Um das Angebot dieser Webseite optimal zu präsentieren und zu verbessern, verwendet diese Webseite Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Näheres dazu erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Okay

HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 31.07.2009, 3 Sa 1657/08

   
Schlagworte: Haushalt, Befristung
   
Gericht: Hessisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 3 Sa 1657/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 31.07.2009
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Kassel, Urteil vom 7.08.2008, 3 Ca 131/08
   


Hes­si­sches
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Verkündet laut Pro­to­koll

am 31. Ju­li 2009

Ak­ten­zei­chen:
3 Sa 1657/08 

3 Ca 131/08 Ar­beits­ge­richt Kas­sel  

An­ge­stell­te
Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

Im Na­men des Vol­kes !


Ur­teil

In dem Be­ru­fungs­ver­fah­ren


Be­ru­fungskläge­rin und Be­klag­te

Pro­zess­be­vollmäch­tigt.: 

Geschäfts­zei­chen
102/08KH/01

ge­gen

Be­ru­fungs­be­klag­ter und Kläger

Pro­zess­be­vollmäch­tigt.: 

Geschäfts­zei­chen

hat das Hes­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt, Kam­mer 3, in Frank­furt am Main
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 3. Ju­li 2009
durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Lan­des­ar­beits­ge­richt als Vor­sit­zen­de
und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter
und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin
als Bei­sit­zer
für Recht er­kannt:

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Kas­sel vom 7. Au­gust 2009 – 3 Ca 131/08 – wird auf ih­re Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.
 


- 2 -

Tat­be­stand


Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit der Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses des Klägers.

Der Kläger ist seit dem 1. Ja­nu­ar 2006 bei der Be­klag­ten als Ar­beits­ver­mitt­ler bei der B ge­gen ein Brut­to­mo­nats­ent­gelt in Höhe von zu­letzt € 2.622,00 beschäftigt. Die Beschäfti­gung er­folg­te zunächst auf Grund­la­ge ei­nes bis zum 31. De­zem­ber 2006 be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags. Mit Ände­rungs­ver­ein­ba­rung vom 19. De­zem­ber 2006 wur­de der Ar­beits­ver­trag da­hin­ge­hend geändert, dass der Kläger bis zum 31. De­zem­ber 2007 wei­ter­beschäftigt wer­de. Mit un­ter dem Vor­be­halt, dass die Bun­des­re­gie­rung den Per­so­nal­haus­halt der Be­klag­ten ge­neh­mi­ge, ab­ge­schlos­se­nem Ar­beits­ver­trag vom 12. De­zem­ber 2007 (Ab­lich­tung als An­la­ge K 6 zur Kla­ge­schrift, Bl. 34, 35 d. A.) wur­de das Ar­beits­verhält­nis zu­letzt bis zum 31. De­zem­ber 2008 be­fris­tet. In ei­nem Ver­merk der B vom 12. De­zem­ber 2007 (Ab­lich­tung als An­la­ge K 7 zur Kla­ge­schrift, Bl. 36 d. A.) zu dem be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag vom 12. De­zem­ber 2007 ist als Be­fris­tungs­grund „§ 14 Abs. 1 Nr. 7 Tz­B­fG (Vergütung aus Haus­halts­mit­teln, die haus­halts­recht­lich für ei­ne be­fris­te­te Beschäfti­gung be­stimmt sind)“ an­ge­ge­ben.

In der Zweck­be­stim­mung des Ti­tels 425 07 in Ka­pi­tel 5 des Haus­halts­plans der Be­klag­ten für 2008 (Aus­zug als An­la­ge B 9 zum Schrift­satz der Be­klag­ten vom 28. Mai 2008, Bl. 117 – 120 d. A.) heißt es, so­weit hier von In­ter­es­se:

„Gehälter der Kräfte mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag im Rah­men des ge­ziel­ten, wir­kungs­ori­en­tier­ten Ein­sat­zes von Ar­beits­ver­mitt­le­rin­nen/Ar­beits­ver­mitt­lern (...) im Be­reich Kun­den­por­tal bis längs­tens 31.12.2012 (...) zur Durchführung der zeit­lich be­fris­te­ten Pro­jek­te zur Ver­bes­se­rung der In­te­gra­ti­ons­fort­schrit­te für Be­treu­ungs­kun­den im Be­reich Ar­beits­ver­mitt­lung so­wie zur Er­pro­bung op­ti­mier­ter Be­treu­ungs­re­la­tio­nen Ar­beits­ver­mitt­le­rin­nen/Ar­beits­ver­mitt­ler zu Ar­beits­lo­sen/Be­trie­ben (...)“

In den Erläute­run­gen zu a) hier­zu ist aus­geführt:

„Kräfte mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag (§ 14 Abs. 1 Nr. 7 Tz­B­fG) zur Durchführung der zeit­lich be­fris­te­ten Pro­jek­te zur Ver­bes­se­rung der In­te­gra­ti­ons­fort­schrit­te für Be­treu­ungs­kun­den im Be­reich Ar­beits­ver­mitt­lung so­wie zur Er­pro­bung op­ti­mier­ter Be­treu­ungs­re­la­tio­nen Ar­beits­ver­mitt­le­rin­nen/Ar­beits­ver­mitt­ler zu Ar­beits­lo­sen/Be­trie­ben bis längs­tens 31.12.2012.“

Der Haus­halt der Be­klag­ten für 2008 wur­de durch Be­schluss der Bun­des­re­gie­rung vom 19. De­zem­ber 2007 mit der Maßga­be ge­neh­migt, dass bei Ka­pi­tel 5 Ti­tel 425 07 ins­ge-

- 3 -

samt 5.800 Ermäch­ti­gun­gen im Rah­men des ge­ziel­ten wir­kungs­ori­en­tier­ten Ein­sat­zes von Ar­beits­ver­mitt­lern und an­de­rem Per­so­nal für die Dau­er bis längs­tens 31. De­zem­ber 2012 zur Verfügung stünden, und vom Ver­wal­tungs­rat der Be­klag­ten am 20. De­zem­ber 2007 er­neut fest­ge­stellt.

Mit sei­ner am 26. März 2008 beim Ar­beits­ge­richt Kas­sel ein­ge­gan­ge­nen, der Be­klag­ten am 31. März 2008 zu­ge­stell­ten Kla­ge wen­det sich der Kläger ge­gen die Wirk­sam­keit der Be­fris­tung zum 31. De­zem­ber 2008.

Der Kläger hat vor­ge­tra­gen, er sei seit dem 1. Ja­nu­ar 2006 un­verändert als Ar­beits­ver­mitt­ler mit Be­ra­tungs­auf­ga­ben tätig und übe da­mit die Kern- und Dau­er­auf­ga­be der Bun­des­agen­tur für Ar­beit aus. Die Re­ge­lun­gen im Haus­halts­ti­tel 425 07 genügten nicht den Vor­aus­set­zun­gen nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG. Die all­ge­mein ge­hal­te­nen haus­halts­recht­li­chen Be­fris­tungs­vor­ga­ben, wie die Ver­bes­se­rung des Be­treu­ungs­schlüssels bzw. der ge­ziel­te, wir­kungs­ori­en­tier­te Ein­satz von Ar­beits­ver­mitt­lern ent­spre­che nicht der ge­setz­li­chen Vor­ga­be. Die Be­fris­tung aus Gründen von Haus­halts­mit­teln sei für die­je­ni­gen Fälle vor­ge­se­hen, bei de­nen für be­stimm­te Auf­ga­ben, z. B. für be­stimm­te Pro­jek­te, zeit­lich be­grenz­te Haus­halts­mit­tel zur Verfügung stünden. Im Rah­men der Beschäfti­gung von Ar­beits­ver­mitt­lern han­de­le es sich da­ge­gen um ei­ne bun­des­weit flächen­de­cken­de Per­so­nal­auf­sto­ckung zur Durchführung der all­ge­mei­nen Dau­er­auf­ga­ben über Jah­re hin­weg. Es feh­le an ob­jek­ti­ven Fak­to­ren, die mit den Be­son­der­hei­ten der be­tref­fen­den Tätig­keit und den Be­din­gun­gen ih­rer Ausführung zu­sam­men­hin­gen.

Der Kläger hat be­an­tragt,

fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die am 12. De­zem­ber 2007 ver­ein­bar­te Be­fris­tung nicht zum 31. De­zem­ber 2008 auf­gelöst wird, son­dern darüber hin­aus auf un­be­stimm­te Zeit fort­be­steht.

Die Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt. Sie hat vor­ge­tra­gen, die Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses des Klägers und die ihm über­tra­ge­ne Beschäfti­gung sei­en auf­grund von Haus­halts­mit­teln er­folgt, wel­che zweck­ge­bun­den und für ei­ne zeit­lich be­grenz­te Auf­ga­be zur Verfügung ge­stellt wor­den sei­en. Sie hat be­haup­tet, von den ins­ge­samt 5.800 Ermäch­ti­gun­gen ha­be ih­re Zen­tra­le der Re­gio­nal­di­rek­ti­on Hes­sen ins­ge­samt 295,5 Jah­res­kräfte als wir­kungs­ori­en­tier­te Zu­tei­lung AV (Ar­beits­ver­mitt­lung) bis
 


- 4 -

31. De­zem­ber 2008 zu­ge­teilt. Die Re­gio­nal­di­rek­ti­on Hes­sen ha­be so­dann un­ter Berück­sich­ti­gung von Be­las­tungs­da­ten die Ermäch­ti­gun­gen für 295,5 Jah­res­kräfte auf die ihr un­ter­stell­ten 13 Agen­tu­ren für Ar­beit ver­teilt. Der Agen­tur für Ar­beit Kas­sel sei­en ins­ge­samt 28,5 Jah­res­kräfte bis 31. De­zem­ber 2008 zur Verfügung ge­stellt wor­den. Der Kläger wer­de ent­spre­chend den im Haus­halts­plan aus­ge­wie­se­nen Mit­teln im Rah­men des ge­ziel­ten wir­kungs­ori­en­tier­ten Ein­sat­zes als Ar­beits­ver­mitt­ler ein­ge­setzt.

Das Ar­beits­ge­richt Kas­sel hat der Kla­ge durch Ur­teil vom 7. Au­gust 2008 statt­ge­ge­ben. Zur Be­gründung hat es – kurz zu­sam­men­ge­fasst – aus­geführt, die Be­fris­tung sei nicht durch den al­lein in Be­tracht kom­men­den Sach­grund des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt. Die­ser Sach­grund er­for­de­re die Vergütung des Ar­beit­neh­mers aus Haus­halts­mit­teln, die mit ei­ner kon­kre­ten Sach­re­ge­lung auf der Grund­la­ge ei­ner nach­voll­zieh­ba­ren Zweck­set­zung ver­se­hen sei­en. Die Haus­halts­mit­tel müss­ten für ei­ne Auf­ga­be von vorüber­ge­hen­der Dau­er vor­ge­se­hen sein. Er­for­der­lich sei der über­wie­gen­de Ein­satz des be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mers ent­spre­chend der Zweck­set­zung der aus­ge­brach­ten Haus­halts­mit­tel. Da­bei sei­en die Umstände bei Ver­trag­schluss maßgeb­lich. Die Be­ru­fung auf Haus­halts­mit­tel sei dann nicht zulässig, wenn die Re­ge­lung so pau­schal ge­fasst sei, dass sie über­wie­gend den Kern­be­reich und da­mit Dau­er­auf­ga­ben der be­tref­fen­den Or­ga­ni­sa­ti­on um­fas­se. In­so­weit bedürfe es ei­ner Pro­gno­se, dass für die Beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers Haus­halts­mit­tel nur vorüber­ge­hend zur Verfügung stünden. Bei der Beschäfti­gung des Klägers als Ar­beits­ver­mitt­ler han­de­le es sich um ei­ne der Kern­auf­ga­ben der Be­klag­ten. Al­lein ei­ne et­wai­ge Un­si­cher­heit über das hier­bei zukünf­tig er­for­der­li­che Per­so­nal vermöge ei­ne Be­fris­tung nicht zu recht­fer­ti­gen, auch wenn im ent­spre­chen­den Haus­halts­ti­tel Mit­tel le­dig­lich für die be­fris­te­te Beschäfti­gung vor­ge­se­hen sei­en. Auch aus der For­mu­lie­rung des „Ein­sat­zes zur Si­cher­stel­lung und wei­te­ren Op­ti­mie­rung der Be­treu­ungs­schlüssel“ er­ge­be sich, dass die Kräfte mit be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen zu­min­dest auch mit Dau­er­auf­ga­ben beschäftigt würden.

Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts ist der Be­klag­ten am 25. Sep­tem­ber 2008 zu­ge­stellt wor­den, die Be­ru­fungs­schrift der Be­klag­ten ist am 16. Ok­to­ber 2008 bei dem Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­gen. Die Be­ru­fungs­be­gründung ist nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist auf recht­zei­ti­gen An­trag bis zum 16. De­zem­ber 2008 am 15. De­zem­ber 2008 bei dem Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­gen.

Die Be­klag­te ver­folgt ihr Kla­ge­ab­wei­sungs­be­geh­ren un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens wei­ter. Sie ist der An­sicht, er­kenn­ba­rer Zweck des


- 5 -

§ 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG sei die Möglich­keit der Haus­halts­ge­setz­ge­ber, durch Aus­wei­sung zweck­ge­bun­de­ner Mit­tel Sach­gründe für die Be­fris­tung von Ar­beits­verhält­nis­sen zu schaf­fen. Da­bei dürfe der Sach­grund nicht dar­an ge­mes­sen wer­den, ob die zu ver­rich­ten­de Tätig­keit ei­ne Auf­ga­be von be­grenz­ter Dau­er sei oder vom Staat als Dau­er­auf­ga­be erfüllt wer­den müsse. Die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung des Haus­halts­ge­setz­ge­bers sei viel­mehr als ver­bind­li­che Vor­ga­be hin­zu­neh­men. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts würden die Haus­halts­mit­tel un­ter Ka­pi­tel 5 Ti­tel 425 07 ih­res Haus­halts­plans 2008 auch nicht nur all­ge­mein für die Beschäfti­gung von Ar­beit­neh­mern im Rah­men von be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen be­reit ge­stellt, son­dern die Be­reit­stel­lung der ent­spre­chen­den Mit­tel für be­fris­te­te Ar­beits­verträge in der Ar­beits­ver­mitt­lung sei be­zo­gen auf kon­kre­te Pro­jek­te und Son­der­pro­gram­me er­folgt, ins­be­son­de­re auch bezüglich des Pro­gramms „wir­kungs­ori­en­tier­te Zu­tei­lung Ar­beits­ver­mitt­ler (Fortführung aus 2007; bis 31. De­zem­ber 2008)“. Un­er­heb­lich sei, dass die Lauf­zeit des mit dem Kläger ver­ein­bar­ten be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags hin­ter der vom Haus­halts­ge­ber bis zum 31. De­zem­ber 2012 be­wil­lig­ten Dau­er der zweck­be­stimm­ten Haus­halts­mit­tel zurück blei­be. Ver­trags­dau­er und Be­fris­tungs­grund müss­ten nicht vollständig kon­gru­ent sein.

Die Be­klag­te trägt vor, die Ziel­set­zung für die „Si­cher­stel­lung und wei­te­re Op­ti­mie­rung der Be­treu­ungs­schlüssel“ er­ge­be sich aus der mit Rund­er­lass vom 16. Au­gust 2001 ge­star­te­ten Ver­mitt­lungs­of­fen­si­ve, die ein Pro­jekt zur Un­terstützung des Be­schluss­vor­schlags der Ar­beits­grup­pe des Bünd­nis­ses für Ar­beit mit dem Ziel der nach­hal­ti­gen Re­du­zie­rung der Ar­beits­lo­sig­keit so­wie der Lang­zeit­ar­beits­lo­sig­keit dar­stel­le. An­hand der An­la­ge 1 zum Rund­er­lass vom 16. Au­gust 2001 (Ab­lich­tung als An­la­ge B 12 zum Schrift­satz der Be­klag­ten vom 29. Ju­ni 2009, Bl. 210 – 214 d. A.) er­ge­be sich, dass für die Neu­aus­rich­tung und Neu­or­ga­ni­sa­ti­on des Ver­mitt­lungs­pro­zes­ses mit­tel­fris­tig kein zusätz­li­ches Per­so­nal zur Verfügung ge­stellt wer­den könne. Zwar stel­le die Ver­mitt­lung von Ar­beits­lo­sen grundsätz­lich ei­ne Dau­er­auf­ga­be der Be­klag­ten dar. Durch die Ver­mitt­lungs­of­fen­si­ve er­ge­be sich je­doch ein le­dig­lich vorüber­ge­hen­der Be­darf. Nach der An­la­ge 1 zum Rund­er­lass vom 16. Au­gust 2001 sol­le die er­for­der­li­che Neu­aus­rich­tung mit­tel­fris­tig durch ei­ge­nes Per­so­nal er­fol­gen. Le­dig­lich kurz­fris­tig sol­le die Um­set­zung der Ver­mitt­lungs­of­fen­si­ve durch ei­ne vorüber­ge­hen­de und be­fris­te­te Verstärkung der Be­klag­ten ermöglicht wer­den.

Die Be­klag­te be­haup­tet, durch die Beschäfti­gung des Klägers im Pro­gramm „wir­kungs­ori­en­tier­ter Ein­satz von Ar­beits­ver­mitt­lern“ über ei­nen be­fris­te­ten Zeit­raum ha­be durch

- 6 -



die Ver­mitt­lung von mehr Ar­beits­lo­sen in den ers­ten Ar­beits­markt die Ar­beits­lo­sen­quo­te ge­senkt wer­den können. Ent­spre­chend sei im Agen­tur­be­zirk der Ar­beits­agen­tur Kas­sel der Be­stand der Ar­beits­lo­sen in den Jah­ren 2006 bis 2008 kon­ti­nu­ier­lich ge­sun­ken. Be­zo­gen auf den Mo­nat No­vem­ber sei­en dies im Jahr 2006 8.619 Ar­beits­lo­se, im Jahr 2007 6.746 und im Jahr 2008 6.094 Ar­beits­lo­se ge­we­sen.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Kas­sel, AZ.: 3 Ca 131/08 vom 7. Au­gust 2008 ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Der Kläger be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Er ver­tei­digt das an­ge­foch­te­ne Ur­teil un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens. Der Kläger be­strei­tet, dass er als Ar­beits­ver­mitt­ler mit Be­ra­tungs­auf­ga­ben für das Pro­gramm „wir­kungs­ori­en­tier­te Zu­tei­lung Ar­beits­ver­mitt­lung (Fortführung aus 2007 bis 31. De­zem­ber 2008)“ ein­ge­stellt wor­den sei.

Ent­schei­dungs­gründe

I.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Kas­sel vom 7. Au­gust 2008 – 3 Ca 131/08 – ist gemäß §§ 8 Abs. 2, 64 Abs. 2 Buch­sta­be c) ArbGG statt­haft und auch darüber hin­aus zulässig, ins­be­son­de­re form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den, §§ 66 Abs. 1 ArbGG, 519, 520 Abs. 1, 3 und 5 ZPO.

II.

In der Sa­che hat die Be­ru­fung kei­nen Er­folg. Die in­ner­halb der Frist des § 17 Satz 1 Tz­B­fG ein­ge­reich­te Ent­fris­tungs­kla­ge ist be­gründet. Die Be­fris­tung vom 12. De­zem­ber 2007 ent­behrt ei­nes Sach­grun­des iSv. § 14 Abs. 1 Tz­B­fG.

1. Kei­ner Ent­schei­dung be­darf, ob das Schrift­for­mer­for­der­nis gemäß § 14 Abs. 4 Tz­B­fG ge­wahrt ist. Die Par­tei­en be­zie­hen sich übe­rein­stim­mend auf den Ar­beits­ver­trag vom

- 7 -
 


12. De­zem­ber 2007. Die­ser ist in der zur Ak­te ge­reich­ten Ab­lich­tung je­doch nur von der Be­klag­ten un­ter­schrie­ben.

2. Der gel­tend ge­mach­te Sach­grund gemäß § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG ist nicht ge­ge­ben.

a) Der Sach­grund gemäß § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG er­for­dert die Vergütung des Ar­beit­neh­mers aus Haus­halts­mit­teln, die mit ei­ner kon­kre­ten Sach­re­ge­lung auf der Grund­la­ge ei­ner nach­voll­zieh­ba­ren Zweck­set­zung ver­se­hen sind. Die Haus­halts­mit­tel müssen für ei­ne Auf­ga­be von vorüber­ge­hen­der Dau­er vor­ge­se­hen sein. Er­for­der­lich ist der über­wie­gen­de Ein­satz des be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mers ent­spre­chend der Zweck­set­zung der aus­ge­brach­ten Haus­halts­mit­tel. Da­bei sind die Umstände bei Ver­trags­schluss maßgeb­lich. Die Vor­aus­set­zun­gen des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG lie­gen nicht vor, wenn die Haus­halts­mit­tel le­dig­lich all­ge­mein für die Beschäfti­gung von Ar­beit­neh­mern im Rah­men von be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen be­reit ge­stellt wer­den oder dem be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer über­wie­gend Dau­er­auf­ga­ben des Ar­beit­ge­bers über­tra­gen wer­den (BAG 16. Ok­to­ber 2008 – 7 AZR 360/07 – zu I 1 der Gründe, Rn. 12; 7. Mai 2008 – 7 AZR 198/07 – AP Tz­B­fG § 14 Haus­halt Nr. 8, zu I 1 der Gründe, Rn. 10; 18. Ok­to­ber 2006 – 7 AZR 419/05 – AP Tz­B­fG § 14 Haus­halt Nr. 1, zu I 1 der Gründe, Rn. 11).

b) Un­ter An­wen­dung die­ser Grundsätze sind im Streit­fall die Vor­aus­set­zun­gen für den Be­fris­tungs­grund gemäß § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG nicht erfüllt.

aa) Es kann da­hin­ste­hen, ob und ge­ge­be­nen­falls un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­ne nicht durch Ge­setz er­folg­te Aus­brin­gung von Haus­halts­mit­teln den An­for­de­run­gen des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG genügt. Die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der Norm spricht al­ler­dings dafür, dass die Haus­halts­mit­tel durch ein Ge­setz aus­ge­bracht sein müssen (vgl. BAG 16. Ok­to­ber 2008 – 7 AZR 360/07 – zu I 2 a der Gründe, Rn. 14).

bb) Fer­ner kann da­hin­ste­hen, ob der Kläger tatsächlich aus den Haus­halts­mit­teln, auf wel­che sich die Be­klag­te be­ruft, vergütet wird.

cc) Die Be­fris­tung ist je­den­falls des­we­gen nicht nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG wirk­sam, weil die nach dem Haus­halts­plan der Be­klag­ten für 2008 in Ka­pi­tel 5 Ti­tel 425 07 aus­ge­wie­se­nen Haus­halts­mit­tel nicht mit ei­ner nach­voll­zieh­ba­ren Zweck­set­zung für

- 8 -



ei­ne Auf­ga­be von nur vorüber­ge­hen­der Dau­er aus­ge­bracht wa­ren (vgl. eben­so für Ka­pi­tel 5 Ti­tel 425 07 des Haus­halts­plans der Be­klag­ten für 2006: LAG Nie­der­sach­sen 17. Ok­to­ber 2007 – 15 Sa 535/07 – ZTR 2008, 396, 397).

(1) Die Zweck­be­stim­mung des Ti­tels 425 07 in Ka­pi­tel 5 des Haus­halts­plans der Be­klag­ten für 2008 nennt „Gehälter der Kräfte mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag im Rah­men des ge­ziel­ten, wir­kungs­ori­en­tier­ten Ein­sat­zes von Ar­beits­ver­mitt­le­rin­nen/Ar­beits­ver­mitt­lern (...) im Be­reich Kun­den­por­tal bis längs­tens 31.12.2012 (...) zur Durchführung der zeit­lich be­fris­te­ten Pro­jek­te zur Ver­bes­se­rung der In­te­gra­ti­ons­fort-schrit­te für Be­treu­ungs­kun­den im Be­reich Ar­beits­ver­mitt­lung so­wie zur Er­pro­bung op­ti­mier­ter Be­treu­ungs­re­la­tio­nen Ar­beits­ver­mitt­le­rin­nen/Ar­beits­ver­mitt­ler zu Ar­beits­lo­sen/Be­trie­ben (...)“, so­wie, in den Erläute­run­gen zu a) hier­zu, „Kräfte mit be­fris­te­tem Ar­beits­ver­trag (§ 14 Abs. 1 Nr. 7 Tz­B­fG) zur Durchführung der zeit­lich be­fris­te­ten Pro­jek­te zur Ver­bes­se­rung der In­te­gra­ti­ons­fort­schrit­te für Be­treu­ungs­kun­den im Be­reich Ar­beits­ver­mitt­lung so­wie zur Er­pro­bung op­ti­mier­ter Be­treu­ungs­re­la­tio­nen Ar­beits­ver­mitt­le­rin­nen/Ar­beits­ver­mitt­ler zu Ar­beits­lo­sen/Be­trie­ben bis längs­tens 31.12.2012“. Der von der Be­klag­ten vor­ge­tra­ge­ne Rund­er­lass vom 16. Au­gust 2001 ist in der Zweck­be­stim­mung nicht in Be­zug ge­nom­men.

(2) Aus die­ser Zweck­be­stim­mung er­gibt sich nicht nach­voll­zieh­bar, für wel­che Auf­ga­be von nur vorüber­ge­hen­der Dau­er die Haus­halts­mit­tel aus­ge­bracht wur­den. Al­lein ei­ne Be­reit­stel­lung von Haus­halts­mit­teln all­ge­mein für die Beschäfti­gung von Ar­beit­neh­mern im Rah­men von be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen ist nicht aus­rei­chend. Der Be­klag­ten kann auch nicht dar­in ge­folgt wer­den, dass die ent­spre­chen­den Mit­tel für be­fris­te­te Ar­beits­verträge in der Ar­beits­ver­mitt­lung nach der Zweck­be­stim­mung im Haus­halts­ti­tel für kon­kre­te Pro­jek­te und Son­der­pro­gram­me be­reit­ge­stellt wor­den sei­en. Ge­nannt sind aus­sch­ließlich die zwar als be­fris­tet be­zeich­ne­ten Pro­jek­te zur Ver­bes­se­rung der Be­treu­ungs­pa­ra­me­ter, In­halt der Tätig­keit der be­fris­tet beschäftig­ten Kräfte sol­len dem­nach aber die glei­chen dau­er­haft an­fal­len­den Kern­auf­ga­ben der Be­klag­ten im Be­reich der Ar­beits­ver­mitt­lung sein wie bei den un­be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beits­ver­mitt­lern. Aus der Zweck­be­stim­mung im Haus­halts­plan er­gibt sich auch nicht hin­rei­chend, dass Grund für die den­noch mögli­cher­wei­se nur vorüber­ge­hend an­fal­len­de Tätig­keit der be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mer ei­ne nur für ei­nen be­stimm­ten, vorüber­ge­hen­den Zeit­raum be­ab­sich­tig­te ver­bes­ser­te Auf­ga­ben­erfüllung durch die Be­klag­te wäre. Die Zweck­be­stim­mung enthält viel­mehr kei­ne ver­bind­li­che Fest­le­gung, dass und zu wel­chem Zeit­punkt die Be­treu­ungs­of­fen­si­ve wie­der be­en­det sein soll. Die zeit­li­che Be­gren­zung bis

- 9 -
 


31. De­zem­ber 2012 be­zieht sich le­dig­lich auf den ma­xi­ma­len zeit­li­chen Rah­men für die be­fris­te­ten Beschäfti­gun­gen.

Die An­la­ge 1 zum Rund­er­lass vom 16. Au­gust 2001 ist in der Zweck­be­stim­mung nicht in Be­zug ge­nom­men und kann da­her die nach­voll­zieh­ba­re Zweck­set­zung in dem Haus­halts­ti­tel nicht er­set­zen. Im Übri­gen ist auch dar­in le­dig­lich die Er­war­tung zum Aus­druck ge­bracht, dass mit­tel­fris­tig die Be­klag­te die per­so­nel­len Vor­aus­set­zun­gen für die Neu­aus­rich­tung und Neu­or­ga­ni­sa­ti­on des Ver­mitt­lungs­pro­zes­ses selbst schaf­fen könne, wei­te­re be­fris­te­te Beschäfti­gun­gen al­so ent­behr­lich wer­den sol­len. Ei­ne ein­deu­ti­ge Fest­le­gung, bis wann dies der Fall sein soll, ist auch dar­in nicht ent­hal­ten. Al­lein auf­grund der be­ste­hen­den Er­war­tung des mit­tel­fris­ti­gen Weg­falls des Mehr­be­darfs ist je­doch ei­ne Ab­gren­zung des Be­darfs an be­fris­te­ten Kräften von dem an dau­er­haft Beschäftig­ten nicht möglich. Der ge­naue zeit­li­che Um­fang des sich aus der Ver­mitt­lungs­of­fen­si­ve er­ge­ben­den nur vorüber­ge­hen­den Mehr­be­darfs er­gibt sich we­der aus der Zweck­be­stim­mung im Haus­halt selbst noch aus der An­la­ge 1 zum Rund­er­lass vom 16. Au­gust 2001. Der nur vorüber­ge­hen­de Be­darf wird le­dig­lich be­haup­tet, ist je­doch we­der in der Zweck­be­stim­mung im Haus­halt selbst noch in der An­la­ge 1 zum Rund­er­lass vom 16. Au­gust 2001 nach­voll­zieh­bar kon­kre­ti­siert. Die Zweck­be­stim­mung der Haus­halts­mit­tel erschöpft sich da­mit auch un­ter Berück­sich­ti­gung der Ver­mitt­lungs­of­fen­si­ve gemäß An­la­ge 1 zum Rund­er­lass vom 16. Au­gust 2001 in ei­ner Be­reit­stel­lung von Haus­halts-mit­teln für be­fris­te­te Beschäfti­gun­gen zur Er­le­di­gung der grundsätz­lich ei­ne Dau­er­auf­ga­be der Be­klag­ten dar­stel­len­den Ar­beits­ver­mitt­lung. Die von der Be­klag­ten be­haup­te­te Ver­bes­se­rung der Ver­mitt­lung der Ar­beits­lo­sen durch die zusätz­li­che Beschäfti­gung u.a. des Klägers macht die nach­voll­zieh­ba­re Zweck­set­zung be­reits bei Aus­brin­gung der Haus­halts­mit­tel eben­falls nicht ent­behr­lich.

2. Die Be­fris­tung vom 12. De­zem­ber 2007 ist auch nicht nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr.1 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt.

a) Ein sach­li­cher Grund für die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags liegt nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG vor, wenn der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung nur vorüber­ge­hend be­steht. Dies setzt vor­aus, dass im Zeit­punkt des Ver­trag­schlus­ses mit hin­rei­chen­der Si­cher­heit zu er­war­ten ist, dass nach dem vor­ge­se­he­nen Ver­trags­en­de für die Beschäfti­gung des be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mers in dem Be­trieb kein (dau­er­haf­ter) Be­darf mehr be­steht (BAG, ständi­ge Recht­spre­chung, et­wa 16. Ok­to­ber 2008 – 7 AZR 306/07 - zu II 1 a der Gründe, Rn. 18; 20. Fe­bru­ar 2008 – 7 AZR 950/06

- 10 -



– AP Tz­B­fG § 14 Nr. 45, zu I 1 der Gründe, Rn. 12; 17. Ja­nu­ar 2007 – 7 AZR 20/06 – AP Tz­B­fG § 14 Nr. 30, zu II 2 b aa (1) der Gründe, Rn. 28). Der vorüber­ge­hen­de Be­darf im Sin­ne des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG ist zu un­ter­schei­den von der re­gelmäßig ge­ge­be­nen Un­si­cher­heit über die künf­ti­ge Ent­wick­lung des Ar­beits­kräfte­be­darfs des Ar­beit­ge­bers. Die all­ge­mei­ne Un­si­cher­heit über die zukünf­tig be­ste­hen­den Beschäfti­gungsmöglich­kei­ten recht­fer­tigt die Be­fris­tung nicht. Über den vorüber­ge­hen­den Be­darf ist ei­ne Pro­gno­se zu er­stel­len, der kon­kre­te An­halts­punk­te zu­grun­de lie­gen müssen. Die Pro­gno­se ist Teil des Sach­grunds (BAG, ständi­ge Recht­spre­chung, et­wa 16. Ok­to­ber 2008 – 7 AZR 360/07 – zu II 1 a der Gründe, Rn. 18; 20. Fe­bru­ar 2008 – 7 AZR 950/06 – AP Tz­B­fG § 14 Nr. 45, zu I 3 a der Gründe, Rn. 17). Im Be­reich des öffent­li­chen Diens­tes können haus­halts­recht­li­che Gründe die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags we­gen ei­nes nur vorüber­ge­hen­den be­trieb­li­chen Be­darfs recht­fer­ti­gen, wenn der öffent­li­che Ar­beit­ge­ber zum Zeit­punkt des Ver­trags­ab­schlus­ses auf­grund kon­kre­ter Tat­sa­chen die Pro­gno­se er­stel­len kann, dass für die Beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers Haus­halts­mit­tel nur vorüber­ge­hend zur Verfügung ste­hen. Die Un­ge­wiss­heit über die künf­ti­ge haus­halts­recht­li­che Ent­wick­lung genügt hierfür nicht. Hin­ge­gen ist es grundsätz­lich aus­rei­chend für die Pro­gno­se des öffent­li­chen Ar­beit­ge­bers, wenn die Vergütung des be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mers aus ei­ner kon­kre­ten Haus­halts­stel­le er­folgt, die von vorn­her­ein nur für ei­ne be­stimm­te Zeit­dau­er be­wil­ligt ist und an­sch­ließend fort­fal­len soll (BAG 16. Ok­to­ber 2008 – 7 AZR 360/07 – zu II 1 b der Gründe, Rn. 19).

b) Die Be­klag­te hat nicht dar­ge­legt, dass bei Ver­trags­ab­schluss die auf kon­kre­te Tat­sa­chen gestütz­te Pro­gno­se ge­recht­fer­tigt war, dass für die Beschäfti­gung des Klägers Haus­halts­mit­tel nur bis zum 31. De­zem­ber 2008 zur Verfügung ste­hen. Der Kläger ist auch nicht für ei­ne kon­kre­te Haus­halts­stel­le ein­ge­stellt wor­den, wel­che von vorn­her­ein nur für ei­ne be­stimm­te Zeit­dau­er be­wil­ligt wor­den wäre und an­sch­ließend fort­fal­len soll­te.

III.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO. Die Be­klag­te hat die Kos­ten der Be­ru­fung zu tra­gen, weil ihr Rechts­mit­tel kei­nen Er­folg ge­habt hat.

Die Re­vi­si­on war gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG zu­zu­las­sen.

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 


zur Übersicht 3 Sa 1657/08