HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Mün­chen, Ur­teil vom 06.08.2015, 3 Sa 254/15

   
Schlagworte: Betriebsrente, Betriebsrentenzusage
   
Gericht: Landesarbeitsgericht München
Aktenzeichen: 3 Sa 254/15
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 06.08.2015
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht München, Urteil vom 02.03.2015, 8 Ca 9843/14
nachgehend:
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 15.11.2016, 3 AZR 539/15
   

3 Sa 254/15
8 Ca 9843/14
(ArbG München)

Verkündet am: 06.08.2015

Gapp
Ur­kunds­be­am­ter
der Geschäfts­stel­le

Lan­des­ar­beits­ge­richt München

Im Na­men des Vol­kes

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

A.
A-Straße, A-Stadt

- Kläger und Be­ru­fungskläger -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:
Rechts­anwälte B. B-Straße, B-Stadt

ge­gen

C.
C-Straße, A-Stadt

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:
Rechts­anwälte D. D-Straße, D-Stadt

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hat die 3. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts München auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 16. Ju­li 2015 durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dr. Eu­lers und die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Ab­bold und Plath
für Recht er­kannt:

1. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 02.03.2015 – 8 Ca 9843/14 – wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

2. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten über die Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, der Kla­ge­par­tei ei­ne be­stimm­te Ver­sor­gungs­zu­sa­ge an­zu­bie­ten.

Die Kla­ge­par­tei ist seit dem 01.10.2000 als Bank­an­ge­stell­ter (AT-An­ge­stell­ter) zu ei­ner mo­nat­li­chen Brut­to­vergütung von zu­letzt 7.025,00 € beschäftigt. Die Be­klag­te, de­ren Träger der E. und der S. sind, ist ei­ne rechtsfähi­ge An­stalt des öffent­li­chen Rechts und 1972 aus ei­ner Fu­si­on zwei­er öffent­lich-recht­li­cher An­stal­ten her­vor­ge­gan­gen. Zur Har­mo­ni­sie­rung der Dienst­verhält­nis­se der Mit­ar­bei­ter der fu­sio­nie­ren­den Bank­an­stal­ten ent­hielt der Fu­si­ons­ver­trag vom 06.06.1972 als An­la­ge zu § 8 Abs. 3 ei­ne Per­so­nal­ver­ein­ba­rung (PV72), in der un­ter an­de­rem Ver­sor­gungs­ansprüche wie folgt ge­re­gelt wa­ren:

„3. Ver­sor­gungs­sys­tem der C. Gi­ro­zen­tra­le
3.1. Mit­ar­bei­ter, die nach Voll­endung des 17. Le­bens­jah­res min­des­tens 10 Jah­re bei den zu ver­ei­ni­gen­den In­sti­tu­ten ... tätig wa­ren, er­hal­ten ei­ne Ver­sor­gung nach den Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se der Baye­ri­schen Ge­mein­de­bank (An­la­ge 2). In be­son­ders ge­la­ger­ten Aus­nah­mefällen können wei­te­re Dienst­zei­ten an­er­kannt wer­den.

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3.2. Mit­ar­bei­ter, die min­des­tens 20 Jah­re im Kre­dit­ge­wer­be beschäftigt wa­ren, da­von min­des­tens 10 Jah­re bei den zu ver­ei­ni­gen­den In­sti­tu­ten oder .... können ei­nen Rechts­an­spruch auf Ver­sor­gung nach Maßga­be des bei­gefügten Ver­trags­mus­ters (An­la­ge 3) er­hal­ten. Be­son­ders tüch­ti­gen und bewähr­ten Mit­ar­bei­tern kann ein sol­cher Ver­sor­gungs­an­spruch vor­zei­tig gewährt wer­den. Die Ent­schei­dung über die Gewährung trifft der Vor­stand der Lan­des­bank.“

Die Ver­sor­gung nach Ziff. 3.1 der Per­so­nal­ver­ein­ba­rung wur­de in der Fol­ge­zeit über die Ver­sor­gungs­kas­se F. ab­ge­wi­ckelt. Nach de­ren Richt­li­ni­en hat­ten die Mit­ar­bei­ter im Ver­sor­gungs­fall An­spruch auf Ver­sor­gungs­leis­tun­gen nach den je­weils für baye­ri­sche Staats­be­am­te gel­ten­den Vor­schrif­ten. Der Ver­sor­gungs­ver­trag nach Ziff. 3.2 der Per­so­nal­ver­ein­ba­rung ent­sprach im We­sent­li­chen der An­la­ge K20 und gewähr­te den Mit­ar­bei­tern eben­falls Ver­sor­gungs­ansprüche ent­spre­chend den für baye­ri­sche Staats­be­am­te gel­ten­den Vor­schrif­ten so­wie darüber hin­aus ei­nen er­wei­ter­ten Kündi­gungs­schutz und Ansprüche auf er­wei­ter­te Ent­gelt­fort­zah­lung im Krank­heits­fall so­wie auf Bei­hil­fe nach be­am­tenähn­li­chen Grundsätzen. Dies führ­te grundsätz­lich zur Ver­si­che­rungs­frei­heit in sämt­li­chen Zwei­gen der So­zi­al­ver­si­che­rung. Für die ab dem 01.01.2002 neu ein­tre­ten­den Mit­ar­bei­ter galt ei­ne an­de­re Ver­sor­gungs­ord­nung (VO2002/2005).

Nach­dem An­fang 2009 die Er­tei­lung von Ver­sor­gungs­rech­ten nach Ziff. 3.2 der Per­so­nal­ver­ein­ba­rung zunächst aus­ge­setzt wor­den war und ein ex­ter­nes Rechts­gut­ach­ten vom 20.05.2009 die recht­li­che Zulässig­keit bestätigt hat­te, teil­te die Be­klag­te am 22.07.2009 un­ter der Über­schrift „Neu­ge­stal­tung Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung / AT-Vergütungs­sys­tem“ mit, dass nach dem Ver­wal­tungs­rats­be­schluss vom 21.07.2009 die „Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ... endgültig ein­ge­stellt“ und „die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung für die be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter auf ein marktübli­ches, bei­trags­ori­en­tier­tes Sys­tem um­ge­stellt“ wer­de. Am 16.09.2009 in­for­mier­te die Be­klag­te im In­tra­net un­ter der Über­schrift „Neu­re­ge­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung (bAV) in der C.“, dass „die Um­stel­lung der Ver­sor­gungs­sys­te­me der C. zum 31.12.2009 vor­ge­se­hen“ sei. Wei­ter hieß es aus­zugs­wei­se:

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„Dies be­deu­tet:

I. Ver­sor­gungs­recht
Klar­stel­lend wird noch­mals dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) endgültig ein­ge­stellt wur­de. In der Ver­gan­gen­heit be­reits er­teil­te Ver­sor­gungs­zu­sa­gen blei­ben je­doch un­an­ge­tas­tet.

II. Ver­sor­gungs­kas­se F.
Die Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se wer­den mit Wir­kung ab dem 1.1.2010 da­hin­ge­hend geändert, dass nur die bis zum 31.12.2009 er­wor­be­nen Ansprüche oder An­wart­schaf­ten be­ste­hen blei­ben. Grund­la­ge sind die Re­ge­lun­gen für die un-ver­fall­ba­re An­wart­schaft (UVA) gemäß Be­triebs­ren­ten­ge­setz (Be­trAVG). ...

...

IV. Ver­sor­gungs­ord­nung 2010
Ab dem 1.1.2010 wird es in der C. ei­ne bei­trags­ori­en­tier­te Ver­sor­gung über ei­nen ex­ter­nen Träger (vor­aus­sicht­lich den in der Ban­ken- und Fi­nanz­welt weit­hin be­kann­ten BVV) ge­ben. Da­zu wird ei­ne neue Ver­sor­gungs­ord­nung 2010 (VO2010) er­ar­bei­tet. ...“

Am 18.11.2009 schlos­sen die Be­triebs­par­tei­en ei­ne Dienst­ver­ein­ba­rung mit dem Ti­tel „Ver­ein­ba­rung zur Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung“ (VO2010), die aus­zugs­wei­se lau­tet:

„Präam­bel

„Die C. ist der Auf­fas­sung, dass auf­grund der nach ih­rer Einschätzung schwie­ri­gen wirt­schaft­li­chen La­ge ei­ne Wei­terführung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung in der bis­he­ri­gen Form und dem bis­he­ri­gen fi­nan­zi­el­len Auf­wand nicht mehr trag­bar ist. Aus die­sem Grund ha­ben Vor­stand und Ver­wal­tungs­rat der C. ent­schie­den, die Sys­te­me der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung grund­le­gend um­zu­stel­len.

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Die­se Ent­schei­dung um­fasst auch, dass kei­ne in­di­vi­du­el­len Ver­sor­gungs­zu­sa­gen mehr er­teilt wer­den und in der Ver­gan­gen­heit er­teil­te Ver­sor­gungs­zu­sa­gen un­berührt blei­ben.

In Kon­se­quenz des­sen wer­den die Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se von der C. mit Ab­lauf des 31.12.2009 mit Wir­kung für die Zu­kunft wi­der­ru­fen.

Der Ge­samt­per­so­nal­rat trägt die­se Ent­schei­dung nicht mit. Vor dem Hin­ter­grund, dass nach Auf­fas­sung der Ei­ni­gungs­stel­le hin­sicht­lich die­ser Ent­schei­dung Mit­be­stim­mungs­rech­te des Per­so­nal­rats nicht be­ste­hen, wer­den in der vor­lie­gen­den Dienst­ver­ein­ba­rung aus­sch­ließlich die Grundsätze der Ver­tei­lung des für ein ablösen­des Sys­tem der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung zur Verfügung ge­stell­ten Bud­gets ge­re­gelt. (...)

II.1. () Die C. wird mit dem BVV ei­nen Bei­tritts­ver­trag ab­sch­ließen und die­je­ni­gen Beschäftig­ten, die ih­rer An­mel­dung zu­stim­men und die Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen an­er­ken­nen, beim BVV an­mel­den und während der Dau­er des Ar­beits­verhält­nis­ses mit der C. ver­si­chert hal­ten.“

Un­ter Zif­fer III. „An­wart­schaf­ten ge­genüber der Ver­sor­gungs­kas­se“ heißt es:

.

„2. Beschäftig­te, die der Überführung ih­rer Ver­sor­gungs­an­wart­schaft durch schrift­li­che Erklärung ge­genüber der Bank in­ner­halb der von der C. ge­setz­ten Frist, die min­des­tens 4 Wo­chen be­tra­gen soll, zu­stim­men, er­hal­ten ei­ne frei­wil­li­ge Wech­sel­prämie in Höhe von 25 % der an­ge­bo­te­nen Ein­mal­zah­lung nach Nr. 1a) bis f). Hierfür ste­hen 67,32 Mio. € zur Verfügung.

Die Beschäftig­ten können wählen, ob die­ser Be­trag steu­er­pflich­tig an sie aus­ge­zahlt oder ob er der Ein­mal­zah­lung nach Nr. 1 zu­ge­rech­net wer­den soll.

(...)

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4. Beschäftig­te, die ent­ge­gen Nr. 1 bis 3 der Überführung ih­rer Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten nicht in­ner­halb der von der C. ge­setz­ten Frist, spätes­tens je­doch bis zum 31.12.2014, zu­stim­men, er­hal­ten ab dem Zeit­punkt der späte­ren Zu­stim­mung die Bei­trags­leis­tun­gen des Ar­beit­ge­bers zur VO2010 auf der Grund­la­ge von Nr. II 2b). ...“

Die Dienst­ver­ein­ba­rung wur­de am 20.11.2009 im In­tra­net veröffent­licht.

Mit In­tra­net­mel­dung vom 24.11.2009 wie­der­hol­te die Be­klag­te, dass an­ge­sichts der schwie­ri­gen wirt­schaft­li­chen La­ge ei­ne Wei­terführung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung in der bis­he­ri­gen Form nicht mehr trag­bar sei und aus die­sem Grun­de die Sys­te­me der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung grund­le­gend um­ge­stellt würden. Be­reits am 22.07.2009 sei mit­ge­teilt wor­den, dass „die Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung endgültig ein­ge­stellt ist“ und die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung für die be­trof­fe­nen Beschäftig­ten auf ein marktübli­ches, bei­trags­ori­en­tier­tes Sys­tem um­ge­stellt wer­de. Für die Zu­kunft gel­te endgültig, dass die Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se F. mit Wir­kung für die Zu­kunft ab dem 01.01.2010 wi­der­ru­fen wer­den. Am 01.12.2009 rich­te­te die Be­klag­te ei­ne In­tra­net­sei­te zur Neu­ge­stal­tung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung für sämt­li­che In­for­ma­tio­nen der Ar­beit­ge­ber­sei­te so­wie des Per­so­nal­ra­tes und Ge­samt­per­so­nal­ra­tes ein. Be­reits ge­stell­te und be­ant­wor­te­te Fra­gen von Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern konn­ten im sog. FAQ-Be­reich ein­ge­se­hen wer­den. Außer­dem be­stand die Möglich­keit für Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, in­di­vi­du­el­le Fra­gen zu stel­len. Auf der am 02.12.2009 statt­fin­den­den Per­so­nal­ver­samm­lung, de­ren Re­den und Ma­te­ria­li­en eben­falls auf der In­tra­net­sei­te zur Neu­ge­stal­tung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung veröffent­licht wur­den, wur­de den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern die Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung vor­ge­stellt. Da­bei wur­de vom Ge­samt­be­triebs­rats­vor­sit­zen­den die Wech­sel­prämie ne­ben der Kom­po­nen­te, den Über­gang für die Be­trof­fe­nen et­was kom­for­ta­bler zu ma­chen, „auch (als) ei­nen Ver­trag über ei­nen Ver­zicht auf ei­ne Kla­ge vor dem Ar­beits­ge­richt ge­gen ei­ne Zah­lung ei­nes ge­wis­sen Geld­be­tra­ges“ be­schrie­ben.

Seit der vorläufi­gen, später endgülti­gen Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) war um­strit­ten, ob den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern ein sol­cher An­spruch nach Ziff. 3.2 der Per­so­nal­ver­ein­ba­rung zu­stand.

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Am 13.01.2010 gab das Ar­beits­ge­richt München zwei Kla­gen von Mit­ar­bei­tern statt, die auf Er­tei­lung ei­nes Ver­sor­gungs­rech­tes ge­klagt hat­ten (u.a. Az. 37 Ca 3566/99). Hierüber in­for­mier­te der Per­so­nal­rat im In­tra­net am 13.01.2010 und ver­wies für Ein­zel­hei­ten auf die Pres­se­mit­tei­lung des Ar­beits­ge­richts in der sog. Down­load-Box. Die Be­klag­te erklärte am 14.01.2010 im In­tra­net, dass das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts München ei­ne ers­te, nicht rechts­kräfti­ge Aus­sa­ge sei und mit ei­ner ab­sch­ließen­den Ent­schei­dung sei­tens der Ar­beits­ge­rich­te in den nächsthöhe­ren In­stan­zen vor­aus­sicht­lich erst in vier bis fünf Jah­ren ge­rech­net wer­den könne. Die Be­klag­te er­war­te, dass die Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts München in den nächs­ten In­stan­zen auf­ge­ho­ben wer­de. Es ge­be kei­ne Ände­run­gen beim ge­plan­ten Vor­ge­hen zur Einführung der neu­en be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung.

Dem­ent­spre­chend fand am 25.01.2010 und an Er­satz­ter­mi­nen ei­ne In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung zur Neu­struk­tu­rie­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung statt. Mit der im In­tra­net veröffent­lich­ten In­for­ma­ti­on vom 04.02.2010 un­ter der Über­schrift „Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung“ stell­te der Per­so­nal­rat der Be­klag­ten die Vor- und Nach­tei­le der ver­schie­de­nen Möglich­kei­ten dar. Aus­zugs­wei­se hieß es:

„... Hin­sicht­lich der recht­li­chen Di­men­si­on bleibt fest­zu­hal­ten, dass das Ar­beits­ge­richt München in ers­ter In­stanz zwei­en un­se­rer Mit­ar­bei­ter ei­nen An­spruch auf Ab­schluss des Ver­sor­gungs­ver­tra­ges zu­ge­spro­chen hat. Nach Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts liegt ei­ne Ge­samt­zu­sa­ge vor, an die die Bank recht­lich ge­bun­den ist.

Auch wenn ab­zu­war­ten bleibt, wie die nächs­ten In­stan­zen ent­schei­den wer­den, hat sich die recht­li­che Po­si­ti­on der Mit­ar­bei­ter da­mit auf je­den Fall nicht ver­schlech­tert.

Die endgülti­ge Ent­schei­dung, ob Sie wech­seln oder das Ver­sor­gungs­recht ein­kla­gen, kann Ih­nen kein Per­so­nal­rat ab­neh­men.

Aus un­se­rer Sicht spie­len wohl fol­gen­de As­pek­te bei Ih­ren Über­le­gun­gen ei­ne Rol­le

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4. MA nimmt VO 2010 an

Vor­tei­le:

• MA erhält Ein­mal­be­trag und Wech­sel­prämie
• Ab 01.04.2010 wer­den Beiträge zum BVV durch die Bank ent­rich­tet
• MA ist fle­xi­bler in der Pla­nung der be­ruf­li­chen Zu­kunft
• An­de­re Ar­beit­ge­ber der Bran­che zah­len in der Re­gel auch zum BVV ein, so dass der be­ste­hen­de Ver­trag fort­geführt wer­den kann

Nach­tei­le:

• Kei­ne Di­rekt­zu­sa­ge mit den be­kann­ten Vor­tei­len z.B.:
- Net­to­vor­teil So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht (oh­ne Gewähr – ge­setz­li­che Grund­la­ge kann sich ändern)
- Be­son­de­rer Kündi­gungs­schutz
- Verlänger­te Lohn­fort­zah­lung
- Hin­ter­blie­be­nen­schutz
• Bei ei­nem Wech­sel des Ar­beit­ge­bers vor dem 31.03.2013 ist ei­ne an­tei­li­ge Rück­zah­lung des Ein­mal­be­tra­ges fällig.“

Mit Schrei­ben vom 05.02.2010 er­hielt die Kla­ge­par­tei wie die an­de­ren ca. 2.150 von der Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter ein Schrei­ben be­tref­fend „Neu­struk­tu­rie­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung; An­ge­bot zur Überführung Ih­rer An­wart­schaft auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung“. Aus­zugs­wei­se lau­te­te das Schrei­ben:

„Wie Ih­nen be­reits be­kannt ist, wur­den die bis­he­ri­gen Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se F. mit Wir­kung zum 31.12.2009 für die Zu­kunft wi­der­ru­fen. Da­mit sind die be­ste­hen­den Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten gem. § 2 Abs. 1 Be­trAVG auf den zum 31.12.2009 er­reich­ten Stand ein­ge­fro­ren. . . .“

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Wei­ter heißt es un­ter Zif­fer 3:

„Wenn Sie sich ge­gen ei­ne Überführung Ih­rer An­wart­schaft in die VO2010 ent­schei­den, be­ach­ten Sie bit­te Fol­gen­des:

- Es bleibt le­dig­lich Ih­re bis zum 31.12.2009 er­wor­be­ne un­ver­fall­ba­re An­wart­schaft (UVA) i.S.d. Be­trAVG be­ste­hen.
- Ein An­spruch auf die Wech­sel­prämie be­steht nicht.
- Es er­fol­gen für künf­ti­ge Dienst­zei­ten ab dem 01.01.2010 kei­ne bank­fi­nan­zier­ten Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung: D.h. kon­kret, dass für Sie kei­ne Beiträge an die Un­terstützungs­kas­se des BVV ent­rich­tet wer­den.

Ei­ne Zu­stim­mung ist nach Ab­lauf der re­gulären An­ge­bots­frist (12.03.2010) wei­ter­hin bis zum 31.12.2014 möglich. Bit­te be­ach­ten Sie aber die da­mit ver­bun­de­nen Nach­tei­le:

- Die Wech­sel­prämie wird nicht mehr gewährt.
- Past Ser­vice: Die Ein­brin­gung des Ablöse­be­trags in den neu­en Ver­sor­gungs­plan und so­mit auch die Ver­zin­sung er­fol­gen erst zum 1. Tag des Quar­tals nach Ein­gang der Zu­stim­mungs­erklärung. Wenn die Zu­stim­mungs­erklärung we­ni­ger als 14 Ta­ge vor Quar­tals­en­de ein­geht, er­folgt die Um­set­zung zum 1. Tag des übernächs­ten Quar­tals.
- Fu­ture Ser­vice: Bank­fi­nan­zier­te Bei­trags­leis­tun­gen und die An­mel­dung bei der Un­terstützungs­kas­se des BVV er­fol­gen in dem Mo­nat, der dem Mo­nat des Ein­gangs der Zu­stim­mungs­erklärung folgt.

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Wenn Sie Fra­gen ha­ben, schrei­ben Sie bit­te ei­ne E-Mail an den Post­korb bav-2010@C..de. Bit­te ge­ben Sie Ih­re Per­so­nal­num­mer und ggf. Ih­re Te­le­fon­num­mer an. Wir wer­den uns mit Ih­nen in Ver­bin­dung set­zen.“

Dem Schrei­ben war als An­la­ge 3a) mit der Über­schrift „An­ge­bot zur Überführung Ih­rer be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung und zur Teil­nah­me an der VO2010 („Zu­stim­mung“)“ ein grüner Bo­gen bei­gefügt, der in die Tei­le „Emp­fangs­bestäti­gung“ und „Zu­stim­mung zur Überführung“ un­ter­glie­dert war und aus­zugs­wei­se wie folgt lau­te­te:

„Zu­stim­mung zur Überführung
Ich ha­be vom In­halt der mir zu­ge­gan­ge­nen schrift­li­chen In­for­ma­ti­on zur Überführung mei­ner bis­her er­wor­be­nen An­wart­schaft in die VO 2010 Kennt­nis ge­nom­men und neh­me das An­ge­bot zur Überführung die­ser An­wart­schaft in ei­ne rück­ge­deck­te, in­sol­venz­ge­si­cher­te Ka­pi­tal­zu­sa­ge im Durchführungs­weg der Un­terstützungs­kas­se an. Die Wech­sel­prämie wird brut­to zur Erhöhung der Leis­tun­gen aus dem Ver­sor­gungs­plan ver­wen­det.

Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.

Ich neh­me mit Wir­kung ab 01.04.2010 am bei­trags­ori­en­tier­ten Sys­tem der Ver­sor­gungs­ord­nung 2010 teil.

Ich wünsche ei­ne Net­to-Aus­zah­lung der Wech­sel­prämie“

Die Kla­ge­par­tei nahm die­ses An­ge­bot un­ter dem 09.03.2010 mit der Op­ti­on zur Aus­zah­lung der Wech­sel­prämie an.

Den Kla­gen, ge­rich­tet auf Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten, den Kla­ge­par­tei­en ein An­ge­bot auf Ab­schluss ei­nes Ver­sor­gungs­ver­trags nach be­am­tenähn­li­chen Grundsätzen zu un­ter­brei­ten, wur­den durch das Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 15.05.2012 – u.a. 3 AZR 610/11 - statt­ge­ge­ben. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt be­jah­te ei­ne be­trieb­li­che Übung auf

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Er­tei­lung ei­ner Ver­sor­gungs­zu­sa­ge nach be­am­tenähn­li­chen Grundsätzen zu­guns­ten von Mit­ar­bei­tern, die min­des­tens 20 Jah­re im Bank­ge­wer­be beschäftigt wa­ren, da­von min­des­tens zehn Jah­re bei der Be­klag­ten, ei­ne gu­te Be­ur­tei­lung durch ih­re Vor­ge­setz­ten er­hal­ten hat­ten und in ei­ner ge­sund­heit­li­chen Ver­fas­sung wa­ren, die ei­ne vor­zei­ti­ge Zur­ru­he­set­zung nicht er­war­ten ließ (Rn. 64). Die Ent­schei­dung ein­sch­ließlich der vor­ste­hend ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts wur­de durch Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ar­beits­ge­richts Nr. 34/12 am 15.05.2012 be­kannt­ge­ge­ben. Die Be­klag­te sag­te dar­auf­hin zu, die an­de­ren Mit­ar­bei­ter, die ge­klagt hat­ten und die Vor­aus­set­zun­gen erfüll­ten, ent­spre­chend zu be­han­deln.

Mit Schrei­ben vom 05.06.2013 focht die Kla­ge­par­tei ih­re Zu­stim­mung zur Über­lei­tungs­ver­ein­ba­rung an, mach­te de­ren Un­wirk­sam­keit gel­tend und for­der­te die Be­klag­te un­ter Frist­set­zung auf, die Kla­ge­par­tei so zu be­han­deln als wäre sie „oh­ne Un­ter­bre­chung im be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tem (Ver­sor­gungs­kas­se bzw. Ver­sor­gungs­recht).“.

Nach er­folg­lo­sem Frist­ab­lauf ver­folgt die Kla­ge­par­tei ihr Be­geh­ren nun­mehr im Rah­men der vor­lie­gen­den Kla­ge wei­ter.

Die Erklärun­gen in der An­la­ge 3 a) sei­en gemäß §§ 123 Abs. 1, 119 BGB wirk­sam an­ge­foch­ten wor­den. Die Be­klag­te ha­be durch Form und In­halt des Um­stel­lungs­an­ge­bots mehr­fach arg­lis­tig getäuscht. Noch in den Jah­ren 2009/2010 hätten ver­schie­de­ne Ent­schei­dungs­träger der Be­klag­ten da­mit ge­rech­net, das be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gungs­sys­tem nicht ein­stel­len zu dürfen. Man­gels Kennt­nis bzw. Er­kenn­bar­keit der Un­rich­tig­keit der Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ sei bei der Kla­ge­par­tei ein Irr­tum er­zeugt wor­den, der für die Un­ter­zeich­nung ursächlich ge­we­sen sei. Die Kla­ge­par­tei ha­be zu­dem nicht ge­wusst, was sie mit der Un­ter­zeich­nung der An­la­ge 3 a) erkläre bzw. wel­che Fol­gen die Un­ter­zeich­nung ha­be, so dass ein In­halts­irr­tum vor­lie­ge. Zu­dem sei­en die Ver­trags­be­din­gun­gen der An­la­ge 3 a) als All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen un­wirk­sam. Sie sei­en über­ra­schend, weil bei der Über­lei­tung be­ste­hen­der An­wart­schaf­ten nicht mit dem Ver­zicht auf die Di­rekt­zu­sa­ge zu rech­nen ge­we­sen sei. Auch sei die­ser druck­tech­nisch un­auffällig un­ter­ge­bracht wor­den. Die Klau­sel sei des Wei­te­ren in­trans­pa­rent, weil ei­ner­seits ei­ne ein­sei­ti­ge Verände­rungsmöglich­keit der bis­he­ri­gen An­wart­schaf­ten in An-

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spruch ge­nom­men wer­de, an­de­rer­seits um Zu­stim­mung zur Über­lei­tung des Ver­sor­gungs­an­spruchs er­sucht wer­de. Aus ihr ge­he auch nicht her­vor, dass die Vor­tei­le aus der Di­rekt­zu­sa­ge weg­fie­len und Dy­na­mi­sie­rungs­nach­tei­le entstünden. Sch­ließlich be­nach­tei­li­ge die Re­ge­lung die Kla­ge­par­tei durch den Ver­lust der Di­rekt­zu­sa­ge un­an­ge­mes­sen. Je­den­falls haf­te die Be­klag­te nach den Grundsätzen der c.i.c. oder nach § 280 Abs. 1 BGB für den Scha­den, der in der Ein­ge­hung der Über­lei­tungs­ver­ein­ba­rung be­ste­he.

Die Kla­ge­par­tei hat erst­in­stanz­lich be­an­tragt:

Es wird fest­ge­stellt, dass die Ände­rung des Ar­beits­ver­trags der Kla­ge­par­tei durch die Zu­stim­mungs­erklärung vom 09.03.2010 und durch das An­ge­bot der Be­klag­ten auf Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung vom 05.02.2010 un­wirk­sam ist.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

Kla­ge­ab­wei­sung.

Hilfs­wei­se für den Fall des Un­ter­lie­gens im Kla­ge­an­trag hat die Be­klag­te be­an­tragt,

I. die Kla­ge­par­tei zu ver­ur­tei­len, an die Be­klag­te € 48.275,65 nebst Zin­sen dar­aus in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Zu­stel­lung die­ser Wi­der­kla­ge zu zah­len,

II. die Kla­ge­par­tei zu ver­ur­tei­len, ih­ren Er­stat­tungs­an­spruch (gemäß § 26 SGB IV) ge­gen die zuständi­ge Ein­zugs­stel­le (der­zeit TKK Tech­ni­ker Kran­ken­kas­se) in Höhe von € 30,84 an die Be­klag­te ab­zu­tre­ten.

Die Kla­ge­par­tei hat be­an­tragt

Ab­wei­sung der Hilfs­wi­der­kla­ge.

Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne An­fech­tung nach § 123 Abs. 1 BGB we­gen arg­lis­ti­ger Täuschung lägen nicht vor. Ei­ne sol­che würde vor­aus­set­zen, dass die Be­klag­te bei der Um­stel­lung des Ver­sor­gungs­sys­tems ge­wusst ha­be, dass die Ein­stel­lung der Er­tei­lung von

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Ver­sor­gungs­zu­sa­gen recht­lich nicht möglich sei, was nicht der Fall ge­we­sen sei. Die Be­klag­te hat be­strit­ten, dass die Kla­ge­par­tei ei­nem Irr­tum un­ter­le­gen sei. Je­den­falls würde es sich um ei­nen un­be­acht­li­chen Mo­ti­virr­tum han­deln. Die Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung in der An­la­ge 3 a) hal­te ei­ner AGB-Kon­trol­le stand. Ein Ver­s­toß ge­gen das Über­ra­schungs­ver­bot des § 305 c Abs. 1 BGB lie­ge nicht vor, weil ein durch­schnitt­li­cher Ar­beit­neh­mer der Be­klag­ten das Um­stel­lungs­an­ge­bot nur so ha­be ver­ste­hen können, dass mit der An­nah­me des An­ge­bots auch ein mögli­cher An­spruch auf die späte­re Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts ent­fal­le. Auf­grund der Be­gleit­umstände in Ge­stalt der ge­ge­be­nen In­for­ma­tio­nen und In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen ha­be die Kla­ge­par­tei von nichts An­de­rem als dem Ent­fal­len ei­nes mögli­chen An­spruchs auf Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts aus­ge­hen müssen. Ein Ver­s­toß ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bots des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB lie­ge gleich­falls nicht vor. Das Um­stel­lungs­an­ge­bot sei hin­rei­chend klar und verständ­lich ge­we­sen, wie sich aus dem Schrei­ben selbst und den äußeren Umständen des Ver­trags­schlus­ses ergäbe. Die Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung un­ter­lie­ge kei­ner An­ge­mes­sen­heits­kon­trol­le des § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB, weil die­se für Haupt­leis­tungs­pflich­ten nach § 307 Abs. 3 aus­ge­schlos­sen sei. Darüber hin­aus ha­be die Kla­ge­par­tei nicht oh­ne an­ge­mes­se­ne Ge­gen­leis­tung auf die späte­re Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts ver­zich­tet. Der An­trag ließe sich nicht mit ei­nem Scha­dens­er­satz­an­spruch be­gründen. Die Be­klag­te ha­be kei­ne ver­trag­li­che Aufklärungs­pflicht ge­genüber der Kla­ge­par­tei (schuld­haft) ver­letzt. Die Be­klag­te hat be­strit­ten, dass sich die Kla­ge­par­tei bei ei­ner noch wei­ter­ge­hen­den Aufklärung sei­ner­zeit ge­gen ei­ne An­nah­me des Um­stel­lungs­an­ge­bots ent­schie­den hätte. Mit der Hilfs­wi­der­kla­ge be­geh­re die Be­klag­te die Rück­zah­lung der im Zu­ge der Um­stel­lung des Ver­sor­gungs­sys­tems an die Kla­ge­par­tei gewähr­ten Leis­tun­gen. Wäre die Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung ins­ge­samt un­wirk­sam, hätte die Kla­ge­par­tei die ge­leis­te­ten Zah­lun­gen gemäß § 812 Abs. 1 BGB zurück­zu­er­stat­ten. Könn­te die Kla­ge­par­tei die Auf­he­bung der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung nach den Grundsätzen der c.i.c. ver­lan­gen, würde sich der Er­stat­tungs­an­spruch aus § 346 BGB er­ge­ben.

Hin­sicht­lich des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf die Kla­ge­schrift und die Kla­ge­er­wi­de­rung so­wie die die­se ergänzen­den Schriftsätze der Par­tei­en nebst ih­ren An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

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Das Ar­beits­ge­richt München hat durch Ur­teil vom 02.03.2015 – 8 Ca 9843/14 – die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Ver­ein­ba­rung zur Über­lei­tung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung, wie sie durch die Erklärun­gen vom 05.02.2010 und 09.03.2010 zu­stan­de ge­kom­men sei, sei wirk­sam. Die Ver­ein­ba­rung sei nicht in­fol­ge An­fech­tung der Zu­stim­mungs­erklärung der Kla­ge­par­tei nach § 142 Abs. 1 BGB von An­fang an nich­tig, weil es an ei­nem An­fech­tungs­grund i.S.d. §§ 123, 119 BGB feh­le. Die Ver­ein­ba­rung be­tref­fend den An­spruch auf Di­rekt­zu­sa­ge sei als All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gung Ver­trags­in­halt ge­wor­den, § 305 c Abs. 1 BGB. Mit der Über­lei­tung der Ver­sor­gungs­rech­te und der An­la­ge 3 a lie­ge ei­ne All­ge­mei­ne Ver­trags­be­din­gung der Be­klag­ten nach den §§ 305 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2, 310 Abs. 3 BGB vor, weil die Be­klag­te das An­ge­bot vom 05.02.2010 vor­for­mu­liert und al­len be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mern ge­genüber zur An­wen­dung ge­bracht ha­be. Das Ein­verständ­nis zur Ein­stel­lung der Di­rekt­zu­sa­ge sei nicht nach § 305 c Abs. 1 BGB über­ra­schend. Die Klau­sel sei schon ob­jek­tiv nicht über­ra­schend, weil sie sich im zwei­ten Ab­satz des mit vier Absätzen ins­ge­samt kur­zen Ab­schnit­tes un­ter der Über­schrift „Zu­stim­mung zur Überführung“ be­fin­de und sich durch Ab­stand von den Absätzen vor­her und nach­her ab­set­ze. Auch sub­jek­tiv könne sich die Kla­ge­par­tei nicht auf ei­ne Über­ra­schung be­ru­fen, weil die Ver­ein­ba­rung im Zu­sam­men­hang ei­nes lan­gen, mit In­tra­net­mel­dun­gen der Un­ter­neh­mens­lei­tung wie der Per­so­nal­ver­tre­tung be­glei­te­ten Pro­zes­ses ste­he. So heiße es in der Präam­bel der in In­tra­net veröffent­lich­ten Dienst­ver­ein­ba­rung vom 19.11.2009 aus­drück­lich, dass „die Sys­te­me der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung grund­le­gend um­zu­stel­len“ sei­en und dies so­wohl die Di­rekt­zu­sa­gen wie die Ver­sor­gungs­kas­se be­tref­fe. Die Mit­tei­lung des Per­so­nal­rats vom 04.02.2010 ha­be ein­deu­tig dar­auf hin­ge­wie­sen, dass mit dem Wech­sel ins neue Sys­tem die Vor­tei­le der Di­rekt­zu­sa­ge nicht ver­bun­den sei­en. Darüber hin­aus sei die Ein­verständ­nis­erklärung nicht we­gen In­trans­pa­renz im Sin­ne des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB un­wirk­sam. Das Ein­verständ­nis mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung könne nicht an­ders als in dem von der Be­klag­ten be­ab­sich­tig­ten Sin­ne ver­stan­den wer­den, nämlich dass künf­tig kein An­spruch mehr auf die Di­rekt­zu­sa­ge be­ste­hen sol­le. Ei­ne Un­klar­heit be­ste­he al­lei­ne hin­sicht­lich der Fra­ge, ob die­se Rechts­fol­ge durch die Ver­ein­ba­rung selbst her­bei­geführt würde oder die Ver­ein­ba­rung da­zu überflüssig sei. Die­se Un­klar­heit sei recht­lich nicht er­heb­lich. Zu­dem sei ei­ne Ab­spra­che über den Weg­fall der Di­rekt­zu­sa­ge nicht als un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne des § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB un­wirk­sam. Ei­ne Rechts­kon­trol­le schei­de nach § 307 Abs. 3 BGB aus, weil sich die Über­lei­tungs­ver­ein­ba­rung auf ver­trag­li­che Es­sen­ti­alia be­zie­he, in­dem sie ein neu­es Ver-

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sor­gungs­sys­tem zwi­schen den Par­tei­en kon­sti­tu­ie­re. Sch­ließlich sei ein An­spruch auf Rückgängig­ma­chung als In­halt ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spru­ches, der sich nach § 280 Abs. 1 BGB be­ur­tei­le, nicht ge­ge­ben. Die Be­klag­te ha­be kei­ne Be­leh­rungs­pflicht ver­nachlässigt. Die Kla­ge­par­tei sei über al­le er­heb­li­chen Ge­sichts­punk­te der neu­en Ver­sor­gungs­re­ge­lung auf­geklärt und ihr sei na­ment­lich der Ablöse­be­trag und die Wech­sel­prämie zu­tref­fend dar­ge­stellt wor­den. An­ge­sichts der viel­fa­chen In­for­ma­tio­nen in der dem An­ge­bot vor­aus­ge­hen­den Zeit - auch durch die Per­so­nal­ver­tre­tun­gen in Ge­stalt der Präsen­ta­ti­on vom 02.12.2009 und der Mit­tei­lung vom 04.02.2010 – ha­be die Be­klag­te da­von aus­ge­hen können, dass die Kla­ge­par­tei aus­rei­chend in­for­miert sei. Ei­ne recht­li­che Pflicht, die Kla­ge­par­tei an ih­ren In­ter­es­sen ori­en­tiert zu be­ra­ten, ha­be sei­tens der Be­klag­ten nicht be­stan­den. Auf­grund der Kla­ge­ab­wei­sung sei ei­ne Ent­schei­dung über die nur hilfs­wei­se für den Fall des Un­ter­lie­gens er­ho­be­ne Wi­der­kla­ge nicht ver­an­lasst ge­we­sen.

Ge­gen die­ses, der Kla­ge­par­tei am 13.03.2015 zu­ge­stell­te Ur­teil hat sie am 02.04.2015 Be­ru­fung beim Lan­des­ar­beits­ge­richt München ein­ge­legt und die­se am 11.05.2015 be­gründet.

Die Kla­ge­par­tei ha­be ei­nen An­spruch auf die Er­tei­lung ei­nes Ver­sor­gungs­ver­trags nach dem zu­letzt ver­wen­de­ten Mus­ter der Be­klag­ten auf­grund be­trieb­li­cher Übung nach Ab­lauf der War­te­zeit zum 01.03.2016. Die­ser An­spruch sei nicht durch das An­ge­bot der Be­klag­ten vom 05.02.2010 ab­gelöst wor­den.

Die Kla­ge­par­tei ha­be schon kein Ein­verständ­nis mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung erklärt. Dies fol­ge aus der Aus­le­gung der An­la­ge 3a, für die aus­sch­ließlich das Schrei­ben der Be­klag­ten vom 05.02.2010 und die ihm bei­gefügten An­la­gen als maßgeb­li­che Umstände her­an­zu­zie­hen sei­en. Nicht maßgeb­li­che Umstände für die Ver­trags­aus­le­gung sei­en dem­ge­genüber al­le an­de­ren In­for­ma­tio­nen, In­tra­net-Mit­tei­lun­gen, Per­so­nal­rats­aus­sa­gen etc. Ei­ne Dis­kus­si­on meh­re­rer Par­tei­en über ein be­stimm­tes The­ma sei kei­ne be­last­ba­re Aus­sa­ge bzw. Um­stand, der zum Ver­trags­schluss her­an­ge­zo­gen wer­den könne. Es kom­me auf den von den Par­tei­en ge­woll­ten In­halt der Ver­ein­ba­run­gen an. Die Berück­sich­ti­gung der Umstände des Ver­trags­schlus­ses dürfe nicht ins Un­er­mess­li­che aus­ge­dehnt wer­den. Be­gleit­umstände der Erklärung dürf­ten nur in die Aus­le­gung ein­be­zo­gen wer­den, so­weit sie ei­nen Schluss auf den

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Sinn­ge­halt der Erklärung zu­ließen. Das von der Kla­ge­par­tei un­ter­zeich­ne­te „An­ge­bot zur Überführung“ ha­be sich le­dig­lich auf die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung im Rah­men der Un­terstützungs­kas­se be­zo­gen, weil nur sie Ge­gen­stand des An­ge­bots­schrei­bens der Be­klag­ten vom 05.02.2010 ge­we­sen sei. Das Ver­sor­gungs­sys­tem Ver­sor­gungs­kas­se und dem Ver­sor­gungs­sys­tem Ver­sor­gungs­recht stünden zwar in ei­nem ge­wis­sen Zu­sam­men­hang, sie sei­en je­doch nicht der­art ver­bun­den, dass das ei­ne „im­ma­nen­ter Be­stand­teil“ des an­de­ren wäre und sie da­her nur ge­mein­sam be­ste­hen und un­ter­ge­hen könn­ten. An­dern­falls hätte die vom Vor­stand be­schlos­se­ne Ein­stel­lung der Di­rekt­zu­sa­gen auch die Ver­sor­gungs­kas­sen­zu­sa­ge be­inhal­ten müssen. Auch un­ter­schie­den sie sich nach An­spruchs­grund­la­gen, In­halt und Durchführungs­weg. Darüber hin­aus ha­be die Kla­ge­par­tei bzw. der durch­schnitt­li­che Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten zum Zeit­punkt der Un­ter­zeich­nung des An­ge­bots vom 05.02.2010 kei­ne Kennt­nis vom kon­kre­ten In­halt des Ver­sor­gungs­rechts ge­habt; erst mit den Ur­tei­len des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 15.05.2012 sei­en die da­mit ver­bun­de­nen kon­kre­ten Rech­te des Ver­sor­gungs­ver­trags be­kannt ge­wor­den. Die Kla­ge­par­tei be­strei­tet, dass der Re­ge­lungs­zweck des An­ge­bots vom 05.02.2010 in der Ablösung der be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gung ins­ge­samt be­ste­he; die­ser er­ge­be sich ge­ra­de nicht aus der Dienst­ver­ein­ba­rung vom 19.11.2009, auf der der An­ge­bot vom 05.02.2010 be­ru­he. Auch ha­be die Be­klag­te in ih­ren Veröffent­li­chun­gen/Mit­tei­lun­gen an die Mit­ar­bei­ter stets ver­tre­ten, die Ein­stel­lung der Er­tei­lung der Ver­sor­gungs­rech­te sei be­reits ein­sei­tig er­folgt, so dass aus Sicht des verständi­gen Ver­trags­part­ners kei­ne Ver­an­las­sung be­stan­den ha­be, mit dem An­ge­bot zur Um­stel­lung der Ver­sor­gungs­kas­sen­zu­sa­ge auch ei­ne recht­li­che Erklärung zur Di­rekt­zu­sa­ge zu er­war­ten. Sch­ließlich könne das Um­stel­lungs­an­ge­bot vom 05.02.2010 nicht als Ver­gleich ge­wer­tet wer­den, weil die Wech­sel­prämie kei­ne Ge­gen­leis­tung der Be­klag­ten für den Ver­zicht auf ge­richt­li­che Fest­stel­lung der Be­rech­ti­gung des Vor­ge­hens der Be­klag­ten, son­dern an­tei­li­ger wirt­schaft­li­cher Wert der auf­ge­ge­be­nen Ver­sor­gungs­zu­sa­ge gem. den Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se F. sei. Da­bei zei­ge das ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­sche Gut­ach­ten vom 09.07.2015, dass die Wech­sel­prämie teil­wei­se nicht ein­mal den hierfür er­for­der­li­chen Wert er­rei­che.

Die Kla­ge­par­tei ha­be ih­re Erklärung wirk­sam we­gen arg­lis­ti­ger Täuschung gemäß §§ 142, 123 Abs. 1 BGB an­ge­foch­ten. Die Kla­ge­par­tei sei von der Be­klag­ten ins­be­son­de­re durch die Erklärung, sie ha­be die Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen ein­sei­tig ein­ge­stellt und recht­lich ein­stel­len dürfen, arg­lis­tig getäuscht wor­den. Die Be­klag­te ha­be getäuscht, in­dem sie im

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In­tra­net am 22.07.2009 kom­mu­ni­ziert ha­be, die ein­sei­ti­ge Ein­stel­lung der Ver­sor­gungs­zu­sa­ge durch Be­schluss des Ver­wal­tungs­rats vom 21.01.2009 sei recht­lich möglich und zulässig, oh­ne dass dies den Tat­sa­chen ent­spre­che. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt ha­be durch Ur­teil vom 15.05.2012 – 3 AZR 610/11 - den Mit­ar­bei­tern ei­nen Rechts­an­spruch auf Ab­schluss des Ver­sor­gungs­ver­trags gem. Ziff. 3.2 PV72 auf­grund be­trieb­li­cher Übung zu­ge­spro­chen. Die­se Täuschungs­hand­lung sei für die an­ge­foch­te­ne Erklärung kau­sal ge­we­sen. Hätte die Kla­ge­par­tei ge­wusst, dass sie ei­nen An­spruch auf ei­nen Ver­sor­gungs­ver­trag ha­be und die Be­klag­te die­sen An­spruch nicht ha­be ein­sei­tig ein­stel­len können, hätte sie das An­ge­bot der Be­klag­ten vom 05.02.2010 nicht un­ter­zeich­net.

Darüber hin­aus lie­ge ein In­halts­irr­tum bzw. ein Irr­tum über die Rechts­fol­gen der Erklärung i.S.d. § 119 Abs. 1 BGB vor. Da die Be­klag­te die Er­tei­lung der Ver­sor­gungs­zu­sa­gen be­reits ein­sei­tig ein­ge­stellt ha­be, hätte die Kla­ge­par­tei kein In­ter­es­se und kei­nen Wil­len ge­habt, ei­nen Ver­zicht auf die Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen zu erklären. Die Kla­ge­par­tei sei sich zu­dem über die Rechts­fol­gen der Erklärung, nämlich ei­ner in­di­vi­du­al­ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung über den Ver­zicht auf das Ver­sor­gungs­recht, nicht be­wusst ge­we­sen.

Auch hal­te die Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung ei­ner AGB-Kon­trol­le nicht stand. Die Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung sei nach § 305 c Abs. 1 BGB nicht Ver­trags­be­stand­teil ge­wor­den. Sie stel­le ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung gemäß § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB dar. Zu­dem ver­s­toße sie ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot gemäß § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB.

Die Klau­sel „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ sei über­ra­schend i.S.d. § 305 c Abs. 1 BGB. Die Kla­ge­par­tei ha­be vor dem Hin­ter­grund zwei­er ge­trenn­ter Ver­sor­gungs­sys­te­me un­ter dem Ti­tel der „Überführung der Al­ters­ver­sor­gung“ nicht mit dem Weg­fall der Di­rekt­zu­sa­ge rech­nen müssen. Die Be­klag­te hätte ih­ren Mit­ar­bei­tern ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung auf der Grund­la­ge von zwei ver­schie­de­nen Ver­sor­gungs­sys­te­men gewährt, nämlich in Form ei­ner Di­rekt­zu­sa­ge und in Form der Al­ters­ver­sor­gung über die der Be­klag­ten ei­ge­nen Un­terstützungs­kas­se „Ver­sor­gungs­kas­se F.“. Die­se Dif­fe­ren­zie­rung er­ge­be sich be­reits aus Zif­fern 3.1 und 3.2 PV72, aus der Ant­wort der Be­klag­ten in Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung (bAV) Fra­gen und Ant­wor­ten Sei­te 13, Ziff. 15, so­wie der Präam­bel der Dienst­ver­ein­ba­rung vom 19.11.2009, nach der die „Sys­te­me der be­trieb­li­chen Al­ters-

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ver­sor­gung“ grund­le­gend um­ge­stellt würden. Auch un­ter­schie­den sich die Ver­sor­gungs­leis­tun­gen der Ver­sor­gungs­kas­se und des Ver­sor­gungs­ver­trags nach Vor­aus­set­zun­gen, In­halt und Durchführungs­weg. Dem­ge­genüber be­tref­fe das Schrei­ben der Be­klag­ten vom 05.02.2010 und die Dienst­ver­ein­ba­rung le­dig­lich die Ver­sor­gungs­kas­se. Die Kla­ge­par­tei sei auf­grund der mo­na­te­lang emp­fan­ge­nen In­for­ma­tio­nen und Mit­tei­lun­gen der Be­klag­ten da­von aus­ge­gan­gen, dass die Ein­stel­lung des Ver­sor­gungs­rech­tes be­reits er­folgt sei. Auch das äußere Er­schei­nungs­bild spre­che für den über­ra­schen­den Cha­rak­ter der Re­ge­lung, die druck­tech­nisch im letz­ten Ab­satz des Um­stel­lungs­an­ge­bots kurz vor der Un­ter­schrif­ten­zei­le un­auffällig erwähnt sei (Schrift­satz vom 11.05.2015, S. 14 = Bl. 554 d.A.) bzw. zwi­schen zwei Klau­seln ste­he, die sich aus­drück­lich auf die Un­terstützungs­kas­sen­ver­sor­gung bezögen (Schrift­satz vom 16.07.2015, S. 14 = Bl. 740 d.A.).

Die Klau­sel „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ sei zu­dem in­trans­pa­rent im Sin­ne des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB. Der Kla­ge­par­tei sei nicht klar ge­we­sen, wel­che Rechts­fol­gen sie da­mit tref­fe. Al­lein durch die Wörter „Di­rekt­zu­sa­ge“ bzw. „Ver­sor­gungs­recht“ ha­be die Kla­ge­par­tei als durch­schnitt­li­cher, nicht ju­ris­tisch vor­ge­bil­de­ter Ver­trags­part­ner nicht er­ken­nen können, dass es sich um ei­nen an­de­ren Durchführungs­weg der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung als den im An­ge­bot aus­drück­lich erwähn­ten ge­han­delt ha­be. Auch blie­be un­klar, ob die Klau­sel über­haupt ei­nen Re­ge­lungs­zweck ha­be oder überflüssig sei. Die Be­klag­te ha­be sich durch die Einfügung der the­ma­tisch nicht in das An­ge­bot vom 05.02.2010 pas­sen­den Klau­sel zur Ein­stel­lung der Di­rekt­zu­sa­ge ei­nen un­ge­recht­fer­tig­ten Be­ur­tei­lungs­spiel­raum vor­be­hal­ten und die Kla­ge­par­tei von der Gel­tend­ma­chung des ihr ei­gent­li­chen Ver­sor­gungs­rechts ab­ge­hal­ten.

Die Klau­sel „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ be­nach­tei­li­ge die Kla­ge­par­tei ent­ge­gen den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen im Sin­ne von § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB und sei auch des­halb un­wirk­sam. Da das Um­stel­lungs­an­ge­bot aus­drück­lich nur das Ver­sor­gungs­sys­tem der Ver­sor­gungs­kas­se, nicht je­doch das Ver­sor­gungs­sys­tem „Ver­sor­gungs­ver­trag“ be­tref­fe, stel­le die Klau­sel „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ kei­ne Haupt­leis­tungs­pflicht i.S.d. § 307 Abs. 3 S. 1 BGB dar und un­ter­lie­ge der In­halts­kon­trol­le.

Mit den Schrei­ben vom 05.02.2010 / 09.03.2010 lie­ge auch kei­ne ver­gleichs-

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wei­se Ei­ni­gung vor, weil die Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen be­reits ein­sei­tig wi­der­ru­fen wor­den sei und für die Be­klag­te kei­ne Rechts­un­si­cher­heit be­stan­den ha­be, die sie sich von der Kla­ge­par­tei hätte ab­kau­fen können. Die Kla­ge­par­tei wer­de durch die Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung be­nach­tei­ligt, weil ihr ne­ben mo­nat­li­chen Ren­ten­leis­tun­gen in vor­aus­sicht­li­cher Höhe von 1.340,00 € die wei­te­ren Vergüns­ti­gun­gen des Ver­sor­gungs­ver­trags wie er­wei­ter­ter Kündi­gungs­schutz, Ansprüche auf er­wei­ter­te Ent­gelt­fort­zah­lung und Bei­hil­fe ent­gin­gen. Die­se Be­nach­tei­li­gung sei un­an­ge­mes­sen, weil sich durch das Um­stel­lungs­an­ge­bot vom 05.02.2010 das ver­trag­li­che Sy­nal­lag­ma zu Las­ten der Kla­ge­par­tei verändert ha­be, ob­wohl sie ei­nen An­spruch aus be­trieb­li­cher Übung auf die Zu­sa­ge des Ver­sor­gungs­ver­trags ha­be. Auch sei der As­pekt der Si­cher­heit ähn­lich ei­nem baye­ri­schen Staats­be­am­ten schon beim Ein­stel­lungs­gespräch der Kla­ge­par­tei her­aus­ge­stellt wor­den und während des ge­sam­ten Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses ein we­sent­li­cher Teil des In­halts der Ver­trags­be­zie­hun­gen ge­we­sen. Die Wech­sel­prämie ha­be die Nach­tei­le, die durch die Nich­ter­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts entstünden, auch des­halb nicht aus­glei­chen können, weil sie wertmäßig ein Be­stand­teil der Ver­sor­gungs­an­wart­schaft im Rah­men des Ver­sor­gungs­sys­tems Ver­sor­gungs­kas­se dar­stel­le und selbst hierfür gem. dem ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­schen Gut­ach­ten vom 09.07.2015 nicht aus­rei­che. Zu­dem sei der Wech­sel­prämie der Cha­rak­ter ei­ner „Sprin­ter­prämie“ für Mit­ar­bei­ter zu­zu­mes­sen, die in­ner­halb der Vier-Wo­chen-Frist das Um­stel­lungs­an­ge­bot an­ge­nom­men hätten.

Sch­ließlich ste­he der Kla­ge­par­tei ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz in Form der Na­tu­ral­re­sti­tu­ti­on durch Rückgängig­ma­chung der be­las­ten­den Re­ge­lung im Ver­trag bzw. durch Be­frei­ung von der Ver­trags­pflicht gem. des Rechts­in­sti­tuts der c.i.c. (§§ 311 Abs. 2, 241 Abs. 2 BGB) auf­grund der vorsätz­li­chen bzw. zu­min­dest fahrlässi­gen Täuschung durch die Be­klag­te so­wie auf­grund ei­ner Pflicht­ver­let­zung der Sorg­falts­pflicht des Ar­beits­ver­trags gem. §§ 280 Abs. 1, 241 Abs. 2 BGB zu. Da­durch, dass die Be­klag­te der Kla­ge­par­tei aus­drück­lich mit­ge­teilt ha­be, die Ver­sor­gungs­zu­sa­ge sei von ihr ein­sei­tig ein­ge­stellt wor­den, ha­be sie ei­ne Täuschungs­hand­lung be­gan­gen, auf­grund de­rer die Kla­ge­par­tei dem Irr­tum un­ter­le­gen sei, sie müsse auf die Ein­stel­lung der Di­rekt­zu­sa­ge nicht mehr ver­zich­ten. Darüber hin­aus hätte die Be­klag­te die Kla­ge­par­tei dar­auf hin­wei­sen müssen, dass ein An­spruch auf Er­tei­lung ei­nes Ver­sor­gungs­ver­trags tatsächlich be­ste­he und die Kla­ge­par­tei ei­ner Ände­rung zu­stim­men müsse. Die­se Aufklärungs­pflicht könne nicht durch den Per­so­nal­rat so­wie durch sei­ne In­for­ma­tio­nen vom 02.12.2009 und 04.02.2010

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vor­ge­nom­men wer­den, ins­be­son­de­re weil schon nicht si­cher­ge­stellt sei, dass je­der Mit­ar­bei­ter die In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen des Per­so­nal­rats be­su­che und die In­for­ma­ti­on auch tatsächlich er­hal­te.

Die Hilfs­wi­der­kla­ge­anträge sei­en un­be­gründet. Die Be­klag­te ha­be un­zu­mut­ba­re Härten i.S.d. § 306 Abs. 3 BGB nicht dar­ge­legt.

Die Kla­ge­par­tei be­an­tragt:

1. Das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 02.03.2015 in dem Ver­fah­ren 8 Ca 9843/14 wird geändert.

2. Es wird fest­ge­stellt, dass die Zu­stim­mung der Kla­ge­par­tei zur Ein­stel­lung der Di­rekt­zu­sa­ge im An­ge­bot der Be­klag­ten auf Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung vom 05.02.2010 un­wirk­sam ist.

3. Wei­ter wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, der Kla­ge­par­tei mit Wir­kung zum 01.03.2016 in Ergänzung zu dem be­ste­hen­den Ar­beits­ver­trag ei­ne Ver­sor­gungs­zu­sa­ge als Ver­tragsände­rung gemäß dem als An­la­ge K20 bei­lie­gen­den Mus­ter - in­di­vi­dua­li­siert auf die Kla­ge­par­tei – an­zu­bie­ten, so­fern zum vor­ge­nann­ten Zeit­punkt der Ge­sund­heits­zu­stand der Kla­ge­par­tei ei­ne vor­zei­ti­ge Ru­he­stands­ver­set­zung nicht er­war­ten lässt und die Kla­ge­par­tei durch­schnitt­lich gu­te Be­ur­tei­lun­gen er­hal­ten hat.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Es bestünden be­reits Zwei­fel an der Zulässig­keit der Be­ru­fung, weil sich die Kla­ge­par­tei in der Be­ru­fungs­be­gründung vom 11.05.2015 nur for­mel­haft mit den Ar­gu­men­ten des Ar­beits­ge­richts aus­ein­an­der­ge­setzt und im We­sent­li­chen un­ter Wie­der­ho­lung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens das kla­ge­statt­ge­ben­de Ur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 30.01.2015 – 33 Ca 14749/13 zi­tiert ha­be.

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Die Be­ru­fung sei je­den­falls un­be­gründet, weil das Ar­beits­ge­richt die hie­si­ge Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen ha­be. Mit der Zu­stim­mung zur Überführung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung in die neue VO2010 sei auch ein et­wai­ger An­spruch auf die späte­re Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts ent­fal­len.

Dies fol­ge aus der Aus­le­gung der Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ nach den für ABG-Be­stim­mun­gen gel­ten­den Aus­le­gungs­grundsätzen. Es sei­en ins­be­son­de­re die Verständ­nismöglich­kei­ten ei­nes durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders und nicht die des kon­kre­ten Ver­trags­part­ners zu­grun­de zu le­gen. Aus dem ein­deu­ti­gen Wort­laut, dem Re­ge­lungs­zweck so­wie der Be­gleit­umstände der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung, auf die es vor­ran­gig statt des An­schrei­bens der Be­klag­ten vom 05.02.2010 an­kom­me, sei mit der Zu­stim­mung der Überführung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung in die Ver­sor­gungs­ord­nung 2010 auch ein et­wai­ger An­spruch auf die späte­re Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts ent­fal­len. Der Wort­laut der nur drei Absätze um­fas­sen­den Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung stel­le den Weg­fall des Ver­sor­gungs­rechts klar und ein­deu­tig fest. Auch sei den be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­tern die gewähl­ten Be­griff­lich­kei­ten be­kannt, wie sich be­reits dar­aus er­ge­be, dass die Kla­ge­par­tei schon im Ein­stel­lungs­gespräch über die Vorzüge des Ver­sor­gungs­rechts auf­geklärt wor­den sei will und sich auf die be­trieb­li­che Übung zur Be­gründung ih­res An­spruchs be­ru­fe. Zu­dem sei­en die Be­grif­fe „Ver­sor­gungs­recht“ und „Di­rekt­zu­sa­ge“ in den ver­schie­de­nen Ver­laut­ba­run­gen der Be­klag­ten und des (Ge­samt-) Per­so­nal­rats wie­der­holt ge­nannt wor­den. Im Übri­gen sei die Überführung der Ver­sor­gungs­kas­sen­zu­sa­ge be­reits im ers­ten Ab­satz der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung ge­re­gelt, wes­halb der zwei­te Ab­satz nach dem Verständ­nis der Kla­ge­par­tei ge­gen­stands­los und überflüssig sei. Für die­se Aus­le­gung spre­che auch der Re­ge­lungs­zweck der Erklärung, der dar­auf ge­rich­tet ge­we­sen sei, die be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung ins­ge­samt ab­zulösen und durch ein bei­trags­fi­nan­zier­tes Sys­tem zu er­set­zen. Die Ablösung nur der Ver­sor­gungs­kas­sen­zu­sa­ge könne die­ses Ziel nicht er­rei­chen. Im Übri­gen wer­de da­bei über­se­hen, dass die Ver­sor­gungs­kas­sen­zu­sa­ge und das Ver­sor­gungs­recht Be­stand­tei­le ei­nes ein­heit­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tems ge­we­sen sei­en. Ein verständi­ger Mit­ar­bei­ter hätte nicht da­von aus­ge­hen können, dass die Be­klag­te die Wech­sel­prämie in Höhe von 25 % der er­dien­ten Ver­sor­gungs­an­wart­schaft gewähren woll­te, wenn nach Ab­lauf der zwan­zigjähri-

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gen War­te­zeit das Ver­sor­gungs­recht er­teilt wer­de. Ei­ne iso­lier­te Ablösung der Ver­sor­gungs­kas­sen­zu­sa­ge wäre zu­dem dem Ver­gleich­s­cha­rak­ter der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung zu­wi­der­ge­lau­fen. Vor dem Hin­ter­grund der veröffent­lich­ten kla­ge­statt­ge­ben­den Ur­tei­le und der von der Kla­ge­par­tei selbst erwähn­ten größeren Zahl von Kla­gen ge­gen die Ein­stel­lung der Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts soll­ten die Mit­ar­bei­ter wählen können, ob sie zunächst den rechts­kräfti­gen Aus­gang der anhängi­gen Pro­zes­se ab­war­ten bzw. selbst kla­gen oder ob sie der so­for­ti­gen Ablösung des be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tems zu­stim­men woll­ten. Die Wech­sel­prämie dien­te da­zu, möglichst früh Rechts­si­cher­heit zu er­lan­gen, und ha­be des­halb Be­deu­tung als Ge­gen­leis­tung für die Ent­schei­dung der Mit­ar­bei­ter, auf ei­ne Kla­ge ge­gen die Ein­stel­lung des be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tems zu ver­zich­ten. Auch un­ter Berück­sich­ti­gung der Be­gleit­umstände hätten die be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter da­von aus­ge­hen müssen, dass nicht le­dig­lich die Ver­sor­gungs­kas­sen­zu­sa­ge, son­dern auch ein et­wai­ger An­spruch auf die Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts ab­gelöst wer­den soll­te. Die Be­klag­te ha­be die Mit­ar­bei­ter wie­der­holt darüber in­for­miert, dass die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung ins­ge­samt auf ein markt­wirt­schaft­li­ches Sys­tem um­ge­stellt wer­den sol­le, nämlich durch In­tra­net­mit­tei­lung vom 22.07.2009, 20.11.2009 und den ins In­tra­net ge­stell­ten FAQ (Fra­ge 17). Glei­ches gel­te im Hin­blick auf die In­for­ma­tio­nen des Per­so­nal­rats und Ge­samt­per­so­nal­rats vom 02.12.2009 und 04.02.2010, die eben­falls im In­tra­net veröffent­licht wor­den sei­en. Selbst das An­schrei­ben der Be­klag­ten vom 05.02.2010 wei­se in der Über­schrift und durch die Be­zug­nah­me auf die Dienst­ver­ein­ba­rung dar­auf hin, dass ei­ne um­fas­sen­de Ablösung des be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tems be­ab­sich­tigt ge­we­sen sei.

Die Klau­sel „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ be­geg­ne kei­nen AGB-recht­li­chen Be­den­ken.

Es lie­ge kein Ver­s­toß ge­gen das Über­ra­schungs­ver­bot des § 305c BGB vor. Die Ein­stel­lung der Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts sei ge­ra­de­zu der „nu­cleus“ der Um­stel­lung des be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tems ge­we­sen und ent­spre­che dem Ver­gleich­s­cha­rak­ter der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung. Dies sei von fast 25% der Mit­ar­bei­ter, die das An­ge­bot ab­ge­lehnt hätten, auch so ver­stan­den wor­den. Im Übri­gen sei die Klau­sel auf­grund ih­rer Kürze, Auf­tei­lung in Absätze und knap­pen Sätzen be­reits nach ih­rer äußeren Ge­stal­tung

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ob­jek­tiv nicht un­gewöhn­lich. Das sub­jek­ti­ve Über­ra­schungs­mo­ment feh­le im Hin­blick auf die be­reits erwähn­ten Be­gleit­umstände - hier der Pro­zess der Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung im Ver­lauf des Jah­res 2009 und An­fang 2010 - , die die Er­war­tun­gen des Ver­trags­part­ners bzw. durch­schnitt­li­chen Mit­ar­bei­ters be­stimm­ten.

Die Klau­sel „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ sei trans­pa­rent i.S.d. § 307 Abs. 1 S. 2 BGB. Sie genüge dem Be­stimmt­heits­ge­bot und ge­be bei Berück­sich­ti­gung der Be­gleit­umstände der mo­na­te­lan­gen Dis­kus­sio­nen bei der Be­klag­ten hin­rei­chend zum Aus­druck, dass die Ablösung des bis­he­ri­gen be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tems und die Um­stel­lung auf die neue Ver­sor­gungs­ord­nung 2010 un­abhängig von der Rechts­wirk­sam­keit der ein­sei­ti­gen Ein­stel­lung je­den­falls auf der Grund­la­ge der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung er­fol­gen soll­te.

Darüber hin­aus sei die Klau­sel nicht nach § 307 Abs. 1 S. 1 BGB we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung der Kla­ge­par­tei un­wirk­sam. Ei­ne In­halts­kon­trol­le schei­de nach § 307 Abs. 3 BGB aus, weil es sich bei der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung um ein selbstständi­ges Rechts­geschäft ge­han­delt ha­be, bei dem die Haupt­leis­tung die Ablösung des be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tems auf der Grund­la­ge der Dienst­ver­ein­ba­rung vom 19.11.2009 ge­we­sen sei. Das Ver­sor­gungs- und An­wart­schafts­verhält­nis sei ins­ge­samt auf ei­ne neue Rechts­grund­la­ge ge­setzt wor­den, in­dem das aus der Ver­sor­gungs­kas­sen­zu­sa­ge und dem Ver­sor­gungs­recht be­ste­hen­de be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gungs­sys­tem durch die bei­trags­ori­en­tier­te Ver­sor­gungs­ord­nung 2010 ab­gelöst wor­den sei. Zu­dem feh­le es an ei­ner un­an­ge­mes­se­nen Be­nach­tei­li­gung, die sich nach dem Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses be­ur­tei­le; der Ver­ein­ba­rung kom­me Ver­gleich­s­cha­rak­ter zu.

Die Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung sei zu­dem nicht we­gen An­fech­tung nach §§ 119, 123 BGB un­wirk­sam. Es feh­le an ei­nem An­fech­tungs­grund im Sin­ne die­ser Rechts­nor­men. Die Be­klag­te ha­be nicht über ei­ne Tat­sa­che getäuscht, in­dem sie die An­sicht ver­tre­ten ha­be, zur Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Ver­sor­gungs­rech­ten und zum Wi­der­ruf der Un­terstützungs­kas­sen­zu­sa­ge be­rech­tigt zu sein. Je­den­falls feh­le es an ei­ner vorsätz­li­chen Täuschungs­hand­lung, wie sie für das Merk­mal der Arg­list er­for­der­lich ist. Auch ha­be die Kla­ge­par­tei nicht dar­ge­legt, dass sie sich zum Zeit­punkt der An­nah­me des Um­stel­lungs­an-

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ge­bots in ei­nem Irr­tum über die be­haup­te­ten Umstände be­fun­den ha­be. Die An­fech­tung we­gen ei­nes In­halts­irr­tums sei nicht un­verzüglich i.S.d. § 121 Abs. 1 BGB er­folgt.

Sch­ließlich ste­he der Kla­ge­par­tei kein Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen Ver­let­zung der Aufklärungs­pflich­ten zu. Könne der Ar­beit­ge­ber da­von aus­ge­hen, dass dem Ar­beit­neh­mer be­stimm­te Umstände be­kannt sei­en, feh­le es an ei­nem In­for­ma­ti­ons­bedürf­nis des Ar­beit­neh­mers, das Vor­aus­set­zung für die Aufklärungs­pflicht sei. Die Be­klag­te ha­be ins­be­son­de­re nicht darüber in­for­mie­ren müssen, dass ein An­spruch der Kla­ge­par­tei auf die Er­tei­lung ei­nes Ver­sor­gungs­rechts tatsächlich be­ste­he und sie ei­ner Ände­rung zu­stim­men müsse, weil zum Zeit­punkt der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung be­reits kla­ge­statt­ge­ben­de erst­in­stanz­li­che Ur­tei­le vor­la­gen und den Mit­ar­bei­tern auf­grund der um­fas­sen­den In­for­ma­tio­nen be­wusst ge­we­sen sein muss­te, dass die Zulässig­keit der ein­sei­ti­gen Ein­stel­lung auch ab­wei­chend zur Rechts­auf­fas­sung der Be­klag­ten be­ur­teilt wer­den könn­te. Je­den­falls ha­be die Be­klag­te nicht schuld­haft ge­han­delt.

Die Hilfs­wi­der­kla­ge blei­be auf­recht­er­hal­ten, weil ei­ne Un­wirk­sam­keit der Klau­sel zur Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Ver­sor­gungs­rech­ten zur Ge­samt­un­wirk­sam­keit der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung führen würde mit der Fol­ge, dass die Be­klag­te die er­brach­ten Leis­tun­gen zurück­for­dern könne. Soll­te ei­ne iso­lier­te Ablösung der Ver­sor­gungs­kas­sen­zu­sa­ge oh­ne gleich­zei­ti­ge Ablösung ei­nes mögli­chen An­spruchs auf die Er­tei­lung zulässig sein, würde die Auf­recht­er­hal­tung der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung für die Be­klag­te ei­ne un­zu­mut­ba­re Härte i.S.d. § 306 BGB dar­stel­len.

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf die Schriftsätze der Kla­ge­par­tei vom 11.05.2015 (Bl. 541 bis 568 d.A.) und vom 16.07.2015 (Bl. 727 bis 761 d.A.), der Be­klag­ten vom 16.06.2015 (Bl. 575 bis 674 d.A.) und vom 13.07.2015 (Bl. 713 bis 726 d.A.) so­wie die Nie­der­schrift der Ver­hand­lung vom 16.07.2015 (Bl. 762 bis 764 d.A.) Be­zug.

Ent­schei­dungs­gründe:

Die Be­ru­fung ist zulässig, aber un­be­gründet.

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I.
Die nach § 64 Abs. 1, Abs. 2 lit. b) ArbGG statt­haf­te Be­ru­fung ist form- und frist­ge­recht beim Lan­des­ar­beits­ge­richt München ein­ge­legt und be­gründet wor­den, §§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG, §§ 519, 520 ZPO, und da­mit zulässig.

1. Ins­be­son­de­re genügt die Be­ru­fungs­be­gründung mit Schrift­satz vom 11.05.2015 den Er­for­der­nis­sen des § 520 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 ZPO i.V.m. § 64 Abs. 6 ArbGG.

a) Nach der ge­nann­ten Rechts­vor­schrift muss die Be­ru­fungs­be­gründung er­ken­nen las­sen, in wel­chen Punk­ten tatsäch­li­cher oder recht­li­cher Art das an­ge­foch­te­ne Ur­teil nach An­sicht des Be­ru­fungsklägers un­rich­tig ist und auf wel­chen Gründen die­se An­sicht im Ein­zel­nen be­ruht. Da­bei sind gemäß § 520 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 ZPO die Umstände zu be­zeich­nen, aus de­nen sich die Rechts­ver­let­zung durch das an­ge­foch­te­ne Ur­teil und de­ren Er­heb­lich­keit für das Er­geb­nis der Ent­schei­dung er­gibt. Die Be­ru­fungs­be­gründung muss des­halb auf den zur Ent­schei­dung ste­hen­den Fall zu­ge­schnit­ten sein und sich mit den recht­li­chen oder tatsächli­chen Ar­gu­men­ten des an­ge­foch­te­nen Ur­teils be­fas­sen, wenn sie die­se bekämp­fen will (vgl. BAG, Ur­teil vom 16.05.2012 – 4 AZR 245/10 – NZA-RR 2012, 599, Rn. 11 m.w.N.).

Ei­ne die­sen An­for­de­run­gen genügen­de Be­ru­fungs­be­gründung liegt nicht vor, wenn die Be­ru­fungs­kla­ge­par­tei pau­schal auf die Ent­schei­dung ei­nes an­de­ren Ge­richts hin­weist, oh­ne die Ent­schei­dung zu würdi­gen und auf die an­zu­fech­ten­de Ent­schei­dung an­zu­wen­den. Es wird dann nicht er­kenn­bar, ob und in­wie­weit sich die Ar­gu­men­ta­ti­on der in Be­zug ge­nom­me­nen Ent­schei­dung auf die tra­gen­den Gründe der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung be­zieht und da­mit über­haupt ge­eig­net ist, die­se in Fra­ge zu stel­len (vgl. BAG, Ur­teil vom 19.02.2013 – 9 AZR 542/11 – NZA 2013, 928, Rn. 5).

b) Die Be­ru­fungs­be­gründung der Kla­ge­par­tei vom 11.05.2015 genügt den An­for­de­run­gen des § 520 Abs. 3 ZPO.

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Hin­sicht­lich der An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täuschung, § 123 BGB, hat sich die Kla­ge­par­tei nach Zi­tat des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils mit des­sen Rechts­mei­nung aus­ein­an­der­ge­setzt (Sei­te 4). Hin­sicht­lich der An­fech­tung we­gen Irr­tums nach § 119 BGB hat die Kla­ge­par­tei den nach ih­rer Auf­fas­sung be­ste­hen­den Rechts­fol­ge­irr­tum auf­ge­zeigt. Hin­sicht­lich der Aus­le­gung der Erklärun­gen in der An­la­ge 3a) hat die Kla­ge­par­tei ih­re Auf­fas­sung, wo­nach In­halt des Be­gleit­schrei­bens und sei­ne An­la­gen die – al­lein – maßgeb­li­chen Umstände sei­en und des­halb nur das „An­ge­bot auf Überführung“ von ih­rer Erklärung um­fasst sei, dem Zi­tat des Ar­beits­ge­richts München vom 30.01.2015 – 33 Ca 14749/13 – vor­an­ge­stellt. Da­mit wird die Rechts­auf­fas­sung der Kla­ge­par­tei hin­rei­chend deut­lich. Das zi­tier­te Ur­teil der Kam­mer 33. des Ar­beits­ge­richts München ist zur Ar­gu­men­ta­ti­on der Kla­ge­par­tei in Be­zug ge­setzt wor­den. Im Übri­gen be­trifft es den­sel­ben Sach­ver­halt wie den hier zur Ent­schei­dung ste­hen­den, so dass auch des­halb er­kenn­bar ist, wel­che recht­li­che Ar­gu­men­ta­ti­on in der her­an­ge­zo­ge­nen Ent­schei­dung der Kam­mer 33. des Ar­beits­ge­richts München für den strei­ti­gen An­spruch als tra­gend er­ach­tet wird. Hier­in liegt der Un­ter­schied zu der vom Bun­des­ar­beits­ge­richt ent­schie­de­nen Kon­stel­la­ti­on, in dem die Be­ru­fungs­be­gründung pau­schal auf ein an­de­res Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts Be­zug ge­nom­men hat. Glei­ches gilt für die Zi­ta­te des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts München vom 30.01.2015 – 33 Ca 14749/13 – im Rah­men der Rechts­mei­nung, es lie­ge mit den frag­li­chen Erklärun­gen der An­la­ge 3 a) ei­ne un­zulässi­ge All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gung vor. Auch die­ses Zi­tat ist ein­ge­bet­tet in die Dar­le­gung der Rechts­auf­fas­sung der Kla­ge­par­tei. Die An­spruchs­grund­la­ge Scha­dens­er­satz enthält kei­ne Wie­der­ga­be des Ur­teils der 33. Kam­mer des Ar­beits­ge­richts München und be­geg­net in­so­weit kei­nen Be­den­ken.

2. Der mit dem Be­ru­fungs­an­trag zu 2. ge­stell­te Fest­stel­lungs­an­trag über­schrei­tet auch in der Fas­sung des Schrift­sat­zes vom 11.05.2015 die Be­ru­fungs­sum­me nach § 64 Abs. 2 lit. b) ArbGG. Die Kla­ge­par­tei be­gehrt mit dem An­trag zu 2. im Be­ru­fungs­ver­fah­ren zwar we­ni­ger als mit dem erst­in­stanz­li­chen Fest­stel­lungs­an­trag. Die­ser be­zog sich auf die Ände­rung des Ar­beits­ver­tra­ges durch die Erklärun­gen vom 09.03.2012 und 05.02.2012, während nun­mehr le­dig­lich Fest­stel­lung ver­langt wird, die Zu­stim­mungs­erklärung der Kla­ge­par­tei zur Ein­stel­lung der Di­rekt­zu­sa­ge sei un­wirk­sam. Auf aus­drück­li­che Nach­fra­ge des Ge­richts hat die Kla­ge­par­tei an­ge­ge­ben, dass es bei der Gel­tung der VO2010 ver­blei­ben sol­le, bis die Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rech­tes (War­te­zeit, gu­te Leis­tungs­be­ur­tei­lung, gu­te ge­sund­heit­li­che Pro­gno­se) erfüllt sei­en. In­so­weit wird

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die Zu­stim­mung zur Überführung der Ver­sor­gungs­an­wart­schaft nach Maßga­be der Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se F. in die VO2010 nicht mehr in Fra­ge ge­stellt. Aber auch mit die­ser teil­wei­sen An­tragsrück­nah­me bleibt die Be­ru­fungs­sum­me von 600,-- €, § 64 Abs. 2 lit. b) ArbGG, über­schrit­ten, weil der Wert des Fest­stel­lungs­an­trags zu 2. je­den­falls mit 20 % des Werts der Di­rekt­zu­sa­ge zu be­mes­sen ist, die im An­schluss an die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts mit drei Brut­to­mo­nats­vergütun­gen zu berück­sich­ti­gen ist, d.h. mit 4.150,00 € im Fall der Kla­ge­par­tei, die ei­ne mo­nat­li­che Vergütung von zu­letzt 7.025,00 € brut­to be­zog.

II.
Die Be­ru­fung ist aber un­be­gründet.

1. Mit dem Fest­stel­lungs­an­trag zu 3. liegt ei­ne nach §§ 533, 525, 263 ZPO i.V.m. § 64 Abs. 6 ArbGG zulässi­ge Kla­geände­rung durch Kla­ge­er­wei­te­rung vor. Die Kla­ge­par­tei stellt ei­nen neu­en, in der ers­ten In­stanz nicht gel­tend ge­mach­ten Fest­stel­lungs­an­trag zur ge­richt­li­chen Ent­schei­dung. Die Be­klag­te hat in die­se Kla­ge­er­wei­te­rung ein­ge­wil­ligt, weil sie sich, oh­ne der Ände­rung zu wi­der­spre­chen, in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 16.07.2015 auf die ab­geänder­te Kla­ge ein­ge­las­sen hat, §§ 533 Nr. 1, 267 ZPO. Darüber hin­aus kann die Kla­ge­er­wei­te­rung auf Tat­sa­chen gestützt wer­den, die das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Ver­hand­lung und Ent­schei­dung über die Be­ru­fung oh­ne­hin nach § 529 ZPO zu­grun­de zu le­gen hat, § 533 Nr. 2 ZPO. Be­reits die vom Ar­beits­ge­richt fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen sind in­so­weit aus­rei­chend, § 529 Abs. 1 Nr. 1 ZPO.

2. Die Anträge aus dem Schrift­satz vom 11.05.2015 in der Fas­sung vom 16.07.2015 sind nur zum Teil zulässig. Der Fest­stel­lungs­an­trag zu 2. ist gemäß § 256 Abs. 1 ZPO un­zulässig, weil er nicht auf die Fest­stel­lung ei­nes kon­kre­ten Rechts­verhält­nis­ses ge­rich­tet ist. In der Fol­ge fehlt auch das nach § 256 Abs. 1 ZPO er­for­der­li­che be­son­de­re Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Der Fest­stel­lungs­an­trag zu 3. ist da­ge­gen zulässig, § 256 Abs. 1 ZPO.

a) Nach § 256 Abs. 1 ZPO kann die ge­richt­li­che Fest­stel­lung des Be­ste­hens ei­nes Rechts­verhält­nis­ses be­an­tragt wer­den, wenn die Kla­ge­par­tei ein recht­li­ches In­ter­es­se an ei­ner ent­spre­chen­den als­bal­di­gen rich­ter­li­chen Ent­schei­dung hat.

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Rechts­verhält­nis i.S.d. § 256 Abs. 1 ZPO ist je­des durch die Herr­schaft ei­ner Rechts­norm über ei­nen kon­kre­ten Sach­ver­halt ent­stan­de­ne recht­li­che Verhält­nis ei­ner Per­son zu ei­ner an­de­ren Per­son oder zu ei­ner Sa­che. Die Fest­stel­lungs­kla­ge kann sich auf die Ge­samt­heit ei­nes ein­heit­li­chen Schuld­verhält­nis­ses, auf ein­zel­ne Rech­te und Pflich­ten oder auf ein­zel­ne Be­zie­hun­gen oder Fol­gen hier­aus be­zie­hen. Kein Rechts­verhält­nis i.S.v. § 256 Abs. 1 ZPO sind da­ge­gen abs­trak­te Rechts­fra­gen oder recht­li­che Vor­fra­gen (st. Rspr., vgl. BAG, Ur­teil vom 21.04.2010 – 4 AZR 755/08 – NJOZ 2010, 1828, 1829, Rn. 19¸Ur­teil vom 18.04.2012 – 4 AZR 371/10 – NZA 2013, 161, Rn. 10 m.w.N.). Dem­ent­spre­chend kann die (Un-)Wirk­sam­keit der Rechts­hand­lung ei­ner Par­tei nicht Ge­gen­stand ei­ner all­ge­mei­nen Fest­stel­lungs­kla­ge nach § 256 Abs. 1 ZPO sein (vgl. BAG, Ur­teil vom 18.04.2012, a.a.O.; BAG, Ur­teil vom 21.04.2010 – 4 AZR 755/08 – NJOZ 2010, 1828, 1829, Rn. 19), wes­halb et­wa die Fest­stel­lung, dass der Wi­der­ruf ei­ner er­teil­ten Ver­sor­gungs­zu­sa­ge un­wirk­sam ist, nicht nach § 256 Abs.1 ZPO zulässig ist (vgl. BAG, Ur­teil vom 02.09.2014 – 3 AZR 951/12 -, AP Be­trAVG § 1 Ablösung Nr. 65, Rn 36).

Das wei­ter­hin er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se setzt vor­aus, dass durch die ge­richt­li­che Ent­schei­dung über den Fest­stel­lungs­an­trag der Streit zwi­schen den Par­tei­en ins­ge­samt be­sei­tigt wird und das Rechts­verhält­nis der Par­tei­en ab­sch­ließend geklärt wer­den kann (st. Rspr., vgl. BAG, Ur­teil vom 21.04.2010, a.a.O., Rn. 21). Es fehlt, wenn durch die Ent­schei­dung kein Rechts­frie­den ge­schaf­fen wer­den kann, weil nur ein­zel­ne Ele­men­te ei­nes Rechts­verhält­nis­ses zur Ent­schei­dung des Ge­richts ge­stellt wer­den. Die Rechts­kraft der Ent­schei­dung muss wei­te­re ge­richt­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen über die zwi­schen den Par­tei­en strit­ti­gen Fra­gen um den­sel­ben Fra­gen­kom­plex aus­sch­ließen (vgl. BAG, Ur­teil vom 21.04.2010, a.a.O.).

b) Von die­sen Grundsätzen aus­ge­hend ist der Fest­stel­lungs­an­trag zu 2. un­zulässig.

Die Be­ur­tei­lung, ob die Zu­stim­mungs­erklärung der Kla­ge­par­tei zur Ein­stel­lung der Di­rekt­zu­sa­ge im An­ge­bot der Be­klag­ten auf Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung vom 05.02.2010 un­wirk­sam ist, ist kein Rechts­verhält­nis i.S.d. § 256 Abs. 1 ZPO, son­dern ei­ne Vor­fra­ge für die nach Ziff. 3 fest­zu­stel­len­de Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, der Kla­ge­par­tei ei­ne Ver­sor­gungs­zu­sa­ge als Ver­tragsände­rung gemäß dem als An­la­ge K20 bei­lie­gen­den

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Mus­ter an­zu­bie­ten. Die nach Zif­fer 2 be­gehr­te Fest­stel­lung blie­be oh­ne un­mit­tel­ba­re recht­li­che Fol­gen für die Rechts­be­zie­hung zwi­schen den Par­tei­en, weil ei­ne ge­richt­li­che Ent­schei­dung über ei­nen et­wai­gen An­spruch der Kla­ge­par­tei auf das An­ge­bot ei­ner Ver­sor­gungs­zu­sa­ge nicht er­gin­ge. Hier­durch fehlt der Kla­ge­par­tei auch das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se i.S.d. § 256 Abs. 1 ZPO, denn wei­te­re ge­richt­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen über die zwi­schen den Par­tei­en strit­ti­ge Fra­ge, ob und un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die Be­klag­te der Kla­ge­par­tei die Ver­sor­gungs­zu­sa­ge an­bie­ten müss­te, würde nicht aus­ge­schlos­sen wer­den.

Der Fest­stel­lungs­an­trag zu 2. war nicht nach §§ 133, 157 BGB ana­log in dem Sinn aus­zu­le­gen, dass sich die Ver­sor­gungs­ansprüche nach dem bis­he­ri­gen Ver­sor­gungs­sys­tem rich­ten sol­len. Die Kla­ge­par­tei hat den zunächst ge­stell­ten An­trag zu 2. im Be­ru­fungs­ver­fah­ren ein­ge­schränkt. Auf Nach­fra­ge des Ge­richts hat die Kla­ge­par­tei in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt aus­drück­lich erklärt, dass sie an der Ver­sor­gung nach der Ver­sor­gungs­ord­nung 2010, die In­halt des Erklärung „Ich .... neh­me das An­ge­bot zur Überführung die­ser An­wart­schaft in ei­ne rück­ge­deck­te, in­sol­venz­ge­si­cher­te Ka­pi­tal­zu­sa­ge im Durchführungs­weg der Un­terstützungs­kas­se an“ ist, fest­hal­ten wol­le. Auch da­mit hat sie deut­lich ge­macht, nur die Erklärung im 2. Ab­satz der An­la­ge 3a als un­wirk­sam fest­stel­len zu wol­len.

c) Der Fest­stel­lungs­an­trag zu 3. ist da­ge­gen zulässig. Er ist auf die Fest­stel­lung der Ver­pflich­tung der Be­klag­ten ge­rich­tet, auch ge­genüber der Kla­ge­par­tei die Ver­sor­gungs­zu­sa­ge gemäß dem dem An­trag bei­gefügten Mus­ter bei Erfüllung der An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen an­zu­bie­ten. Da­mit liegt ein Rechts­verhält­nis i.S.d. § 256 Abs. 1 ZPO vor, des­sen Ge­gen­stand auch ein­zel­ne Pflich­ten sein können (vgl. BAG, Ur­teil vom 02.09.2014 – 3 AZR 951/12 – a.a.O., Rn 38 m.w.Nachw.).
Auch das all­ge­mei­ne Fest­stel­lungs­in­ter­es­se i.S.d. § 256 Abs. 1 ZPO ist zu be­ja­hen. Der Fest­stel­lungs­an­trag zu 3. führt zu ei­ner pro­zess­wirt­schaft­lich sinn­vol­len Be­rei­ni­gung der zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­den Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten. Es wird für die Par­tei­en mit Rechts­kraft des Ur­teils ver­bind­lich fest­ge­stellt, ob der Kla­ge­par­tei das gel­tend ge­mach­te Ver­sor­gungs­recht zu­steht, so­fern sie die hierfür fest­ge­leg­ten Vor­aus­set­zun­gen erfüllt (vgl. BAG, Ur­teil vom 14.06.2005 – 3 AZR 185/04 – NJOZ 2006, 1859).

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Dem steht nicht ent­ge­gen, dass die Kla­ge­par­tei im Zeit­punkt der Be­ru­fungs­ent­schei­dung die er­for­der­li­che War­te­zeit von 20 Jah­ren im Bank- oder Spar­kas­sen­be­reich, da­von min­des­tens 10 Jah­re bei der Be­klag­ten, noch nicht erfüllt hat. Zwar hat das LAG München in der Ver­gan­gen­heit ver­gleich­ba­re Fest­stel­lungs­kla­gen we­gen feh­len­dem Fest­stel­lungs­in­ter­es­se i.S.d. § 256 Abs. 1 ZPO als un­zulässig ab­ge­wie­sen (sie­he LAG München, Ur­teil vom 30.03.2011 - 10 Sa 1073/10 -; rechts­kräftig auf­grund Be­schluss des BAG vom 17.06.2012 – 3 AZR 1286/11). Im vor­lie­gen­den Fall erfüllt die Kla­ge­par­tei je­doch am 01.03.2016 die­se zwan­zigjähri­ge War­te­zeit, so dass vor dem Hin­ter­grund, dass mit ei­ner Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts nicht vor die­sem Ter­min zu rech­nen ist, ei­ne bloße Pro­zess­ab­wei­sung mit dem Jus­tiz­gewährungs­an­spruch aus Art. 20 Abs. 3 GG nicht ver­ein­bar wäre (vgl. all­ge­mein Mu­sielak in Mu­sielak/Voit, ZPO, 12. Aufl. 2015, Ein­lei­tung, Rn. 8; zu § 256 ZPO: Zöller/Gre­ger, 30. Aufl. 2014, § 256 Rn. 7 m.w.Nachw.). Nur für ein statt­ge­ben­des Ur­teil ist das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se zu­dem ech­te Pro­zess­vor­aus­set­zung (vgl. BAG, Ur­teil vom 10.02.2015 – 3 AZR 904/13 -, Beck­RS 2015, 67432).

Glei­ches gilt für die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen, die für das An­ge­bot ei­nes Ver­sor­gungs­ver­trags nach be­am­tenähn­li­chen Grundsätzen er­for­der­lich sind, nämlich ei­ne gu­te Be­ur­tei­lung und ei­ne ge­sund­heit­li­che Ver­fas­sung, die ei­ne vor­zei­ti­ge Zur­ru­he­set­zung nicht er­war­ten lässt. Auch die­se können bis zur münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Bun­des­ar­beits­ge­richt geklärt wer­den, wo­bei der Kla­ge­par­tei grundsätz­lich ein ent­spre­chen­der An­spruch auf Be­ur­tei­lung zu­ste­hen dürf­te.

3. Der Fest­stel­lungs­an­trag zu 3. ist je­doch un­be­gründet. Die Be­klag­te ist nicht ver­pflich­tet, der Kla­ge­par­tei mit Ab­lauf der War­te­zeit und bei Erfüllung der wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen die be­gehr­te Ver­sor­gungs­zu­sa­ge an­zu­bie­ten.

Zwar hat die Kla­ge­par­tei im An­schluss an die Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 15.05.2012 – 3 AZR 610/11 – grundsätz­lich An­spruch auf Er­tei­lung ei­ner Ver­sor­gungs­zu­sa­ge (Ver­sor­gungs­recht) nach be­am­tenähn­li­chen Grundsätzen, wenn sie die Vor­aus­set­zun­gen der zwan­zigjähri­gen Beschäfti­gung im Bank­ge­wer­be, da­von min­des­tens zehn Jah­re bei der Be­klag­ten, der gu­ten Be­ur­tei­lung durch ih­re Vor­ge­setz­ten und ei­ner ge­sund­heit­li­chen Ver­fas­sung, die ein vor­zei­ti­ge Zur­ru­he­set­zung nicht er­war­ten lässt

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(vgl. BAG, Ur­teil vom 15.05.2012, a.a.O., Rn. 64), erfüllt. Durch Un­ter­zeich­nung der Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ im un­te­ren Ab­schnitt der An­la­ge 3 a) zum An­ge­bot der Be­klag­ten vom 05.02.2010 hat die Kla­ge­par­tei aber wirk­sam auf ei­nen et­wai­gen An­spruch auf Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts ver­zich­tet.

a) Mit der Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ liegt ein Ver­zicht der Kla­ge­par­tei auf ei­nen et­wai­gen An­spruch auf Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts vor. Dies er­gibt die Aus­le­gung der Erklärung nach den Grundsätzen der Aus­le­gung für All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen.

aa) Die von der Be­klag­ten druck­tech­nisch vor­be­rei­te­ten Erklärun­gen in der An­la­ge 3

a) stel­len all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen i.S.d. § 305 Abs. 1 BGB dar, weil sie sei­tens der Be­klag­ten für die Ände­rung der Ar­beits­verträge der­je­ni­gen Mit­ar­bei­ter ge­stellt wor­den sind, die nach den Grundsätzen der be­trieb­li­chen Übung An­spruch auf Al­ters­ver­sor­gung i.S.d. Ziff. 3.1 und 3.2 PV72 hat­ten.

bb) All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen sind nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von verständi­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Abwägung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ver­stan­den wer­den, wo­bei nicht die Verständ­nismöglich­kei­ten des kon­kre­ten, son­dern die des durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders zu­grun­de zu le­gen sind. An­satz­punkt für die nicht am Wil­len der je­wei­li­gen Ver­trags­part­ner zu ori­en­tie­ren­den Aus­le­gung All­ge­mei­ner Geschäfts­be­din­gun­gen ist in ers­ter Li­nie der Ver­trags­wort­laut. Ist die­ser nicht ein­deu­tig, kommt es für die Aus­le­gung ent­schei­dend dar­auf an, wie der Ver­trags­text aus Sicht der ty­pi­scher­wei­se an Geschäften die­ser Art be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se zu ver­ste­hen ist, wo­bei der Ver­trags­wil­le verständi­ger und red­li­cher Ver­trags­part­ner be­ach­tet wer­den muss. So­weit auch der mit dem Ver­trag ver­folg­te Zweck ein­zu­be­zie­hen ist, kann das nur in Be­zug auf ty­pi­sche und von red­li­chen Geschäfts­part­nern ver­folg­te Zie­le gel­ten (st. Rspr., z.B. BAG, Ur­teil vom 21.01.2015 – 10 AZR 64/14 – Beck­RS 2015, 67796, Rn. 26 m.w.N.; Ur­teil vom 19.03.2014 – 10 AZR 622/13 – NZA 2014, 595, Rn. 29 f. m.w.N.).

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Da­bei ist es ei­ne Fol­ge der ob­jek­ti­ven, ty­pi­sier­ten Aus­le­gung, dass Umstände, die al­lein den kon­kre­ten Ver­trags­part­nern be­kannt wa­ren oder die den be­son­de­ren Ein­zel­fall kenn­zeich­nen, bei der Aus­le­gung All­ge­mei­ner Geschäfts­be­din­gun­gen grundsätz­lich nicht her­an­ge­zo­gen wer­den dürfen. Dies er­gibt sich auch aus § 310 Abs. 3 Nr. 3 BGB, wo­nach die den Ver­trags­schluss be­glei­ten­den Umstände nur bei der Prüfung der un­an­ge­mes­se­nen Be­nach­tei­li­gung nach § 307 Abs. 1 und Abs. 2 BGB zu berück­sich­ti­gen sind. Dem­ge­genüber sind Be­gleit­umstände bei der Aus­le­gung her­an­zu­zie­hen, die nicht aus­sch­ließlich die kon­kre­te Ver­trags­si­tua­ti­on be­tref­fen, son­dern den Ab­schluss ei­ner je­den ver­gleich­ba­ren ver­trag­li­chen Ab­re­de be­glei­ten (vgl. BAG, Ur­teil vom 15.02.2011 – 3 AZR 35/09 – NZA-RR 2011, 541, Rn. 39 m.w.Nachw.; Ur­teil vom 15.02.2011 – 3 AZR 196/09 – Beck­RS 2011, 73996, Rn. 42 m.w.Nachw.; Ur­teil vom 08.08.2011 – 6 AZR 436/10 -, NJOZ 2011, 2047, Rn. 20 m. w. Nachw.; LAG D-Stadt, Ur­teil vom 30.11.2012 – 6 Sa 1511/12 – Beck­RS 2013, 68317; LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 22.01.2014 – 7 Sa 334/13 -, Beck­RS 2014, 68074; Gott­hardt in Hens­s­ler/Wil­lem­sen/Kalb, Ar­beits­rechts­kom­men­tar, 6.Aufl. 2014, § 305 c, Rn. 8). Folg­lich hat es das Bun­des­ar­beits­ge­richt als zulässig an­ge­se­hen, In­for­ma­ti­ons­schrei­ben, die den Ar­beit­neh­mern anläss­lich ih­rer Ein­stel­lung über­ge­ben wor­den wa­ren, bei der Aus­le­gung des als all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gung zu qua­li­fi­zie­ren­den Ar­beits­ver­trags für die Fra­ge, ob ei­ne be­stimm­te be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung zu­ge­sagt wor­den ist, her­an­zu­zie­hen (so BAG, Ur­tei­le vom 15.02.2011; a.a.O.)..

cc) Bei Berück­sich­ti­gung die­ser Grundsätze ist die Klau­sel „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den“ als Ver­zicht der Kla­ge­par­tei auf das ihr grundsätz­lich – bei Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen - zu­ste­hen­de Ver­sor­gungs­recht zu ver­ste­hen.

Be­reits der Wort­laut der Klau­sel konn­te aus Sicht ei­nes red­li­chen Ver­trags­part­ners nur so ver­stan­den wer­den, dass ein mögli­cher An­spruch auf Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts nach bis­he­ri­ger Pra­xis nicht mehr gewährt wer­de und die Kla­ge­par­tei die­ser Hand­ha­bung durch die Be­klag­te zu­stim­me. Die For­mu­lie­rung „Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht)“ ent­spricht fast wort­gleich den Ver­laut­ba­run­gen der Be­klag­ten über die Neu­struk­tu­rie­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung. So hat die Be­klag­te die Be­leg­schaft am 22.07.2009 un­ter der Über­schrift

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„Neu­ge­stal­tung be­trieb­li­cher Al­ters­ver­sor­gung / AT Vergütungs­sys­tem“ da­hin­ge­hend in­for­miert:

„Die Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) wird endgültig ein­ge­stellt.“

Sie hat dies am 16.09.2009 un­ter der Über­schrift „Neu­re­ge­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung (bAV) in der C.“ wie­der­holt und „klar­stel­lend ... noch­mals dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) endgültig ein­ge­stellt wur­de.“ Eben­so wur­de am 24.11.2009 un­ter der Über­schrift „Wi­der­ruf der Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se F.“ mit­ge­teilt, „dass die Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung endgültig ein­ge­stellt ist ...“. Da die­se In­for­ma­tio­nen lau­fend und je­den­falls ab 01.12.2009 auf ei­ner ge­son­der­ten In­tra­net­sei­te im In­tra­net der Be­klag­ten veröffent­licht wor­den sind, ver­stand ein verständi­ger und red­li­cher Ver­trags­part­ner, dass mit der strei­ti­gen Klau­sel das Ver­sor­gungs­recht nach be­am­tenähn­li­chen Grundsätzen auf­ge­ge­ben wer­den würde. Eben­so wur­de der Be­griff „Ver­sor­gungs­recht“ in der Erklärung „Leis­tungs­zu­sa­ge mit be­am­tenähn­li­cher Ge­samt­ver­sor­gung, Di­rekt­zu­sa­ge (un­mit­tel­ba­re Zu­sa­ge)“ im Rah­men der Dar­stel­lung der Alt­sys­te­me der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung auf der In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung vom 24.01.2010 sei­tens des Ver­tre­ters der Be­klag­ten, Herrn M., ver­wandt (vgl. An­la­ge B21, S. 14), die gleich­falls auf der In­tra­net­sei­te der Be­klag­ten veröffent­licht war.

Wel­cher Re­ge­lungs­ge­gen­stand mit der An­la­ge 3a und dem dort ver­wand­ten Be­griffs­paar „Di­rekt­zu­sa­ge“ und „Ver­sor­gungs­recht“ ge­meint war, er­gibt sich auch aus dem Schrei­ben der Be­klag­ten vom 05.02.2010. Be­reits die Über­schrift die­ses Schrei­bens mit den zwei Be­zug­nah­men „Neu­struk­tu­rie­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung; An­ge­bot zur Überführung Ih­rer An­wart­schaft auf die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung“ weist dar­auf hin, dass es nicht nur um die Überführung in die VO2010, son­dern um ei­ne Ge­samt­re­ge­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ging. Da­bei wur­de mit dem Be­griff „Neu­struk­tu­rie­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung“ an die Ver­laut­ba­run­gen der Be­klag­ten vom 22.07.2009 („Neu­ge­stal­tung Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung“) und vom 16.09.2009 („Neu­re­ge­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung (bAV) in der C.“) so­wie des Per­so­nal­rats vom 04.02.2010 („Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung“) im In­tra­net an­ge­knüpft. Im Schrei­ben vom 05.02.210

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wur­de der Kla­ge­par­tei dann an­ge­bo­ten, „ih­re An­wart­schaft in die VO2010 nach Maßga­be der Be­stim­mun­gen der Dienst­ver­ein­ba­rung zur Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung vom 19.11.2009 (DV zur Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung 11/09) zu überführen.“ In die­ser Dienst­ver­ein­ba­rung ist in der Präam­bel die Auf­fas­sung der Be­klag­ten wie­der­ge­ge­ben, dass „ei­ne Wei­terführung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung in der bis­he­ri­gen Form ... nicht mehr trag­bar“ sei, „die Sys­te­me der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung um­zu­stel­len“ sei­en und „kei­ne in­di­vi­du­el­len Ver­sor­gungs­zu­sa­gen mehr er­teilt wer­den“ würden. Auch da­mit dürf­te ei­nem durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ner der Be­klag­ten hin­rei­chend deut­lich ge­we­sen sein, dass er sich da­mit ein­ver­stan­den erklärt, zukünf­tig kei­ne in­di­vi­du­el­le Ver­sor­gungs­zu­sa­ge sei­tens der Be­klag­ten zu er­hal­ten. Im Fall der Kla­ge­par­tei kommt hin­zu, dass sie noch mit Schrei­ben vom 05.12.2009 um „Aus­kunft über die Be­rech­nung des für den be­am­ten­recht­li­chen Ver­sor­gungs­an­spruch maßgeb­li­chen Ru­he­ge­halts­sat­zes zur Al­ters­gren­ze 65. Le­bens­jahr“ ge­be­ten wor­den ist, so dass es nicht nach­voll­zieh­bar ist, wenn eben die­ses Recht zwei Mo­na­te später An­fang Fe­bru­ar 2010 nicht mehr be­kannt ge­we­sen sein soll.

Ergänzend wird auf die um­fas­sen­den In­for­ma­tio­nen des Per­so­nal­ra­tes ab­ge­stellt, die eben­falls deut­lich mach­ten, dass es bei der Erklärung in der An­la­ge 3a um die Ablösung des Ver­sor­gungs­rechts ging. So hat der Vor­sit­zen­de des Ge­samt­per­so­nal­rats auf der am 02.12.2009 statt­fin­den­den Per­so­nal­ver­samm­lung die Wech­sel­prämie „auch (als) ei­nen Ver­trag über ei­nen Ver­zicht auf ei­ne Kla­ge vor dem Ar­beits­ge­richt ge­gen ei­ne Zah­lung ei­nes ge­wis­sen Geld­be­tra­ges“ be­schrie­ben, wo­bei die Kla­gen der (an­de­ren) Mit­ar­bei­ter auf An­ge­bot des Ver­sor­gungs­ver­trags im Be­trieb be­kannt wa­ren, wie die Ver­laut­ba­run­gen des Per­so­nal­rats vom 13.01.2010 und der Be­klag­ten vom 14.01.2010 be­le­gen. In der In­for­ma­ti­on des Per­so­nal­rats vom 04.02.2010 un­ter der Über­schrift „Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung“ hat der Per­so­nal­rat des Wei­te­ren die Vor- und Nach­tei­le der mögli­chen Ent­schei­dun­gen der Ar­beit­neh­mer zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung dar­ge­stellt. Er hat da­bei aus­drück­lich die statt­ge­ben­den Ent­schei­dun­gen des Ar­beits­ge­richts München vom 13.01.2010 (u.a. 37 Ca 3566/09) auf­ge­grif­fen, nach de­nen ein „An­spruch auf Ab­schluss des Ver­sor­gungs­ver­trags“ auf­grund Ge­samt­zu­sa­ge vorläge, und erklärt, dass die Ent­schei­dung, „ob Sie (ge­meint die Mit­ar­bei­ter) wech­seln wol­len oder das Ver­sor­gungs­recht ein­kla­gen“, kein Per­so­nal­rat ab­neh­men könne.

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Zu­dem konn­te für ei­nen red­li­chen und verständi­gen Ver­trags­part­ner auch kein Zwei­fel darüber be­ste­hen, wel­chen In­halt das Ver­sor­gungs­recht nach be­am­tenähn­li­chen Grundsätzen hat­te. Es war schon vor der Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 15.05.2012 un­ter an­de­rem im Mit­ar­bei­ter­hand­buch, Fas­sung Ok­to­ber 1988, auf Sei­te 25 – 27 um­fas­send be­schrie­ben wor­den, nämlich hin­sicht­lich der Bei­hil­fe­be­rech­ti­gung, des er­wei­ter­ten Kündi­gungs­schut­zes, der er­wei­ter­ten Ent­gelt­fort­zah­lung so­wie der So­zi­al­ver­si­che­rungs­frei­heit (wie­der­ge­ge­ben in BAG, Ur­teil vom 15.05.2002 – 3 AZR 610/11 – NZA 2012, 1279). Im Übri­gen hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt in sei­ner Ent­schei­dung vom 15.05.2012 aus­drück­lich den „all­ge­mei­nen Er­fah­rungs­satz ..., dass der­ar­ti­ge Leis­tun­gen und Vergüns­ti­gun­gen all­ge­mein be­kannt wer­den“ her­aus­ge­stellt und hier­aus ge­recht­fer­tigt, dass auch ein neu ein­ge­stell­ter Ar­beit­neh­mer An­spruch auf das Ver­sor­gungs­recht nach den Grundsätzen ei­ner be­trieb­li­chen Übung ha­be (vgl. Rn. 59). Es ist des­halb wi­dersprüchlich, wenn sich die Kla­ge­par­tei ei­ner­seits zur Be­gründung des Ver­sor­gungs­rechts nach den Grundsätzen der be­trieb­li­chen Übung dar­auf be­ruft, ihr sei die be­son­de­re Al­ters­ver­sor­gung, die im Be­trieb der Be­klag­ten un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen gewährt wur­de, be­kannt ge­we­sen, wes­halb auch sie ha­be da­mit rech­nen dürfen, das Ver­sor­gungs­recht bei Erfüllung der Vor­aus­set­zun­gen zu er­hal­ten, und an­de­rer­seits im Rah­men der strei­ti­gen Ein­verständ­nis­erklärung gel­tend macht, nicht ver­stan­den zu ha­ben, was ge­meint ge­we­sen sei. Dass der In­halt des Ver­sor­gungs­rechts be­kannt war, er­gibt sich letzt­lich aus der ge­ra­de ge­nann­ten In­for­ma­ti­on des Per­so­nal­rats vom 04.02.2010, die die mit der An­nah­me der VO2010 ver­bun­de­nen Nach­tei­le be­nannt hat, die u.a. dar­in be­stan­den: „Kei­ne Di­rekt­zu­sa­ge mit den be­kann­ten Vor­tei­len z. B.: Net­to­vor­teil So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht ..., be­son­de­rer Kündi­gungs­schutz, verlänger­te Lohn­fort­zah­lung, Hin­ter­blie­be­nen­schutz.“

Im An­schluss an die dar­ge­stell­ten Grundsätze des Bun­des­ar­beits­ge­richts können die­se Be­gleit­umstände für die Aus­le­gung der strei­ti­gen Klau­sel her­an­ge­zo­gen wer­den. So­wohl die In­for­ma­tio­nen der Be­klag­ten als auch die des Per­so­nal­rats bzw. Ge­samt­per­so­nal­rats wa­ren auf der zur Ablösung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung spe­zi­ell ein­ge­rich­te­ten In­tra­net­sei­te der Be­klag­ten seit dem 01.12.2009 veröffent­licht und da­mit den Ar­beits­neh­mern be­kannt­ge­macht. Es macht kei­nen Un­ter­schied, ob Ar­beit­neh­mern In­for­ma­ti­ons­schrei­ben aus­gehändigt wer­den (wie im Fall des BAG, Ur­teil vom 15.02.2011 – 3 AZR 35/09 – NZA-RR 2011, 541) oder ob ih­nen die Möglich­keit zur elek­tro­ni­schen Ein­sicht-

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nah­me und ggf. Aus­druck der In­for­ma­tio­nen ge­ge­ben wird. Die Ge­fahr, die Berück­sich­ti­gung der Be­gleit­umstände „ins Un­er­mess­li­che“ aus­zu­deh­nen, be­steht dann nicht, wenn nur sol­che Umstände her­an­ge­zo­gen wer­den, die - wie hier - den Mit­ar­bei­tern in der ei­nen oder an­de­ren Form zur Verfügung ge­stellt wor­den sind. Die­se Sicht­wei­se ist auch sach­ge­recht und durch den Maßstab des red­li­chen und verständi­gen Empfängers der Erklärung ge­bo­ten. Ein durch­schnitt­li­cher Ar­beit­neh­mer ei­nes Ar­beit­ge­bers, der die Neu­struk­tu­rie­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung be­treibt, in­for­miert sich aus al­len ihm zugäng­li­chen, of­fi­zi­el­len Quel­len. Wenn die Kla­ge­par­tei die Auf­fas­sung ver­tritt, dass für die Ver­trags­aus­le­gung al­le an­de­ren In­for­ma­tio­nen (In­tra­net­mit­tei­lun­gen, Per­so­nal­rats­aus­sa­gen etc.) nicht maßgeb­li­che Umstände sei­en, zieht sie die Gren­zen der Aus­le­gung in un­zulässi­ger Wei­se zu eng. Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus der Un­klar­hei­ten­re­ge­lung des § 305 c Abs. 2 BGB. Die An­wen­dung die­ser Be­stim­mung kommt erst in Be­tracht, wenn nach Ausschöpfung al­ler Aus­le­gungs­me­tho­den ein nicht be­heb­ba­rer Zwei­fel ver­bleibt (vgl. BAG, Ur­tei­le vom 15.2.2011, a.a.O.). Dies ist hier nicht der Fall.

Dass die be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter das Um­stel­lungs­an­ge­bot im Sin­ne ei­nes Ver­zichts auf das Ver­sor­gungs­recht ver­stan­den ha­ben, zeigt sich auch dar­in, dass 536 und mit­hin 25 % der Ar­beit­neh­mer das Um­stel­lungs­an­ge­bot ab­ge­lehnt bzw. in­ner­halb der für die Wech­sel­prämie re­le­van­ten Vier-Wo­chen-Frist nicht zu­ge­stimmt ha­ben (vgl. In­tra­net­mit­tei­lung vom 08.07.2010).

Sch­ließlich steht der Aus­le­gung der Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ als Ver­zicht auf das Ver­sor­gungs­recht nicht ent­ge­gen, dass die Be­klag­te in ih­ren Mit­tei­lun­gen an­ge­ge­ben hat, die Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen schon ein­ge­stellt zu ha­ben. Die Kla­ge­par­tei hat sich aus­weis­lich des kla­ren Wort­lauts mit die­ser Vor­ge­hens­wei­se ein­ver­stan­den erklärt. Ei­ne hier­von zu tren­nen­de Fra­ge ist, wie die Erklärung recht­lich zu be­wer­ten ist und ob die Kla­ge­par­tei sich die­ser Be­wer­tung be­wusst war.

b) Die Klau­sel ist nicht über­ra­schend und da­mit auch Ver­trags­be­stand­teil der An­la­ge 3a, § 305c Abs. 1 BGB.

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aa) Nach § 305 c Abs. 1 BGB wer­den Be­stim­mun­gen in All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen, die nach den Umständen, ins­be­son­de­re nach dem äußeren Er­schei­nungs­bild des Ver­trags, so un­gewöhn­lich sind, dass der Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders mit ih­nen nicht zu rech­nen braucht, nicht Ver­trags­be­stand­teil. Dies setzt ei­ne ob­jek­tiv un­gewöhn­li­che Klau­sel vor­aus, mit der der Ar­beit­neh­mer sub­jek­tiv nicht zu rech­nen brauch­te (vgl. BAG, Ur­teil vom 16.05.2012 – 5 AZR 331/11 – NZA 2012, 908, Rn. 16 m.w.N.). Zwi­schen den durch die Umstände bei Ver­trags­schluss be­gründe­ten Er­war­tun­gen und dem tatsächli­chen Ver­trags­in­halt muss des­halb ein deut­li­cher Wi­der­spruch be­ste­hen (vgl. BAG, Ur­teil vom 19.02.2014 – 5 AZR 920/12 – NJOZ 2014, 992, Rn. 17). Da sich das Über­ra­schungs­mo­ment auch aus dem Er­schei­nungs­bild des Ver­trags er­ge­ben kann, ist es möglich, dass das Un­ter­brin­gen ei­ner Klau­sel an ei­ner un­er­war­te­ten Stel­le im Text sie als Über­ra­schungs­klau­sel er­schei­nen lässt. Das Über­ra­schungs­mo­ment ist um­so eher zu be­ja­hen, je be­las­ten­der die Be­stim­mung ist. Im Ein­zel­fall muss der Ver­wen­der dar­auf be­son­ders hin­wei­sen oder die Klau­sel druck­tech­nisch her­vor­he­ben (vgl. BAG, Ur­teil vom 19.02.2014, a.a.O.). Ob ei­ne über­ra­schen­de Klau­sel vor­liegt, ist durch Aus­le­gung zu er­mit­teln. Da­bei sind die „Ge­samt­umstände“ (vgl. BAG, Ur­teil vom 23.02.2005 – 4 AZR 139/04 – BA­GE 114, 33 un­ter 4. b) cc) (2) der Gründe) zu berück­sich­ti­gen, wo­mit der Grad der Ab­wei­chung vom dis­po­si­ti­ven Ge­set­zes­recht und die für den Geschäfts­kreis übli­che Ge­stal­tung, der Gang und In­halt der Ver­trags­ver­hand­lun­gen so­wie der äußere Zu­schnitt des Ver­trags ein­zu­be­zie­hen sind (vgl. BAG, Ur­teil vom 13.07.2005 – 10 AZR 532/04 – AP HBG § 74 Nr. 78 un­ter II. 1. b) bb) der Gründe).

bb) Da­nach war die Erklärung, mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Ver­sor­gungs­rech­ten ein­ver­stan­den zu sein, nicht über­ra­schend i.S.d. § 305 c Abs. 1 BGB.

Die Klau­sel dien­te da­zu, den Streit in der Be­leg­schaft über die Zulässig­keit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen zu be­sei­ti­gen. Zum Zeit­punkt des Zu­gangs des Schrei­bens der Be­klag­ten vom 05.02.2010 war im Be­trieb der Be­klag­ten strei­tig, ob die Ein­stel­lung der Er­tei­lung der Ver­sor­gungs­zu­sa­ge zulässig war. Dies kommt deut­lich im Be­richt des Ge­samt­per­so­nal­rats auf der Per­so­nal­ver­samm­lung vom 04.12.2009 zum Aus­druck, in dem die Fra­ge als Über­schrift auf­ge­wor­fen wur­de „War die Sch­ließung der be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gung zulässig oder nicht?“ (vgl. An­la­ge B18 – Re­de­ma­nu­skript G.). Vor al­lem hat­ten ei­ne Viel­zahl von Ar­beit­neh­mern Kla­ge we­gen Er­tei­lung des Ver­sor-

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gungs­rechts vor dem Ar­beits­ge­richts München er­ho­ben und das Ar­beits­ge­richt München hat­te am 13.01.2010 in zwei Fällen ei­nen An­spruch der Ar­beit­neh­mer auf Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts be­jaht (vgl. Ar­beits­ge­richt München, Ur­teil vom 13.01.2010 – 37 Ca 3566/09). Über die­se Ent­schei­dung sind die Ar­beit­neh­mer noch am 13.01. und 14.01.2010 durch In­tra­net­mit­tei­lun­gen in­for­miert wor­den. Die Klau­sel hat­te da­mit die Be­deu­tung, Un­si­cher­hei­ten der Par­tei­en über das Ver­sor­gungs­recht zu be­sei­ti­gen.

In die­sem Zu­sam­men­hang kann der Be­klag­ten nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, ih­re Ent­schei­dungs­träger hätten ge­wusst, dass die Ein­stel­lung der Ver­sor­gungs­zu­sa­ge un­zulässig sei, mit der Fol­ge, dass es kei­ne recht­li­che Un­si­cher­heit ge­ge­ben ha­be. Nach der Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 15.05.2012 – 3 AZR 610/11 – war je­den­falls die Fra­ge, ob die feh­len­de Be­tei­li­gung des Per­so­nal­rats nach Art. 75 Abs. 4 Nr. 4 BayPVG Ansprüche der Ar­beit­neh­mer aus be­trieb­li­cher Übung hin­dern könn­te, höchst­rich­ter­lich nicht ent­schie­den (Rn. 86). Da es der Be­klag­ten aus­weis­lich ih­rer zahl­rei­chen Ver­laut­ba­run­gen, die be­reits oben dar­ge­stellt wor­den sind, und der er­grif­fe­nen Maßnah­men – Ein­stel­lung der Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts durch Ent­schei­dung des Ver­wal­tungs­rats am 21.07.2009 und Wi­der­ruf der Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se F. mit Wir­kung ab 01.01.2010 am 24.11.2009 – um die Ein­stel­lung der be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gung ins­ge­samt ging, be­durf­te der an­ge­streb­te Sys­tem­wech­sel an­ge­sichts der ent­stan­de­nen Un­si­cher­hei­ten ne­ben der Erklärung der Kla­ge­par­tei zur Überführung der Ver­sor­gungs­an­wart­schaft nach den Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se in die VO 2010 auch der Zu­stim­mung zur Ein­stel­lung der Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts. Die Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven wa­ren zu­dem durch die im In­tra­net veröffent­lich­te In­for­ma­ti­on des Per­so­nal­rats vom 04.02.2010 ver­deut­licht, wenn dort for­mu­liert wur­de, dass „die endgülti­ge Ent­schei­dung, ob Sie wech­seln oder das Ver­sor­gungs­recht ein­kla­gen, ... kein Per­so­nal­rat ab­neh­men“ könne. So­weit die Kla­ge­par­tei ein­wen­det, das Wech­sel­an­ge­bot der Be­klag­ten vom 05.02.2010 ha­be sich „al­lein“ mit dem Sys­tem­wech­sel zur VO2010 be­fasst und sie ha­be des­halb nicht mit der strei­ti­gen Klau­sel rech­nen müssen, so trifft dies nach der be­reits erwähn­ten Be­zug­nah­me im Schrei­ben vom 05.02.2010 auf die Dienst­ver­ein­ba­rung vom 19.11.2009 nicht zu. Im Übri­gen be­durf­te es kei­nes wei­te­ren Hin­wei­ses, weil die Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den“, wie be­reits aus­geführt, hin­rei­chend klar und deut­lich be­schrieb, um wel­ches Ein­verständ­nis es ging.

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Ge­gen den über­ra­schen­den Cha­rak­ter der Klau­sel spricht zu­dem, dass sie sich mit der Re­ge­lung, die Be­klag­te sei zur Ein­stel­lung der Ver­sor­gungs­zu­sa­ge be­rech­tigt (ge­we­sen), am dis­po­si­ti­ven Recht der § 779 BGB i.V.m. §§ 3 Abs. 1, 17 Abs. 3 Satz 3 Be­trAVG ori­en­tiert. Es ist an­er­kannt, dass das prak­ti­sche Bedürf­nis nach ei­ner gütli­chen Ei­ni­gung auch in der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung be­steht. Auch dort muss es ei­ne Möglich­keit ge­ben, die Un­ge­wiss­heit oder den Streit über das Be­ste­hen ge­gen­sei­ti­ger Rech­te und Pflich­ten ein­ver­nehm­lich bei­zu­le­gen. Des­halb hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt Tat­sa­chen­ver­glei­che, mit de­nen sich die Par­tei­en über die tatsächli­chen Vor­aus­set­zun­gen von Ru­he­geld­ansprüchen und An­wart­schaf­ten ver­glei­chen, als zulässig an­ge­se­hen (vgl. BAG, Ur­teil vom 18.12.1984 – 3 AZR 125/84 – NZA 1986, 95 un­ter I. 2. b) der Gründe). Die §§ 3 und 17 Be­trAVG ste­hen ei­nem Ver­gleich nicht ent­ge­gen, wenn zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist, ob der Ar­beit­ge­ber über­haupt ei­ne Ver­sor­gungs­zu­sa­ge er­teilt hat. Der­ar­ti­ge Tat­sa­chen­ver­glei­che wer­den vom Schutz­zweck der ge­setz­li­chen Re­ge­lungs­ver­bo­te nicht er­fasst (vgl. BAG, Ur­teil vom 18.12.1984, a.a.O.). Dem­ent­spre­chend ist auch die Re­ge­lung zulässig und nicht über­ra­schend, die den Streit der Par­tei­en über die Fra­ge be­sei­tigt, ob ei­ne Pflicht zur Er­tei­lung ei­nes Ver­sor­gungs­rechts be­steht oder, ob, weil ei­ne sol­che Pflicht nicht be­steht, die Ar­beit­ge­be­rin zu ei­ner ein­sei­ti­gen Ein­stel­lung be­rech­tigt ist. Im Übri­gen stand § 3 Abs. 1 Be­trAVG ei­ner Re­ge­lung der Par­tei­en schon des­halb nicht ent­ge­gen, weil er Ver­ein­ba­run­gen im lau­fen­den Ar­beits­verhält­nis – wie sie hier vor­lie­gen – nicht er­fasst (vgl. BAG, Ur­teil vom 16.04.2005 – 3 AZR 185/04 – NJOZ 2006, 1859, Rn. 27).

Sch­ließlich ist die Klau­sel nicht nach dem äußeren Zu­schnitt der Erklärung in der An­la­ge 3 a) über­ra­schend i.S.d. § 305 c Abs. 1 BGB. Es trifft zwar zu, dass die Über­schrift der un­ter­zeich­ne­ten Erklärung „Zu­stim­mung zur Überführung“ lau­tet und na­he­le­gen könn­te, dass es al­lein um die Überführung der bis­her er­wor­be­nen An­wart­schaft nach den Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se in die VO2010 ge­he. Sie ist auch nicht druck­tech­nisch durch Fett- und Kur­siv­druck oder ver­größer­tes Schrift­bild her­vor­ge­ho­ben. Gleich­wohl ist sie un­ter Berück­sich­ti­gung der wei­te­ren äußeren Merk­ma­le der An­la­ge 3 a) nicht als über­ra­schend zu qua­li­fi­zie­ren. Die An­la­ge 3 a) ist nämlich ih­rer­seits mit ei­ner Über­schrift be­zeich­net und zwar als „An­ge­bot zur Überführung Ih­rer be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung und zur Teil­nah­me an der VO2010“ („Zu­stim­mung“), wo­durch zum Aus­druck ge­bracht wird,

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dass der Wech­sel in die VO2010 nur ein Teil der Erklärung ist. Eben­so ent­hielt das Schrei­ben der Be­klag­ten vom 05.02.2010 die Über­schrift „Neu­struk­tu­rie­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung; An­ge­bot zur Überführung Ih­rer An­wart­schaft auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung“ und da­mit den Hin­weis auf ei­ne Ge­samt­re­ge­lung der bis­he­ri­gen be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung. Zu­dem ver­teilt sich der Text der Erklärung auf nur vier Absätze, die in den Absätzen zwei, drei und vier ih­rer­seits nur aus ei­nem Satz be­ste­hen. Schon we­gen der Kürze des Tex­tes ist aus­ge­schlos­sen, den Ar­beit­neh­mer mit ei­ner ver­steck­ten Klau­sel zu über­ra­schen (vgl. BAG, Ur­teil vom 21.06.2011 – 9 AZR 203/10 – NJW 2012, 103 f., Rn. 36).

Da­bei be­geg­net die Ar­gu­men­ta­ti­on der Kla­ge­par­tei schon des­halb Be­den­ken, weil sie wi­dersprüchlich ist. Während die frag­li­che Erklärung ein­mal kurz vor der Un­ter­schrif­ten­zei­le ste­hen soll­te, wo­mit sie grundsätz­lich im Blick­feld des Un­ter­zeich­ners ge­we­sen wäre, wird dies später da­hin kor­ri­giert, sie ste­he zwi­schen zwei an­de­ren Klau­seln. So­weit wei­ter be­haup­tet wird, die letz­te Klau­sel be­zie­he sich aus­drück­lich auf die Un­terstützungs­kas­sen­ver­sor­gung, trifft dies nicht zu. Mit der For­mu­lie­rung „Ich neh­me mit Wir­kung ab 01.04.2010 am bei­trags­ori­en­tier­ten Sys­tem der Ver­sor­gungs­ord­nung 2010 teil.“ ist die recht­li­che Fol­ge­rung aus bei­den vor­ste­hen­den Erklärun­gen zur Überführung in die VO2010 und die Ein­stel­lung des Ver­sor­gungs­rechts ge­zo­gen wor­den.

c) Die Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ un­ter­liegt gemäß § 307 Abs. 3 Satz 1 BGB nicht der In­halts­kon­trol­le i.S.d. § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB.

aa) Nach § 307 Abs. 3 Satz 1 BGB sind die für die In­halts­kon­trol­le maßgeb­li­chen Re­ge­lun­gen der §§ 307 bis 309 BGB nur auf All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen an­wend­bar, durch die von Rechts­vor­schrif­ten ab­wei­chen­de oder die­se ergänzen­de Re­ge­lun­gen ver­ein­bart wer­den. For­mu­larmäßige Ab­re­den, die Art und Um­fang der ver­trag­li­chen Haupt­leis­tung und der hierfür zu zah­len­den Vergütung un­mit­tel­bar be­stim­men, sind aus Gründen der Ver­trags­frei­heit gemäß § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB re­gelmäßig von der ge­setz­li­chen In­halts­kon­trol­le nach § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB aus­ge­nom­men (st. Rspr., vgl. BAG, Ur­teil vom 12.03.2015 - 6 AZR 82/14 - NZA 2015, 676, Rn. 23 m. w. N.). Dar­um un­ter­liegt in ei­nem Auf­he­bungs­ver­trag die Be­en­di­gungs­ver­ein­ba­rung als sol­che eben­so we­nig ei­ner

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An­ge­mes­sen­heits­kon­trol­le wie ei­ne als Ge­gen­leis­tung für die Zu­stim­mung des Ar­beit­neh­mers zur Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses et­waig ge­zahl­te Ab­fin­dung (vgl. BAG, Ur­teil vom 21.06.2011 - 9 AZR 203/10 -, BA­GE 138, 136, Rn. 43). Ei­ne sol­che kon­troll­freie Ver­ein­ba­rung über Haupt­pflich­ten ist mit ei­nem selbstständi­gen Rechts­geschäft an­zu­neh­men, das al­lein die es­sen­ti­alia ne­go­tii des Ver­trags be­trifft (vgl. BAG, Ur­teil vom 03.06.2004 - 2 AZR 47/03 - Beck­RS 2004, 30342461).

bb) Die zwi­schen der Kla­ge­par­tei und der Be­klag­ten ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen in der An­la­ge 3 a) hat die Ablösung des al­ten Ver­sor­gungs­sys­tems ge­gen Zah­lung ei­nes Ablöse­be­trags und der Wech­sel­prämie zum Ge­gen­stand und un­ter­liegt da­mit nicht ei­ner In­halts­kon­trol­le nach § 307 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 so­wie der §§ 308 und 309 BGB.

Für Ar­beit­neh­mer, de­ren Ar­beits­verhält­nis­se bis zum 31.12.2001 be­gründet wur­den, liegt nur ein Ver­sor­gungs­sys­tem vor mit der Fol­ge, dass die Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ als Teil der Ge­samt­re­ge­lung zur Ablösung des bis­he­ri­gen Ver­sor­gungs­sys­tems zu ver­ste­hen ist.

Die An­nah­me, dass ein ein­heit­li­ches Ver­sor­gungs­sys­tem nach be­am­tenähn­li­chen Grundsätzen mit ver­schie­de­nen Stu­fen in der In­ten­sität der Ver­sor­gung vor­liegt, er­gibt sich be­reits aus der PV 72, die für die Dienst­verhält­nis­se der fu­sio­nier­ten Mit­ar­bei­ter un­ter Ziff. 3 al­lein das „Ver­sor­gungs­sys­tem der C. Gi­ro­zen­tra­le“ re­gelt. Die Ver­sor­gung nach Ziff. 3.1 - in Form der Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se - und nach Ziff. 3.2 - in Form des hier strei­ti­gen Ver­sor­gungs­rechts - ma­chen als Un­ter­glie­de­run­gen deut­lich, dass es sich um ein Ver­sor­gungs­sys­tem han­delt. Dem­ent­spre­chend be­stimm­te Ziff. 8 der PV 72 die „Über­lei­tung in das Ver­sor­gungs­sys­tem der Lan­des­bank“ da­hin­ge­hend, dass dem Mit­ar­bei­ter der fu­sio­nier­ten An­stal­ten ein „Wahl­recht zwi­schen der bis­he­ri­gen Ver­sor­gung und dem Ver­sor­gungs­sys­tem der C. Gi­ro­zen­tra­le ein­geräumt“ wer­de. Eben­so in­for­mier­te das Mit­ar­bei­ter­hand­buch in der Fas­sung von Ok­to­ber 1988 auf den Sei­ten 25 bis 27 un­ter der Über­schrift „Al­ters­ver­sor­gung“ über die „Al­ter­na­ti­ve 1 (Ver­sor­gungs­kas­se)“ und die „Al­ter­na­ti­ve 2 (Ver­sor­gung durch die Bank)“ (vgl. BAG, Ur­teil vom 15.05.2012 - 3 AZR 610/11 – a.a.O.). Die im Ju­ni 2001 ins In­tra­net ge­stell­te Power-Point-präsen­ta­ti­on be­schrieb zu­sam­men­fas­send un­ter dem Ti­tel „Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in der C.: Ver­sor­gungs-

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kas­se und Ver­sor­gungs­recht Stand: 4.10.2001“. (wie­der­ge­ge­ben im Ur­teil des BAG vom 15.05.2012 - 3 AZR 610/11 – a.a.O.). Auch die im In­tra­net ein­ge­stell­te Präsen­ta­ti­on mit der Über­schrift „Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in der C. - Ver­sor­gungs­kas­se und Ver­sor­gungs­werk - Stand Ok­to­ber 2008“ bestätigt, dass es nur ein Ver­sor­gungs­sys­tem bei der Be­klag­ten gab (wie­der­ge­ge­ben im Ur­teil des BAG vom 15.05.2012 - 3 AZR 610/11 – a.a.O.).

Das Be­ste­hen nur ei­nes be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tems ent­sprach auch dem vor­ge­richt­li­chen Verständ­nis der Kla­ge­par­tei, die mit Schrei­ben vom 05.06.2013 un­ter dem Be­zug „Ansprüche ... auf das be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gungs­sys­tem (Ver­sor­gungs­recht bzw. Ver­sor­gungs­kas­se“ die Ver­pflich­tung der Be­klag­ten er­bat, sie so zu be­han­deln, als wäre sie „oh­ne Un­ter­bre­chung im be­am­tenähn­li­chen Ver­sor­gungs­sys­tem (Ver­sor­gungs­kas­se bzw. Ver­sor­gungs­recht)“.

So­weit die Kla­ge­par­tei gel­tend macht, Vor­aus­set­zun­gen, In­halt und Durchführungs­we­ge der Ver­sor­gung nach den Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se und nach der Ver­ein­ba­rung des Ver­sor­gungs­rechts sprächen für zwei Ver­sor­gungs­sys­te­me, ist das ei­ne for­ma­le Be­trach­tung. Es ent­ste­hen nicht da­durch zwei Ver­sor­gungs­sys­te­me, dass nach ei­ner länge­ren Beschäfti­gungs­dau­er im Kre­dit­ge­wer­be und bei Vor­lie­gen wei­te­rer Vor­aus­set­zun­gen wei­ter­ge­hen­de Ansprüche ver­spro­chen wer­den und mit der Haf­tung der Be­klag­ten ei­ne höhe­re Ver­sor­gungs­si­cher­heit gewährt wird. Maßgeb­lich für die An­nah­me ei­nes Ver­sor­gungs­sys­tems ist viel­mehr, dass es ein­heit­li­che, wenn auch ge­stuf­te Ver­sor­gungs­leis­tun­gen für ei­ne be­stimm­te Ar­beit­neh­mer­grup­pe, hier der bis zum 31.12.2001 ein­ge­tre­te­nen Ar­beit­neh­mer, vor­ge­se­hen wa­ren.

Die­ses be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gungs­sys­tem be­ste­hend aus der Ver­sor­gung gemäß den Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se (Ziff. 3.1 PV 72) und dem Ver­sor­gungs­recht (Ziff. 3.2 PV 72) ist durch die Erklärun­gen der Kla­ge­par­tei im un­te­ren Teil in der An­la­ge 3a ab­gelöst wor­den, in dem sich die Kla­ge­par­tei im ers­ten Ab­satz mit der Überführung der An­wart­schaft nach den Richt­li­ni­en der Ver­sor­gungs­kas­se in die VO2010 ge­gen Zah­lung ei­nes Ablöse­be­trags und der sog. Wech­sel­prämie und im zwei­ten Ab­schnitt mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts durch die Be­klag­te ein­ver­stan­den erklärt hat. Da­bei han­delt es sich um ein selbstständi­ges Rechts­geschäft, da die im obe­ren Teil be-

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find­li­che Emp­fangs­bestäti­gung be­tref­fend dem An­ge­bots­schrei­ben der Be­klag­ten vom 05.02.2010 ge­son­dert zu un­ter­schrei­ben war. Die For­mu­lie­rung „Ich neh­me mit Wir­kung ab 01.04.2010 am bei­trags­ori­en­tier­ten Sys­tem der Ver­sor­gungs­ord­nung 2010 teil“ steht der An­nah­me, die Ablösung des al­ten Ver­sor­gungs­sys­tems ge­gen Zah­lung des Ablöse­be­trags und der Wech­sel­prämie sei al­lei­ni­ger Ver­trags­ge­gen­stand ge­we­sen, nicht ent­ge­gen. Hier­bei han­delt es sich um die recht­li­che Kon­se­quenz der vor­ste­hen­den Erklärun­gen der Kla­ge­par­tei, die de­kla­ra­to­risch fest­ge­stellt wur­de.

d) Die Klau­sel „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den“ ist nicht we­gen feh­len­der Trans­pa­renz gemäß § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB un­wirk­sam, die gemäß § 307 Abs. 3 Satz 2 BGB auch für kon­troll­freie Haupt­ab­re­den zu prüfen ist.

aa) Gemäß § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB sind Be­stim­mun­gen un­wirk­sam, wenn sie nicht klar und verständ­lich sind. Das Trans­pa­renz­ge­bot schließt das Be­stimmt­heits­ge­bot ein. Da­nach müssen die tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen und die Rechts­fol­gen so ge­nau be­schrie­ben wer­den, dass für den Ver­wen­der kei­ne un­ge­recht­fer­tig­ten Be­ur­tei­lungs­spielräume ent­ste­hen. Sinn des Trans­pa­renz­ge­bots ist es, der Ge­fahr vor­zu­beu­gen, dass der Ver­trags­part­ner des Klau­sel­ver­wen­ders von der Durch­set­zung be­ste­hen­der Rech­te ab­ge­hal­ten wird. Die Vor­aus­set­zung und der Um­fang der Leis­tungs­pflicht müssen des­halb so be­stimmt oder zu­min­dest so be­stimm­bar sein, dass der Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders be­reits bei Ver­trags­schluss er­ken­nen kann, was auf ihn zu­kommt. Ei­ne Klau­sel ver­letzt das Be­stimmt­heits­ge­bot, wenn sie ver­meid­ba­re Un­klar­hei­ten enthält und Spielräume eröff­net. Ein Ver­s­toß ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot liegt des­halb nicht schon dann vor, wenn der Ar­beit­neh­mer kei­ne oder nur ei­ne er­schwer­te Möglich­keit hat, die be­tref­fen­de Re­ge­lung zu ver­ste­hen. Erst in der Ge­fahr, dass der Ver­trags­part­ner des Klau­sel­ver­wen­ders we­gen un­klar ab­ge­fass­ter all­ge­mei­ner Ver­trags­be­din­gun­gen sei­ne Rech­te nicht wahr­nimmt, liegt ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne des § 307 Abs. 1 BGB (st. Rspr., z. B. BAG, Ur­teil vom 21.01.2015 - 10 AZR 84/14 -, Beck­RS 2015, 67796, Rn. 33; Ur­teil vom 14.09.2011 - 10 AZR 526/10 -, BA­GE 139, 156, Rz. 22 m. w. N.).

bb) Ei­ne ge­ra­de durch ei­ne un­kla­re For­mu­lie­rung be­gründe­te Ge­fahr der Nicht­wahr­neh­mung von Rech­ten wird durch die Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung

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von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ nicht be­gründet. Im Ge­gen­teil ist ihr vor dem Hin­ter­grund der seit Jahr­zehn­ten und ins­be­son­de­re seit Frühjahr 2009 im Be­trieb der Be­klag­ten ver­wand­ten Be­grif­fe „Di­rekt­zu­sa­ge“ und „Ver­sor­gungs­recht“ so­wie des 2009/2010 auch im In­tra­net do­ku­men­tier­ten Pro­zes­ses zur Ablösung der al­ten Ver­sor­gungs­ord­nung leicht und oh­ne Ge­fahr von Miss­verständ­nis­sen zu ent­neh­men, dass zukünf­tig kein An­spruch auf das Ver­sor­gungs­recht be­steht, weil sei­ne Er­tei­lung ein­ge­stellt wor­den ist und der Erklären­de hier­mit ein­ver­stan­den ist. Je­den­falls hätte ein verständi­ger Ver­trags­part­ner er­ken­nen können, dass es bei der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Ver­sor­gungs­rech­ten um ei­nen Rechts­ver­lust geht, und sei­ne Rech­te, et­wa in Ge­stalt ei­nes Aufklärungs­ver­lan­gens bis hin zu ei­ner Kla­ge vor dem Ar­beits­ge­richt, wahr­neh­men können.

Ent­ge­gen der An­sicht der Kla­ge­par­tei be­steht kei­ne Un­klar­heit der Re­ge­lung, wenn aus dem Wort­laut nicht zu ent­neh­men ist, ob die Ein­stel­lung der Er­tei­lung der Di­rekt­zu­sa­ge be­reits auf der ein­sei­ti­gen Ent­schei­dung der Be­klag­ten vom 21.07.2009 be­ruht oder die Be­klag­te hier­zu erst auf­grund der Erklärung gemäß Anl. 3 a) be­rech­tigt wird. Für die Trans­pa­renz ist ei­ne sol­che Klar­stel­lung nicht er­for­der­lich; maßgeb­lich ist, dass für die Kla­ge­par­tei der An­spruchs­ver­lust klar zum Aus­druck kommt. Im Übri­gen ent­spricht es der For­mu­lie­rung von Tat­sa­chen­ver­glei­chen, dass ein be­stimm­ter An­spruch, der zwi­schen den Par­tei­en strei­tig war, durch Erklärun­gen aus­ge­schlos­sen wird (vgl. für den Aus­schluss von Ur­laubs-(Ab­gel­tungs-)Ansprüchen: „Der Ur­laub ist in Na­tur ein­ge­bracht.“).

Die Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ passt ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Kla­ge­par­tei auch the­ma­tisch zum An­ge­bot vom 05.02.2010. Schon aus der Über­schrift des Schrei­ben vom 05.02.2010 lässt ent­neh­men, dass es um die „Neu­struk­tu­rie­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung“ geht. Darüber hin­aus wur­de, wie eben­falls be­reits aus­geführt wur­de, das An­ge­bot „nach Maßga­be der Be­stim­mun­gen der Dienst­ver­ein­ba­rung zur Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung vom 19.11.2009 (Dienst­ver­ein­ba­rung zur Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung 11/09)“ un­ter­brei­tet, in der die Ein­stel­lung der Di­rekt­zu­sa­ge aus­drück­lich in der Präam­bel fest­ge­hal­ten ist. Zu­dem ist er­neut auf die Kennt­nis des red­li­chen Ver­trags­part­ners hin­zu­wei­sen, der auf­grund der Erklärun­gen der Be­klag­ten, aber auch auf­grund der vor­ste­hend ge­nann­ten Fest­stel­lung in

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der Dienst­ver­ein­ba­rung zur Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung vom 19.11.2009 und den In­for­ma­tio­nen des Ge­samt­per­so­nal­rats und Per­so­nal­rats wuss­te, dass das Ver­sor­gungs­recht mit die­ser Erklärung auf­ge­ho­ben bzw. in sei­ne Auf­he­bung ein­ge­wil­ligt wer­den soll­te. Dass der Kla­ge­par­tei die Be­grif­fe „Di­rekt­zu­sa­ge“ und „Ver­sor­gungs­recht“ be­kannt wa­ren, ist be­reits aus­geführt wor­den.

Sch­ließlich war dem red­li­chen Ver­trags­part­ner auch be­kannt, wel­chen In­halt das Ver­sor­gungs­recht hat­te und auf wel­che Leis­tun­gen er kon­kret ver­zich­te­te. Zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen wird des­halb auf die Ausführun­gen zur Aus­le­gung der Erklärung ver­wie­sen.

e) Auf die Fra­ge, ob die In­halts­kon­trol­le be­reits gemäß § 110 Abs. 4 BGB aus­zu­schießen war, weil die In­hal­te der VO2010 in der Dienst­ver­ein­ba­rung zur Um­stel­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung vom 19.11.2009 ge­re­gelt ist, kommt es des­halb nicht mehr an.

f) Die Erklärung „Ich bin mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Di­rekt­zu­sa­gen auf be­am­tenähn­li­che Ver­sor­gung (Ver­sor­gungs­recht) ein­ver­stan­den.“ ist nicht nach § 142 Abs. BGB nich­tig. Die je­wei­li­gen An­fech­tungs­fris­ten wur­den nicht ge­wahrt.

Ei­ne An­fech­tung nach § 119 Abs. 1 BGB hätte oh­ne schuld­haf­tes Zögern (un­verzüglich) erklärt wer­den müssen, § 121 Abs. 1 BGB. Dies ist bei ei­ner An­fech­tungs­erklärung vom 05.06.2013 nicht der Fall, nach­dem das Bun­des­ar­beits­ge­richt sei­ne kla­ge­statt­ge­ben­de Ent­schei­dung schon am 15.05.2012 als Pres­se­mit­tei­lung mit ih­rem we­sent­li­chen In­halt veröffent­licht hat­te.

Glei­ches gilt für die An­fech­tung nach § 123 Abs. 1 BGB, die nach § 124 Abs. 1 BGB nur bin­nen Jah­res­frist er­fol­gen kann, wo­bei die Frist im Fall der arg­lis­ti­gen Täuschung mit dem Zeit­punkt be­ginnt, in dem der An­fech­ten­de die Täuschung - hier mit Veröffent­li­chung der Pres­se­mit­tei­lung des BAG am 15.05.2012 - ent­deckt. Je­den­falls aber fehlt es an ei­nem An­fech­tungs­grund i.S.d. § 123Abs. 1 BGB. Die Täuschung muss sich auf Tat­sa­chen be­zie­hen; ei­ne Mit­tei­lung über recht­li­che Möglich­kei­ten und Zulässig­kei­ten der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Ver­sor­gungs­rech­ten stellt da­ge­gen ein Wert­ur­teil dar. Es fehlt auch an

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Dar­le­gun­gen zum Irr­tum der Kla­ge­par­tei und zur Ursächlich­keit ih­rer Ent­schei­dung, sich mit der Ein­stel­lung der Er­tei­lung von Ver­sor­gungs­rech­ten ein­ver­stan­den zu erklären. Vor dem Hin­ter­grund der zum Zeit­punkt der Un­ter­zeich­nung vor­lie­gen­den erst­in­stanz­li­chen kla­ge­statt­ge­ben­den Ur­tei­len des Ar­beits­ge­richts München und der ins In­tra­net ge­stell­ten In­for­ma­tio­nen, die vor­ste­hend ausführ­lich dar­ge­stellt wur­den, konn­te die Kla­ge­par­tei von der Möglich­keit ei­nes An­spruchs auf Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts aus­ge­hen. Im Übri­gen wird auf die Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts gem. § 69 Abs. 2 ArbGG Be­zug ge­nom­men.

g) Die Kla­ge­par­tei hat kei­nen An­spruch auf Rückgängig­ma­chung der Erklärung bzw. auf Be­frei­ung von der Ver­trags­pflicht im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes gem. §§ 280 Abs. 1, 241 Abs. 2 BGB oder c.i.c.

aa) Der Ar­beit­ge­ber ist auf­grund sei­ner ar­beits­ver­trag­li­chen Ne­ben­pflicht ge­hal­ten, die im Zu­sam­men­hang mit dem Ar­beits­verhält­nis ste­hen­den In­ter­es­sen des Ar­beit­neh­mers so zu wah­ren, wie dies un­ter Berück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen und Be­lan­ge bei­der Ver­trags­par­tei­en nach Treu und Glau­ben ver­langt wer­den kann. Die Schutz- und Rück­sicht­nah­me­pflicht des Ar­beit­ge­bers gilt auch für die Vermögens­in­ter­es­sen des Ar­beit­neh­mers. Dem­ent­spre­chend darf der Ar­beit­ge­ber kei­ne fal­schen und un­vollständi­gen Auskünf­te er­tei­len. Er kann darüber hin­aus ver­pflich­tet sein, von sich aus ge­eig­ne­te Hin­wei­se zu ge­ben, wenn dies auf­grund der Umstände des Ein­zel­falls und nach um­fas­sen­der In­ter­es­sen­abwägung ge­bo­ten ist. Die er­kenn­ba­ren In­for­ma­ti­ons­bedürf­nis­se des Ar­beit­neh­mers ei­ner­seits und die Be­ra­tungsmöglich­kei­ten an­de­rer­seits sind stets zu be­ach­ten. Wie groß das In­for­ma­ti­ons­bedürf­nis des Ar­beit­neh­mers ist, hängt ins­be­son­de­re von der Schwie­rig­keit der Rechts­ma­te­rie so­wie dem Aus­maß der dro­hen­den Nach­tei­le und de­ren Vor­her­seh­bar­keit ab. Grundsätz­lich hat je­de Par­tei für die Wahr­neh­mung ih­rer In­ter­es­sen selbst zu sor­gen und sich Klar­heit über die Fol­gen ih­res Han­dels zu ver­schaf­fen (vgl. BAG, Ur­teil vom 21.01.2014 - 3 AZR 807/11 – NZA 2014, 903, Rn. 15 und 16 m. w. Nachw.).

bb) Un­ter Berück­sich­ti­gung des­sen hat die Be­klag­te kei­ne Ver­hal­tens­pflich­ten im Zu­sam­men­hang mit der Um­stel­lungs­ver­ein­ba­rung ver­letzt. Mit der Mit­tei­lung der Be­klag­ten, sie ha­be die Er­tei­lung von Ver­sor­gungs­rech­ten ein­ge-

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stellt, hat die Be­klag­te kei­ne fal­schen oder un­vollständi­gen An­ga­ben ge­macht. Sie hat le­dig­lich ih­re Hand­lung – nämlich die Ein­stel­lung der Er­tei­lung des Ver­sor­gung­rechts - und ih­re Rechts­auf­fas­sung da­zu wie­der­ge­ge­ben. Ei­ne Täuschung über Tat­sa­chen liegt da­mit nicht vor. Vor al­lem hat die Be­klag­te die Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts München, nach der ein An­spruch auf Er­tei­lung des Ver­sor­gungs­rechts be­jaht wur­de, auf der In­tra­net­sei­te zur Neu­re­ge­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung be­kannt­ge­ge­ben und da­mit auf die Möglich­keit ei­ner von ih­rer Rechts­auf­fas­sung ab­wei­chen­den Mei­nung hin­ge­wie­sen.

Die Be­klag­te hat darüber hin­aus auch nicht ih­re Hin­weis- und In­for­ma­ti­ons­pflich­ten ver­letzt. Die Kla­ge­par­tei konn­te sich durch Teil­nah­me an Per­so­nal­ver­samm­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen so­wie durch Auf­ru­fen der auf der In­tra­net­sei­te ein­ge­stell­ten In­for­ma­tio­nen über das Ver­sor­gungs­recht, das Für und Wi­der des al­ten und des neu­en Ver­sor­gungs­sys­tems so­wie den In­halt der sei­tens der Be­klag­ten vor­ge­schla­ge­nen Erklärun­gen in­for­mie­ren. Ist aber ei­ne Ver­sor­gungs­re­ge­lung für je­der­mann zugäng­lich und verständ­lich, be­steht kei­ne wei­te­re Hin­weis­pflicht des Ar­beit­ge­bers (vgl. BAG, Ur­teil vom 21.01.2014, a.a.O., Rn. 19). Im Übri­gen hat die Be­klag­te der Kla­ge­par­tei noch im Schrei­ben vom 05.02.2010 an­ge­bo­ten, sich mit ihr in Ver­bin­dung zu set­zen, soll­te sie Fra­gen ha­ben. Hier­von hätte die Kla­ge­par­tei in­ner­halb der Über­le­gungs­zeit von vier Wo­chen Ge­brauch ma­chen können und müssen.

4. War die Kla­ge ab­zu­wei­sen, war über die hilfs­wei­se gel­tend ge­mach­te Wi­der­kla­ge nicht zu ent­schei­den.

III.
Die Kla­ge­par­tei hat die Kos­ten ih­res er­folg­lo­sen Rechts­mit­tels zu tra­gen, § 97 Abs. 1 ZPO.

IV.
Die Re­vi­si­on war gem. § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG zu­zu­las­sen.

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Rechts­mit­tel­be­leh­rung:

Ge­gen die­ses Ur­teil kann der Kläger Re­vi­si­on ein­le­gen.

Für die Be­klag­te ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Frist von ei­nem Mo­nat ein­ge­legt und in­ner­halb ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten be­gründet wer­den.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung des Ur­teils.

Die Re­vi­si­on muss beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt Hu­go-Preuß-Platz 1 99084 Er­furt
Post­an­schrift:
Bun­des­ar­beits­ge­richt
99113 Er­furt
Te­le­fax-Num­mer:
0361 2636-2000

ein­ge­legt und be­gründet wer­den.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

Es genügt auch die Un­ter­zeich­nung durch ei­nen Be­vollmäch­tig­ten der Ge­werk­schaf­ten und von Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie von Zu­sam­men­schlüssen sol­cher Verbände
- für ih­re Mit­glie­der

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- oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der
oder von ju­ris­ti­schen Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich in wirt­schaft­li­chem Ei­gen­tum ei­ner der im vor­ge­nann­ten Ab­satz be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen,
- wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt
- und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In je­dem Fall muss der Be­vollmäch­tig­te die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Zur Möglich­keit der Re­vi­si­ons­ein­le­gung mit­tels elek­tro­ni­schen Do­ku­ments wird auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 09.03.2006 (BGBl. I, 519 ff.) hin­ge­wie­sen. Ein­zel­hei­ten hier­zu un­ter http://www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de

Dr. Eu­lers
Ab­bold
Plath

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