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HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

ArbG Köln, Ur­teil vom 10.02.2015, 12 Ca 1595/14

   
Schlagworte: Sozialplan, Abfindung, Betriebsrat
   
Gericht: Arbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 12 Ca 1595/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 10.02.2015
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

Ar­beits­ge­richt Köln, 12 Ca 1595/14

 

Te­nor:

1. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

2. Die Kos­ten des Rechts­streits trägt der Kläger.

3. Streit­wert: 46.285,-- Eu­ro.

 

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über ei­ne So­zi­al­plan­ab­fin­dung.

Der Kläger war seit dem 01.07.2003 bei der Be­klag­ten in als Sys­tem­ad­mi­nis­tra­tor User Help Desk beschäftigt. Seit 2012 trat die Be­klag­te in Über­le­gun­gen zur Ver­le­gung ih­res Stand­or­tes von nach ein. Mit ei­ner all­ge­mei­nen Mit­tei­lung vom 15.04.2013 un­ter der Über­schrift "Um­zugs­pro­jekt auf­ge­setzt: " teil­te sie un­ter an­de­rem mit, dass in den nächs­ten Wo­chen ein Pro­jekt­plan ent­wi­ckelt wer­de, des­sen zen­tra­ler Be­stand­teil ein kon­kre­ter Um­set­zungs­fahr­plan sei. We­gen des kon­kre­ten In­halts wird auf Bl. 14 d.A. ver­wie­sen. In ei­nem News­let­ter Nr. 1 "Re­a­dy for Muc" vom 21.05.2013 teil­te sie un­ter an­de­rem mit, dass sich im Zu­ge der Ver­la­ge­rung Rah­men­be­din­gun­gen, Pro­zes­se und nicht zu­letzt die persönli­che Le­bens­si­tua­ti­on der meis­ten Kol­le­gen verändern wer­den. We­gen des kon­kre­ten In­halts wird auf Bl. 15 d.A. ver­wie­sen. Der Be­triebs­rat in­for­mier­te die Mit­ar­bei­ter mit Schrei­ben vom 11.06.2013 darüber, dass am 06.06.2013 wei­te­re Gespräche zwi­schen den Be­triebs­part­nern zum Aus­tausch ge­gen­sei­ti­ger Po­si­tio­nen hin­sicht­lich der ver­schie­de­nen Möglich­kei­ten, die sich aus sei­nem Stand­ort­wech­sel er­ge­ben, statt­ge­fun­den ha­ben. We­gen des In­halts wird auf Bl. 16 d.A. ver­wie­sen.

Der Kläger kündig­te sein Ar­beits­verhält­nis mit Schrei­ben vom 20.06.2013 un­ter an­de­rem mit fol­gen­dem Wort­laut:

"... Be­dingt durch die be­schlos­se­ne Fir­men­sitz­ver­la­ge­rung der GmbH vom bis­he­ri­gen Fir­men­stand­ort nach , se­he ich mich lei­der ge­zwun­gen, nach fast

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10-jähri­ger Tätig­keit für die GmbH hier­mit mein Ar­beits­verhält­nis als IT-Sys­tem­ad­mi­nis­tra­tor Ser­vice Desk frist­ge­recht zum 31.10.2013 bzw. vor­zei­tig zum 30.09.2013 zu kündi­gen.

Soll­te es durch den So­zi­al­plan rück­wir­kend ei­ne Ab­fin­dung ge­ben, hof­fe ich, in die­sem Zu­sam­men­hang berück­sich­tigt zu wer­den."

Die Be­klag­te erklärte ihr Ein­verständ­nis mit der Be­en­di­gung zum 30.09.2013, so dass das Ar­beits­verhält­nis mit Ab­lauf des vor­ge­nann­ten Da­tums en­de­te.

Die Be­triebs­par­tei­en schlos­sen am 29.10.2013 ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich und So­zi­al­plan zur Stand­ort­ver­la­ge­rung der GmbH nach mit Wir­kung ab 01.11.2013 (vgl. Bl. 17 ff. d.A.). Hier heißt es:

"§ 1 Gel­tungs­be­reich

Die­ser In­ter­es­sen­aus­gleich gilt für al­le Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des Bo­den­per­so­nals (im Fol­gen­den: Mit­ar­bei­ter), die zum Zeit­punkt der Un­ter­zeich­nung die­ser Be­triebs­ver­ein­ba­rung in ei­nem un­gekündig­ten Ar­beits­verhält­nis bei der CLH beschäftigt, und von der Stand­ort­ver­la­ge­rung gemäß § 2 be­trof­fen sind. ..."

Un­ter § 3 sind ver­schie­de­ne Maßnah­men zur Stand­ort­ver­la­ge­rung be­gin­nend mit Ar­beits­platz­an­ge­bot (§ 3.1), Ände­rung des Ar­beits­or­tes/Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses/Ände­rung der ta­rif­ver­trag­li­chen Kündi­gungs­fris­ten (§ 3.2), Verände­rung der Ar­beits­zeit (§ 3.3), Te­le­ar­beit (§ 3.4), An­ge­bot von Al­ters­teil­zeit in (§ 3.5), An­ge­bot von un­be­zahl­tem Son­der­ur­laub (§ 3.6) und vor­zei­ti­ger Ren­ten­ein­tritt (§ 3.7) be­schrie­ben. Zum Gel­tungs­be­reich des So­zi­al­plans heißt es in § 7:

"§ 7 Gel­tungs­be­reich 

Der So­zi­al­plan gilt für al­le Mit­ar­bei­ter des Bo­den­per­so­nals, die zum Zeit­punkt der Un­ter­zeich­nung die­ser Be­triebs­ver­ein­ba­rung in ei­nem un­be­fris­te­ten und un­gekündig­ten Ar­beits­verhält­nis bei der beschäftigt und die von der Stand­ort­ver­la­ge­rung be­trof­fen sind. ..."

Zwi­schen den Par­tei­en ist un­strei­tig, dass der Kläger, hätte sein Ar­beits­verhält­nis un­gekündigt fort­be­stan­den, von der Stand­ort­ver­la­ge­rung be­trof­fen ge­we­sen wäre. Eben­so un­strei­tig ist die vom Kläger er­rech­ne­te So­zi­al­plan­ab­fin­dung in Höhe von 46.285,00 € für den Fall, dass der So­zi­al­plan auf ihn An­wen­dung fin­den würde.

Der Kläger ist An­sicht, aus dem Ge­sichts­punkt der Gleich­be­hand­lung ha­be er von den Ansprüchen aus dem So­zi­al­plan nicht aus­ge­nom­men wer­den können, da sei­ne Ei­genkündi­gung von der Stand­ort­ver­la­ge­rung und da­mit von der Be­klag­ten ver­an­lasst wor­den sei. Hilfs­wei­se stützt er sich auf Ansprüche aus § 113 Be­trVG (Nach­teils­aus­gleich) so­wie auf § 628 BGB (Scha­dens­er­satz).

Der Kläger be­an­tragt, 

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn 46.285,00 € zzgl. Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz ab dem 01.01.2014 zu zah­len und über die er­folg­te Zah­lung ei­ne Ab­rech­nung zu er­tei­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt, 

die Kla­ge ab­zu­wei­sen. 

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Sie ist der An­sicht, die von ihr ver­ein­bar­te Stich­tags­re­ge­lung sei wirk­sam, da der ge­plan­te Um­set­zungs­pro­zess erst nach Un­ter­zeich­nung von In­ter­es­sen­aus­gleich und So­zi­al­plan fest­ge­schrie­ben wor­den sei und recht­lich ha­be um­ge­setzt wer­den können. Sie schließt aus dem Wort­laut der Kündi­gung des Klägers vom 20.06.2013, mit dem er um Berück­sich­ti­gung ei­ner "rück­wir­ken­den" Ab­fin­dung bit­tet, auf die Kennt­nis des Klägers da­hin­ge­hend, dass er auf Grund sei­nes vor­zei­ti­gen Aus­schei­dens kei­ne Ansprüche auf So­zi­al­plan­ab­fin­dung ha­be.

We­gen des wei­te­ren Sach­vor­trags wird auf die ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen so­wie den In­halt der Sit­zungs­pro­to­kol­le ver­wie­sen.

Ent­schei­dungs­gründe

Der Kläger hat kei­nen An­spruch auf die be­gehr­te Zah­lung, we­der als Ab­fin­dung aus dem So­zi­al­plan in Ver­bin­dung mit dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz, noch als Nach­teils­aus­gleich oder Scha­dens­er­satz­an­spruch.

I. Der Kläger hat kei­nen An­spruch auf ei­ne Ab­fin­dung aus dem So­zi­al­plan vom 29.10.2013 aus §§ 77 Abs. 4 iVm. 112 Abs. 1 Be­trVG bzw. aus Gleich­be­hand­lung gem. § 75 Abs. 1 Be­trVG.

1. Dass dem Kläger kein ori­ginärer An­spruch aus dem So­zi­al­plan gem. §§ 77 Abs. 4 iVm. 112 Abs. 1 Be­trVG zu­steht, ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig. Nach des­sen § 7 ist der So­zi­al­plan nur für Mit­ar­bei­ter des Bo­den­per­so­nals gültig ist, die zum Zeit­punkt der Un­ter­zeich­nung (29.10.2013) in ei­nem un­gekündig­ten Ar­beits­verhält­nis bei der Be­klag­ten beschäftigt und von der Stand­ort­ver­la­ge­rung be­trof­fen sind. Zu die­sem Zeit­punkt war das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en nicht nur durch den Kläger gekündigt, son­dern be­reits recht­lich be­en­det.

2. Der Kläger hat kei­nen An­spruch aus dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz gemäß § 75 Abs. 1 Be­trAVG. Die Stich­tags­re­ge­lung im So­zi­al­plan vom 29.10.2013 ist wirk­sam.

Es ist den Be­triebs­par­tei­en grundsätz­lich er­laubt, ei­ne ty­pi­sie­ren­de Be­ur­tei­lung da­hin vor­zu­neh­men, dass Ar­beit­neh­mer, während lau­fen­der Ver­hand­lun­gen über Art und Aus­maß von Um­struk­tu­rie­rungs­maßnah­men das Ar­beits­verhält­nis be­en­den, oh­ne den Ab­schluss ei­nes So­zi­al­plans ab­zu­war­ten, kei­ne oder sehr viel ge­rin­ge­re aus­gleichsfähi­ge Nach­tei­le dro­hen als den ver­blei­ben­den Ar­beit­neh­mern (BAG 01.02.2011 - 1 ABR 417/09 -). Die Be­triebs­par­tei­en dürfen auf­grund ei­ner ty­pi­sie­ren­den Be­trach­tung Ar­beit­neh­mer, die ihr Ar­beits­verhält­nis im Zu­sam­men­hang mit ei­ner an­ste­hen­den Be­triebsände­rung selbst gekündigt ha­ben, auch dann von So­zi­al­plan­leis­tun­gen ganz oder teil­wei­se aus­sch­ließen, wenn die Ei­genkündi­gung „vor­zei­tig“ er­folgt (BAG 20.05.2008, 1 AZR 203/07; BAG 19.02.2008, 1 AZR 1004/06).

Die Ei­genkündi­gung des Klägers ist nicht „ar­beit­ge­ber­sei­tig ver­an­lasst“. Vor­aus­set­zung dafür, dass ei­ne ar­beit­neh­mer­sei­ti­ge Ei­genkündi­gung im Hin­blick auf ei­ne an­ste­hen­de Be­triebsände­rung „ar­beit­ge­ber­sei­tig ver­an­lasst“ ist, ist nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, dass der Ar­beit­ge­ber ge­genüber dem Ar­beit­neh­mer die be­rech­tig­te An­nah­me her­vor­ge­ru­fen hat, für ihn be­ste­he nach Durchführung der Be­triebsände­rung kei­ne Beschäfti­gungsmöglich­keit mehr und er kom­me mit der ei­ge­nen Kündi­gung ei­ner sonst aus­zu­spre­chen­den be­triebs­be­ding­ten Kündi­gung nur zu­vor (BAG vom 13.02.2007, 1 AZR 163/06). Ob die­se

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Vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gen, ist nach den Umständen des Ein­zel­falls zu be­ant­wor­ten (BAG vom 20.05.2008, 1 AZR 203/07).

Vor­lie­gend ha­ben die Be­triebs­par­tei­en ei­ne Grup­pen­bil­dung vor­ge­nom­men, in­dem sie den An­spruch auf ei­ne So­zi­al­plan­ab­fin­dung nur für sol­che von der Be­triebsände­rung be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer vor­ge­se­hen ha­ben, die zum Zeit­punkt der Un­ter­zeich­nung des So­zi­al­plans in ei­nem un­be­fris­te­ten und un­gekündig­ten Ar­beits­verhält­nis beschäftigt wa­ren. Da­mit ha­ben sie die­je­ni­gen Mit­ar­bei­ter aus­ge­nom­men, die vor dem Ab­schluss der So­zi­al­plan­ver­hand­lun­gen selbst gekündigt ha­ben oder durch die Be­klag­te gekündigt wor­den sind, oder de­ren Ar­beits­verhält­nis auf Grund ei­ner ver­ein­bar­ten Be­fris­tung au­to­ma­tisch ausläuft. Die­ser Zeit­punkt ist nicht zu be­an­stan­den, denn vor Un­ter­zeich­nung von In­ter­es­sen­aus­gleich und So­zi­al­plan stand für die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer we­der der Zeit­punkt noch der kon­kre­te Um­fang der be­triebsändern­den Maßnah­men fest. Erst nach der Un­ter­zeich­nung von In­ter­es­sen­aus­gleich und So­ziaal­plan konn­te die Be­klag­te die ge­plan­te Stand­ort­verände­rung um­set­zen. Aus die­sem Grund ha­ben die Ankündi­gun­gen seit April 2013 über das Um­zugs­pro­jekt und den Fort­gang der Ver­hand­lun­gen zwi­schen den Be­triebs­par­tei­en nicht die vor dem Stich­tag, je­den­falls nicht vor Ab­schluss des In­ter­es­sen­aus­gleichs bzw. der aus­ge­spro­che­nen Ei­genkündi­gun­gen als durch die Be­triebsände­rung ver­an­lasst zu se­hen. Die an­geführ­ten Mit­tei­lun­gen wei­sen aus­drück­lich dar­auf hin, dass „Herr in den nächs­ten Wo­chen ein Pro­jekt­plan ent­wi­ckeln (wird), des­sen zen­tra­ler Be­stand­teil ein kon­kre­ter Um­set­zungs­fahr­plan sein wird“ (Bl. 14), „dass ei­ne Be­wer­tung der Ri­si­ken, die der Ver­la­ge­rungs­pro­zess für je­de Ab­tei­lung mit sich brin­ge, als Pla­nungs­grund­la­ge er­stellt wer­den müsse“ und dass sich „er­fah­rungs­gemäß sol­che Ver­hand­lun­gen über ei­ni­ge Mo­na­te hin­zie­hen können“ (Bl. 15) und dass „die ge­mein­sa­me Be­stre­bung dar­in liegt, bestmögli­che und in­di­vi­du­el­le An­ge­bo­te für die Mit­ar­bei­ter zu er­ar­bei­ten“ (Bl. 16). Zum Zeit­punkt der Mit­tei­lun­gen stand zwar mögli­cher­wei­se das er­reich­ba­re Ziel der Be­klag­ten, nach Ab­schluss der Ver­hand­lun­gen die Ver­la­ge­rung vor­zu­neh­men, für die Mit­ar­bei­ter als „si­cher“ fest, nicht da­ge­gen die vielfälti­gen Möglich­kei­ten, die sich hin­sicht­lich ei­nes ört­li­chen (Ho­me­of­fice) und zeit­li­chen (Ar­beits­zeit­re­du­zie­rung) Ein­sat­zes er­ge­ben könn­ten.

Dass die Be­triebs­par­tei­en vor­lie­gend den So­zi­al­plan ins­be­son­de­re da­hin­ge­hend aus­ge­rich­tet ha­ben, kon­kret ab­seh­ba­re oder ein­ge­tre­te­ne

be­triebsände­rungs­be­ding­te Nach­tei­le aus­zu­glei­chen, zeigt sich in der ver­ein­bar­ten Band­brei­te von An­ge­bo­ten an die Mit­ar­bei­ter in § 3. Ne­ben Ar­beits­platz­an­ge­bo­ten und Be­en­di­gungs­an­ge­bo­ten gibt es un­ter an­de­rem auch An­ge­bo­te auf Verände­rung der Ar­beits­zeit, Te­le­ar­beit, un­be­zahl­ten Son­der­ur­laub, Al­ters­teil­zeit oder vor­zei­ti­ger Ren­ten­ein­tritt.

Die Kündi­gung des Klägers er­folg­te mit­hin „vor­zei­tig“, al­so zu ei­nem frühe­ren Zeit­punkt als durch die Be­triebsände­rung ge­bo­ten. Ei­ne Gleich­be­hand­lung mit den Mit­ar­bei­tern, die – erst - nach Ab­schluss der be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Ver­ein­ba­run­gen ih­re Ent­schei­dung tref­fen und ggf. das Ar­beits­verhält­nis durch Ei­genkündi­gung be­en­den, war nicht ge­bo­ten.

II. Der Kläger hat kei­nen An­spruch auf Nach­teils­aus­gleich gemäß § 113 Be­trVG. Hier­nach ist auf Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung zu er­ken­nen, wenn ent­we­der der Ar­beit­ge­ber von ei­nem ge­schlos­se­nen In­ter­es­sen­aus­gleich über die ge­plan­te Be­triebsände­rung oh­ne zwin­gen­den Grund ab­weicht oder ei­ne ge­plan­te Be­triebsände­rung gemäß § 111 Be­trVG durchführt, oh­ne über sie ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich mit dem Be­triebs­rat ver­sucht zu ha­ben. Bei­de Al­ter­na­ti­ven lie­gen er­kenn­bar vor­lie­gend nicht vor, da die Be­klag­te den In­ter­es­sen­aus­gleich am

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29.10.2013 mit dem Be­triebs­rat ver­ein­bart und die Um­set­zung ih­rer Maßnah­me erst im An­schluss da­nach be­gon­nen hat­te.

III. Der Kläger hat schließlich auch kei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch aus § 628 BGB. Gemäß § 628 Abs. 2 BGB kann der Kündi­gen­de Er­satz des ihm durch die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ent­ste­hen­den Scha­dens ver­lan­gen, wenn die Kündi­gung durch ein ver­trags­wid­ri­ges Ver­hal­ten des Gekündig­ten ver­an­lasst wur­de.

§ 628 Abs. 2 BGB ist un­mit­tel­bar nur auf ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung an­wend­bar, während vor­lie­gend das Ar­beits­verhält­nis durch den Kläger or­dent­lich gekündigt und im We­ge zwei­er übe­rein­stim­men­der Wil­lens­erklärun­gen die Kündi­gungs­frist dann ab­gekürzt wur­de. Al­ler­dings ist § 628 Abs. 2 BGB ent­spre­chend an­wend­bar, wenn das Ar­beits­verhält­nis "auf an­de­re Wei­se als durch frist­lo­se Kündi­gung" en­det, bei­spiels­wei­se durch ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung, aber nur so­fern der an­de­re Ver­trags­teil durch ver­trags­wid­ri­ges schuld­haf­tes Ver­hal­ten An­lass für die Be­en­di­gung ge­ge­ben hat. Da­bei muss das Auflösungs­ver­schul­den den Merk­ma­len des wich­ti­gen Grun­des im Sin­ne von § 626 Abs. 1 BGB ent­spre­chen (BAG vom 22.06.1989 - 8 AZR 164/88 -, Ju­ris).

Ein sol­ches schuld­haf­tes Ver­hal­ten der Be­klag­ten ist nicht fest­stell­bar. Die Be­klag­te war auf Grund der ihr ein­geräum­ten un­ter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dungs­frei­heit nach Ein­hal­tung der be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­tei­li­gungs­pflich­ten be­rech­tig, den Stand­ort zu wech­seln. Ein schuld­haf­tes Ver­hal­ten kann fer­ner auch nicht dar­in er­kannt wer­den, dass sie vor Ab­schluss der Ver­hand­lun­gen die Mit­ar­bei­ter über das Pla­nungs­sta­di­um in­for­miert hat, um möglichst frühzei­tig über ih­re Un­ter­neh­mens­po­li­tik zu in­for­mie­ren.

IV. -Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 91 Abs. 1 ZPO. Der Streit­wert war gemäß § 61 Abs. 1 ArbGG in Ver­bin­dung mit § 3 ZPO im Ur­teil fest­zu­set­zen.

RECH­TSMIT­TEL­BE­LEH­RUNG

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der kla­gen­den Par­tei Be­ru­fung ein­ge­legt wer­den. Für die be­klag­te Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Be­ru­fung muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich oder in 

elek­tro­ni­scher Form beim

Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln 

Blu­ment­hals­traße 33 

50670 Köln 

Fax: 0221-7740 356 

ein­ge­gan­gen sein. 

Die elek­tro­ni­sche Form wird durch ein qua­li­fi­ziert si­gnier­tes elek­tro­ni­sches Do­ku­ment ge­wahrt, das nach Maßga­be der Ver­ord­nung des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr bei den Ar­beits­ge­rich­ten im Lan­de Nord­rhein-West­fa­len (ERV­VO ArbG) vom 2. Mai 2013 in der je­weils gel­ten­den Fas­sung in die elek­tro­ni­sche Post­stel­le zu über­mit­teln ist. Nähe­re Hin­wei­se zum elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr fin­den Sie auf der In­ter­net­sei­te www.egvp.de.

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Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach des­sen Verkündung.

Die Be­ru­fungs­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

  • 1. Rechts­anwälte,
  • 2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
  • 3. ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Num­mer 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder
    Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt, und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

Ei­ne Par­tei, die als Be­vollmäch­tig­te zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten. 

* Ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den. 53

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