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LAG Hamm, Ur­teil vom 08.09.2011, 8 Sa 509/11

   
Schlagworte: Zeugnis
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 8 Sa 509/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 08.09.2011
   
Leitsätze: Verpflichtet sich der Arbeitgeber in einem gerichtlichen Vergleich zur Erteilung eines wohlwollenden Arbeitszeugnisses, welches "dem beruflichen Fortkommen förderlich ist", so kann der Arbeitnehmer verlangen, dass in das Zeugnis die Abschlussklausel aufgenommen wird "Für die weitere berufliche und private Zukunft wünschen wir alles Gute".
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Minden, Urteil vom 10.02.2011, 3 Ca 678/10, Urteil
   

8 Sa 509/11

3 Ca 678/10 ArbG Min­den

 

Verkündet am 08.09.2011

Wix Re­gie­rungs­beschäftig­te als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

In Sa­chen

hat die 8. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Hamm
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 08.09.2011
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dr. Du­den­bos­tel
so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Lu­ther und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Roßhoff

für Recht er­kannt:

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Min­den vom 10.02.2011 – 3 Ca 678/10 - wird auf Kos­ten der Be­klag­ten zurück­ge­wie­sen mit der Maßga­be, dass die Be­klag­ten die Kos­ten des Rechts­streits als Ge­samt­schuld­ner zu tra­gen ha­ben.

Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

 

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses im Zu­ge des Be­ru­fungs­ver­fah­rens zu­letzt noch um die Fra­ge, ob in das von der Kläge­rin be­an­spruch­te Ar­beits­zeug­nis ei­ne sog. Ab­schluss­for­mel i. S. „gu­ter Wünsche für die Zu­kunft" auf­zu­neh­men ist.

Im vor­aus­ge­gan­ge­nen Ver­fah­ren ArbG Min­den 3 Ca 1289/09 ha­ben die Par­tei­en un­ter dem 27.08.2009 ei­nen ge­richt­li­chen Ver­gleich ge­schlos­sen, in wel­chem sich die Be­klag­ten ver­pflich­tet ha­ben, der Kläge­rin ein wohl­wol­len­des, qua­li­fi­zier­tes Ar­beits­zeug­nis zu er­tei­len, wel­ches ih­rem wei­te­ren be­ruf­li­chen Wer­de­gang förder­lich ist und als Be­wer­tung die Ge­samt­no­te „gut" enthält.

Durch Ur­teil vom 10.02.2011 (Bl. 158 ff.) auf wel­ches we­gen des wei­te­ren erst­in­stanz­li­chen Par­tei­vor­brin­gens und der Fas­sung des Kla­ge­an­trags Be­zug ge­nom­men wird, hat das Ar­beits­ge­richt die Be­klag­ten zur Er­tei­lung ei­nes neu ge­fass­ten Ar­beits­zeug­nis­ses ein­sch­ließlich der von der Kläge­rin ver­lang­ten Ab­schluss­klau­sel mit dem In­halt „Für die wei­te­re be­ruf­li­che und pri­va­te Zu­kunft wünschen wir Frau S1 al­les Gu­te" ver­ur­teilt. Zur Be­gründung ist im We­sent­li­chen aus­geführt wor­den, aus dem ge­richt­li­chen Ver­gleich vom 27.08.2009 und hier­in gewähl­ten For­mu­lie­rung er­ge­be sich für die Be­klag­ten die Ver­pflich­tung zur Er­tei­lung ei­nes über den durch­schnitt­li­chen Be­reich hin­aus ge­hen­den, ge­ra­de wohl­wol­lend mit gu­ter Be­wer­tung zu er­tei­len­den Zeug­nis­ses. Die­se sich auf das ge­sam­te Zeug­nis er­stre­cken­de Ver­pflich­tung be­inhal­te auch die Auf­nah­me der von der Kläge­rin be­gehr­ten Ab­schluss­for­mu­lie­rung. Oh­ne ei­ne ent­spre­chen­de Ab­schluss­for­mu­lie­rung be­ste­he die Ge­fahr, dass an­sons­ten der Ein­druck ei­ner ne­ga­ti­ven Be­wer­tung ver­bun­den sei. Im Übri­gen be­schränke sich die von der Kläge­rin be­gehr­te Ab­schluss­for­mel – im Ge­gen­satz zu sog. „Be­dau­erns­for­meln" und „Dan­kes­be­kun­dun­gen" - auf ei­ne übli­che Höflich­keits­be­kun­dung.

 

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Mit ih­rer recht­zei­tig ein­ge­leg­ten und be­gründe­ten Be­ru­fung wen­den sich die Be­klag­ten ge­gen ih­re Ver­ur­tei­lung, in das Ar­beits­zeug­nis ei­ne ent­spre­chen­de „Wüns­che­for­mel" auf­zu­neh­men und ver­wei­sen in­so­weit auf die Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 20.02.2001 (9 AZR 44/00, NZA 2001,843), nach wel­cher der Ar­beit­ge­ber zur Auf­nah­me der­ar­ti­ger persönli­cher Emp­fin­dun­gen in das Ar­beits­zeug­nis nicht ver­pflich­tet sei. Ent­ge­gen dem Stand­punkt des ar­beits­ge­richt­li­chen Ur­teils han­de­le es sich bei der be­gehr­ten Ab­schluss­for­mu­lie­rung nicht um ei­ne bloße Höflich­keits­flos­kel. Al­lein aus de­ren Feh­len könne da­nach ei­ne Un­vollständig­keit oder Un­rich­tig­keit des Ar­beits­zeug­nis­ses nicht her­ge­lei­tet wer­den.

Die Be­klag­ten be­an­tra­gen,

das Ur­teil des ArbG Min­den vom 10.02.2011 – 3 Ca 678/10 – wird ab­geändert, so­weit es die Be­klag­ten ver­ur­teilt hat, dem Zeug­nis der Kläge­rin fol­gen­de Schluss­for­mel
hin­zu­zufügen:
„Für ih­re wei­te­re be­ruf­li­che und pri­va­te Zu­kunft wünschen wir Frau S1 al­les Gu­te"

Die Kläge­rin be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten bleibt oh­ne Er­folg.

I. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt er­kannt, dass die Be­klag­ten ver­pflich­tet sind, die von der Kläge­rin be­gehr­te „Wüns­che­for­mel" in das zu be­an­spru­chen­de Ar­beits­zeug­nis auf­zu­neh­men.

 

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1. Die Fra­ge, ob das bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zu er­tei­len­de qua­li­fi­zier­te Ar­beits­zeug­nis ei­ne sog. Schluss­for­mel zu ent­hal­ten hat, wel­che in der Pra­xis in ver­schie­de­nen For­men – als „Be­dau­erns­for­mel", „Dan­kes­for­mel" und/oder „Wüns­che­for­mel" an­zu­tref­fen ist, wird in Recht­spre­chung und Schrift­tum un­ter­schied­lich be­ur­teilt (vgl. zu­letzt Düwell/Dahl, NZA 2011, 958 mit Über­blick über ak­tu­el­le Ent­schei­dun­gen der Lan­des­ar­beits­ge­rich­te). Nach dem Stand­punkt des Bun­des­ar­beits­ge­richts um­fasst der ge­setz­li­che Zeug­nis­an­spruch der­ar­ti­ge Schlusssätze nicht, viel­mehr hand­le es sich, so­fern der Ar­beit­ge­ber tatsächlich der­ar­ti­ge Erklärun­gen in das Ar­beits­zeug­nis auf­neh­me, um die Äußerung persönli­cher Emp­fin­dun­gen, auf wel­che der Ar­beit­neh­mer kei­nen An­spruch ha­be. Dem­ge­genüber um­fasst nach der Recht­spre­chung des LAG Düssel­dorf (Ur­teil vom 03.11.2010, 12 Sa 974/10, NZA-RR 2011, 123 ff. der An­spruch auf Zeug­nis­er­tei­lung oh­ne Wei­te­res auch die Auf­nah­me ei­ner freund­li­chen Schluss­flos­kel zur Wah­rung der Höflich­keit; ei­ne sol­che Höflich­keit sei „Rhein­kul­tur".

2. Die Ent­schei­dung, in­wie­fern der­ar­ti­ge Schluss­for­meln im Ar­beits­le­ben als übli­cher und da­mit zu be­an­spru­chen­der Be­stand­teil ei­nes qua­li­fi­zier­ten Ar­beits­zeug­nis­ses an­zu­se­hen sind oder ei­ne persönli­che Gefühls­be­kun­dung des Ar­beit­ge­bers dar­stel­len, auf wel­che kein Rechts­an­spruch be­steht, stellt kei­ne durch Ge­set­zes­aus­le­gung zu be­ant­wor­ten­de abs­trak­te Fra­ge­stel­lung dar, viel­mehr knüpft die Rechts­an­wen­dung an die tatsächli­che Fest­stel­lung ei­nes dies­bezügli­chen Sprach­ge­brauchs und das hier­mit ver­bun­de­ne Verständ­nis im Rechts­ver­kehr an (zu­tr. Düwell/Dahl, a.a.O.). Be­steht nach dem Vor­trag der Par­tei­en hierüber Streit, so ist das Vor­lie­gen ei­nes ent­spre­chen­den „all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauchs", so­fern die­ser nicht all­ge­mein­kun­dig ist, vom Ge­richt fest­zu­stel­len (Zöller/Gre­ger, 23. Aufl., § 286 ZPO Rn 11; vgl. LAG Hamm, Urt. v. 18.04.2002, 8 Sa 1164/01 zur Fest­stel­lung des Be­deu­tungs­ge­halts der Be­zeich­nung „Weih­nachts­geld"). Maßgeb­lich ist da­nach nicht, ob der Ar­beit­ge­ber, wel­cher sich zur Auf­nah­me ei­ner Schluss­for­mel in das Ar­beits­zeug­nis ent­schließt, hier­mit sei­ne persönli­chen Gefühle zum Aus­druck brin­gen will, viel­mehr kommt es ent­schei­dend dar­auf an, wie der Rechts­ver­kehr un­ter Berück­sich­ti­gung der Ge­pflo­gen­hei­ten des Ar­beits­le­bens der­ar­ti­ge Äußerun­gen – und auch de­ren Feh­len – auf­nimmt.

 

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3. Für die Ent­schei­dung des vor­lie­gen­den Rechts­streits be­darf es in­des­sen ei­ner sol­chen Aufklärung in tatsäch­li­cher Hin­sicht nicht. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der An­spruch der Kläge­rin auf Er­tei­lung ei­nes Ar­beits­zeug­nis­ses mit der be­gehr­ten Schluss­for­mel hier nicht al­lein auf die ge­setz­li­che Vor­schrift des § 630 BGB gestützt ist, viel­mehr ha­ben sich die Be­klag­ten durch den ge­richt­li­chen Ver­gleich vom 27.08.2009 mit der For­mu­lie­rung, das zu er­tei­len­de Ar­beits­zeug­nis sol­le dem wei­te­ren und be­ruf­li­chen Wer­de­gang der Kläge­rin „förder­lich sein", zu ei­ner Form der Zeug­nis­er­tei­lung ver­pflich­tet, wel­che über den ge­setz­li­chen An­spruch auf Zeug­nis­er­tei­lung hin­aus­geht.

a) Auch wenn die ge­setz­li­che Re­ge­lung kei­ne An­ga­ben zum In­halt des Ar­beits­zeug­nis­ses enthält, ent­spricht es all­ge­mei­ner Auf­fas­sung, dass das ge­setz­lich zu be­an­spru­chen­de Ar­beits­zeug­nis wahr­heits­gemäß und wohl­wol­lend ab­ge­fasst wer­den muss. So­weit sich ein ge­richt­li­cher Ver­gleich auf die For­mu­lie­rung be­schränkt, der Ar­beit­ge­ber ver­pflich­te sich zur Er­tei­lung ei­nes qua­li­fi­zier­ten und wohl­wol­len­den Ar­beits­zeug­nis­ses, um­schreibt dies al­lein den ge­setz­li­chen Zeug­nis­an­spruch. Dem­ge­genüber wer­den in der ar­beits­ge­richt­li­chen Pra­xis – zu­meist im Zu­ge ei­nes Kündi­gungs­rechts­streits - bei Ab­schluss ei­nes ge­richt­li­chen Ver­gleichs nicht sel­ten zusätz­li­che For­mu­lie­run­gen über die Ab­fas­sung des Ar­beits­zeug­nis­ses auf­ge­nom­men, wel­che nicht al­lein ei­nen Streit um die Leis­tungs­be­wer­tung aus­sch­ließen, son­dern ge­ra­de auch das mit­un­ter schwie­ri­ge Verhält­nis von „Zeug­nis­wahr­heit" und „Wohl­wol­len" kon­kre­ti­sie­ren sol­len. Hat der Ar­beit­ge­ber et­wa die Kündi­gung auf den Vor­wurf schwer­wie­gen­der Ver­trags­ver­let­zun­gen gestützt und ei­ni­gen sich die Par­tei­en über die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, oh­ne dass die Be­rech­ti­gung der er­ho­be­nen Vorwürfe aus­geräumt ist, so wird der Ar­beit­neh­mer, um künf­ti­gem Streit um die Ab­fas­sung des Ar­beits­zeug­nis­ses vor­zu­beu­gen, u. U. Wert auf die Klar­stel­lung le­gen, dass die er­ho­be­nen Vorwürfe nicht nur „un­erwähnt", son­dern „un­berück­sich­tigt" blei­ben. Be­trifft der Kündi­gungs­recht­streit das Ar­beits­ver­hal­ten oder die Leis­tung des Ar­beit­neh­mers, so wer­den - wie die Pra­xis zeigt - al­lein mit der ver­gleichs­wei­se ver­ein­bar­ten Ver­pflich­tung zur Er­tei­lung ei­nes „wohl­wol­len­den" Ar­beits­zeug­nis­ses wei­te­re Aus­ein­an­der­set­zun­gen über den In­halt des Ar­beits­zeug­nis­ses nicht im­mer ver­mie­den. Wird aus die­sem Grun­de in den ge­richt­li­chen Ver­gleich die zusätz­li­che For­mu­lie­rung auf­ge­nom­men, dass das zu er­tei­len­de Ar­beits­zeug­nis dem wei­te­ren

 

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be­ruf­li­chen Wer­de­gang „förder­lich" ist, so kommt hier­in das An­lie­gen zum Aus­druck, das Zeug­nis so zu for­mu­lie­ren, dass bei des­sen Vor­la­ge im Zu­ge ei­ner Be­wer­bung dem Zeug­nis­le­ser ein zwei­fels­frei po­si­ti­ver Ein­druck ver­mit­telt wird.

b) Auch wenn man al­so der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts dar­in fol­gen will, dass der ge­setz­li­che Zeug­nis­an­spruch die Auf­nah­me ei­ner der­ar­ti­gen „Ab­schluss­for­mel" nicht um­fasst, weil es sich nach dem sub­jek­ti­ven Verständ­nis des Ar­beit­ge­bers oder auch den An­schau­un­gen des Rechts­ver­kehrs um persönli­che Gefühls­be­kun­dun­gen hand­le, ist nicht zwei­fel­haft, dass sich der Ar­beit­ge­ber ver­trag­lich zur Auf­nah­me der­ar­ti­ger persönli­cher Emp­fin­dun­gen in das zu er­tei­len­de Ar­beits­zeug­nis wirk­sam ver­pflich­ten kann. Hat sich der Ar­beit­ge­ber al­so zur Er­tei­lung ei­nes Zeug­nis­ses ver­pflich­tet, wel­ches das be­ruf­li­che Fort­kom­men des Ar­beit­neh­mer f ö rd e r n soll, gehören zum Zeug­nis­in­halt je­den­falls sol­che im Ar­beits­le­ben ver­brei­te­te For­mu­lie­run­gen, de­ren Feh­len im Rechts­ver­kehr als auffällig an­ge­se­hen wird.

c) Un­ter Berück­sich­ti­gung die­ser Grundsätze mag zwei­fel­haft er­schei­nen, ob der Ar­beit­neh­mer aus der im ge­richt­li­chen Ver­gleich ent­hal­te­nen For­mu­lie­rung ei­nen An­spruch dar­auf her­lei­ten kann, dass der Ar­beit­ge­ber die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses be­dau­ert und dem Ar­beit­neh­mer persönli­chen Dank aus­spricht. Dem­ge­genüber geht es mit der hier be­gehr­ten „Wüns­che­for­mel" al­lein dar­um, dass der Ar­beit­ge­ber den Ar­beit­neh­mer nicht grußlos aus dem Ar­beits­verhält­nis entlässt. So wie sich Kauf­mann und Kun­de im Ein­zel­han­dels­geschäft, gleich ob es zum Kauf ge­kom­men ist, mit ei­ner übli­chen Grußfor­mel ver­ab­schie­den, und selbst der Po­li­zist dem Kraft­fah­rer trotz Er­tei­lung ei­nes Straf­man­dats aus Gründen der Höflich­keit wei­ter­hin „gu­te Fahrt" wünscht, gilt das Feh­len jed­we­den Ab­schieds­grußes im zwi­schen­mensch­li­chen Um­gang zu­min­dest als Nachlässig­keit oder gar Unhöflich­keit. Auch wenn die Er­tei­lung ei­nes Ar­beits­zeug­nis­ses – erst recht im An­schluss an ei­ne ge­richt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung – sich nicht un­mit­tel­bar dem zwi­schen­mensch­li­chen Um­gang zu­ord­nen lässt und aus die­sem Grun­de Be­den­ken ge­gen die An­nah­me be­ste­hen, der Ar­beit­ge­ber sei kraft Ge­set­zes ver­pflich­tet, das Aus­schei­den des Ar­beit­neh­mers aus­drück­lich zu be­dau­ern, bleibt doch zu be­ach­ten, dass die Kläge­rin hier al­lein ei­ne Ab­schluss­for­mel mit gu­ten Wünschen für die Zu­kunft be­gehrt. Selbst wenn der ge­setz­li­che Zeug­nis­an­spruch nicht ein­mal ei­ne sol­che

 

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Höflich­keits­be­kun­dung um­fas­sen soll­te, ha­ben sich die Be­klag­ten je­den­falls durch den Ab­schluss des ge­richt­li­chen Ver­gleichs hier­zu ver­pflich­tet. Ein Zeug­nis oh­ne Ab­schluss­for­mel mit Wünschen für die Zu­kunft mag als vollständig, wahr­heits­gemäß und womöglich auch noch als wohl­wol­lend an­ge­se­hen wer­den; dem An­spruch, dem be­ruf­li­chen Wer­de­gang förder­lich zu sein, kann hin­ge­gen ein Zeug­nis nicht genügen, wel­ches dem Le­ser An­lass zum Nach­den­ken gibt, aus wel­chem Grun­de der Ar­beit­neh­mer mit dem er­teil­ten Zeug­nis gleich­sam grußlos aus dem Ar­beits­verhält­nis ver­ab­schie­det wird.

II. Die Kos­ten der er­folg­lo­sen Be­ru­fung ha­ben die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner zu tra­gen.

III. Die Vor­aus­set­zung für die Zu­las­sung der Re­vi­si­on gemäß § 72 ArbGG lie­gen nicht vor.

RECH­TSMIT­TEL­BE­LEH­RUNG

Ge­gen die­ses Ur­teil ist ein Rechts­mit­tel nicht ge­ge­ben.
We­gen der Möglich­keit der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de wird auf § 72a ArbGG ver­wie­sen.

 

Dr. Du­den­bos­tel 

Lu­ther 

Roßhoff

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