HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // 12/022

Zu­stel­lung von Post am fol­gen­den Werk­tag

Pro­zess­par­tei­en kön­nen dar­auf ver­trau­en, dass Post am nächs­ten Werk­tag zu­ge­stellt wird: Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, Ur­teil vom , Ur­teil vom 08.11.2011, 11 Sa 1410/09
Mann am Postkasten

16.01.2012. Wer ei­nen Pro­zess führt, muss oft ge­setz­li­che oder rich­ter­li­che Fris­ten be­ach­ten, so z.B. die Drei­wo­chen­frist für die Er­he­bung ei­ner Kün­di­gungs­schutz­kla­ge (§ 4 Kün­di­gungs­schutz­ge­setz - KSchG).

Au­ßer­dem sind Mo­nats­frist für die Ein­le­gung ei­ner Be­ru­fung ein­zu­hal­ten oder ei­ne (ex­trem kur­ze) ein­wö­chi­ge Frist für ei­nen Ein­spruch ge­gen ein Ver­säum­nis­ur­teil.

Sol­che Fris­ten wer­den ein­ge­hal­ten, wenn das Schrift­stück (d.h. die Kün­di­gungs­schutz­kla­ge, die Be­ru­fungs­schrift oder der Ein­spruch ge­gen ein Ver­säum­nis­ur­teil) am letz­ten Tag der Frist bis 24:00 Uhr bei Ge­richt ein­geht.

Ist ei­ne sol­che Frist ver­säumt, ist trotz­dem nicht "al­les zu spät", denn man kann Wie­der­ein­set­zung in den vo­ri­gen Stand be­an­tra­gen bzw. im Fal­le ei­ner ver­spä­te­ten Kün­di­gungs­schutz­kla­ge de­ren nach­träg­li­che Zu­las­sung (§ 5 KSchG) be­an­tra­gen. Vor­aus­set­zung da­für ist, dass man er­ho­be­ben Haup­tes von sich sa­gen kann, dass man kei­ne Schuld an der Frist­ver­säu­mung hat. So könn­te man z.B. der Deut­schen Post AG die Schuld für die ver­spä­te­te Über­mitt­lung des Schrift­stück in die Schu­he schie­ben, wenn man das Schrift­stück recht­zei­tig zur Post ge­bracht hat. Aber was heißt heut­zu­ta­ge schon recht­zei­tig?

Die ein­fa­che Ant­wort lau­tet: Man muss das Schrift­stück, das frist­ge­recht bei ei­nem Ge­richt ein­ge­hen muss, spä­tes­tens am vo­ri­gen Werk­tag bei der Post ab­ge­ben. Denn man kann dar­auf ver­trau­en, dass die Post nicht län­ger als ei­nen Tag braucht, um ein Schrei­ben in­ner­halb des Bun­des­ge­biets an den Emp­fän­ger aus­zu­lie­fern. Dass die­ses ehr­gei­zi­ge Ziel oft nicht er­reicht wird, än­dert nichts dar­an, dass man als Bür­ger auf ei­nen so gu­ten Ser­vice der Post ver­trau­en darf.

Das hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Köln in ei­nem ak­tu­el­len Fall be­kräf­tigt (LAG Köln, Ur­teil vom 08.11.2011, 11 Sa 1410/09). Hier war ein Ar­beit­ge­ber im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung nicht an­we­send und kas­sier­te da­her ein Ver­säum­nis­ur­teil, ge­gen das er spä­tes­tens am Mon­tag (10.08.2009) ei­nen schrift­li­chen Ein­spruch hät­te er­he­ben müs­sen. Den Ein­spruch brach­te er zwar am Sams­tag (08.08.2009) zur Post, doch schaff­te es die Post nicht, den Ein­spruch am fol­gen­den Mon­tag dem Ge­richt zu über­mit­teln.

Der An­trag auf Wie­der­ein­set­zung war be­grün­det, so das LAG Köln. Der Leit­satz des LAG-Ur­teils lau­tet:

"Der Bür­ger darf dar­auf ver­trau­en, dass die Post­lauf­zei­ten ein­ge­hal­ten wer­den, die sei­tens der Deut­schen Post AG für den Nor­mal­fall fest­ge­legt wer­den, ins­be­son­de­re dass im Bun­des­ge­biet werk­tags auf­ge­ge­be­ne Post­sen­dun­gen am fol­gen­den Werk­tag aus­ge­lie­fert wer­den. Dar­an hat sich durch den Er­lass der PUDLV nichts ge­än­dert (vgl. : z. B.: BGH Be­schluss vom 20.05.2009 - IV ZB 2/08 -; BPatG Mün­chen, 26 W (pat) 79/10; Zöl­ler/Gre­ger, 27. Auf­la­ge, § 233 ZPO Rdn. 23 "Post­ver­kehr" jew. m. w. N.)."

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 23. August 2016

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Bewertung:

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de