Um das Angebot dieser Webseite optimal zu präsentieren und zu verbessern, verwendet diese Webseite Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Näheres dazu erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Okay

HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Bre­men, Ur­teil vom 11.06.2008, 2 Sa 111/07

   
Schlagworte: Arbeitnehmerüberlassung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Bremen
Aktenzeichen: 2 Sa 111/07
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 11.06.2008
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: 9 Ca 9381/06 Arbeitsgericht Bremen-Bremerhaven (Bremen)
   

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT BRE­MEN


Verkündet am:
11.06.2008


IM NA­MEN DES VOL­KES

als Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le 

UR­TEIL

2 Sa 111/07

9 Ca 9381/06 Ar­beits­ge­richt Bre­men-Bre­mer­ha­ven (Bre­men)

In dem Rechts­streit


Kläge­rin und Be­ru­fungs­be­klag­te,

Proz.-Bev.:

ge­gen


1.

2. ...

Be­klag­ter und Be­ru­fungskläger,

Proz.-Bev.:

zu 1:


hat die 2. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Bre­men auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 11. Ju­ni 2008

durch

den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Frau den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herrn

für Recht er­kannt:

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Bre­men-Bre­mer­ha­ven vom 19.04.2007 - Az.: 9 Ca 9381/06 - wird zurück­ge­wie­sen.

Die Kos­ten der Be­ru­fung trägt die Be­klag­te. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

- 2 -

R e c h t s m i t t e l b e l e h r u n g

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der Be­klag­ten

R e v i s i o n

ein­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.

Sie ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.


Vor dem Bun­des­ar­beits­ge­richt müssen sich die Par­tei­en durch Pro­zess­be­vollmäch­tig­te ver­tre­ten las­sen. Als Be­vollmäch­tig­te sind außer Rechts­anwälten auch Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­ber­verbänden so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der als Be­vollmäch­tig­te ver­tre­tungs­be­fugt. Als Be­vollmäch­tig­te zu­ge­las­sen sind auch ju­ris­ti­sche Per­so­nen, die die Vor­aus­set­zun­gen gemäß § 11 Abs. 2 Satz 2 Ziff. 5 ArbGG erfüllen. Die han­deln­den Per­so­nen müssen die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Die An­schrift des Bun­des­ar­beits­ge­richts lau­tet:

Bun­des­ar­beits­ge­richt,

99113 Er­furt.

- 3 -

Per Te­le­fax ist das Bun­des­ar­beits­ge­richt un­ter der

Te­le­fax-Nr. (0361) 26 36 – 20 00

zu er­rei­chen.

We­gen der Re­vi­si­ons­ein­le­gung mit elek­tro­ni­schem Do­ku­ment wird auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 9. März 2006 (Bun­des­ge­setz­blatt I 2006, Nr. 12, Sei­te 519ff) ver­wie­sen.

Für die Kläge­rin ist ge­gen die Ent­schei­dung kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Hin­weis der Geschäfts­stel­le

Das Bun­des­ar­beits­ge­richt bit­tet, sämt­li­che Schriftsätze in sie­ben­fa­cher Aus­fer­ti­gung - für je­den wei­te­ren Be­tei­lig­ten ei­ne Aus­fer­ti­gung mehr - bei dem Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­zu­rei­chen.

T A T B E S T A N D :

Die Par­tei­en strei­ten über die Fra­ge, ob ein Ar­beits­verhält­nis zwi­schen der Kläge­rin und der Be­klag­ten zu 1 be­steht, ob die­ses ggf. be­fris­tet ist und ob ein Ar­beits­verhält­nis zum erst­in­stanz­lich Be­klag­ten zu 2 dem Ver­ein „S. e.V“ durch Be­fris­tungs­ab­lauf ge­en­det hat.

Die am ... ge­bo­re­ne Kläge­rin hat 1983 bzw. 1985 das ers­te und zwei­te Staats­ex­amen für das Lehr­amt an Grund- und Haupt­schu­len ab­ge­legt und da­mit die Lehr­befähi­gung für die Se­kun­dar­stu­fe I er­langt.

Im Fol­gen­den war sie u. a. im Be­reich der Leh­rer­fort­bil­dung für das Lan­des­in­sti­tut für Schu­le (LIS) tätig und hat Lehr­amts­stu­die­ren­de an der Uni­ver­sität Bre­men un­ter­rich­tet. Hin­sicht­lich der Ein­zel­hei­ten des Le­bens­lau­fes der Kläge­rin wird auf Blatt 22 f. der Ak­te Be­zug ge­nom­men.

- 4 -


Im Zeit­raum vom 16.07.2001 bis 30.06.2004 hat­te die Kläge­rin ei­nen Ar­beits­ver­tra­ges mit dem Schul­ver­ein des Schul­zen­trums F. e.V. (Bl.95) und war u. a. im Rah­men ei­nes vom Lan­des­in­sti­tut für Schu­le ver­an­stal­te­ten Mo­dell­ver­suchs "Schu­le als Raum - Bühne - Körper­lich­keit im Me­di­en­zeit­al­ter“ an drei ver­schie­de­nen Bre­mer Schu­len mit den Leh­rer­kol­le­gi­en der Se­kun­dar­stu­fe I tätig (Schul­zen­trum F. , In­te­grier­te Stadt­teil Schu­le In den Sa. , Schul­zen­trum H. /Bl. 96).

Leh­rer­stel­len im Bre­mi­schen öffent­li­chen Schul­dienst wer­den vom Se­na­tor für Bil­dung und Wis­sen­schaft un­ter der Home­page www.bil­dung.bre­men.de im In­ter­net veröffent­licht. Es wird dort mit­ge­teilt, in wel­chen Schul­stu­fen und Un­ter­richtsfächern Be­darf be­steht und das Be­wer­bungs­ver­fah­ren wird be­schrie­ben. Hin­sicht­lich von Ein­stel­lun­gen für Ver­tre­tungs­zwe­cke auf Ba­sis ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses („Leh­rer­feu­er­wehr“) wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass für die­se nicht das Be­wer­bungs­ver­fah­ren beim Se­na­tor für Bil­dung und Wis­sen­schaft statt­fin­de, son­dern sich In­ter­es­sen­ten für sol­che Stel­len an den mit dem Se­na­tor für Bil­dung und Wis­sen­schaft ko­ope­rie­ren­den Träger, die S. , wen­den könn­ten. Un­ter dem Link www.s. -b. .de fin­det sich als­dann u. a. der Hin­weis, dass die S. für den Bil­dungs­se­na­tor ei­nen Großteil der Kran­ken­ver­tre­tung an Schu­len or­ga­ni­sie­re.

Beim Ver­ein „S. “ han­delt es sich um ei­nen ein­ge­tra­ge­nen Ver­ein, der sei­ner Ei­gen­dar­stel­lung nach (vgl. Zeug­nis vom 31.07.2006, Blatt 94) "im außer­schu­li­schen und schulergänzen­den Bil­dungs­be­reich ar­bei­tet und (..) die Leh­rer­kran­ken­ver­tre­tung der Stadt B. [or­ga­ni­siert]“. Der Ver­ein wur­de in den neun­zi­ger Jah­ren ge­gründet. Ar­beits­lo­se Lehr­kräfte ha­ben sich dort or­ga­ni­siert und zunächst spe­zi­el­le Förder­pro­gram­me für Schüle­rin­nen und Schüler, die von den El­tern auf ei­ge­ne Kos­ten ab­ge­ru­fen wer­den konn­ten, ent­wi­ckelt. Ein wich­ti­ger Bau­stein war die Le­se/Recht­schreibförde­rung. Die im Ver­ein täti­gen Lehr­kräfte ha­ben sich in die­sem Be­reich qua­li­fi­ziert. Weil in die­sem Ar­beits­feld auch ei­ne Nach­fra­ge bei den Schu­len be­stan­den hat, sich dar­aus ei­ne Ko­ope­ra­ti­on mit der Behörde ent­wi­ckelt, die sich mit dem Se­na­tor für Ju­gend und So­zia­les an den Kos­ten be­tei­ligt.


Im Ok­to­ber 2007 wa­ren 93 Lehr­kräfte über die Leh­rer­feu­er­wehr ein­ge­setzt, im Be­reich der fle­xi­blen Un­ter­richts­ver­tre­tung wur­den 84 Per­so­nen beschäftigt.

Zwi­schen dem Ver­ein „S. “ und der Be­klag­ten zu 1 exis­tiert ein Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag vom 07.02./25.09.2001 mit fol­gen­dem Ver­trags­ge­gen­stand:

- 5 -

„Ge­gen­stand die­ses Ver­tra­ges ist die Be­reit­stel­lung von Per­so­nal zum Zweck der Wahr­neh­mung fol­gen­der Auf­ga­ben für den Se­na­tor für Bil­dung und Wis­sen­schaft

• Ergänzen­der Förder­un­ter­richt für Kin­der und Ju­gend­li­che nicht - deut­scher Her­kunfts­spra­che
• Ergänzen­de Förde­rung von Kin­dern mit aus­ge­wie­se­ner Le­se – Recht­schreib­schwäche
• ergänzen­de Maßnah­men zur Un­ter­richts­ver­tre­tung

Die o. a. Pro­jek­te wer­den in den an­lie­gen­den Ein­zel­ver­ein­ba­run­gen be­schrie­ben.“

Im Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag heißt es wei­ter:

§ 2 Auf­trag

Die S. e.V. erfüllt im Auf­trag des Se­na­tors für Bil­dung und Wis­sen­schaft die Or­ga­ni­sa­ti­on und den Ein­satz von Per­so­nal an B. Schu­len
zur Durchführung der o.a. Pro­jek­te.

§ 3 Ver­fah­ren

Art und Um­fang der not­wen­di­gen Maßnah­men wer­den vom Se­na­tor für Bil­dung und Wis­sen­schaft - un­ter Be­tei­li­gung der S. e.V. - er­mit­telt
und fest­ge­legt.


§ 4 Zu­sam­men­ar­beit

Die Ver­trags­part­ner ver­pflich­ten sich, bei der Durchführung der Ver­ein­ba­rung ver­trau­ens­voll zu­sam­men­zu­ar­bei­ten und et­wa be­ste­hen­de oder auf­tre­ten­de Schwie­rig­kei­ten ge­mein­sam zu lösen. Al­le Maßnah­men auf der Grund­la­ge die­ses Ver­tra­ges er­fol­gen un­ter Be­tei­li­gung der Schu­len, in der sie durch­geführt wer­den.


§ 5 Mit­ar­bei­ter/in­nen

Die Aus­wahl und die Ein­stel­lung von Per­so­nal und Blick der S. e.V.

Die Aus­wahl der Mit­ar­bei­ter/in­nen hat sich am vor­her fest­ge­leg­ten Be­darf (sie­he Ein­zel­ver­ein­ba­run­gen) zu ori­en­tie­ren. Ne­ben der persönli­chen Eig­nung muss die Mit­ar­bei­te­rin/der Mit­ar­bei­ter auch über die vom Se­na­tor für Bil­dung und Wis­sen­schaft ge­for­der­te Qua­li­fi­ka­ti­on verfügen, um In­halt und Ziel der Maßnah­me ver­wirk­li­chen zu können. In­so­weit ist die Aus­wahl mit dem Se­na­tor für Bil­dung und Wis­sen­schaft im Ein­zel­fall ab­zu­stim­men.

§ 6 An­ge­stell­ten­verhält­nis


- 6 -

Die un­ter § 4 ge­nann­ten Mit­ar­bei­ter/in­nen sind Ar­beit­neh­mer/in­nen der S. e.V. und un­ter­lie­gen in ar­beits­recht­li­cher und so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­cher Hin­sicht aus­sch­ließlich den zwi­schen ih­nen und der S. e.V. ge­trof­fe­nen ar­beits­ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen. Die S. e.V. als Ar­beit­ge­ber hat die al­lei­ni­ge Dienst- und Fach­auf­sicht.

Während der Er­brin­gung von Dienst­leis­tun­gen in der Schu­le ord­net sich das ein­ge­setz­te Per­so­nal in die or­ga­ni­sa­to­ri­schen Abläufe ein und nimmt im Rah­men der fest­ge­leg­ten Maßnah­me und im Sin­ne des Haus­rechts An­wei­sun­gen der Schul­lei­tung ent­ge­gen.

Die Zuständig­keit der S. e.V. für die ge­ne­rel­le Dienst- und Fach­auf­sicht nach Abs. 1 S. 2 bleibt da­durch un­berührt. Kon­flik­te wer­den gemäß §§ 3 und 6 die­ses Ver­tra­ges gelöst.
...

§ 12 Ein­zel­ver­ein­ba­run­gen

Das Ver­fah­ren zur Fest­le­gung der Be­dar­fe, so­wie Um­fang und In­halt der je­wei­li­gen Pro­jek­te wer­den in Ein­zel­ver­ein­ba­run­gen fest­ge­legt, die die­sem Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag bei­gefügt sind.

Die Ein­zel­ver­ein­ba­run­gen sind Be­stand­teil die­ses Ver­tra­ges.

In den Ein­zel­ver­ein­ba­run­gen heißt es un­ter an­de­rem:

A. Ge­gen­stand der Ver­ein­ba­rung

Ge­gen­stand die­ser Ver­ein­ba­rung ist die Be­reit­stel­lung von Per­so­nal für das Pro­jekt "ergänzen­de Maßnah­men zur Un­ter­richts­ver­tre­tung" an den Schu­len der Stadt­ge­mein­de Bre­men.

Die Maßnah­men um­fas­sen fol­gen­de Ein­zel­pro­jek­te:

• Leh­rer­feu­er­wehr (LFW)
Un­ter­richts­ver­tre­tung bei länger­fris­ti­gen Krank­heits­ausfällen in den Schu­len (drei Mo­na­te und länger) im Rah­men ei­ner so ge­nann­ten Leh­rer­feu­er­wehr
• fle­xi­ble Un­ter­richts­ver­tre­tung (FUV)
fle­xi­ble Un­ter­richt­ver­tre­tung bei Krank­heits­ausfällen, die durch schu­li­sche Maßnah­men nicht ab­ge­deckt wer­den können (länger als ei­nen Mo­nat)
• Nach­wuchs­si­che­rung (NWS)
Si­che­rung des Nach­wuch­ses zur Ab­de­ckung des Un­ter­richts in den Mängelfächern be­zie­hungs­wei­se Fach­be­rei­chen.

- 7 -

C Ver­fah­rens­ver­ein­ba­rung

1. Auf An­for­de­rung der Schu­len nach ei­ner Fle­xi­blen Un­ter­richts­ver­tre­tung bei Krank­heits­ausfällen oder nach ei­ner so ge­nann­ten Leh­rer­feu­er­wehr bei länger­fris­ti­gen Krank­heits­ausfällen be­auf­tragt der Se­na­tor für Bil­dung und Wis­sen­schaft die S. e.V. schrift­lich mit der Durchführung der Un­ter­richts­ver­tre­tung. Die Be­auf­tra­gung be­inhal­tet den Schul­stand­ort, die Beschäfti­gungs­dau­er, den St­un­den­um­fang und den Ver­tre­tungs­an­lass.

2. Per­so­nal

Die S. e.V. stellt zur Durchführung der Pro­jek­te qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal zur Verfügung. Das Per­so­nal wird je nach Qua­li­fi­ka­ti­on nach dem BAT vergütet, im Höchst­fal­le nach BAT III. Hier­bei ist die Ein­hal­tung des Bes­ser­stel­lungs­ver­bo­tes zu be­ach­ten.

Die Ar­beits­zeit des Per­so­nals ist ana­log der Ar­beits­zeit der Lehr­kräfte im öffent­li­chen Dienst ge­re­gelt.

Ei­nen ei­ge­nen Schul­be­trieb un­terhält der Ver­ein „S. “ nicht, er verfügt auch nicht über ei­ne Er­laub­nis zur Ar­beit­neh­merüber­las­sung gemäß den Re­ge­lun­gen des Ar­beit­neh­merüber­las­sungs­ge­set­zes (AÜG). Für den Zeit­raum 1999 bis 2001 und 2007 bis 2009 lie­gen Be­schei­de des Fi­nanz­am­tes B. -Mit­te über die Frei­stel­lung von der Körper­schafts- und Ge­wer­be­steu­er („Förde­rung der Er­zie­hung“/Bl. 75) bzw. die An­er­ken­nung als ge­meinnützi­ge Körper­schaft i.S. § 44 a Abs. 4 und 7 EStG vor (Bl. 190).

Nach ei­ner Nach­fra­ge der Kläge­rin bei der Schu­le In den Sa. , ob dort Ver­tre­tungs­be­darf be­ste­he, wur­de die­se an den Ver­ein „S. “ ver­wie­sen. Am 01.02.2005 kam es nach ei­nem Gespräch zwi­schen der Kläge­rin und dem Geschäftsführer der S. e.V. K. zum Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges, der aus­zugs­wei­se wie folgt lau­tet (Bl. 11 f.):

§ 1 Ar­beits­verhält­nis

Frau C. S. wird ab 01.02.2005 bis 31.07.2005 be­fris­tet ein­ge­stellt.


Die Be­fris­tung er­folgt aus fol­gen­dem Grund: § 14 Ab­satz 1 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz
 


- 8 -

Ar­beits­ort ist: B.

Die Ein­stel­lung er­folgt mit ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 21,4 St­un­den.

Die re­gelmäßige Ar­beits­zeit ei­nes ent­spre­chen­den voll­beschäftig­ten Mit­ar­bei­ters beträgt der­zeit 38,5 St­un­den.

§ 2 Rechts­grund­la­gen

Für das Ar­beits­verhält­nis gel­ten die ge­setz­li­chen und die Be­stim­mun­gen des VBB-Ta­rif­ver­tra­ges so­wie nach­fol­gen­de Ver­ein­ba­run­gen und Vor­schrif­ten.

§ 3 Vergütung

Die Vergütung rich­tet sich nach dem Ta­rif des BAT III.

§ 5 Ergänzun­gen

1. Der/die Ar­beit­neh­mer/in stellt der S. le e.V. sei­ne/ih­re vol­le Ar­beits­zeit zur Verfügung. (...)

4. Das zeit­lich be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis en­det, oh­ne dass es ei­ner Kündi­gung be­darf, an dem im § 1 ge­nann­ten Tag. (...)

§ 6 Er­ho­lungs­ur­laub

Der An­spruch auf Er­ho­lungs­ur­laub beträgt der­zeit 30 Ar­beits­ta­ge pro Jahr, auf der Ba­sis ei­ner 5 - Ta­ge - Wo­che.

§ 7 Ar­beits­zeit

Die Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit rich­tet sich nach dem je­weils im Vor­aus auf­zu­stel­len­den Dienst­plan.

§ 8 Ne­ben­ab­re­den

Die gekündig­ten (BAT) - Ta­rif­verträge über die Zu­wen­dung und das Ur­laubs­geld fin­den kei­ne An­wen­dung.

§ 9 Wirk­sam­keit

Ände­run­gen und Ergänzun­gen des Ar­beits­ver­tra­ges sind nur wirk­sam, wenn sie schrift­lich ver­ein­bart wer­den.

- 9 -

Am 12.07.2005 ist ein wei­te­rer Ar­beits­ver­trag für die Zeit von 01.08.2005 bis 31.07.2006 ge­schlos­sen wor­den (Bl. 13 f.). Die­ser sah zunächst ei­ne wöchent­li­che Ar­beits­zeit von „8 Un­ter­richts­stun­den“ vor; hand­schrift­lich ist die­se mit dem Ver­merk „geändert am 25.07.05“ auf 15 Un­ter­richts­stun­den erhöht wor­den. Der Er­ho­lungs­ur­laub war mit 29 Ar­beits­ta­gen pro Jahr aus­ge­wie­sen (Ein­zel­hei­ten Bl. 12 f.).

Am 31.08.2005 ist ein wei­te­rer Ar­beits­ver­trag ge­schlos­sen wor­den, der aus­zugs­wei­se wie folgt lau­tet (Ein­zel­hei­ten Bl. 15 f.):

§ 1 Ar­beits­verhält­nis

Frau C. S. wird ab 01.09.2005 bis 31.01.2006 be­fris­tet ein­ge­stellt.

Die Be­fris­tung er­folgt aus fol­gen­dem Grund: § 14 Ab­satz 1 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz

Ar­beits­ort ist: Bre­men

Die Ein­stel­lung er­folgt mit ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 2 Un­ter­richts­stun­den.

§ 2 Rechts­grund­la­gen

Für das Ar­beits­verhält­nis gel­ten die ge­setz­li­chen und die Be­stim­mun­gen des VBB-Ta­rif­ver­tra­ges so­wie nach­fol­gen­de Ver­ein­ba­run­gen und Vor­schrif­ten.


§ 3 Vergütung

Die Vergütung rich­tet sich nach der BAT-Ta­bel­le für St­un­den­vergütung, Vergütungs­grup­pe III, 18,31€

§ 4 Pro­be­zeit

Die Pro­be­zeit beträgt 0 Mo­na­te
(...)


§ 6 Er­ho­lungs­ur­laub

Der An­spruch auf Er­ho­lungs­ur­laub beträgt der­zeit 30 Ar­beits­ta­ge pro Jahr, auf der Ba­sis ei­ner 5 - Ta­ge - Wo­che.

§ 7 Ar­beits­zeit


- 10 -


Die Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit rich­tet sich nach dem je­weils im Vor­aus auf­zu­stel­len­den Dienst­plan.

(...)

Un­ter dem 13.01.2006 ha­ben die Kläge­rin und der Be­klag­te zu 2 so­dann fol­gen­de Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen (Bl. 17):

Ände­rungs­ver­ein­ba­rung

§ 1 Ar­beits­verhält­nis vom 01.09.2005 zwi­schen S. e.V. und C. S. , geb. ..., ... , ... B. .

Der Ar­beits­ver­trag verändert sich ab dem 16.01.2006 wie folgt:

Der Ver­trag verlängert sich bis zum 31.07.2006.

Die Vergütung rich­tet sich nach der Mo­nat­s­ta­bel­le BAT Vergütungs­grup­pe III. Die wöchent­li­che Ar­beits­zeit erhöht sich auf 4 Un­ter­richts­stun­den.

Sons­ti­ge Ver­ein­ba­run­gen und Vor­schrif­ten des Ar­beits­ver­tra­ges blei­ben un­verändert.

Die Vergütungs­zah­lung an die Kläge­rin ist durch den Ver­ein „S. “ er­folgt. Die Höhe der Vergütung hat sich durch den Ab­schluss des Ver­tra­ges vom 12.07.2005 nicht verändert (Bl. 142 f.). Zu­letzt hat die Kläge­rin auf Ba­sis von 19 Un­ter­richts­stun­den ei­ne Vergütung in Höhe von 2429,14 € brut­to er­hal­ten (Ab­rech­nung Fe­bru­ar 2006).

Die Kläge­rin ist während der ge­sam­ten Dau­er des Ar­beits­verhält­nis­ses in der In­te­grier­te S. (ISS) In den Sa. ein­ge­setzt wor­den und war dort in vol­lem Um­fang in den Schul­be­trieb ein­ge­glie­dert. Dienst­pläne hat sie der S. nicht er­hal­ten. Sie war un­ter an­de­rem als Klas­sen­leh­re­rin - ein­sch­ließlich der in die­sem Zu­sam­men­hang an­fal­len­den Ver­wal­tungs- und sons­ti­gen Auf­ga­ben (El­tern­aben­de etc.) - für ei­ne 7. bzw. 8. Haupt­schul­klas­se tätig und hat in wei­te­ren Klas­sen un­ter­rich­tet. Sie hat an Klas­sen- und Ge­samt­kon­fe­ren­zen teil­ge­nom­men und hat­te sich u. a. an die Präsens­zeit­ver­ord­nung für die Lehr­kräfte zu hal­ten. Hin­sicht­lich der Ein­zel­hei­ten des zeit­li­chen Um­fangs der Ein­tei­lung der Kläge­rin und die je­wei­li­gen Klas­sen wird auf Blatt 122 bis 125 der Ak­te Be­zug
 


- 11 -

ge­nom­men. Ob und ggf. in wel­chem Um­fang die Kläge­rin ab Ja­nu­ar 2006 darüber hin­aus tätig ge­wor­den ist, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

En­de des Schul­jah­res 2005/2006 hat sich der Be­vollmäch­tig­te der Kläge­rin er­folg­los an die Be­klag­te zu 1 we­gen ei­ner Über­nah­me in den Schul­dienst ge­wandt.

Mit Schrift­satz vom 03.08.2006, ein­ge­gan­gen am 07.08.2006 hat die Kläge­rin die vor­lie­gen­de Kla­ge zunächst mit fol­gen­den Anträgen er­ho­ben:

Es wird fest­ge­stellt, dass zwi­schen der Kläge­rin und der Be­klag­ten zu 1) seit dem 01.02.2005 ein un­be­fris­te­tes An­stel­lungs­verhält­nis über ei­ne Tätig­keit der Kläge­rin als Leh­re­rin im öffent­li­chen Schul­dienst nach Maßga­be des BAT und den die­sen ergänzen­den, ändern­den und er­set­zen­den Ta­rif­be­stim­mun­gen in der je­weils gülti­gen Fas­sung so­wie un­ter Ein­grup­pie­rung der Kläge­rin in Vergütungs­grup­pe II a BAT und ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 19 Un­ter­richts­stun­den be­steht.

Die Be­klag­te zu 1) wird für den Fall des Ob­sie­gens der Kläge­rin mit dem Fest­stel­lungs­an­trag ver­pflich­tet, die Kläge­rin zu den dort ge­nann­ten Be­din­gun­gen vorläufig bis rechts­kräfti­gen Ab­schluss zum Rechts­streits über den 31.07.2006 hin­aus wei­ter­zu­beschäfti­gen.

2. Hilfs­wei­se,

es wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen der Kläge­rin und dem Be­klag­ten zu 2) auf­grund der Be­fris­tung vom 12.07., 31.08.2005 und 13.01.2006 nicht mit dem 31.07.2006 be­en­det wird.

Der Be­klag­te zu 2) wird für den Fall des Ob­sie­gens der Kläge­rin mit dem vor­ste­hen­den Fest­stel­lungs­an­trag ver­pflich­tet, die Kläge­rin über den 31.07.2006 vorläufig bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Rechts­streits mit 19 Un­ter­richts­stun­den/Wo­che und bei Zah­lung ei­ner Vergütung nach der Vergütungs­grup­pe III BAT als Leh­re­rin wei­ter­zu­beschäfti­gen.

Mit Schrift­satz vom 19.10.2006, ein­ge­gan­gen am 20.10.2006, hat die Kläge­rin mit­ge­teilt, dass die Kla­ge auch ge­gen den Be­klag­ten zu 2) als Haupt­an­trag wei­ter­ver­folgt wer­de.

Die Kläge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass zwi­schen ihr und der Be­klag­ten von Be­ginn an ein Ar­beits­verhält­nis zu den Be­din­gun­gen der bei der ihr beschäftig­ten ver­gleich­ba­ren Lehr­kräfte, die nach BAT II a vergütet würden, be­stan­den ha­be. Dies er­ge­be sich aus kon­klu­den­tem und fak­ti­schem Ver­hal­ten; der Ver­ein „S. “ fun­gie­re le­dig­lich als for­ma­ler Ar­beit­ge­ber. Je­den­falls han­de­le es sich um un­zulässi­ge Ar­beit­neh­merüber­las­sung oder über­las­sen­de Ar­beits­ver­mitt­lung i.S. § 1 Abs. 2 AÜG.
 


- 12 -

Die Kläge­rin trägt zum Zu­stan­de­kom­men der Ein­stel­lung vor, dass man, nach­dem sie von der Schu­le In den Sa. den Hin­weis auf den Ver­ein „S. “ er­hal­ten ha­be, dort kei­nen An­lass und kei­ne Not­wen­dig­keit ge­se­hen ha­be, mit der Kläge­rin ein Vor-stel­lung- bzw. Be­wer­bungs­gespräch zu führen. Die Kläge­rin sei nur noch vom Geschäftsführer K. des Ver­ein „S. “, nach­dem die ISS In den Sa. ih­ren Ver­tre­tungs­be­darf - ver­mut­lich über die Be­klag­te zu 1 - bei die­sem an­ge­mel­det ha­be, zwecks Un­ter­zeich­nung des Ar­beits­ver­tra­ges vom 01.02.2005 ge­la­den wor­den. Dar­in ha­be sich
die Ar­beits­be­zie­hung zwi­schen der Kläge­rin und dem Ver­ein „S. “ erschöpft, von dem die Kläge­rin dann nur noch die Ab­rech­nung ih­rer Vergütung - zu­meist recht un­re­gelmäßig - er­hal­ten ha­be und das mo­nat­li­che Net­to­ge­halt aus­be­zahlt be­kom­men ha­be.

Herrn K. ha­be die Kläge­rin während der ge­sam­ten Dau­er ih­res Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses ih­rer Er­in­ne­rung nach nur bei Un­ter­zeich­nung der Ar­beits­verträge bzw. der Ände­rungs­ver­ein­ba­rung ge­se­hen, wo­bei die Pflicht­stun­den­erhöhun­gen je­weils auf­grund
ent­spre­chen­der Be­darfs­an­mel­dun­gen der Schul­lei­tung der ISS In den Sa. er­folgt sei­en. Der Ver­ein „S. “ ha­be ge­genüber der Kläge­rin we­der Vor­ge­setz­ten- noch Dienst­vor­ge­setz­ten­funk­tio­nen aus­geübt, we­der in persönli­cher noch in fach­li­cher Hin­sicht.

Sämt­li­che Wei­sun­gen ha­be die Kläge­rin aus­sch­ließlich durch die je­wei­li­ge Schul­lei­tung der ISS In den Sa. er­hal­ten. So­weit die Kläge­rin in­for­miert sei, beschäfti­ge der Ver­ein „S. “ in sei­ner Geschäfts­stel­le ne­ben dem Geschäftsführer K. noch zwei Se­kretärin­nen. Ob­wohl der Ver­ein „S. “ an­geb­lich zwi­schen 30 und 60 Lehr­kräfte/ Pädago­gen un­ter Ver­trag ha­be, be­ste­he dort auch kein Be­triebs­rat, so­dass noch nicht ein­mal die Ge­le­gen­heit be­stan­den ha­be, durch die Teil­nah­me an Be­triebs­ver­samm­lun­gen die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des Ver­eins ken­nen zu ler­nen.

Die Kläge­rin sei von An­fang an auch als Klas­sen­leh­re­rin ein­ge­setzt wor­den, was für ei­ne Ver­tre­tungs­lehr­kraft unüblich sein dürf­te, da Klas­sen­leh­rer für gewöhn­lich ei­ne Klas­se über ein Schul­jahr hin­weg kon­ti­nu­ier­lich be­glei­te­ten.

Der Ein­satz der Kläge­rin an der ISS In den Sa. sei auch nicht kon­kret ei­nem der Teil­pro­jek­te der Ein­zel­ver­ein­ba­rung zum Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag zu­zu­ord­nen. Zwar sei ih­re Ein­stel­lung zunächst durch ei­ne länge­re Er­kran­kung ei­ner an­de­ren Lehr­kraft, Frau M. F. , ver­an­lasst ge­we­sen, die seit dem 10.01.2005 in­fol­ge des tra­gi­schen Ver­lus­tes ei­nes Soh­nes ar­beits­unfähig aus­ge­fal­len ge­we­sen sei. Frau F. ha­be sich dann aber, ver­mut­lich schon zum Schul­jahr 2005/2006, spätes­tens aber zum 01.02.2006 an die Schu­le S. Straße ver­set­zen las­sen, wo sie seit dem 01.02.2006 im Rah­men ei­ner Wie­der­ein­glie­de-


- 13 -

rungs­maßnah­me als Lehr­kraft tätig sei. Die Kläge­rin sei al­so je­den­falls seit dem 01.02.2006 nicht mehr als Ver­tre­tungs­kraft für Frau F. beschäftigt ge­we­sen und sei auch da­vor schon un­ter­richt­lich in an­de­ren Klas­sen ein­ge­setzt wor­den, oh­ne dass dies durch den krank­heits­be­ding­ten Aus­fall von Frau F. ver­an­lasst ge­we­sen wäre.

So­weit die Ar­beits­zeit durch die Verträge vom 31.08.2005 bzw. vom 13.01.2006 auf­ge­stockt sei, sei die Kläge­rin durch die Be­klag­ten nicht über ei­ne ir­gend­wie ge­ar­te­te Ver­tre­tung in­for­miert wor­den.

Nach Kennt­nis der Kläge­rin or­ga­ni­sie­re der Ver­ein „S. “ we­ni­ger die Kran­ken­ver­tre­tung an Schu­len, son­dern stel­le die pro for­ma bei ihm ein­ge­stell­ten Lehr­kräfte der Be­klag­ten zu 1 auch in an­de­ren Fällen per­so­nel­ler Engpässe zur Verfügung.

Hin­sicht­lich des Um­fangs des Ein­sat­zes trägt die Kläge­rin vor, dass sich bis zum 15.01.2006 die wöchent­li­che Un­ter­richts­pflicht­stun­den­zahl auf 15 Un­ter­richts­stun­den zuzüglich 2 wei­te­rer Un­ter­richts­stun­den gemäß dem Ar­beits­ver­trag vom 31.08.2005 be­lau­fen ha­be.

Am 12.01.2006 ha­be Herr J. , der Schul­lei­ter der ISS, die Kläge­rin, die zu die­ser Zeit für kur­ze Zeit krank­ge­schrie­ben ge­we­sen sei, zu Hau­se an­ge­ru­fen, um ihr die "freu­di­ge Mit­tei­lung zu ma­chen, dass die S. mir 4 Un­ter­richts­stun­den mehr be­wil­ligt ha­be“. Zu die­ser Zeit sei die Kläge­rin mit 17 Un­ter­richts­stun­den tätig ge­we­sen, wes­halb sie da­von aus­ge­gan­gen sei, dass ihr nun­mehr zusätz­lich 4, zu­sam­men al­so 21 Un­ter­richts­stun­den, be­wil­ligt wor­den sei­en. Am dar­auf fol­gen­den Mon­tag ha­be die Kläge­rin mit Herrn J. in des­sen Büro ge­spro­chen. Die­ser ha­be an­ge­deu­tet, dass er sie höchst­wahr­schein­lich als Ver­tre­tung in der „null­ten“ St­un­de mit Förder­un­ter­richt im Fach Deutsch ein­set­zen wol­le, er das aber noch nicht ge­nau wis­se. Die Kläge­rin ha­be dar­auf­hin er­wi­dert, das ja nach den Som­mer­fe­ri­en 2006 ein Mu­sik-Thea­ter-Pro­jekt ge­plant sei, für das sich die Kol­le­gin S. -H. ih­ren St­un­den­plan um 2 St­un­den auf­ge­stockt ha­be, sie und Frau S. -H. aber noch gar kei­ne Pla­nungs­zeit für das Pro­jekt ge­habt hätten. Außer­dem ste­he die Ent­wick­lung des Cur­ri­cu­l­ums für den ganz neu ge­plan­ten Pro­jekt­un­ter­richt an, in dem die Fächer Dar­stel­len­des Spiel, Kunst und Mu­sik zu­sam­men­ge­fasst wer­den soll­ten. Dafür müss­ten noch Pro­jekt­ide­en ent­wi­ckelt wer­den. Sch­ließlich ge­be es auch noch An­fra­gen für ei­ne so ge­nann­te Pro­be­ar­beit der Kläge­rin mit Frau S. –H. . Herr J. ha­be das zur Kennt­nis ge­nom­men und erklärt, er wol­le sich das über­le­gen.

- 14 -

Am 26. und 27. April 2004 ha­be die Kläge­rin dann zu­sam­men mit 4 Kol­le­gen ei­ne Dienst­fahrt nach Wies­ba­den un­ter­nom­men, wo das Dar­stel­len­de Spiel an der H. -L. - Schu­le schon seit Jah­ren in Un­ter­richt in­te­griert ge­we­sen sei. Es hätten Pla­nungs­gespräche mit den Kol­le­gen ge­folgt und die Kläge­rin ha­be zu­sam­men mit Frau S. -H. in zwei 6. Klas­sen un­ter­rich­tet und Ein­zel-Stim­mun­ter­richt auf An­fra­ge der stell­ver­tre­ten­den Schul­lei­te­rin ge­ge­ben. Die Kläge­rin ha­be über die­se zusätz­li­chen Ar­beits­zei­ten kein "Ta­ge­buch“ geführt, da sie da­von aus­ge­gan­gen sei, dass die­se dem Schul­lei­ter be­kannt ge­we­sen sei.

Zum St­un­den­ein­satz sei noch zu ver­mer­ken, dass sie an je­dem zwei­ten Mitt­woch an der Präsenz­pflicht teil­zu­neh­men hat­te und bis 17:15 Uhr in der Schu­le ha­be an­we­send sein müssen. Außer­dem ha­be Herr J. sie ver­pflich­tet, an der Fort­bil­dung „Per­for­ma­ti­ves Spiel“ teil­zu­neh­men, die zwei­mal mo­nat­lich mitt­wochs von 15 bis 17 Uhr im Lan­des­in­sti­tut für Schu­le statt­ge­fun­den ha­be. Als Klas­sen­leh­re­rin ei­ner 7. / 8. Haupt­schul­las­se ha­be die Kläge­rin zwei El­tern­aben­de im Schul­jahr or­ga­ni­siert und re­gelmäßig 1-stündi­ge Te­le­fo­na­te mit El­tern und dem So­zi­al­dienst geführt. Darüber hin­aus ha­be es we­gen ei­ni­ger schwie­ri­ger Schüler re­gelmäßig Ord­nungs­maßnah­me­kon­fe­ren­zen ge­ge­ben. Hin­sicht­lich der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Vor­trags der Kläger zum Ein­satz wird auf Blatt 163 ff. der Ak­te Be­zug ge­nom­men.

Im Übri­gen ver­tritt die Kläge­rin die Auf­fas­sung, dass die mit der S. e.V. ver­ein­bar­te Be­fris­tung un­wirk­sam sei, da ein sach­li­cher Grund nicht er­sicht­lich sei. Ein even­tu­ell beim Ent­lei­her vor­lie­gen­der Sach­grund würde auch nicht zur Be­gründung ei­ner Be­fris­tung beim Ver­lei­her her­an­ge­zo­gen wer­den können. Ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung sei eben­falls nicht möglich, da es sich nicht um ei­ne Verlänge­rung, son­dern um ei­ne Verände­rung des Ar­beits­ver­tra­ges ge­han­delt ha­be. Die Ar­beits­zeit sei mit dem Ar­beits­ver­trag vom 12.07.2005 von Zeit­stun­den auf Un­ter­richts­stun­den verändert wor­den und der Ur­laub sei von 30 auf 29 Ar­beits­ta­ge re­du­ziert wor­den. Hin­sicht­lich des wei­te­ren dies­bezügli­chen Vor­tra­ges wird auf Blatt 88 ff. Be­zug ge­nom­men.

Die Kläge­rin hat zu­letzt be­an­tragt:

1. Es wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen der Kläge­rin und der Be­klag­ten zu 1 nicht auf­grund der Be­fris­tun­gen vom 12.07.2005, 31.08.2005 und 13.01.2006 mit dem 31.07.2006 be­en­det wur­de und zwi­schen den Par­tei­en ein un­be­fris­te­tes An­stel­lungs­verhält­nis über ei­ne Tätig­keit der Kläge­rin als Leh­re­rin im öffent­li­chen Schul­dienst nach Maßga­be des BAT und den die­sen ergänzen­den, ändern­den und er­set­zen­den Ta­rif­be-

- 15 -

stim­mun­gen in der je­weils gülti­gen Fas­sung so­wie un­ter Ein­grup­pie­rung der Kläge­rin in Vergütungs­grup­pe II a BAT und ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 21 Un­ter­richts­stun­den be­steht.

Die Be­klag­te zu 1) wird für den Fall des Ob­sie­gens der Kläge­rin mit dem Fest­stel­lungs­an­trag ver­pflich­tet, die Kläge­rin zu den dort ge­nann­ten Be­din­gun­gen vorläufig bis rechts­kräfti­gen Ab­schluss zum Rechts­streits über den 31.07.2006 hin­aus wei­ter­zu­beschäfti­gen.

2. Es wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen der Kläge­rin und dem Be­klag­ten zu 2) auf­grund der Be­fris­tung vom 12.07., 31.08.2005 und 13.01.2006 nicht mit dem 31.07.2006 be­en­det wird.

Der Be­klag­te zu 2) wird für den Fall des Ob­sie­gens der Kläge­rin mit dem vor­ste­hen­den Fest­stel­lungs­an­trag ver­pflich­tet, die Kläge­rin über den 31.07.2006 vorläufig bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Rechts­streits mit 21 Un­ter­richts­stun­den/Wo­che und bei Zah­lung ei­ner Vergütung nach der Vergütungs­grup­pe III BAT als Leh­re­rin wei­ter­zu­beschäfti­gen.

Die Be­klag­ten ha­ben be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, zu ihr sei kein Ar­beits­verhält­nis be­gründet wor­den sei.

Der Per­so­nal­ein­satz sei auf­grund des Ko­ope­ra­ti­ons­ver­tra­ges mit dem Ver­ein „S. “ er­folgt. Die Be­reit­stel­lung von Per­so­nal durch die­sen er­fol­ge nicht ge­werbsmäßig. Das ent­schei­den­de Kri­te­ri­um für die Ge­werbsmäßig­keit sei die Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht und die­se sei auf­grund des Ko­ope­ra­ti­ons­ver­tra­ges – dort § 11 - ge­ra­de aus­ge­schlos­sen. Der Ver­ein „S. “ er­hal­te für die Durchführung des Ver­tre­tungs­pro­gramms ei­ne Zu­wen­dung im Rah­men der in­sti­tu­tio­nel­len Förde­rung, die auch die Ver­wal­tungs­kos­ten be­inhal­te und ex­akt nach­ge­wie­sen wer­den müsse (Ein­zel­hei­ten Bl. 120/126). Nur die­se wer­de von der Be­klag­ten zu 1 gewährt. Es sei auch nicht er­kenn­bar, dass der Ver­ein „S. “ mit­tel­bar wirt­schaft­li­che Vor­tei­le aus der Ar­beit­neh­merüber­las­sung zie­he. Un­abhängig da­von sei der Ver­ein „S. “ als ge­meinnützi­ge Ein­rich­tung an­er­kannt, weil er aus­sch­ließlich und un­mit­tel­bar ge­meinnützi­gen Zwe­cken gemäß § 51 Ab­ga­ben­ord­nung die­ne. Er sei des­halb von der Körper­schaft­steu­er und der Ge­wer­be­steu­er be­freit.


- 16 -

Es könne auch kein Zwei­fel dar­an be­ste­hen, dass der Ver­ein „S. “ al­le übli­chen Ar­beit­ge­ber­pflich­ten und das Ar­beit­ge­ber­ri­si­ko tra­ge.

So­weit es um die sach­grund­lo­se Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses der Kläge­rin zum Ver­ein „S. “ ge­he, schließe sich die Be­klag­te zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen de­ren Ausführun­gen an.

Zum Um­fang des Ein­sat­zes der Kläge­rin im Zeit­raum vom 16.01. bis 31.07.2006 trägt die Be­klag­te zu 1 noch vor, dass die­se mit 19 Un­ter­richts­stun­den ein­ge­setzt wor­den sei (Ein­zel­hei­ten Bl. 119/122 ff).

Der Be­klag­te zu 2, der Ver­ein „S. “ hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass zwi­schen ihm und der Kläge­rin ein wirk­sam be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­stan­den ha­be.

Das Ar­beit­neh­merüber­las­sungs­ge­setz sei we­der di­rekt noch ent­spre­chend an­zu­wen­den.Beim Ver­ein „S. “ hand­le es sich um ei­ne ge­meinnützi­ge Körper­schaft, in­so­weit sei er nicht be­rech­tigt, Ge­winn zu er­zie­len. Die Ge­meinnützig­keit ha­be während des ge­sam­ten Ver­trags­zeit­raums be­stan­den. Ei­ne Ge­neh­mi­gung zur Ar­beit­neh­merüber­las­sung wer­de des­halb nicht benötigt und nicht er­teilt. Der Be­klag­te er­hal­te von sei­nem ein­zi­gen Auf­trag­ge­ber kei­ne Zu­wen­dun­gen, die ihm die Er­zie­lung von Ge­win­nen ermöglich­ten. Viel­mehr müsse er ex­akt die bei ihm an­fal­len­den Ver­wal­tungs­kos­ten für die von ihm sei­tens der Be­klag­ten zu 1 er­fol­gen­den Zah­lun­gen nach­wei­sen. Nur die­se nach­ge­wie­se­nen Ver­wal­tungs­kos­ten würden dem Ver­ein „S. “ im Hin­blick auf die sich aus dem Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag er­ge­ben­den Leis­tun­gen gewährt.

Die von der Kläge­rin dar­ge­stell­ten Umstände der Ein­glie­de­rung in den Schul­be­trieb ergäben sich aus dem Merk­mal des Leih­ar­beits­verhält­nis­ses. Un­abhängig da­von, ob es sich um ge­werbsmäßige oder nicht ge­werbsmäßige Ar­beit­neh­merüber­las­sung hand­le, erschöpfe sich der Be­triebs­zweck des ei­gent­li­chen Ar­beit­ge­bers, al­so hier des Ver­eins „S. “, ge­ra­de dar­in, Drit­ten Ar­beit­neh­mer zur Ar­beits­leis­tung zur Verfügung zu stel­len. Schon be­griff­lich set­ze des­halb ein Leih­ar­beits­verhält­nis vor­aus, dass der Ar­beit­neh­mer in den Be­trieb des Drit­ten ein­ge­glie­dert sei und des­sen Wei­sun­gen hin­sicht­lich der Ar­beits­ausführung un­ter­lie­gen müsse. Mit der Über­las­sung des Leih­ar­beit­neh­mers wer­de dem Ent­lei­her auf Zeit der­je­ni­ge Teil des Di­rek­ti­ons­rechts über­tra­gen, den der Ent­lei­her zur kon­kre­ten Steue­rung des Ar­beits­ein­sat­zes des über­las­se­nen Ar­beit­neh­mers in sei­nem Be­trieb benöti­ge. Ge­nau die­se Vor­aus­set­zun­gen lägen auf­grund der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba-

- 17 -

run­gen zwi­schen der Be­klag­ten und dem Ver­ein „S. “ hin­sicht­lich des Ein­sat­zes der Kläge­rin als Leh­re­rin be­fris­tet bis zum 31.07.2006 vor.

Das von Sei­ten des Ver­eins „S. “ mit der Kläge­rin am 01.02.2005 geführ­te Gespräch ha­be er­ge­ben, dass die Kläge­rin für den Ein­satz als Leh­re­rin ge­eig­net ge­we­sen sei. Da auch schon von Sei­ten der Schu­le ein Ein­verständ­nis für den ver­tre­tungs­wei­sen Ein­satz der Kläge­rin be­stan­den ha­be und mit­ge­teilt wor­den sei, ha­be sich Herr K. mit dem Vor­stel­lungs­gespräch, wel­ches zu­gleich das Ein­stel­lungs­gespräch ge­we­sen sei, be­gnügen können. Für Herrn K. ha­be fest ge­stan­den, dass der Kläge­rin im Ein­zel­nen be­wusst ge­we­sen sei, dass sie be­fris­tet für den Be­klag­ten in der ISS In den Sa. als Leh­re­rin in der Se­kun­dar­stu­fe I ein­ge­setzt wer­de. Wei­te­re Gespräche hätten dann bei Un­ter­zeich­nung der wei­te­ren Verträge statt­ge­fun­den. Auch bei die­sen Un­ter­re­dun­gen ha­be die Kläge­rin nicht in Fra­ge ge­stellt, dass sie Ar­beit­neh­me­rin des Ver­eins „S. “ sei. Ihr sei auch be­kannt ge­we­sen, dass die Er­stel­lung der Dienst­pläne wie auch die Ein­tei­lung und dem­ent­spre­chen­de Wei­sungs­be­fug­nis­se an die Schul­lei­tung de­le­giert wor­den sei­en.

Hin­sicht­lich der Be­fris­tung hat der Ver­ein „S. “ die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass die Kläge­rin die Be­fris­tung nicht frist­ge­recht gemäß § 17 KSchG an­ge­grif­fen ha­be. Im Übri­gen sei die Be­fris­tung wirk­sam. Ent­ge­gen der Be­zeich­nung ha­be es sich um ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung ge­han­delt. Der Ver­trag vom 12.07.2005 wei­se in­so­weit kei­ne Ab­wei­chung hin­sicht­lich der Ar­beits­zeit ge­genüber dem Ar­beits­ver­trag vom 01.02.2005 auf. Im ers­ten Ar­beits­ver­trag sei die Ge­samt­ar­beits­zeit an­ge­ge­ben wor­den, weil die S. e.V. ge­genüber der Be­rufs­ge­nos­sen­schaft ver­pflich­tet ge­we­sen sei, bei Leh­rern nicht le­dig­lich die Un­ter­richts­stun­den mit­zu­tei­len, son­dern die ge­sam­te Ar­beits­zeit, die sich aus die­ser Un­ter­richts­zeit er­ge­be. Die dort an­ge­ge­be­nen 21,4 St­un­den entsprächen 15 Un­ter­richts­stun­den, das Verhält­nis sei iden­tisch mit dem Verhält­nis von 38,5 St­un­den zu 27 Un­ter­richts­stun­den bei ei­ner Voll­zeit­beschäfti­gung in der Se­kun­dar­stu­fe I. Im Übri­gen ha­be Herr K. der Kläge­rin aus­drück­lich erklärt, dass die fest­ge­leg­te Ar­beits­zeit nur ei­ne for­ma­le For­mu­lie­rung der tatsächlich zu leis­te­ten Un­ter­richts­stun­den dar­stel­le.

Hin­sicht­lich der An­ga­be der Ur­laubs­dau­er ha­be es sich um ein ganz of­fen­sicht­li­ches Ver­se­hen ge­han­delt, wel­ches durch den Nach­trag vom 31.08.2005 kor­ri­giert wor­den sei. Im Übri­gen wir­ke sich die Ur­laubs­dau­er auf­grund der Tätig­keit der Kläge­rin über­haupt nicht ma­te­ri­ell aus, da sie oh­ne­hin während der ge­sam­ten Schul­fe­ri­en Ur­laub ge­habt ha­be.

- 18 -

Bei den Verträgen vom 31.08.2005 bzw. vom 13.01.2006 ha­be es sich um be­fris­te­te Auf­sto­ckun­gen der Ar­beits­zeit um zunächst 2 St­un­den und dann um ins­ge­samt vier St­un­den ge­han­delt, wel­che auf­grund der In­di­vi­du­al­ver­ein­ba­rung kei­ner In­halts­kon­trol­le un­terlägen. Es lie­ge aber auch kei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung vor, da ein sach­li­cher Grund für die Be­fris­tung der Auf­sto­ckung vor­ge­le­gen ha­be. An der ISS In den Sa. ha­be zusätz­lich ein er­krank­ter Leh­rer, nämlich Herr B. , ver­tre­ten wer­den müssen. Als sich er­ge­ben ha­be, dass Herr B. noch länger krank sein würde, sei die Un­ter­richts­zeit mit Wir­kung ab 16.01.2006 auf 4 Un­ter­richts­stun­den erhöht wor­den. Die Kläge­rin ha­be al­ler­dings Herrn B. nicht di­rekt, son­dern auf­grund ei­nes Ring­tau­sches in­ner­halb der Schu­le ver­tre­ten. Wie auch das ge­sam­te Ar­beits­verhält­nis sei die Auf­sto­ckung des­halb bis zum 31.07.2006 be­fris­tet ge­we­sen, weil En­de Ju­li 2006 das Schul­jahr ge­en­det ha­be. Zu die­sem Zeit­punkt ha­be der Ver­tre­tungs­be­darf so­wohl hin­sicht­lich des Herrn B. als auch hin­sicht­lich der Mit­ar­bei­te­rin F. ge­en­det.

Hin­sicht­lich der ei­gent­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit von 15 Un­ter­richts­stun­den sei die Kläge­rin als Teil­ver­tre­tung für die er­krank­te Klas­sen­leh­re­rin Frau F. ein­ge­setzt wor­den.

Der Schul­lei­ter J. ha­be von der Kläge­rin nie Mehr­ar­beit oder zusätz­li­che St­un­den ab­ver­langt, er ha­be ihr auch nicht mit­ge­teilt, dass 4 Un­ter­richts­stun­den mehr be­wil­ligt wor­den sei­en. Ver­langt wor­den sei­en nur die Ne­ben­ar­bei­ten, die nor­ma­ler­wei­se von ei­nem Leh­rer ne­ben sei­nen Un­ter­richts­stun­den ge­leis­tet wer­den müss­ten. Für die Fort­bil­dung ha­be die Kläge­rin im zwei­ten Schul­halb­jahr ex­tra 2 Frei­stun­den pro Wo­che er­hal­ten. Die von der Kläge­rin an­geführ­ten Maßnah­men entsprächen letz­ten En­des nur dem, was übli­cher­wei­se im Rah­men ei­nes nor­ma­len Ar­beits­all­tags ei­nes Leh­rers bewältigt wer­den müsse. Die Kläge­rin ha­be während der ge­sam­ten Dau­er ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses zu kei­nem Zeit­punkt ver­sucht, die tatsächli­che Ar­beits­zeit klar­zu­stel­len und nie den Aus­gleich von an­geb­li­cher Mehr­ar­beit be­an­sprucht.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Vor­brin­gens der Par­tei­en in ers­ter In­stanz wird auf den In­halt der dort ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen ver­wie­sen.


Das Ar­beits­ge­richt Bre­men-Bre­mer­ha­ven hat am 04.04.2007 fol­gen­des Ur­teil verkündet:

1. Es wird fest­ge­stellt, dass zwi­schen der Kläge­rin und der Be­klag­ten zu 1) seit dem 01.02.2005 ein un­be­fris­te­tes An­stel­lungs­verhält­nis über ei­ne Tätig­keit der Kläge­rin als Leh­re­rin im öffent­li­chen Schul­dienst nach Maßga­be des BAT und den die­sen ergänzen­den, ändern­den und er­set­zen­den Ta­rif­be­stim­mun­gen in der je­weils gülti­gen Fas­sung so­wie un­ter Ein­grup­pie­rung der Kläge­rin in Vergütungs­grup­pe II a BAT und ei­ner wöchent­li­chen Ar-
 


- 19 -

beits­zeit von 15 Un­ter­richts­stun­den im Zeit­raum bis 31.08.2005, von 17 Un­ter­richts­stun­den bis 15.01.2006 und von 19 Un­ter­richts­stun­den seit 16.01.2006 be­steht und dass die­ses Ar­beits­verhält­nis nicht auf­grund der Be­fris­tun­gen vom 12.07.05, 31.08.05 und 13.01.06 mit dem 31.07.06 be­en­det wur­de.

2. Die Be­klag­te zu 1) wird ver­ur­teilt, die Kläge­rin zu den un­ter Zif­fer 1) ge­nann­ten Be­din­gun­gen mit ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 19 Un­ter­richts­stun­den vorläufig bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Rechts­streits über den 31.07.2006 hin­aus wei­ter­zu­beschäfti­gen.

3. Im Übri­gen wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

4. Die Kläge­rin trägt 45 % der Kos­ten des Rechts­streits; die Be­klag­te zu 1) 55%.

5. Der Wert des Streit­ge­gen­stan­des wird auf 20 398,82 € fest­ge­setzt.

Zur Be­gründung sei­ner Ent­schei­dung hat das Ar­beits­ge­richt aus­geführt, zwi­schen der Kläge­rin und der Be­klag­ten be­ste­he seit dem 01.02.2005 gemäß §§ 10 Abs. 1 Satz 1 ers­ter Halb­satz, 9 Nr. 1 AÜG kraft Ge­set­zes ein Ar­beits­verhält­nis, da die S. e.V. im Hin­blick auf die Über­las­sung von Per­so­nal zur Un­ter­richts­ver­tre­tung in Krank­heitsfällen an Bre­mi­schen Schu­len ge­werbsmäßig Ar­beit­neh­merüber­las­sung be­trie­ben ha­be, oh­ne über die gemäß § 1 AÜG er­for­der­li­che Er­laub­nis zu verfügen.


Es genüge zur Be­stim­mung der Ge­werbsmäßig­keit nicht, al­lei­ne die Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht der Ar­beit­ge­be­rin im en­ge­ren Sin­ne zu über­prüfen und al­lein auf­grund ei­ner even­tu­el­len steu­er­li­chen Ge­meinnützig­keit ei­ne sol­che Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht zu ver­nei­nen. Es sei viel­mehr ei­ne wer­ten­de Be­trach­tung al­ler Umstände des Ein­zel­fal­les er­for­der­lich, um Ge­stal­tungs­miss­brauch aus­zu­sch­ließen und nur die­je­ni­gen For­men der Ar­beit­neh­merüber­las­sung von der Ge­neh­mi­gungs­pflicht aus­zu­neh­men, die im en­ge­ren Sinn un­ter Be­trach­tung der In­ter­es­sen­la­ge al­lein am Drei­ecks­verhält­nis Ver­lei­her - Ent­lei­her - Ar­beit­neh­mer Be­tei­lig­ten die­ser Er­leich­te­rung bedürfen. Da­bei der Ge­set­zes­zweck des AÜG zu be­ach­ten, nämlich ei­ner­seits le­ga­le Ar­beit­neh­merüber­las­sung zu re­geln, an­de­rer­seits il­le­ga­le Ar­beit­neh­merüber­las­sung zu bekämp­fen.

Die Be­klag­te könne sich nicht dar­auf be­ru­fen, dass zwi­schen ihr und der Kläge­rin al­len­falls nach § 10 Abs. 1 S. 2 AÜG ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis ent­spre­chend der zwi­schen der Kläge­rin und der S. ver­ein­bar­ten Be­fris­tung bestünde. Hierfür ha­be die Be­klag­te kei­nen sach­lich recht­fer­ti­gen­den Grund vor­ge­tra­gen. Die Be­klag­te könne
 


- 20 -

sich auch nicht dar­auf be­ru­fen, die Kläge­rin hätte ihr ge­genüber die Klag­frist des § 17 Tz­B­fG nicht ge­wahrt.

Die von der Kläge­rin be­gehr­te Vergütungs­grup­pe er­ge­be sich aus der un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­ge­nen Vergütungs­pra­xis der Be­klag­ten.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten der Be­gründung der Ent­schei­dung wird auf die Ent­schei­dungs­gründe des an­ge­grif­fe­nen Ur­teils (Blatt 116 bis 230 der Ak­te) ver­wie­sen.

Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Bre­men-Bre­mer­ha­ven wur­de der Be­klag­ten zu 1 am 20.04.2007 zu­ge­stellt. De­ren Be­ru­fung ging am 21.05.2007, ei­nem Mon­tag, die Be­ru­fungs­be­gründung nach ent­spre­chen­der Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist am 20.07.2007 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein.

So­weit ih­re Kla­ge ge­gen die S. e.V. - Be­klag­te zu 2) ab­ge­wie­sen wur­de, leg­te die Kläge­rin vor­sorg­lich Be­ru­fung ein. Das Be­ru­fungs­ver­fah­ren ge­gen den Ver­ein „S. “ wur­de ab­ge­trennt.

Die Be­klag­te greift die erst­in­stanz­li­che Ent­schei­dung un­ter ver­tief­ter Dar­stel­lung ih­rer Rechts­auf­fas­sung an. Die Be­klag­te ist der Auf­fas­sung, es han­de­le sich vor­lie­gend nicht um Ar­beit­neh­merüber­las­sung nach dem AÜG, da die S. e.V. nicht ge­werbsmäßig Ar­beit­neh­merüber­las­sung be­trei­be. Es feh­le die Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht. Die Be­klag­te ha­be bei der Ko­ope­ra­ti­on mit der S. nicht die Kon­trol­le ei­nes er­heb­li­chen
Beschäfti­gungs­be­reichs auf­ge­ge­ben. Wenn es der ge­setz­ge­be­ri­sche Wil­le ge­we­sen wäre, die­sen ver­meint­lich nicht kon­trol­lier­ba­ren Beschäfti­gungs­be­reich un­ter den Schutz des AÜG zu stel­len, hätte nichts näher ge­le­gen, als dies im Ge­setz zu tun. Die Fik­ti­on ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses zur Be­klag­ten nach dem AÜG schei­de des­halb aus. Der Be­klag­ten könne auch nicht vor­ge­hal­ten wer­den, die gewähl­te Ver­trags­ge­stal­tung sei miss­bräuch­lich. Der Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner S. e.V. sei ein ge­meinnützi­ger Ver­ein. Des­sen Abhängig­keit von Ver­ein­ba­run­gen mit der Be­klag­ten und de­ren fi­nan­zi­el­len Leis­tun­gen sei nichts Un­gewöhn­li­ches. Ge­ra­de bei größeren Kon­zer­nen würden oft­mals rei­ne Per­so­nalüber­las­sungs­fir­men ge­gründet, die selbst­verständ­lich auch in ei­nem un­mit­tel­ba­ren Abhängig­keits­verhält­nis stünden. Wenn die Be­klag­te un­ter Berück­sich­ti­gung der herr­schen-den Recht­spre­chung die ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen nutz­te, könne nicht be­haup­tet wer­den, dass sie be­wusst den be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mern den Schutz der Re­ge­lun­gen des AÜG ent­zie­he.

- 21 -

Auch wenn man den recht­li­chen An­satz des Ar­beits­ge­richts für rich­tig hal­ten soll­te, müsse fest­ge­hal­ten wer­den, dass dies Ar­beits­verhält­nis be­fris­tet bestünde. Die Kläge­rin ha­be nach des­sen Be­en­di­gung die 3-Wo­chen­frist des § 17 Tz­B­fG ge­genüber der Be­klag­ten nicht ein­ge­hal­ten. Im Übri­gen läge ein Sach­grund für die Be­fris­tung vor. Auf die Ausführun­gen der S. e.V. in ers­ter In­stanz wer­de ver­wie­sen.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Bre­men-Bre­mer­ha­ven vom 19.4.2007 zum Az: 9 Ca 9381/06 ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Bre­men-Bre­mer­ha­ven vom 19.4.2007 - 9 Ca 9381/06 zurück­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin ver­tei­digt die erst­in­stanz­li­che Ent­schei­dung mit Rechts­ausführun­gen.

Die Kläge­rin trägt vor, nach ei­nem von der Be­klag­ten­sei­te nicht wi­der­spro­che­nen Ar­ti­kel im We­ser-Ku­rier ha­be sie nicht nur so­ge­nann­te Feu­er­wehr-Lehr­kräfte un­ter Ver­trag, son­dern 88 Leh­rer, die der Be­klag­ten zur Ab­de­ckung re­gelmäßig an­fal­len­der Un­ter­richts­be­dar­fe zur Verfügung ge­stellt würden. Zwi­schen­zeit­lich sol­le die Be­klag­te nach dem nicht be­strit­te­nen Be­richt des W. -K. sol­chen Lehr­kräften, die pro for­ma bei der S. e.V. an­ge­stellt sei­en, Über­nah­me­an­ge­bo­te in den öffent­li­chen Schul­dienst der Be­klag­ten un­ter­brei­tet ha­ben.

Die S. e.V. sei in­zwi­schen auf­grund langjährig geübter Pra­xis - un­ge­ach­tet ih­rer mögli­cher­wei­se ein­mal an­de­ren Ent­ste­hungs­gründe - Teil ei­nes Per­so­nal­be­schaf­fungs-und Re­kru­tie­rungs­mo­dells ge­wor­den, des­sen sich die Be­klag­te be­dient, um ih­rem ver­fas­sungs­recht­li­chen Auf­trag nach Art. 26 BremLV in Ver­bin­dung mit §§ 2-4 Bre­mSchvwG nach­zu­kom­men. Of­fen­bar lei­te die Be­klag­te hier­aus ih­re Be­fug­nis ab, durch ih­re Fi­nanz­behörde der S. e.V. Ge­meinnützig­keit zu at­tes­tie­ren.

Mit dem Ar­beits­ge­richt sei die recht­li­che Drei­ecks­be­zie­hung zwi­schen der Be­klag­ten, der S. e.V. und der Kläge­rin zu­tref­fend mit den ge­setz­li­chen Ka­te­go­ri­en des AÜG sys­te­ma­tisch so­wie nach Sinn und Zweck zu er­fas­sen. Eben­so zu­tref­fend sei die Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts, dass die vor­lie­gen­de Kon­struk­ti­on ein Um­ge­hungs­geschäft sei.

Die Be­klag­te tritt dem mit dem Ar­gu­ment ent­ge­gen, die Ko­ope­ra­ti­on mit der S. bie­te ei­ne Möglich­keit des Ein­stiegs in die schu­li­sche Pra­xis für die­je­ni­gen Per­so­nen, die

- 22 -

auf­grund ih­rer persönli­chen Qua­li­fi­ka­ti­on zunächst nicht in die Lehr­er­lauf­bahn hätten über­nom­men wer­den können. Es be­ste­he für Ver­tre­tungs­leh­re­rin­nen und Ver­tre­tungs­leh­rer die Chan­ce, sich im Un­ter­richt­s­ein­satz zu bewähren und Be­rufs­er­fah­rung zu­sam­men. Hierüber könne sich dann die Möglich­keit ei­ner Über­nah­me in den öffent­li­chen Dienst der Be­klag­ten erfüllen, die sonst ver­schlos­sen blie­be. Die Un­ter­richts­ver­tre­tung ent­hal­te zwei Bau­stei­ne ei­nes ge­stuf­ten Ver­tre­tungs­mo­dells für länger­fris­ti­ge und kurz­fris­ti­ge Ver­tre­tungsfälle: die so­ge­nann­te Leh­rer­feu­er­wehr und die "fle­xi­ble Un­ter­richts­ver­tre­tung". Ins­ge­samt 177 Lehr­kräften, die bei der S. e.V. beschäftigt sein stünden rund 5000 Leh­re­rin­nen und Leh­rern ge­genüber, die im öffent­li­chen Dienst tätig sein.

In der Re­gel daue­re der Ein­satz ei­ner Ver­tre­tungs­kraft bis zur Rück­kehr der ver­tre­te­nen Lehr­kraft. Es han­de­le sich in­so­weit nicht um Re­gel­lehr­kräfte. Von ei­ner pro for­ma An­stel­lung könne kei­ne Re­de sein. Auf die Lehr­kräfte des Ver­eins wer­de auch erst zurück­ge­grif­fen, wenn mit ei­ge­nem Per­so­nal ei­ne Un­ter­richts­ver­tre­tung nicht mehr möglich sei. Bei ei­nem kurz­fris­ti­gen Fall, die über die fle­xi­ble Un­ter­richts­ver­tre­tung ab­ge­deckt wer­den sol­le, könne die Schul­lei­tung im Rah­men der ihr zu­ge­wie­se­nen Geld­mit­tel ei­genständig die S. e.V. be­auf­tra­gen, ei­ne Lehr­kraft zur Verfügung zu stel­len.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Vor­brin­gens der Par­tei­en in zwei­ter In­stanz wird auf den In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen ver­wie­sen.

E N T S C H E I D U N G S G R Ü N D E :

I.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist im Hin­blick nach § 64 Abs. 2 c) ArbGG statt­haft. Die Be­ru­fung ist form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den und so­mit ins­ge­samt zulässig.

II.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist nicht be­gründet. Sie war da­her zurück­zu­wei­sen.

1. Die Be­ru­fungs­kam­mer teilt die Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts Bre­men-Bre­mer­ha­ven zur Fra­ge der An­wend­bar­keit der ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen des ABG zu­min­dest im Rah­men ana­lo­ger An­wen­dung und sieht in­so­weit von der Dar­stel­lung der Ent-
 


- 23 -

schei­dungs­gründe un­ter Ver­weis auf das ar­beits­ge­richt­li­che Ur­teil gemäß § 69 Abs. 2 ArbGG ab. Letzt­lich kann dies aber da­hin­ste­hen, da die Be­ru­fung be­reits aus an­de­ren Gründen un­be­gründet ist.


2. Nach Auf­fas­sung der Be­ru­fungs­kam­mer hat die Be­klag­te die Rechts­form der Beschäfti­gung der Kläge­rin (An­for­de­rung für die Be­set­zung ei­ner Leh­rer­stel­le beim Ver­ein S. ) un­zulässi­ger­wei­se gewählt.

Der Rechts­wirk­sam­keit der von der Be­klag­ten gewähl­ten Drei­ecks­kon­struk­ti­on zur Beschäfti­gung der Kläge­rin ste­hen die ge­setz­li­chen Vor­ga­ben zum Be­trieb staat­li­cher Schu­len (Art. 7 GG, Art. 28 Brem LV, Bre­mSchvwG, Bre­mSchulG) ent­ge­gen. Die Auf­fas­sung der Be­klag­ten, sie könne, eben­so wie sich pri­va­te Kon­zer­ne Per­so­nal­ge­sell­schaf­ten zu Nut­ze ma­chen, auf pri­va­te Ver­ei­ne zurück­grei­fen, um den ei­ge­nen - zusätz­li­chen be­zie­hungs­wei­se vorüber­ge­hen­den - Beschäfti­gungs­be­darf zu de­cken, trifft je­den­falls im Be­reich schu­li­scher Kern­auf­ga­ben nicht zu.

Der Kläge­rin ge­genüber ist die­se un­zulässi­ge Kon­struk­ti­on rechts­miss­bräuch­lich gewählt wor­den. Sie stellt sich als ob­jek­tiv funk­ti­ons­wid­ri­ge Um­ge­hung (ver­glei­che BAG GS, Be­schluss vom 12.10.1960 - EzA § 620 BGB Nr. 2) zu Guns­ten der Kläge­rin wir­ken­der ge­setz­li­cher, ta­rif­ver­trag­li­cher bzw. im öffent­li­chen Dienst der Be­klag­ten aus­nahms­los prak­ti­zier­ter Re­ge­lun­gen dar.

a) Nach Art. 7 GG und Art. 28 BremLV steht das Schul­we­sen un­ter der Auf­sicht des Staa­tes. Nach Art. 28 BremLV wird das Recht auf Bil­dung durch öffent­li­che Ein­rich­tun­gen ge­si­chert. Schu­le ist ei­ne zen­tra­le statt­li­che Auf­ga­be, de­ren Um­set­zung in man­nig­fal­tig-er­wei­se die Grund­rech­te der mit die­ser In­sti­tu­ti­on ver­bun­den Per­so­nen­grup­pen berührt. Das Rechts­staats­prin­zip und das De­mo­kra­tie­prin­zip des Grund­ge­set­zes ver­pflich­ten den Ge­setz­ge­ber, die we­sent­li­chen Ent­schei­dun­gen im Schul­we­sen selbst zu tref­fen und nicht der Schul­ver­wal­tung zu über­las­sen (BVerfG, Be­schluss vom 21.12.1977 - BVerfGE 47, 46; Schmidt-Bleib­treu/Klein GG Kom­men­tar, 9. Auf­la­ge, Art. 7, An­mer­kung 5 a).

aa) Zu den we­sent­li­chen durch Schul­ge­setz zu re­geln­den Fra­gen, die nicht al­lein der Schul­ver­wal­tung über­las­sen wer­den können gehört auch die Re­ge­lung darüber, wer in wel­chen Rechts­verhält­nis­sen in den schu­li­schen Kern­be­rei­chen als Leh­rer ein­ge­setzt wird.

Das Bre­mSchVwG und das bre­mi­sche Schul­ge­setz ha­ben ent­spre­chen­de Re­ge­lun­gen in Ausfüllung der ver­fas­sungs­recht­li­chen Vor­ga­ben ge­trof­fen. Nach der Be­griffs­be­stim­mung

- 24 -

in § 2 Bre­mSchulG sind Leh­re­rin­nen und Leh­rer al­le an ei­ner Schu­le beschäftig­ten Be­diens­te­ten der Stadt­ge­mein­den oder in ih­rem Auf­trag dort täti­gen Per­so­nen, so­weit je­ne ver­ant­wort­lich un­ter­rich­ten. Nach § 8 Bre­mSchVwG sind An­stel­lungskörper­schaf­ten des schu­li­schen Per­so­nals an Schu­len der Stadt­ge­mein­den die Stadt­ge­mein­den selbst. Die Stadt­ge­mein­den üben in Be­zug auf die Auf­ga­ben der Leh­re­rin­nen und Leh­rer nach § 59 Bre­mSchulG - Un­ter­richt und Er­zie­hung der Schüle­rin­nen und Schüler - die Dienst­auf­sicht, die nach § 12 Bre­mSchvwG die Fach- und Rechts­auf­sicht um­fasst, aus. Nach § 8 Bre­mSchVwG bleibt die Be­fug­nis, zur Erfüllung schu­li­scher Auf­ga­ben Verträge mit an­de­ren In­sti­tu­tio­nen zu schließen, un­berührt. In § 12 zählt das bre­mi­sche Schul­ge­setz. In­sti­tu­tio­nen auf, mit de­nen die Schu­le in Erfüllung ih­res Auf­tra­ges zu­sam­men­ar­bei­tet. Da­zu gehören In­sti­tu­tio­nen, die die all­ge­mein für die An­ge­bo­te und Hil­fe in ge­sund­heit­li­chen, so­zia­len und be­rufs­be­zo­ge­nen Fra­gen zuständig sind, ins­be­son­de­re die Bil­dungs-, Förde­rungs- und Be­ra­tungs­an­ge­bo­te der Ju­gend­hil­fe, die ört­li­chen Beiräte so­wie so­zia­len und kul­tu­rel­len Ein­rich­tun­gen der Re­gi­on ein­sch­ließlich der Kir­chen, der im Sin­ne von Ar­ti­kel 61 der Lan­des­ver­fas­sung an­er­kann­ten Re­li­gi­ons- und Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaf­ten und der Ein­rich­tun­gen der Welt­re­li­gio­nen so­wie der Ar­beits­welt der Re­gi­on.

bb) Den so­eben zi­tier­ten Nor­men kann zwei­fels­frei ent­nom­men wer­den, dass die Leh­rertätig­keit ein öffent­li­ches Amt im Sin­ne von Art. 33 Abs. 2 GG ist. Da Leh­rertätig­keit zu­min­dest par­ti­ell auch ho­heit­li­ches Han­deln be­inhal­tet (No­ten, Ver­set­zung, Ab­schluss­zeug­nis, Be­tei­li­gung an Dis­zi­pli­nar­maßnah­men etc.) ist von der Be­klag­ten auch Art. 33 Abs. 4 GG zu be­ach­ten, wo­nach die Ausübung ho­heits­recht­li­cher Be­fug­nis­se als ständi­ge Auf­ga­be in der Re­gel An­gehöri­gen des öffent­li­chen Diens­tes zu über­tra­gen ist, die in ei­nem öffent­lich-recht­li­chen Dienst- Treue­verhält­nis ste­hen. Die­se Norm schließt die Über­tra­gung von Leh­rertätig­kei­ten an An­ge­stell­te nicht aus, so­lan­ge das Re­gel-Aus­nah­me­verhält­nis­ses ge­wahrt bleibt (Schmidt-Bleib­treu/Klein GG-Kom­men­tar 9. Aufl. Anm. 12). Zwin­gend ist nach Auf­fas­sung der Be­ru­fungs­kam­mer aber, dass Tätig­kei­ten mit ho­heits­recht­li­chen Be­fug­nis­sen aus­sch­ließlich von Per­so­nen aus­geübt wer­den, die in ei­nem di­rek­ten, sie in be­son­de­rer Wei­se ver­pflich­ten­den Rechts­verhält­nis zu der staat­li­chen Ein­rich­tung ste­hen. Die aus­nahms­wei­se Beschäfti­gung von Leh­rern im An­ge­stell­ten­verhält­nis verträgt kei­ne wei­te­re Aus­nah­me, je­den­falls nicht im Kern­be­reich der Erfüllung schu­li­scher Auf­ga­ben.

b) Den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben ent­spricht die recht­li­che Kon­struk­ti­on, un­ter der die Kläge­rin in der Schu­le un­ter an­de­rem als Klas­sen­leh­re­rin tätig ist, nicht. Die Be­klag­te setzt aber of­fen­bar in der Pra­xis die Kläge­rin so ein, als stünde sie zu ihr im Ar­beits­verhält­nis.

- 25 -

aa) Die Kläge­rin ist of­fen­bar im Rah­men des "Pro­jekts Leh­rer­feu­er­wehr" in den Schu­len der Be­klag­ten tätig ge­wor­den. Sie ist un­ter an­de­rem von An­fang an als Klas­sen­leh­re­rin ein­ge­setzt wor­den und hat aus die­sem Grund An­teil an ho­heit­li­chen Ent­schei­dun­gen der Schu­le. Die von ihr aus­geübte Tätig­keit ent­spricht so­mit ei­ne Tätig­keit nach § 2 Bre­mSchulG. Die Kläge­rin hat je­doch kei­nen Auf­trag der Be­klag­ten, in der Schu­le tätig zu wer­den. Der Auf­trag ist viel­mehr an die S. e.V. ge­gan­gen.

bb) Mit den Verträgen zwi­schen der Be­klag­ten und der S. e.V. hat die Be­klag­te über­dies ver­trag­licht ver­ein­bart, dar­auf zu ver­zich­ten, die Aus­wahl der zu ent­sen­den­den Lehr­kräfte selbst zu be­stim­men. Nach der Ko­ope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung wählt die S. nach § 5 des Ko­ope­ra­ti­ons­ver­tra­ges das Per­so­nal aus. Da­bei muss sich die S. am vor­her fest­ge­leg­ten Be­darf der Schu­len ori­en­tie­ren. Ein Ein­fluss der Be­klag­ten als Schulträger auf die Aus­wahl ist le­dig­lich für den Ein­zel­fall vor­ge­se­hen. Die Ver­fah­rens­ver­ein­ba­rung in der Ein­zel­ver­ein­ba­rung zur Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen dem Se­na­tor für Bil­dung und Wis­sen­schaft und der S. e.V. sieht un­ter C. 1. vor, dass die Be­auf­tra­gung für den Ein­satz von Kräften un­ter an­de­rem im Rah­men der Leh­rer­feu­er­wehr den Schul­stand­ort, die Beschäfti­gungs­dau­er, den Dienst­stun­den­um­fang und den Ver­tre­tungs­an­lass um­fasst. Un­ter C 2. Per­so­nal ist le­dig­lich vor­ge­se­hen, dass der Ver­ein qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal zur Verfügung stellt.

Der ver­trag­lich ge­re­gel­te Re­gel­fall sieht mit­hin le­dig­lich vor, dass die Schul­behörde der Be­klag­ten der S. e.V. le­dig­lich mit­teilt, sie benöti­ge bei­spiels­wei­se für die An­zahl von X St­un­den ei­ne Lehr­kraft für Ma­the­ma­tik und Mu­sik für vor­aus­sicht­lich X Mo­na­te. Ei­ne Ent­schei­dung über die Per­son, die dann tatsächlich in der Schu­le ein­ge­setzt wird, trifft nach den Ver­ein­ba­run­gen der S. . Sie hat al­len­falls dar­auf zu ach­ten, dass
die von ihr ge­stell­ten Lehr­kräfte über die ge­for­der­te Qua­li­fi­ka­ti­on verfügen. In der Pra­xis dürf­te dies be­deu­ten, dass Lehr­kräfte mit Qua­li­fi­ka­tio­nen ein­ge­setzt wer­den können, die de­nen der von der Be­klag­ten ein­ge­setz­ten Leh­rer ent­spre­chen. Es muss sich mit­hin nicht um voll aus­ge­bil­de­ter Leh­rer han­deln (ver­glei­che Ab­schnitt B der Leh­rer­richt­li­ni­en).

cc) Die von der S. ent­sand­te Lehr­kraft un­ter­liegt nach § 6 der Ko­ope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung ge­ne­rell der Dienst- und Fach­auf­sicht des Ver­eins. § 6 des Ko­ope­ra­ti­ons­ver­tra­ges legt le­dig­lich fest, dass sich während der Er­brin­gung von Dienst­leis­tun­gen in der Schu­le das ein­ge­setz­te Per­so­nal in die schul­or­ga­ni­sa­to­ri­schen Abläufe ein­ord­net und im Rah­men der fest­ge­leg­ten Maßnah­me und im Sin­ne des Haus­rechts Ein­zel­n­an­wei­sun­gen der Schul­lei­tung ent­ge­gen­nimmt.

- 26 -

Dies mag in der Pra­xis da­zu führen, dass die vom Ver­ein ent­sand­te Lehr­kraft in glei­cher Wei­se ein­ge­glie­dert und ein­ge­bun­den in das schu­li­schen Le­ben wie ei­ne bei der Be­klag­ten an­ge­stell­te Lehr­kraft ist – so trägt das weit­ge­hend un­be­strit­ten die Kläge­rin vor, das muss aber nicht un­be­dingt so sein. Nach der Aus­ge­stal­tung der Ver­ein­ba­run­gen mit der S. je­den­falls hat die Schul­behörde der Be­klag­ten auf die Ausübung der Dienst- und Fach­auf­sicht über Mit­ar­bei­ter, die an ho­heit­li­chen Maßnah­men be­tei­ligt sind, ver­zich­tet und die­se ei­nem ein­ge­tra­ge­nen Ver­ein über­tra­gen.

Dies ist nicht von § 8 Abs. 1 letz­ter Satz Bre­mSchVwG ge­deckt. Die dort an­ge­spro­che­ne Be­fug­nis zur Erfüllung schu­li­scher Auf­ga­ben­verträge mit an­de­ren In­sti­tu­tio­nen zu schließen, die durch die vor­ste­hen­den Sätze des Abs. 1 un­berührt blei­ben soll, ermöglicht zwar den Ein­satz von Mit­ar­bei­tern, die nicht beim Schulträger an­ge­stellt sind. Zum ei­nen dürf­te dies aber un­ter Berück­sich­ti­gung der sys­te­ma­ti­schen Stel­lung der Aus­nah­me­vor­schrift nur schu­li­sche Auf­ga­ben be­tref­fen, die nicht in § 59 Bre­mSchulG ge­nannt sind (un­mit­tel­ba­re pädago­gi­sche Ver­ant­wor­tung für Un­ter­richt und Er­zie­hung), zum an­dern lässt sich der Ver­ein S. nicht un­ter den vom bre­mi­schen Ge­setz­ge­ber be­nutz­ten Be­griff der In­sti­tu­ti­on sub­su­mie­ren. Die­ser Be­griff ist zwar in ei­ner ge­setz­li­chen Norm ver­wen­det nicht ex­akt zu de­fi­nie­ren, es spricht je­doch al­les dafür, dass der bre­mi­sche Ge­setz­ge­ber den Be­griff im all­ge­mei­nen Sprach­verständ­nis hat ver­wen­den wol­len. Dies zeigt § 12 Bre­mSchulG. Die dort ge­nann­ten Ein­rich­tun­gen ent­spre­chen in et­wa dem all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch des Be­griffs In­sti­tu­ti­on. Da­nach sind In­sti­tu­tio­nen in der Re­gel vom Staat, oder von der Kir­che ge­schaf­fe­ne Ein­rich­tun­gen, die der All­ge­mein­heit un­mit­tel­bar die­nen (On­line-Wörter­buch der Ber­lin-bran­den­bur­gi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten). Die Beschäfti­gung der Kläge­rin lässt sich hier nicht un­ter­brin­gen. Ge­meint ist der Ein­satz von Per­so­nen im Rah­men ei­ner Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen Schu­le und kul­tu­rel­len oder so­zia­len Ein­rich­tun­gen (Ge­samt­schu­le B. Ost - d. K. B. , Schu­len - B. P. , Schu­len - B. T. , Schu­len - K. B. , etc.).

c) Die Be­klag­te kann sich zur Ab­wehr der For­de­rung der Kläge­rin, zu ihr im Ar­beits­verhält­nis zu ste­hen, nicht auf die ge­trof­fe­ne Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dung be­ru­fen, nicht ei­ge­ne Ar­beit­neh­mer be­zie­hungs­wei­se Be­am­te mit Un­ter­richt­auf­ga­ben zu be­trau­en, son­dern "ent­lie­he­ne" Leh­rer, die bei der S. e.V. an­ge­stellt sind.

Mit der Beschäfti­gung der Kläge­rin als "ent­lie­he­ne Ar­beit­neh­me­rin" hat die Be­klag­te der Kläge­rin den Leh­rern im öffent­li­chen Dienst zu­ge­bil­lig­ten ge­setz­li­chen und ta­rif­li­chen Schutz ent­zo­gen. Das Drei­ecks­verhält­nis er­weist sich so­mit als Um­ge­hung der ge­setz­lich ge­bo­te­nen Rechts­form der Beschäfti­gung von Leh­rern im Kern­be­reich schu­li­scher Auf­ga-

- 27 -

ben. Die Be­klag­te hat­te für die Beschäfti­gung der Kläge­rin kei­ne recht­lich zulässi­gen Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten, die es ihr ge­stat­tet hätten, die of­fen­bar als zweckmäßig und prak­ti­ka­bel emp­fun­de­ne Ab­de­ckung von Ver­tre­tungs­be­darf durch Per­so­nal des Ver­eins S. zu be­trei­ben.

An die Stel­le des Um­ge­hungs­geschäftes tritt die Rechts­be­zie­hung, die ver­mie­den wer­den soll­te. Die Kläge­rin hat des­halb An­spruch auf Fest­stel­lung des Be­ste­hens ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses der Be­klag­ten, als ein­zig zulässi­ger Rechts­form ih­res Ein­sat­zes in der Schu­le.

aa) Die Be­klag­te um­geht mit ih­rem Rück­griff auf An­ge­stell­te der S. die An­wend­bar­keit ge­setz­li­cher und ta­rif­li­cher Nor­men, die dem Schutz ih­rer Ar­beit­neh­mer die­nen und die Rech­te ih­rer Ar­beit­neh­mer be­stim­men. Das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin un­ter­liegt nicht der SR 2y des BAT, die ne­ben den fest de­fi­nier­ten zulässi­gen Be­fris­tungs-gründen auch den be­son­de­ren Zwang enthält, die Be­fris­tungs­grund­form zu ver­ein­ba­ren. Bei ei­ner Beschäfti­gung im Rah­men ei­ner "Leh­rer­feu­er­wehr", die die Be­klag­te selbst zur Ab­de­ckung von er­war­te­ten Ver­tre­tungs­be­darf vor­hiel­te, käme es für die Wirk­sam­keit ei­ner Be­fris­tung wohl nicht dar­auf an, ob im kon­kre­ten Ein­zel­fall Ver­tre­tungs­be­darf ent­steht, es kann nicht nur auf den ein­zel­nen Ver­tre­tungs­fall ab­ge­stellt wer­den (ver­glei­che hier­zu BAG, Ur­teil vom dran 20.3.1983 - Ak­ten­zei­chen sie­ben AZR 172/81).

Mit der Möglich­keit, frei den Zeit­raum der An­for­de­rung ei­ner Lehr­kraft ge­genüber der S. zu be­stim­men, ver­la­gert die Be­klag­te die bei ei­nem be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis nach SR 2y be­ste­hen­den Pro­gno­se­ri­si­ken auf die S. . Sie hat darüber hin­aus die an­sons­ten durch die Re­ge­lun­gen der Kündi­gungs­frist im BGB oder durch das Kündi­gungs­schutz­ge­setz be­grenz­te Möglich­keit, den Ein­satz der ent­lie­he­nen Leh­rer zu be­en­den, mit der Fol­ge, dass die­se bei der S. we­gen des dort feh­len­den Schul­be­trie­bes nicht mehr ein­ge­setzt wer­den können, was für die S. den Zwang auslöst, das Ar­beits­verhält­nis auch vor Ab­lauf der Be­fris­tung zu be­en­den. Ei­ne der­ar­ti­ge Kündi­gungsmöglich­keit ist in Zif­fer 5 der Ar­beits­verträge der Kläge­rin vor­aus­ge­setzt. Die S. hat nicht nur kei­nen ei­ge­nen Schul­be­trieb, in dem sie die Kläge­rin ver­trags­gemäß beschäfti­gen könn­te, sie hat darüber hin­aus auch kei­ne wei­te­ren Ab­neh­mer für die Dienst­leis­tung Un­ter­richts­ver­tre­tung.

Ab­ge­se­hen von der In­sta­bi­lität des Be­stan­des des Ar­beits­verhält­nis­ses in der von der Be­klag­ten gewähl­ten Drei­ecks­kon­struk­ti­on wird die Kläge­rin noch darüber hin­aus wei­ter da­durch be­nach­tei­ligt, dass ih­re Vergütung über die Ko­ope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung, die die S.

- 28 -

im Ver­trag dies­bezüglich auch um­ge­setzt hat, die Höchst­vergütung für von der S. ent­sand­te Leh­rer BAT III nicht über­stei­gen darf. Die Be­klag­te ent­geht da­mit auch dem Zwang, sich an die im bre­mi­schen Schul­be­reich übli­cher­wei­se an­ge­wen­de­ten Leh­rer­richt­li­ni­en zu hal­ten. Mit der Ein­schal­tung ei­nes Ver­lei­hers, der nach Auf­fas­sung der Be­klag­ten kei­ner Ge­neh­mi­gung be­darf, spielt auch das Gleich­be­hand­lungs­ge­bot des § 9 Abs. 2 AÜG kei­ne Rol­le mehr.

bb) Mit der Um­set­zung der Ko­ope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung mit der S. in Be­zug auf Un­ter­richts­ver­tre­tung schließt die Be­klag­te zu­dem die Kläge­rin da­von aus, ein öffent­li­ches Amt i.S. von Art. 33 Abs. 2 GG zu be­set­zen. Das ver­trag­li­che Kon­strukt der Be­klag­ten hat dass Amt des Leh­rers prak­tisch "entöffent­licht". Dies geht nor­ma­ler­wei­se nur über die Kon­struk­ti­on der Be­lei­hung von Pri­vat­per­so­nen be­zie­hungs­wei­se In­sti­tu­tio­nen. Mit die­ser Form von Pri­va­ti­sie­rung der ei­nem öffent­li­chen Amt vor­be­hal­te­nen Tätig­keit hat die Be­klag­te der Kläge­rin den Zu­gang zum öffent­li­chen Dienst ver­sperrt.

cc) Die Be­ru­fungs­kam­mer ist darüber hin­aus der Auf­fas­sung, dass die Kläge­rin ih­ren An­spruch, selbst dann wenn das AÜG kei­ne An­wen­dung fin­det, zu­min­dest auf ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 10 AÜG stützen kann. Die recht­li­che Kon­stel­la­ti­on ist ver­gleich­bar der in § 10 AÜG ge­ge­be­nen. Es fehlt ei­ne wirk­sa­me Ver­trags­grund­la­ge für die tatsächli­che Beschäfti­gung der Kläge­rin bei der Be­klag­ten. Zwar wäre bei An­nah­me nicht ge­werbsmäßiger Ar­beit­neh­merüber­las­sung der Ver­trag zwi­schen der S. und der Kläge­rin nicht un­wirk­sam, wohl aber der Ent­leih­ver­trag zwi­schen der Be­klag­ten und der S. . Die Kläge­rin selbst kann sich nicht auf ei­ne zwi­schen ihr und der Be­klag­ten be­ste­hen­den Ver­trags­grund­la­ge stützen.

Die Kläge­rin ist in­so­fern in glei­cher Wei­se schutzwürdig, wie ein Leih­ar­beit­neh­mer, des­sen Ver­trag nach § 9 AÜG un­wirk­sam ist. Eben­so wie der Ver­lei­her oh­ne Er­laub­nis der Ver­lie­he­nen nicht ein­set­zen kann, weil er nicht ver­lei­hen darf, kann die S. die Kläge­rin we­gen feh­len­dem ei­ge­nen Schul­be­triebs nicht beschäfti­gen. Die S. kann die Kläge­rin, blei­ben die Zu­wen­dun­gen der Be­klag­ten aus dem un­wirk­sa­men Ver­trag aus, auch nicht be­zah­len. Sie müss­te von der im Ver­trag mit der Kläge­rin vor­ge­se­hen Kündi­gungsmöglich­keit Ge­brauch ma­chen. Ver­wie­se man die Kläge­rin mit­hin auf die S. , entzöge man ihr jeg­li­chen so­zia­len Schutz. Das Ar­beits­verhält­nis könn­te kei­ne Grund­la­ge für ei­ne so­zia­le Exis­tenz auch nicht im Zeit­raum, der im Ver­trag fest­ge­legt wor­den ist, mehr sein.

- 29 -

d) Die Be­klag­te kann mit ih­rer Hilfs­ar­gu­men­ta­ti­on, wenn über­haupt zur Kläge­rin ein Ar­beits­verhält­nis be­ste­hen soll­te, dann nur in dem zwi­schen der Kläge­rin und der S. ver­ein­bar­ten Zeit­raum, kei­nen Er­folg ha­ben.

aa) Bei di­rek­ter oder ent­spre­chen­der An­wen­dung von § 10 Abs. 1 AÜG wirkt die mit dem Ver­lei­her ver­ein­bar­te Be­fris­tung nur dann auf das zum Ent­lei­her be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis ein, wenn nicht nur zwi­schen Ar­beit­neh­mer und Ver­lei­her ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis ab­ge­schlos­sen ist, son­dern die­ses auch den An­for­de­run­gen des § 14 Abs. 1 Tz­B­fG genügt. Nach den klas­si­schen Aus­le­gungs­re­geln von Ge­set­zen wird da­mit ei­ne Be­din­gung fest­ge­legt, bei de­ren Ein­tritt sich der Ent­lei­her auf die nicht mit ihm ver­ein­bar­te Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses be­ru­fen kann.

Die Be­klag­te hat­te sich le­dig­lich dar­auf be­ru­fen, dass zwi­schen S. e.V. und der Kläge­rin ei­ne Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses ver­ein­bart wor­den ist. Ei­ge­nen Vor­trag hier­zu, der die Be­fris­tung nach § 14 Abs. 1 Tz­B­fG als Be­fris­tung mit Sach­grund recht­fer­ti­gen könn­te, hat die Be­klag­te nicht ins Ver­fah­ren ein­geführt. Die S. e.V. hat sich zunächst le­dig­lich auf die Möglich­keit, sach­grund­lo­ser Be­fris­tung nach § 14 Abs. 2 Tz­B­fG be­ru­fen, später hat sie die­se mit dem An­for­de­rungs­zeit­raum für die Kläge­rin be­gründet. Dar­aus kann - wie das Ar­beits­ge­richt zu Recht fest­stell­te - ei­ne wirk­sa­me Be­fris­tung nicht ab­ge­lei­tet wer­den.

bb) Die Kläge­rin hat in­ner­halb des 3-Wo­chen­zeit­raums des § 17 Tz­B­fG Kla­ge auf Fest­stel­lung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses zur Be­klag­ten er­ho­ben. In­so­fern war der vom Ar­beits­ge­richt auf­ge­wor­fe­nen Fra­ge, ob § 17 Tz­B­fG auch dann zu be­ach­ten ist, wenn der Ar­beit­neh­mer sich auf die Be­gründung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses nach § 10 AÜG be­ruft (so aber mit der über­wie­gen­den Kom­men­tar­li­te­ra­tur (Men­gel-Thüsing, AÜG. § 10 Rand­no­te 49), nicht wei­ter nach­zu­ge­hen.


cc) Die Auf­fas­sung der Be­klag­ten, die ge­gen sie er­ho­be­ne Kla­ge genüge den An­for­de­run­gen von § 17 Tz­B­fG nicht, teilt die Be­ru­fungs­kam­mer nicht.


Nach § 17 Tz­B­fG ist in­ner­halb von drei Wo­chen nach dem ver­ein­bar­ten En­de des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges Kla­ge beim Ar­beits­ge­richt auf Fest­stel­lung zu er­he­ben, dass das Ar­beits­verhält­nis auf­grund der Be­fris­tung nicht be­en­det ist. § 14 Tz­B­fG ent­spricht der Re­ge­lung in § 4 KSchG mit dem ein­zi­gen Un­ter­schied, dass die Fest­stel­lung sich nicht auf die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch die Kündi­gung be­zie­hen soll, son­dern auf die Be­en­di­gung durch Frist­ab­lauf. In­so­fern gel­ten die glei­chen Grundsätze für die Aus­le-

- 30 -


gung des je­wei­li­gen Kla­ge­an­tra­ges. Bei der Aus­le­gung sind die Ausführun­gen in der Klag­schrift zu berück­sich­ti­gen. Die Kläge­rin hat aus­drück­lich auf Sei­te sie­ben ih­rer Klag­schrift deut­lich ge­macht, dass sie der Auf­fas­sung ist, in ei­nem un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis zur Be­klag­ten zu­ste­hen, da die mit der S. ver­ein­bar­te Be­fris­tung un­wirk­sam sei. Da­mit ist ihr Klag­be­geh­ren hin­rei­chend als An­trag nach § 17 Tz­B­fG deut­lich ge­macht.

e) Die Kläge­rin hat An­spruch auf die be­gehr­te Vergütung nach Vergütungs­grup­pe II a BAT.

Aus­weis­lich des bre­mi­schen Be­sol­dungs­ge­set­zes wer­den Leh­rer an in al­len Schul­stu­fen in die Be­sol­dungs­stu­fe A 13 ein­ge­ord­net. Nach den Leh­rer­richt­li­ni­en der Ta­rif­ge­mein­schaft deut­scher Länder, die die Be­klag­te all­ge­mein im Schul­be­reich in Bre­men spe­zi­fi­scher Fas­sung an­wen­det, ent­spricht dies der Be­sol­dungs­stu­fe der Vergütungs­grup­pe II a BAT.

Die Kläge­rin hat vor­ge­tra­gen, das zwei­te Staats­ex­amen für das Lehr­amt in Bre­men ab-sol­viert zu ha­ben. Es ist in­so­weit nicht er­sicht­lich, in­wie­weit die Kläge­rin nicht als "Erfülle­rin“ im Sin­ne des Ab­schnitts A der Leh­rer­richt­li­ni­en an­zu­se­hen ist. Der Vor­trag der Be­klag­ten, sie ha­be die not­wen­di­gen Vor­aus­set­zun­gen hierfür nicht vor­ge­tra­gen, ist für die Be­ru­fungs­kam­mer in­so­fern nicht nach­voll­zieh­bar. Da die Be­klag­te we­gen der frühe­ren Beschäfti­gung der Kläge­rin über ei­ne Per­so­nal­ak­te verfügt, hätte sie hier zu schon präzi­ser vor­tra­gen können.

III.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 ZPO.

Die Be­ru­fungs­kam­mer hat die Re­vi­si­on we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung zu­ge­las­sen.

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 


zur Übersicht 2 Sa 111/07