HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // Europarecht

Ak­tu­el­les Ar­beits­recht 2012: Eu­ro­pa­recht, EuGH-Ur­tei­le, EU-Richt­li­ni­en

Europafahne

Auf die­ser Sei­te fin­den Sie ak­tu­el­le Kom­men­ta­re zum eu­ro­päi­schen Ar­beits­recht 2012, ins­be­son­de­re zur Recht­spre­chung des Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hofs (EuGH).

Ju­ris­ti­sche Be­wer­tun­gen ar­beits­recht­li­cher Ent­schei­dun­gen deut­scher Ge­rich­te fin­den Sie in der Ru­brik "Recht­spre­chung", Kom­men­ta­re zu ar­beits- und so­zi­al­recht­li­chen Ge­set­zes­vor­ha­ben und Ge­set­zes­än­de­run­gen un­ter "Ge­setz­ge­bung" und Nach­rich­ten aus der Ar­beits­welt un­ter "Ar­beit und So­zia­les".

Bei­trä­ge zum The­ma "Eu­ro­pa­recht" aus an­de­ren Jah­ren fin­den Sie un­ter Ar­beits­recht 2019, Ar­beits­recht 2018, Ar­beits­recht 2017, Ar­beits­recht 2016, Ar­beits­recht 2015, Ar­beits­recht 2014, Ar­beits­recht 2013, Ar­beits­recht 2011, Ar­beits­recht 2010, Ar­beits­recht 2009, Ar­beits­recht 2008, Ar­beits­recht 2007, Ar­beits­recht 2006, Ar­beits­recht 2005, Ar­beits­recht 2004, Ar­beits­recht 2003, Ar­beits­recht 2002 und un­ter Ar­beits­recht 2001.


 
12/392 Sozialplan-Abfindung bei Behinderung
  28.12.2012. Können So­zi­alpläne vor­se­hen, dass schwer­be­hin­der­te "ren­ten­na­he" Ar­beit­neh­mer ei­ne ge­rin­ge­re Ab­fin­dung er­hal­ten als an­de­re Ar­beit­neh­mer, weil sie auf­grund ih­rer Schwer­be­hin­de­rung früher als an­de­re Ar­beit­neh­mer ren­ten­be­rech­tigt sind? Nein, so der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH) in ei­ner ak­tu­el­len Ent­schei­dung: EuGH, Ur­teil vom 06.12.2012, C-152/11 - Odar gg. Bax­ter.
 
12/353 Kein Urlaub bei Kurzarbeit Null
  13.11.2012. Er­wer­ben Ar­beit­neh­mer für die Zeit ei­ner Kurz­ar­beit Null Ur­laubs­ansprüche? Oh­ne die­se Fra­ge zu be­ant­wor­ten, hat der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH) vor ei­ni­gen Ta­gen klar­ge­stellt, dass es je­den­falls mit dem Eu­ro­pa­recht ver­ein­bar wäre, wenn bei Kurz­ar­beit Null kei­ne Ur­laubs­ansprüche ent­ste­hen würden: Eu­ropäischer Ge­richts­hof, Ur­teil vom 08.11.2012, C-229/11 und C-230/11 (Hei­mann und Tolt­schin gg. Kai­ser).
 
12/350 Höhe des Urlaubsanspruchs beim Wechsel von Voll- in Teilzeit
  07.11.2012. Was bleibt von ei­nem in Voll­zeit er­wor­be­nen Ur­laubs­an­spruch nach Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit? Mit die­ser Fra­ge hat sich vor kur­zem das Ar­beits­ge­richt (ArbG) Nien­burg beschäftigt. Das Pro­blem ent­steht, wenn ein Ar­beit­neh­mer sei­nen während ei­ner Voll­zeittätig­keit er­wor­be­nen Ur­laub z.B. we­gen Krank­heit nicht vollständig ge­nom­men hat und dann in Teil­zeit wech­selt. Wie der Ur­laub dann auf die neue Ar­beits­zeit "her­un­ter­ge­rech­net" wer­den muss, ist nicht ein­deu­tig ge­setz­lich ge­re­gelt. Das Ge­richt setz­te das Ver­fah­ren da­her aus und rief den Eu­ropäischen Ge­richts­hof (EuGH) an: Ar­beits­ge­richt Nien­burg, Be­schluss vom 04.09.2012, 2 Ca 257/12 Ö.
 
12/321 Zwangspensionierung ist auch bei geringerer Rente keine verbotene Diskriminierung
  04.10.2012. Ta­rif­verträge, de­nen zu­fol­ge Ar­beits­verhält­nis­se oh­ne Kündi­gung mit Er­rei­chen des Ren­ten­al­ters en­den, können von den be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mern als ei­ne "Zwangs­pen­sio­nie­rung" emp­fun­den wer­den, falls sie trotz ih­res Al­ters ger­ne wei­ter ar­bei­ten möch­ten. Der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH) hat hier­zu ent­schie­den, dass ta­rif­li­che Zwangs­pen­sio­nie­rungs­re­ge­lun­gen selbst dann kei­ne recht­lich ver­bo­te­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters sind, wenn der Ar­beit­neh­mer durch sie nur ei­ne ge­rin­ge­re Ren­te be­an­spru­chen kann, EuGH, Ur­teil vom 05.07.2012, C-141/11 (Hörn­feldt).
 
12/311 Keine Urlaubsabgeltung für langjährig erkrankte Mitarbeiter der Baubranche?
  20.09.2012. An­fang 2009 hat der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH), durch sein Ur­teil in Sa­chen Schultz-Hoff (Ur­teil vom 20.01.2009, C-350/06 und C-520/06) klar ge­stellt, dass der Min­des­t­ur­laubs­an­spruch von vier Wo­chen, auch nach lan­ger Er­kran­kung be­ste­hen bleibt, und da­her bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ab­zu­gel­ten ist. Da­mit hat er die bis da­hin an­ders­lau­ten­de Recht­spre­chung der deut­schen Ar­beits­ge­rich­te geändert. Das Ar­beits­ge­richt (ArbG) Nien­burg hat dem EuGH nun­mehr die Fra­ge vor­ge­legt, ob es mit dem Eu­ro­pa­recht ver­ein­bar ist, dass das Bun­des­ur­laubs­ge­setz es Ta­rif­verträgen der Bau­bran­che er­laubt, ent­ge­gen dem EU-Recht Ar­beit­neh­mern we­ni­ger als vier Wo­chen oder so­gar gar kei­nen be­zahl­ten Jah­res­ur­laub zu gewähren, ArbG Nien­burg, EuGH-Vor­la­ge vom 15.06.2012, 2 Ca 472/11.
 
12/305 Einheitliche Regelung für das Streikrecht in Europa durch Monti-II?
  12.09.2012. Mit sei­ner „Ver­ord­nung des Ra­tes über die Ausübung des Rechts auf Durchführung kol­lek­ti­ver Maßnah­men im Kon­text der Nie­der­las­sungs- und der Dienst­leis­tungs­frei­heit“ ern­te­te die Kom­mis­si­on viel Kri­tik. Die Ge­werk­schaf­ten be­kla­gen, dass durch die Gleich­stel­lung mit der Nie­der­las­sungs- und Dienst­leis­tungs­frei­heit kein eu­ro­pa­wei­tes Streik­recht ge­schaf­fen wird, der Bun­des­rat schaut rat­los, denn ein Mehr­wert las­se sich dem Ver­ord­nungs­text nicht ent­neh­men.
 
12/263 Kettenbefristung kann Missbrauch sein
  20.07.2012. Die im­mer er­neu­te Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags kann nach elf Jah­ren und 13 Verlänge­run­gen miss­bräuch­lich und da­mit un­wirk­sam sein. Das hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) vor­ges­tern im Kücük-Fall ent­schie­den: BAG, Ur­teil vom 18.07.2012, 7 AZR 443/09 (Kücük).
 
12/243 Falschauskunft als Indiz für Diskriminierung
  22.06.2012. Eben­so wie ab­ge­lehn­te Stel­len­be­wer­ber kei­nen An­spruch auf Aus­kunft über die Ab­leh­nungs­gründe ha­ben, muss der Ar­beit­ge­ber es auch nicht be­gründen, wenn er in ei­nem lau­fen­den Ar­beits­verhält­nis zu ei­ner Ver­trags­verlänge­rung nicht be­reit ist. An­ders als es zwei ak­tu­el­le Ur­tei­le des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs (EuGH) na­he­le­gen (Ur­teil vom 21.07.2011, C-104/10 - Kel­ly, Ur­teil vom 19.04.2012, C-415/10 - Meis­ter) ist auch ei­ne schlich­te Aus­kunfts­ver­wei­ge­rung kein In­diz für ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung. Al­ler­dings kann ei­ne Falschaus­kunft ein Dis­kri­mi­nie­rungs­in­diz sein, d.h. ein In­diz dafür, dass die Ab­leh­nung ei­ner wei­te­ren Ver­trags­verlänge­rung auf dis­kri­mi­ne­ren­den Mo­ti­ven be­ruht: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 21.06.2012, 8 AZR 364/11.
 
12/225 Altersdiskriminierung und Anerkennung von Berufserfahrung
  08.06.2012. Ei­ne ta­rif­li­che Höher­grup­pie­rung ist nicht al­ters­dis­kri­mi­nie­rend, wenn sie Be­rufs­er­fah­rung bei an­de­ren Kon­zern­un­ter­neh­men nicht an­er­kennt: Eu­ropäischer Ge­richts­hof, Ur­teil vom 07.06.2012, C-132/11 (Ty­ro­le­an Air­ways)
 
12/194 Urlaubsabgeltung bei Krankheit
  15.05.2012. Im No­vem­ber 2011 hat der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH) klar­ge­stellt, dass Ur­laubs­ansprüche bei lan­ger Kran­heit nicht "end­los" an­ge­spart wer­den müssen, son­dern auf ta­rif­ver­trag­li­cher Grund­la­ge z.B. 15 nach Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res un­ter­ge­hen können. Seit­dem ist um­strit­ten, wie die­ses Ur­teil in Deutsch­land um­ge­setzt wer­den muss. An­ders als an­de­re Lan­des­ar­beits­ge­rich­te meint das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Düssel­dorf, dass nur der Ge­setz­ge­ber oder die Ta­rif­part­ner be­fugt sind, ei­ne kon­kre­te zeit­li­che Gren­ze für den Ver­fall des Ur­laubs zu zie­hen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Düssel­dorf, Ur­teil vom 23.02.2012, 5 Sa 1370/11.
 
12/180 Urlaubsabgeltung nach langer Krankheit auch für Beamte
  04.05.2012. Be­am­te, die we­gen mehrjähri­ger Krank­heit ih­ren Ur­laub nicht neh­men können und dann in den Ru­he­stand tre­ten, können eben­so wie Ar­beit­neh­mer Ur­laubs­ab­gel­tung für den krank­heits­be­dingt nicht ge­nom­me­nen Ur­laub ver­lan­gen. Dies hat der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH) ges­tern in dem Fall ei­nes Frank­fur­ter Feu­er­wehr­man­nes ent­schie­den: EuGH, Ur­teil vom 03.05.2012, Rs. C-337/10 - Nei­del gg. Frank­furt.
 
12/160 Auskunftsanspruch des abgelehnten Stellenbewerbers?
  20.04.2012. Das Eu­ro­pa­recht ver­langt von den EU-Mit­glieds­staa­ten nicht, dass ab­ge­lehn­te Stel­len­be­wer­ber ei­nen An­spruch auf Be­gründung der Ab­leh­nungs­ent­schei­dung ha­ben. Al­ler­dings kann die "Ver­wei­ge­rung" sol­cher Auskünf­te ein In­diz für ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung sein. Die­se Recht­spre­chung bestätig­te der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH) am gest­ri­gen Ta­ge: EuGH, Ur­teil vom 19.04.2012, C-415/10 (Meis­ter).
 
12/159 Urlaub bei langer Krankheit
  19.04.2012.Mit sei­nem Ur­teil vom 22.11.2011 (C-214/10, KHS gg. Schul­te) hat der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH) sein vor ei­ni­gen Jah­ren gefäll­tes Grund­satz­ur­teil zum The­ma Ur­laub nach lan­ger Dau­er­krank­heit, d.h. sein Ur­teil vom 20.01.2009 (C-350/06, Schultz-Hoff) in we­sent­li­chen Punk­ten "entschärft". Sah es auf der Grund­la­ge des Schultz-Hoff-Ur­teils so aus, als könn­ten langjährig er­krank­te Ar­beit­neh­mer oh­ne je­de Be­gren­zung Ur­laubs­ansprüche an­sam­meln, hat der EuGH nun­mehr in sei­nem KHS-Ur­teil ei­ne zeit­li­che Be­gren­zung ab­ge­seg­net. Aber wie ist das KHS-Ur­teil im deut­schen Ar­beits­recht um­zu­set­zen?
 
12/045 Kündigung in der Probezeit und EU-Grundrechtecharta
  30.01.2012. Während der ers­ten sechs Mo­na­te ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses kann sich der Ar­beit­neh­mer ge­gen ei­ne Kündi­gung nur sel­ten mit Er­folg weh­ren. Dar­an ändert die Be­ru­fung auf die Char­ta der Grund­rech­te der Eu­ropäischen Uni­on (EU-Grund­rech­te­char­ta) nichts: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 08.12.2011, 6 AZN 1371/11.
 
12/043 Europarecht erlaubt Befristung zur Vertretung - auch jahrelang
  27.01.2012. Der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH) hat jah­re­lan­ge "Ket­ten­be­fris­tun­gen" von Ar­beits­verträgen zur Ver­tre­tung an­de­rer Ar­beit­neh­mer ab­ge­seg­net. Für Ar­beit­neh­mer und Ge­werk­schaf­ten ist das ei­ne enttäuschen­de Nach­richt: EuGH, Ur­teil vom 26.01.2012, Rs. C-586/10 (Kücük).
 
12/041 Das Europarecht schreibt einen Mindesturlaub von vier Wochen vor - ohne jährliche Mindestarbeitszeit
  25.01.2012. Ha­ben Ar­beit­neh­mer kei­nen Ur­laubs­an­spruch, wenn sie nicht min­des­tens zehn Ta­ge im Jahr ge­ar­bei­tet ha­ben, verstößt das ge­gen das EU-Recht, an das pri­va­te Ar­beit­ge­ber aber nicht ge­bun­den sind: Eu­ropäischer Ge­richts­hof, Ur­teil vom 24.01.2012, C-282/10 (Do­m­in­guez).
 
12/024 Diskriminierung bei der Bewerbung
  17.01.2011. Nach Art.8 der Richt­li­nie 2000/43/EG des Ra­tes vom 29.06.2000 zur An­wen­dung des Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes oh­ne Un­ter­schied der Ras­se oder der eth­ni­schen Her­kunft ha­ben ab­ge­lehn­te Stel­len­be­wer­bers kei­nen An­spruch auf Aus­kunft über das Er­geb­nis der Aus­wah­l­ent­schei­dung, über die Qua­li­fi­ka­ti­on er­folg­rei­cher Be­wer­ber und über die Aus­wahl­kri­te­ri­en des Ar­beit­ge­bers. Trotz­dem können sich Ar­beit­ge­ber mit der "Ver­wei­ge­rung" der Er­tei­lung sol­cher Auskünf­te in ein schlech­tes Licht set­zen, so dass Ar­beits­ge­rich­te ge­nau­er prüfen müssen, ob die ab­leh­nen­de Ent­schei­dung nicht viel­leicht doch auf ei­ner ver­bo­te­nen Dis­kri­mi­nie­rung be­ruh­te: Schluss­anträge des Ge­ne­ral­an­walts Pao­lo Men­goz­zi vom 12.01.2012, Rs. C-415/10 - Meis­ter.