer ge­for­der­ten Ar­beits­leis­tung und das Ge­samt­bild sei­ner Tätig­keit ände­re. Ob dies der Fall sei, be­ur­tei­le sich aus­sch­ließlich nach den tatsächli­chen Verhält­nis­sen im Be­trieb. Die Verände­rung müsse so er­heb­lich sein, dass sich das Ge­samt­bild der Tätig­keit des Ar­beit­neh­mers da­durch ände­re. Das könne auch da­durch ge­sche­hen, dass dem Ar­beit­neh­mer ei­ne neue Teil­auf­ga­be über­tra­gen oder ein Teil der bis­her wahr­ge­nom­me­nen Funk­tio­nen ent-

 

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zo­gen wer­de. Maßgeb­lich sei in die­sem Zu­sam­men­hang, dass die neu über­tra­ge­ne oder ent­zo­ge­ne Auf­ga­be der Ge­samttätig­keit ein sol­ches Ge­präge gäbe, dass nach ih­rem Hin­zu­tre­ten bzw. Weg­fall ins­ge­samt von ei­ner an­de­ren Tätig­keit aus­ge­gan­gen wer­den könne. Die Teil­funk­ti­on könne auch dann prägend sein, wenn sie nur ei­nen zeit­lich ge­rin­ge­ren An­teil aus­ma­che. Un­ter Berück­sich­ti­gung die­ser Grundsätze stel­le der Ent­zug der Vor­ar­bei­tertätig­keit des Herrn H. ei­ne Ver­set­zung i. S. von § 95 Abs. 3 Satz 1 Be­trVG dar. Denn die bis­her vom Mit­ar­bei­ter H. aus­geführ­te Vor­ar­bei­tertätig­keit sei ei­ne er­heb­li­che Teil­auf­ga­be ge­we­sen, durch de­ren Ent­zug sich sei­ne Ge­samttätig­keit er­heb­lich verändert ha­be. Die Ar­beit­ge­be­rin ha­be sich mit dem ausführ­li­chen Vor­brin­gen des Be­triebs­rats in sei­nem Schrift­satz vom 03.08.2010 we­der schriftsätz­lich noch im Anhörungs­ter­min am 02.09.2010 in­halt­lich hin­rei­chend aus­ein­an­der­ge­setzt. Der Vor­ar­bei­ter übe ei­ne Auf­sichts­funk­ti­on aus, die er­heb­lich über die Tätig­keit ei­nes Stap­ler­fah­rers im Be­reich „Ver­la­dung“ her­aus­ge­he. Er ha­be im Be­reich des Kom­mis­sio­nie­rens die während der Schicht er­teil­ten Auf­träge der Dis­po­si­ti­on auf die Mit­ar­bei­ter zu ver­tei­len und die­se zu kon­trol­lie­ren. Die Ar­beit­ge­be­rin spre­che in ih­rem Schrift­satz vom 12.07.2010 selbst da­von, dass die Funk­ti­on des Vor­ar­bei­ters im Be­reich der „Ver­la­dung“ als „Ver­ant­wor­tungs­po­si­ti­on“ ver­stan­den wer­de. Der Vor­ar­bei­ter ha­be zu­dem die Auf­ga­be, die Mit­ar­bei­ter, die er der Pro­duk­ti­ons­bahn zu­ge­wie­sen ha­be, zu kon­trol­lie­ren. Er müsse die Mit­ar­bei­ter neu ein­tei­len, wenn die Pro­duk­ti­ons­bah­nen we­gen ei­ner Störung stillständen. Der Vor­ar­bei­ter neh­me im Rah­men der je­wei­li­gen Mit­tag­schicht so­wie bei Ab­we­sen­heit des Meis­ters X. des­sen Ko­or­di­nie­rungs- und Kon­troll­auf­ga­ben wahr. Die Ar­beit­ge­be­rin ha­be nicht dar­ge­legt, dass sie Herrn H. ab­wei­chend von der Tätig­keits­be­schrei­bung des Be­triebs­ra­tes ein­ge­setzt hätte. Aus der Be­triebs­ver­ein­ba­rung „Ur­laubs­pla­nung An­ge­stell­ten­be­reich 2010“ sei zu ent­neh­men, dass der Meis­ter X. nicht gleich­zei­tig mit den Mit­ar­bei­tern H., H. oder W. Ur­laub neh­men dürfe. Herr X. sei dort nicht als Vor­ar­bei­ter, der den Meis­ter X. ver­tre­te, auf­geführt. Die Mit­ar­bei­ter H. und H. sei­en im zweiwöchi­gen Wech­sel als Vor­ar­bei­ter in der Mit­tags­schicht ein­ge­setzt wor­den. Dies ha­be die Ar­beit­ge­be­rin nicht hin­rei­chend be­strit­ten. Herr H. sei auch zu ei­nem zeit­lich er­heb­li­chen An­teil sei­ner Ge­samttätig­keit mit Vor­ar­bei­tertätig­kei­ten beschäftigt gewe-

 

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sen, was sich aus den Lohn­ab­rech­nun­gen in dem Zeit­raum von Mai 2009 bis Sep­tem­ber 2009 er­ge­be. Im April 2010 ha­be er nach sei­ner Wie­der­ge­ne­sung im­mer­hin 24 St­un­den Vor­abei­tertätig­keit aus­geübt. Zu dem ent­spre­chen­den Vor­brin­gen des Be­triebs­rats in sei­nem Schrift­satz vom 03.08.2010 ha­be die Ar­beit­ge­be­rin nicht kon­kret Stel­lung ge­nom­men. Ins­ge­samt stel­le sich die Tätig­keit von Herrn H. als Stap­ler­fah­rer oh­ne die Vor­ar­bei­tertätig­keit in qua­li­ta­ti­ver Hin­sicht als ei­ne an­de­re Tätig­keit dar.

Ge­gen den ihr am 18.10.2010 zu­ge­stell­ten Be­schluss des Ar­beits­ge­richts hat die Ar­beit­ge­be­rin mit ei­nem beim Lan­des­ar­beits­ge­richt am 16.12.2010 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz Be­schwer­de ein­ge­legt und die­se gleich­zei­tig be­gründet.

Die Ar­beit­ge­be­rin macht un­ter teil­wei­ser Wie­der­ho­lung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens im We­sent­li­chen gel­tend:

Die Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts sei un­zu­tref­fend. Der Mit­ar­bei­ter H. sei man­gels ei­ner Po­si­ti­on „Vor­ar­bei­ter“ in der Ver­la­dung ge­ra­de nicht als sol­cher ein­ge­setzt wor­den. Auf das mit ihm be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis fin­de – un­strei­tig – der Ent­gelt-Rah­men­ta­rif­ver­trag für die Beschäftig­ten in der Be­ton-und Fer­tig­teil­in­dus­trie NRW An­wen­dung. Schon aus dem Wort­laut des § 6 die­ses Ta­rif­ver­tra­ges er­ge­be sich, dass ei­ne ak­ti­ve Be­stel­lung zum Vor­ar­bei­ter durch den Ar­beit­ge­ber er­fol­gen müsse. Dem­ent­spre­chend und be­triebsüblich würden in ih­rem Un­ter­neh­men die Vor­ar­bei­ter in Voll­zeit er­nannt und ge­genüber den übri­gen Mit­ar­bei­tern auch so be­han­delt. Der Mit­ar­bei­ter H. erfülle le­dig­lich die Vor­aus­set­zun­gen, die an die ta­rif­li­che Be­griff­lich­keit des Vor­ar­bei­ters ge­knüpft sei­en. Bei dem Mit­ar­bei­ter H. würde es sich al­len­falls um ei­nen Teil-Vor­ar­bei­ter han­deln. Un­ter sei­nen Kol­le­gen wer­de er nicht als Vor­ar­bei­ter be­trach­tet. Die hier in Re­de ste­hen­de, von Herrn H. be­klei­de­te Funk­ti­on wer­de zwar in ih­rem Be­trieb als Ver­ant­wor­tungs­po­si­ti­on ver­stan­den. Ein er­heb­li­cher Un­ter­schied in der prak­ti­schen Ar­beit be­ste­he je­doch nicht. Im Fal­le von Nach­fra­gen aus an­de­ren Ab­tei­lun­gen sol­le schlicht ein An­sprech­part­ner vor­han­den sein. Der Vor­ar­bei­ter­ver­tre­ter der zwei­ten Schicht ha­be kei­ne au­to­no­me Ein­tei-

 

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lungs­be­fug­nis. Ei­ne Ein­tei­lung durch an­de­re Mit­ar­bei­ter als den Meis­ter er­fol­ge le­dig­lich bei des­sen Ur­laub oder Krank­heit. Die frag­li­chen Teil­funk­tio­nen dürf­ten auf die ge­sam­te Ar­beits­zeit be­trach­tet un­ter­halb von 10 % lie­gen. Der Be­triebs­rat ver­hal­te sich wi­dersprüchlich, wenn er die feh­len­de Berück­sich­ti­gung des Mit­ar­bei­ters H. als Ver­set­zung an­se­he, sei­ne in der Ver­gan­gen­heit statt­ge­fun­de­ne Erstein­tei­lung, wie die der an­de­ren Mit­ar­bei­ter W., H. und X., al­ler­dings nicht. Außer­dem dürf­te kaum von ei­nem fest ter­mi­nier­ten Ar­beits­be­reich die Re­de sein, wenn der Mit­ar­bei­ter schon in der Ver­gan­gen­heit über­haupt kei­nen Ein­fluss auf sei­ne Ein­tei­lung in der zwei­ten Schicht ha­be. Die­se läge und hätte im Er­mes­sen des Meis­ters oder des Pro­duk­ti­ons­lei­ters ge­le­gen. Wenn der Tätig­keits- und Ver­ant­wor­tungs­be­reich des Mit­ar­bei­ters H. aber un­ter dem ständi­gen Vor­be­halt der ent­spre­chen­den Schicht­pla­nung läge, blei­be für ei­ne ge­fes­tig­te Rechts­po­si­ti­on kein Raum.

Die Ar­beit­ge­be­rin be­an­tragt,

1. den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Ober­hau­sen vom 02.09.2010 – 4 BV 42/10 –ab­zuändern;

2. den An­trag des Be­tei­lig­ten zu 1), die Ver­set­zung des Mit­ar­bei­ters Q. H. vom Vor­ar­bei­ter in den Be­reich Ver­la­dung zum Stap­ler­fah­rer in den Be­reich Ver­la­dung auf­zu­he­ben, zurück­zu­wei­sen.

Der Be­triebs­rat be­an­tragt,

die Be­schwer­de zurück­zu­wei­sen.

Der Be­triebs­rat ver­tei­digt in ers­ter Li­nie den an­ge­foch­te­nen Be­schluss und macht un­ter teil­wei­ser Wie­der­ho­lung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens im We­sent­li­chen gel­tend:

Aus § 6 des von der Ar­beit­ge­be­rin erwähn­ten Ta­rif­ver­tra­ges er­ge­be sich nichts ge­gen die vom Ar­beits­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen. Herr H. würde un­ter sei­nen Kol­le­gen als Vor­ar­bei­ter an­ge­se­hen, sei­ne Wei­sun­gen würden be­folgt.

 

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Die her­aus­ge­ho­be­ne Stel­lung des Vor­ar­bei­ters er­ge­be sich schon dar­aus, dass er ständig für Nach­fra­gen aus an­de­ren Ab­tei­lun­gen in Be­reit­schaft sein müsse. Der Vor­ar­bei­ter er­tei­le auch Re­pa­ra­tur­aufträge. Wenn le­dig­lich ein Mon­teur der­je­ni­gen Fir­ma, mit der die Ar­beit­ge­be­rin ei­nen War­tungs­ver­trag ha­be, ge­ru­fen wer­den müsse, um ei­ne Störung zu be­he­ben, oder die Ur­sa­che ei­ner Störung fest­ge­stellt wer­den müsse, für die un­klar sei, ob ein größeres Bau­teil aus­ge­tauscht wer­den müsse, könne dies der Vor­ar­bei­ter oh­ne Ab­stim­mung mit dem Ein­kaufs­lei­ter vor­neh­men. Le­dig­lich für den ge­son­der­ten Er­werb ei­nes Bau­teils wer­de zusätz­lich der Ein­kaufs­lei­ter ein­ge­schal­tet.

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Be­tei­lig­ten im Ein­zel­nen wird auf den In­halt der Ak­te ergänzend Be­zug ge­nom­men.

II.

Die Be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin, ge­gen de­ren Zulässig­keit kei­ner­lei Be­den­ken be­ste­hen, ist un­be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt hat zu Recht dem An­trag, der Ar­beit­ge­be­rin auf­zu­ge­ben, die Ver­set­zung des Mit­ar­bei­ters H. vom Vor­ar­bei­ter in den Be­reich „Ver­la­dung“ zum Stap­ler­fah­rer in den Be­reich „Ver­la­dung“ auf­zu­he­ben, statt­ge­ge­ben. Hier­an vermögen die An­grif­fe der Ar­beit­ge­be­rin mit ih­rer Be­schwer­de nichts zu ändern.

1. Rich­tig er­kannt hat die Vor­in­stanz zunächst, dass die Mit­te Mai 2010 er­folg­te Nicht­ein­set­zung des Mit­ar­bei­ters H. als Vor­ar­bei­ter in dem Be­reich „Ver­la­dung“ ei­ne zu­stim­mungs­pflich­ti­ge Ver­set­zung nach § 99 Abs. 1 Satz 1, § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG dar­stell­te.

a) Ver­set­zung i. S. von § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG ist die Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs, die die vor­aus­sicht­li­che Dau­er von ei­nem Mo­nat über­schrei­tet. Der „Ar­beits­be­reich“ i. S. von § 95 Abs. 3 Satz 1 Be­trVG wird in § 81 Abs. 2 Satz 1, Satz 2 i. V. m. Abs. 1 Satz 1 Be­trVG durch die Auf­ga­be und Ver­ant­wor­tung des Ar­beit­neh­mers so­wie die Art sei­ner Tätig­keit und ih­re Ein-

 

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ord­nung in den Ar­beits­ab­lauf des Be­triebs um­schrie­ben. Der Be­griff ist dem­nach räum­lich und funk­tio­nal zu ver­ste­hen (z. B. BAG 23.06.2009 – 1 ABR 23/08 – Rz. 28, EzA § 99 Be­trVG 2001 Nr. 13; BAG 16.03.2010 – 3 AZR 31/09 – Rz. 36, EzA § 106 Ge­wO Nr. 5). Er um­fasst ne­ben dem Ort der Ar­beits­leis­tung auch die Art der Tätig­keit und den ge­ge­be­nen Platz in der be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on (BAG 08.12.2009 – 1 ABR 41/09 – Rz. 18, EzA § 21 b Be­trVG 2001 Nr. 1; BAG 16.03.2010 – 3 AZR 31/09 – Rz. 36, a. a. O.; vgl. auch BAG 17.06.2008 – 1 ABR 38/07 – Rz. 21, EzA § 95 Be­trVG 2001 Nr. 8). Um die Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs han­delt es sich, wenn sich das ge­sam­te Bild der Tätig­keit des Ar­beit­neh­mers so verändert hat, dass die neue Tätig­keit vom Stand­punkt ei­nes mit den be­trieb­li­chen Verhält­nis­sen ver­trau­ten Be­ob­ach­ters als ei­ne „an­de­re“ an­zu­se­hen ist (z. B. BAG 11.12.2007 – 1 ABR 73/06 – Rz. 22, EzA § 95 Be­trVG 2001 Nr. 7; BAG 08.12.2009 – 1 ABR 41/09 – Rz. 18, a. a. O.; BAG 16.03.2010 – 3 AZR 31/09 – Rz. 36, a. a. O.). Dies kann sich aus dem Wech­sel des In­halts der Ar­beits­auf­ga­ben und der mit ih­nen ver­bun­de­nen Ver­ant­wor­tung er­ge­ben (BAG 26.10.2004 – 1 ABR 45/03 – AP Nr. 41 zu § 99 Be­trVG 1972 Ver­set­zung; BAG 17.06.2008 – 1 ABR 38/07 – Rz. 21, a. a. O.), kann aus ei­ner Ände­rung des Ar­beits­orts oder der Art der Tätig­keit, d. h. der Art und Wei­se fol­gen, wie die Ar­beits­auf­ga­be zu er­le­di­gen ist, und kann mit ei­ner Ände­rung der Stel­lung und des Plat­zes des Ar­beit­neh­mers in­ner­halb der be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on durch Zu­ord­nung zu ei­ner an­de­ren be­trieb­li­chen Ein­heit ver­bun­den sein (BAG 17.06.2008 – 1 ABR 38/07 – Rz. 21, a. a. O.; BAG 16.03.2010 – 3 AZR 31/09 – Rz. 36, a. a. O.). Die Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs erfüllt für sich al­lein den Ver­set­zungs­be­griff des § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG aber auch nur dann, wenn sie für länge­re Zeit als ei­nen Mo­nat ge­plant ist.

b) Ei­ne Verände­rung, die die vor­ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen an die Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs nach § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG erfüllt, kann sich auch da­durch er­ge­ben, dass dem Ar­beit­neh­mer ei­ne neue Teil­auf­ga­be über­tra­gen und ein Teil der bis­her wahr­ge­nom­me­nen Funk­tio­nen ent­zo­gen wird. Da­bei muss die neu über­tra­ge­ne oder ent­zo­ge­ne Auf­ga­be nicht

 

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un­be­dingt in­ner­halb der Ge­samttätig­keit über­wie­gen. Maßgeb­lich ist viel­mehr, dass sie der Letz­te­ren ein sol­ches Ge­präge gibt, dass nach ih­rem Hin­zu­tre­ten oder Weg­fall ins­ge­samt von ei­ner an­de­ren Tätig­keit aus­ge­gan­gen wer­den kann. Er­for­der­lich ist al­so auch hier, dass es sich um ei­ne er­heb­li­che Ände­rung der Teil­funk­tio­nen han­delt (BAG 13.05.1997 – 1 ABR 82/96 – Rz. 19, ju­ris). Al­ler­dings wird dis­ku­tiert, ob es ei­ne quan­ti­ta­ti­ve Un­ter­gren­ze gibt, bei der Ent­zug oder Hin­zufügung von Teil­funk­tio­nen re­gelmäßig als un­er­heb­lich an­zu­se­hen sind. In­so­weit wird et­wa ein An­teil von 20 % als Gren­ze an­ge­nom­men (vgl. Grie­se BB 1995, 458). Die­ser An­teil wird an­de­rer­seits aber auch schon als quan­ti­ta­tiv er­heb­lich und des­halb als In­diz für die Bil­dung ei­nes neu­en Ar­beits­be­reichs ge­wer­tet (LAG München 16.11.1978 – 8 TaBV 6/78 – BB 1979, 1092; Fit­ting, Be­trVG, 25. Aufl. 2010, § 99 Rz. 129; DKK-Kitt­ner/Bach­ner, Be­trVG, 12. Aufl. 2010, § 99 Rz. 98; of­fen­ge­las­sen von BAG 02.04.1996 – 1 AZR 743/95 – AP Nr. 34 zu § 95 Be­trVG 1972).

c) Im Streit­fall muss die­se Fra­ge nicht ent­schie­den wer­den. Der An­teil der Funk­ti­on als Vor­ar­bei­ter be­trug für den Mit­ar­bei­ter H. vor der Zeit sei­ner Er­kran­kung im Sep­tem­ber 2009 seit Mai 2009 aus­weis­lich der in den Lohn­ab­rech­nun­gen für die Mo­na­te Mai bis Sep­tem­ber 2009 ab­ge­rech­ne­ten Funk­ti­ons­zu­la­ge für die von ihm er­brach­te Vor­ar­bei­tertätig­keit mehr als 20 % sei­ner Ge­samt­ar­beits­zeit. Im Übri­gen ist, wie be­reits dar­ge­stellt, für die Be­ant­wor­tung der Fra­ge, ob ei­nem Ar­beit­neh­mer ein an­de­rer Ar­beits­be­reich zu­ge­wie­sen und des­halb von ei­ner Ver­set­zung i. S. von § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG – so­fern die­se Zu­wei­sung vor­aus­sicht­lich die Dau­er von ei­nem Mo­nat über­schrei­tet – aus­zu­ge­hen ist, nicht al­lein auf den zeit­li­chen An­teil der Verände­rung ab­zu­stel­len. Viel­mehr ist auch zu berück­sich­ti­gen, dass die Vor­ar­bei­tertätig­keit des Ar­beit­neh­mers H. sei­ne Ge­samttätig­keit auch qua­li­ta­tiv ge­prägt hat. Er hat nämlich, so­bald er die Funk­ti­on ei­nes Vor­ar­bei­ters über­nom­men hat, ei­ne höhe­re Ver­ant­wor­tung im Ver­gleich zu sei­ner Stap­ler­fah­rertätig­keit ge­tra­gen. Dies hat auch die Ar­beit­ge­be­rin ein­geräumt und die hier in Re­de ste­hen­de Vor­ar­bei­tertätig­keit des Mit­ar­bei­ters H. durch die Zah­lung ei­ner 10 %-igen Funk­ti­ons­zu­la­ge in An­leh­nung an § 6 des auf das Ar­beits­verhält­nis mit Herrn H. an­wend­ba-

 

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ren Ent­gelt-Rah­men­ta­rif­ver­tra­ges der Be­ton- und Fer­tig­teil­in­dus­trie ho­no­riert. Un­er­heb­lich ist in die­sem Zu­sam­men­hang, das dem Mit­ar­bei­ter H. die Vor­ar­bei­ter­funk­ti­on nicht ver­trag­lich zu­ge­si­chert war. Es reicht im An­wen­dungs­be­reich des § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG aus, dass die­se Funk­ti­on ihm durch Ausübung des Di­rek­ti­ons­rechts der Ar­beit­ge­be­rin zu­ge­wie­sen wur­de.

2. Da die Ar­beit­ge­be­rin dem Mit­ar­bei­ter H. ei­nen an­de­ren Ar­beits­be­reich i.S. des § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG durch den Ent­zug sei­ner Vor­ar­bei­ter­funk­ti­on auf Dau­er, al­so für mehr als ei­nen Mo­nat, zu­ge­wie­sen hat, wes­halb bei die­ser Per­so­nal­maßnah­me von ei­ner Ver­set­zung i. S. von § 95 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Be­trVG aus­zu­ge­hen ist, muss­te sie zu­vor nach § 99 Abs. 1 Satz 1 Be­trVG die Zu­stim­mung des Be­triebs­rats ein­ho­len. Dies ist nicht ge­sche­hen. Da­her war, wie die Vor­in­stanz zu­tref­fend er­kannt hat, der Ar­beit­ge­be­rin gemäß § 101 Satz 1 Be­trVG auf­zu­ge­ben, die vor­erwähn­te per­so­nel­le Maßnah­me auf­zu­he­ben.

III.

Die Kam­mer hat der Rechts­sa­che grundsätz­li­che Be­deu­tung zu­ge­mes­sen und des­halb die Rechts­be­schwer­de für die Ar­beit­ge­be­rin zu­ge­las­sen (vgl. § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG i. V. m. § 92 Abs. 1 Satz 2 ArbGG).

 

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R E C H T S M I T T E L B E L E H R U N G :

Ge­gen die­sen Be­schluss kann von der Ar­beit­ge­be­rin

R E C H T S B E S C H W E R D E

ein­ge­legt wer­den.

Für wei­te­re Be­tei­lig­te ist ein Rechts­mit­tel nicht ge­ge­ben.

Die Rechts­be­schwer­de muss

in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat

nach der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Be­schlus­ses schrift­lich beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt

Hu­go-Preuß-Platz 1

99084 Er­furt

Fax: 0361-2636 2000

ein­ge­legt wer­den.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Be­schlus­ses, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Rechts­be­schwer­de­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte,
2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Num­mer 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder ei­nes an­de­ren Ver­ban­des oder Zu­sam­men­schlus­ses mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der

 

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ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Rechts­be­schwer­de­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Ei­ne Par­tei, die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten.

* ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

 

gez.: Prof. Dr.Vos­sen 

gez.: Spir­res 

gez.: U.

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