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HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Köln, Ur­teil vom 27.08.2015, 7 Sa 342/15

   
Schlagworte: Insolvenz des Arbeitgebers
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 7 Sa 342/15
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 27.08.2015
   
Leitsätze: Trifft der spätere Insolvenzschuldner mit der Gerichtsvollzieherin zur Abwendung einer sonst drohenden Mobiliarpfändung eine Ratenzahlungsvereinbarung, so handelt es sich bei den innerhalb des Zeitraums des § 131 I Nr.2 InsO tatsächlich gezahlten Raten um anfechtbare inkongruente Zahlungen, auch wenn der Zwangsvollstreckungsauftrag und die Ratenzahlungsvereinbarung lange vor Beginn dieses Zeitraums erfolgt waren.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Aachen, Urteil vom 21.10.2014, 3 Ca 1622/14
nachgehend:
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 20.09.2017, 6 AZR 58/16
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, 7 Sa 342/15


Te­nor:

Die Be­ru­fung des Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Aa­chen vom 21.10.2014 in Sachen3 Ca 1622/14 h wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.


1 T a t b e s t a n d
2 Die Par­tei­en strei­ten um ei­nen Rück­zah­lungs­an­spruch des Klägers ge­gen den Be­klag­ten nach er­folg­ter In­sol­venz­an­fech­tung.
3 Der Be­klag­te war im Jahr 2010 Ar­beit­neh­mer des späte­ren In­sol­venz­schuld­ners. Für die Zeit vom 01.03. bis 03.05.2010 hat­te er of­fe­nen Lohn in Höhe von 3.071,42 € zu be­an­spru­chen, die in dem rechts­kräfti­gen Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Aa­chen vom 11.01.2011, 3 Ca 1750/10 h, ti­tu­liert wur­den.
4 Am 23.09.2011 be­auf­trag­te der Be­klag­te die zuständi­ge Ge­richts­voll­zie­he­rin mit der Zwangs­voll­stre­ckung aus dem Ti­tel vom 11.01.2011. Zur Ab­wen­dung der an­ge­droh­ten Mo­bi­li­arzwangs­voll­stre­ckung sag­te der Schuld­ner der Ge­richts­voll­zie­he­rin zu, Ra­ten­zah­lun­gen auf die ti­tu­lier­te Geld­sum­me zu er­brin­gen. Dem­ent­spre­chend zahl­te er so­dann am 29.11.2011 295,00 €, am 27.12.2011 596,40 €, am 22.02.2012 1.196,40 €, am 29.05.2012 1.719,55 € und am 04.06.2012 17,89 €.
5 Im Zah­lungs­zeit­punkt vom 29.05.2012 be­stan­den of­fe­ne For­de­run­gen ge­gen den Schuld­ner in Höhe von 12.559,56 €. Zu­gleich be­fand sich das ein­zi­ge Kon­to des Schuld­ners bei ei­nem Kre­dit­li­mit von 19.000,00 € mit 18.612,94 € im Mi­nus.
6 Am 30.07.2012 be­an­trag­te der Schuld­ner selbst die Eröff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens. Am 16.10.2012 wur­de das In­sol­venz­ver­fah­ren über das Vermögen des Schuld­ners eröff­net. Der Kläger wur­de zum In­sol­venz­ver­wal­ter er­nannt.
7 Der Kläger hat in sei­ner Ei­gen­schaft als In­sol­venz­ver­wal­ter die Zah­lun­gen des Schuld­ners an den Be­klag­ten vom 29.05.2012 über 1.719,55 € und vom 04.06.2012 in Höhe von 17,89 € gemäß § 131 Abs. 1 Nr. 2 In­sO an­ge­foch­ten und von dem Be­klag­ten die Rück­zah­lung die­ser 1.737,44 € ver­langt. Hierüber strei­ten die Par­tei­en.
8 Das Ar­beits­ge­richt Aa­chen hat mit Ur­teil vom 21.10.2014 der Kla­ge des In­sol­venz­ver­wal­ters statt­ge­ge­ben. Es hat den An­spruch aus § 143 Abs. 1 S.1 In­sO für be­gründet er­ach­tet. Auf Tat­be­stand und Ent­schei­dungs­gründe des ar­beits­ge­richt­li­chen Ur­teils wird Be­zug ge­nom­men.
9 Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts wur­de dem Be­klag­ten am 18.02.2015 zu­ge­stellt. Der Be­klag­te hat hier­ge­gen am 17.03.2015 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se am 17.04.2015 be­gründet.
10 Der Be­klag­te und Be­ru­fungskläger ist der Auf­fas­sung, es ha­be kei­ne in­kon­gru­en­te De­ckung im Sin­ne von § 131 Abs. 1 In­sO vor­ge­le­gen. Ent­schei­dend sei nach Auf­fas­sung des Be­klag­ten dar­auf ab­zu­stel­len, dass der Zwangs­voll­stre­ckungs­auf­trag be­reits am 21.09.2011 aus­ge­bracht wor­den sei, al­so lan­ge vor Eröff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens und der in § 131 Abs. 1 In­sO ge­nann­ten Fris­ten. Die von der Ge­richts­voll­zie­he­rin her­bei­geführ­te Ra­ten­zah­lungs­ver­ein­ba­rung sei an die Stel­le der Aus­brin­gung ei­ner Pfändung ge­tre­ten. Zwi­schen der Zwangs­voll­stre­ckung vom 21.09.2011 und al­len ge­leis­te­ten Ra­ten­zah­lun­gen, auch den streit­ge­genständ­li­chen vom 29.05.2012 und 04.06.2012, ha­be dem­nach Kon­gru­enz be­stan­den. Im Zeit­punkt des Zwangs­voll­stre­ckungs­auf­trags am 21.09.2011 sei der Schuld­ner auch noch zah­lungsfähig ge­we­sen.
11 Der Be­klag­te und Be­ru­fungskläger be­an­tragt nun­mehr,
12 un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Aa­chen vom 21.10.2014, 3 Ca 162/14 h, die Kla­ge ab­zu­wei­sen.
13 Der Kläger und Be­ru­fungs­be­klag­te be­an­tragt,
14 die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.
15 Der Kläger und Be­ru­fungs­be­klag­te be­ruft sich dar­auf, dass sich nach herr­schen­der Mei­nung Zah­lun­gen, die im We­ge der Zwangs­voll­stre­ckung oder un­ter An­dro­hung der­sel­ben an den Ge­richts­voll­zie­her ge­leis­tet wer­den, in­kon­gru­en­te De­ckun­gen im Sin­ne des § 131 Abs. 1 In­sO dar­stell­ten.
16 E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e
17 I. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Aa­chen vom 21.10.2014 ist zulässig. Die Be­ru­fung ist gemäß § 64 Abs. 2 b) ArbGG statt­haft. Sie wur­de auch in­ner­halb der in § 66 Abs. 1 ArbGG vor­ge­schrie­be­nen Fris­ten form­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet.
18 II. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten konn­te je­doch kei­nen Er­folg ha­ben. Das Be­ru­fungs­ge­richt teilt die Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts, dass der vom Kläger gel­tend ge­mach­te Zah­lungs­an­spruch auf der Ba­sis des § 143 Abs. 1 S. 1 In­sO be­gründet ist.
19 1. Gemäß § 143 Abs. 1 S. 1 In­sO kann der In­sol­venz­ver­wal­ter ver­lan­gen, dass zur In­sol­venz­mas­se zurück­gewährt wird, was durch ei­ne an­fecht­ba­re Hand­lung aus dem Vermögen des Schuld­ners veräußert, weg­ge­ge­ben oder auf­ge­ge­ben wor­den ist. So liegt der Fall hier. Bei den Zah­lun­gen, die der In­sol­venz­schuld­ner am 29.05.2012 in Höhe von 1.719,55 € und am 04.06.2012 in Höhe von 17,89 € an den Be­klag­ten er­bracht hat, han­delt es sich um an­fecht­ba­re Hand­lun­gen im Sin­ne von § 143 Abs. 1 S. 1 In­sO.
20 2. Gemäß § 131 Abs. 1 Nr. 2 In­sO sind Rechts­hand­lun­gen an­fecht­bar, die ei­nem In­sol­venzgläubi­ger ei­ne Si­che­rung oder Be­frie­di­gung gewähren oder ermöglicht ha­ben, die er nicht oder nicht in der Art oder nicht zu der Zeit zu be­an­spru­chen hat­te, wenn die Hand­lung in­ner­halb des zwei­ten oder drit­ten Mo­nats vor dem Eröff­nungs­an­trag vor­ge­nom­men wor­den ist und der Schuld­ner zur Zeit der Hand­lung zah­lungs­unfähig war. Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind vor­lie­gend erfüllt.
21 a. Der An­trag auf Eröff­nung des In­sol­venz­ver­wal­ters wur­de am 30.07.2012 ge­stellt. Die Zah­lung vom 29.05.2012 lag in­ner­halb des Drei­mo­nats­be­reichs, die­je­ni­ge vom 04.06.2012 in­ner­halb des Zwei­mo­nats­be­reichs vor Stel­len des In­sol­venz­an­trags.
22 b. Der In­sol­venz­schuld­ner nahm die Zah­lun­gen vom 29.05. und 04.06.2012 an den Be­klag­ten auch vor, weil der Be­klag­te ihn un­mit­tel­bar mit der Durchführung der Zwangs­voll­stre­ckung aus dem Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Aa­chen vom 11.01.2011 be­droht hat­te. Un­ter dem 23.09.2011 hat­te der Be­klag­te be­reits die zuständi­ge Ge­richts­voll­zie­he­rin mit der Zwangs­voll­stre­ckung be­auf­tragt. Die Zwangs­voll­stre­ckung in Form der Mo­bi­li­arpfändung wäre un­mit­tel­bar er­folgt, wenn der Schuld­ner der Ge­richts­voll­zie­he­rin nicht zu­ge­sagt hätte, die ti­tu­lier­te Sum­me in Ra­ten ab­zu­tra­gen. Die Ge­richts­voll­zie­he­rin hat die Ra­ten­zah­lun­gen qua­si bei­ge­trie­ben. Sie sind Be­stand­teil des Er­le­di­gungs­pro­to­kolls der Ge­richts­voll­zie­he­rin (Bl. 12 d. A.).
23 c. Zah­lun­gen des späte­ren In­sol­venz­schuld­ners an ei­nen Gläubi­ger, die in­ner­halb des in § 131 Abs. 1 Nr. 2 In­sO de­fi­nier­ten kri­ti­schen Zeit­raums an ei­nen Gläubi­ger un­ter dem Druck ei­ner un­mit­tel­bar dro­hen­den Zwangs­voll­stre­ckung und zur Ab­wen­dung der­sel­ben er­fol­gen, sind in­kon­gru­en­te Zah­lun­gen im Sin­ne des § 131 Abs. 1 In­sO. Dies ent­spricht der ganz herr­schen­den höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung nicht nur des Bun­des­ge­richts­hofs, son­dern auch des Bun­des­ar­beits­ge­richts. So führt das Bun­des­ar­beits­ge­richt in sei­ner Ent­schei­dung vom 24.10.2013, 6 AZR 466/12 u. a. Fol­gen­des aus:
24 „Zwar wird der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz der Gläubi­ger in der Un­ter­neh­mens­kri­se auch dann durch­bro­chen, wenn der Schuld­ner in­ner­halb der Drei­mo­nats­frist des § 130 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 In­sO oder nach dem Eröff­nungs­an­trag frei­wil­lig zahlt und der Gläubi­ger von der Zah­lungs­unfähig­keit oder dem Eröff­nungs­an­trag we­der Kennt­nis hat­te noch aus den Umständen auf ei­ne sol­che schließen muss­te. In die­sem Fall darf der Gläubi­ger die Leis­tung be­hal­ten, während an­de­re Gläubi­ger mit ih­ren eben­falls fälli­gen For­de­run­gen leer aus­ge­hen. Die ge­genüber § 130 Abs. 1 In­sO verschärf­te Haf­tung nach § 131 Abs. 1 In­sO recht­fer­tigt sich je­doch dar­aus, dass der Gläubi­ger, der staat­li­che Zwangs­maßnah­men in An­spruch nimmt oder an­droht, an­ders als der Gläubi­ger, der ei­ne frei­wil­li­ge Zah­lung ent­ge­gen­nimmt, ak­tiv auf das zur Be­frie­di­gung al­ler Gläubi­ger un­zu­rei­chen­de Vermögen des Schuld­ners zu­greift und zu­gleich an­de­re Gläubi­ger von ei­nem sol­chen Zu­griff aus­sch­ließt. In der Un­ter­neh­mens­kri­se soll ei­ne Un­gleich­be­hand­lung der Gläubi­ger nicht mehr durch den Ein­satz von oder die Dro­hung mit staat­li­chen Macht­mit­teln er­zwun­gen wer­den. Der Ein­satz die­ser Mit­tel nimmt der Leis­tung des Schuld­ners aus ob­jek­ti­ver Sicht den Cha­rak­ter der Frei­wil­lig­keit. Muss der Gläubi­ger den Schuld­ner durch die Dro­hung mit der Zwangs­voll­stre­ckung zur Leis­tung zwin­gen, liegt der Ver­dacht na­he, dass der Schuld­ner nicht zah­lungsfähig ist. Ei­ne sol­che Leis­tung ist nicht in­sol­venz­fest...... Die­se Recht­spre­chung, wo­nach die in der kri­ti­schen Zeit durch (Dro­hung mit) Zwangs­voll­stre­ckung er­lang­te Erfüllung auch dann ei­ne in­kon­gru­en­te De­ckung im Sin­ne von § 131 Abs. 1 In­sO dar­stellt, wenn der Gläubi­ger kei­ne Kennt­nis von der Zah­lungs­unfähig­keit des Schuld­ners oder vom Eröff­nungs­an­trag hat­te, ist durch den Ge­setz­ge­ber le­gi­ti­miert.“ (BAG a. a. O., Rd­nr. 25 f. bei ju­ris; sie­he fer­ner BAG vom 31.08.2010, 3 ABR 139/09; BAG vom 27.02.2014, 6 AZR 367/13; BAG vom 27.03.2014,6 AZR 989/12; zahl­rei­che wei­te­re Nach­wei­se bei Uh­len­bruck, In­sol­venz­ord­nung, 14. Auf­la­ge, § 131 Rd­nr. 63 ff.)
25 Das Be­ru­fungs­ge­richt schließt sich die­ser Recht­spre­chung an.
26 d. Der ehe­ma­li­ge Ar­beit­ge­ber und späte­re In­sol­venz­schuld­ner des Be­klag­ten war im Zeit­punkt der hier strei­ti­gen Zah­lun­gen vom 29.05. und 04.06.2012 auch be­reits zah­lungs­unfähig. Dies er­gibt sich dar­aus, dass nach der letzt­lich un­wi­der­spro­chen ge­blie­be­nen Aus­kunft des Klägers im Zah­lungs­zeit­punkt of­fe­ne For­de­run­gen ge­gen den Schuld­ner in Höhe von 12.595,56 € be­stan­den, der Schuld­ner aber zu­gleich sein Kre­dit­li­mit von 19.000,00 € be­reits mit ei­nem Mi­nus­be­trag auf sei­nem Kon­to in Höhe von 18.612,94 € na­he­zu lücken­los aus­geschöpft hat­te. Auf die Kennt­nis des Be­klag­ten von der Zah­lungs­unfähig­keit des Schuld­ners kommt es nicht an.
27 3. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten steht dem An­spruch des Klägers auf Rücker­stat­tung der in der kri­ti­schen Drei­mo­nats­zeit vor dem In­sol­ven­zeröff­nungs­an­trag ge­leis­te­ten Zah­lun­gen auch nicht ent­ge­gen, dass der Be­klag­te den Zwangs­voll­stre­ckungs­auf­trag be­reits im Sep­tem­ber 2011, al­so lan­ge vor Be­ginn des ge­setz­lich de­fi­nier­ten kri­ti­schen Zeit­raums ge­stellt hat­te und die ge­genüber der Ge­richts­voll­zie­he­rin ab­ge­ge­be­ne Zu­sa­ge des Schuld­ners, den ti­tu­lier­ten Be­trag ra­ten­wei­se ab­zu­tra­gen, eben­falls be­reits im Jahr 2011 er­folgt ist, wie der Um­stand be­legt, dass die ers­te – hier nicht streit­ge­genständ­li­che – Zah­lung des Schuld­ners be­reits am 29.11.2011 er­folg­te.
28 a. Als an­fecht­ba­re Rechts­hand­lung im Sin­ne von § 131 Abs. 1 In­sO ist hier nicht das ge­genüber der Ge­richts­voll­zie­he­rin be­reits im Herbst 2011 ab­ge­ge­be­ne Ver­spre­chen des späte­ren In­sol­venz­schuld­ners zu se­hen, die ti­tu­lier­te Sum­me, de­rent­we­gen die Ge­richts­voll­zie­he­rin be­auf­tragt war, die Zwangs­voll­stre­ckung durch­zuführen, in Ra­ten ab­zu­tra­gen. Gemäß § 140 Abs. 1 In­sO gilt ei­ne Rechts­hand­lung nämlich als in dem Zeit­punkt vor­ge­nom­men, in dem ih­re recht­li­chen Wir­kun­gen ein­tre­ten. Die durch das Ra­ten­zah­lungs­ver­spre­chen be­zweck­te recht­li­che Wir­kung, den ti­tu­lier­ten An­spruch des Be­klag­ten zu erfüllen und da­durch die un­mit­tel­bar dro­hen­de Zwangs­voll­stre­ckung zu ver­mei­den, konn­te nämlich erst in dem Zeit­punkt ein­tre­ten, in wel­chem der Be­klag­te tatsächlich ge­zahlt hat.
29 b. Der durch den Zwangs­voll­stre­ckungs­auf­trag vom 23.09.2011 und das Tätig­wer­den der Ge­richts­voll­zie­he­rin er­zeug­te Druck auf den Schuld­ner be­stand bei den ein­zel­nen Zah­lungs­zeit­punk­ten fort und ak­tua­li­sier­te sich in je­dem Ra­ten­zah­lungs­zeit­punkt aufs Neue; denn selbst nach­dem der Schuld­ner mit der Auf­nah­me von Ra­ten­zah­lun­gen be­reits be­gon­nen hat­te, hätte die Ge­richts­voll­zie­he­rin für den je­weils noch of­fe­nen Rest­be­trag je­weils je­der­zeit die be­reits avi­sier­te Pfändungs­voll­stre­ckung durchführen können. Dies gilt um­so mehr, als zwi­schen dem Schuld­ner und der Ge­richts­voll­zie­he­rin of­fen­sicht­lich auch kein hin­sicht­lich Zeit­punkt und Höhe der Ra­ten­zah­lung gleichmäßiger Ra­ten­plan ver­ein­bart war, son­dern der Schuld­ner in un­re­gelmäßigen Abständen Zah­lun­gen in un­re­gelmäßiger Höhe er­brach­te, of­fen­bar so, wie es ihm ge­ra­de möglich war.
30 c. Die Zah­lun­gen, die der Schuld­ner am 29.05. und 04.06.2012, al­so in der kri­ti­schen Zeit vor Stel­len des In­sol­venz­an­trags, un­ter dem fort­be­ste­hen­den Druck der un­mit­tel­bar dro­hen­den Durchführung der Zwangs­voll­stre­ckung er­bracht hat, wa­ren so­mit an­fecht­bar im Sin­ne von § 131 Abs. 1 Nr. 2 In­sO.
31 III. Die Kos­ten­fol­ge er­gibt sich aus § 97 Abs. 1 ZPO.
32 Nach Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts war für den Be­klag­ten gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG die Re­vi­si­on zu­zu­las­sen, im Hin­blick auf die ge­naue­re Klärung der Reich­wei­te des § 140 Abs. 1 In­sO.
33 R e c h t s m i t t e l b e l e h r u n g
34 Ge­gen die­ses Ur­teil kann von­der be­klag­ten Par­tei
35 R E V I S I O N
36 ein­ge­legt wer­den.
37 Für die kla­gen­de Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.
38 Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich oder in elek­tro­ni­scher Form beim
39 Bun­des­ar­beits­ge­richt
40 Hu­go-Preuß-Platz 1
41 99084 Er­furt
42 Fax: 0361-2636 2000
43 ein­ge­legt wer­den.
44 Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.
45 Die Re­vi­si­ons­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:
46
47 1. Rechts­anwälte,
48 2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
49 3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Num­mer 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt, und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.
50 In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.
51 Ei­ne Par­tei, die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten.
52 Bezüglich der Möglich­keit elek­tro­ni­scher Ein­le­gung der Re­vi­si­on wird auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 09.03.2006 (BGBl. I Sei­te 519) ver­wie­sen.
53 * ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

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